„Bulgarien“ – Versionsunterschied

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Das bulgarische Klima ist von kalten, feuchten Wintern und heißen, mäßig, trockenen Sommern geprägt. Der [[Musala|Musala Berg]] stellt mit einer Höhe von 2.925 Metern die höchste Erhebung des Landes sowie der Balkanhalbinsel dar.
 
=== Größte Städte ===

Version vom 1. Januar 2007, 15:31 Uhr

Bulgarien (bulg. България [bəlg'arija]) ist eine Republik in Südosteuropa. Es grenzt an Griechenland, Mazedonien, Rumänien, Serbien und die Türkei und liegt am Schwarzen Meer. Seit 1. Januar 2007 ist das Land Mitglied der EU.

Geographie

Geographische Lage

Bulgarien liegt auf der Osthälfte der Balkanhalbinsel und ist durch den Balkan (Стара Планина = Altes Gebirge) (fast 2.400 m hoch) in die nördlich gelegene Donauebene und die Oberthrakische Tiefebene im Süden geteilt. Im Südwesten erheben sich die Rhodopen sowie die höheren Pirin- und Rila-Gebirge. In letzterem befindet sich das Rila-Kloster (Рилски Манастир).

Das bulgarische Klima ist von kalten, feuchten Wintern und heißen, mäßig trockenen Sommern geprägt. Der Musala Berg stellt mit einer Höhe von 2.925 Metern die höchste Erhebung des Landes sowie der Balkanhalbinsel dar.

Größte Städte

Die 10 größten Städte (Stand 1. Dezember 2006):

  1. Sofia 988.763 Einwohner
  2. Plowdiw 323.000 Einwohner
  3. Warna 310.112 Einwohner
  4. Burgas 267.434 Einwohner
  5. Russe 128.201 Einwohner
  6. Stara Sagora 130.123 Einwohner
  7. Pernik 134.113 Einwohner
  8. Plewen 103.214 Einwohner
  9. Sliwen 91.010 Einwohner
  10. Dobritsch 90.078 Einwohner

Siehe auch: Liste der Städte in Bulgarien

Bevölkerung

Bulgarien hatte Ende 2005 rund 7,72 Millionen Einwohner. Die Bevölkerungsdichte lag bei 70 Einwohnern/km². Die Wachstumsrate der Bevölkerung nahm in den vergangenen Jahren immer stärker ab, 2001 betrug sie –1,14%. Die Lebenserwartung liegt laut Weltgesundheitsorganisation für Männer bei 69 und für Frauen bei 76 Jahren. Nach der Volkszählung 2001 sind 83,9% der Bevölkerung ethnische Bulgaren; 9,4% sind Türken (→ Bulgarien-Türken), 4,7% Roma. Außerdem leben Armenier, Serben, Griechen, Slawische Mazedonier, Walachen (im Norden Rumänen, im Süden Aromunen) und die muslimischen, bulgarisch sprechenden Pomaken in Bulgarien. Die Türkische Minderheit ist laut der Volkszählung von 2001[2] besonders zahlreich in den Bezirken Kardschali, Rasgrad, Targowischte, Silistra und Schumen vertreten. Die Pomaken sind v.a. im Bezirk Smoljan vertreten.[3]

Die städtische Bevölkerung beträgt 68% und 32% leben auf dem Land. 15% der Bevölkerung sind unter 15 Jahre alt. Die Fruchtbarkeitsrate liegt etwa bei 1,3 Geburten pro Frau.

Die Amtssprache ist Bulgarisch; weitere Landessprachen sind Türkisch, Griechisch, Mazedonisch und Romani. Während Mazedonisch wegen der sehr engen geschichtlichen Verwandtschaft in weiten Kreisen eher als Dialekt angesehen wird und zwar gepflegt, aber kaum unterrichtet wird, gibt es in den Siedlungsgebieten der türkischen Minderheit oft Türkisch als Schulfach.

Die im Land lebenden Minderheiten sind indifferent und vorhandene Datenerhebungen werden von Kritikern als unzuverlässig eingeschätzt. Während die Ausländer- und Staatsbürgerschaftsgesetzgebung recht liberal sind und im Wesentlichen ein Augenmerk auf gesetzestreues Verhalten und Unterhalt haben, konzentrieren sich die häufigen Zensusdatenerhebungen wegen des Bevölkerungsrückgangs auf die Staatsbürger und den internationalen Reiseverkehr. International wurde oft Kritik geübt, etwa seitens der OECD, dass die Statistikbögen teilweise sehr ausführlich ethnische und religiöse Merkmale abfragen und teilweise sehr grob, so dass der Datenbestand verfälscht werde. Auch wird von offizieller Seite eingeräumt, dass speziell die Gruppen der Muslime und ethnischen Türken unter den Staatsbürgern und selbst der Ausländer aus der Türkei von der Bevölkerung mehrheitlich und undifferenziert als „Türken“ bezeichnet und wahrgenommen werden, was auf ihr Selbstverständnis einwirke.

Trotz dieser eigentypischen Distanz partizipieren gerade diese Gruppen in reger Weise am gesellschaftlichen und politischen Leben des Landes. Sie finden in Minderheitenparteien eine politische Stimme. Beispielsweise war die Bewegung für Bürgerrechte und Freiheiten (DPS), die überwiegend von türkischstämmigen Bürgern unterstützt wird, seit 2001 in jeder Koalitionsregierung vertreten. Dadurch wird die Stellung solcher Minderheiten trotz des geschichtlichen Hintergrundes ein Unikum sui generis.

Die Roma dagegen gehören in Bulgarien zu den am stärksten von Marginalisierung betroffenen Bevölkerungsgruppen. Ihre soziale Lage ist geprägt von Armut, einem zumeist niedrigen Ausbildungs- und Erwerbsniveau, sowie sozialer Stigmatisierung. Diese Lebenssituation hat sich durch den Transformationsprozess der 90er Jahre verstärkt und trifft besonders die Roma-Frauen, die sowohl unter der sozialen Perspektivlosigkeit als auch unter patriarchalen Familienstrukturen zu leiden haben.

Religion

Bei der letzten Volkszählung 2001 bezeichneten sich 83,7% der Bevölkerung als Christen, die meisten gehören der bulgarischen orthodoxen Kirche (82,6%) an. Weitere 12,2% sind Muslime. Außerdem gibt es auch eine rapide schwindende jüdische Minderheit (653 Menschen waren es 2001, 1946 waren es noch 43.335, 1992 noch 2.580). Dabei handelte es sich vor allem um sephardische Juden. Im deutschen Sprachraum am bekanntesten ist der Schriftsteller und Nobelpreisträger Elias Canetti.

Die Religiosität und das Vertrauen in die Kirche sind in Bulgarien allerdings wesentlich geringer als z.B. im Nachbarland Rumänien, was oft mit der Anpassung der bulgarischen Kirche an das ehemalige kommunistische Regime begründet wird. So bezeichnen sich nur 52 % der Bulgaren als religiös, und nur 22 % gehen mindestens einmal im Monat in die Kirche.[4]

Geschichte

Hauptartikel: Geschichte Bulgariens

Antike

Das Gebiet des heutigen Bulgariens wurde zuerst von den indogermanischen Thrakern und den griechischen Makedoniern bewohnt. Nach der Eroberung 29 v. Chr. durch die Römer begann die Romanisierung der Bewohner in den neu geschaffenen Provinzen des römischen Reiches Macedonia, Thracia, Moesia und Dacia. Seit der Mitte des 7. Jahrhunderts siedelten sich Slawen auf dem Gebiet an.

Altes Großbulgarisches Reich

Das "Alte Großbulgarische Reich" wie es von byzantinischen Gelehrten genannt wurde (Η παλαια μεγαλη Βουλγαρια), entstand, nach der Befreiung von der Herrschaft der Göktürken um 632, als militärisches Völker-Bündnis unter Khan Kubrat zwischen Kuban und dem Asowschem Meer. Im Jahr 635 schloss Kubrat einen Friedensvertrag mit dem byzantinischem Kaiser Herakleios. Um 654 teilte sich Großbulgarien in drei Teile auf.

Erstes Bulgarisches Reich

Im Zuge des Krieges gegen die Chasaren zog Khan Asparuch, der dritte Sohn des Khan Kubrats, mit seinem Volk Richtung Süden zur Donau. Im Sommer des Jahres 680 unternahm der byzantinische Kaiser Konstantin IV Pogonatos einen Feldzug gegen die Protobulgaren. Der Krieg endete 681 mit einem Friedensvertrag, der faktisch den neuen Staat Bulgarien anerkannte. Darüber hinaus regelte der geschlossene Vertrag die neuen Staatsgrenzen, ein Flottenmoratorium und eine gewisse Tributpflichtigkeit Konstantinopels. Somit wurde Bulgarien zum dritten anerkannten Staat in Europa. Zur Zeit des Khan Krum (803-811) und in der ersten hälfte des 9. Jahrhunderts vernichteten die Franken aus dem Nordwesten und die Bulgaren aus dem Osten das Awarische Khanat. Bulgarien wurde damit zu einem der drei mächtigsten Staaten Europas und erweiterte sein Gebiet im Norden bis zur Theiss und im Osten bis zum Fluss Dnjestr (in der heutigen Ukraine). Im Zeitraum von 635 bis 1018 entwickelte sich in Bulgarien eine Hochkultur, es wurde ein eigenes Alphabet eingeführt und die erste Universität von Kliment von Ohrid in Ohrid gegründet. König Boris I christianisierte die Bulgaren im Jahre 864. Unter Zar Simion I (893- 927), der die Bulgarische Patriarchalkirche gründete, wurde Bulgarien zu einem der mächtigsten Staaten Europas, dessen Gebiet fast die gesamte Balkanhalbinsel umfasste und zum Norden an dem Fluss Theiß grenzte. Die Hauptstadt wechselte von Pliska nach Preslaw. Unter Zar Peter I und Zar Boris II verringerte sich die Macht durch inneren Streitigkeiten. Im Jahr 971 eroberte Byzanz Ost-Bulgarien, und die Hauptstadt wurde nacheinander nach Sredez, Skopje, Prespa, Bitola und Ohrid verlegt. Nach der Niederlage des Herres von Samuil (Bulgarien) 1014 und Iwan Wladislaws im Jahr 1018 fiel Bulgarien unter Byzantinischer Fremdherrschaft.

Zweites Bulgarisches Reich

Die Brüder Asen und Peter errichteten das 2. Bulgarische Reich mit Hauptstadt in Weliko Tarnowo; es bestand von 1186 bis 1393. Dem zweiten Bulgarischen Reich gelang es, wieder neue Höhepunkte zu erreichen. Im 12. Jahrhundert festigt sich der Staat durch die militärischen Erfolge des Zaren Kalojan, dessen Truppen erfolgreich gegen die Ritter des Vierten Kreuzzuges kämpften und den Kaiser des Lateinischen Kaisereiches Balduin gefangennahmen. Zwischen 1218 und 1241 führten die diplomatischen Fähigkeiten des Zaren Ivan Asen II. dazu, dass Bulgarien an das Schwarze Meer im Osten, an das Adriatische und Ägäische Meer im Süden, an die Karpaten und den Fluss Dnestr im Norden und Nordosten grenzte. Mit dem Niedergang von Byzanz während der türkischen Eroberungen wurde auch Bulgarien ein Teil des erstarkenden türkischen Reichs der Osmanen. Im 14. Jahrhundert spaltete sich das Bulgarische Reich in mehrere voneinander unabhängige Staaten.

Türkische Herrschaft und Unabhängigkeit

1393 bzw. 1398 kam ganz Bulgarien unter türkische Herrschaft, die fast 500 Jahre andauerte. 1444 scheiterte die Befreiung Bulgariens durch ein polnisch-ungarisches Heer unter Wladyslaw I., König von Polen und Ungarn in der Schlacht bei Warna. In dieser Zeit hielten die Bulgaren der Islamisierung im Wesentlichen stand. Um 1800 erhob sich der geistig-nationale Widerstand mit der Forderung nach Unabhängigkeit. In Bulgarien kam es zu einer Ära der nationalen bulgarischen Wiedergeburt (Възраждане). Ähnlich wie in Westeuropa knüpfte sie an antike und frühere byzantinische Traditionen an.

"Shipka"-Denkmal der Gefallenen im Russisch-Türkischen Krieg

Die blutige Niederschlagung des April-Aufstands durch die Türken 1876 führte zum russisch-türkischen Krieg 187778. Dieser wurde mit ungeahnter Härte und massiven Verlusten auf beiden Seiten geführt. Nach einer Hannibal-ähnlichen Überquerung der Donau und des Balkans mitten im Winter siegten die russischen Truppen und rückten bis kurz vor İstanbul vor, wo der Waffenstillstand von San Stefano geschlossen wurde. Mit dem Friedensvertrag 1878 erhielten die Bulgaren nach 500 Jahren wieder einen eigenen Staat.

Der Berliner Kongress errichtete ein Fürstentum Bulgarien als konstitutionelle Monarchie, das aber dem Sultan tributpflichtig blieb. Fürst Alexander von Battenberg (1879–86) versuchte innere Reformen und besiegte die Serben im Serbisch-Bulgarischen Krieg 1885/86, wurde aber durch eine von den Russen veranlasste Verschwörung gestürzt. 1887 wurde Ferdinand von Sachsen-Coburg und Gotha bulgarischer Fürst. Er erklärte 1908 die völlige Lösung von der Türkei und nahm den Titel Zar an.

Die jüngere Vergangenheit

Die glänzenden Erfolge der bulgarischen Truppen im 1. Balkankrieg (Eroberung von Adrianopel) wiederholten sich im 2. Balkankrieg nicht. Während die bulgarische Streitmacht an der griechischen und serbischen Front gebunden war, drangen die Rumänen bis nach Sofia vor, die Türken eroberten Adrianopel wieder zurück.

Im Ersten und Zweiten Weltkrieg kämpfte Bulgarien auf der Seite der Mittel- bzw. "Achsenmächte". Im Ersten Weltkrieg gab der türkische Sieg in der Schlacht von Gallipoli den Ausschlag zum Kriegsbeitritt auf Seiten der Mittelmächte.

Für Bulgarien waren die Folgen des Ersten Weltkriegs verheerend. Handel, Industrie und Landwirtschaft existierten fast nicht mehr. Die Landwirtschaft verfügte nicht einmal mehr über Saatgetreide. In der Industrie herrschte Mangel an Rohstoffen und Energie. Dem Handel fehlten die Transportmittel, die im Krieg eingesetzt und vernichtet waren. Die Preise stiegen enorm. Ein anderer Grund für die schwierige Lage war der Frieden von Neuilly (Pariser Vorort). Durch ihn verlor Bulgarien nicht nur alle im Weltkrieg errungenen Gebietsgewinne, sondern auch seine fortschrittlichsten und wirtschaftlich wichtigsten Provinzen.

Darunter kamen Caribrod und Strumiza an das neu gegründete „Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen“, den Zugang zur Ägäis zwischen Mesta und Mariza mit dem Hafen Dedegac (griech. Alexandroupolis) an die Alliierten, die es in San Remo im April 1920 an Griechenland gaben, Teile der südlichen Dobrudscha fielen an Rumänien. Insgesamt verlor Bulgarien 8% seiner Vorkriegsfläche oder rd. 10.750 km². Außerdem musste Bulgarien Reparationen in Höhe von 2,25 Milliarden Goldfrancs zahlen. Die Verwaltung und Verteilung der Finanzen wurden von einer alliierten Kontrollkommission überwacht. Dies alles führte zu einer Reihe ausgedehnter Streiks; allein für das Jahr 1919 sind 150 bekannt.

In der Zeit von 1918 bis Oktober 1919 gab es zwei Regierungen. Die erste hoffte durch Waffenstillstand am 29. September 1918 und Thronwechsel am 3. Oktober (König Ferdinand von Sachsen-Coburg und Gotha dankte zugunsten seines ältesten Sohnes Boris III. (1918-1943) ab) auf bessere Friedensbedingungen.

Die zweite wollte Bulgarien durch eine große Koalition von November 1918 bis Oktober 1919 retten, die Regierung Stambolijski (1919-1923). Die seit Oktober 1919 im Amt befindliche Regierung des Bauernvolksbundes unter Alexandar Stambolijski wollte Bulgarien aus seiner Isolation herausführen, aber der einzige Erfolg in diese Richtung war die Aufnahme Bulgariens in den Völkerbund (1920).

Stambolijski wollte eine Föderation von Staaten schaffen, die von Agrariern geführt wird. Da 80% der bulgarischen Bevölkerung Bauern waren, versuchte er zwischen 1920 und 1923, die bulgarischen Bauern und ihre politische Organisation zum entscheidenden Träger der politisch-demokratischen, wirtschaftlich-sozialen und geistig-kulturellen Entwicklung des Landes zu machen. Allerdings war seine Innenpolitik zu radikal. Es gab Pressezensur und ein Verbot für Staatsbedienstete, an Demonstrationen teilzunehmen. Seine „Orange Garde“, eine Art Bauernmiliz wurde als Zeichen seiner Schreckensherrschaft angesehen.

Die begonnene Agrarreform stieß auf den Widerstand kapitalistischer Kreise, seine Pläne zur „Erziehung der bulgarischen bäuerlichen Bevölkerung und zur Umgestaltung des bulgarischen Dorfes“ erzeugten Misstrauen und Ablehnung. In der Bodenreform wurde aller Grundbesitz über 30ha aufgeteilt, eine Einzelperson sollte 1ha, eine Familie 10ha bearbeiten nach dem Grundsatz, dass das Land dem gehören sollte, der es bearbeitet.

Mit dem Gesetz über die Arbeitspflicht vom 14. Juni 1920 wurde erstmals eine Art Arbeitsdienst eingerichtet. Männer über 20 und Frauen über 16 sollten zu Arbeiten in allen Zweigen der Volkswirtschaft für 12 bzw. 6 Monate herangezogen werden. Ausgenommen waren verheiratete und muslimische Frauen sowie jene Männer, die den freiwilligen 12jährigen Wehrdienst ableisteten. Bei Naturkatastrophen und nationalem Notstand konnten Männer im Alter von 20 bis 50 Jahren bis zu vier Wochen dienstverpflichtet werden.

Das Regime der „Demokratischen Eintracht“ (1923–1926)

In verschiedenen Kreisen wuchs der Unmut über die Politik des „Bauernbundes“. Politische Kräfte aller Seiten schlossen sich zusammen und in der Nacht vom 8. auf den 9. Juni 1923 fand unter dem Kommando des Hauptmanns Iwan Walkow und des rechtsorientierten Politikers Professor Alexandar Zankow ein Putsch gegen Stambolijski fand. Nur die Kommunistische Partei blieb neutral. Die „Orange Garde“ wurde bekämpft. Alexandar Stambolijski geriet am 14. Juni in Gefangenschaft und wurde schließlich von Mitgliedern der IMRO (Innere Mazedonische Revolutionäre Organisation) ermordet. Viele Anhänger des Bauernbundes wurden mit ihm ohne Urteil beseitigt.

Die neue Regierung unter Aleksandar Zankow verfolgte auch die Kommunisten und ließ 2500 von ihnen am 12. September 1923 ins Gefängnis werfen. Obwohl Stambolijski auch gegen die Kommunisten vorgegangen war, wurde seine Regierung doch von diesen als Wegbereiter für den Kommunismus angesehen. Aus diesem Grund und weil die „Bulgarische Kommunistische Partei“ unter dem Druck Moskaus (genauer der Kommunistischen Internationale) geriet, wurde mit der Unterstützung Stambolijskis Anhänger versucht, mit einem Aufstand am 23. September die "Fehler" vom 9. Juni wieder gut zu machen.

Führer dieses Aufstands waren Wasil Kolarow, Georgi Dimitrow und Walko Zerwenkow. Diese verspätete Auflehnung wurde in nur wenigen Tagen mit mehr als 20.000 Opfern und einem Sieg der Armee blutig beendet. Die Regierung formierte einen Block „Demokratische Eintracht“ (Demokraticeski sgovor), indem sie versuchte, aus allen Parteien Politiker an sich zu binden. Es sollte eine „Vereinigung verwandter Parteien“ entstehen. Kaum war das passiert, begann eine Differenzierung in die sogenannten Flügel - „Stämme“. Der eine gruppierte sich um Zankow, die anderen folgten den gemäßigten Andrei Ljaptschew von den Demokraten und Atanas Burow von der Vereinigten Nationalprogressiven Partei.

Im März 1925 hatte die Regierung Zankow ein Gesetz zum Schutze des Staates herausgebracht, das sich eindeutig gegen die Kommunisten richtete. Daraus folgte am 16. April 1925 ein Bombenanschlag auf die Kirche Heilige Nedelja, bei dem mehr als 150 Menschen ums Leben kamen. Dieser wurde von Außenseitern der Kommunistischen Partei verübt. Zar Boris III, dem dieser Anschlag gegolten hatte, war zufälligerweise nicht anwesend. Scharfe Maßnahmen waren die Folge dieses Anschlags. Es galt von April bis Oktober 1925 der Ausnahmezustand. Die bisherigen Sympathien für den Kommunismus wurden dadurch erheblich vermindert. Auch der seit 1923 oppositionelle Bauernbund erklärte seine Ablehnung des Terrors und der Kommintern.

Außenpolitik der Regierung

Die Regierung Zankow konnte, genau wie vorher Stambolijski, keinen entscheidenden Durchbruch erreichen. Das Verhältnis zu Rumänien war erträglich, mit Griechenland wurde eine Minderheitenvereinbarung unterschrieben (30. Dezember 1924), ein Freundschaftsvertrag mit der Türkei (18. Oktober 1925); die Reisen nach Rom, London und Paris hatten dagegen nicht viel gebracht. Mit Jugoslawien wurden die Beziehungen durch verstärkte mazedonische Bandentätigkeit verhindert. Die Hoffnungen auf eine Grenzrevision in Thrakien wurden auf der Konferenz von Lausanne enttäuscht. In der Frage der Militärbeschränkungen erreichte Zankow lediglich die Erlaubnis zur zeitwilligen Einberufung von 3000 Reservisten und dann weiterer 10.000 Freiwilligen zur Bekämpfung kommunistischer Unruhen und IMRO-Bandentätigkeit.

Die Gewährung der zur wirtschaftlichen Gesundung des Landes dringend benötigten Anleihen machte man in London und Paris von einer innenpolitischen Stabilisierung Bulgariens abhängig. Die Wirtschaft in diesen Jahren näherte sich allmählich wieder dem Vorkriegsniveau. Neue Felder und Weiden wurden erschlossen, Sümpfe trockengelegt, ertragreichere Pflanzen und neue Terrassen eingeführt. Tabak, Baumwolle, Zuckerrüben und Sonnenblumen waren die wichtigsten Ausfuhrgüter. In der Industrie taten sich neue Produktionszweige auf: Kautschuk, Glas und Porzellan. Ein weiteres Problem, das die innere Unruhe verstärkte, war die Flüchtlingswelle aus der Dobrudscha, Mazedonien und Trakien mit über 250.000 Flüchtlingen in den Jahren 1919 bis 1925. Den für den Handel sehr wichtigen Zugang zur Ägäis, den Bulgarien nach Art. 48 von Neuilly bekommen musste, hat es nie erhalten. Das nächste Kapitel in der bulgarischen Geschichte wurde als „Die Zeit der wirklichen Demokratie“ bezeichnet.

Die Regierung Ljaptschew

Am 4. Januar 1926 wurde der radikale Zankow durch die gemäßigten Andrej Ljaptschew und Burov abgelöst (bis 1931). Sie versuchten zu den demokratischen Prinzipien zurückzufinden, indem sie die Bedeutung des Parlaments unterstrichen, Pressefreiheit und politische Diskussion forderten. Es fand eine große Amnestie politischer Häftlinge im Februar 1926 statt. Die Kommunistische Partei und deren Organisationen, Arbeiterjugendbund und Gewerkschaften wurden ein Jahr später zugelassen. Mit der Durchführung von Kommunal-, Distrikts- und Parlamentswahlen 1926/27 hatte die Regierung die wesentlichen Liberalisierungserwartungen des In- und Auslands erfüllt. Dieser gemäßigte Kurs Ljaptschews wurde mit einer Flüchtlingsanleihe britischer und amerikanischer Banken in Höhe von 2,4 Millionen Pfund Sterling sowie 4,5 Mio. Dollar honoriert.

Am 31. Mai 1927 verließ die Interalliierte Kontrollkommision Bulgarien. Es folgte am 9. Dezember 1927 eine bulgarisch-griechische Konvention über die Aussiedlung von Bulgaren aus Westtrakien. Dies brachte eine neue Flüchtlingswelle nach Bulgarien und führte zu neuen Versorgungsproblemen. In seiner Außenpolitik dokumentierte Ljaptschew die friedlichen Absichten Bulgariens am 14. November 1928 durch den Beitritt zum Briand-Kellogg-Pakt. Am 20. Januar 1930 wurde im Rahmen der Haager Schlussakte die Reparationssumme von 2,25 Milliarden Goldfranken auf den immer noch zu großen Betrag von 171,6 Millionen Goldfranken reduziert.

Die Weltwirtschaftskrise äußerte sich in Bulgarien zunächst als Agrarkrise, die zu einer Preissenkung landwirtschaftlicher Produkte führte, die tief unter dem Rentabilitätswert für die Landwirte lag. Eine gewisse Rolle spielte auch die Agrarreform von 1921 unter Stambolijski sowie die Versäumnisse bei den agrartechnischen Innovationen. Die Industrieproduktion ging um die Hälfte zurück. Die Zahl der Arbeitslosen stieg auf 200.000. Die Krise verursachte allgemeine Unzufriedenheit, die sich gegen das konservative Regime richtete. So gelangte durch die relativ freien Wahlen vom 21. Juni 1931 der oppositionelle „Volksblock“ an die Macht. Dies war eine Koalitionsregierung bestehend aus Demokraten, Liberalen und gemäßigten Agrariern, zunächst unter der Führung von Aleksandar Malinow, und ab 12. Oktober 1931 von Nikola Muschanow. Die Regierung stellte nach Ablauf des Hoover-Moratoriums (Juli 1931 bis Juli 1932) den Zinsendienst für Auslandszahlungen ein, konnte aber die Krise nicht verringern.

Balkanpakt und 1930er Jahre

Am 9. Februar 1934 schlossen die Türkei, Griechenland, Jugoslawien und Rumänien den Balkanpakt, der sich in Artikel 8 ausdrücklich gegen die bulgarischen Revisionsbestrebungen richtete und dadurch die Isolierung Bulgariens bekräftigte. Die Missstimmung wuchs. Am 19. Mai 1934 putschten Mitglieder der Militärliga und der Gruppe „Zveno“ (Kettenglied). Am 30. Mai 1934, also nach dem Putsch, löste sich das „Zveno“ selbst auf, um dadurch das Vorgehen der Regierung Kimon Georgiew gegen die anderen Parteien zu erleichtern.

Die Regierung Georgiew sorgte in kurzer Zeit für tiefgreifende Änderungen und setzte Teile der seit 1879 gültigen Verfassung von Tarnowo außer Kraft. Vor allem wurden große Sparmaßnahmen in der Verwaltung durchgeführt. Die Zahl der Gemeinden wurde von 2500 auf 800 verringert und der Beamtenapparat verkleinert. Am 12. Juni 1934 wurde das Parlament und die Parteien aufgelöst, und Pressenzensur eingeführt. Die lokale Selbstverwaltung wurde durch eine zentrale Administration ersetzt. Die autonomen, parteilich orientierten Gewerkschaften gerieten unter staatliche Kontrolle.

Das neue Regime fand Zustimmung in Deutschland und Italien und wurde von England, Frankreich und der bulgarischen Bevölkerung kritisiert. Die ersten außenpolitischen Schritte gingen in Richtung Jugoslawien. Noch in den ersten Tagen nach dem Putsch ließ die Regierung die Mazedonier-Organisation auflösen, deren Eigentum konfiszieren und deren Mitglieder internieren. Die positive Wirkung auf Belgrad zeigte sich am 24. Mai 1934 durch einen Handelsvertrag (seit 30 Jahren war kein Vertrag mit Jugoslawien mehr geschlossen worden).

Ein anderer Punkt war die Herstellung diplomatischer Beziehungen zwischen der UdSSR und Bulgarien. Es wurden eine gemeinsame Handelskammer und eine bulgarisch-sowjetische Gesellschaft gegründet. Trotz vielversprechender Ansätze in der Außen-, Innen- und Wirtschaftspolitik gelang es dem Regime nicht, die bisher bestimmenden politischen Kräfte zu integrieren. Am 22. Januar 1935 musste Kimon Georgiew sein Amt aufgeben. In den folgenden Monaten wurde der Militärbund schrittweise entmachtet und am 3. März 1936 aufgelöst. Gestützt auf royalistische Offiziere erlangte Zar Boris III. die volle Macht.

Die folgenden Jahre standen im Zeichen der Stabilisierung der Königsdiktatur, der Bekräftigung einer unabhängigen Außenpolitik und einer verstärkten wirtschaftlichen Kooperation mit Deutschland. Im Unterschied zu anderen, im Europa der dreißig Jahre entstandenen diktatorischen Regimes trug diese noch vergleichs- und zeitweise „demokratische“ Züge. König Boris III. setzte die 1934 weitgehend aufgehobene Verfassung wieder in Kraft. Organisationen und Parteien, die rechtsradikal waren, wurden aufgelöst.

An der Spitze der Regierung war bis November 1935 Andrei Toschew und danach bis zum 15. Februar 1940 Georgi Kjoseiwanow, der ein Vertrauter des Zaren war. In seiner Amtszeit bildete Kjoseivanow die Regierung acht Mal um, ein Zeichen für das Fehlen einer leitenden Idee und einer die Regierung tragenden politischen Kraft. Das Regime stützte sich nicht auf bestimmte Parteien, sondern einigte einige Elemente der parlamentarischen Demokratie mit der Königsdiktatur. Im März 1937 ließ Kjoseiwanow Kommunalwahlen, ein Jahr später Parlamentswahlen durchführen, bei denen die Kandidaten bei fortbestehendem Parteienverbot nicht als Repräsentanten von Parteien, sondern lediglich als Einzelpersonen auftreten durften. Auch die Regierung organisierte ihre Anhänger nicht in einer festen Partei. Bei der Parlamentseröffnung im Mai 1938 erklärten sich von 170 Abgeordnete 106 für die Regierung und 64 gegen sie.

In ihrer Außenpolitik versuchte die Regierung eine Aufhebung der Neuillyer Militärklausen. Sie erreichte am 31. Juli 1938 ein Abkommen mit Griechenland über die Aufhebung der Rüstungsbeschränkungen und die Erlaubnis zur Wiederbesetzung der entmilitarisieren Zone an der trakischen Grenze. Ein Jahr zuvor, am 24. Januar 1937 wurde der bulgarisch-jugoslawische Freundschafts- und Nichtangriffspakt ratifiziert.

Auf handelspolitischem Gebiet war Bulgarien sehr von Deutschland abhängig. Der bulgarische Export nach Deutschland betrug im Jahr 1937 47,1% und stieg auf 58,9% im Jahr 1938 und 1939 auf 67,8% der bulgarischen Gesamtausfuhr. Der Import stieg von 58,2 % im Jahr 1937 und 52,0% im Jahr 1938 auf 65,5% der bulgarischen Gesamteinfuhr. Das Gesamtvolumen des bulgarischen Handels mit Deutschland war 1930 rund 2,5 Milliarden Lewa und stieg 1939 bis auf Dreifache, nämlich rd. 7,5 Milliarden Lewa, mit einer positiven Handelsbilanz für Bulgarien. In den Kriegsjahren 1941-1944 erreichte Deutschland sogar einen Anteil von 79% des Imports und 73% des Exports Bulgariens. Obwohl Bulgarien so sehr wirtschaftlich von Deutschland abhängig war, wurde eine engere politische Bindung an Deutschland von Boris III. vermieden.

Die politische und staatliche, wirtschaftliche und soziale, rechtliche und kulturelle Entwicklung des Königreiches/Zarentums Bulgarien zwischen dem Ende des Ersten und dem Beginn des Zweiten Weltkrieges bewegte sich zwischen gescheiterten Versuchen, eine demokratisch- parlamentarische Ordnung herzustellen, und mehrfachen Katastrophen, Umbrüchen und Staatsstreichen, als deren Folge verschiedene Formen von Diktatur und schließlich die des Königs Boris III. entstanden.

Außenpolitisch befand sich Bulgarien 1919-1934 in weitgehender Isolierung, weil es Revisionsforderungen gegenüber allen Nachbarländer mit Ausnahme der Türkei hatte. Allerdings betrieben die bulgarischen Regierungen in diesem Zeitraum keine einheitliche revisionistische Außenpolitik. Die Regierung von Stambolijski wollte eine großsüdslawische Föderation von Staaten schaffen. Die bulgarische Politik der 30er Jahre sah sich vor drei Aufgaben gestellt. Es galt, die außenpolitische Isolation zu überwinden, durch Verständigung mit den Nachbarn sowie mit Billigung der Großmächte den Vertrag von Neuilly zu revidieren, und die verlorenen Gebiete wiederzugewinnen.

Aber die Gebietsverluste hatten Spannungen und Probleme mit Griechenland, Jugoslawien und Rumänien gebracht, die sich nur sehr schwer mindern ließen. Die mazedonische Frage bildete, durch die ständigen Attentate, ein kaum lösbares Dauerproblem. Von geringerem Gewicht war die Bulgarien von Rumänien trennende Dobrudschafrage. Innenpolitisch und wirtschaftlich hat sich die Lage in diesen Jahren nicht sehr verändert. Da es in Bulgarien keine große soziale Differenzierung gab, weder einen Grund besitzenden Adel noch ein Besitzbürgertum größeren Umfangs, spielten wie in den Jahren der Staatsbildung Offizierskorps und Beamtenschaft eine entscheidende Rolle.

Das völlige Überwiegen der Landbevölkerung änderte sich bis Ende des Zweiten Weltkriegs nur gering. So betrug im Jahre 1900 der Anteil der Landbevölkerung 80,2% und im Jahre 1934 78,5%. Im Zeichen des Zweiten Weltkriegs versuchte Bulgarien so lange wie möglich Neutralität zu wahren. Deswegen gab Bulgarien zwei Wochen nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges eine Neutralitätserklärung (15. September 1939) ab. Mit der Sowjetunion wurden zwei Schifffahrtsverträge (11. Dezember 1939 und 5. Januar 1940) unterzeichnet. Einen von Moskau angebotenen Pakt über wechselseitige Unterstützung lehnte die rechtsgerichtete Regierung Bogdan Filow (Februar 1940 bis September 1943) jedoch ab, da sie eine allzu großen Einflussnahme auf die inneren Verhältnisse und eine „Sowjetisierung“ befürchtete.

1940er Jahre

Durch den 2. Wiener Schiedsspruch vom 30. August 1940 erhielt Bulgarien auf deutschen Druck den südlichen Teil der Dobrudscha wieder von Rumänien zurück. Am 18. November 1940 reiste Zar Boris III. von Bulgarien nach Berlin. In seinem Staat überschnitten sich deutsche und sowjetische Interessen schon wegen seiner geographischen Lage. Einen Beitritt zum Dreimächtepakt hatte der König einen knappen Monat vorher abgelehnt, doch gab er später eine verklausulierte Zusage (23. November 1940). Eine offene Teilnahme an militärischen Maßnahmen gegen Griechenland wurde nicht verweigert, doch von Bedingungen abhängig gemacht: Modernisierung der bulgarischen Armee und Unterlassung eines Aufmarsches auf bulgarischem Boden "bis zum letzten Moment".

Die Zurückhaltung Bulgariens war für Hitler des Weiteren deshalb besonders unangenehm, weil sie sich unmittelbar auf Jugoslawien auswirken konnte, da nur noch Jugoslawien nicht dem Dreimächtepakt beigetreten war. Da man sich nicht in der Lage sah, das Land vor Angriffen seitens Russland, der Türkei und Griechenland zu schützen, mussten deutsche Truppen im Lande stehen und auch Luftverteidigungsaufgaben übernehmen. Erst wenn dies gewährleistet sei, sei Bulgarien bereit, dem Dreimächtepakt beizutreten. Schließlich trat Bulgarien an der Seite der Achsenmächte gegen Jugoslawien und Griechenland in den 2. Weltkrieg ein.

Das Königshaus und die Bevölkerung widersetzten sich zum Teil erfolgreich der Verfolgung und der Deportation der bulgarischen Juden (Holocaust) durch die Nationalsozialisten und weigerten sich Truppen gegen die Russen an die Ostfront zu entsenden. Juden aus den von Bulgarien besetzten Gebieten in Mazedonien und Griechenland wurden jedoch deportiert.

1945-1990: Die kommunistische Ära

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs geriet Bulgarien unter sowjetischen Einfluss und wurde Teil des Warschauer Paktes. 1946 wurde es zur Republik. Staatschef von 1954 - 1989 war Todor Schiwkow. 1986 zwangen die bulgarischen Behörden die türkische Minderheit zur Annahme slawischer Namen und verboten den Schulunterricht in türkischer Sprache. Rund 380.000 ethnische Türken wurden mit drastischen Maßnahmen zur Auswanderung in die Türkei gezwungen.Dies dauerte bis zum Anfang der 90er Jahre. Dabei sind nach offiziellen Angaben ca. 400 Menschen durch Folter und Massaker umgekommen.

Siehe auch: Ethnische Säuberung

1990 bis heute

Das Ende der kommunistischen Ära wurde 1990 durch freie Wahlen eingeleitet. Bulgarien berief eine Große Verfassunggebende Volksversammlung als erstes Parlament ein und gab sich eine reformierte demokratische Verfassung. Seitdem wurden weitere politische und wirtschaftliche Reformen vorangetrieben. Auf dem NATO-Gipfel in Prag wurden am 22. November 2002 sieben osteuropäische Staaten – darunter auch Bulgarien – offiziell zu Aufnahmegesprächen eingeladen. Am 26. März 2003 wurden die Beitrittsprotokolle unterzeichnet, und am 29. März 2004 wurden Bulgarien und die anderen sechs Kandidaten in die NATO aufgenommen.

Ein Assoziationsabkommen mit der Europäischen Union wurde ebenfalls unterzeichnet und weitgehend implementiert. Die Beitrittsverhandlungen wurden 2004 erfolgreich abgeschlossen. Als weiterer Schritt billigte am 13. April 2005 das Europaparlament den Beitritt zur Europäischen Union mit 522 von 660 Stimmen, und am 25. April 2005 wurde der Beitrittsvertrag in Luxemburg unterzeichnet. Seit 1. Januar 2007 ist Bulgarien somit Mitglied der EU.

Siehe auch: Liste der bulgarischen Zaren, Liste bulgarischer Präsidenten, Liste bulgarischer Ministerpräsidenten, Bulgarische Friedensverträge

Politik

1990-2001

Von 1990 an war die demokratische Oppositionsbewegung Union Demokratischer Kräfte SDS (Съюз на демократичните сили, СДС), die den friedlichen Wandel des kommunistischen Bulgariens herbeiführte, fast immer stärkste Partei. Bis 1997 regierte jedoch in mehreren Legislaturperioden die Sozialistische Partei BSP (Българска социалистическа партия, БСП) mittels Koalitionen. Die EU-Integration wurde wesentlich von einer bis 2001 konservativ geführten SDS-Regierung unter Iwan Kostow beschleunigt, die auch wirksamere Reformen anpackte. Sie stellte umfängliche Kooperation mit internationalen Institutionen her, senkte die Inflation und stabilisierte die Wirtschaftslage. Der NATO- und EU-Beitritt wurden in dieser Zeit initiiert. Präsident zu dieser Zeit war der unabhängige Petar Stojanow.

Am 22. Februar 1999 legten die bulgarische und die mazedonische Regierung ihren jahrelangen Sprachenstreit bei, indem sie eine gemeinsame Erklärung unterzeichneten. Bulgarien erkannte die Eigenständigkeit der mazedonischen Sprache und Nation erstmals offiziell an, Mazedonien entsagte im Gegenzug jeglicher Einflussnahme auf die mazedonische Minderheit in Bulgarien. Der Streit hatte die bilateralen Beziehungen schwer belastet und sowohl die politischen als auch die wirtschaftlichen Verbindungen zwischen beiden Ländern schwierig gestaltet[5].

2001-2005

Die Parlamentswahlen am 17. Juni 2001 gewann überraschend mit 42,7% der Stimmen die erst kurz zuvor gegründete Nationale Bewegung Simeon II., NDSV (Национално Движение Симеон Втори, НДСВ) um den ehemaligen bulgarischen Zar Simeon II. von Sachsen-Coburg und Gotha, der nach 55 Jahren aus dem spanischen Exil zurück gekehrt war. Wegen des stark betonten republikanischen Prinzips in der Verfassung slawisierte er seinen Namen zu Simeon Sakskoburggotski und legte monarchische Namenszusätze ab, nachdem die Wahlbehörden die Rechtsauffassung äußerten, er sei wahlinkompatibel. Wesentlichen Anteil an dem Erfolg hatte das Versprechen, innerhalb von 800 Tagen eine deutliche Verbesserung des Lebensstandards herbeizuführen. Dazu schlug er eine Erhöhung des Lohnniveaus und Steuersenkungen vor.

Im Wesentlichen jedoch behielt die amtierende Regierung den konservativen Kurs ihrer Vorgängerin bei, insbesondere die Politik der EU-Integration. 2003/2004 amtierte Bulgarien als Mitglied des UNO-Sicherheitsrates und schloss sich mit Chile und Spanien demonstrativ der von den USA geführten Anti-Irak-Fraktion an, die einen gewaltsamen Regierungswechsel im Irak unterstützte. Die tendenziell US-freundliche Außenpolitik Bulgariens und der Dissens mit der reservierten deutsch-französischen Seite führten unter anderem dazu, dass auf Betreiben des Außenministers Solomon Pasi die deutschen Anti-ABC-Einheiten umgehend durch bulgarischen und polnischen Truppen ersetzt wurden. Historisch pikant ist dieser Umstand wegen der Beziehungen zum Irak bereits vor dem Zweiten Golfkrieg, als Bulgarien in dieser Zeit umfangreiche konventionelle Waffenlieferungen vorgenommen hatte, ähnlich der USA.

In der Wirtschaft kam es aufgrund von Simeons Reformen zu weiter fortschreitendem Aufschwung, von dem allerdings eher in- und ausländische Investoren und die städtische Oberschicht als der Durchschnittsbürger profitierten. In ländlichen Gebieten herrschen oft hohe Arbeitslosigkeit (im Landesdurchschnitt etwa 14%) und Korruption und die sehr traditionelle Landwirtschaft, die bei 26% der Beschäftigten 13% zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) beiträgt, ist noch weit vom Erreichen der EU-Normen entfernt.

Parlamentswahlen 2005

Die Parlamentswahlen für die 40. Nationalversammlung fanden am 25. Juni 2005 statt. Die konservative Regierung erlitt eine Niederlage, nachdem die BSP erneut stärkste Kraft wurde. Die SDS verlor ebenfalls empfindlich nach einer Zersplitterung in mehrere kleinere Parteien, die jedoch alle im Parlament vertreten sein werden. Die Mehrheitsverhältnisse sorgten für eine langwierige und schwierige Regierungsbildung, nachdem selbst eine Koalition mit der Bewegung für Bürgerrechte und Freiheiten DPS (Движение за права и свободи, ДПС), die absolute Mehrheit verfehlte. Schließlich bildete Wahlsieger Sergei Stanischew (BSP) eine große Koalition mit NDSV und DSP, die über 169 von 240 Sitzen verfügt. Wesentlicher Kern der Regierungspolitik ist die Kontinuität und Fortführung der Zusammenarbeit mit der EU-Kommission am beschlossenen Beitritt.

Negativ und großenteils schockiert zeigte sich die Öffentlichkeit durch den spontanen Erfolg der Wählerinitiative Attacke (Aтaкa), die einen nationalistischen, rassistischen und EU-feindlichen Wahlkampf führte. Die Wahlbehörde musste diese zur Teilnahme an der Wahl zulassen, führt jedoch wegen der Art des Wahlkampfs mit der Generalstaatsanwaltschaft Ermittlungen gegen mehrere Mitglieder der Wahlinitiative wegen des Verdachts der Förderung ethnischer Feindseligkeiten, was nach bulgarischer Gesetzgebung strafbar ist.

siehe auch: Seite zur Wahl (Bulgarische Nachrichtenagentur BTA)

Präsidentschaftswahlen 2006

Im Oktober 2006 wurden Präsidentschaftswahlen abgehalten und vom wieder kandidierenden Amtsinhaber Georgi Parwanow als Zustimmungstest für den Beitritt zur Europäischen Union bezeichnet, der 1 Jahr zuvor vertraglich unterzeichnet wurde. Damit verknüpfte er Wahlkampf und -entscheidung mit der Regierungspolitik, obwohl dem Präsidenten eine repräsentative Rolle zukommt. Er erreichte fast 2/3 der abgegebenen Stimmen, musste jedoch wegen des strengen Wahlrechts eine Stichwahl antreten. Erforderlich ist bei der Wahl des Staatsoberhaupts eine Mindestbeteiligung von 50% der Wahlberechtigten, die nicht erreicht wurde. In der Stichwahl unter den 2 stärksten Kandidaten wurde Parwanow ohne Beteiligungs-Quorum mit 73,4% der Stimmen bestätigt.

Bezirke

Hauptartikel: Bezirke in Bulgarien

Bulgarien ist ein Zentralstaat, welcher in 28 Verwaltungsbezirke (oбласт) gegliedert ist.

Infrastruktur

Bulgarien ist ein wichtiges Transitland zwischen Mitteleuropa und dem Nahen Osten. Es verfügt über ein relativ gut ausgebautes Verkehrsnetz: Eisenbahnnetz, Straßennetz (jedoch bislang nur wenige Autobahnen), vier internationale Flughäfen (Sofia, Varna, Burgas und Plowdiw), zwei Seehäfen (Burgas, Varna) sowie Binnenhäfen (an der Donau: größter Binnenhafen in Russe). Die paneuropäische Verkehrskorridore IV (Dresden-Budapest-Craiova-Sofia-Thessaloniki), VII (Donau), XIII (Tirana-Skopje-Sofia-Varna) und IX (Helsinki-Moskau-Bukarest-Dimitrovgrad-Alexandropolis) führen durch Bulgarien.

Wirtschaft

Wirtschaftsgeschichte

Bulgarien gehört zu den Ländern, die als Agrarstaat in den RGW ("COMECON") eingetreten sind und die ihre Industrialisierung diesem im Wesentlichen zu verdanken haben. Das bedeutete die Steigerung der energie- und rohstoffintensiven Schwerindustrie, von denen einige Bereiche (Pharmazeutika, Maschinenbau, Elektronik) durchaus erfolgreich in den ehemaligen Märkten agierten.

Nach dem Wegfall des Marktes der Sowjetunion, zu dem die meisten Beziehungen bestanden, geriet die Wirtschaft in eine schwere Krise, aus der sie sich bis heute nicht erholt hat. In den Jahren 1989 bis 1995 gingen die Realeinkommen um fast 70 Prozent zurück, der Lebensstandard fiel um 40%. Das Sozialsystem, insbesondere das System der Kranken- und Rentenversicherungen, brach weitgehend zusammen.

Die sozialistische Regierung unter Schan Widenow schaffte hier keine Abhilfe, sondern bediente die Interessen der ehemaligen Nomenklatura. Im Frühling 1996 kam es infolge der hohen Staatsverschuldung zu einer schweren Wirtschaftskrise. Banken brachen praktisch über Nacht zusammen, der Staat geriet in Zahlungsschwierigkeiten gegenüber seinen ausländischen Kreditgebern. In der Hoffnung auf Unterstützung von Weltbank und IWF verabschiedete die sozialistische Regierung ein Strukturprogramm. 134 marode Staatsbetriebe sollten geschlossen werden, durch Steuervergünstigungen versuchte man - vor allem ausländische - Investoren anzulocken. Doch die Privatisierung ging dem IWF zu langsam und er forderte als Bedingung für weitere Kredite die Einführung eines currency boards (Währungsrates) mit der Bindung des bulgarischen Lew an die D-Mark im Verhältnis 1:1.

Die Schaffung des Währungsrates 1997, die Konsolidierung der Staatsfinanzen (Budgetüberschuss 2005: 504 Millionen EUR, entspr. 2,4% des BIP), einschließlich der Reduzierung der Auslandsverschuldung (Staatsverschuldung im Dezember 2005 nur noch 25,5% des BIP), weitreichende strukturelle Reformen und die Privatisierung nahezu aller staatlichen Unternehmen in enger Zusammenarbeit mit Internationalem Währungsfonds (IWF) und Weltbank trugen zu makroökonomischer Stabilität bei. Mäßige Inflationsraten (2005: 6,5%) und relativ hohes BIP-Wachstum (2001 4,1%, 2002 4,9%, 2003 4,5% ,2004 5,7%, 2005 5,8%, 1.Halbjahr 2006 6,1%) kennzeichnen die Wirtschaftsentwicklung der letzten Jahre. Die Arbeitslosigkeit konnte erheblich gesenkt werden und lag Ende des Jahres 2005 bei ca. 10,7%. Begünstigt wird diese Entwicklung durch hohe Vorbeitrittshilfen der Europäischen Union. So standen 2004 insgesamt rund 400 Millionen EUR in den Programmen PHARE, ISPA und SAPARD zur Verfügung.

Im Vergleich mit dem BIP der EU ausgedrückt in Kaufkraftstandards erreicht Bulgarien einen Index von 32,1 (EU-25:100) (2005) [6]. Da die Regierung einen Großteil der in den Haushaltsjahren 2004 und 2005 entstandenen Überschüsse für Ausgleichsmaßnahmen verwendete, um die sozialen Folgen der zur Kostendeckung notwendigen Anpassung der Preise für Elektrizität, Wasser und Fernheizung aufzufangen und gleichzeitig die Transfereinkommen zusätzlich und überproportional erhöhte, sind die Realeinkommen auch der besonders Benachteiligten (Arbeitslose, Behinderte und Rentner) erstmals seit langem wieder gestiegen. Dennoch bleiben über 1 Million Menschen vom Wirtschaftsaufschwung Bulgariens weitgehend abgekoppelt.

Trotz Fortschritten bei der Justizreform stellt die Schwäche des bulgarischen Justizsystems weiter eines der größten Hindernisse für die wirtschaftliche Entwicklung dar.

Wichtigste Wirtschaftszweige: Chemische Industrie, Nahrungsmittel und Nahrungsmittelverarbeitung, Tabakindustrie, Metallindustrie, Maschinenbau, Textilindustrie, Glas- und Porzellanindustrie, Kohleförderung, Stahlproduktion, Energiewirtschaft, Tourismus.

Die wichtigsten Aus- und Einfuhrgüter Bulgariens:

Ausfuhr: Chemische Produkte, Nahrungs- und Genussmittel, Rohmetall- und Stahlprodukte, Maschinen und Ausrüstungen, Konsumartikel, Textilprodukte, Elektrizität.

Einfuhr: Rohstoffe, mineralische Produkte und Brennstoffe (insbesondere Öl und Gas aus Russland), Maschinen und Ausrüstungen, chemische Erzeugnisse, Konsumgüter.

Deutschland ist der wichtigste Handelspartner Bulgariens. Über 4500 deutsche Firmen sind im Handel mit Bulgarien tätig, davon sind 1200 vor Ort vertreten. Das Handelsvolumen erreichte 2005 ca. 2,9 Milliarden EUR. Die deutschen Exporte nach Bulgarien beliefen sich auf 1,8 Milliarden EUR, die Importe aus Bulgarien auf 1,1 Milliarden EUR. Über die Hälfte entfiel auf die Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg. Seit März 2004 besteht in Sofia die Deutsch-Bulgarische Industrie- und Handelskammer (BfAI), die bereits über 350 Mitglieder zählt.

Die ausländischen Direktinvestitionen erreichten 2005 1,876 Milliarden EUR, davon 3,6% (67,2 Millionen EUR) stammen aus Deutschland. Von den 11,496 Milliarden EUR, die die ausländische Firmen im Zeitraum 1991-2005 in Bulgarien investierten, stammen 908 Millionen EUR (7,9%) aus Deutschland und damit liegt Deutschland hinter Österreich und Griechenland auf Platz 3. Auch in den letzten fünf Jahren stiegen die deutschen Direktinvestitionen in Bulgarien kontinuierlich an, 2004 verdoppelten sie sich sogar gegenüber 2003. Von den 5,8 Milliarden Euro, die ausländische Firmen im Zeitraum 2000-2004 in Bulgarien investierten, stammen 496 Millionen, also 8,5%, aus Deutschland.

Der hohe Investitionsbedarf der bulgarischen Wirtschaft, der zusammen mit niedrigen Löhnen und gut ausgebildetem Personal viele Chancen für langfristig orientierte Investoren, insbesondere in lohnintensiven Fertigungsbereichen (Maschinenbau, Nahrungsmittelverarbeitung, Kfz-Teileherstellung, Textilproduktion, Softwareentwicklung etc.) bietet, wird jedoch trotz dieser Entwicklung noch einige Zeit fortbestehen. Gute Aussichten für Investitionen bestehen u.a. auch weiterhin im Tourismusbereich. Mehr als 582.000 Deutsche besuchten 2005 Bulgarien. Ausbaufähig erscheint besonders der Bereich Individualtourismus, insbesondere Öko-, Wander-, und Bädertourismus, aber auch der Wintersportbereich.

Das Investitionsklima für Ausländer ist im wesentlichen gut, trotz erheblicher Defizite im Justizbereich. 2005 erreichte die Investitionsquote Bulgariens 22% des BIP (2004 21%). Anfang 2005 wurden die steuerlichen Bedingungen durch eine erneute Senkung der Körperschaftssteuer auf 15% und des Höchstsatzes der Einkommensteuer auf 24% verbessert.

Nach 1950 wurde die Industrialisierung und die Intensivierung der Landwirtschaft im Rahmen der Planwirtschaft betrieben, oft zu Lasten der Umwelt. Die Förderung vor allem der Schwerindustrie, des Energiesektors und des Bergbaus sowie der Einsatz veralteter Technologien verursachte erhöhte und zum Teil erhebliche Luft-, Boden-, und Wasserverschmutzungen.

Mit der Schließung vieler industrieller Produktionsstätten nach der Wende haben sich die Umweltbelastungen stetig verringert. Obwohl Bulgarien seit Mitte der 90er Jahre im Umweltbereich deutliche Fortschritte erzielt hat, sind nach Schätzungen der Weltbank für die Umsetzung des EU-Acquis im Umweltbereich bis zum Jahr 2020 Investitionen von rund 9 Milliarden EUR erforderlich. Jährlich müssten demnach Investitionen in Höhe von rund 11% des BIP getätigt werden. Der Umweltschutz wurde durch die Gründung des Umweltministeriums 1990 erstmals institutionalisiert und als Staatsziel in der bulgarischen Verfassung von 1991 (Art. 15) verankert. Im Umweltschutzgesetz vom September 2002 hat die bulgarische Regierung erstmals das Prinzip der Nachhaltigkeit gesetzlich festgeschrieben.

Staatsausgaben für Gesundheit, Bildung und Verteidigung

Zwischen 1992 und 2000 lag der Anteil der Staatsausgaben für

Kultur

Bulgarische Musik

Bulgarien verfügt über eine große Tradition des Chorgesangs. Der staatliche Chor wurde durch einen eigenen Stil sehr erfolgreich, zahllose bulgarische Frauenchöre wie z.B. Angelite sind heute international bekannt.

Bekannte bulgarische Sänger sind u.a. Ari Leschnikoff, der von 1928 bis zur Auflösung in den 30er Jahren den Comedian Harmonists als Tenor angehörte und der Opernsänger Boris Christow, der als einer der weltbesten Bassisten galt. Die gebürtige Bulgarin Wesselina Kassarowa gehört heute zu den gefragtesten Mezzosopranistinnen der Welt.

Das Besondere an der bulgarischen Musik ist, dass diese über eine große rhythmische Vielfalt verfügt. Die Verwendung an ungeraden Takten, wie z.B. 5/8, 7/8 und 9/8, machen diese Musik besonders schwierig zu spielen. Viele moderne Musiker in den verschiedensten Genren aus aller Welt benutzen Fragmente bulgarischer Volksmusik, weil dadurch die Präsentation einen besonderen Klang zeigen kann.

Bulgarische Malerei

Bulgarien ist schon seit dem 13. und 14. Jahrhundert bekannt für seine Ikonenmalerei. Die Vertreter der Malschule von Weliko Tarnowo überschritten die überlieferten Regeln der traditionellen Ikonenmalerei und schufen damit die bedeutendste eigenständige Schule der ostkirchlichen Kunst.

Mit der bulgarischen Wiedergeburt nach dem Ende der türkischen Besatzung entstanden überall im Land neue Kunstschulen. Die bekannteste ist die Kunstschule von Samokow. Aus ihr gingen viele der Maler hervor, die die Bemalung der Kirche im Kloster Rila ausführten, unter ihnen Sachari Sograf.

Bekannte Künstler der neueren Zeit sind Jules Pascin, der 1885 in Vidin geboren wurde. Eigentlich hieß er Julius Pinkas. Da er lange Zeit in Frankreich verbrachte, wo er auch 1930 starb, wird er als bulgarisch-französischer Maler und Grafiker bezeichnet.

Der bekannteste lebende bulgarische Künstler ist wohl Christo Jawaschew, der unter seinem Vornamen und zusammen mit seiner Frau Jeanne-Claude bekannt wurde. Er verhüllte u.a. das Reichstagsgebäude in Berlin und den Pont Neuf in Paris.

Bulgarische Literatur

Siehe auch: Liste bulgarischer Schriftsteller

Theater

In Bulgarien hat das Puppentheater (nicht nur für Kinder) eine lange Tradition.

Bulgarisches Brauchtum

Ein beliebter Brauch ist das Verschenken einer Marteniza (Мартеница), kleinen rot-weißen Stoffanhängern oder Armbändern, zum Frühlingsanfang am 1. März. Die Armbänder sollen, damit sie Glück und Gesundheit bringen, getragen werden, bis man den ersten Storch sieht, denn dann muss man das Armband an einen Zweig binden und man kann sich etwas wünschen.

In der bulgarischen Küche sind das Bohnenkraut Tschubriza (Чубрица) und das ketchupähnliche Püree Ljuteniza (Лютеница) sowie die besonderen Wurstarten "Lukanka" (Луканка) und "Sudjuk" (Суджук) sehr beliebt.

Bibliothekswesen

siehe Hauptartikel Bibliothekswesen Bulgariens

Sport

Vor der Wende war Sport Staatspolitik und viele bulgarische Sportler sorgten weltweit für Aufmerksamkeit. Die größten Erfolge wurden in den Individualsportarten erzielt. Nach dem Zerfall des Systems und mit dem Wegfall staatlicher Unterstützung konnten sich nur Sportler beweisen, die äußerst große Talente waren und meist aus Sportlerfamilien kamen.

In Bulgarien gibt es eine große Tradition im Schach, Kraftsport (Ringen, Gewichtheben, Boxen) aber auch in der Leichtathletik und in der rhythmischen Sportgymnastik. Die Wurzeln liegen auch im Folklore, wo der "starke, kluge Mann" und die "graziöse Frau" ein hohes Ansehen haben .

Bekannte Schachspieler aus Bulgarien: Wesselin Topalow, Antoaneta Stefanowa, Liuben Spassow, Kiril Georgiew und Wesselin Georgiew.

Es gibt sogar einige bekannte türkische Gewichtheber, wie zum Beispiel Naim Suleymanoglu, die während des damaligen Systems sich als solche entwickeln konnten und in beiden Ländern hohes Ansehen genießen.

Siehe auch: Fußball in Bulgarien.

Feiertage

DatumName[7]Deutscher NameAnmerkungen
1. Januar (julianisch)Нова годинаNeujahr
3. MärzДен на Освобождението на България от османско иго"Tag der Befreiung Bulgariens vom osmanischen Joch"1878, Frieden von San Stefano
gregorianischВеликденOstern
1. MaiДен на трудаInternationaler Tag der Arbeit
6. MaiГергьовден, Ден на храбростта и Българската армияGeorgstag, Tag der Tapferkeit und der bulgarischen Armee
24. MaiДен на българската просвета и култура и на славянската писменостTag der bulgarischen Aufklärung und Kultur und der slawischen Literatur (der Feiertag ist eng verknüpft mit der Kreation des kyrillischen Alphabets)
6. SeptemberДен на Съединението на БългарияTag der Wiedervereinigung1885 mit Ostrumelien
22. SeptemberДен на Независимостта на БългарияTag der Unabhängigkeit Bulgariens1908
1. NovemberДен на народните будители - неприсъствен за всички учебни заведенияTag der nationalen Erweckungschulfrei
8. NovemberSt. Michaelis
24. Dezember (julianisch)Бъдни вечерHeiligabend
25./26. Dezember (julianisch)Коледа, Рождество ХристовоWeihnachten, Geburt Christi

Wissenschaft und Technologie

Das hohe Niveau des Bildungssystems, sowie die technologisch orientierte Politik vor der Wende haben gute Voraussetzungen für die Entwicklung der Wissenschaft und Technologie geschaffen. Nach dem Zerfall des Systems suchten viele gut ausgebildete, vor allem junge Menschen nach einer besseren Zukunft und emigrierten vor allem nach den USA oder alternativ nach Westeuropa.

Weil es keine ausgeprägte staatliche Orientierung gibt, entwickeln sich fast aus eigener Kraft Wissenschaftszweige vor allem aus Informatik, Mathematik, Maschinenbau, Biotechnologien und Landwirtschaft.

Berühmte Wissenschaftler/Erfinder

Weiterführende Literatur

  • Bell, John D., Peasants in Power. Alexander Stamboliski and the Bulgarian Agrarian National Union, 1899 - 1932, Princeton 1977.
  • Chary, Frederick B., The Bulgarian Jews and the Final Solution 1940 - 1944, Pittsburgh 1972.
  • Crampton, R. J., A Concise History of Bulgaria, Second Edition, Cambridge University Press 2005, ISBN 0521616379
  • Fauk, S., Das Deutsch-Bulgarische Verhältnis 1939 - 1944 und seine Rückwirkung auf die bulgarische Judenpolitik, in: Gutachten des Instituts für Zeitgeschichte, Bd. III, Stuttgart 1966.
  • Hoppe, Hans-Joachim, Bulgarien - Hitlers eigenwilliger Verbündeter. Eine Fallstudie zur nationalsozialistischen Südosteuropapolitik, Stuttgart 1979.
  • Hoppe, Hans-Joachim, Bulgarien, in: Benz, Wolfgang (Hrsg.), Dimension des Völkermords. Die Zahl der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus, München 1991, S. 275 - 310.
  • Jireček, Konstantin: Das Fürstentum Bulgarien, seine Bodengestaltung, Natur, Bevölkerung, wirtschaftliche Zustande, geistige Cultur, Staatverfassung, Staatsverwaltung und neueste Geschichte (1891)
  • Jocov, J., Charakteristische Züge, Etappen und Unterscheidungsmerkmale der faschistischen Diktatur in Bulgarien 1923 - 31, in: Etudes Historiques, Bd. II, Sofia 1965, S. 395 - 412.
  • Karlsreiter, Ana, König Boris III. von Bulgarien und die bulgarische Außenpolitik 1938 - 43, München 2001.
  • Markov, Georgi, Die Kulturexpansion des Dritten Reiches in Bulgarien: Wissenschaft, Hochschulbildung und Verbreitung der deutschen Sprache (1934 - 1939), in: Etudes Historiques, Bd. II, Sofia 1965, S. 329 - 347.
  • Markov, Georgi, Die nationalsozialistische ideologische Propaganda in Bulgarien (1933 - 1940), in: Etudes Historiqes, Bd. X, Sofia 1980, S. 273 - 292.
  • Matkovski, Alexander, The Destruction of Macedonian Jewery in 1943, in: Esh, Shaul (Hrsg.), Yad Washem Studies on the European Jewish Catastrophe and Resistance, Vol. III, Jerusalem 1959.
  • Miller, Marshall Lee, Bulgaria during the Second World War, Stanford 1975.
  • Nissim, Gabriele, Der Mann der Hitler stoppte. Dimitar Peshev und die Rettung der bulgarischen Juden, Berlin 2000.
  • Oren, Nissan, Revolution Administered. Agrarianism and Communism in Bulgaria, Baltimore / London 1973.
  • Oschlies, Wolf, Der "Volksbund Zveno" - Nahtstelle der bulgarischen Parteiengeschichte, Köln 1971.
  • Oschlies, Wolf, Bulgariens Juden in Vergangenheit und Gegenwart, in: Bulgarische Jahrbücher, Bd. 2, München / Wien 1974, S. 129 – 176
  • Oschlies, Wolf, Bulgarien – Land ohne Antisemitismus, Erlangen 1976.
  • Sinke-Lostermann, Anette, Die Judenverfolgung in Rumänien und Bulgarien während des II. Weltkrieges (1940 – 1943) unter Berücksichtigung deutscher Einflüsse, Bochum 1976.
  • Rumiana Stoilova, Ethnische Differenzen unter Frauen am Beispiel Bulgariens, 2005.[1]
  • Tamir, Vicki, Bulgaria and Her Jews, The History of a Dubious Symbiosis, New York 1979.
  • Topalov, V., L’opinion publique Bulgare contre les Persécutions des Juifs (Octobre 1940 – le 9 Septembre 1944), in: Etudes Historiques, Bd. 2, Sofia 1965, S. 477 – 492.
  • Vasileva, Nadeijda Slavi, On the catastrophe of Tracian Jews, in: Esh, Shaul (Hrsg.), Yad Washem Studies on European Jewish Catastrophe and Resistance Vol. III, Jerusalem 1959, S. 295 – 302.
  • Sabine Riedel, Bulgarien zwischen Subsistenzwirtschaft und Weltmarkt. Überlegungen zum Gestaltungsspielraum der Wirtschafts- und Sozialpolitik. In: Osteuropa. 2003, 1, 58-76.
  • Steven W. Sowards, Moderne Geschichte des Balkans. Der Balkan im Zeitalter des Nationalismus. BoD, Seuzach 2004. ISBN 3-8334-0977-0
  • Ilija Trojanow, Die fingierte Revolution. Bulgarien, eine exemplarische Geschichte, München: dtv, 2006, ISBN 3423343737
Wiktionary: Bulgarien – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Bulgarien – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Den gleichen Wahlspruch führen Belgien und Haiti.
  2. vgl. Übersicht des Berichtes des Nationalen Statistischen Instituts, NSI zum Zensus 2001
  3. vgl. NSI, Tabellarische Übersicht nach ethnischen Gruppen
  4. vgl. European Values Study 1999
  5. WELT-Artikel in den Makedon Archives der Universität Buffalo
  6. http://www.eds-destatis.de/en/database/nms_bgeu05.php?th=3 FSO Germany/EDS/Database
  7. Bulg. Nationalversammlung: Offizielle Feiertage

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