„Grenze zwischen Deutschland und Österreich“ – Versionsunterschied

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== Grenzverlauf ==
== Grenzverlauf ==
Ganz im Westen beginnt der Grenzverlaufn im Bodensee, wobei die exakte Grenzziehung im Bodensee nach wie vor strittig ist. Sowohl Deutschland als auch Österreich vertreten überwiegend die [[Kondominium]]stheorie, derzufolge das Gebiet des „Hohen Sees“ (also ab einer Seetiefe von mehr 25 Metern) gemeinsam verwaltetes Gebiet aller Anrainerstaaten sei. Der dritte Bodenseeanrainerstaat, die Schweiz, geht allerdings von der Realteilungstheorie aus, derzufolge der See insgesamt anhand der Anteile an dessen Uferlinie auf die Anrainerstaaten aufzuteilen sei.<ref>[[Claudius Graf-Schelling]]: ''Die Hoheitsverhältnisse am Bodensee unter besonderer Berücksichtigung der Schiffahrt''. Schulthess Polygraphischer Verlag, Zürich 1978, ISBN 3-7255-1914-5.</ref> Gänzlich geklärt sind die Territorialfragen im Bodensee also nicht, bereiten in der Regel aber auch keine Probleme zwischen den partnerschaftlich agierenden Anrainerstaaten, die seit 1972 in der gemeinsamen [[Internationale Bodenseekonferenz]] verbunden sind.
Ganz im Westen beginnt der Grenzverlauf im Bodensee, wobei die exakte Grenzziehung im Bodensee nach wie vor strittig ist. Sowohl Deutschland als auch Österreich vertreten überwiegend die [[Kondominium]]stheorie, derzufolge das Gebiet des „Hohen Sees“ (also ab einer Seetiefe von mehr 25 Metern) gemeinsam verwaltetes Gebiet aller Anrainerstaaten sei. Der dritte Bodenseeanrainerstaat, die Schweiz, geht allerdings von der Realteilungstheorie aus, derzufolge der See insgesamt anhand der Anteile an dessen Uferlinie auf die Anrainerstaaten aufzuteilen sei.<ref>[[Claudius Graf-Schelling]]: ''Die Hoheitsverhältnisse am Bodensee unter besonderer Berücksichtigung der Schiffahrt''. Schulthess Polygraphischer Verlag, Zürich 1978, ISBN 3-7255-1914-5.</ref> Gänzlich geklärt sind die Territorialfragen im Bodensee also nicht, bereiten in der Regel aber auch keine Probleme zwischen den partnerschaftlich agierenden Anrainerstaaten, die seit 1972 in der gemeinsamen [[Internationale Bodenseekonferenz]] verbunden sind.


[[Datei:Grenzstein 147 am südlichsten Punkt Deutschlands.jpg|mini|Dreiländergrenzstein Deutschland-Vorarlberg-Tirol am südlichsten Punkt Deutschlands]]
[[Datei:Grenzstein 147 am südlichsten Punkt Deutschlands.jpg|mini|Dreiländergrenzstein Deutschland-Vorarlberg-Tirol am südlichsten Punkt Deutschlands]]

Version vom 10. Oktober 2016, 16:38 Uhr

Die Grenze zwischen Deutschland und Österreich ist eine 815,9 Kilometer[1] lange Staatsgrenze in Mitteleuropa. Sie trennt das Staatsgebiet der Bundesrepublik Deutschland im Norden von jenem der Republik Österreich im Süden ab, wobei sie für beide Staaten die jeweils längste Landgrenze mit einem Nachbarstaat darstellt. Im Tiefenbereich des Obersees, eines Teils des Bodensees, ist der Grenzverlauf nicht eindeutig festgelegt.[2] Auf österreichischer Seite der Grenze liegen die Bundesländer Vorarlberg, Tirol, Salzburg und Oberösterreich, auf deutscher Seite der Freistaat Bayern (sowie mit ungeklärtem Grenzverlauf im Bodensee das Land Baden-Württemberg).

Abgesehen vom Bodensee wurde der aktuelle Grenzverlauf in einem bilateralen Staatsvertrag am 29. Februar 1972 rechtsverbindlich geregelt, nachdem bereits zuvor im 19. Jahrhundert diverse Grenzabkommen und -verträge zwischen Österreich und der Regierung des zu diesem Zeitpunkt souveränen Königreichs Bayern geschlossen worden waren.

Grenzverlauf

Ganz im Westen beginnt der Grenzverlauf im Bodensee, wobei die exakte Grenzziehung im Bodensee nach wie vor strittig ist. Sowohl Deutschland als auch Österreich vertreten überwiegend die Kondominiumstheorie, derzufolge das Gebiet des „Hohen Sees“ (also ab einer Seetiefe von mehr 25 Metern) gemeinsam verwaltetes Gebiet aller Anrainerstaaten sei. Der dritte Bodenseeanrainerstaat, die Schweiz, geht allerdings von der Realteilungstheorie aus, derzufolge der See insgesamt anhand der Anteile an dessen Uferlinie auf die Anrainerstaaten aufzuteilen sei.[3] Gänzlich geklärt sind die Territorialfragen im Bodensee also nicht, bereiten in der Regel aber auch keine Probleme zwischen den partnerschaftlich agierenden Anrainerstaaten, die seit 1972 in der gemeinsamen Internationale Bodenseekonferenz verbunden sind.

Dreiländergrenzstein Deutschland-Vorarlberg-Tirol am südlichsten Punkt Deutschlands

Am südwestlichen Teil des Bodensees beginnt die Landgrenze zwischen Deutschland und Österreich bei Lindau (D) beziehungsweise Hörbranz (A), wobei diese zunächst im Flussbett des Bodenseezuflusses Leiblach verläuft. Über diesen Grenzfluss führt auch die Autobahn-Grenzbrücke zwischen der deutschen Bundesautobahn 96 und der österreichischen Rheintal/Walgau Autobahn (A 14). Der Grenzverlauf folgt ostwärts mehreren Flüssen und Bächen durch die hügelige Landschaft des bayrischen Allgäu an der Grenze zum Vorarlberger Vorderwald. Schließlich erreicht sie die Gipfel der Nagelfluhkette und bildet damit eine geografische Besonderheit: Das Tal der Breitach schneidet sich südlich der Breitachklamm als Kleinwalsertal in dieses Gebirgsmassiv und ist daher rundherum von hohen Bergen umgeben. Politisch gehört die einzige Gemeinde im Kleinwalsertal, Mittelberg, zum österreichischen Bundesland Vorarlberg. Diese ist jedoch als Funktionale Enklave durch ihre Lage nur über deutsches Staatsgebiet erreichbar.

Östlich des Kleinwalsertals steigen die Berge noch steiler an. Die Staatsgrenze erreicht die innerstaatliche Grenze zwischen den österreichischen Bundesländern Vorarlberg und Tirol. Dieser als Haldenwanger Eck bezeichnete Punkt ist nicht nur die Grenze zwischen den beiden österreichischen Bundesländern, sondern auch der südlichste Punkt des deutschen Staatsgebiets. Östlich davon durchquert die Grenze die Lechtaler Alpen sowie das namensgebende Lechtal und erreicht kurz danach im Wettersteingebirge die höchsten Punkte des Grenzverlaufs. Mit der Tiroler Gemeinde Jungholz, die nur über einen Punkt nahe des Gipfels des Sorgschrofens mit dem restlichen Staatsgebiet verbunden ist, existiert in diesem Bereich eine weitere Funktionale Enklave in Deutschland. Die Zugspitze, der höchste Berg Deutschlands, bildet einige Kilometer östlich davon mit seiner Höhe von 2962 m ü. NHN einen der markantesten Grenzpunkte und den höchsten Punkt der gemeinsamen Staatsgrenze. Über mehrere Gipfel der Nördlichen Karwendelkette, durch das Vorkarwendel und die Bayerischen Voralpen verläuft die Grenze in der Folge ostwärts als Nordgrenze Tirols.

Bei Kufstein (A) beziehungsweise Kiefersfelden (D) trifft der Grenzverlauf auf das Unterinntal. In diesem verläuft eine der verkehrstechnisch wichtigsten Nord-Süd-Verbindungen Mitteleuropas. Zum einen befindet sich hier ein Autobahngrenzübergang im Verlauf der österreichischen Inntalautobahn (A 12) und der deutschen Bundesautobahn 93, die im weiteren Verlauf über die Brenner Autobahn und den Brennerpass Deutschland mit Italien verbindet und eine wichtige Transitstrecke darstellt. Außerdem verläuft parallel dazu auch die Bahnstrecke Kufstein–Innsbruck bzw. Rosenheim–Kufstein Grenze durch das Unterinntal, über die weite Teile des Nord-Süd-Bahnverkehrs sowie der überwiegende Teil des innerösterreichischen Bahnverkehrs zwischen Tirol und den östlicheren Bundesländern geführt wird. Für einige Kilometer verläuft die Grenze hier erstmals im Flussbett des Inn, ehe der Grenzverlauf bei Erl ostwärts vom Flusslauf abzweigt und damit das sogenannte Große Deutsche Eck, ein markanter südöstlicher Einschnitt im österreichischen Staatsgebiet zwischen Tirol und Salzburg, beginnt. Den südlichsten Punkt erreicht das Deutsche Eck knapp unterhalb des Königssees im Landkreis Berchtesgadener Land.

Dreieckmark am Dreiländereck Deutschland-Tschechien-Österreich

Anschließend wendet sich der Grenzverlauf wieder nordöstlich und erreicht das Stadtgebiet der Landeshauptstadt Salzburg, wo die Grenze über den Walserberg verläuft und anschließend auf den Grenzfluss Saalach trifft, der sie dann bis zur Einmündung in die Salzach bei Freilassing folgt. Die Salzach wiederum bildet die gemeinsame Grenze zwischen Salzburg bzw. wenig später Oberösterreich und Bayern bis zur Einmündung in den Inn bei Haiming. Bei Passau weicht der Grenzverlauf kurzzeitig südlich vom Flusslauf des Inns ab, wodurch die Einmündung des Inns in die Donau keinen Grenzpunkt darstellt und sich in diesem Bereich einige Quadratkilometer deutschen Staatsgebiets südlich der Inn-Donau-Linie befinden. Ab dem Ortsteil Achleiten der österreichischen Gemeinde Freinberg liegt die Grenze in der Flussmitte der Donau und verlässt diese erst wieder bei Engelhartszell, wo sich der Grenzverlauf nochmals nach Nordosten vom Fluss wegbewegt. Er folgt in diesem Bereich Richtung Böhmerwald mehreren kleineren Bächen und trifft schließlich etwa 25 Kilometer von der Donau entfernt bei Schwarzenberg am Böhmerwald auf die Dreieckmark. Dieser Grenzstein nahe dem Bayerischen Plöckenstein markiert das Dreiländereck von Deutschland, Tschechien und Österreich und damit das östliche Ende der deutsch-österreichischen Grenze.

Siehe auch

Commons: Grenze zwischen Deutschland und Österreich – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Artikel Staatsgrenzen. In: Ernst Bruckmüller: Österreich-Lexikon. Verlagsgemeinschaft Österreich-Lexikon, Wien 2004.
  2. Landesamt für Vermessung und Geoinformation Bayern
  3. Claudius Graf-Schelling: Die Hoheitsverhältnisse am Bodensee unter besonderer Berücksichtigung der Schiffahrt. Schulthess Polygraphischer Verlag, Zürich 1978, ISBN 3-7255-1914-5.