„Estelas cántabras“ – Versionsunterschied

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Als '''estelas cántabras''' oder '''kantabrische Stelen''' wird eine Fundgruppe bezeichnet, die im nordspanischen [[Kantabrien]] vorkommt und deren älteste Exemplare aus der Zeit vor der [[Römisches Reich|römischen]] Eroberung stammen sollen. Die jüngsten Exemplare entstanden im 3. Jahrhundert n. Chr. Bei der Datierung steht die Gruppe derjenigen, die eine indigene, vorrömische Deutung favorisieren, derjenigen gegenüber, die die Objekte ins [[Mittelalter]] datieren.
Als '''estelas cántabras''' oder '''kantabrische Stelen''' wird eine Fundgruppe bezeichnet, die im nordspanischen [[Kantabrien]] vorkommt und deren älteste Exemplare aus der Zeit vor der [[Römisches Reich|römischen]] Eroberung stammen sollen. Die jüngsten Exemplare entstanden im 3. Jahrhundert n. Chr. Bei der Datierung steht die Gruppe derjenigen, die eine indigene, vorrömische Deutung favorisieren, derjenigen gegenüber, die die Objekte ins [[Mittelalter]] datieren.
[[Datei:Coat of Arms of Cantabria.svg|mini|links|hochkant=0.6|Das Wappen Kantabriens mit der runden Stele von Barros]]
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Bei den [[Stele]]n handelt es sich um runde, steinerne Scheiben mit einem Durchmesser bis zu zwei Metern. Sie sind vielfach in Form von Bas[[relief]]s bearbeitet und bieten Symbole wie [[Swastika|Svastiken]] (Die Estela discoidea de Caravia in [[Asturien]], entstanden vielleicht zwischen dem 1. Jahrhundert v. und dem 1. Jahrhundert n. Chr.), Kreuze, Dreiecke, „Propeller“, ([[Wirbelrad|Wirbelräder]]) oder Lanzen, aber auch berittene Krieger. Die Stelen werden meist mit einem Sonnenkult in Zusammenhang gebracht. Als erstes wurde der Öffentlichkeit die 1,66 und 2,0 m messenden Stelen von Barros 1915 und 1920 durch Arbeiten von [[Henri Breuil]] (1877–1961)<ref>[[Henri Breuil]]: ''La rueda de Santa Catalina de Barros (Santander)'', in: ''Bulletin Hispanique'' 17 (1915), S. 291.</ref> und Eugeniusz Frankowski (1884–1962)<ref>Eugeniusz Frankowski: ''Estelas discoideas de la Península Ibérica'', Istmo, Madrid 1920.</ref> bekannt.
Bei den [[Stele]]n handelt es sich um runde, steinerne Scheiben mit einem Durchmesser bis zu zwei Metern. Sie sind vielfach in Form von Bas[[relief]]s bearbeitet und bieten Symbole wie [[Swastika|Svastiken]] (Die Estela discoidea de Caravia in [[Asturien]], entstanden vielleicht zwischen dem 1. Jahrhundert v. und dem 1. Jahrhundert n. Chr.), Kreuze, Dreiecke, „Propeller“, ([[Wirbelrad|Wirbelräder]]) oder Lanzen, aber auch berittene Krieger. Die Stelen werden meist mit einem Sonnenkult in Zusammenhang gebracht. Als erstes wurden der Öffentlichkeit die 1,66 und 2,0 m messenden Stelen von Barros, bei [[Los Corrales de Buelna]] 1915 und 1920 durch Arbeiten von [[Henri Breuil]] (1877–1961)<ref>[[Henri Breuil]]: ''La rueda de Santa Catalina de Barros (Santander)'', In: ''Bulletin Hispanique'' 17 (1915), S. 291.</ref> und Eugeniusz Frankowski (1884–1962)<ref>Eugeniusz Frankowski: ''Estelas discoideas de la Península Ibérica'', Istmo, Madrid 1920.</ref> bekannt.


Sie gelten einigen Wissenschaftlern als späte Vertreter einer Form, die im Raum [[Álava]], [[Burgos]], [[Soria]], [[Vizcaya]] und im Osten [[Asturien]]s verbreitet war.<ref>Eduardo Peralta Labrador: ''Los cántabros antes de Roma''. Real Academia de la Historia, Madrid 2003, S. 79.</ref> Ihre Funktion ist unklar, vermutet wurde, dass sie Stammesterritorien abgegrenzten, Grabstätten markierten oder Kultstätten hervorhoben. Auf letzteres könnte hinweisen, dass einige in spätere religiöse Bauwerke eingebaut wurden, darunter Kirchen und Eremitagen,<ref>Jesús Francisco Torres-Martínez: ''El Cantábrico en la Edad del Hierro. Medioambiente, economía, territorio y sociedad'', Real Academia de la Historia, Madrid 2011, S. 406.</ref> aber auch die Tatsache, dass es in Kantabrien aus vorrömischer Zeit keine tempelartigen Anlagen gibt.
Sie gelten einigen Wissenschaftlern als späte Vertreter einer Form, die im Raum [[Álava]], [[Burgos]], [[Soria]], [[Vizcaya]] und im Osten [[Asturien]]s verbreitet war.<ref>Eduardo Peralta Labrador: ''Los cántabros antes de Roma''. Real Academia de la Historia, Madrid 2003, S. 79.</ref> Ihre Funktion ist unklar, vermutet wurde, dass sie Stammesterritorien abgegrenzten, Grabstätten markierten oder Kultstätten hervorhoben. Auf letzteres könnte hinweisen, dass einige in spätere religiöse Bauwerke eingebaut wurden, darunter Kirchen und Eremitagen,<ref>Jesús Francisco Torres-Martínez: ''El Cantábrico en la Edad del Hierro. Medioambiente, economía, territorio y sociedad'', Real Academia de la Historia, Madrid 2011, S. 406.</ref> aber auch die Tatsache, dass es in Kantabrien aus vorrömischer Zeit keine tempelartigen Anlagen gibt.

Aktuelle Version vom 1. Juli 2024, 12:31 Uhr

Kantabrische Stele von Barros aus Sandstein (3. Jahrhundert v. Chr.) Sie zeigt konzentrische Kreise in Flachreliefform. Ihr Durchmesser beträgt 166 cm.

Als estelas cántabras oder kantabrische Stelen wird eine Fundgruppe bezeichnet, die im nordspanischen Kantabrien vorkommt und deren älteste Exemplare aus der Zeit vor der römischen Eroberung stammen sollen. Die jüngsten Exemplare entstanden im 3. Jahrhundert n. Chr. Bei der Datierung steht die Gruppe derjenigen, die eine indigene, vorrömische Deutung favorisieren, derjenigen gegenüber, die die Objekte ins Mittelalter datieren.

Das Wappen Kantabriens mit der runden Stele von Barros

Bei den Stelen handelt es sich um runde, steinerne Scheiben mit einem Durchmesser bis zu zwei Metern. Sie sind vielfach in Form von Basreliefs bearbeitet und bieten Symbole wie Svastiken (Die Estela discoidea de Caravia in Asturien, entstanden vielleicht zwischen dem 1. Jahrhundert v. und dem 1. Jahrhundert n. Chr.), Kreuze, Dreiecke, „Propeller“, (Wirbelräder) oder Lanzen, aber auch berittene Krieger. Die Stelen werden meist mit einem Sonnenkult in Zusammenhang gebracht. Als erstes wurden der Öffentlichkeit die 1,66 und 2,0 m messenden Stelen von Barros, bei Los Corrales de Buelna 1915 und 1920 durch Arbeiten von Henri Breuil (1877–1961)[1] und Eugeniusz Frankowski (1884–1962)[2] bekannt.

Sie gelten einigen Wissenschaftlern als späte Vertreter einer Form, die im Raum Álava, Burgos, Soria, Vizcaya und im Osten Asturiens verbreitet war.[3] Ihre Funktion ist unklar, vermutet wurde, dass sie Stammesterritorien abgegrenzten, Grabstätten markierten oder Kultstätten hervorhoben. Auf letzteres könnte hinweisen, dass einige in spätere religiöse Bauwerke eingebaut wurden, darunter Kirchen und Eremitagen,[4] aber auch die Tatsache, dass es in Kantabrien aus vorrömischer Zeit keine tempelartigen Anlagen gibt.

Ähnlich wie die Keramik Kantabriens weisen die Stelen auch noch in römischer Zeit überwiegend Elemente der indigenen Kultur mit Hinweisen auf Sterne und Sonne auf, sowie auf die Dominanz einer kriegerischen, vielleicht eisenzeitlichen Kultur. Hingegen weisen die medievalistas auf lokale Legenden und auf die Nähe zu christlichen Kultorten hin, einige auf mozarabische Elemente.

Die größten Stelen dieser Art stammen aus Barros (Estela de Barros 1 und 2, letztere 1999 fragmentiert in einer Eremitage entdeckt), ähnlich groß sind die beiden größeren der drei Stelen von Lombera, sowie die Stele von Zurita. Die dritte Stele von Lombera wurde, gleichfalls fragmentiert, in einer Mauer einer Finca entdeckt. Die meisten der großen Stelen fanden sich im Tal des Río Buelna, die Stele von Zurita allerdings im Valle de Piélagos.

Nicht viel kleiner ist die Stele von Luriezo, die in einem Kirchenportal entdeckt wurde und die 136 cm Durchmesser aufweist.

2001 wurde ein eigener Parque de Las Estelas an der Carretera Nacional 611 eingerichtet. Etwa 20 kleinere Stelen befinden sich im Museo de Prehistoria y Arqueología de Cantabria von Santander, hinzu kommen die drei als „gigantisch“ bezeichneten großen Stelen von Lombera, Zurita und Los Corrales de Buelna.[5]

Weitere Stelen finden sich in der Nekropole von Argiñeta.

Das Wappen Kantabriens trägt seit 1984 eine kantabrische Stele, nämlich die von Barros,[6] die seit 1985 als Bien de Interés Cultural, also als bedeutendes Kulturdenkmal gilt. Die fünfarmige Swastika wurde ihrerseits zum Symbol einer sozialistischen Gruppierung – in Verbindung mit einer emporgereckten Faust und dem fünfzackigen Stern.[7]

Literatur

  • Jesús García Sánchez: El uso político de objetos arqueológicos: las estelas gigantes de Cantabria, in: Saldivie 9 (2009) 249–263 (online, PDF).
  • Carlos Sanz Mínguez, Francisco Marco Simón, Francisco Beltrán Lloris, Javier Velasco Vázquez: Nuevos datos para la contextualización de las estelas funerarias discoides en Pintia (Padilla de Duero, Valladolid). In: VIII Congresso Internacional de Estelas Funerarias: Actas, Museo Nacional de Arqueología, Lissabon 2006, S. 63–91.
  • Ramón Bohigas Roldán, Miguel Unzueta Portilla, Carlos Cancelo Mielgo, Juan Tomás Molinero Arroyabe: La „Fusayola“ pétrea del „oppidum (s) amanorum“ y su decoraciónun. Esquema común a las estelas cántabras, in: VIII Congreso Internacional de Estelas Funerarias, Santander 2002, 2 Bde., Bd. I, Santander 2004, S. 369–382.
  • Eduardo Peralta Labrador: Los cántabros antes de Roma, Real Academia de la Historia, Madrid 2003, S. 79 f.
  • Maria Lourdes Albertos: A propósito de unas estelas de cántabros vadinienses de Remolina (León), in: Alberto Balil: Topografia de Barcino, Band 2, 1974, S. 79–88.

Anmerkungen

  1. Henri Breuil: La rueda de Santa Catalina de Barros (Santander), In: Bulletin Hispanique 17 (1915), S. 291.
  2. Eugeniusz Frankowski: Estelas discoideas de la Península Ibérica, Istmo, Madrid 1920.
  3. Eduardo Peralta Labrador: Los cántabros antes de Roma. Real Academia de la Historia, Madrid 2003, S. 79.
  4. Jesús Francisco Torres-Martínez: El Cantábrico en la Edad del Hierro. Medioambiente, economía, territorio y sociedad, Real Academia de la Historia, Madrid 2011, S. 406.
  5. Juan Antonio Gaya Nuño: Historia y guía de los Museos de España. Espasa-Calpe, Madrid 1968, S. 691.
  6. Instituto Salazar y Castro (Hrsg.): Heráldica de las Comunidades Autónomas y de las Capitales de Provincia, Ediciones Hidalguia, Madrid 1985, S. 22 f.
  7. Jesús García Sánchez: El uso político de objetos arqueológicos: las estelas gigantes de Cantabria, in: Saldivie 9 (2009) 249–263, hier S. 255.