„Lata von Brandis“ – Versionsunterschied

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'''Maria Immaculata Gräfin Brandis''' (auf Tschechisch Brandisová, genannt Lata, * 26. Juni 1895 in [[Úmonín|Schloss Schäfferów]], [[Österreich-Ungarn]], † 12. Mai 1981 auf [[Schloss Reiteregg]], Österreich) war eine tschechische Rennreiterin. Sie ist die einzige Frau, die bisher das [[Velká Pardubická|Steeplechase von Pardubice]] gewann. Sie stammte aus einer adligen Familie und hatte insgesamt acht Geschwister, darunter ihre Zwillingsschwester Christine.
'''Maria Immaculata Gräfin Brandis''' (auf Tschechisch Brandisová, genannt Lata, * [[26. Juni]] [[1895]] in [[Aumonin|Schloss Schäfferów]], [[Österreich-Ungarn]];[[12. Mai]] [[1981]] auf [[Schloss Reiteregg]], Österreich) war eine tschechische Rennreiterin. Sie ist die einzige Frau, die bisher das [[Velká Pardubická|Steeplechase von Pardubice]] gewann. Sie stammte aus einer adligen Familie und hatte insgesamt acht Geschwister, darunter ihre Zwillingsschwester Christine.



== Familie ==
== Familie ==
[[File:Marie Brandisová birth record 1895 (SOA Prague).jpg|thumb|left|Marie Brandisová birth record]]

Die Familie Brandisová kann bereits im 13. Jahrhundert nachgewiesen werden. 1580 wurde sie in den Adelsstand aufgenommen und 1641 in den Rang von Grafen erhoben. Latas Vater Leopold Graf Brandis (1854 - 1928), kaiserlicher Kammerherr und Oberstleutnant der Husaren, war der Sohn des Grafen von Tirol Heinrich Brandis und Barbara Kinsky. Im November 1887 heiratete er Johanna von Schäffer (1871 - 1927). Er gründete seine eigene Pferdezucht. 1897 zog die Familie in ein Schloss in [[Řitka]], in der Nähe von Prag. Das Schloss gehörte zu Johanna Schaffers Mitgift. Lata und Christine lernten im Alter von acht Jahren einen [[Buggy]] zu fahren. Lata bewunderte ihren berühmten Großonkel [[Octavian Joseph Graf Kinsky|Octavian Kinsky]].
Die [[Brandis (Tiroler Adelsgeschlecht)|Familie Brandis]] kann bereits im 12. Jahrhundert nachgewiesen werden. 1641 wurde sie in den Rang von Grafen erhoben. Latas Vater Leopold Graf Brandis (1854–1928), kaiserlicher Kammerherr und Oberstleutnant der Husaren, war der Sohn des Grafen von Tirol Heinrich Brandis und Barbara Kinsky. Im November 1887 heiratete er Johanna von Schäffer (1871–1927). Er gründete eine eigene Pferdezucht. 1897 zog die Familie in ein Schloss in [[Řitka]] in der Nähe von Prag. Das Schloss gehörte zu Johanna Schaffers Mitgift. Lata und Christine lernten im Alter von acht Jahren einen [[Buggy (Fuhrwerk)|Buggy]] zu fahren. Lata bewunderte ihren berühmten Großonkel [[Octavian Joseph Graf Kinsky|Octavian Kinsky]]. Im Jahr 1916 war ihr erster Start bei einem Pferderennen, der mit einem bösen Sturz endete. Pferderennen waren zu dieser Zeit eine männliche Domäne, so dass die Teilnahme der Komtesse Brandisová nicht überall Zustimmung fand.
Im Jahr 1916, absolvierte sie ihr erstes Rennen, das mit einem bösen Sturz endete. Pferderennen waren zu dieser Zeit eine männliche Domäne, so dass die Teilnahme der Komtesse Brandisová nicht überall Zustimmung fand.



== Die Zusammenarbeit mit Kinský ==
== Die Zusammenarbeit mit Kinský ==
1926 wurde Brandis von ihrem Cousin Zdenko Radslav Kinsky (1896–1975), einem Neffen von Octavian, auf die Burg [[Burg Orlík nad Vltavou|Orlik]] eingeladen, wo er für Jagden und Hindernisrennen [[Kinsky-Pferd]]e züchtete. 1927 ritt sie zum ersten Mal das große Steeplechase von Pardubice mit der Stute Nevěsta und erreichte den 5. Platz. Ihre Teilnahme löste Proteste aus, weil das Rennen als zu schwer für eine Frau angesehen wurde, außerdem sei es gegen die Ehre der teilnehmenden Offiziere gewesen, sich mit einer Frau zu messen. Es war den Offizieren peinlich, von einer Frau geschlagen zu werden. Nach dem Tod ihrer Mutter widmete sich Lata Brandis in den Jahren 1927 und 1928 ihrer Familie. 1930 erreichte sie mit dem Hengst Norbert den vierten Platz in Pardubice und ein Jahr später wurde das Paar Dritte.

1926 wurde von Brandis von ihrem Cousin Zdenko Radslav Kinsky (1896 - 1975), einem Neffen von Octavian - auf die Burg [[Burg Orlík nad Vltavou|Orlik]] eingeladen, wo er für Jagden und Hindernisrennen [[Kinsky-Pferd]]e züchtete. 1927 ritt sie zum ersten Mal das grosse Steeplechase von Pardubice mit der Stute Nevěsta und erreichte den 5. Platz. Ihre Teilnahme löste Proteste aus, weil das Rennen als zu schwer für eine Frau angesehen wurde, ausserdem sei es gegen die Ehre der teilnehmenden Offiziere gewesen, sich mit einer Frau zu messen. Es war für die Offiziere peinlich von einer Frau geschlagen zu werden.
Nach dem Tod ihrer Mutter widmete sich Lata von Brandis in den Jahren 1927 und 1928 ihrer Familie. 1930 erreichte sie mit dem Hengst Norbert den vierten Platz in Padrubice und ein Jahr später wurde das Paar Dritte.



== Lata und Norma ==
== Lata und Norma ==
1933 nahm Brandis erstmals mit der sechsjährigen Stute Norma in Pardubice teil und erreichte den dritten Platz. Ein Jahr später wurde das Paar Zweite, drei Längen hinter der von [[Heinrich Wiese (Politiker)|Heinrich Wiese]] gerittenen siegreichen deutschen Stute Wahne. 1935 wurden Lata und Norma Fünfte. Da mehrere Jahre hintereinander deutsche Reiter gewonnen hatten, war der Wunsch nach einem tschechischen Siegerpaar sehr groß. Daher startete Norma 1936 mit einem männlichen Reiter, D. Pogliagu, mit dem sie den fünften Platz erreichte. Wiederum siegte der Deutsche Oscar Lengnikem. Kinsky wollte die Stute in die Zucht nehmen, Brandis überzeugte ihn jedoch davon, sie noch ein weiteres Jahr zu trainieren.

1933 nahm von Brandis erstmals mit der sechsjährige Stute Norma in Padrubice teil und erreichte den dritten Platz. Ein Jahr später wurde das Paar Zweite, drei Längen hinter dem siegreichen deutschen Stute Wahne. 1935 wurden Lata und Norma Fünfte. Da mehrere Jahre hintereindander deutsche Reiter gewonnen hatten, war der Wunsch einen tschechisches Paar als Sieger zu sehen sehr gross. Daher startete Norma 1936 mit einem männlichen Reiter, D. Pogliagu, mit dem sie den fünften Platz erreichte. Wiederum siegte der Deutsche Oscar Lengnikem.
Kinsky wollte die Stute in die Zucht nehmen, von Brandis überzeugte ihn jedoch davon, sie noch ein weiteres Jahr zu trainieren.



== Das Steeplechase von 1937 ==
== Das Steeplechase von 1937 ==
Das 56. große Steeplechase Pardubice fand am 14. Oktober 1937 statt. Zwischen der Tschechoslowakei und Deutschland gab es starke [[Hoßbach-Niederschrift#Wertung des Inhaltes und der Zielsetzung des Vortrages|Spannungen]]. Daher war es von nationalem Interesse, die deutsche Siegesserie zu beenden. Der Favorit war der deutsche Vorjahressieger Oscar Lengnikem, der jedoch am Taxis-Graben stürzte und sich das Schlüsselbein brach. Der feuchte und rutschige Boden erwies sich als Vorteil für die leichte Stute Norma, die vorsichtig taktierende Lata Brandis gewann in den Kinski-Farben weiß-rot mit sieben Längen Vorsprung. Zur großen Freude des Publikums siegte somit ein tschechisches Paar und Lata Brandis erhielt den Spitznamen „Unsere Liebe Frau“.<ref>''[Svoboda, Miloš: 100 ročníků Velké pardubické steeplechase. Praha 1990, s. 147.]''</ref> Lata Brandis gewann als erste Frau das Steeplechase von Pardubice. In den nächsten neun Jahren wurde das Steeplechase aufgrund des Zweiten Weltkriegs nicht ausgetragen.

Das 56. Großen Steeplechase Pardubice fand am 14. Oktober 1937 statt. Zwischen der Tschecheslowakei und Deutschland gab es starke [[Hoßbach-Niederschrift#Wertung_des_Inhaltes_und_der_Zielsetzung_des_Vortrages|Spannungen]]. Daher war es von nationalem Interesse, die deutsche Siegesserie zu beenden. Der Favorit war der deutsche Vorjahressieger Oscar Lengnikem, der jedoch am Taxis Graben stürzte und sich das Schlüsselbein brach. Der feuchte und rutschige Boden erwies sich als Vorteil für die leichte Stute Norma mit der vorsichtig taktiernenden. Lata von Brandis gewann in den Kinski-Farben weiss-rot mit sieben Längen Vorsprung. Zur grossen Freude des Publikums siegte somit ein tschechisches Paar und Lata von Brandis erhielt den Spitznamen "Unsere Liebe Frau". <ref>''[Svoboda, Miloš: 100 ročníků Velké pardubické steeplechase. Praha 1990, s. 147.]''</ref> Lata von Brandis gewann als erste Frau das Steeplechase von Pardubice. In den nächsten neun Jahre wurde das Steeplechase aufgrund des Zweiten Weltkriegs nicht ausgetragen.


== Zweiter Weltkrieg ==
== Zweiter Weltkrieg ==
Im Zweiten Weltkrieg lebte sie mit ihren Schwestern Christine, Jane, Margaret und Gabriela auf dem Schloss in Řitka. Sie wurde Krankenschwester und lehnte es ab, Deutsch zu sprechen. Den Gütern wurde eine Zwangsverwaltung auferlegt. Lata trainierte weiterhin für Hindernisrennen. Gemeinsam mit ihrer Schwester Christine pflegte sie verwundete [[Rote Armee|Rotarmisten]]. 1945 brannten die Stallungen und ihr ehemaliger Trainer Karel Šmejda wurde erschossen.

Im Zweiten Weltkrieg lebte sie mit ihren Schwestern Christine, Jane, Margaret, und Gabriela auf dem Schloss in Řitka. Sie wurde Krankenschwester und lehnte es ab Deutsch zu sprechen. Den Gütern wurde eine Zwangsverwaltung auferlegt. Lata trainierte weiterhin für Hindernisrennen. Gemeinsam mit ihrer Schwester Christine pflegte sie verwundete russische Soldaten. 1945 brannten die Stallungen und ihr ehemaliger Trainer Charles Bastard wurde erschossen.



== Nachkriegszeit ==
== Nachkriegszeit ==
Nach dem Zweiten Weltkrieg fand am 20. Oktober 1946 das erste Mal wieder das Steeplechase von Pardubice statt. Lata von Brandis ritt den Hengst Nurmi und brach sich bei einem Sturz das Schlüsselbein. Im Jahr darauf stürzte sie schwer mit Othello und brach sich zwei Rippen. 1948 startete sie nicht, weil das Trainingsgelände von Kinski verstaatlicht wurde. 1949 trat sie mit der Stute Nina ein letztes Mal beim Steeplechase von Pardubice an. Sie stürzte schwer beim Schlangengraben und erlitt einen Schädelbruch, eine komplizierte Fraktur des linken Beines, mehrere gebrochene Rippen, einen Schlüsselbeinbruch und Verletzungen an der Wirbelsäule. Sie lag eine Woche im Koma. Der Unfall bedeutete das Ende ihrer reiterlichen Karriere und sie musste zeitlebens mit einem Stock gehen. Lata starb 1981, im Alter von 85 Jahren.


== Ergebnisse vom Steeplechase von Pardubice ==
Nach dem Zweiten Weltkrieg fand am 20. Oktober 1946 das erste Mal wieder das Steeplechase von Pardubice statt. Lata von Brandis ritt den Hengst Nurmi und brach sich bei einem Sturz das Schlüsselbein. Im Jahr darauf stürzte sie schwer mit Othello und brach sich zwei Rippen. 1948 startete sie nicht, weil Trainingsgelände von Kinski verstaatlicht wurde. 1949 trat sie mit der Stute Nina ein letztes Mal beim Steeplechase von Pardubice an. Sie stürzte schwer beim Schlangengraben und erlitt einen Schädelbruch, eine komplizierte Fraktur des linken Beines, mehrere gebrochene Rippen, Schlüsselbein und Verletzungen an der Wirbelsäule. Sie lag eine Woche im Koma. Der Unfall bedeutete das Ende ihrer reiterlichen Karriere und sie musste zeitleben mit einem Stock gehen.
1927 (''Nevěsta'') – 5 <br />
Ihre Schwester Christina starb 1979, Lata starb 1981 an einer Lungenetzündung.
1930 (''Norbert'') – 4 <br />

1931 (''Norbert'') – 3 <br />
== Ergebnisse vom Steeplechase von Padrubice ==
1933 (''Norma'') 3 <br />

1927 (Nevěsta) - 5 <br>
1934 (''Norma'') 5<br />
1930 (Norbert) - 4 <br>
1937 (''Norma'') 1 <br />
1931 (Norbert) - 3 <br>
1946 (''Nurmi'') nicht beendet <br />
1933 (Norma) - 3 <br>
1947 (''Othello'') nicht beendet<br />
1934 (Norma) - 5<br>
1949 (''Nina'') nicht beendet<br />
1937 (Norma) - 1 <br>
1946 (Nurmi) - nicht beendet <br>
1947 (Othello) - nicht beendet<br>
1949 (Nina) - nicht beendet<br>



== Literatur ==
== Literatur ==
* Pavel Kovář: ''Šampaňské s příchutí pelyňku''. Pardubice 2000.

* Miloš Svoboda: ''100 ročníků Velké pardubické steeplechase''. Prag 1990.
Kovář, Pavel: Šampaňské s příchutí pelyňku. Pardubice 2000.
Svoboda, Miloš: 100 ročníků Velké pardubické steeplechase. Prag 1990.



== Weblinks ==
== Weblinks ==
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[http://www.gvinticka.estranky.cz/clanky/slavni-kone/norma.html Foto von Brandisova und Norma]
* [https://gvinticka.estranky.cz/clanky/slavni-kone/norma.html Foto von Brandisová und Norma]



== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

<references />
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Aktuelle Version vom 5. Mai 2024, 12:12 Uhr

Lata von Brandis, 1938

Maria Immaculata Gräfin Brandis (auf Tschechisch Brandisová, genannt Lata, * 26. Juni 1895 in Schloss Schäfferów, Österreich-Ungarn; † 12. Mai 1981 auf Schloss Reiteregg, Österreich) war eine tschechische Rennreiterin. Sie ist die einzige Frau, die bisher das Steeplechase von Pardubice gewann. Sie stammte aus einer adligen Familie und hatte insgesamt acht Geschwister, darunter ihre Zwillingsschwester Christine.

Familie

Marie Brandisová birth record

Die Familie Brandis kann bereits im 12. Jahrhundert nachgewiesen werden. 1641 wurde sie in den Rang von Grafen erhoben. Latas Vater Leopold Graf Brandis (1854–1928), kaiserlicher Kammerherr und Oberstleutnant der Husaren, war der Sohn des Grafen von Tirol Heinrich Brandis und Barbara Kinsky. Im November 1887 heiratete er Johanna von Schäffer (1871–1927). Er gründete eine eigene Pferdezucht. 1897 zog die Familie in ein Schloss in Řitka in der Nähe von Prag. Das Schloss gehörte zu Johanna Schaffers Mitgift. Lata und Christine lernten im Alter von acht Jahren einen Buggy zu fahren. Lata bewunderte ihren berühmten Großonkel Octavian Kinsky. Im Jahr 1916 war ihr erster Start bei einem Pferderennen, der mit einem bösen Sturz endete. Pferderennen waren zu dieser Zeit eine männliche Domäne, so dass die Teilnahme der Komtesse Brandisová nicht überall Zustimmung fand.

Die Zusammenarbeit mit Kinský

1926 wurde Brandis von ihrem Cousin Zdenko Radslav Kinsky (1896–1975), einem Neffen von Octavian, auf die Burg Orlik eingeladen, wo er für Jagden und Hindernisrennen Kinsky-Pferde züchtete. 1927 ritt sie zum ersten Mal das große Steeplechase von Pardubice mit der Stute Nevěsta und erreichte den 5. Platz. Ihre Teilnahme löste Proteste aus, weil das Rennen als zu schwer für eine Frau angesehen wurde, außerdem sei es gegen die Ehre der teilnehmenden Offiziere gewesen, sich mit einer Frau zu messen. Es war den Offizieren peinlich, von einer Frau geschlagen zu werden. Nach dem Tod ihrer Mutter widmete sich Lata Brandis in den Jahren 1927 und 1928 ihrer Familie. 1930 erreichte sie mit dem Hengst Norbert den vierten Platz in Pardubice und ein Jahr später wurde das Paar Dritte.

Lata und Norma

1933 nahm Brandis erstmals mit der sechsjährigen Stute Norma in Pardubice teil und erreichte den dritten Platz. Ein Jahr später wurde das Paar Zweite, drei Längen hinter der von Heinrich Wiese gerittenen siegreichen deutschen Stute Wahne. 1935 wurden Lata und Norma Fünfte. Da mehrere Jahre hintereinander deutsche Reiter gewonnen hatten, war der Wunsch nach einem tschechischen Siegerpaar sehr groß. Daher startete Norma 1936 mit einem männlichen Reiter, D. Pogliagu, mit dem sie den fünften Platz erreichte. Wiederum siegte der Deutsche Oscar Lengnikem. Kinsky wollte die Stute in die Zucht nehmen, Brandis überzeugte ihn jedoch davon, sie noch ein weiteres Jahr zu trainieren.

Das Steeplechase von 1937

Das 56. große Steeplechase Pardubice fand am 14. Oktober 1937 statt. Zwischen der Tschechoslowakei und Deutschland gab es starke Spannungen. Daher war es von nationalem Interesse, die deutsche Siegesserie zu beenden. Der Favorit war der deutsche Vorjahressieger Oscar Lengnikem, der jedoch am Taxis-Graben stürzte und sich das Schlüsselbein brach. Der feuchte und rutschige Boden erwies sich als Vorteil für die leichte Stute Norma, die vorsichtig taktierende Lata Brandis gewann in den Kinski-Farben weiß-rot mit sieben Längen Vorsprung. Zur großen Freude des Publikums siegte somit ein tschechisches Paar und Lata Brandis erhielt den Spitznamen „Unsere Liebe Frau“.[1] Lata Brandis gewann als erste Frau das Steeplechase von Pardubice. In den nächsten neun Jahren wurde das Steeplechase aufgrund des Zweiten Weltkriegs nicht ausgetragen.

Zweiter Weltkrieg

Im Zweiten Weltkrieg lebte sie mit ihren Schwestern Christine, Jane, Margaret und Gabriela auf dem Schloss in Řitka. Sie wurde Krankenschwester und lehnte es ab, Deutsch zu sprechen. Den Gütern wurde eine Zwangsverwaltung auferlegt. Lata trainierte weiterhin für Hindernisrennen. Gemeinsam mit ihrer Schwester Christine pflegte sie verwundete Rotarmisten. 1945 brannten die Stallungen und ihr ehemaliger Trainer Karel Šmejda wurde erschossen.

Nachkriegszeit

Nach dem Zweiten Weltkrieg fand am 20. Oktober 1946 das erste Mal wieder das Steeplechase von Pardubice statt. Lata von Brandis ritt den Hengst Nurmi und brach sich bei einem Sturz das Schlüsselbein. Im Jahr darauf stürzte sie schwer mit Othello und brach sich zwei Rippen. 1948 startete sie nicht, weil das Trainingsgelände von Kinski verstaatlicht wurde. 1949 trat sie mit der Stute Nina ein letztes Mal beim Steeplechase von Pardubice an. Sie stürzte schwer beim Schlangengraben und erlitt einen Schädelbruch, eine komplizierte Fraktur des linken Beines, mehrere gebrochene Rippen, einen Schlüsselbeinbruch und Verletzungen an der Wirbelsäule. Sie lag eine Woche im Koma. Der Unfall bedeutete das Ende ihrer reiterlichen Karriere und sie musste zeitlebens mit einem Stock gehen. Lata starb 1981, im Alter von 85 Jahren.

Ergebnisse vom Steeplechase von Pardubice

1927 (Nevěsta) – 5
1930 (Norbert) – 4
1931 (Norbert) – 3
1933 (Norma) – 3
1934 (Norma) – 5
1937 (Norma) – 1
1946 (Nurmi) – nicht beendet
1947 (Othello) – nicht beendet
1949 (Nina) – nicht beendet

Literatur

  • Pavel Kovář: Šampaňské s příchutí pelyňku. Pardubice 2000.
  • Miloš Svoboda: 100 ročníků Velké pardubické steeplechase. Prag 1990.
Commons: Lata Brandisová – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. [Svoboda, Miloš: 100 ročníků Velké pardubické steeplechase. Praha 1990, s. 147.]