Patria AMV

Patria AMV

Kroatischer Patria AMV in Karlovac

Allgemeine Eigenschaften
Besatzung 3 (Fahrer, Kommandant, Richt-/Ladeschütze)+10 Infanteristen
Länge 7,7 m
Breite 2,8 m
Höhe 2,3 m
Masse 16,0–26,0 Tonnen
Bewaffnung
Hauptbewaffnung variabel
Schutzsysteme
Panzerung Verbundpanzerung
Minenschutzstärke 10 kg TNT
Beweglichkeit
Antrieb Dieselmotor Scania DI 12
360 kW oder 405 kW
Geschwindigkeit ca. 100 km/h
(bis 10 km/h im Wasser)
Leistung/Gewicht 15,6 kW/Tonne
Reichweite max. 800 km

Der Patria AMV (engl. für Armored Modular Vehicle) ist ein allradgetriebenes, drei- oder vierachsiges Mehrzweckmilitärfahrzeug. Es wird vom finnischen Rüstungskonzern Patria hergestellt. Der erste Prototyp wurde 2001 produziert und die ersten Einheiten 2003 an die finnischen Streitkräfte geliefert. Die Serienproduktion begann im Jahre 2004.

Beschreibung

Die wesentliche Charakteristik des AMV ist sein Modulardesign, das ihn zur Basisplattform für verschiedene Verwendungen wie Geschütztürme, Bewaffnung, Sensorik oder Kommunikationssysteme macht. So existieren Designs für verschiedene Truppentransporterversionen (APC: armoured personnel carrier) oder als Schützenradpanzer (IFV: infantry fighting vehicle), diverse Anwendungen für die Fernmelde- und Sanitätstruppe, für die Kampfunterstützungstruppen, aber auch gepanzerte Versionen mit Großkalibermörsern und Maschinenkanonensystemen. Eine sehr wichtige Eigenschaft des AMV ist seine passive Schutzwirkung gegen Minen, die Explosionen von bis zu 10 kg TNT widersteht.

Einsatz

Die polnischen Streitkräfte bestellten 313 Einheiten des mit dem 30-mm-MK-Geschützturm Zakłady Mechaniczne Tarnów UKM-2000C (ATK Mk44 Chain Gun) des italienischen Herstellers Oto Melara ausgerüsteten Fahrzeugs sowie 377 Einheiten in verschiedenen anderen Konfigurationen, die zwischen 2004 und 2013 geliefert wurden. Einige polnische Fahrzeuge sind derzeit in Afghanistan (ISAF) im Einsatz. Die polnischen AMV werden im polnischen Heer als KTO Rosomak („Bärenmarder“) bezeichnet.

Die überwiegende Mehrheit der Fahrzeuge des Typs KTO Rosomak wurde von Wojskowe Zakłady Mechaniczne aus Siemianowice Śląskie hergestellt.

Die finnische Armee bestellte 24 Einheiten mit AMOS-Mörsersystem und 62 Einheiten mit Protector-M151-Fernzielbewaffnung für das sMG .50 M2HB QCB oder die Granatmaschinenwaffe von Heckler & Koch. Die Standardversion wird in der finnischen Armee als XA-360 bezeichnet, während die AMOS-Version XA-361 heißt.

Im Mai 2007 wurde die südafrikanische Firma Denel Land Systems beauftragt, eine verbesserte Version des AMV zu produzieren, die eine höhere Schutzwirkung gegen Beschuss und Minengefahr für die südafrikanische Armee bietet. Der AMV soll die südafrikanischen Einheiten Ratel im Zuge des Programms „Hoefyster“ (Hufeisen) ersetzen. Fünf verschiedene Versionen sollen beschafft werden: Command, Mortar, Missile, Section und Fire Support.[1]

Im Juli 2007 wählte das kroatische Verteidigungsministerium den Patria AMV als neues gepanzertes Kampffahrzeug für die kroatischen Streitkräfte im Ergebnis ihrer allerersten internationalen Ausschreibung aus.[2] 84 Einheiten des AMV sollen beschafft werden. Ursprünglich waren 84 Einheiten vierachsiger und 42 Einheiten dreiachsiger Fahrzeuge geplant. Das kroatische Verteidigungsministerium bestätigte jedoch den Kauf von 84 Einheiten Patria AMV mit 8×8-Antrieb. Die Anschaffung der dreiachsigen Version wurde verworfen. Der Auftrag der verbleibenden 42 Einheiten wurde im Dezember 2008 erteilt. Nachdem die kroatische Armee etwa 280 Stück gepanzerter Kampffahrzeuge benötigt, gelten weitere Beschaffungsaufträge als wahrscheinlich.

Die Regierung von Nordmazedonien bestätigte im Jahre 2006, die gleiche Version wie Kroatien bestellen zu wollen und sich eigene Erprobungsversuche aus Kostengründen zu ersparen. Die Konfiguration der Fahrzeuge soll denen der slowenischen ähneln, jedoch wahrscheinlich in kleineren Stückzahlen.[2]

Im Januar 2008 erklärte der Lieferant Patria, dass die Streitkräfte der Vereinigten Arabischen Emirate den AMV mit BMP-3-Geschützturm in ungenannter Stückzahl bestellt haben.

Am 30. Januar 2008 wurde gemeldet, dass der Lieferant Patria innerhalb von vier Monaten die ersten 30 Einheiten AMV liefern würde, falls die tschechische Armee den AMV als neuen Truppentransporter auswählen würde. Tschechien hatte sich bereits für den österreichischen Steyr Pandur als neuen Truppentransporter entschieden. Jedoch war die tschechische Regierung Ende 2007 vom Vertrag zurückgetreten, da Steyr nicht zur Vertragserfüllung in der Lage war.[3]

Janes berichtet im November 2017, dass 81 Stück des Patria-AMY-XP-Fahrgestells auch an den slowakischen Hersteller Konstrukta Defence aus Nová Dubnica geliefert werden.[4] Das Geschäft hat einen Umfang von 1,3 Milliarden Euro. In slowakischen Quellen wird über einen Systempreis von nur 417 Millionen Euro berichtet.[5] Die Slowakei lässt ihre Version mit der russischen Maschinenkanone Schipunow 2A42 bestücken.

Zusammenarbeit von Patria und Lockheed Martin

Patria und Lockheed Martin haben ein Kooperationsabkommen für die Ausschreibung des US Marines MPC (Marine Personnel Carrier) geschlossen. Der gepanzerte Truppentransporter MPC soll das LAV-25 ersetzen. Das United States Marine Corps plant, 600 Einheiten des neuen MPC zu beschaffen.[6] Nach dem geplanten Ende der Ausschreibung im zweiten Quartal 2008 wollten die US Marines verschiedene Angebote bewerten.

Patria soll dabei die vierachsige Version des AMV liefern. Lockheed Martin Systems Integration zeichnet für das MPC-Angebot sowie für Systemintegration, die Survivability-Systeme, die Fertigung in den USA sowie auch für Networking und Logistik verantwortlich.[7]

Kriegseinsätze

Afghanistankrieg (seit 2001)
Im Rahmen der polnischen Beteiligung am Krieg in Afghanistan setzt das Kontingent der polnischen Streitkräfte (Polski Kontyngent Wojskowy Afganistan), Teil der ISAF, im Afghanistankonflikt seit 2007 35 Fahrzeuge KTO Rosomak (inkl. fünf MedEvac-Fahrzeuge) ein. Die Truppentransporter sind mit zusätzlicher Stahlkomposit-Panzerung ausgestattet.
EU-Mission im Tschad (seit 2007)
EUFOR Tschad/Zentralafrikanische Republik, KTO Rosomak polnisches Kontingent Polski Kontyngent Wojskowy Czad

Einsatzkräfte

Polnische Version des Patria AMV, als KTO Rosomak bezeichnet, mit kleinen Propellern am Heck
Kroatien Kroatien
126 Einheiten in derzeitiger Indienststellung, 84 Einheiten bestellt 2007, weitere 42 Einheiten bestellt im Dezember 2008, erste 4 Fahrzeuge geliefert im Dezember 2008[8][9]
Finnland Finnland
62 Standardtruppentransporter mit Geschützturm von Kongsberg Gruppen sowie 24 Mörserradpanzer mit AMOS-Mörsersystem.
Nordmazedonien Nordmazedonien
Beschaffung ohne Nennung einer Stückzahl angekündigt.
Polen Polen
690 Truppentransporter und schwimmfähige Schützenpanzerwagen. Bezeichnet als KTO Rosomak (Kołowy Transporter Opancerzony Rosomak) / gepanzertes Transportfahrzeug „Bärenmarder“ / Lieferung bis 2013. 205 Transporter ab 2014 bis 2018.
Slowenien Slowenien
30 Schützenpanzerwagen, davon 12 mit NEMO-Mörser.[10]
Sudafrika Südafrika (South African National Defence Force)
264 Einheiten. Bezeichnung: Badger[11]
Vereinigte Arabische Emirate Vereinigte Arabische Emirate
Die Armee der Vereinigten Arabischen Emirate bestellte eine ungenannte Anzahl der AMV-Version 8×8.[12] Die Fahrzeuge werden voraussichtlich mit BMP-3-Geschütztürmen ausgestattet und haben leichte Modifikationen, einschließlich eines verlängerten Rumpfes.[13]

Total: 1301 bestellte Einheiten, ausgenommen die Bestellungen aus Nordmazedonien und den VAE (ungenannte Stückzahlen), plus mögliche slowenische Nachfolgebestellungen.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Defense Aerospace: Denel Lands Biggest Contract In Its History
  2. a b Finci dobivaju posao za nabavu oklopnih vozila – 24 July 2007
  3. Patria offers Czechs to supply first 30 APCs within four months – ČeskéNoviny.cz
  4. https://www.janes.com/article/76424/slovakia-unveils-bov-8x8-ifv
  5. http://www.lotn.sk/v-ramci-prezentacie-ozbrojenych-sil-sa-na-autosalone-prvykrat-predstavila-aj-spickova-vojenska-technika/?pg=6
  6. Patria vahvoilla Yhdysvaltain merijalkaväen ajoneuvokaupoissa. YLE Uutiset 18. Oktober 2007
  7. Patrian AMV tarjolla Yhdysvaltain merijalkaväelle. Seppälä, Jarmo: (Memento des Originals vom 4. März 2008 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.tekniikkatalous.fi Tekniikka ja Talous 18. Oktober 2007
  8. Patria: Presseinformation August 2007 (Memento des Originals vom 27. September 2007 im Webarchiv archive.today)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.patria.fi
  9. Patria: Presseinformation January 2009@1@2Vorlage:Toter Link/www.patria.fi (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  10. [1]
  11. Engineering News 1. Juni 2007
  12. Patria.fi: Patria’s AMV vehicle selected for United Arab Emirates (29. Januar 2008)@1@2Vorlage:Toter Link/www.patria.fi (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2018. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  13. Bild eines Patria AMV mit BMP-3-Geschützturm bei der IDEX 2007
Commons: Patria AMV – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien