Parque Nacional Natural Chiribiquete

Parque Nacional Natural Chiribiquete
Tafelberg im Parque Nacional Natural Chiribiquete
Tafelberg im Parque Nacional Natural Chiribiquete
Tafelberg im Parque Nacional Natural Chiribiquete
Parque Nacional Natural Chiribiquete (Kolumbien)
Parque Nacional Natural Chiribiquete (Kolumbien)
Koordinaten: 0° 59′ 19″ N, 72° 34′ 35″ W
Lage: Kolumbien
Nächste Stadt: San José del Guaviare
Fläche: 27.823,536 km²
Gründung: 1989
Adresse: Parque Nacional Natural Serranía de Chiribiquete
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Der Parque Nacional Natural Chiribiquete ist ein im Jahr 1989 gegründeter kolumbianischer Nationalpark. Er erstreckt sich am Äquator in die zwei Departements Caqueta und Guaviare. Mit einer annähernd so großen Fläche wie Belgien von 28.000 km2 ist er einer der größten Nationalparks im Amazonasgebiet und der größte kolumbianische Nationalpark. Das Klima ist tropisch mit 24 °C Durchschnittstemperatur. Benannt ist der Park nach der Tafelberg-Landschaft Serranía de Chiribiquete, die den Park prägt. Ihr höchster Punkt liegt auf 1000 m über dem Meer. Der Name Chiribiquete entlehnt sich einer indigenen Sprache und bedeutet entweder Algen zum Salz machen, oder er nimmt Bezug auf eine Persönlichkeit aus einem Indigenen-Stamm. Prähistorische Bewohner haben Tausende Felszeichnungen hinterlassen, die den Park zu einem der bedeutendsten Fundstellen dieser Art auf dem amerikanischen Kontinent macht. Um die einzigartigen Naturdenkmäler und Kulturstätten besser zu schützen, wurde der Nationalpark 2012 in die nationale Vorschlagsliste des UNESCO-Welterbe aufgenommen.

Geographie

Der Nationalpark liegt im westlichsten Teil des Berglands von Guayana am Übergang der Llanos ins Amazonasgebiet. Er erstreckt sich am Äquator in die beiden kolumbianischen Departements Caqueta und Guaviare, zwischen 74° und 71°30' östliche Länge und 0°20' südlicher und 1°42' nördlicher Breite. Sein Höhenprofil reicht von 200 m bis zu einer Höhe von 1000 m über dem Meer. Bereits bei seiner Einrichtung war der Park mit einer Fläche von circa 12.800 km2 der größte kolumbianische Nationalpark.[1] Im August 2013 wurde der Park auf seine heutige Größe von 27.823,536 km2 ausgedehnt; seine Grenzen ergeben sich aus der Hydrographie des Parkes.[2]

Die namensgebende Bergformation, Serranía de Chiribiquete, ist Teil des Berglands von Guayana und setzt sich aus mehreren Tepuis zusammen. Die Bergmassive der Serranía de Chiribiquete teilen sich in das Macizo Norte, das Macizo Central und die Mesas de Iguaje. Teilweise reicht die Serranía über die Grenzen des Parks hinaus.[3][4] Das Macizo Norte liegt im nördlichen Teil des Parks im Departement Guaviare und beheimatet mit die höchsten Tafelberge. Sie reichen hier um die 800 Meter in die Höhe. Zur Formation gehört auch der Berg Cerro de Chiribiquete, der zwischen den Flüssen Macayá (auch Tunia genannt) und Ajajú liegt. Südlich der Flüsse Ajajú und Apaporis, gänzlich im Department Caqueta gelegen, befindet sich das Macizo Central. Nach Süden hin wird es vom San Jorge-Mesay-Yarí-Flusssystem begrenzt. Die Berge sind hier etwas niedriger und erreichen zwischen 350 Meter und 600 Meter. Schließlich liegen im Südosten des Parks die Mesas de Iguaje. Mit bis zu 400 Meter liegen hier die kleinsten Tafelberge.[5]

Hydrographie

Hydrographisch zählt die Region zum Amazonas. Im Parkgebiet dominieren zwei Flusssysteme, die in den Caquetá münden. Während die Wässer des Macizo Norte und aus Teilen des Macizo Central in das Macayá-Ajajú-Apaporis-Flusssystem fließen, erreichen die Wässer des restlichen Parkgebiets das San Jorge-Mesay-Yarí-Flusssystem.[6] Durch die Zusammensetzung des Bodens sind alle Flüsse im Gebiet Schwarzwasserflüsse.[5]

Der Fluss Macayá entspringt nahe der Stadt San Vicente del Caguán. Er streift den Park im Norden entlang der Hänge des Macizo Norte, deren Wässer er aufnimmt, und ergießt sich schließlich in den Ajajú. Die Quelle des Ajajú liegt im Osten der Savannenlandschaft Sabanas del Yarí. Er fließt östlich entlang der Hänge aller drei Bergmassive. Nach der Vereinigung mit dem Macayá nennt sich der Fluss Apaporis. Zusammen mit dem Macayá definiert der Apaporis die Nord- und Ostgrenze des Parks. In den Sabanas del Yarí liegt auch die Quelle des Yarí. Dieser trifft auf der westlichen Seite auf den Park und durchfließt ihn in Richtung Südosten. Dabei nimmt er den Tajisa und den Caño de los Huitotos auf, bevor er sich in den Mesay ergießt. Ein Großteil der südlichen Parkgrenze wird durch den Mesay und Yarí zusammen mit dem Yavillari und Luisa definiert. Der Rest der südlichen Grenze ergibt sich zum einen durch die jeweiligen Wasserscheiden des Apaporis und des Mesays mit dem Mirití-Paraná-System, zum anderen durch die Wasserscheiden zwischen Mesay und Caquetá, Mesay und Yarí sowie des Luisa mit dem Cuemaní. Der Mesay selbst entspringt zwischen dem Macizo Central und den Mesas de Iguaje. Einer seiner wichtigsten Zuflüsse ist der Tauraré der kurz zuvor den Saramano aufnimmt. Kurz vor der Mündung des Mesay in den Yarí strömt der Cunaré in den Mesay. Zusammen mit dem Yarí, dem Ajajú, dem Saramano und dem Nimaja definiert der Cunaré die westliche Grenze des Parks. Der Ursprung des Cunaré liegt im zentralen Tal des Mazico Norte. Auf seinem Weg nimmt er neben vielen kleineren Flüssen den San Jorge auf und mündet in den Mesay. Der San Jorge entspringt im Mazico Central und sammelt vornehmlich die Wässer der östlichen Hänge dieses Massivs ein. Ein weiterer mächtiger Fluss im Parkgebiet ist der Amú.[2][5]

Geologie und Geomorphologie

Neben niedrigeren nach Westen hin abgeflachten Tafelbergen prägen den Park bis zu 800 m hohe Tafelberge mit klar definierten, steilen Flanken. Während die flacheren Berge hauptsächlich im Gebiet des Mittellaufs des Mesay und im Bereich der Angostura-Stromschnellen des Caquetá gelegen sind, befinden sich die hohen Tafelberge über das gesamte kolumbianische Amazonasgebiet verstreut. Konzentriert treten die Tepuis im Oberlauf des Apaporis und in den Mittelläufen des Yarí und Caquetá auf. Die präkambrischen und paälozoikäischen Gesteine der Tepuis sind insbesondere im dichten Kern kristallin; weiter außen, wo die Erosion bereits zur Tafelbergstruktur beigetragen hat, bestehen sie aus Sedimenten.[3][7] Pseudokarstige Strukturen beeinflussen ihr Aussehen stark, beispielsweise durch turmartige Strukturen aus schwer löslichen Gesteinen, die auf einigen der Tafelberge in den Himmel emporragen.[3] Ein weiteres auffälliges Merkmal der Gesteinsformationen des Parks ist ein glänzender, lackartiger, schwarzer oder kaffeebrauner Überzug, der an vielen Stellen präsent ist. Er besteht aus Eisen-Oxid- und -Hydroxid-Verbindungen sowie aus den entsprechenden Magnesium-Verbindungen.[8]

Weitere flache beziehungsweise leicht wellige und abschüssige Teile des Geländes sind mit feinem weißen Sand bedeckt, der sich teilweise ebenfalls auf den Tepuis findet. Dieser Geländetyp herrscht vor allem am Oberlauf des Mesay, in Abschnitten des Yarí-Unterlaufs und Teilen des Oberlaufs des San Jorge sowie zwischen dem Macayá und dem Ajajú vor. Besonders dieser letzte Geländetyp legt die Vermutung nahe, dass das Gebiet ursprünglich einen wüstenähnlichen Charakter besaß.[8]

Ein weiterer Geländetyp, der insbesondere für die Flora des Parks sehr wichtig ist, sind die Risse in den Flussbetten.[4][8]

Darstellung der Araracuara-Stromschnellen im Reisebericht von Johann Baptist von Spix und Carl Friedrich Philipp von Martius. Die Falte aus dem Ordovizium bildet teilweise die Felsformation auf der linken Seite.

Tektonisch baut sich das Gebiet folgendermaßen auf. Mit am ältesten ist eine Falte aus dem Ordovizium, die einige Hügel zwischen dem Apaporis und dem Mesay formt sowie Teile der westlichen Seite des Araracuara-Stromschnellen-Bettes bildet. Das Gebiet dieser Falte wird als Araracuara-Gebiet bezeichnet, zu dem der Park geologisch gerechnet wird. Später hinterließen Verwerfungen im Mesozoikum in Nord-Süd-Richtung verlaufende Gräben und Horste. Erst im frühen Tertiär hob sich das Gelände um bis zu einem Kilometer und ermöglichte so das Entstehen der Tafelberge. Jüngere Erdzeitalter hatten vergleichsweise nur noch kleinere Einflüsse auf die Landschaft.[8][5]

Klima

Im Parkgebiet herrscht tropisches Klima mit circa 4500 mm Niederschlag jährlich bei meist bewölktem Himmel. Die wenigsten Niederschläge fallen dabei zwischen Dezember und Februar, die meisten zwischen April und Juli. Die jährliche Durchschnittstemperatur liegt bei 24 °C mit teils starken tageszeitlichen Schwankungen. So wird es insbesondere in den trockenen Monaten am Tag um die 32 °C warm, während das Thermometer in der Nacht auf circa 20 °C fällt. Auch ist der Temperaturunterschied zwischen den tiefen Parkzonen, in denen es bis zu 35 °C warm wird, und den hohen Parkzonen auf den Tepuis, wo es bis zu 2 °C kalt sein kann, sehr hoch. Die Luftfeuchtigkeit beträgt tagsüber im Mittel 40%, in der Nacht hingegen steigt sie auf 100%.[9][4][3][6]

Bioökologie

Sowohl die Flora als auch die Fauna der tropischen Regenwälder, der Savannen, an den Wänden der Berge und in den Spalten der Gesteine in den Flussbetten des Parks sind bisher nur lückenhaft erforscht. Insbesondere die Oberflächen einiger Tafelberge sind noch komplett unerforscht. Allein die hohe Artenzahl in den kleinen, bislang erforschten Bereichen deutet auf eine enorme Artenvielfalt hin. So wird vermutet, dass fast 75 % der Pflanzenarten des gesamten kolumbianischen Amazonas- und Guayana-Gebietes auch im Parkgebiet vorkommen.[10][4]

Vegetation

Die botanische Forschung im kolumbianischen Guayana-Bergland begann 1820 mit Carl von Martius, der allerdings nicht bis in das Gebiet der Sierra de Chiribiquete vorstieß. Erstmals im Parkgebiet forschte Richard Evans Schultes zusammen mit G. Gutierrez und Carl O. Grassl in den Jahren 1943 und 1944 für die Rubber Development Corporation. Er war auf der Suche nach Kautschuk, das unter anderem aus dem in der Region häufigen Balatabaum (Manilkara bidentata) gewonnen wird. Obwohl viele Arten durch diese Expeditionen und die in den darauffolgenden Jahren beschrieben wurden, bekam die botanische Forschung erst mit Errichtung des Nationalparks nennenswerten Schwung. Bereits 1998 waren 549 Pflanzenarten bekannt, die zu 315 verschiedenen Gattungen zählen, welche wiederum in 107 verschiedene Familien gestellt werden. Dabei galten elf Arten als endemisch im Park und 167 als endemisch in Guayana.[7] Insgesamt weist die Flora des Parks eine starke Verwandtschaft mit jener der Berge von Araracuara und der Mesa de la Lindosa auf. Große Teile der Vegetation lassen sich entweder Wäldern oder Savannen zuordnen.[5][11]

Wälder

Im Parkgebiet kommen hauptsächlich vier verschiedene Waldvegetationszonen vor: Tieflandregenwälder, Galeriewälder, Bonnetia-Wälder und Wälder auf durch Erosion entstandenem Boden.[5] Zu den häufigsten Baumarten im Parkgebiet zählen Pourouma cecropiaefolia, Qualea paraensis, Inga acrocephala, Iryanthera laevis, Hevea guianensis und Psedolmedia laevis.[4]

Tieflandregenwälder bedecken fast alle Teile der nicht in Bergnähe gelegenen Parkteile. Je nachdem, ob sie in der Nähe eines Flusses periodischen Überschwemmungen ausgesetzt sind oder in trockenen Regionen liegen, setzt sich ihr Artenspektrum verschieden zusammen. In überschwemmten Waldregionen dominiert Mauritiella aculeata; in trockenen Regionen nimmt das Artenspektrum zu und der Wald wird insgesamt dichter und höher. Häufig sind hier Vertreter der Familien Vochysiaceae, Hülsenfrüchtler (Leguminosae), Rötegewächse (Rubiaceae) und Lorbeergewächse (Lauraceae).[5]

Wie die überschwemmten Tieflandregenwälder säumen Galeriewälder die Flüsse im Park. Galerieweälder werden aber nicht überschwemmt und auf ihrer flussabgewandten Seite schließt sich ein trockener Tieflandregenwald oder ein Bonnetia-Wald an. In den Galeriewäldern treten oft die Bäume Ormosia macrophylla, Dimorphandra pennigera, Pagamea coriaceaea, Licania-Arten, Cyrilla racemiflora, Clusia columnaris, Cybianthus fulvopuverulentis, Protium haptaphyllum und Hevea nitida auf.[5]

Neben der bezeichnungsgebenden Bonnetia martiana dominiert in Bonnetia-Wäldern auch die Senefelderopsis chirbiquetensis. Die Böden sind hier meist besonders dünn, so dass der steinige Untergrund zu Tage tritt; gleichzeitig steht viel Licht zur Verfügung, da die Blattdecke nicht sehr dicht ist. Dies macht sich sehr oft der Korbblütler Gongylolepis martiana zu nutze.[5]

Wälder, deren Boden durch Erosion entstanden ist und eine meist mehrere Dezimeter mächtige Schicht von Lockersedimenten aufweist, finden sich häufig an den flacheren Hängen am Fuße der Tafelberge. Je nachdem, ob es sich um ein trockeneres Gebiet mit viel weißem Sand handelt, oder ein von Wasser durchflossenes Terrain, sind die Charakteristiken verschieden und es dominieren verschiedene Pflanzenarten. Im ersten Fall erreichen die Bäume um die 10–15 Meter und stehen sehr dicht. Die häufigste Art in trockenen Gebieten ist das Balsambaumgewächs Protium heptaphyllum. Im zweiten Fall nimmt die Artenvielfalt deutlich zu und es wachsen vornehmlich Vertreter der Gattungen Ocotea, Remijia, Micrandra und Schefflera.[5]

Savannen

Savannen prägen insbesondere in den höher gelegen Regionen des Parks das Landschaftsbild. Der Untergrund in diesen Zonen ist überwiegend steinig und ein Großteil der Pflanzen hat sich in Felsspalten verankert. Je nach dominierendem Artenspektrum werden mehrere Savannen-Vegetationstypen im Park unterschieden. Croton- und Bonnetia-Savannen werden je nach Bodenbeschaffenheit entweder von Croton-Arten oder von Bonnetia martiana dominiert. Je mehr Boden auf dem steinigen Untergrund übrig geblieben ist, desto stärker tendiert das Gleichgewicht in Richtung Bonnetia martiana. Ein zweiter Savannentyp wird fast ausschließlich durch Vellozia phantasmagoria-Gemeinschaften geprägt. An den Stellen, wo noch genügend Boden vorhanden ist, mischen sich Croton-Arten darunter. In den Übergangszonen zwischen Fels und bodenbedeckten Zonen finden sich zudem unter anderem Lagenocarpus pendulus, Diacidia parvifolia und Aechmea chantinii. Im dritten Typ herrschen Gemeinschaften von Navia garcia-barrigae vor. Dieser Typ tritt insbesondere in stark geneigten Hängen auf, deren Untergrund nur aus dem nackten Fels besteht. Entsprechend den unwirtlichen Bedingungen ist das Artenspektrum hier weiter eingeschränkt.[5]

Andere Zonen

Auf Grund der besonderen Geologie im Nationalark, treten weitere spezielle Vegetationszonen auf. Ein sehr außergewöhnlicher Lebensraum sind beispielsweise die Steilhänge der Tafelberge, wo oft Navia-Arten und Croton suavis wachsen. Xyris- und Lentibulariaceae-Arten bevorzugen hingegen Tümpel und andere zeitweise unter Wasser stehende Gebiete, die sich durch Aushöhlungen der Felsen ergeben. Auch in dauerhaft unter Wasser stehenden Gebieten wie Flüssen hat sich eine spezielle Vegetation entwickelt. Insbesondere wenn der Flusslauf seichter als 30 cm ist und einen felsigen Untergrund aufweist, siedelt sich beispielsweise Utricularia neottioides an.[5]

Fauna

Jede dieser Vegetationszonen bietet verschiedenen Arten einen Lebensraum. Durch die schwere Erreichbarkeit wurden bislang nur einige Tiergruppen beziehungsweise einige Regionen genauer erforscht. Am Besten erforscht ist die Zone rund um die Forschungsstation Puerto Abeja die ungefähr auf Äquatorhöhe am Mesay in einer Savanne liegt.[9][12][13]

Ein Forschungsschwerpunkt bilden die Vögel, deren Artenspektrum an vielen Stellen im Park erforscht wurde. Mindestens 355 Vogelarten aus 47 Familien und 18 verschiedenen Ordnungen sind im Parkgebiet nachgewiesen; beispielsweise die nur im Chiribiquete-Gebiet vorkommende endemische Kolibri-Art Chiribiquete-Smaragdkolibri (Chlorostilbon olivaresi). Weitere neun Arten wurden, außer im Parkgebiet, in Kolumbien nur sehr selten gefunden: die Diskuselfe (Discosura longicauda), Ords Faulvogel (Notharchus ordii), der Wellenbauch-Baumsteiger (Hylexetastes stresemanni), der Palmsteiger (Berlepschia rikeri), Hylophylax punctulata, Elaenia cristata, Attila citriniventris, der Grauorganist (Euphonia plumbea) und Dolospingus fringilloides.[12]

Ebenfalls als gut erforscht gelten die Fledermäuse. Es sind bislang 48 Fledermausarten bekannt.[9] Die mit Abstand meisten Arten zählen zu den Blattnasen (Phyllostomidae). Jeweils etwas weniger als die Hälfte der Fledermausarten ernähren sich von Insekten oder Früchten; weitere Arten ernähren sich von Pollen und Nektar, Blut oder Fleisch. Während die auf Insekten und Früchte spezialisierten Arten in allen Vegetationszonen des Parks auftreten, kommen die auf andere Nahrungsquellen spezialisierten Arten jeweils nur in ausgewählten Vegetationszonen des Parks vor. Insgesamt wurde die größte Diversität in den Savannen gefunden und die geringste in den teilweise überschwemmten Waldzonen. Zu den am häufigsten nachgewiesenen Arten gehören: Anoura geoffroyi, Carollia brevicauda, Rhinophylla pumillio und Artibeus jamaicensis.[13][9]

In der Klasse der Säugetiere sind neben den Fledermäusen unter anderem sieben Primatenarten nachgewiesen. Heraus sticht eine der wenigen nachtaktiven Affenarten, der Spix-Nachtaffe. Weiter sind drei Otterarten, acht Nagetiere und vier Katzenarten bekannt. Von letzteren nimmt der Jaguar als kultisches Tier der ersten Bewohner der Region eine besondere Stellung ein. In den Flüssen sind die Delphinart Sotalia fluviatilis als auch die Flussdelphinart Amazonasdelfin Inia geoffrensis hervorzuheben.[14][9]

Zu den Delphinen gesellen sich allein im Mesay rund um die Forschungsstation Puerto Abeja 79 Fischarten aus 16 Familien und vier Ordnungen. Mit rund 80% überwiegen Salmlerartige (Characiformes); es folgen Welsartige (Siluriformes), Barschartige (Perciformes) und Rajiformes. Die genaue Abundanz der einzelnen Arten gilt als noch nicht abschließend erforscht. Gerade die häufigsten Einzelarten Brycon falcatus, Triportheus elongatus, Triportheus albus und Pimelodus blochii sind Schwarmfische, wodurch sie bei den stichprobenartigen Nachweisen die gemessene Abundanz verfälschen können.[15]

Die höchste Biodiversität haben die Insekten, von denen bisher 72 Käferarten, 313 Tagfalter, 261 Ameisenarten, 43 Mückenarten und sieben neue Libellenarten gefunden wurden.[9][16]

Kulturelle Bedeutung

Die Besiedlung beziehungsweise die kulturelle Bedeutung des Gebietes lässt sich anhand von Funden teilweise bis ins Ende des Pleistozäns hinein nachweisen.[9][6]

Eine der Felszeichnungen aus dem Nationalpark.

Über 20.000 Felszeichnungen an mehr als 80 Stellen sind eine der ältesten, noch heute sichtbaren Spuren menschlicher Präsenz. Damit gilt das Gebiet als eines der bilderreichsten in Amerika.[17] Meist finden sich die Zeichnungen in schlecht zugänglichen, höher gelegenen kleinen Höhlen von geringer Tiefe. Gehäuft treten sie insbesondere entlang mutmaßlicher früherer Wege auf, wie sie zum Beispiel durch natürliche Canyons vorgegeben wurden. Unter den hauptsächlich einfarbigen Zeichnungen befindet sich eine Art Grundierung, von der manche Forscher vermuten, dass sie auch von älteren Zeichnungen stammen kann. Stilistisch sind die Zeichnungen teils naturalistisch, teils seminaturalistisch und teils piktogrammartig oder ideogrammartig ausgeführt. Die Stile wurden meist für bestimmte Situationen genutzt. So werden einzeln stehende Szenen meist naturalistisch dargestellt.

Thematisch lassen sich die Zeichnungen folgendermaßen einteilen. Die erste Gruppe bilden Tierformen, die meist naturalistisch oder seminaturalistisch gezeichnet wurden. Ein Viertel zeigt Jaguare; sehr häufig ist mit 17% auch Wild, wie beispielsweise Hirsche und Elche gezeigt. Weitere abgebildete Tiere sind Capybaras, Stachelschweine, Schlangen, Vögel, Affen und Insekten. Die zweite Gruppe bilden menschenartige Darstellungen, die meist seminaturalistisch bis schematisch ausgeführt sind. Häufige Motive sind hier Jagd-, Tanz- und Essszenen. Eine dritte Gruppe bilden botanische Bilder, die sich fast ausschließlich auf Palmen beschränken. Zu sehen sind sowohl die Anwendung der Palme als Wedel, als auch ihr Entstehungsprozess vom Samen bis zur Pflanze. Hier herrscht wiederum der naturalistische und seminaturalistische Stil vor. Eine weitere Gruppe bilden ideographische Darstellungen. Beispiele hierfür sind Hände und Füße aber auch Innereien von Tieren.[6][18][17]

Die genaue Besiedlungsgeschichte von den Erschaffern der Felszeichnungen bis in die heutige Zeit ist nicht abschließend geklärt. Als nächster gesicherter Punkt ist bekannt, dass in der jüngeren Geschichte das Gebiet der Karijona im Parkgebiet lag. Neben den Yukos gelten sie als die einzigen zur Carib-Sprachfamilie gehörenden Ethnien auf dem Gebiet Kolumbiens. Die vielen verschiedenen gebräuchlichen Namen für die Ethnie führten zu Verwechslungen und falschen Zuschreibungen. Dennoch deuten die Etymologie der Toponyme und andere Anzeichen darauf hin, dass weitere Ethnien aus dem Kreis der Tucano-Sprachen, Arawak-Sprachen und der Uitoto den Ort als mythologisches Zentrum nutzten. Einige dieser Ethnien stammten vermutlich aus Brasilien, Ecuador und Peru. Im Kult der Karijona lebt Gott in einer der Höhlen am Fuße der Tafelberge. Der Name des Gebiets selbst, Chiribiquete, stammt entweder aus der Sprache der Karijona und bedeutet Algen zum Salz machen oder er referenziert auf eine Uitoto-Persönlichkeit.[11]

Als die mutmaßlich ersten Weißen, in Person der Missionare um Francisco Requena, das Gebiet 1782 erreichten, berichteten sie von mehr als 15.000 Karijona. Diese bevölkerten damals insbesondere die Ufer-Regionen des Cunaré, des Mesay, des Amú und des Yarí. Mit dem Kautschuk-Boom wurden die meisten Indigenen getötet, vertrieben oder versklavt. Es gilt als sicher, dass spätestens 1932 kein Karijona mehr im ursprünglichen Territorium lebte. Heute leben noch einige zurückgekehrte Karijona beziehungsweise andere Indigene und Bauern im Gebiet des Parkes. Ihre Siedlungen gehören zu Calamar, Miraflores und Solano. Es gibt Hinweise darauf, dass noch einige Gruppen von Karijona, Murui und Urumi im Parkgebiet leben, die bis heute keinerlei Kontakte zur modernen Zivilisation hatten.[11][2]

Ziele, Maßnahmen und Nutzung

Durch die Ausweisung des Nationalparks sollen sowohl das Ökosystem als auch die kulturellen Stätten geschützt und für die Zukunft erhalten werden. In der jüngsten Erweiterungsresolution vom August 2013 wurden diese übergeordneten Ziele in sechs Kernziele gefasst:[2]

  1. Schutz des Ökosystems als westlichster Teil der biogeographischen Region des Berglands von Guayana, um sowohl endemische wie bedrohte Arten als auch den natürlichen Übergang vom Anden- in das Amazonas-Biom zu erhalten
  2. Dämpfender Effekt auf Klimaveränderungen, durch die hydrologische Regulierung der Flussläufe des Tunia, des Apaporis, des Yarí und des Caquetá
  3. Regionale Klimaregulierung und Erhaltung der Anpassungsfähigkeit des Ökosystems unter globalen Klimaveränderungen durch die Regenwälder
  4. Erhaltung kultureller Stätten, wie beispielsweise der Petroglyphen
  5. Schutz Indigener, die bisher noch keinen oder nur minimalen Kontakt mit der modernen Zivilisation hatten
  6. Erhaltung der Leistungsfähigkeit des Ökosystems für die in der Gegend lebenden Menschen

Zur Erreichung dieser Kernziele wurde unter anderem 2007 ein Managementplan verabschiedet, der verschiedene Maßnahmen festlegt. Dieser setzt auf verschiedenen Ebenen an. Auf der einen Seite wird beispielsweise die ökologische Bildung in der Region gefördert um das Bewusstsein und Verständnis für den Park zu verbessern. Auf der anderen Seite wird die Erforschung des Parks gefördert. Zusätzlich wurde der in eine historische und unantastbare Zone eingeteilt. Die historische Zone umfasst alle Gebiete in der Felszeichnungen und andere archäologische Zeugnisse gefunden wurden. Alle anderen Gebiete werden der unantastbaren Zone zugeschlagen.[9][19] Zur weiteren Verbesserung des Schutzstatus wurde das Gebiet im Jahr 2012 in die kolumbianische Tentativliste aufgenommen. Dies ist einer der ersten Schritte auf dem Weg zur Eintragung als UNESCO-Welterbe.[17]

Da nur Forschungsaufenthalte im Park gestattet sind, ist eine touristische Infrastruktur nicht vorhanden. Der Zugang ist nur mit dem Boot über den Río Caquetá, von da aus zu Fuß, oder per privatem Flugzeug möglich.[9][19]

Einzelnachweise

  1. Resolution Nr. 120 vom 21. September 1989 des kolumbianischen Landwirtschaftsministeriums. (online auf parquesnacionales.gov.co)
  2. a b c d Resolution Nr. 1038 vom 21 August 2013 des kolumbianischen Ministeriums für Umwelt und nachhaltige Entwicklung. (online auf parquesnacionales.gov.co)
  3. a b c d Carlos Castaño Uribe: Sierras y Serranías de Colombia. I/M Editores, Cali 1999, ISBN 958-96749-1-7 (online auf: imeditores.com).
  4. a b c d e Carolina Jaramillo Seligmann (Hrsg.): Colombia Parques Naturales. Villegas Editores, Bogotá 2006, ISBN 958-8156-88-2, S. 447.
  5. a b c d e f g h i j k l Javier Estrada, Javier Fuertes: Estudios botanicos en la Guayana colombiana: 4. Notas sobre la vegetacion y la flora de la Sierra de Chiribiquete. In: Revista de la Academia Colombiana de Ciencias Exactas, Físicas y Naturales. Band 18, Nr. 71, 1993, S. 483–497 (online auf: accefyn.org.co [PDF]).
  6. a b c d Javier Baena Preysler, et al.: Pinturas rupestres y ocupación humana en la Sierra del Chiribiquete. In: Revista de Arqueología. Band 180, 1996, S. 14–23.
  7. a b Rocio Cortés, Pilar Franco, J. Orlando Rangel: La flora vascular de la Sierra de Chiribiquete, Colombia. In: Caldasia. Band 20, Nr. 2, 1998, S. 103–141 (online auf: digital.unal.edu.co).
  8. a b c d J.G. Vergara: Estudios geológicos de la Sierra de Chiribiquete y zonas aledañas. Parque Nacional Natural Chiribiquete. In: Revista de la Academia Colombiana de Ciencias Exactas, Físicas y Naturales. Band 19, Nr. 73, 1994, S. 275–286 (online auf: accefyn.org.co [PDF]).
  9. a b c d e f g h i Parque Nacional Natural Serranía de Chiribiquete. Abgerufen am 8. September 2013 (spanisch).
  10. R. Cortés, P. Franco: Análisis panbiogeográfico de la flora de Chiribiquete, Colombia. In: Caldasia. Band 19, Nr. 3, 1997, S. 465–478 (online auf: digital.unal.edu.co).
  11. a b c Roberto Franco: Los carijonas de Chiribiquete. 1. Auflage. Fundación Puerto Rastrojo, Bogotá 2002, ISBN 958-33-4458-3, S. 218.
  12. a b Mauricio Álvarez, et al.: Aves del Parque Nacional Natural Serranía deChiribiquete, Amazonia-Provincia de la Guyana, Colombia. In: Biota Colombiana. Band 4, Nr. 1, 2003, S. 49–63 (online auf: humboldt.org.co).
  13. a b O. Montenegro, M. Romero: Murciélagos del sector sur de la Serranía de Chiribiquete, Caquetá, Colombia. In: Revista de la Academia Colombiana de Ciencias Exactas, Físicas y Naturales. 23 (Suplemento Especial), 1999, S. 641–649 (online auf: accefyn.org.co [PDF]).
  14. Burton K. Lim, Mark D. Engstrom, José Ochoa G.: Preliminary checklist of the mammals of the Guiana Shield. Smithsonian Institution, Washington, DC 2004. (online auf botany.si.edu)
  15. Ivonne Bejarano, María del Pilar Blanco, José Iván Mojica: La Comunidad Íctica del Río Mesay durante el Periodo de Aguas Altas (CAQUETA, AMAZONIA COLOMBIANA). In: Caldasia. Band 28, Nr. 2, 2006, S. 359–370 (online auf: ciencias.unal.edu.co [PDF]).
  16. J.A. Molina, et al.: Fauna de insectos hematófagos del sur del Parque Natural Nacional Chiribiquete, Caquetá, Colombia. In: Biomédica. Band 20, Nr. 4, 2000, S. 314–326 (online auf: revistabiomedica.org).
  17. a b c Permanent Delagation of Colombia to UNESCO: Chiribiquete National Park. Abgerufen am 28. September 2013 (englisch).
  18. Carlos Castaño-Uribe, Thomas Van der Hammen (Hrsg.): Arqueología de Visiones y Alucinaciones del Cosmos Felino y Chamanístico de Chiribiquete. Parques Nacionales Naturales de Colombia, Bogotá 2006, ISBN 958-97802-3-7, S. 230.
  19. a b Resolution Nr. 34 vom 26 Januar 2007 des kolumbianischen Ministeriums für Umwelt, Wohnraum und Gebietsentwicklung. (online auf parquesnacionales.gov.co)

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