Bredelar

Bredelar
Stadt Marsberg
Wappen von Bredelar
Koordinaten: 51° 25′ N, 8° 47′ OKoordinaten: 51° 25′ 17″ N, 8° 46′ 37″ O
Höhe: 291 m ü. NN
Fläche: 17,85 km²
Einwohner: 1129 (2017)[1]
Bevölkerungsdichte: 63 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 1975
Postleitzahl: 34431
Vorwahl: 02991
Luftbild (2013)
Luftbild (2013)
Ortsdurchfahrt von Bredelar

Bredelar ist ein Dorf im Osten des Sauerlands. Von 1900 bis 1974 bildete es eine selbstständige Gemeinde im Amt Niedermarsberg, seit 1975 ist es eine Ortschaft der Stadt Marsberg im nordrhein-westfälischen Hochsauerlandkreis. Am 31. Dezember 2012 waren 1193 Personen mit Haupt- oder Nebenwohnsitz in Bredelar gemeldet.[2] Die Geschichte des Dorfes ist eng mit dem Kloster Bredelar verknüpft.

Geographie

Geschichte

Kloster Bredelar
Kath. Pfarrkirche Christkönig

Der erste urkundliche Beleg Bredelar geht auf das Jahr 1170[3] zurück, als der Kölner Erzbischof Philipp I. von Heinsberg ein Prämonstratenserinnen-Kloster stiftete. Die geistliche Aufsicht erhielt das Prämonstratenserkloster Scheda, die Vogteirechte lagen bei den Herren von Padberg. Die Stiftung erfolgte an eine dem Heiligen Laurentius geweihte Kirche, sodass der Ort schon vorher besiedelt gewesen sein muss.[4]

Aufgrund des „wenig löblichen Lebenswandels“ der Ordensfrauen hatte die Stiftung nur kurz Bestand, im Jahr 1196 einigten sich Gottschalk von Padberg und der Kölner Erzbischof Adolf I. darauf, das Kloster in ein Männerkloster umzuwandeln. Die Nonnen wurden in den Stift Rumbeck versetzt und durch Zisterzienser aus dem Kloster Hardehausen abgelöst. Die weitere Geschichte des Dorfes ist zunächst eng mit der des Klosters verknüpft.[4]

Nach der Säkularisation des Klosters 1803 entstand ab 1826 auf dessen Gelände die Theodorshütte.

Im Jahr 1864 hatte das Dorf etwa 300 Einwohner.

Der Ort selbst gehörte zunächst zur heutigen Nachbargemeinde Giershagen. Am 1. April 1900 entstand die Gemeinde Bredelar im Amt Niedermarsberg im Kreis Brilon.[5] Hintergrund hierfür war der Zuzug etlicher Familien und Einzelpersonen, die aufgrund eines Landerwerbs und Umsiededelung des Großgrundbesitzers Köhne erfolgte, welche Dienstpersonal aus der Heimat Ostpreußen mitbrachte. Aufgrund der dort üblichen Konfession siedelte sich somit im überwiegend katholischen Sauerland eine ungewöhnlich große Anzahl von Menschen mit evangelischen Glauben an. Aufgrund einer Schenkung des Gutsherren konnte im Jahr 1901 im Ort eine evangelische Kirche, die heutige Christuskirche, erbaut werden. Es war seinerzeit die erste Kirche des Ortes.

Bei einem alliierten Luftangriff am 26. März 1945 wurden ein deutscher Soldat und ein Zivilist getötet. Die Bahnanlagen und zahlreiche Gebäude wurden unterschiedlich schwer beschädigt. Am 29. März erreichten die ersten amerikanischen Soldaten von Giershagen kommend mit ihren Panzern die Hoppeckebrücke. Ein Lazarettzug mit angehängtem Flakzug, der gerade aus Bredelar abfuhr, wurde sofort beschossen. Wegen Treffern in der Kesselanlage der Lokomotive blieb der Zug genau am Bahnübergang in Richtung Giershagen liegen und versperrte den Vormarsch. Die US-Soldaten nahmen rund 600 deutsche Soldaten und Rotkreuzschwestern aus dem Zug gefangen und brachten diese nach Giershagen. Ein anderer Flakzug wurde in der Nacht weiter östlich unterhalb der Johannisbrücke von der Wehrmacht aufgegeben und gesprengt, da auch Niedermarsberg schon besetzt war. Am 30. März rückten aus Richtung Marsberg andere US-Truppen vor. Als der an der Spitze fahrende Panzerspähwagen den Dorfrand erreichte schossen Soldaten der Waffen-SS diesen in Brand, wobei ein US-Soldat verwundet wurde. Sofort zogen sich die US-Soldaten zurück. Nach zweistündigem Beschuss, bei dem 15 Wohnhäuser unterschiedlich schwer beschädigt wurden, wurde das Dorf eingenommen. Während des Beschusses und des Einmarsches wurden zwei Zivilisten verwundet. Ein Drittel des Dorfes musste für die US-Army geräumt werden. Am 12. April begann die Plünderung des Textillagers im ehemaligen Kloster. Die US-Truppen hatte dies scheinbar freigegeben. Neben ehemaligen Gefangenen nahmen auch Einheimische aus Bredelar und Umgebung an der Plünderung teil. In den nächsten Tagen wurden drei weitere Lager im Dorf geplündert. Es kam in der folgenden Zeit auch zu Plünderungen und Diebstahl von Privateigentum durch ehemalige Gefangene. Bis zu 1300 hielten sich im Dorf auf. Es dauerte bis Ende Oktober, bis die ehemaligen Gefangenen in ihre Heimat oder Lager abtransportiert wurden.[6]

Im Zweiten Weltkrieg starben 51 Bredelarer als Soldaten der Wehrmacht, davon 40 an der Ostfront.[7]

Die Einwohnerzahl stieg durch den starken Strom von Flüchtlingen von 712 (1939) auf 1272 (1950). Im Jahr 1961 hatte der Ort bei einer Fläche von 17,85 km² 1323 Einwohner. Davon waren 851 katholisch und 451 evangelisch. Von den Erwerbspersonen waren 19,4 % in Land- und Forstwirtschaft, 50,9 % im produzierenden Gewerbe und der Rest in sonstigen Berufssparten beschäftigt.[8]

Am 1. Januar 1975 wurde Bredelar im Rahmen der Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen in die neue Stadt Marsberg eingemeindet.[9]

Auf dem Gelände des ehemaligen Klosters Bredelar befindet sich heute ein Kultur- und Tagungszentrum und in der ehemaligen Theodorshütte auf dem Gelände ein Museum und eine Schaugießerei.

Sehenswert sind zudem die katholische Christkönigkirche, die unter Denkmalschutz steht, sowie die evangelische Christuskirche.

Politik

Wappen

Wappen von Bredelar
Blasonierung

In Schwarz über einem silbernen, gewellten Schildfuß ein schräggestellter, goldener Abtsstab mit nach links geöffneter Krücke, überzogen mit einem von Rot und Silber in zwei Reihen geschachteten Schräglinksbalken.

Beschreibung

Die Wellen symbolisieren die durch den Ort fließende Hoppecke. Der Abtsstab und der Schrägbalken bildeten das Wappen des früheren Klosters Bredelar. Die amtliche Genehmigung erfolgte am 16. Januar 1959.[10]

Verkehr

In Bredelar hat die Obere Ruhrtalbahn einen Haltepunkt. Der Bahnhof, der 1873 in Betrieb genommen worden ist, gelangte in den Folgejahren und -jahrzehnten an Bedeutung als wichtiger Standort auf der Strecke zwischen Bestwig in Osten und Kassel im Westen.

Durch den Ort führt die Bundesstraße 7.

Literatur

  • Hugo Cramer: Der Landkreis Brilon im zweiten Weltkriege 1939–1945. Erlebnisberichte vieler Mitarbeiter aus dem ganzen Kreisgebiet. Hrsg.: Kreisverwaltung Brilon. Brilon 1955, DNB 450625567.
Commons: Bredelar – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Stadt Marsberg: Demographische Entwicklung 1997–2017. In: Stadt Marsberg IKEK. Abgerufen am 15. September 2018.
  2. Einwohnerentwicklung (HWS und NWS) in den Orten der Stadt Marsberg. (PDF) Stadt Marsberg, abgerufen am 29. März 2013 (11,18 kB).
  3. Landesarchiv Nordrhein-Westfalen Abteilung Westfalen: Ersterwähnung des Ortes: Bredelar: 1170 Scan der Originalurkunde
  4. a b Bredelar. Stadt Marsberg, abgerufen am 29. März 2013.
  5. Stephanie Reekers: Die Gebietsentwicklung der Kreise und Gemeinden Westfalens 1817–1967. Aschendorff, Münster Westfalen 1977, ISBN 3-402-05875-8, S. 220.
  6. Hugo Cramer: Der Landkreis Brilon im zweiten Weltkriege 1939–1945. Erlebnisberichte vieler Mitarbeiter aus dem ganzen Kreisgebiet. Hrsg.: Kreisverwaltung Brilon. Brilon 1955, DNB 450625567, S. 85–86.
  7. Hugo Cramer: Der Landkreis Brilon im zweiten Weltkriege 1939–1945. Erlebnisberichte vieler Mitarbeiter aus dem ganzen Kreisgebiet. Hrsg.: Kreisverwaltung Brilon. Brilon 1955, DNB 450625567, S. 219–220 (Ehrentafel Abschnitt Bredelar).
  8. Statistisches Landesamt Nordrhein-Westfalen (Hrsg.): Statistische Rundschau für den Landkreis Brilon. Düsseldorf 1967, DNB 458216224, S. 16, 62–65.
  9. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart / Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 332.
  10. Eduard Belke, Alfred Bruns, Helmut Müller: Kommunale Wappen des Herzogtums Westfalen. Hrsg.: Sauerländer Heimatbund e. V. Strobel, Arnsberg 1986, ISBN 3-87793-017-4, S. 137.