Seagram

Seagram (vollständiger Name Seagram Company Ltd.) war ein großer in Montréal (Kanada) ansässiger Mischkonzern. Das Unternehmen war seinerzeit der weltweit größte Spirituosenhersteller und expandierte gegen Ende seines Bestehens in die Branchen Musik, Film/Fernsehen und Unterhaltung. Durch Fusionen und Verkäufe verschwand der Name Seagram weitgehend, die ehemaligen Kernbereiche sind inzwischen Teile der Unternehmen Pernod Ricard, Vivendi Universal und NBC Universal.

Das von den Architekten Ludwig Mies van der Rohe und Philip Johnson entworfene Seagram Building an der Park Avenue 375 in New York City – dem ehemaligen US-Sitz des Unternehmens – trägt den Namen Seagram noch.

Geschichte

In Waterloo im kanadischen Bundesstaat Ontario wurde 1857 eine Brennerei (distillery) gegründet, an der sich 1869 Joseph E. Seagram als Partner beteiligte. Seagram übernahm das Unternehmen 1883 und benannte es in Joseph E. Seagram & Sons um.

Samuel Bronfman gründete 1924 Distillers Corporation Ltd. in Montréal und profitierte in den 1920ern von der Prohibition in den USA, die seinem Unternehmen zu starkem Wachstum verhalf. 1928 kaufte Bronfman die kleine Brennerei Joseph E. Seagram & Sons mitsamt den Namensrechten daran, von Seagrams Erben ab.

Seagram, wie sich Distillers Corp. inzwischen nannte, verfügte über stattliche Mengen diverser Whiskey und war damit gut gerüstet für die Aufhebung der Prohibition im Jahre 1933. Das Unternehmen florierte und brachte der Familie Bronfman ein Vermögen ein, das praktisch unabhängig von der jeweiligen Wirtschafslage wuchs.

Durch diesen Erfolg wird der der Name Seagram in der Regel mit der Familie Bronfman in Verbindung gebracht, was fälschlicherweise zur Behauptung führt Samuel Bronfman habe Seagram gegründet. Bis zu seinem Tod im Jahre 1971 führte Samuel Bronfman das Unternehmen, welches daraufhin von seinem Sohn Edgar Bronfman sen. übernommen wurde.

Edgar sen. setzte auf Diversifikation des milliardenschweren Unternehmens und versuchte 1981 Conoco Inc., einen großen amerikanischen Öl- und Gasproduzenten zu übernehmen. Obwohl Seagram 32,2% des Unternehmens erwerben konnte, misslang die feindliche Übernahme, da der Chemiekonzern DuPont als "weisser Ritter" ins Spiel kam und Conoco übernahm. Im Austausch für die Anteile an Conoco erhielt Seagram allerdings 24,3% an DuPont. Bis 1995 war Seagram die grösste Einzelaktionärin von DuPont und stellte vier Sitze im Verwaltungsrat – 70% von Seagrams Einnahmen stammten zu dieser Zeit aus der Beteiligung an DuPont.

1987 übernahm Seagram den namhaften französischen Cognac-Hersteller Martell & Cie für 1,2 Milliarden US-Dollar.

Im Juni 1994 übergab Edgar sen. die Position des CEO seinem Sohn Edgar Bronfman Jr.. Unter Edgar Jr. begann fast umgehend der Umbau des Unternehmens in einen Medien- und Investmentkonzern.

Am 6. April 1995 gab DuPont bekannt, dass man die Seagram-Anteile zurückkaufen wolle, worauf Standard & Poor bekanntgab, dass dies eine Zurückstufung von Seagram zur Folge haben könnte, aufgrund ihrer langfristigen Verbindlichkeiten in Höhe von 4,2 Milliarden US-Dollar. Da Edgar Jr. darauf insitierte Seagram in einen Unterhaltungskonzern umbauen zu wollen, wurde das Geschäft durchgeführt.

Unter anderem mit dem Geld aus dem Aktienrückkauf von DuPont erwarb Seagram für geschätzte 5,7 Milliarden US-Dollar 80% der Music Corporation of America (MCA Inc.) vom japanischen Matsushita-Konzern. Die MCA-Holding wurde zugleich in Universal Studios umbenannt, aus der MCA Music Entertainment Group wurde die Universal Music Group. Für 1,7 Milliarden US-Dollar kaufte Seagram 1997 von Viacom die übrigen 50% an USA Network ab.

1998 wurde für 10,4 Milliarden US-Dollar PolyGram von Philips abgekauft. Die diversen Musiklabel die man sich dadurch zusammengekauft hatte, wurden in der völlig neu strukturierten Universal Music Group (UMG) zusammengefasst, welche daraufhin das weltweit grösste Musikunternehmen war.

Bereits 1999 werden diverse Getränkehersteller und Getränkemarken verkauft: Seagram Australia geht an Foster's; Mumm & Cie, Champagne Perrier-Jouët, sowie die Fruchtsaftmarke Tropicana gehen für insgesamt 4 Milliarden US-Dollar an verschiedene Unternehmen. Als im Jahr 2000 Vivendi schliesslich Seagram für 34 Milliarden US-Dollar aufkauft, werden alle noch verbliebenen Spirituosen- und Wein-Sparten mitsamt den Namensrechten für 8,1 Milliarden US-Dollar an die Unternehmen Pernod Ricard und Diageo verkauft.

Vivendi änderte den Namen in Vivendi Universal – in Anlehnung an die beiden großen Seagram-Unterhaltungssparten Universal Studios und Universal Music. Der Name Seagram verschwand von der Bildfläche und ist seither nur noch eine exklusive Marke bestimmter Produkte von Pernod Ricard und Diageo.