„Hitlerputsch“ – Versionsunterschied

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Die links[[Sozialdemokratie|sozialdemokratische]] Regierung [[Kurt Eisner|Eisner]] und die [[Münchner Räterepublik]] hatten im Denken und Fühlen der ''vaterländischen'' Gruppen traumatische Spuren hinterlassen und den Wunsch nach ''Ordnung'' und antidemokratische Tendenzen verstärkt. Hinzu kamen separatistische Ansätze. Die [[1918]] als Nachfolgeorganisation des bayerischen [[Zentrum]]s gegründete [[Bayerische Volkspartei]] behielt sich schon [[1919]] eine Abtrennung Bayerns vom Reich vor. [[Inflation]], Not und die französische Besetzung verstärkten dieses Vorhaben. Zum Ausbruch des Konflikts kam es, als [[Stresemann]] im September 1923 den passiven Widerstand abbrach. Diesen "Verrat" nahm die bayerische Regierung unter Ministerpräsident Eugen von Knilling (BVP) zum Anlass, den Ausnahmezustand in Bayern zu erklären und die Grundrechte außer Kraft zu setzen und Gustav Ritter von Kahr zum Generalstaatskommisar zu ernennen.
Die links[[Sozialdemokratie|sozialdemokratische]] Regierung [[Kurt Eisner|Eisner]] und die [[Münchner Räterepublik]] hatten im Denken und Fühlen der ''vaterländischen'' Gruppen traumatische Spuren hinterlassen und den Wunsch nach ''Ordnung'' und antidemokratische Tendenzen verstärkt. Hinzu kamen separatistische Ansätze. Die [[1918]] als Nachfolgeorganisation des bayerischen [[Zentrum]]s gegründete [[Bayerische Volkspartei]] behielt sich schon [[1919]] eine Abtrennung Bayerns vom Reich vor. [[Inflation]], Not und die französische Besetzung verstärkten dieses Vorhaben. Zum Ausbruch des Konflikts kam es, als [[Stresemann]] im September 1923 den passiven Widerstand abbrach. Diesen "Verrat" nahm die bayerische Regierung unter Ministerpräsident Eugen von Knilling (BVP) zum Anlass, den Ausnahmezustand in Bayern zu erklären und die Grundrechte außer Kraft zu setzen und Gustav Ritter von Kahr zum Generalstaatskommisar zu ernennen.


Gustav von Kahr versuchte gemeinsam mit [[Otto von Lossow]] und Hans von Seisser seine republikfeindlichen Pläne in Angriff zu nehmen. Von der "bayerischen Ordnungszelle" aus sollte in Berlin eine ''nationale Diktatur'' ausgrufen werden. Nach dem Abbruch der [[Ruhrkampf|Ruhrkämpfe]] im September 1923 erklärte die antidemokratisch gesinnte bayerische Landesregierung den Ausnahmezustand für Bayern. Außerdem erwog sie, militärisch gegen die Reichsregierung vorzugehen.
Gustav von Kahr versuchte gemeinsam mit [[Otto von Lossow]] und Hans von Seisser seine republikfeindlichen Pläne in Angriff zu nehmen. Von der "bayerischen Ordnungszelle" aus sollte in Berlin eine ''nationale Diktatur'' ausgerufen werden. Nach dem Abbruch der [[Ruhrkampf|Ruhrkämpfe]] im September 1923 erklärte die antidemokratisch gesinnte bayerische Landesregierung den Ausnahmezustand für Bayern. Außerdem erwog sie, militärisch gegen die Reichsregierung vorzugehen.


Zum Eklat kam es am 18. Oktober. Gessler forderte nach einem Hetzartikel gegen [[Friedrich Ebert]] und den Chef der Heeresleitung, Hans von Seeckt, das Verbot der [[NSDAP]], das der Kommandeur der bayerischen Reichswehrdivision, Otto von Lossow, durchsetzen sollte. Dieser weigerte sich jedoch dem Befehl nachzukommen, wurde daraufhin seines Amtes enthoben. Daraufhin unterstellte er die bayrische Division seinem alleinigen Kommando und vereidigte sie auf Bayern und seine Regierung. Damit war der offene Bruch mit dem [[Weimarer Republik|Reich]] vollzogen.
Zum Eklat kam es am 18. Oktober. Gessler forderte nach einem Hetzartikel gegen [[Friedrich Ebert]] und den Chef der Heeresleitung, Hans von Seeckt, das Verbot der [[NSDAP]], das der Kommandeur der bayerischen Reichswehrdivision, Otto von Lossow, durchsetzen sollte. Dieser weigerte sich jedoch dem Befehl nachzukommen, wurde daraufhin seines Amtes enthoben. Daraufhin unterstellte er die bayrische Division seinem alleinigen Kommando und vereidigte sie auf Bayern und seine Regierung. Damit war der offene Bruch mit dem [[Weimarer Republik|Reich]] vollzogen.

Version vom 11. Januar 2006, 03:48 Uhr

Mit dem Hitler-Ludendorff-Putsch am 8. und 9. November 1923 versuchten Adolf Hitler, Erich Ludendorff und weitere Nationalsozialisten, die Regierungsmacht an sich zu reißen.

Hintergrund

Die linkssozialdemokratische Regierung Eisner und die Münchner Räterepublik hatten im Denken und Fühlen der vaterländischen Gruppen traumatische Spuren hinterlassen und den Wunsch nach Ordnung und antidemokratische Tendenzen verstärkt. Hinzu kamen separatistische Ansätze. Die 1918 als Nachfolgeorganisation des bayerischen Zentrums gegründete Bayerische Volkspartei behielt sich schon 1919 eine Abtrennung Bayerns vom Reich vor. Inflation, Not und die französische Besetzung verstärkten dieses Vorhaben. Zum Ausbruch des Konflikts kam es, als Stresemann im September 1923 den passiven Widerstand abbrach. Diesen "Verrat" nahm die bayerische Regierung unter Ministerpräsident Eugen von Knilling (BVP) zum Anlass, den Ausnahmezustand in Bayern zu erklären und die Grundrechte außer Kraft zu setzen und Gustav Ritter von Kahr zum Generalstaatskommisar zu ernennen.

Gustav von Kahr versuchte gemeinsam mit Otto von Lossow und Hans von Seisser seine republikfeindlichen Pläne in Angriff zu nehmen. Von der "bayerischen Ordnungszelle" aus sollte in Berlin eine nationale Diktatur ausgerufen werden. Nach dem Abbruch der Ruhrkämpfe im September 1923 erklärte die antidemokratisch gesinnte bayerische Landesregierung den Ausnahmezustand für Bayern. Außerdem erwog sie, militärisch gegen die Reichsregierung vorzugehen.

Zum Eklat kam es am 18. Oktober. Gessler forderte nach einem Hetzartikel gegen Friedrich Ebert und den Chef der Heeresleitung, Hans von Seeckt, das Verbot der NSDAP, das der Kommandeur der bayerischen Reichswehrdivision, Otto von Lossow, durchsetzen sollte. Dieser weigerte sich jedoch dem Befehl nachzukommen, wurde daraufhin seines Amtes enthoben. Daraufhin unterstellte er die bayrische Division seinem alleinigen Kommando und vereidigte sie auf Bayern und seine Regierung. Damit war der offene Bruch mit dem Reich vollzogen.

Der „Putsch“

Hitler gedachte, diese Situation auszunutzen und die bayerische Regierung zum Sturz der Reichsregierung zu veranlassen. Am 30. Oktober 1923 trat er vor eine begeisterte Menge von Anhängern im Münchner Zirkus Krone, welche er zum Aufstand aufrief. Eine passende Gelegenheit gab sich, als Kahr in Anwesenheit von Lossow, Seisser und zahlreichen Prominenten aus dem nationalsozialistischen Lager zur Vorbereitung seiner Putschpläne im Bürgerbräukeller am 8. November über die Ziele seiner Politik sprechen wollte. Etwa 30 Minuten nach Beginn stürmte Hitler mit gezogener Waffe und SA-Männern den Saal. Er zog das Triumvirat zur Seite und bat um ihr Vertrauen und zog dann mit einer geschickten Rede die Anwesenden in seinen Bann. Sein Ziel war ein sofortiger Aufstand, wozu das Triumvirat im seine Unterstützung zusagte. Jedoch geschah dies nur zum Schein. Um 3 Uhr nachts widerrief es seine Zusage.

Nach dem Vorbild der italienischen Faschisten um Mussolini sollten die in Bayern stehenden Reichswehrverbände zusammen mit antidemokratischen Wehrverbänden nach Berlin marschieren und dort die Macht im Deutschen Reich übernehmen. Gedacht war, dass das gesamte Volk mitziehen werde. Es kam jedoch nie soweit.

Am Morgen des 9. November 1923 marschierte ein teilweise bewaffneter faschistisch-nationalistisch-völkischer Mob unter Führung von Hitler und Ludendorff zur Feldherrenhalle in München, wo der Vormarsch durch die bayerische Landespolizei gestoppt wurde.

Im Gefecht ließen vier Polizisten, ein Passant sowie fünfzehn Putschisten ihr Leben. Ludendorff wird am gleichen Tag verhaftet, Hitler wenige Tage später. Die NSDAP wurde im ganzen Reich verboten und Hitler vom Bayerischen Volksgericht unter Vorsitz Georg Neithardts wegen Hochverrats zu extrem milden fünf Jahren Festungshaft verurteilt. In der Festung Landsberg schrieb Hitler sein Buch "Mein Kampf". Bereits Ende 1924 wurde Hitler vorzeitig aus der Haft entlassen.

Nach der Machtübernahme stilisierte die NS-Propaganda den Putsch in eine heroische Niederlage um und gedachte in jährlichen Totenfeiern der Erschossenen (darunter Max Erwin von Scheubner-Richter). Der später von Hitler allen Beteiligten verliehene "Blutorden" war eine der höchsten nationalsozialistischen Auszeichnungen.

Heute wird der 9. November von vielen Neonazis zu Gedenkmärschen benutzt.

Literatur

  • Otto Gritschneder: Bewährungsfrist für den Terroristen Adolf Hitler - Der Hitler-Putsch und die bayerische Justiz, C.H. Beck, München, 1990, ISBN 3-406-34511-5