„Homosexualität und Christentum“ – Versionsunterschied

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''„Wird der gesetzgebenden Versammlung zum ersten Mal ein Gesetzentwurf zu Gunsten der rechtlichen Anerkennung homosexueller Lebensgemeinschaften vorgelegt, hat der katholische Parlamentarier die sittliche Pflicht, klar und öffentlich seinen Widerspruch zu äußern und gegen den Gesetzentwurf zu votieren. Die eigene Stimme einem für das Gemeinwohl der Gesellschaft so schädlichen Gesetzestext zu geben, ist eine schwerwiegend unsittliche Handlung.“''</blockquote>
''„Wird der gesetzgebenden Versammlung zum ersten Mal ein Gesetzentwurf zu Gunsten der rechtlichen Anerkennung homosexueller Lebensgemeinschaften vorgelegt, hat der katholische Parlamentarier die sittliche Pflicht, klar und öffentlich seinen Widerspruch zu äußern und gegen den Gesetzentwurf zu votieren. Die eigene Stimme einem für das Gemeinwohl der Gesellschaft so schädlichen Gesetzestext zu geben, ist eine schwerwiegend unsittliche Handlung.“''</blockquote>


Kritiker des Vatikans bezweifeln die Achtung, von der hier (und auch im [[Weltkatechismus]]) gesprochen wird, im Fall der Unterscheidung zwischen heterosexuellen Priesteramtsanwärtern und homosexuellen Priesteramtsanwärtern in einer jüngeren Veröffentlichung des Vatikans, wonach Kandidaten, ''„die Homosexualität praktizieren, tiefsitzende homosexuelle Tendenzen haben oder eine sogenannte homosexuelle Kultur unterstützen“'', nicht für das Priesteramt zugelassen werden können und ''„leichte homosexuellen Tendenzen“'' mindestens drei Jahre vor der Diakonenweihe überwunden sein müssen.<ref>[http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30378/1.html Wozu das Zölibat taugt? Die Antwort ist einfach. Zum Kinderficken]</ref><ref>[http://www.vatican.va/roman_curia/congregations/ccatheduc/documents/rc_con_ccatheduc_doc_20051104_istruzione_ge.html Instruktion über Kriterien zur Berufungsklärung von Personen mit homosexuellen Tendenzen im Hinblick auf ihre Zulassung für das Priesteramt und zu den heiligen Weihen]</ref>
Kritiker des Vatikans bezweifeln die Achtung, von der hier (und auch im [[Weltkatechismus]]) gesprochen wird, im Fall der Unterscheidung zwischen heterosexuellen Priesteramtsanwärtern und homosexuellen Priesteramtsanwärtern in einer jüngeren Veröffentlichung des Vatikans, wonach Kandidaten, ''„die Homosexualität praktizieren, tiefsitzende homosexuelle Tendenzen haben oder eine sogenannte homosexuelle Kultur unterstützen“'', nicht für das Priesteramt zugelassen werden können und ''„leichte homosexuellen Tendenzen“'' mindestens drei Jahre vor der Diakonenweihe überwunden sein müssen.<ref>[http://www.vatican.va/roman_curia/congregations/ccatheduc/documents/rc_con_ccatheduc_doc_20051104_istruzione_ge.html Instruktion über Kriterien zur Berufungsklärung von Personen mit homosexuellen Tendenzen im Hinblick auf ihre Zulassung für das Priesteramt und zu den heiligen Weihen]</ref>


Innerhalb der Kirche wird diese Haltung jedoch nicht mehr in allen Ländern von der Mehrheit der katholischen Laien getragen, sondern es gibt hier große kulturelle Unterschiede zwischen den verschiedenen katholischen Gebieten. Nach einer aktuellen Befragung, die von der Bischofskonferenz Brasiliens in Auftrag gegeben wurde, geben 62 % von 1831 befragten katholischen Priestern an, dass sie die Verurteilung der Homosexualität durch die katholische Kirche nicht teilen.<ref>[http://www.networld.at/index.html?/articles/0417/15/79989.shtml Networld:Artikel]</ref>
Innerhalb der Kirche wird diese Haltung jedoch nicht mehr in allen Ländern von der Mehrheit der katholischen Laien getragen, sondern es gibt hier große kulturelle Unterschiede zwischen den verschiedenen katholischen Gebieten. Nach einer aktuellen Befragung, die von der Bischofskonferenz Brasiliens in Auftrag gegeben wurde, geben 62 % von 1831 befragten katholischen Priestern an, dass sie die Verurteilung der Homosexualität durch die katholische Kirche nicht teilen.<ref>[http://www.networld.at/index.html?/articles/0417/15/79989.shtml Networld:Artikel]</ref>
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== Alt-Katholische Kirche ==
== Alt-Katholische Kirche ==
Die [[Altkatholische Kirche|altkatholische]] Kirche in Deutschland und die [[christkatholische Kirche]] in der Schweiz vertreten eine eher liberale Haltung gegenüber der Homosexualität<ref>[http://www.heise.de/tp/r4/artikel/30/30378/1.html Wozu das Zölibat taugt? Die Antwort ist einfach. Zum Kinderficken]</ref>.
Die [[Altkatholische Kirche|altkatholische]] Kirche in Deutschland und die [[christkatholische Kirche]] in der Schweiz vertreten eine eher liberale Haltung gegenüber der Homosexualität.


Es gibt besondere Liturgien für die Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren, die sich jedoch deutlich vom Ehesakrament unterscheiden.
Es gibt besondere Liturgien für die Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren, die sich jedoch deutlich vom Ehesakrament unterscheiden.

Version vom 23. Mai 2009, 11:45 Uhr

Zur Homosexualität gibt es innerhalb des Christentums keine einheitliche Meinung.

Die römisch-katholische Kirche, die Orthodoxe Kirchen, die Anglican Church of Kenya die Anglikanische Kirche von Uganda, die Provincia Anglicana del Cono Sur de América, die Episcopal Church of the Sudan und die meisten evangelikalen und pfingstlerischen[1] Protestanten sind der Meinung, Lesben und Schwule müssten zölibatär leben oder heterosexuelle Ehen eingehen, um Gottes Willen zu entsprechen. Einige religiöse Führer konservativer Prägung betrachten die Lesben- und Schwulenbewegung als Auslöser für Naturkatastrophen und große Gefahr für das Abendland.

Kirchen, die sich akzeptierend gegenüber Homosexualität positionieren, sind unter anderem die Metropolitan Community Church, die Alt-Katholischen Kirche, die Episkopalkirche der Vereinigten Staaten von Amerika, die Anglican Church of Canada, die United Church of Christ, die lutherischen, reformierten und uniierten Landeskirchen der EKD, die Protestantische Kirche in den Niederlanden, die Dänische Volkskirche, die Norwegische Kirche, die Schwedische Kirche, die Evangelisch-Lutherische Kirche Finnlands und die Isländische Staatskirche. Organisationen, die in Deutschland spezifisch die Interessen von Homosexuellen in den Kirchen vertreten, sind die Ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche (HuK e. V.)[2], die evangelikale Initiative Zwischenraum[3] und die ehemals mit ihr assoziierte ökumenische Initiative „Christlich-Sicher-Geborgen“[4], sowie die IKvu.

Aussagen der Bibel zu gleichgeschlechtlichen sexuellen Handlungen

→ für detailliertere Angaben siehe Hauptartikel: Homosexualität im Neuen Testament, Homosexualität im Alten Testament, Segnungen gleichgeschlechtlicher Paare

In der Bibel gibt es nur wenige Stellen, in denen sexuelle Handlungen zwischen gleichgeschlechtlichen Menschen direkt thematisiert wird. Das Alte Testament verbietet sexuelle Praktiken und sieht für diese die Todesstrafe vor:

„Du darfst nicht mit einem Mann schlafen, wie man mit einer Frau schläft; das wäre ein Gräuel.“

(3 Mos 18,22 EU)

„Schläft einer mit einem Mann, wie man mit einer Frau schläft, dann haben sie eine Gräueltat begangen; beide werden mit dem Tod bestraft; ihr Blut soll auf sie kommen.“

(3 Mos 20,13 EU)

Im Neuen Testament wird im Paulus-Brief an die Römer und einigen weiteren Stellen keine prinzipiell davon abweichende Auffassung vertreten:

„Darum lieferte Gott sie entehrenden Leidenschaften aus: Ihre Frauen vertauschten den natürlichen Verkehr mit dem widernatürlichen; ebenso gaben die Männer den natürlichen Verkehr mit der Frau auf und entbrannten in Begierde zueinander; Männer trieben mit Männern Unzucht und erhielten den ihnen gebührenden Lohn für ihre Verirrung. [...] Sie erkennen, dass Gottes Rechtsordnung bestimmt: Wer so handelt, verdient den Tod. Trotzdem tun sie es nicht nur selber, sondern stimmen bereitwillig auch denen zu, die so handeln.“

(Röm 1,26-32 EU)

Römisch-Katholische Kirche

Siehe Hauptartikel: Homosexualität und römischer Katholizismus

Die römisch-katholische Kirche besteht darauf, dass „jeder Person dieselbe fundamentale Identität zukommt, Geschöpf zu sein und durch die Gnade Kind Gottes, Erbe des ewigen Lebens“ und weigert sich von daher, eine Person ausschließlich als „heterosexuell“ oder „homosexuell“ einzustufen.[5] Sie unterscheidet klar zwischen homosexuellen Neigungen und homosexuellem Tun. Gemäß der römischen Glaubenskongregation ist die homosexuelle Neigung oder Tendenz zwar objektiv ungeordnet[6][7] und nicht dem Schöpfungssinn von Sexualität entsprechend, aber als solche noch nicht sündhaft, während bewusst und frei vollzogene homosexuelle Akte als schwere Sünde angesehen werden. Personen mit homosexuellen Neigungen sind wie alle Christen dazu aufgerufen, ein keusches Leben zu führen.

Diese Position wird auf die Auslegung der Bibel in der lebendigen Tradition der Kirche, deren enge Verbindung in Dei Verbum betont wird, zurückgeführt. Auslegungen, die dieser Tradition widersprechen und Pressionsgruppen, die fordern, dass die katholische Kirche ihre Lehre bezüglich Homosexualität ändern solle, werden strikt abgelehnt. Andererseits sind die Bischöfe ermutigt, Seelsorgeformen zu unterstützen, die homosexuelle Personen auf allen Ebenen ihres geistlichen Lebens fördern, und die christliche Gemeinschaft ist aufgefordert, ihren homosexuellen Brüdern und Schwestern beizustehen, ohne sie zu enttäuschen oder in die Isolation zu treiben.[5]

In einer Stellungnahme der Kongregation für die Glaubenslehre vom 3. Juni 2003[8] wird bezüglich einer rechtlichen Billigung von homosexuellem Verhalten und homosexuellen Lebensgemeinschaften festgestellt:

„Nach der Lehre der Kirche kann die Achtung gegenüber homosexuellen Personen in keiner Weise zur Billigung des homosexuellen Verhaltens oder zur rechtlichen Anerkennung der homosexuellen Lebensgemeinschaften führen.“

„Das Gemeinwohl verlangt, dass die Gesetze die eheliche Gemeinschaft als Fundament der Familie, der Grundzelle der Gesellschaft, anerkennen, fördern und schützen. Die rechtliche Anerkennung homosexueller Lebensgemeinschaften oder deren Gleichsetzung mit der Ehe würde bedeuten, nicht nur ein abwegiges Verhalten zu billigen und zu einem Modell in der gegenwärtigen Gesellschaft zu machen, sondern auch grundlegende Werte zu verdunkeln, die zum gemeinsamen Erbe der Menschheit gehören.“

„Wird der gesetzgebenden Versammlung zum ersten Mal ein Gesetzentwurf zu Gunsten der rechtlichen Anerkennung homosexueller Lebensgemeinschaften vorgelegt, hat der katholische Parlamentarier die sittliche Pflicht, klar und öffentlich seinen Widerspruch zu äußern und gegen den Gesetzentwurf zu votieren. Die eigene Stimme einem für das Gemeinwohl der Gesellschaft so schädlichen Gesetzestext zu geben, ist eine schwerwiegend unsittliche Handlung.“

Kritiker des Vatikans bezweifeln die Achtung, von der hier (und auch im Weltkatechismus) gesprochen wird, im Fall der Unterscheidung zwischen heterosexuellen Priesteramtsanwärtern und homosexuellen Priesteramtsanwärtern in einer jüngeren Veröffentlichung des Vatikans, wonach Kandidaten, „die Homosexualität praktizieren, tiefsitzende homosexuelle Tendenzen haben oder eine sogenannte homosexuelle Kultur unterstützen“, nicht für das Priesteramt zugelassen werden können und „leichte homosexuellen Tendenzen“ mindestens drei Jahre vor der Diakonenweihe überwunden sein müssen.[9]

Innerhalb der Kirche wird diese Haltung jedoch nicht mehr in allen Ländern von der Mehrheit der katholischen Laien getragen, sondern es gibt hier große kulturelle Unterschiede zwischen den verschiedenen katholischen Gebieten. Nach einer aktuellen Befragung, die von der Bischofskonferenz Brasiliens in Auftrag gegeben wurde, geben 62 % von 1831 befragten katholischen Priestern an, dass sie die Verurteilung der Homosexualität durch die katholische Kirche nicht teilen.[10] Eine ältere Umfrage vom Januar 2001, durchgeführt von der Utrechter Universität im Auftrag der Zeitschrift „Gay Krant“, ergab, dass von 339 befragten katholischen Priestern in Holland 56 % eine gleichgeschlechtliche Partnerschaft in ihrer Kirche segnen würden, 83 % würden dies im Privaten tun[11]. In den Vereinigten Staaten ergab eine Umfrage, dass 55 % der Katholiken gegen die gleichgeschlechtliche Ehe sind[12]. So zeigt sich auch bei manchen katholischen Theologen inzwischen eine andere Haltung[13]; andere Strömungen halten freilich mit dem offiziellen Lehramt der Kirche fest an der traditionellen Ablehnung[14].

Orthodoxe Kirchen

Die Orthodoxe Kirche hält sich in ethischen Fragen an die traditionelle Auffassung des Christentums der ersten Jahrhunderte. Bloße homosexuelle Neigungen gelten nicht als Sünde, da jeder Mensch böse Neigungen habe. Die praktische Auslebung von Homosexualität gilt dagegen als Sünde. Die Gläubigen sind angehalten, bösen Neigungen aller Art, darunter auch der Homosexualität, nicht nachzugeben, sondern sie ihr Leben lang zu bekämpfen.

Nach der Weihe von Gene Robinson zum ersten offen in einer homosexuellen Partnerschaft lebenden Bischof der zur anglikanischen Kirchengemeinschaft gehörigen Episcopal Church haben Papst Shenouda III. von der koptisch-orthodoxe Kirche, Patriarch Ignatius Zakka I. Iwas von der Syrisch-orthodoxen Kirche und Katholikos Aram I. von der Armenischen Apostolischen Kirche vorgeschlagen, weitere ökumenische Gespräche mit der anglikanischen Kirche zu verschieben, bis die diesbezügliche Situation in der anglikanischen Gemeinschaft geklärt ist. Die Russisch-Orthodoxe Kirche brach nach der Bischofsweihe von Robinson alle Zusammenarbeit mit der Episcopal Church ab.

Ein Großteil der Rastafari-Anhänger vor allem auf Jamaika, die sich teilweise der Äthiopisch-Orthodoxen Tewahedo-Kirche angeschlossen haben, pflegen eine ausgesprochene Ablehnung der Homosexualität – unter anderem sichtbar in der Reggae-Musik, in der u. a. zum Mord an Schwulen und Lesben aufgerufen wird (siehe auch Murder music). Allerdings finden sich solche Texte vor allem im säkularen Dancehall-Reggae, weniger im religiösen Roots Reggae.

Protestantische Kirchen

Da diese Kirchen und Gemeinschaften keine gemeinsame oberste weltliche Autorität kennen (außer der Bibel) gibt es hier eine große Bandbreite an ethischen Haltungen.

Konservative Denominationen wie die Southern Baptist Convention in den Vereinigten Staaten verurteilen Homosexualität oft noch wesentlich schärfer als die römisch-katholische Kirchenleitung. Manche konservativen evangelischen Freikirchen sehen in Homosexualität eine schwere Sünde, wollen aber ihre Ablehnung nicht auf die vermeintlichen Sünder ausdehnen und akzeptieren daher enthaltsame Schwule und Lesben. So gibt es gerade auch in der Ex-Gay-Bewegung Stimmen, die die Ablehnung von Homosexuellen deutlich verurteilen. So sagt Stanton L. Jones: "If you cannot empathize with a homosexual person because of fear of or revulsion toward them, then you are failing our Lord." (Wenn du aus Angst oder Ablehnung nicht mit einer homosexuellen Person mitfühlen kannst, enttäuschst du unseren Herrn-) [15] Allerdings ist die kulturelle Norm von Ehe und Familie in diesen Gruppen oft sehr stark, auch wenn ein zölibatäres Leben aufgrund neutestamentlicher Texte akzeptiert wird. Deshalb ermuntern sie Menschen, die vom gleichen Geschlecht sexuell angezogen werden, durch Gebet eine persönliche Beziehung zu Jesus Christus aufzubauen und mit Therapie und Selbsthilfegruppen der Ex-Gay-Bewegung ihr Leben so zu ändern, damit sie künftig im Einklang mit ihrem Verständnis des göttlichen Willens leben können - zölibatär oder heterosexuell verheiratet.

Viele evangelische Mainstream-Kirchen, darunter auch die meisten EKD-Landeskirchen, sind gemäßigt und liberal. Auch international gibt es Lutherische Kirchen, Reformierte Kirchen und Unierte Kirchen (wie beispielsweise die United Church of Christ oder die United Church of Canada), die gleichgeschlechtliche Paare in den Kirchen akzeptieren und Segnungen von gleichgeschlechtlichen Paaren erlauben. Einige stellen homosexuelle Geistliche, die in einer gleichgeschlechlichen Beziehung leben, in der Besoldung und Versorgung gleich, so dass Geistliche auch in den Pfarrhäusern mit ihren Partnern zusammenleben dürfen. Presbyterianer lassen zwar bisher keine Segnungen gleichgeschlechtlicher Paare zu, akzeptieren hingegen gleichgeschlechtliche Mitglieder in den Kirchen.

Zu den evangelischen Kirchen mit einer liberalen Haltung zählen die EKD, die United Church of Christ, die Protestantische Kirche in den Niederlanden, die reformierten Kantonalskirchen des Schweizerischerischen Evangelischen Kirchenbundes in der Schweiz und insbesondere die Metropolitan Community Church sowie die skandinavischen Volkskirchen: Schwedische Kirche, Norwegische Kirche, Evangelisch-Lutherische Kirche Finnlands und die Isländische Staatskirche.

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) vertritt allgemein eine liberalere Haltung zur Homosexualität. So können in einigen Landeskirchen der EKD homosexuelle Pastoren mit ihrem standesamtlich liierten Partner offiziell im Pfarrhaus leben und wohnen und werden in einigen Landeskirchen (z. B. Nordelbien, Bremen, Rheinland) besoldungsrechtlich wie Ehepaare behandelt. In anderen Landeskirchen (z. B. Württemberg) wird von Seiten der Kirchenleitung das Zusammenleben akzeptiert, aber nicht besoldungsrechtlich gleichgestellt. Die folgenden Landeskirchen der EKD erlauben eine öffentliche Segnung dieser standesamtlich liierten Partnerschaften in ihren Kirchen, soweit die Ortspastorin bzw. der Ortspastor einverstanden ist: Rheinland, Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Nordelbien, Braunschweig, Pfalz, Hessen-Nassau, Oldenburg, Bremen, Westfalen und Mitteldeutschland.

Die Generalsynode der United Church of Christ sprach sich am 4. Juli 2005 in Atlanta mit großer Mehrheit als erste größere Kirche in den USA dafür aus, dass gleichgeschlechtliche Paare das Recht auf Heirat erhalten sollten und Segnungen in den Kirchen erlaubt sind.

Die Metropolitan Community Church wendet sich explizit an LGBT („LesBiSchwule“) Menschen und bietet ihnen Kirchliche Trauungen an. [16]

Die weltweite Evangelisch-methodistische Kirche hat einen Beschluss gefasst, in dem die Praxis der Homosexualität als unvereinbar mit der christlichen Lehre dargestellt wird, und erlaubt daher weder offene, nicht-zölibatäre Lesben und Schwule als Geistliche noch die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare (Book of Discipline, Par. 304.3). Sie hat in ihrer Generalkonferenz 2005 mit Zweidrittelmehrheit eine Lockerung dieser Bestimmungen über Homosexualität abgelehnt. Die Methodistische Kirche in Großbritannien entschied sich auf ihrer Jahreskonferenz Juni 2006 dagegen, gleichgeschlechtliche Paare zu segnen.[17].

Alt-Katholische Kirche

Die altkatholische Kirche in Deutschland und die christkatholische Kirche in der Schweiz vertreten eine eher liberale Haltung gegenüber der Homosexualität.

Es gibt besondere Liturgien für die Segnung von gleichgeschlechtlichen Paaren, die sich jedoch deutlich vom Ehesakrament unterscheiden.

Eine generelle Gleichstellung von homosexuellen Partnerschaften bezüglich der Institution bzw. dem Sakrament der Ehe wird abgelehnt mit der Begründung, die Besonderheit der Ehe zwischen Mann und Frau sei schöpfungstheologisch auf die Lebensweitergabe hin angelegt und würde somit den Schöpfungswillen Gottes am deutlichsten verwirklichen. Ebenso wird die Adoptionen von Kindern in homosexuellen Partnerschaften aus Sorge um die Kinder abgelehnt, da die Erfahrung der Entwicklungspsychologie und das religiöse Verständnis zeigen würden, dass ein Kind bei seiner Entwicklung auf einen weiblichen und männlichen Elternteil angewiesen sei.[18]

In seinem Hirtenbrief zum Ehesakrament stellte Bischof Joachim Vobbe seine Haltung zum Thema gleichgeschlechtlicher Partnerschaften wie folgt dar:

„Unbestritten dürfte für uns Christen sein, dass gleichgeschlechtlich empfindende Menschen einen ebensolchen Anspruch darauf haben, zu lieben und geliebt zu werden und – vor allem – sich selbst achten zu dürfen, wie andere Menschen auch. Unbestritten ist weiter, dass Bindungen an die Nachfolge Jesu, Liebe und Treue einen biblisch begründeten Eigenwert haben – jenseits der Bewertung sexueller Orientierung oder gar konkreter sexueller Praktiken.“

„Sicherlich darf man feststellen, dass eine gleichgeschlechtliche Verbindung (…) etwas anderes ist als eine Ehe. Grad der Verbindlichkeit, Ziel, Dauer und Intensität der Verbindung sind nicht per se den Regeln einer Ehe unterworfen. Eine Zeugung von Kindern aus eigener Partnerschaft ist nicht möglich und ja auch eigentlich nicht intendiert. Die künstliche Insemination oder die Befruchtung durch einen „Leihvater“ bei lesbischen Paaren oder die Adoption von Kindern durch homosexuelle Paare wird nicht zuletzt aufgrund der wachsenden Erkenntnisse über den Wert der Bipolarität und Komplementarität von Mann und Frau in der Erziehung beziehungsweise über den Wert der Kenntnis unserer biologischen Eltern als ethisch äußerst problematisch angesehen und von den Kirchen der Ökumene wie auch von anderen, nichtkirchlichen Meinungsträgern abgelehnt.“

„Die Frage einer Segnung kann sich aber meines Erachtens an den Kriterien messen lassen, an denen sich auch andere nichteheliche, individuelle gemeinschaftliche und/oder zölibatäre Lebensformen orientieren, nämlich: Wollen die Menschen, um die es hier geht, ihr Leben gemeinsam (oder, im Falle von Zölibatären, allein) aus dem Geist der Nachfolge Jesu Christi gestalten und in den Horizont Seiner Verheißungen stellen? Und – eventuell: in welchen speziellen Punkten wollen sie dies tun? Diese Fragen beziehen sich auf individuelle Regeln, an die sich konkrete Menschen einvernehmlich binden wollen. Sie sind mithin nicht Sache einer offiziellen, einheitlich-kirchenamtlich geregelten Institution und Liturgie, sondern sollten von den betroffenen Personen oder Personengruppen mit dem Seelsorger vor Ort in Verantwortung vor dem Wort Gottes, der Lehre der Kirche und der Situation der Lokalgemeinde entschieden werden.“[19]

„In diesem Zusammenhang möchte ich stellvertretend für meine eigene Kirche ein Schuldbekenntnis nachholen: Die Kirche hat – vermutlich aufgrund ihrer eigenen distanzierten Einstellung – beharrlicher geschwiegen zur Ausgrenzung, Verfolgung, Verstümmelung und Tötung homosexueller Menschen als zu manchen anderen Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Es ist deshalb verständlich, wenn das Verhältnis von Homosexuellen zur Kirche immer noch mitgeprägt ist von Traumatisierungen. Aufgrund dieser geschichtlichen Belastung ist es wohl bisweilen noch recht schwer, unbefangen miteinander umzugehen und differenzierende Aussagen zu machen, die nicht als Diffamierung oder Diskriminierung empfunden werden.“

Die insgesamt liberale Haltung der Altkatholischen Kirche hat zu einem gewissen Zulauf durch Homosexuelle geführt, die zu einer christlichen Kirche gehören wollen, aber in den größeren Kirchen ausgegrenzt werden.

Prinzipiell werden homosexuelle Menschen als Amtsträger akzeptiert. So konnte der homosexuelle Priester Christian Blankenstein auch nach seinem Outing im österreichischen Fernsehen an seiner Pfarrstelle bleiben. Zu Konflikten führte jedoch seine Teilnahme an der schwulen Kontaktplattform GayRomeo, und als er die Situation in der Tageszeitung "Der Standard" als Mobbing bezeichnete, wurde das Amtsverhältnis im gegenseitigen Einvernehmen aufgelöst. [20][21]

Anglikanische Kirche

In der Anglikanischen Kirche ist die Haltung zur Homosexualität höchst umstritten: akzeptierend die anglikanischen Provinzen in den Vereinigten Staaten und Kanada, ablehnend in der Mehrheit der Provinzen in der Dritten Welt. Die Brisanz dieser Frage nahm mit der Weihe von Gene Robinson als Bischof von New Hampshire zu. Für weitere Information zur Haltung bezüglich der Segnung gleichgeschlechtlicher Paare, siehe hier.

Zeugen Jehovas

Die Zeugen Jehovas warnen nach ihrer Überzeugung davor, seine Mitmenschen zu hassen, selbst wenn man „einen starken Abscheu gegen bestimmte Lebensweisen“ empfindet und empfehlen allen Christen „mit allen Menschen Frieden zu halten“ (Röm 12,9 EU; 12,17-19 EU). Sie warnen auch explizit davor, Homosexuelle zu misshandeln oder missachten, denn nach dem christlichen Glauben würden wahre Christen ihre Mitmenschen als mögliche Nachfolger Christi betrachten und sie mit Respekt und Würde behandeln. Gleichzeitig werden homosexuelle Handlungen von den Zeugen Jehovas allerdings ausdrücklich als Sünde abgelehnt, da dies kein „normaler Lebensstil“ sei.[22] Schwule und Lesben werden, sofern sie jemals Mitglied waren und nicht abstinent leben, aus der Glaubensgemeinschaft ausgeschlossen.[23]

Christian Science

Innerhalb Christian Science gibt es verschiedene Standpunkte. Nach einer vorübergehenden Liberalisierung haben im Bostoner Vorstand in jüngster Zeit wieder konservativere Kräfte das Sagen. Die Initiative Emergence International engagiert sich für eine Neubewertung.

Kirchliche Stellungnahmen zu staatlichen Gesetzen

In Kulturen, die die Homosexualität traditionell ablehnen, wird diese Ablehnung in der Regel sowohl von den christlichen Kirchen als auch vom Islam befürwortet, was sich auch auf Gesetze gegen Homosexualität bezieht. So befürwortet die Church of Nigeria nicht nur bestehende „Sodomie“-Gesetze gegen männliche Homosexualität, sondern befürwortete 2006 auch ein neues Gesetz[24], welches nicht nur gleichgeschlechtliche Partnerschaften und Partnerschaftsfeiern verhindern sollte, sondern jegliche Unterstützung von LGBT-Organisationen und -Aktivitäten unter Strafe gestellt hätte.[25] Der Nationale Rat der christlichen Kirchen Singapurs sprach sich 2007 für eine Beibehaltung des „Sodomie“-Artikels 377A des Strafgesetzes aus und forderte noch eine Erweiterung auf weibliche homosexuelle Akte.[26] In Ruanda gibt es bisher keine Sonderstrafgesetze gegen Homosexuelle, aber Moralgesetze die gegen Homosexuelle angewendet werden. Der Anglikanische Erzbischof Emmanuel Kolini, seit 1998 Oberhaupt der Church of the Province of Rwanda, seit 2002 auch jener der von der Ortskirche abgespaltenen Anglican Coalition in Canada, forderte die Regierung auf ihre Initiative für ein spezifisches Verbot homosexueller Handlungen rasch umzusetzen, denn „Menschen müssen sich vermehren. Alles andere führt zur Vernichtung.“[27] Führer der äthiopisch-orthodoxen, der römisch-katholischen und der protestantischen Kirchen in Äthiopien forderten im Dezember 2008 neben der bestehenden Strafbarkeit mannmännlicher Sexualkontakte eine Änderung der Verfassung, welche einen Bann gegen Homosexuelle enthalten soll. Solche Leute sollen nicht toleriert werden, „die müssen dumm sein, blöd wie Tiere. Wir lehnen das Verhalten strikt ab, sie sind zu disziplinieren und ihre Akte zu diskriminieren, ihnen muss eine Lektion erteilt werden.“[28]

Literatur

Quellen

  1. Tages-Anzeiger: Siegeszug des enthusiastischen Christentums
  2. epd:HuK – Kirche offener gegenüber Homosexuellen
  3. Zwischenraum
  4. Christlich-Sicher-Geborgen
  5. a b Deutsche Bischofskonferenz:Schreiben der Kongregation für die Glaubenslehre an die Bischöfe der katholischen Kirche über die Seelsorge für homosexuelle Personen 30. Oktober 1986
  6. FAZ:„Objektiv ungeordnet“ Klares Nein des Vatikan zur Gleichstellung homosexueller Partnerschaften – Ein Auszug
  7. HuK:Schreiben der Kongregation für die katholische Erziehung (November 2005): Instruktion über Kriterien zur Berufungsklärung von Personen mit homosexuellen Tendenzen im Hinblick auf ihre Zulassung für das Priesterseminar und zu den Heiligen Weihen
  8. Vatikan:Erwägungen zu den Entwürfen einer rechtlichen Anerkennung der Lebensgemeinschaften zwischen homosexuellen Personen, 3. Juni 2003
  9. Instruktion über Kriterien zur Berufungsklärung von Personen mit homosexuellen Tendenzen im Hinblick auf ihre Zulassung für das Priesteramt und zu den heiligen Weihen
  10. Networld:Artikel
  11. Advocate:Artikel
  12. Pew Forum, 2003
  13. beispielsweise Dominikaner:Lexikon für Theologie und Kirche
  14. Kirchengemeinde St.Josef Österreich:Die sittliche Beurteilung der Homosexualität
  15. Baird und Baird: Homosexuality: Debating the Issues, 1995, Prometheus Books, ISBN 978-1573920032, S. 253
  16. MCC Köln
  17. Methodist Church votes on same sex blessings
  18. Christkatholische Kirche: Homosexualität
  19. Bischof Joachim Vobbe: Gott traut uns. Wir trauen Gott. Gedanken zum Ehesakrament. S. 39 ff. Alt-Katholischer Bistumsverlag 2003, ISBN 3-934610-19-6.
  20. Der Standard: Schwuler Pfarrer klagt über Mobbing
  21. Erklärung des Gemeindevorstands
  22. Erwachet vom 8. Dezember 1997. „Allgemein gesagt, sind Christen deshalb nicht schnell dabei, ihre Mitmenschen zu hassen. Selbst wenn sie einen starken Abscheu gegen bestimmte Lebensweisen empfinden, sind sie nicht darauf aus, anderen Schaden zuzufügen, und sie hegen auch keinen Groll gegen diese Menschen und wollen ihnen nichts Böses. Vielmehr rät die Bibel Christen, ‘mit allen Menschen Frieden zu halten’“ … „Die Bibel läßt keinen Raum für Rechtfertigungen, Zugeständnisse und Doppeldeutigkeit: Homosexuelle Praktiken, Ehebruch und Hurerei sind in Gottes Augen durchweg verwerflich. Wahre Christen schwächen daher den biblischen Standpunkt über ‘schändliche sexuelle Gelüste’ nicht ab, einfach um populärer zu werden oder in der heutigen Kultur eher akzeptiert zu werden. Und sie heißen auch keine Bewegung gut, die Homosexualität als normalen Lebensstil propagiert.“ … „Natürlich duldet Jehova nicht, daß man sich über seine vollkommenen Sittenmaßstäbe fortgesetzt und hartnäckig hinwegsetzt. Dennoch hält er stets den Weg zur Versöhnung frei.“
  23. Religioustolerance:Jehovah's Witnesses & homosexuality behavior
  24. Peter Akinola: The Church of Nigeria Standing Committee Meeting held between Thursday, 14th and Friday, 15th September, 2006 at St. Paul's Cathedral, Diobu - Port Hartcourt -- Message to the Nation
  25. Deutschland: Protest gegen Nigeria, queer.de, 9. März 2007
  26. National Council of Churches of Singapore: Penal Code: Proposed changes 'relevant and compassionate', methodistmessage.com, März 2007
  27. Ruanda will Homosexualität verbieten, queer.de, 26. September 2007
  28. Mongezi Mhlongo: ethiopian gays threatened as clerics seek homosexuality ban, Behind the Mask, 27. Januar 2009