„Bouin-Lösung“ – Versionsunterschied
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Ungetrocknete Gewebe sollten weniger als 24 Stunden in Bouin-Lösung fixiert werden. Überschüssige Pikrinsäure wird mit Ethanol-Wasser-Lösungen herausgewaschen, um eine Anfärbbarkeit des Präparats langfristig zu gewährleisten. Eine Lagerung Bouin-fixierter Gewebe sollte dementsprechend in einer Ethanol-Wasser-Lösung erfolgen. | Ungetrocknete Gewebe sollten weniger als 24 Stunden in Bouin-Lösung fixiert werden. Überschüssige Pikrinsäure wird mit Ethanol-Wasser-Lösungen herausgewaschen, um eine Anfärbbarkeit des Präparats langfristig zu gewährleisten. Eine Lagerung Bouin-fixierter Gewebe sollte dementsprechend in einer Ethanol-Wasser-Lösung erfolgen. | ||
Mit Einschränkungen kann aus Bouin-fixierten Geweben [[DNA]] für eine [[Polymerasekettenreaktion]] oder [[RNA]] für eine [[RT-PCR]] [[DNA-Extraktion|extrahiert]] werden.<ref>I. Hostein, I. Soubeyran, H. Eghbali, S. de Resende, M. Longy, P. Soubeyran: ''Polymerase chain reaction diagnosis of t(14;18) from paraffin-embedded tissues fixed with Holland Bouin fluid.'' In: ''Diagnostic | Mit Einschränkungen kann aus Bouin-fixierten Geweben [[DNA]] für eine [[Polymerasekettenreaktion]] oder [[RNA]] für eine [[RT-PCR]] [[DNA-Extraktion|extrahiert]] werden.<ref>I. Hostein, I. Soubeyran, H. Eghbali, S. de Resende, M. Longy, P. Soubeyran: ''Polymerase chain reaction diagnosis of t(14;18) from paraffin-embedded tissues fixed with Holland Bouin fluid.'' In: ''[[Diagnostic Molecular Pathology]]'' Band 7, Nummer 3, Juni 1998, S. 184–188. PMID 9836076.</ref><ref>A. Gloghini, B. Canal, U. Klein, L. Dal Maso, T. Perin, R. Dalla-Favera, A. Carbone: ''RT-PCR analysis of RNA extracted from Bouin-fixed and paraffin-embedded lymphoid tissues.'' In: ''The Journal of molecular diagnostics : JMD.'' Band 6, Nummer 4, November 2004, S. 290–296. {{DOI|10.1016/S1525-1578(10)60524-7}}. PMID 15507667. {{PMC|1867484}}.</ref> Für eine [[Immunfärbung]] ist bei Bouin-fixierten Geweben aufgrund des enthaltenen Formaldehyds oftmals eine [[Antigendemaskierung]] notwendig.<ref>A. V. Bassarova, A. A. Popov: ''Immunohistochemical detection of p53–effect of fixation and methods of antigen retrieval.'' In: ''Folia histochemica et cytobiologica / Polish Academy of Sciences, Polish Histochemical and Cytochemical Society.'' Band 36, Nummer 3, 1998, S. 127–132. PMID 9773296.</ref> | ||
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Die ''Gendre-Lösung'' ist eine alkoholische Variante der Bouin-Lösung, bei der die gesättigte Pikrinsäure-Lösung mit einer alkoholischen Lösung hergestellt wird. Dadurch werden [[Polysaccharide]] wie [[Glykogen]] im Präparat erhalten. | Die ''Gendre-Lösung'' ist eine alkoholische Variante der Bouin-Lösung, bei der die gesättigte Pikrinsäure-Lösung mit einer alkoholischen Lösung hergestellt wird. Dadurch werden [[Polysaccharide]] wie [[Glykogen]] im Präparat erhalten. | ||
Die ''Hollande-Lösung'' enthält zusätzlich [[Kupfer(II)-acetat]], | Die ''Hollande-Lösung'' enthält zusätzlich [[Kupfer(II)-acetat]], das die Zellmembran von [[Erythrozyten]] und die [[Granula]] von [[Eosinophil]]en und [[endokrin]]en Zellen erhält. | ||
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Die Bouin-Lösung wurde 1897 von [[Pol Bouin]] entwickelt.<ref>C. Ortiz-Hidalgo: ''Pol André Bouin, MD (1870-1962). Bouin's fixative and other contributions to medicine.'' In: ''Archives of pathology & laboratory medicine.'' Band 116, Nummer 8, August 1992, S. 882–884 | Die Bouin-Lösung wurde 1897 von [[Pol Bouin]] entwickelt.<ref>C. Ortiz-Hidalgo: ''Pol André Bouin, MD (1870-1962). Bouin's fixative and other contributions to medicine.'' In: ''Archives of pathology & laboratory medicine.'' Band 116, Nummer 8, August 1992, S. 882–884. PMID 1497471.</ref> | ||
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<references /> | <references /> | ||
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Aktuelle Version vom 14. Oktober 2022, 23:00 Uhr
Die Bouin-Lösung (auch Bouinsche Lösung, Bouin's fluid) ist eine Lösung, die in der Histologie zur Fixierung verwendet wird.[1][2]
Eigenschaften
Sicherheitshinweise | |||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Name |
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CAS-Nummer | 37330-50-0 | ||||||||
|
Bouin-Lösung besteht aus Pikrinsäure (gesättigte Lösung, 0,04 Molar), 5 % (V/V) Essigsäure (0,9 Molar) und 10 % (V/V) Formaldehyd in wässriger Lösung. Sie wird unter anderem zur Fixierung von Biopsien des Magen-Darm-Trakts und der Weichteilgewebe verwendet,[4] da sie anschließend im Vergleich zu neutral gepufferter zehnprozentiger Formaldehydlösung eine kontrastreichere Färbung von Zellkernen erlauben. Die Bouin-Lösung hat einen pH-Wert zwischen 1,5 und 2. Sie ist weniger geeignet für elektronenmikroskopische Präparate. Eine Fixierung mit Bouin-Lösung wird unter anderem vor einer Hämatoxylin-Eosin-Färbung oder einer Trichrom-Färbung verwendet. Vor einer Trichrom-Färbung werden formaldehydfixierte Gewebe meist mit Bouin-Lösung gebeizt. Die enthaltene Essigsäure lysiert Erythrozyten, löst und cheliert Eisen- und Calciumionen. Alternativ kann Ameisensäure verwendet werden.[5] Formaldehyd erzeugt ein basophiles Cytosol, was jedoch durch die Pikrinsäure kompensiert wird.
Ungetrocknete Gewebe sollten weniger als 24 Stunden in Bouin-Lösung fixiert werden. Überschüssige Pikrinsäure wird mit Ethanol-Wasser-Lösungen herausgewaschen, um eine Anfärbbarkeit des Präparats langfristig zu gewährleisten. Eine Lagerung Bouin-fixierter Gewebe sollte dementsprechend in einer Ethanol-Wasser-Lösung erfolgen.
Mit Einschränkungen kann aus Bouin-fixierten Geweben DNA für eine Polymerasekettenreaktion oder RNA für eine RT-PCR extrahiert werden.[6][7] Für eine Immunfärbung ist bei Bouin-fixierten Geweben aufgrund des enthaltenen Formaldehyds oftmals eine Antigendemaskierung notwendig.[8]
Abwandlungen
Die Gendre-Lösung ist eine alkoholische Variante der Bouin-Lösung, bei der die gesättigte Pikrinsäure-Lösung mit einer alkoholischen Lösung hergestellt wird. Dadurch werden Polysaccharide wie Glykogen im Präparat erhalten.
Die Hollande-Lösung enthält zusätzlich Kupfer(II)-acetat, das die Zellmembran von Erythrozyten und die Granula von Eosinophilen und endokrinen Zellen erhält.
Alternativen
Alternativ kann anstatt der Bouin-Lösung eine Fixierung mit Kupfersalzen nach Hollande oder mit Quecksilbersalzen durchgeführt werden, z. B. mit B5 oder nach Zenker.[9]
Geschichte
Die Bouin-Lösung wurde 1897 von Pol Bouin entwickelt.[10]
Einzelnachweise
- ↑ Freida L. Carson, Christa Hladik: Histotechnology: A Self-Instructional Text. 3. Auflage. American Society for Clinical Pathology Press, Hong Kong 2009, ISBN 978-0-89189-581-7, S. 19.
- ↑ Roger J. Lincoln, John Gordon Sheals (Hrsg.): Invertebrate Animals - Collection and Preservation. 1. Auflage. British Museum (Natural History), UK 1979, ISBN 0-521-29677-3, S. 128.
- ↑ a b Datenblatt Bouin’s solution bei Sigma-Aldrich, abgerufen am 25. Mai 2017 (PDF).
- ↑ J. M. French: Imaging and morphology in reproductive toxicology - progress to date and future directions. In: Reproductive Toxicology. Band 48, September 2014, S. 37–40, doi:10.1016/j.reprotox.2014.03.008, PMID 24681297.
- ↑ John D. Bancroft, Marilyn Gamble (Hrsg.): Theory and Practice of Histology Techniques. 6. Auflage. Churchill Livingstone Elsevier, China 2008, ISBN 978-0-443-10279-0, S. 72.
- ↑ I. Hostein, I. Soubeyran, H. Eghbali, S. de Resende, M. Longy, P. Soubeyran: Polymerase chain reaction diagnosis of t(14;18) from paraffin-embedded tissues fixed with Holland Bouin fluid. In: Diagnostic Molecular Pathology Band 7, Nummer 3, Juni 1998, S. 184–188. PMID 9836076.
- ↑ A. Gloghini, B. Canal, U. Klein, L. Dal Maso, T. Perin, R. Dalla-Favera, A. Carbone: RT-PCR analysis of RNA extracted from Bouin-fixed and paraffin-embedded lymphoid tissues. In: The Journal of molecular diagnostics : JMD. Band 6, Nummer 4, November 2004, S. 290–296. doi:10.1016/S1525-1578(10)60524-7. PMID 15507667. PMC 1867484 (freier Volltext).
- ↑ A. V. Bassarova, A. A. Popov: Immunohistochemical detection of p53–effect of fixation and methods of antigen retrieval. In: Folia histochemica et cytobiologica / Polish Academy of Sciences, Polish Histochemical and Cytochemical Society. Band 36, Nummer 3, 1998, S. 127–132. PMID 9773296.
- ↑ G. Baloglu, A. Haholu, Z. Kucukodaci, I. Yilmaz, S. Yildirim, H. Baloglu: The effects of tissue fixation alternatives on DNA content: a study on normal colon tissue. In: Applied Immunohistochemistry & Molecular Morphology Band 16, Nummer 5, Oktober 2008, S. 485–492. doi:10.1097/PAI.0b013e31815dffa6. PMID 18594471.
- ↑ C. Ortiz-Hidalgo: Pol André Bouin, MD (1870-1962). Bouin's fixative and other contributions to medicine. In: Archives of pathology & laboratory medicine. Band 116, Nummer 8, August 1992, S. 882–884. PMID 1497471.