Augenentwicklung (Wirbeltiere)

Die Augenentwicklung ist ein Bereich der Entwicklungsbiologie und behandelt die strukturelle und funktionale Entstehung und Ausbildung des Wirbeltierauges. Dessen Aufbau und Qualität weist in Abhängigkeit von der Spezies bei allen grundlegenden, vor allem genetischen Gemeinsamkeiten durchaus signifikante Unterschiede auf. Hierbei ist das Wirbeltierauge ein Musterbeispiel eines Organs, das durch eine lange Kette genetischer Auslöseereignisse entsteht. Diese sogenannten Induktionen sind dabei so miteinander verschaltet, dass die Komponenten des Auges, wie Linse, Hornhaut, Netzhaut und viele andere, in einem streng geordneten Entwicklungszusammenhang stehen und als ein Gesamtsystem auftreten. Evolutionskritiker nahmen lange an, dass diese nur unabhängig hätten entstehen können und sich folglich ontogenetisch (individuell) auch nur unabhängig voneinander entwickeln würden. Die Frage nach einem gemeinsamen Ursprung wird heute differenzierter betrachtet. Einerseits hat man bei verschiedenen Tierstämmen ähnliche Genregulationsnetzwerke entdeckt, die die Entwicklung des Auges steuern, und von denen angenommen wird, dass sie, wenn auch nicht gezwungener Maßen, nur einmal entstanden sind. Andererseits weiß man seit jüngster Zeit, dass diverse Komponenten des Auges, zum Beispiel Strukturproteine in der Linse, mehrfach unabhängig evolviert sind.

Das Wirbeltierauge ist ein Teil des Gehirns, aus dem es als optisches "Bläschen" (Vesikel) auswächst. An der Kopfoberfläche kommt es dabei zu einer Reihe von Gewebeinteraktionen, bei denen die Formgebung der Linse angestoßen wird. Die Entwicklung der mehrschichtigen Netzhaut mit ihren licht- und farbsensitiven Fotorezeptorzellen und ihren Nervenverbindungen zum Gehirn ist der komplexeste Vorgang bei der Augenentwicklung. Hierbei kommt es zu einer invertierten, vom Licht weg gerichteten Anordnung der Fotorezeptoren. Die Nervenenden suchen sich in einem selbstorganisierenden, chemischen Prozess ihren Weg zum Gehirn, wobei sich ihre Hauptstränge auf ihrem Verlauf teilweise überkreuzen. Die Ausbildung der Anhangsorgane, wie Augenmuskeln, Augenlider und Tränenapparat, sind nachgeordnete Prozesse, die die Entwicklung des Auges vervollständigen. Erst lange nach der Geburt ist diese mit der Koordination der Augenbewegungen, insbesondere bei Lebewesen mit hoch entwickeltem beidäugigem Sehen, sowie der Optimierung der Sehschärfe abgeschlossen.

Die Evolution des Auges

Abb. 1 Evolutionsschritte des Wirbeltierauges

Siehe hierzu auch: Evolutionäre Entwicklungsbiologie: Evolution des Auges

Bereits vor 600 Millionen Jahren hatten einfache Organismen Fotorezeptoren entwickelt. Diese frühen Organismen enthielten Opsin, ein wichtiges Protein, mit dessen Hilfe Tiere Licht wahrnehmen konnten. (Phototaxis)[1] (Abb. 1) Vor etwa 550-530 Millionen Jahren gab es einen Fotorezeptortyp mit einer Außenmembran und einer Ausgangs-Synapse mit der speziellen Fähigkeit einer abgestuften Signalübertragung. Das früheste Auge, das dem heutigen Wirbeltierauge vergleichbar war, existierte bereits vor 500 Millionen Jahren und hatte eine einfache Kamera ähnliche Bauweise. Es kann als gemeinsamer Vorläufer gelten und war vergleichbar dem des heutigen Schleimaals, der die einfachste Augenbauform unter den Wirbeltieren besitzt. Im Zeitabschnitt vor 550-500 Millionen Jahren entstanden lichtsensitive Vesikel (Bläschen) mit Sehpigmenten an beiden Kopfseiten. Die Vesikel begannen sich becherförmig umzubilden. Infolgedessen konnte die Linsenplakode entstehen, ein embryonales Gewebe zur Ausbildung der Linse. Die Netzhaut erhielt ihre dreischichtige Struktur, und es entwickelte sich die Weiterleitung der Lichtsignale von den Ganglionzellen zum Thalamus. Vor 500-430 Millionen Jahren entand die Iris, und die Pupille erhielt erstsmals die Fähigkeit ihre Größe zu verändern. Die äußeren Augenmuskeln bildeten sich aus. Außerdem erschien das für Wirbeltiere wichtige Sehpigment Rhodopsin. Vor weniger als 430 Millionen Jahren wurde die Linsenoberfläche transparent, die Linse nahm bei den Landwirbeltieren (Tetrapoden) ihre elliptische Form an. Das Auge entwickelte nach und nach eine immer bessere Sehschärfe[1]. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Wirbeltierauge von den einfachsten, nur hell-dunkel unterscheidenden Vorgängerformen bis zu seinen heutigen Ausbaustufen einen Evolutionszeitraum von etwa 100-200 Millionen Jahren benötigte.

Die Frage, ob sich das Auge nur einmal oder unabhängig voneinander mehrmals entwickelt hat, wird heute ausgehend von zwei unterschiedlichen Standpunkten noch immer kontrovers diskutiert. Auf der einen Seite steht die Ansicht, dass das Auge einen gemeinsamen Vorgänger besitzt. Andererseits wird auch die Auffassung vertreten, das Auge habe polyphynetische Ursprünge, wobei die ähnlichen Eigenschaften (Linse, Netzhaut, Fotorezeptoren etc.) unabhängig voneinander erworben worden sind[2]. Die Frage nach der ein- oder mehrmaligen Entwicklung des Auges ist letztlich abhängig von der Betrachtungsweise. Sie kann nicht in einer verallgemeinernden Aussage mit "homolog" oder "konvergent" beantwortet werden.

Die Entwicklung des Auges aller höher entwickelten Wirbeltiere, wie Fische, Amphibien, Reptilien, Vögel oder Säugetiere, vollzog sich in den elementaren Schritten gleich (Abb. 1). Jedoch gibt es evolutionäre Entwicklungsunterschiede in der funktionellen und strukturellen Qualität der Bestandteile bei primitiven, kieferlosen Wirbeltieren, etwa dem Neunauge oder dem Schleimaal[1]. Nachtaktive Tiere (Vögel, Katzen) haben spezielle Eigenschaften der Netzhaut oder bei den Fotorezeptoren entwickelt.

Das Auge als Musterbeispiel vernetzter Auslöseprozesse

Abb. 2 Wichtige Ketten genetischer Auslöseprozesse (Induktionsketten) bei der Entwicklung des Wirbeltierauges

Damit die genotypischen und phänotypischen Prozesse bei der Augenentwicklung in Gang kommen und in der richtigen Reihenfolge ablaufen, bedarf es einer ganzen Kaskade von organisierten Gewebeinteraktionen in Form aufeinander folgender und vernetzter Auslöser (Induktionen) [3] (Abb. 2 und 12). Drei spezifische DNA-Abschnitte stehen am Beginn der Kette. Sie enthalten jeweils einen für den gesamten weiteren Entwicklungsverlauf des Auges wichtigen Gentypus, der als Schaltergen, Masterkontrollgen oder Transkriptionsfaktor bezeichnet wird. Hier sind das die Gene Rx1 (retinales Homeobox Gen), Six3 (Sine oculis Gen) und vor allem – gemessen am häufigen Vorkommen in der Fachliteratur – das von Gehring 1995 entdeckte Gen Pax6 (paired box 6 Gen)[4].

Abb. 3 Maus mit Auge (oben) und ohne Auge (unten) als Resultat unterdrückter Pax6-Expression

Im weiteren wird die Induktion der Linsenplakode (Linseninduktion) und damit die Entstehung der Linse durch zwei hauptsächliche Faktoren getrieben, erstens das Vorhandensein der Expression von Pax6 in der Epidermis des Kopfs und zweitens das Vorhandensein des spezifischen Ektoderm-Gewebes. Die mit Pax6 und anderen Genen verbundenen Schritte der frühen Entwicklung des Linsenauges sind evolutionsgeschichtlich tief verankert und artenübergreifend vielfach übereinstimmend. Die genannten Gene Pax6, Rx1 und Six3 sind ein notwendiger und hinreichender Regelkreis für die Augeninduktion beim Wirbeltier. Durch das zu Pax6 homologe Gen eyeless konnten zunächst bei der Taufliege in einem Experiment verlagerte (ektopische) Augen induziert werden][5]. Gleiches gelang später zumindest ansatzweise beim Wirbeltier[6], unter anderem beim Hühnchen (1995)[7] oder mittels Sox3 beim Krallenfrosch (Xenopus laevis) (2000)[8]. In diesen Versuchen kam es zur Herausbildung ektopischer Linsen oder Plakoden. Dass die Versuche nicht zu so vollständigen Ergebnissen geführt haben wie bei der Fruchtfliege, lässt auf die höhere Komplexität der Wirbeltiere schließen. In jedem Fall unterbleibt die Augenentwicklung beim Wirbeltier gänzlich, wenn Pax6 unterdrückt wird (Abb. 3).

Die genannten drei Masterkontrollgene bilden ein stabilisierendes, genetisches Netzwerk aus, durch das neue Induktionen angestoßen[9] und hunderte weiterer Gene aktiviert werden. Beim Auge der Taufliege sind es 2000 Gene. Allein etwa die Pigmentierung der Iris, also die Augenfarbe, erfordert mindestens 16 verschiedene Gene[10]. Weitere Induktionen schließen sich im folgenden Verlauf der Augenentwicklung an. Sie leiten jeweils umfangreiche Entwicklungsschritte unter Einbeziehung vieler nachgeschalteter Gene ein, etwa die Entstehung der Linse und der Hornhaut (Abb. 2).

Die Rolle des Gens Pax6

Die nach seiner Entdeckung eingeräumte extreme Sonderstellung von Pax6 als das Masterkontrollgen für die Augenentwicklung kann nach 20 Jahren neu beurteilt werden. Für die Besonderheit von Pax6 als Mastergen spricht erstens, dass es einerseits früh, nämlich bereits in Augenstammzellen, andererseits in vielen Geweben während der gesamten Augenentwicklung exprimiert wird, und zwar bei der Fruchtfliege, bei Mensch und Tintenfisch. Bei diesen Arten aus verschiedenen Tierstämmen wird die Augenentwicklung als unabhängig angenommen. Pax6 kann daher seit einem gemeinsamen Vorgänger als konserviert gelten. Zweitens führt die Reduzierung seiner Expression zu einer verminderten Augengröße bei Drosophila, Maus und Mensch. Drittens kann Pax6-Fehlexpression in bestimmten Geweben, z.B. im Drosophilaflügel oder -bein ekoptische Augen hervorrufen.

Gegen eine herausragende oder gar alleinige Mastergenstellung von Pax6 in der Augenentwicklung sprechen die folgenden Fakten: Erstens führt die Eliminierung von Pax6 bzw. die des homologen Gens Eyeless bei Drosophila, das ebenfalls zur Pax6-Familie zählt, nicht allein zum Verlust des Auges sondern auch von weiteren Gehirnteilen, im Extremfall bei Drosophila zum totalen Kopfverlust [11]. Zweitens nehmen weitere Gene neben Pax6 Schlüsselstellungen bei der frühen Augenentwicklung ein, so etwa neben den genannten Rx1 und Sine oculis (Six)[12] auch Eyes absent (Eya)[13] oder Dachshund (Dach)[14]. Diese Gene können ebenfalls ektopische Augen induzieren. Ihr Funktionsverlust führt ebenfalls zum Verlust des Auges. Sie zeigen somit ähnliche Masterkontrollgen-Eigenschaften wie Pax6.

Zusammenfassend werden somit aus gegenwärtiger Sicht weniger die bekannten stammesübergreifenden Charakteristika von Pax6 in Frage gestellt. Sie werden jedoch im Vergleich zu den Fähigkeiten anderer Mastergene heute relativiert. Es muss daher nach dem gegenwärtigen Stand der Wissenschaft von der evolutionären Konservierung des Regulationsnetzwerks einer ganzen Gruppe von Genen gesprochen werden[4].

Phasen der Augenentwicklung

(Zu allen Phasen: Abb.12)

Frühe Entwicklungseinleitung eines Augenfeldes

Abb. 4 Augenfeld beim Krallenfrosch, Frontalsicht. Einheitliches, noch nicht auf die linke und rechte Seite aufgeteiltes Feld in der Neuralplatte der Gastrula. (Genexpressionsmarker violett, Durchmesser der Gastrula 1,8mm.)

Das Linsenauge des Wirbeltiers kann als ein aus dem Gehirn auswachsendes Sinnesorgan gesehen werden. Bereits am Ende der Gastrulation werden die ersten Weichen für die Entwicklung des Auges gestellt. Das ist noch in einer frühen Phase der Embryonalentwicklung, wenn die Bildung der drei Keimblätter Entoderm, Mesoderm und Ektoderm (Innenschicht, Mittelschicht, Außenschicht) zum Abschluss kommt. Beim Auge wie bei den anderen Sinnesorganen ist das Ektoderm das wesentliche Keimblatt, aus dem sich die Strukturen entwickeln. Beim Mensch geschehen diese ersten Schritte ab dem 17. Tag der Schwangerschaft.

Die Entwicklung der schuhsohlenförmigen Neuralplatte auf der Gastrula (Abb. 4, hellgraue Fläche), aus der zuerst das Neuralrohr (Abb. 4, senkrechter Mittelstreifen) und daraus später das Gehirn und Rückenmark entstehen, wird durch das darunter liegende Mesoderm ausgelöst (induziert), und es kommt zur Ausbildung zunächst eines uniformen Augenfelds auf dieser Patte (Abb. 4, violett). Die genannten Schaltergene Rx1, Six3 und Pax6 sind wesentlich für die initiierenden Schritte. Während der Bildung des Neuralrohrs teilt sich das Augenfeld in zwei äußere Augendomänen, gesteuert durch das Gen Sonic hedgehog (Shh), das in einer Mittellinie zwischen diesen beiden Domänen aktiviert wird und Pax6 unterdrückt. Sonig hedgehog liefert damit die Erklärung dafür, dass das Wirbeltier zwei Augen hat. Bleibt seine Exprimierung an dieser entscheidenden Stelle aus, entwickelt sich Zyklopie[15] Eine ausbleibende Aktivierung (Expression) der genannten Schaltergene führt zum Verlust der Augenbildung.[9]

Augenvesikel, Linse und Hornhaut

Abb. 5 Maus-Auge 14,5 Tage nach Befruchtung (E14.5) mit Pax6-Expression (grün). Entspricht etwa der Phase 3 in Abb. 8
Abb. 6 Entwicklung des Wirbeltierauges – Phase 1: Ausbuchtung des Gehirns und Bildung der optischen Vesikel (Mensch: 4.Woche)

In der Folge kommt es beim Menschen etwa zum Beginn des 2. Schwangerschaftsmonats an den Augenfeldern zu einer beidseitigen Ausstülpung des vorderen Ektoderms und zu ihrem Auswachsen als optische Augenbläschen aus dem Zwischenhirn (Abb. 6),[9] Augenstiel genannt. Demnach erreichen die hierüber eingehenden Lichtinformationen zunächst das Zwischenhirn, die Verarbeitung erfolgt im Großhirn.

Das Ausstülpen der Augenbläschen (Vesikel) beruht auf individueller Zellmigration. Wie zuerst beim Fisch entdeckt, gibt das Protein Rx3 den Augenvorläuferzellen molekulare Wegweiser mit. Sie vermitteln diesen Zellen die Information, wie sie sich aus der Mitte des Gehirns in Richtung Augenfeld bewegen können, wo es zu größeren Ansammlungen dieser Zellen kommt[16][17]. Das auswachsende optische Vesikel interagiert mit der äußeren Schicht und löst als neuen wichtigen Induktionsschritt dort die Bildung der Linsenplakode aus, eine Verdickung dieses Ektoderms und Einbuchtung der Augengrube (Abb. 5 und 6). Ohne das Vesikel entstünde (mit Ausnahme von Amphibien) keine Verdickung und keine Linse. Durch verschiedene mesodermale Signalgebungen und Signale des optischen Vesikels wird das Oberflächenektoderm immer stärker auf die prospektive Linsenbildung vorbereitet. Das Gewebe wird zunächst für die Linsenbildung als kompetent bezeichnet und wird in weiteren Schritten linsenspezifisch[18]. Das Gewebe kann nach dem Kontakt mit dem Vesikel und dessen Signalen nur noch Linse werden. Nur die Oberhaut des Kopfes (Epidermis) ist somit in der Lage, auf Signale des optischen Vesikels zu reagieren. In empirischen Versuchen konnte gezeigt werden, dass ein Vesikel, das man in eine anderen Region als dem Kopfektoderm einpflanzt und dort auswachsen lässt, zu keiner Linsenbildung führt. Aber auch verpflanztes Oberflächenektoderm des Kopfs führt zu keiner Linse, wenn dort der Kontakt zum optischen Vesikel fehlt.

Die Verdickung des Ektoderms führt zur Umformung des Vesikels zu einem Becher, dem Augenbecher (Abb. 7). Dieser sorgt durch entsprechende Induktionssignale dafür, dass die zunächst noch nicht transparente Linse entsteht[3]. Nach deren anfänglicher Formation schließt sich das Oberflächen-Ektoderm wieder über dem Vesikel. Die Linse löst sich vom Ektoderm ab und sinkt in die Tiefe (Abb. 8).

Im Anschluss daran erfolgt nochmals eine Induktion, diesmal der Linse mit dem Oberflächenektoderm. Sie führt dort zu einer neuen Verdickung, der Hornhaut (Abb. 5 u. 8)[3]. Der vordere Becherrand wird zur Pupille. Die Hornhaut (Cornea) entsteht durch eine Transformation des Oberflächenektoderms in anteriores Epithelium. Die Aderhaut (Chorioidea), Lederhaut (Sclera) entstehet aus dem mesodermalen Mesenchym des Kopfbereichs. Mit der Ausbildung der Lederhaut kann die Entstehung von Blutgefäßen einsetzen, die die Netzhaut durchziehen.

Die Linse kann bei einem Salamander regeneriert werden. Das geschieht durch Transdifferenzierung, eine schrittweise Rückentwicklung von Zellen am mesodermalen Irisrand in einen früheren Zustand (Wolffsche Linsenregeneration). Die Linse ist dabei bis zu 18 mal regenerierbar[19]. Auch bestimmte Gewebe der Iris und der neuralen Retina sind bei Salamandern regenerierbar[20].

Netzhaut

Abb. 9 Zelltypen in den drei Schichten einer Säugetiernetzhaut –, Licht fällt von links ein, weiß unterlegt die zellkernreichen Schichten. v.l.n.r.: weiß: Ganglienzellen und ihre Axone, grau: Innere Schicht, weiß: Bipolarzellen, gelb: Äußere Schicht, weiß: Fotorezeptoren, hellbraun: Fotorezeptoren Außensegmente.
Abb. 7 Entwicklung des Wirbeltierauges – Phase 2: Einstülpung des Oberflächenektoderms, Umformung des Vesikels zum optischer Becher, Entstehung der Linsenplakode und Bildung der inneren und äußeren Retinaschicht (Mensch: 5.Woche)
Abb. 8 Entwicklung des Wirbeltierauges – Phase 3: Formierung von Linse, Glaskörper und Hornhaut (Mensch Trennung Linsenkörper: 6.Woche)

Bevor es zur Differenzierung der Netzhaut kommt, besteht des Gewebe aus einem Feld undifferenzierter Retina-Vorläuferzellen. Vergleichbar zu den vorangegangenen Phasen der Vesikel- oder Linseninduktion müssen geordnete Schritte der Zelldifferenzierung etabliert werden. Alle diese Retina-Vorläuferzellen exprimieren zu diesem Zweck eine gemeinsame Suite von Transkriptionsfaktoren, das sind Gene, die wieder andere Gene exprimieren. Dies sind Pax6, Six3, Six6, Lbx2, Hes1. Die Zellen sind in diesem Stadium noch multipotente Stammzellen, das heißt, sie können noch zu den gewünschten, unterschiedlichen Zielzellen differenzieren, darunter die Ganglion-Nervenzellen, die bipolarzellen Nervenzellen, die lichtleitenden Müllerzellen, die Amakrinzellen, die den Signalfluss zu den Ganglionzellen formieren und modulieren, die Horizontalzellen, die die Fotorezeptoren verschalten sowie die Fotorezeptorezellen[21]. Die Mechanismen, die hier eine akkurate Zelldifferenzierung zur Entwicklung der Netzhaut gewährleisten, sind Genaktivitäten sowohl aus dem optischen Vesikel (intrinsisch) als auch aus mesenchymen Regionen außerhalb des Auges (extrinsisch). Hierbei spielen Fibroblasten-Wachstumsfaktoren (FGF) eine wichtige Rolle[22]. Eine sich selbst verstärkende Sonic hedgehog-Expressionswelle, die durch die Ganglionschicht "schwappt", veranlasst als erste die Ganglionzellen zu differenzieren[23]. Eine weitere Shh-Welle, die quer durch die innere Schicht exprimiert wird, gibt den Startschuss zur Differenzierung weiterer neuronaler Zellen der Netzhaut. Beide Entdeckungen wurden beim Zebrafisch gemacht[24].

Der Becher bildet jetzt eine innere und später zudem eine äußere Netzhautschicht aus (Abb. 7 einfach, Abb. 9 innere Schicht detaillierter). Die dünne, zum Gehirn weisende Schicht (Abb. 8) formt das retinale Pigmentepithel, das der Ernährung der Netzhautzellen dient. Im Folgenden wird die dickere innere Schicht näher beschrieben. Sie heißt die neuronale Retinaschicht und wird in weitere innere und äußere Unterschichten unterteilt (Abb. 9). Im Laufe der Entwicklung bildet sich in der neuronalen Schicht eine weitere mittlere mit den bipolaren Zellen der Retina. Ihre Aufgabe ist es, die Informationen der lichtempfindlichen Fotorezeptoren (Stäbchen und Zapfen) zu sammeln, zu gewichten und an die Ganglienzellen der Netzhaut nach außen (Abb. 9 links) weiterzuleiten. Zusammengefasst entwickeln sich also bei der Netzhaut des Auges ähnlich zu den anderen Sinnesorganen, etwa dem Ohr, hauptsächlich drei wesentliche, übereinander liegende Zellschichten: Rezeptorzellen, bipolare Zellen und Neuronen. Diese Anordnung gilt gleichermaßen für den Menschen wie für andere Wirbeltiere.

Die Ausbildung von Zapfen und Stäbchen erfolgt auf der rechten Seite der inneren Schicht (Abb. 9 rechts, Zellkerne der Fotorezeptzoren vor weißer Hintergrundschicht, lichtsensitive, langgezogene Fortsätze vor brauner Hintergrundschicht). Die drei verschiedenen Zapfentypen beim Menschen dienen der Unterscheidung von gelben, roten und grünen Farbtönen. Die Stäbchen vermitteln die Intensität des Lichts. Da beim Menschen nur ein Typ von Stäbchen vorhanden ist, kann bei ihm in der Dämmerung kein Farbeindruck entstehen. Nachtaktive Wirbeltiere haben mehr Stäbchentypen entwickelt.

Der Großteil der komplexen Retinaentwicklung verläuft beim Mensch in einer koordinierten Zellwachstumswelle ab der Mitte des 3. Monats bis in den 4. Monat. Dann ist der Sehnerv für eine adäquate Signalweiterleitung vollständig myelinisiert. Der gelbe Fleck (Macula lutea) mit der größten Dichte an speziellen Zellen (Zapfen) beginnt sich erst nach 8 Monaten auszubilden[25]. Er wächst bis über die Geburt hinaus weiter. Nach fünf Monaten etwa ist die Nervenverbindung des Auges mit dem Gehirn abgeschlossen. Der Embryo zeigt bereits im 7. Monat der Schwangerschaft bestimmte Formen von Augenbewegungen, das sogenannte Rapid Eye Movement (REM), das die Synchronisation der Netzhaut mit dem visuellen Cortex im Gehirn unterstützt.

Nach innen gerichtete (inverse) Fotorezeptoren

Das Wirbeltierauge wird als Teil des Gehirns gesehen, da es aus diesem auswächst. Dies ist zum Beispiel beim Oktopus, der nicht zu den Wirbeltieren sondern zu den Kopfüßern zählt, nicht der Fall, da das Auge hier durch Einstülpung von außen entsteht. Der Entwicklungsvorgang beim Wirbeltier mit einer invertierten Retina hat mehrere Konsequenzen: Erstens generiert der gebündelt zum Gehirn führende Sehnerv einen blinden Fleck, da sich an der Stelle, wo er aus dem Auge austritt, keine lichtempfindlichen Sinneszellen befinden. Zweitens liegen Nervenfasern der Sehzellen an der zum Licht hin gerichteten Seite, so dass das Licht diese Nervenfasern durchqueren muss. Drittens sind die langen Fotorezeptorfortsätze der Zapfen und Stäbchen nach innen zum Pigmentepithel hin gerichtet - also vom Licht weg.[26][27] Das Licht muss demnach sowohl die zu den Sehzellen gehörenden Nervenbahnen, als auch die Fotorezeptoren selbst durchqueren, bevor es auf deren lichtsensitiven Außensegmente trifft (Abb. 9). Der Oktopus weist die genannten Eigenschaften nicht auf. Bei ihm trifft das Licht unmittelbar auf die Rezeptoren.

Bei sonst gleichen und gleich gut ausgebildeten Komponenten des Auges deutet die invertierte Retinasruktur des Wirbeltiers auf eine suboptimale evolutionäre Lösung hin. Der Oktopus muss besser sehen können, da den eintreffenden Lichtsignalen hier weniger Hindernisse im Wege stehen. Evolutionäre Lösungen müssen jedoch gemäß der Evolutionstheorie nicht perfekt sein, sie müssen nur so gut sein, dass die Art ausreichend gut an ihre jeweiligen Umgebungsbedingungen angepasst ist, um überleben zu können[28].

Die strukturellen Unterschiede bei Wirbeltier und Oktopus deuten zumindest in Teilaspekten auf eine voneinander unabhängige Entstehungsgeschichte dieser Augentypen. Dennoch liegen mit den Schaltergenen übereinstimmende (homologe) genetische Grundlagen vor. Die Entwicklungsgenetik des Auges gibt mit dem gleichzeitigen Bezug auf Homologie und Konvergenz somit mehrdeutige Hinweise auf seine Evolutionsgeschichte.

Sehbahn und ihre Bestandteile

Abb. 10 Führung und partielle Überkreuzung der Nervenbahnen von den Augen zum Gehirn

Neben den Stäbchen und Zapfen als Fotorezptoren des Auges bildet die Netzhaut auch einige Millionen Nervenzellen für eine erste Informationsverarbeitung. Damit das Auge als Sinnesorgan funktionieren kann, müssen die eingehenden Lichtinformationen an das Gehirn als „Auswertestationen höherer Ordnung“ [3]weitergeleitet werden. Zunächst bilden sich Ganglienzellen auf der inneren Retinaschicht (Abb. 9, links). Diese Zellen bilden Nervenfasern Axone aus, die die Netzhautschicht durchdringen und in der Folge bestimmte Zielgebiete im Gehirn suchen und finden müssen. Die Steuerung dieser topografischen Zielerreichung ist ein selbstorganisierender Vorgang (Axon guidance). Komplizierte chemische Prozesse sind dafür verantwortlich: Moleküle in der Netzhaut und im Mittelhirn (Tectum) bilden gestufte chemische Gradienten aus. Deren durch Diffusion entstehende Konzentrationsgefälle helfen, die Wachstumsrichtung der Axone zu lenken[29]. Die Axone werden am blinden Fleck gebündelt und bei Säugetieren von dort als dem zentralen Nervenstrang, dem Sehnerv (Nervus opticus), über die Sehbahn mit verschiedenen neuronalen Strukturen an das Sehzentrum (visueller Cortex) weitergeführt (Abb. 10). Sie erreichen nach einer Zwischenstation zuerst das primäre Sehzentrum für eine Vorverarbeitung und danach das sekundäre Sehzentrum. Auf diesem Weg kommt es zu einer partiellen Sehnervenkreuzung (Chiasma opticum). Die Sehnervenzellen des linken Auges erreichen das primäre Sehzentrum sowohl der linken als auch der rechten Gehirnhälfte. Entsprechendes gilt für die Nervenzellen des rechten Auges. Im Empfangsbereichs des Gehirns müssen die bereits in mehreren Einzelsträngen ankommenden Nervenzellen weiter aufgefächert werden, damit eine präzise Verarbeitung möglich wird. Je nach Ursprungsort münden die Axone in verschiedenen, eng umschriebenen Arealen. Der Prozess wird retino-tectale Projektion genannt. Er wird maßgeblich gesteuert durch Ephrine (Gradienten) und Ephrinrezeptoren[29][30]. Einer Landkarte auf der Netzhaut entspricht dabei eine Kopie dieser Landkarte im Gehirn. Bei Nichtsäugern (Fische, Amphibien, Reptilien und Vögel) bildet sich eine vollständige Kreuzung der Nervenbahnen aus. Dabei werden alle Axone einer Augenseite auf die jeweils gegenüberliegende Gehirnseite geführt[3]. Der Effekt der Sehnervenkreuzung kann beim Krallenfrosch Xenopus laevis experimentell gezeigt werden, indem ein Augenbecher entfernt und umgekehrt reimplantiert werden. Es erfolgt eine ungekreuzte Zuordnung der Netzhautregionen im Mittelhirn[31]. Das Tier bewegt bei der Nahrungssuche seine Zunge an falsche Stellen und lernt erst mit der Zeit eine korrekte Orientierung.

Anhangsorgane und Pupille

Äußere Augenmuskeln

Abb. 11 Somiten (rot), "Ursegmente", die teils aus Somitomeren und alle aus dem Mesoderm hervorgehen, in einem menschlichen Embryo (Rückenansicht). Aus ihren Muskelsegmenten (Myotomen) entstehen u. a. die äußeren Augenmuskeln Beschriftung in niederländischer Sprache
Abb.12 Phasen der Augenentwicklung beim Mensch vor und nach der Geburt

Beim Wirbeltier werden in Abhängigkeit von ihrer Funktion und Lage die inneren von den äußeren Augenmuskeln unterschieden. Die äußeren, für die Augenbewegungen zuständigen Augenmuskeln entstehen zusammen mit der Tenonschen Kapsel (Teil des Bandapparates) und dem Fettgewebe der Augenhöhle (Orbita). Sie sind gemeinsame Abkömmlinge des embryonalen Bindegewebes (Mesenchym), das die Augenvesikel umgibt und werden aus sogenannten Somitomeren gebildet, bestimmten Mesodermsegmenten des Rumpfbereichs beim Embryo, die beidseitig auswachsen (Abb. 11). Die später durch den Augenbewegungsnerv versorgten Augenmuskeln (oberer gerader Muskel, unterer gerader Muskel, innerer, nasal gelegener, gerader Muskel und unterer, schräger Muskel) stammen dabei gemeinsam mit dem Lidheber aus den vordersten beiden Somitomeren 1 und 2, der obere schräge Muskel aus dem dritten und der seitlicher gerader Muskel, sowie der beim Menschen nicht mehr vorhandene Zurückzieher des Auges, aus dem fünften Somitomer.[32][33][34] Die Muskelzellen aus den Myotomen der Somiten migrieren hierbei in ihre Zielgebiete in den Augen, wo anschließend die Muskelstrukturen gebildet werden.

Die weitere Entwicklung wird von drei Wachstumszentren gesteuert, denen jeweils ein Nerv zugeordnet ist. Daraus entsteht die spätere motorische Nervenversorgung (Innervation) der Augenmuskeln durch die drei Hirnnerven Nervus Oculomotorius (III), Nervus trochlearis (IV) und Nervus abducens (VI). Die Entwicklung der äußeren Augenmuskeln ist abhängig von einer normalen Entwicklung der Augenhöhle, während die Ausbildung des Bandapparates davon unabhängig ist.[35] Die Augenmuskulatur entwickelt sich beim Mensch spät, erst im fünften Monat. Eine vollständige Koordination aller Formen von Augenbewegungen erfolgt erst nach der Geburt im Säuglingsalter.

Augenlider

In der 7. Woche entstehen die Augenlider in Form von zwei Hautfalten , die von oben und unten über das Auge wachsen und wegen der Verklebung ihrer Epithelränder zwischen der 10. Woche und dem 7. Monat verschlossen sind. An ihrem Rand entstehen die Wimpern, und es kommt durch Einsprossungen von Epithelsträngen in das Mesenchym zur Ausbildung der Meibom- und Moll-Drüsen. In dieser Phase entsteht zudem die als "drittes Augenlid" bezeichnete Nickhaut im nasalen Lidwinkel. Gleichzeitig bildet sich aus dem Kopfmesenchym die Bindehaut.[36][37]

Tränenapparat

In der 9. Schwangerschaftswoche zieht eine Reihe von Epithelsprossen aus dem seitlichen Bindehautsack in das darunter liegende Mesenchym, aus denen die Anlage der Tränendrüsen gebildet werden. Sie werden durch die Sehne des Musculus levator palpebrae superioris in zwei unterschiedlich große Anlagen geteilt. Aus der sogenannten Tränen-Nasen-Rinne, die sich etwa in der 7. Schwangerschaftswoche am äußeren Nasenwall bildet, entstehen die ableitenden Tränenwege. Deren Aushöhlung beginnt zwar bereits im 3. Schwangerschaftsmonat, jedoch öffnen sich ihre Ausflußstellen erst im 7. Monat der Schwangerschaft.[36]

Pupille und innere Augenmuskeln

Etwa in der 8. Schwangerschaftswoche bildet sich beim Mensch durch die Abrundung der Augenbecheröffnung die Pupille, die unter anderem als Lochblende dynamisch auf Lichteinfall reagiert. Zwischen dem Augenbecher und dem Oberflächenepithel entstehen die inneren Augenmuskeln, Musculus sphincter pupillae und Musculus dilatator pupillae. Ihre Zellen entstammen den ektodermalen Epithelzellen des Augenbechers.[37] Der Ziliarmuskel, der das Auge fortlaufend auf die unterschiedlichen Objektentfernungen einstellt, entsteht aus dem Mesoderm innerhalb der Aderhaut und wird als ein Derivat der Neuralleiste betrachtet[38].

Im Endstadium der Schwangerschaft kommt es beim Embryo zu Pupillenreaktionen, die entgegen früherer Anschauung bereits in der Gebärmutter möglich und notwendig sind. Eine Pupillenerweiterung durch den hierfür zuständigen Musculus dilatator pupillae, der über das Sympathische Nervensystem, einen Teil des vegetativen Nervensystems, gesteuert wird, kann insofern auch Ausdruck emotionaler Erregung sein. Die Lichtreaktion kontrolliert die Anzahl der Neuronen in der Netzhaut. Gleichzeitig reguliert sie die Entwicklung von Blutgefäßen in den Augen. Die Photonen im Mutterleib aktivieren im Mäuse-Embryo ein Protein Melanopsin, das die normale Entwicklung von Gefäßen und Neuronen in Gang setzt.[39]

Weitere Entwicklung nach der Geburt

Die Entwicklung des Auges ist bei der Geburt noch nicht abgeschlossen. Es hat seine volle Größe erst zu Beginn der Pubertät erreicht und erfährt im ersten Jahr noch eine Reihe von Veränderungen (Abb. 12). So vergrößert sich das Gesichtsfeld; die kristalline Linse, die Macula und die Pigmentierung der Iris erfahren strukturelle Verbesserungen. Eine vollständige Koordination aller Formen von Augenbewegungen und somit die Ausbildung von beidäugigem Sehen dauert bis einige Monate nach der Geburt. Viele Zellen des Corpus geniculatum laterale, eines Teils der Sehbahn, können noch nicht auf die von den Ganglienzellen der Netzhaut eingehenden Lichtreize reagieren. Die Sehschärfe (Visus) ist bei der Geburt auch auf Grund einer noch instabilen zentralen Fixation noch nicht vollständig ausgebildet. Tatsächlich entwickelt sich der Visus bis zum etwa 10. Lebensjahr.[40]

Chronologie wissenschaftlicher Entdeckungen zur Augenentwicklung

Jahr Forscher Entdeckung
ca. 350 v.Chr. Aristoteles[41] Auswachsen des Auges aus dem Gehirn beobachtet am Hühnchenembryo
1660 Edme Mariotte Blinder Fleck
1817 Christian Heinrich Pander Das optische Vesikel entstammt dem Vorderhirn
1830 Emil Huschke Linse bildet sich aus Oberflächen-Ektoderm-Zellen
1830 Emil Huschke Optischer Becher wird aus dem Vesikel gebildet
1850-55 Robert Remak Linsenhaut entwickelt sich aus dem Linsenvesikel
1861 Albert von Kölliker Retina entsteht aus zwei Schichten des optischen Bechers
1875 Johannes Peter Müller Die Fasern des Sehnervs beginnen in der Retina und wachsen bis ins Vorderhirn
1895 G. Wolff Erste Beschreibung der Linsenregeneration durch Gewebetransformation aus der Iris beim Molch
1920 Hans Spemann Die Linseninduktion erfolgt durch das optische Vesikel
1963 R.W. Sperry[29] Wachstum und Zielfindung der Augennervenfasern
1992 R.M. Grainger[18] Linseninduktionsschritte: Von der Linsenkompetenz bis zu Linsenspezialisierung des Ektoderms
1995 Walter Jakob Gehring[5] Entdeckung des Pax6-Gens als Schaltergen für alle Augentypen
1999 Robert L. Chow et al.[6] Pax6-Gen wird als Induktor für das Auge beim Wirbeltier nachgewiesen
2002 A.K. Knecht & M. Bronner-Fraser[42] Induktion der Neuralleiste als multigenetischer Prozess
2002 S. W. Wang et al.[21] Regulation der Netzhaut-Zelldifferenzierung
2003 M. Zuber et al.[4] Genregulationsnetzwerk für die Augenbildung relativert die Alleinstellung von Pax6
2006 M. Rembold, F. Loosli , R.J., J. Wittbrodt[16][43] Individuelle Zellmigration im Gehirn veranlasst die Ausbildung des optischen Vesikels.
2008 P. Betancour, T. Sauka-Spengler& T.M. Bronner-Fraser[44] Ein Genregulationsnetzwerk steuert die Formation der Neuralleiste
2013 S. Rao et al.[39] Lichtreflektionen im Mutterleib aktivieren Melanopsin zur Bildung von Gefäßen und Neuronen
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Einzelnachweise

  1. a b c Trevor D. Lamb, Shaun P. Collin, Edward N. Pugh Jr.: Evolution of the vertebrate eye: opsins, photoreceptors, retina and eye cup. Nature Reviews, 8,2007, 960-975
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Literatur