„Rüdiger Wehner“ – Versionsunterschied

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'''Rüdiger Wehner''' (* [[6. Februar]] [[1940]] in [[Nürnberg]]) ist ein deutscher [[Neurobiologie|Neuro-]], Sinnes- und Verhaltensbiologe.
'''Rüdiger Wehner''' (* [[6. Februar]] [[1940]] in [[Nürnberg]]) ist ein deutsch-schweizerischer [[Neurobiologie|Neuro-]]- und [[Verhaltensbiologe]]. Er war Ordinarius und Direktor des Zoologischen Instituts der Universität Zürich und Permanent Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin.


== Leben ==
== Leben ==
Rüdiger Wehner hat an den Universitäten [[Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt am Main|Frankfurt]] und [[Universität München|München]] Zoologie, Chemie und Philosophie studiert. 1967 wurde er an der Universität Frankfurt bei [[Martin Lindauer]] mit einer Arbeit zum Thema "''Physiologie des [[Formensehen]]s bei der [[Biene]]''" promoviert. Im selben Jahr ging er als wissenschaftlicher Assistent an das Zoologische Institut der [[Universität Zürich]] zu [[Ernst Hadorn]], wo er sich 1970 habilitierte. Nach zwei Forschungsaufenthalten an der Yale University und der Cornell University wurde er 1972 zum Extraordinarius und 1976 auf den [[Lehrstuhl|Ordinarius]] am Zoologischen Institut in Zürich berufen, dem er von 1986 an bis zu seiner Emeritierung 2005 auch als Direktor vorstand. Von 2005 bis 2008 hatte er eine Emeritus-Forschungsprofessur an der Universität Zürich. 2007 erhielt er den mit 65.000 Euro dotierten Alexander-von-Humboldt-Forschungspreis und entschied sich für eine Gastprofessor am Biozentrum der [[Universität Würzburg]], wo er bis 2010 tätig war.
Sein Abitur erwarb Rüdiger Wehner 1960 am Kaiserin-Friedrich-Gymnasium in Bad Homburg. Anschliessend studierte er Biologie, Chemie und Philosophie an der [[Goethe-Universität Frankfurt]], wo er das Staatsexamen ablegte und 1967 bei [[Martin Lindauer]] promovierte. 1970 habilitierte er sich an der [[Universität Zürich]] bei [[Ernst Hadorn]]. Nach einem Forschungsaufenthalt an der [[Yale University]] (1973-1974) wurde er 1974 als Ordinarius für Zoologie, speziell Physiologie an die Universität Zürich berufen, wo er dem Zoologischen Institut bis zu seiner Emeritierung 2005 als Direktor vorstand. Als Andrew Dickson White Professor (at Large) war er 1987-1993 an der [[Cornell University]] und als Non-Resident Permanent Fellow 1990-2008 am Wissenschaftskolleg zu Berlin tätig. 2005-2008 bekleidete er die erste Emeritus-Forschungsprofessur an der Universität Zürich und 2008-2009 als Humboldt-Preisträger eine Gastprofessur an der [[Universität Würzburg]].


Er ist verheiratet mit der Biologin Sibylle Segesser von Brunegg.
Rüdiger Wehner ist mit der Biologin und Wissenschaftsjournalistin Sibylle Segesser von Brunegg verheiratet.


== Forschung und Lehre ==
== Forschung und Lehre ==
Rüdiger Wehner hat in seiner Forschungsarbeit die Kombination von experimenteller [[Verhaltensforschung]] im Freiland und Sinnes- und Neurobiologie im Laboratorium angestrebt. Am Beispiel der Orientierungsleistungen [[Soziale Insekten|sozialer Insekten]], unter denen er die nordafrikanische Wüstenameise [[Cataglyphis]] als Tiermodell gewählt hat, konnte er zeigen, dass diese über mehrere Navigationsmodule verfügt, mit denen sie auf visuelle Reize wie Himmels- und Landmarken reagiert und dann über motorische Programme zur Entfernungsmessung einsetzt. Damit schaffen es die Ameisen, nach ihren Beutezügen auf schnurgeradem Weg zurück in ihr Nest zu finden, auch dann, wenn sie zuvor über einen Zeitraum von mehreren Wochen in einem dunklen, unterirdischen Bau zugebracht haben. Weiter konnte Wehner nachweisen, dass die Ameisen die Fähigkeit zur so genannten "''Wegintegration''" haben, die ihnen präzise die Länge des Rückwegs weist.
Rüdiger Wehners Forschungsgebiet umfasst die Neuro- und Verhaltensbiologie von Navigationsleistungen sozialer Insekten. Mit einer Kombination von experimenteller Verhaltensforschung im Freiland und anschliessenden sinnes- und neurobiologischen Analysen sowie computergestützten Modellrechnungen hat er mit seinen Arbeitsgruppen in jahrzehntelanger Forschungsarbeit die nordafrikanische Wüstenameise [[Cataglyphis]] zu einem Modellorganismus der Navigationsforschung erhoben. Er konnte zeigen, dass die Ameisen bei ihre Beutezügen Richtungen mit Himmels-, Wind- und Magnetkompassen messen, Entfernungen mit optischen und Schrittzähler-Methoden bestimmen und mit den erhaltenen Daten Wegintegration betreiben, so dass sie stets auf geradlinigem Weg zum Nest zurückfinden (Vektornavigation). Er hat ferner nachgewiesen, dass sie Landmarken über Bildvergleichsverfahren zur Orientierung einsetzen. Seine Konzepte liefern wesentliche Beiträge zu allgemeinen Fragen der Orientierung im Raum. Darüber hinaus hat er seine Arbeiten zum Navigationsverhalten auf ökophysiologische, verhaltensökologische und evolutionsbiologische Aspekte ausgedehnt.


Rüdiger Wehner gilt als begeisternder akademischer Lehrer, was auch in der grossen Zahl von Einladungen zu Named Lectures in USA, England und Japan zum Ausdruck kommt. Im deutschsprachigen Raum ist er Generationen von Studierenden durch das Standardwerk "Zoologie" bekannt.
Wehner ist bei seinen Forschungen immer von den beobachteten Verhaltensleistungen der Ameisen ausgegangen und hat dann nach den hierfür verantwortlichen sensorischen und neuronalen Mechanismen gesucht. Schlussendlich hat er die Betrachtung seiner Forschungsergebnisse auch auf ökologische und evolutive Aspekte ausgedehnt.


== Auszeichnungen und Mitgliedschaften ==
Im deutschsprachigen Raum ist er besonders als Mitautor des Standard-Lehrbuchs "Allgemeine Zoologie" bekannt geworden, das von [[Alfred Kühn]] begründet wurde und danach (von [[Ernst Hadorn]] und Wehner) als "''Hadorn/Wehner''" ein Begriff in der biologischen Hochschullehre wurde. In seiner nunmehr 25. Auflage ist [[Walter Gehring]] Mitautor des nunmehr als "''Wehner/Gehring''" bekannten Buches.

== Ehrungen und Mitgliedschaften ==
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* 1960‐1967: Mitglied der [[Studienstiftung des deutschen Volkes]]
* 1960 [[Studienstiftung des deutschen Volkes]]
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* 1967: Jahrespreis für Dissertationen der Universität Frankfurt (Main)
* 1967 Jahrespreis für Dissertationen der Goethe-Universität Frankfurt
* 1977: Korrespondierendes Mitglied der [[Akademie der Wissenschaften und der Literatur]] zu Mainz<ref>Mitgliedseintrag von [http://www.adwmainz.de/mitglieder/profil/prof-dr-phil-nat-dr-hc-mult-ruediger-wehner.html Rüdiger Wehner] bei der [[Akademie der Wissenschaften und der Literatur|Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz]], abgerufen am 6.11.17</ref>
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* 1985: Mitglied der Akademie der Naturforscher [[Leopoldina]], Halle (Saale)<ref>{{Leopoldina|326|Kommentar=mit Bild und CV|Datum=15. Juli 2016}}</ref>
* 1987: Korrespondierendes Mitglied der [[Bayerische Akademie der Wissenschaften|Bayerischen Akademie der Wissenschaften]]<ref>{{BAdW|3386|Name=Rüdiger Wehner|Kommentar=|Datum=15. Juli 2016}}</ref>
* 1977 [[Akademie der Wissenschaften und der Literatur]] zu Mainz
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* 1989: Mitglied der [[Academia Europaea]]
* 1985 [[Leopoldina]], Nationale Akademie der Wissenschaften
* 1993: [[Carus-Medaille]] der Leopoldina und [[Carus-Preis]] der Stadt Schweinfurt
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* 1993: Mitglied der [[American Philosophical Society]]<ref>{{Internetquelle |url=https://search.amphilsoc.org/memhist/search?creator=R%C3%BCdiger+Wehner&title=&subject=&subdiv=&mem=&year=&year-max=&dead=&keyword=&smode=advanced |titel=Member History: Rüdiger Wehner |hrsg=American Philosophical Society |abruf=2018-12-09}}</ref>
* 1987 [[Bayerische Akademie der Wissenschaften]]
* 1994: [[Karl von Frisch|Karl-von-Frisch]]-Medaille der [[Deutsche Zoologische Gesellschaft|Deutschen Zoologischen Gesellschaft]] für seine Erkenntnisse über optische Orientierungen von Insekten.
*
* 1995: Mitglied der [[Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften|Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften]]
* 1989 [[Academia Europaea]], London
* 1996: Distinguished Scientist Award der [[University of California, Los Angeles]] (UCLA), USA
*
* 1996: Korrespondierendes Mitglied der [[Akademie der Wissenschaften zu Göttingen]]
* 1998: Korrespondierendes Mitglied (im Ausland) der [[Österreichische Akademie der Wissenschaften|Österreichischen Akademie der Wissenschaften]]
* 1993 [[Carus-Medaille]], Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina
*
* 2000: Mitglied der [[Royal Swedish Physiographic Society]]
* 1993 [[American Philosophical Society]]
* 2002: [[Ehrendoktor|Ehrenpromotion]] (Dr. rer. nat. h. c.) der [[Carl von Ossietzky Universität Oldenburg]]
*
* 2002: [[Marcel-Benoist-Preis]]
* 1994 Karl-Ritter-von-Frisch-Medaille der Deutschen Zoologischen Gesellschaft
* 2004/2005: Obmann der Sektion Organismische und Evolutionäre Biologie der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina
*
* 2005: Senator für den Leopoldina-Adjunktenkreis Schweiz
* 1995 [[Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften]]
* 2005: Korrespondierendes Mitglied (Foreign Honorary Member) der [[American Academy of Arts and Sciences]], USA
*
* 2005: Ehrenpromotion (Dr. rer. nat. h. c.) der [[Humboldt-Universität zu Berlin]]<ref>[http://www.hu-berlin.de/ueberblick/geschichte/rektoren/markschies/rede/rede_wehner Rede bei der Ehrenpromotion Rüdiger Wehner]</ref>
* 1996 [[Akademie der Wissenschaften zu Göttingen]]
* 2006: Ehrenmitglied der [[Deutsche Zoologische Gesellschaft|Deutschen Zoologischen Gesellschaft]]
*
* 2007: Beiratsmitglied des Institute for Integrative Life Sciences an der Humboldt-Universität zu Berlin
* 1996 Distinguished Scientist Award, [[University of California at Los Angeles]]
* 2007: [[Humboldt-Forschungspreis]]<ref>{{Webarchiv |url=http://www.biozentrum2.uni-wuerzburg.de/aktuelles/archiv1/single/artikel/auf-der-su/ |text=''Auf der Suche nach dem Kompass im Ameisenhirn - Schweizer Wissenschaftler forscht als Humboldtpreisträger am Biozentrum'', Universität Würzburg, 24. April 2007 |archive-is=20130106063149}}</ref>
*
* 2008: [[König-Faisal-Preis|King Faisal International Prize for Science]], Saudi-Arabien.
* 1998 [[Österreichische Akademie der Wissenschaften]]
* 2009: Universitätsmedaille in Silber der [[Universität Tübingen]]
*
* 2010: Associate des Neurosciences Research Program (NRP), USA
* 2000 Royal Swedish Physiographic Society
* 2012: Fellow der [[International Society for Neuroethology]]
*
* 2021: [[Bayerischer Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst]]
* 2002 Ehrendoktor (Dr. rer. nat. h.c.) der [[Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg]]
*
* 2002 [[Marcel-Benoist-Preis]], Schweizerischer Wissenschaftspreis
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* 2003 Ehrendoktor (Dr. phil. h.c.), University of Lund
*
* 2005 [[American Academy of Arts and Sciences]] (Foreign Honorary Member)
*
* 2005 Ehrendoktor (Dr. rer. nat. h.c.) der [[Humboldt-Universität Berlin]]
*
* 2006 Ehrenmitglied der Deutschen Zoologischen Gesellschaft
*
* 2007 [[Alexander-von-Humboldt-Forschungspreis]]
*
* 2008 King Faisal International Prize for Science
*
* 2009 Universitätsmedaille in Silber, [[Universität Tübingen]]
*
* 2012 Fellow of the International Society for Neuroethology
*
* 2017 [[Australian Academy of Science]]
*
* 2020 Fellow of the Royal Institute of Navigation London
*
* 2021 PROSE Award Winner in Biological and Life Sciences, Association of American Publishers, for “Desert Navigator”, Harvard University Press
*
* 2021 Bayerischer Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst
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== Werke ==
== Werke ==
'''Bücher und Handbuchkapitel'''
* mit [[Walter Gehring]]: ''Zoologie.'' 25. Auflage. Thieme Verlag, Stuttgart 2013, ISBN 978-3-13-367425-6.

* Matthias Wittlinger, Rüdiger Wehner, [[Harald Wolf (Biologe)|Harald Wolf]] 2007: ''The desert ant odometer: A stride integrator that accounts for stride length and walking speed.'' In: ''Journal of Experimental Biology.'' 210, S. 198–207, PMID 17210957.<ref>[http://www.faz.net/aktuell/wissen/natur/insekten-wuestenameisen-auf-stelzen-1437674.html ''Wüstenameisen auf Stelzen.''] In: ''[[FAZ]].'' 3. April 2007 (abgerufen am 5. August 2012).</ref>
* E. Hadorn, R. Wehner. Zoologie. Thieme Verlag, Stuttgart. 4 Auflagen. 1971-1988
* Matthias Wittlinger, Rüdiger Wehner, Harald Wolf 2006: ''The Ant Odometer: Stepping on Stilts and Stumps.'' In: ''[[Science]].'' 312 (5782), S. 1965–1967, [[doi:10.1126/science.1126912]].<ref>https://www.researchgate.net/publication/6974449_The_Ant_Odometer_Stepping_on_Stilts_and_Stumps</ref>
*
* Sandra Wohlgemuth, [[Bernhard Ronacher]], Rüdiger Wehner 2001: ''Ant odometry in the third dimension.'' In: ''[[Nature]].'' 411, S. 795–798, [[doi:10.1038/35081069]].
* R. Wehner, W. Gehring. Zoologie. Thieme Verlag, Stuttgart. 4 Auflagen. 1991-2013
* [[Gary D. Bernard|Gary Bernard]] & Rüdiger Wehner 1993: [http://www.pnas.org/content/90/9/4132.full.pdf "Photoreceptor twist: A solution to the false-color problem"] ''[[Proceedings of the National Academy of Sciences|PNAS]]'' 90: 4132-4135.
*
* Rüdiger Wehner et al. 1975: [http://link.springer.com/article/10.1007/BF01379050 "Twisted and non-twisted rhabdoms and their significance for polarization detection in the bee"] ''[[Journal of Comparative Physiology|Journal of Comparative Physiology A]]'' 104: 225-245.
* R. Wehner. Spatial Vision in Arthropods. In: Handbook of Sensory Physiology Vol. VII/6c (ed. H Autrum), pp. 287-616. Springer Verlag, Berlin und New York. 1981
*
* R. Wehner. Himmelsnavigation bei Insekten. Neurophysiologie und Verhalten. Orell Füssli Verlag, Zürich. 1982
*
* R. Wehner, R.D. Harkness, P. Schmid-Hempel. Foraging Strategies in Individually Searching Ants, Cataglyphis bicolor. Fischer Verlag, Stuttgart. 1983
*
* R. Wehner. Arthropods. In: Animal Homing (ed. F. Papi), pp. 45-144. Chapman and Hall, London. 1992
*
* R. Wehner. Desert Navigator. The Journey of an Ant. Belknap Press of Harvard University Press, Cambridge MA. 2021

'''Originalpublikationen (Auswahl)'''

* R. Wehner, B. Lanfranconi. What do the ants know about the rotation of the sky? Nature 293, 731-733. 1981
*
* S. Rossel, R. Wehner. Polarization vision in bees. Nature 323, 128-131. 1986
*
* R. Wehner. 'Matched filters' - neural models of the external world. J. Comp. Physiol. A 161, 511-531. 1987
*
* R. Wehner, A.C. Marsh, S. Wehner. Desert ants on a thermal tightrope. Nature 357, 586-587. 1992
*
* R. Wehner, G.D. Bernard. Photoreceptor twist: a solution to the false-color problem. Proc. Natl. Acad. Sci. USA 90, 4132-4135. 1993
*
* R. Wehner. The polarization-vision project: championing organismic biology. In Neural Basis of Behavioural Adaptations (eds. K. Schildberger, N. Elsner), pp. 103-143. Fischer-Verlag, Stuttgart and New York. 1994
*
* R. Wehner. Navigation in context: grand theories and basic mechanisms. J. Avian Biol. 29, 370-386. 1998
*
* S. Wohlgemuth, B. Ronacher, R. Wehner. Ant odometry in the third dimension. Nature 411, 795-798. 2001
*
* R. Wehner, M. Boyer, F. Loertscher, S. Sommer, U. Menzi. Desert ant navigation: one-way routes rather than maps. Curr. Biol. 16, 75-79. 2006
*
* R. Wehner, M. Müller. The significance of direct sunlight and polarized skylight in the ant’s celestial system of navigation. Proc. Natl. Acad. Sci. USA 103, 12575-12579. 2006
*
* M. Wittlinger, R. Wehner, H. Wolf. The ant odometer: stepping on stilts and stumps. Science 312, 1965-1967. 2006
*
* R. Wehner. The desert ant’s navigational toolkit: procedural rather than positional knowledge. J. Navigation 55, 101-114. 2008
*
* N.N. Shi, C.-C. Tsai, F. Camino, G.D. Bernard, N. Yu, R. Wehner. Keeping cool: enhanced optical reflection and heat dissipation in silver ants. Science 349, 298-301. 2015
*
* Hoinville, R. Wehner. Optimal multiguidance integration in insect navigation. Proc. Natl. Acad. Sci. USA 115, 2824-2829. 2018


== Weblinks ==
== Weblinks ==

Version vom 3. Februar 2022, 11:48 Uhr

Rüdiger Wehner (2012)

Rüdiger Wehner (* 6. Februar 1940 in Nürnberg) ist ein deutsch-schweizerischer Neuro-- und Verhaltensbiologe. Er war Ordinarius und Direktor des Zoologischen Instituts der Universität Zürich und Permanent Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin.

Leben

Sein Abitur erwarb Rüdiger Wehner 1960 am Kaiserin-Friedrich-Gymnasium in Bad Homburg. Anschliessend studierte er Biologie, Chemie und Philosophie an der Goethe-Universität Frankfurt, wo er das Staatsexamen ablegte und 1967 bei Martin Lindauer promovierte. 1970 habilitierte er sich an der Universität Zürich bei Ernst Hadorn. Nach einem Forschungsaufenthalt an der Yale University (1973-1974) wurde er 1974 als Ordinarius für Zoologie, speziell Physiologie an die Universität Zürich berufen, wo er dem Zoologischen Institut bis zu seiner Emeritierung 2005 als Direktor vorstand. Als Andrew Dickson White Professor (at Large) war er 1987-1993 an der Cornell University und als Non-Resident Permanent Fellow 1990-2008 am Wissenschaftskolleg zu Berlin tätig. 2005-2008 bekleidete er die erste Emeritus-Forschungsprofessur an der Universität Zürich und 2008-2009 als Humboldt-Preisträger eine Gastprofessur an der Universität Würzburg.

Rüdiger Wehner ist mit der Biologin und Wissenschaftsjournalistin Sibylle Segesser von Brunegg verheiratet.

Forschung und Lehre

Rüdiger Wehners Forschungsgebiet umfasst die Neuro- und Verhaltensbiologie von Navigationsleistungen sozialer Insekten. Mit einer Kombination von experimenteller Verhaltensforschung im Freiland und anschliessenden sinnes- und neurobiologischen Analysen sowie computergestützten Modellrechnungen hat er mit seinen Arbeitsgruppen in jahrzehntelanger Forschungsarbeit die nordafrikanische Wüstenameise Cataglyphis zu einem Modellorganismus der Navigationsforschung erhoben. Er konnte zeigen, dass die Ameisen bei ihre Beutezügen Richtungen mit Himmels-, Wind- und Magnetkompassen messen, Entfernungen mit optischen und Schrittzähler-Methoden bestimmen und mit den erhaltenen Daten Wegintegration betreiben, so dass sie stets auf geradlinigem Weg zum Nest zurückfinden (Vektornavigation). Er hat ferner nachgewiesen, dass sie Landmarken über Bildvergleichsverfahren zur Orientierung einsetzen. Seine Konzepte liefern wesentliche Beiträge zu allgemeinen Fragen der Orientierung im Raum. Darüber hinaus hat er seine Arbeiten zum Navigationsverhalten auf ökophysiologische, verhaltensökologische und evolutionsbiologische Aspekte ausgedehnt.

Rüdiger Wehner gilt als begeisternder akademischer Lehrer, was auch in der grossen Zahl von Einladungen zu Named Lectures in USA, England und Japan zum Ausdruck kommt. Im deutschsprachigen Raum ist er Generationen von Studierenden durch das Standardwerk "Zoologie" bekannt.

Auszeichnungen und Mitgliedschaften

Werke

Bücher und Handbuchkapitel

  • E. Hadorn, R. Wehner. Zoologie. Thieme Verlag, Stuttgart. 4 Auflagen. 1971-1988
  • R. Wehner, W. Gehring. Zoologie. Thieme Verlag, Stuttgart. 4 Auflagen. 1991-2013
  • R. Wehner. Spatial Vision in Arthropods. In: Handbook of Sensory Physiology Vol. VII/6c (ed. H Autrum), pp. 287-616. Springer Verlag, Berlin und New York. 1981
  • R. Wehner. Himmelsnavigation bei Insekten. Neurophysiologie und Verhalten. Orell Füssli Verlag, Zürich. 1982
  • R. Wehner, R.D. Harkness, P. Schmid-Hempel. Foraging Strategies in Individually Searching Ants, Cataglyphis bicolor. Fischer Verlag, Stuttgart. 1983
  • R. Wehner. Arthropods. In: Animal Homing (ed. F. Papi), pp. 45-144. Chapman and Hall, London. 1992
  • R. Wehner. Desert Navigator. The Journey of an Ant. Belknap Press of Harvard University Press, Cambridge MA. 2021

Originalpublikationen (Auswahl)

  • R. Wehner, B. Lanfranconi. What do the ants know about the rotation of the sky? Nature 293, 731-733. 1981
  • S. Rossel, R. Wehner. Polarization vision in bees. Nature 323, 128-131. 1986
  • R. Wehner. 'Matched filters' - neural models of the external world. J. Comp. Physiol. A 161, 511-531. 1987
  • R. Wehner, A.C. Marsh, S. Wehner. Desert ants on a thermal tightrope. Nature 357, 586-587. 1992
  • R. Wehner, G.D. Bernard. Photoreceptor twist: a solution to the false-color problem. Proc. Natl. Acad. Sci. USA 90, 4132-4135. 1993
  • R. Wehner. The polarization-vision project: championing organismic biology. In Neural Basis of Behavioural Adaptations (eds. K. Schildberger, N. Elsner), pp. 103-143. Fischer-Verlag, Stuttgart and New York. 1994
  • R. Wehner. Navigation in context: grand theories and basic mechanisms. J. Avian Biol. 29, 370-386. 1998
  • S. Wohlgemuth, B. Ronacher, R. Wehner. Ant odometry in the third dimension. Nature 411, 795-798. 2001
  • R. Wehner, M. Boyer, F. Loertscher, S. Sommer, U. Menzi. Desert ant navigation: one-way routes rather than maps. Curr. Biol. 16, 75-79. 2006
  • R. Wehner, M. Müller. The significance of direct sunlight and polarized skylight in the ant’s celestial system of navigation. Proc. Natl. Acad. Sci. USA 103, 12575-12579. 2006
  • M. Wittlinger, R. Wehner, H. Wolf. The ant odometer: stepping on stilts and stumps. Science 312, 1965-1967. 2006
  • R. Wehner. The desert ant’s navigational toolkit: procedural rather than positional knowledge. J. Navigation 55, 101-114. 2008
  • N.N. Shi, C.-C. Tsai, F. Camino, G.D. Bernard, N. Yu, R. Wehner. Keeping cool: enhanced optical reflection and heat dissipation in silver ants. Science 349, 298-301. 2015
  • Hoinville, R. Wehner. Optimal multiguidance integration in insect navigation. Proc. Natl. Acad. Sci. USA 115, 2824-2829. 2018

Einzelnachweise