Stadtteilfriedhof Fössefeld

Aufgereihte gleichartige Grabsteine mit der Kriegs-Symbolik des Eisernen Kreuzes für gefallene Soldaten

Der Stadtteilfriedhof Fössefeld in Hannover,[1] auch Stadtfriedhof Fössefeld oder Garnisonsfriedhof genannt,[2] ist ein im 19. Jahrhundert angelegter ehemaliger Militärfriedhof, der auch von der einheimischen Bevölkerung vom (heute) hannoverschen Stadtteil Limmer zur Bestattung ihrer Angehörigen mitbenutzt wurde[1] Standort der denkmalgeschützten Friedhofsanlage[3] mit ihrer rund 1,3 Hektar großen Fläche und zahlreichen Kriegergräbern und Ehrenmalen ist die Friedhofstraße[1] Ecke Limmerstraße zwischen der Abzweigung der Wunstorfer Straße und dem Bach Fösse.[4]

Geschichte

Infotafel „Stadtteilfriedhof Fössefeld“
Informationstafel „Opfer der NS-Wehrmachtsjustiz
Am 9. Mai 2015 eingeweihtes DenkmalUngehorsam“ von Almut und Hans-Jürgen Breuste

Als das Königreich Hannover 1866 nach der Schlacht bei Langensalza durch Preußen annektiert worden war, wurde noch im selben Jahr die preußische Militär-Reit-Schule von Schwedt/Oder in die vormalige Residenzstadt Hannover verlegt unter dem neuen Namen Militär-Reit-Institut.[5] Bereits zwei Jahre später wurde 1868[Anm. 1] der heutige Stadtteilfriedhof im Fössefeld als Begräbnisstätte der für die Angehörigen der in Hannover stationierten nun preußischen Garnisonen angelegt.[1]

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Friedhof zur Zeit der Weimarer Republik um 1920 um die nördliche Fläche erweitert und mit einer neuen Kapelle ausgestattet.[3]

Im Zweiten Weltkrieg wurden hier auch Soldaten beigesetzt, die wegen Ungehorsams (Deserteure, Wehrkraftzersetzer und Selbstverstümmler) verurteilt und in Hannover hingerichtet worden waren.[6] Mittlerweile ist dies für 46 Soldaten belegt.[7] Gefördert vom Fachbereich Kultur der Stadt Hannover sind Lehrmaterialien für den Schulunterricht entstanden, die diesem Teil der Geschichte und der Bedeutung des Fössefeldfriedhofs Rechnung tragen.[8]

1971 wurde der Friedhof außer Dienst gestellt. Seitdem finden nur noch Beisetzungen in bereits vorher erworbenen Gräbern statt. Da die Kriegsgräber ein ewiges Ruherecht besitzen, wird der Friedhof dauerhaft als Gedenkstätte erhalten bleiben.[9]

Literatur und Medienecho

  • Ralf Buchterkirchen: „...und wenn sie mich an die Wand stellen“. Ungehorsame Soldaten in Hannover 1933 – 1945. Arbeitskreis Regionalgeschichte, Neustadt am Rübenberge 2011, ISBN 978-3-930726-16-5.
  • Ralf Buchterkirchen: „Du brauchst dich wegen meiner Hinrichtung nicht zu schämen…“ Desertion, Wehrkraftzersetzung und „Kriegsverrat“ von Soldaten in und aus Hannover 1933 – 1945. Arbeitskreis Regionalgeschichte, Neustadt am Rübenberge 2020, ISBN 978-3-930726-34-9.
  • Gerda Valentin: Wehrmachtsdeserteure auf dem Fössefeld-Friedhof begraben. In: Hannoversche Allgemeine Zeitung. 10. Februar 2011, ZDB-ID 43261-1 (online, aktualisiert am 11. Februar 2011 [abgerufen am 13. November 2020]): „Hinter einer schlichten Mauer des Fössefeld-Friedhofs verbergen sich 840 Gräber, von denen die meisten militärischen Ursprungs sind. Auf dem Fössefeld-Friedhof ruhen auch Soldaten, die im Zweiten Weltkrieg wegen „Fahnenflucht“ oder „Sabotage“ erschossen wurden. Einen ausgiebigen Beitrag dazu hat der ehemalige Oberstleutnant Werner Trolp jetzt in den Hannoverschen Geschichtsblättern veröffentlicht.“
  • Rüdiger Meise: Schwieriger Geschichtsunterricht auf Fössefeld-Friedhof. In: Hannoversche Allgemeine Zeitung. 16. Mai 2011, ZDB-ID 43261-1 (online [abgerufen am 13. November 2020]): „Auf dem Friedhof am Fössefeld in Limmer liegen 43 Deserteure begraben. Junge Leute sollen hier etwas über die NS-Zeit lernen - doch bislang kommt niemand.“

Siehe auch

Commons: Stadtfriedhof Fössefeld – Sammlung von Bildern

Anmerkungen

  1. Davon abweichend nennt Ilse Rüttgerodt-Riechmann in dem 1985 veröffentlichten Band der DTBD das Jahr 1877 als Datum der Anlage des Friedhofes

Einzelnachweise

  1. a b c d Peter Schulze: Friedhöfe. In: Klaus Mlynek, Waldemar R. Röhrbein (Hrsg.) u. a.: Stadtlexikon Hannover. Von den Anfängen bis in die Gegenwart. Schlütersche, Hannover 2009, ISBN 978-3-89993-662-9, S. 193–196; hier: S. 195.
  2. Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte: Organ des Historischen Vereins für Niedersachsen in Hannover, Band 73, S. 513; Vorschau über Google-Bücher
  3. a b Ilse Rüttgerodt-Riechmann: Friedhofstraße. In: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Baudenkmale in Niedersachsen, Stadt Hannover (DTBD), Teil 2, Bd. 10.2, hrsg. von Hans-Herbert Möller, Niedersächsisches Landesverwaltungsamt – Institut für Denkmalpflege, Friedr. Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig 1985, ISBN 3-528-06208-8, S. 159; sowie Limmer im Addendum: Verzeichnis der Baudenkmale gem. § 4 (NDSchG) (ausgenommen Baudenkmale der archäologischen Denkmalpflege), Stand: 1. Juli 1985, Stadt Hannover, Niedersächsisches Landesverwaltungsamt – Veröffentlichungen des Instituts für Denkmalpflege, S. 24f.
  4. Vergleiche die Ortskarte 7, 30 Limmer. In: DTBD, S. 48f.
  5. Hugo Thielen: Kavallerieschule. In: Stadtlexikon Hannover, S. 343
  6. Ralf Buchterkirchen: "Du brauchst dich wegen meiner Hinrichtung nicht zu schämen…". Ungehorsame Soldaten in Hannover 1933–1945. Neustadt am Rübenberge 2020: AK Region und Geschichte. ISBN 978-3-930726-34-9
  7. Ralf Buchterkirchen: "Du brauchst dich wegen meiner Hinrichtung nicht zu schämen…". Ungehorsame Soldaten in Hannover 1933–1945. Neustadt am Rübenberge 2020: AK Region und Geschichte. S. 4 ISBN 978-3-930726-34-9
  8. Ralf Buchterkirchen: "Du brauchst dich wegen meiner Hinrichtung nicht zu schämen…". Ungehorsame Soldaten in Hannover 1933–1945. Neustadt am Rübenberge 2020: AK Region und Geschichte. ISBN 978-3-930726-34-9
  9. Friedrich Cordes Bestattungen: Stadtteilfriedhof Fössefeld. Abgerufen am 2. April 2019 (deutsch).

Koordinaten: 52° 22′ 26,8″ N, 9° 41′ 47,3″ O