Ministerium für Glück und Wohlbefinden

Logo

Das Ministerium für Glück und Wohlbefinden (MfG) ist ein interaktives Kunstprojekt, das die Themen Glück und Lebensfreude „spielerisch und humorvoll ins Gespräch bringen“ und zum „Umdenken und Mitmachen motivieren“ will.[1] Es hat sich nach eigenen Angaben zur Aufgabe gemacht, Ideen- und Impulsgeber für einen kulturellen Wandel zu sein, nach dem Vorbild des Landes Bhutan, in dem Glück zum Staatsziel erklärt wurde.[2] Die zwei Initiatoren, Gina Schöler und Daniel Clarens, gründeten das Projekt im Rahmen ihres Studiums an der Mannheimer Fakultät für Gestaltung.[3] Ein leicht veränderter Bundesadler rückt ihr Logo deutlich in die Nähe von Bundesministerien, was als Provokation gedacht war, jedoch bei einigen Politikern positiv aufgenommen wurde.[4]

Hintergrund

In den Jahren 2011 bis 2013 hat die Enquete-Kommission "Wohlstand, Wachstum und Lebensqualität" des deutschen Bundestages beraten. Diese Kommission beschäftigte sich mit Alternativen zum Bruttoinlandsprodukt.[5][6] Der UN-Generalsekretär Ban Ki-moon forderte ein neues ökonomisches Paradigma, das neben wirtschaftlichen Zielgrößen gleichgewichtig auch die Bereiche Soziales und Umwelt umfassen sollte.[7] Gleichzeitig galt jedoch nach Ansicht der taz-Autorin Leonie Sontheimer in der deutschen Wirtschaftspresse unverändert das „Wachstums-Paradigma“. Die dort anzutreffende „Überhöhung des Wirtschaftswachstums“ war mit ein Anstoß[8] für Axel Kolaschnik, seinen Studenten die Aufgabe zu stellen, eine Kampagne zu entwickeln, „die einen Wertewandel in der Gesellschaft anstoßen sollte.“[8][5] Mit der Kampagne sollte die Botschaft vermittelt werden, dass es „so wie es läuft nicht ewig weitergehen könne“.[6][9][6] Die Studenten erdachten im Rahmen dieser Kampagne das Projekt "Ministerium für Glück und Wohlbefinden".[9] Anfangs finanzierten die Studenten ihre Aktivitäten selbst.[10]

Ziele

Laut dem Projekt müsse das Glück individuell erarbeiten werden.[11] Das Projekt hat es sich nach eigenen Angaben zur Aufgabe gemacht, diesen Prozess aktiv zu begleiten und mitzugestalten.[12] Es gehe nicht um „eine Zwangsbeglückung oder eine Diktatur des Glücks“,[11] sondern um „kleine Schupser“ (Nudges), die dazu motivieren sollen, sich selbst die Frage nach dem Glück zu beantworten.[11]

Die Initiatoren des Projekts sehen ihre Aufgabe darin, eine bundesweite Diskussion anzustoßen.[13][6] das Projekt wolle keine „trockene Glücks- oder Politikdiskussionen“ führen, sondern Menschen „neugierig machen“.[14] Glück soll als Politikziel verankern werden,[13] damit die Politik sich mehr um das Glück der Menschen kümmere[15][11] und Rahmenbedingungen setze, die ein faires Miteinander ermöglichen sollen.[2]

Die Deutschen, die nach einigen Untersuchungen eher als unglückliches Volk gelten, würden „zu viel arbeiten, zu viel auf Geld und Status schauen und dabei zu oft vergessen, was wirklich“ zähle.[16] Das Projekt will eine Diskussion um Werte anstoßen[10] und den Blick auf das gesellschaftliche Wohl der Menschen lenken.[10] Die zentrale Frage laute dabei: „Wie leben wir in einer Welt von Morgen?“[17]

Die Generation Y der unter 30-Jährigen wolle demnach nicht mehr leben, um zu arbeiten[13] und wolle weniger konsumieren und mehr genießen.[15][18] Laut Gina Schöler seien es die „kleinen Dinge im Leben sind, auf die es ankommt und die man aufmerksamer wahrnehmen“ müsse.[5][19]

Jede politische Entscheidung könnte laut dem Projekt darauf geprüft werden, inwieweit sie mit dem Glück der Bevölkerung vereinbar ist.[10]

Aktionen

  • Am 16. Mai 2013 fand ein Picknick-Flashmob mit 40 Personen auf dem Berliner Alexanderplatz statt. An diesem Tag sollte der Abschlussbericht der Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages zum Thema „Wachstum, Wohlstand, Lebensqualität veröffentlicht werden.[20][10][13]
  • Im Auftrag der Bundesjustizministers Heiko Maas wurde im Rahmen der Regierungsstrategie "Gut leben in Deutschland" eine Veranstaltung in Mannheim mit Interviews begleitet und ein einführender Workshop abgehalten.[21][4]
  • Am 17. Juni 2013 wurde der Film „What happiness is“ in Mannheim gezeigt. Dieser Film dokumentiert, wie wichtig das Thema Glück in Bhutan ist.[20]
  • In Coburger wurde der Film „Speed - Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ gezeigt und den Zuschauern ein Einblick in die Kampagne des Ministeriums für Glück vermittelt.[19]
  • Am 20. März, dem Weltglückstag, ausgerufen von den Vereinten Nationen, haben sich 800 Personen an der Aktion des Ministeriums für Glück im Jahr 2014 beteiligt, einen Stuhl in den öffentlichen Raum zu stellen, um damit ein Zeichen zu gesetzt, einmal Pause zu machen.[22][23]
  • Am 10. November 2014 nahm das Ministeriuem für Glück an der Kongress-Messe Future-Convention in Frankfurt teil.[24]
  • Ein Erste Hilfe Glücks-Set wurden in der Innenstadt von Mannheim aufgehängt, um zu etwas mehr Glück und Wohlbefinden der Bewohner beizutragen.[25][6]
  • Als Bilder dokumentierte Aktionen: „Glück lauert hinter jeder Ecke“, „Was macht dich Glücklich“, „Glücksspielkarten“[26]
  • Gemeinsam mit der Konrad-Adenauer-Stiftung wurden Schulworkshops organisiert und begleitet.[20][27]
  • Es werden „Glücksspielkarten“ herausgegeben. Eine der Aufgabe ist zum Beispiel: Verschenke bei der nächsten Gelegenheit ein selbstgemachtes Geschenk.[20][13]
  • Es wurden Straßenumfragen durchgeführt, ein Aktionstag, ein Malwettbewerb, Podiumsdiskussionen und Vortragsreihen.[2][26]
  • Es gab Einladungen in den Bundestag, zu Kongressen und Messen, ausgebuchte Kinoevents mit Vorträgen von namhaften Glücksexperten, tausende Facebookfans, sehr viele Radio- und Zeitungsinterviews, einen Flashmob, Straßenaktionen und eine rege und emotionale Anteilnahme der Bevölkerung.[28][29]
  • Auf einer Facebook-Seite bittet das Ministerium um „Glücksgeschichten“.[15] Unter der Fragestellung „Was macht dein Leben bunt?“ können Glücksempfinder ihre persönliche Story veröffentlichen.[30][31]

Kontroverse

Es wird von Kritikern hinterfragt, ob Glück ein sinnvolles Politikziel sein kann.[13][15] Für den Philosophen Tilo Wesche von der Universität Basel ist die Politik mitverantwortlich, einen Raum für einen gemeinsamen Diskurs über Glück zu schaffen.[8] „Auch wir im Westen hätten ein solches Glücksministerium nötig“, sagt der Regisseur des Dokumentarfilms „What Happiness Is“ Harald Friedl, da nur so eine Wertediskussionen auf höchster politischer Ebene stattfinden könnte.[32][33]

Preise

  • 2013: „Communicator 2013“ vom Kommunikations-Verband[34]
  • 2014: „Marketing-Preis der Metropolretion Rhein-Neckar vom Marketing-Club Rhein-Neckar[35]
  • Zukunftspreis Kommunikation[36]
  • 2014: Nominiert zum Bundespreis Ecodesign[37]
  • 2014: European Institut for Commercial Communications Education (edcom)[38]
  • 2015: Jugendpreis im Großherzogtum Luxemburg[39]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Aufbruch Bremen, o. J.
  2. a b c Ministerium für Glück und Wohlbefinden, Design – Made-in-Germany, o. J.
  3. Das deutsche „Ministerium für Glück und Wohlbefinden“, o. J.
  4. a b Immer auf der Suche nach dem Glück, von Rolf Kienle, Rhein-Neckar-Zeitung, 2. Januar 2016.
  5. a b c Fehlt uns ein Glücksministerium?, von Hülya Atasoy, Luxemburger Wort, 4. August 2013.
  6. a b c d e Der EM-Online-Tipp: Ministerium für Glück gefordert, Engel magazin.de, o. J.
  7. Tag des Glücks, Mannheimer Designstudenten propagieren ein „Ministerium für Glück und Wohlbefinden“, Deutschland.de, 19. März 2014.
  8. a b c Ein neues, beliebtes Ministerium, von Leonie Sontheimer, taz, 17. August 2013.
  9. a b Die Glücksminister im Interview: Gina Schöler & Daniel Clarens, von Florian, 2013.
  10. a b c d e Glücklich Leben (PDF) von Renate Reckziegel, Mittelbadische Presse 9. Mai 2013, S. 3: Die Denkanstoß-Kampagne.
  11. a b c d Die Glücksministerin, D-Radio Wissen, o. J.
  12. Initiative: Das Ministerium für Glück, Radio Regenbogen.
  13. a b c d e f Studenten wollen ein Ministerium für Glück, von Alexandra Rojkov, Die Zeit, 2. August 2013.
  14. Glück ist ein Ministerium, von Werner Sturmberger, 8. November 2013.
  15. a b c d Glück in Schwarz-Rot-Gold, von Alexandra-Rojkov, Süddeutsche Zeitung, jetzt.de, 25. Juli 2013.
  16. Glück in Tüten, Selbsternannte Ministerin, von Johannes Böhme, von Johannes Böhme, Süddeutsche Zeitung, 5. Oktober 2015.
  17. Glücklich! Was heist das?, von Sonja Lindenkreuz, inklusive Ablaufplan, 15. Februar 2013.
  18. Glücksministerium soll Menschen in Deutschland zufriedener machen, von Elisabeth Mittendorfer, Der Standard, 8. November 2013.
  19. a b Die Glücksministerin in Coburg, von Christiane Lehmann , inFranken.de, 16. Dezember 2015.
  20. a b c d Rhein-Neckar-Blog, Schülerinnen und Schüler auf der Suche nach dem Glück, von Ziad-Emanuel Farag, 16. Juli 2013.
  21. Ministerium für Glück, von Heike Frank.
  22. Interview von fräulein im glück, 3. September 2014.
  23. Weltglückstag Das Glück, mal Pause zu machen, von Jennifer Stötzel, Kölner Stadt-Anzeiger, 24. März 2014.
  24. Konkress-Messe Future-Convention (PDF), S.7, 8, 75 f., 80.
  25. Erste Hilfe Glücks-Set vom Ministerium für Glück und Wohlbefinden, 31. März 2015.
  26. a b Landesschau Baden-Württemberg, SWR Fernsehen, 19. Januar 2015.
  27. Ministerium für Glück, Workshops an Schulen und Diskussion mit Politikern, von Regina Dvořák-Vučetić, 31. Juli 2013.
  28. Ministerium für Glück und Wohlbefinden, GutesLeben.info.
  29. Dokumentation einer transmedialen Kommunikationskampagne, von Julia, 4. November 2013.
  30. Neues vom Ministerium für Glück, von Conny Dollbaum, 25. Februar 2016.
  31. Buntes Buchprojekt
  32. ARD Themenwoche 2013, 16. bis 22. November, Interview von Ingo Fischer.
  33. Die Zwei vom Ministerium für Glück, von Von Thomas Reinhardt, 1. August 2013.
  34. Preis Kommunikator 2013 – an Gina Schöler und Daniel Clarens, 6. Juni 2014.
  35. Marketing-Club Rhein-Neckar würdigt excellentes Marketing aus der Region, Sonderpreis „Young Professionals“, 18. November 2013.
  36. Wegweisende Projekte für das neue Kommunikationszeitalter beim „Zukunftspreis Kommunikation“ ausgezeichnet, Kategorie Society, 10. November 2014.
  37. Grüne Kommunikion kommt weiter, nominierte 2014.
  38. EDCOM – Thesis Competition (PDF).
  39. Erster Jugendpreis würdigt sechs Projekte, Kategorie Kampagne, 8. Mai 2015.