„Friedrich Verzetnitsch“ – Versionsunterschied

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Von 1993 bis 2003 übte er auch das Amt des Präsidenten des [[European Trade Union Confederation|Europäischen Gewerkschaftsbundes]] aus.
Von 1993 bis 2003 übte er auch das Amt des Präsidenten des [[European Trade Union Confederation|Europäischen Gewerkschaftsbundes]] aus.
Am 27. März [[2006]] trat er in Folge des [[BAWAG_P.S.K.|BAWAG]] Skandals als ÖGB-Präsident zurück.


===Verzetnisch in der SPÖ===
===Verzetnisch in der SPÖ===
Ab 1985 war Verzetnisch Mitglied des Bundesvorstandes, später im Bundesparteipräsidium der SPÖ. Nach zwei Jahren im [[Bundesrat]] wurde Verzetnisch Mitglied des [[Nationalrat (Österreich)|Nationalrates]]. Im Zuge des BAWAG Skandals trat er am 27. März 2006 auch als Nationalrat zurück.
Ab 1985 war Verzetnisch Mitglied des Bundesvorstandes, später im Bundesparteipräsidium der SPÖ. Nach zwei Jahren im [[Bundesrat]] wurde Verzetnisch Mitglied des [[Nationalrat (Österreich)|Nationalrates]].


===BAWAG-Skandal und Rücktritt===
===BAWAG-Skandal und Rücktritt===
Im März 2006 wurde bekannt, dass die im Besitz des ÖGB befindliche Bank BAWAG im Herbst des Jahres [[2000]] vor der Insolvenz stand. Um diese abzuwenden, übernahm Verzetnitsch namens des ÖGB eine Haftung für die Verbindlichkeiten der Bank, indem er den sogenannten [[Streikfonds]] des ÖGB verpfändete, ohne die vorgesehenen Organe (Präsidium des ÖGB, Aufsichtsrat der BAWAG) in Kenntnis zu setzen bzw. ihre statutenmäßig erforderliche Zustimmung einzuholen. Die Insolvenz konnte zwar — nicht zuletzt durch die Fusion der BAWAG mit der Österreichischen Postsparkasse, welche über eine hohe Eigenkapitalreserve verfügte — abgewendet werden, die Haftung wurde daher niemals schlagend. Dennoch wurde in der österreichischen Öffentlichkeit der Umstand als Skandal gewertet, dass das Geld einfacher Gewerkschaftsmitglieder, das eigentlich in den Streikfonds hätte fließen sollen, verwendet wurde, waghalsige Spekulationen am Kreditmarkt zu besichern; diese Tatsache ist umso blamabler, als von Verzetnitsch in Anlehnung an deutsche Politiker wie [[Franz Müntefering]] die Praktiken dieser [[Hedge-Fonds]] als "Heuschrecken" bezeichnet wurden. In Folge dieses Skandals trat Fritz Verzetnisch am [[27. März]] [[2006]] von allen seinen Funktionen zurück. [[Rudolf Hundstorfer]], der Vorsitzende der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten, übernimmt bis zum ÖGB-Kongress im Juni interimistisch die ÖGB-Präsidentenfunktion.
Im März 2006 wurde bekannt, dass die im Besitz des ÖGB befindliche Bank BAWAG im Herbst des Jahres [[2000]] vor der Insolvenz stand. Um diese abzuwenden, übernahm Verzetnitsch namens des ÖGB eine Haftung für die Verbindlichkeiten der Bank, indem er den sogenannten [[Streikfonds]] des ÖGB verpfändete, ohne die vorgesehenen Organe (Präsidium des ÖGB, Aufsichtsrat der BAWAG) in Kenntnis zu setzen bzw. ihre statutenmäßig erforderliche Zustimmung einzuholen. Die Insolvenz konnte zwar — nicht zuletzt durch die Fusion der BAWAG mit der Österreichischen Postsparkasse, welche über eine hohe Eigenkapitalreserve verfügte — abgewendet werden, die Haftung wurde daher niemals schlagend. Dennoch wurde in der österreichischen Öffentlichkeit der Umstand als Skandal gewertet, dass das Geld einfacher Gewerkschaftsmitglieder, das eigentlich in den Streikfonds hätte fließen sollen, verwendet wurde, waghalsige Spekulationen am Kreditmarkt zu besichern; diese Tatsache ist umso blamabler, als von Verzetnitsch in Anlehnung an deutsche Politiker wie [[Franz Müntefering]] die Praktiken dieser [[Hedge-Fonds]] als "Heuschrecken" bezeichnet wurden. In Folge dieses Skandals trat Fritz Verzetnisch am [[27. März]] [[2006]] von allen seinen gewerkschaftlichen und poltischen Funktionen zurück. [[Rudolf Hundstorfer]], der Vorsitzende der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten, übernimmt bis zum ÖGB-Kongress im Juni interimistisch die ÖGB-Präsidentenfunktion.


[[Kategorie:Mann|Verzetnitsch, Fritz]]
[[Kategorie:Mann|Verzetnitsch, Fritz]]

Version vom 28. März 2006, 11:34 Uhr

Fritz Verzetnitsch (* 22. Mai 1945 in Wien) ist ein ehemaliger österreichischer Politiker und ÖGB-Gewerkschaftsfunktionär. Er gehört der SPÖ an.

Jugend und Ausbildung

Fritz Verzetnitsch wuchs in einfachen Verhältnissen in Wien auf. Von 1951 bis 1955 besuchte er eine Volksschule im sowjetischen Teil der Stadt, danach die Hauptschule. Er erlernte den Beruf des Gas- und Wasserleitungsinstallateurs, den er bis 1970 auch ausübte.

Karriere in der Gewerkschaftsjugend

Ab 1970 war er Angestellter des Österreichischen Gewerkschaftsbundes. In den Jahren 1973-1981 war er Jugendsekretär, von 1983 bis 1987 leitender Sekretär des ÖGB.

Verzetnisch als ÖGB-Präsident

1987 trat Anton Benya nach über zwanzig Jahren von seiner Funktion als ÖGB-Präsident zurück. Die Gewerkschaftsspitze vollzog einen Generationenwechsel und wählte den erst 42-jährigen Verzetnisch zum Präsidenten. Während Verzetnisch anfangs als politisches Leichtgewicht galt, konnte er sich in den fast 20 Jahren seiner Präsidentschaft den Ruf als sachorientierter und zuverlässiger Politiker und Sozialpartner erarbeiten. Zu Zeiten des Generalstreiks am Anfang der 2000-er Jahre überraschte Fritz Verzetnitsch mit unerwarteten Führungsqualitäten und Besonnenheit. Es wird gemunkelt, diese Zurückhaltung sei auf sein persönliches Wissen um die Verpflichtungen des ÖGB-Streikfonds zurückzuführen.

Von 1993 bis 2003 übte er auch das Amt des Präsidenten des Europäischen Gewerkschaftsbundes aus.

Verzetnisch in der SPÖ

Ab 1985 war Verzetnisch Mitglied des Bundesvorstandes, später im Bundesparteipräsidium der SPÖ. Nach zwei Jahren im Bundesrat wurde Verzetnisch Mitglied des Nationalrates.

BAWAG-Skandal und Rücktritt

Im März 2006 wurde bekannt, dass die im Besitz des ÖGB befindliche Bank BAWAG im Herbst des Jahres 2000 vor der Insolvenz stand. Um diese abzuwenden, übernahm Verzetnitsch namens des ÖGB eine Haftung für die Verbindlichkeiten der Bank, indem er den sogenannten Streikfonds des ÖGB verpfändete, ohne die vorgesehenen Organe (Präsidium des ÖGB, Aufsichtsrat der BAWAG) in Kenntnis zu setzen bzw. ihre statutenmäßig erforderliche Zustimmung einzuholen. Die Insolvenz konnte zwar — nicht zuletzt durch die Fusion der BAWAG mit der Österreichischen Postsparkasse, welche über eine hohe Eigenkapitalreserve verfügte — abgewendet werden, die Haftung wurde daher niemals schlagend. Dennoch wurde in der österreichischen Öffentlichkeit der Umstand als Skandal gewertet, dass das Geld einfacher Gewerkschaftsmitglieder, das eigentlich in den Streikfonds hätte fließen sollen, verwendet wurde, waghalsige Spekulationen am Kreditmarkt zu besichern; diese Tatsache ist umso blamabler, als von Verzetnitsch in Anlehnung an deutsche Politiker wie Franz Müntefering die Praktiken dieser Hedge-Fonds als "Heuschrecken" bezeichnet wurden. In Folge dieses Skandals trat Fritz Verzetnisch am 27. März 2006 von allen seinen gewerkschaftlichen und poltischen Funktionen zurück. Rudolf Hundstorfer, der Vorsitzende der Gewerkschaft der Gemeindebediensteten, übernimmt bis zum ÖGB-Kongress im Juni interimistisch die ÖGB-Präsidentenfunktion.