Benutzer:DaTroll

Hiho, ich kehre diesem Projekt hiermit auf unbestimmte Zeit den Rücken. Eine Rückkehr möchte ich in einigen Monaten nicht kategorisch ausschließen, halte sie aber für sehr unwahrscheinlich. Die Hauptgründe sind das schlechte Arbeitsklima, die Community, die die falsche ist, um mit ihr eine Enzyklopädie zu schreiben sowie die massiven Probleme, bei denen ich nicht sehe, dass eben genau diese Community in der Lage ist, sie zu lösen. Man kann sich nicht an den eigenen Haaren aus dem Sumpf ziehen kann. Die Wikipedia ist zwar noch steuerbar, der Aufwand der dafür betrieben werden muss, ist aber in meinen Augen nicht mehr gerechtfertigt.

Das Arbeitsklima

In der Zeit in der ich in Wikipedia mitmache, wurde ich im Reallife so weit ich mich erinnern kann nur ein einziges mal beschimpft. Ich denke, dass geht den meisten so. Beleidigungen sind eigentlich etwas sehr seltenes. In der Wikipedia werde ich ständig angepöbelt. Meine Diskussionsseite und die Diskussionen an denen ich teilnehme sind voll mit Beleidigungen, Unterstellungen und haltlosen Anschuldigungen. Mein Fell ist zwar recht dick, aber eigentlich habe ich da keine Lust drauf. Wo bin ich hier eigentlich?

Die Community

Das Klima ist mittlerweile so schlecht, dass nicht etwa derjenige Probleme bekommt, der andere anpöbelt, sondern der Admin, der etwas dagegen tut. Bestes Beispiel ist Hans Bug. Er wollte von Anfang an nur stören und tut dies auch nach bestem Vermögen. Trotzdem darf er weiterhin editieren. Sperranträge gegen ihn gehen nicht durch, Sperren werden sogar von anderen Admins wieder aufgehoben. Ein Benutzer, der dem Projekt nur schaden will, wird also geduldet. Warum? Ich weiß es nicht. Es ist mir immer noch komplett schleierhaft. Es ist allerdings symptomatisch, denn wir haben mittlerweile viele Leute, die nur wenig besser sind als Hans und natürlich auch kein Interesse haben daran, selbst rausgeschmissen zu werden.

Wer sich mal etwas umguckt und überlegt wieviel Zeit Admins damit zubringen, hinter anderen Benutzern herzuräumen, die völlig gedanken- oder zwecklos einfach irgendwelche Dinge tun, der wird erschrecken müssen. Da kategorisieren Leute Tausende Artikel völlig unsinnig, ohne auch nur einen Schreibfehler zu korrigieren geschweige denn einen Satz hinzuzufügen. Da werden einfach mal tausend Stubs angelegt und sich dann gewundert, das keiner Beifall klatscht. Beziehungsweise einige finden sich ja immer, die das gut finden und dem der etwas dagegen tut das Leben schwer machen. Ich habe nicht mehr den Eindruck, dass das alles vernünftig skaliert.

Zwar haben wir viele, die wirklich Inhalt in die Artikel bringen (das sind im bezeichnenderweise im Regelfall freundliche und nette Menschen, die nicht rumpöbeln), vor allem haben wir aber die, die froh sind, dass sie zu diesem tollen Projekt beitragen dürfen und sich dabei richtig gut fühlen. Ohne dass sie Grenzen des eigenen Wissens realistisch einschätzen können, ihre Grenzen ernsthaft aufgezeigt kriegen und vor allem, überhaut nicht zwischen wichtig und unwichtig unterscheiden können. Es gibt nämlich zuviele der Sorte, die über Ort X nichts zu sagen haben, aber wissen, dass es dort einen Spielplatz gibt und das dann in den Artikel eintragen. Diesen Leuten hinterherzuräumen nimmt mittlerweile soviel Zeit in Anspruch, dass es mir keinen Spass mehr macht.

Die Lösung liegt irgendwie auf der Hand: alle rausschmeißen, die nicht irgendwo richtig gut sind, und dann gezielt auf den Themenfeldern fähige Leute anwerben, wo Bedarf ist. Die Wikipedia könnte sich das mittlerweile leisten, auf Leute, die von sich aus auf uns stoßen, sind wir in keinster Weise mehr angewiesen. Aber schon beim Schreiben dieser Worte muss ich laut lachen. Der Vorschlag ist völlig abwegig. Denn den Leuten gehts ja nicht ums Projekt, sondern um persönliche Eitelkeiten. Schon die geringere Variante: Anmeldestop und IP-Sperre ist dermaßen unpopulär...

Die Probleme

GNU FDL

Die GNU FDL war die einzige Alternative, sie ist aber für die Arbeit hier und die Nachnutzung unserer Inhalte eigentlich ungeeignet. Damit sind die Inhalte nicht so frei wie sie das sein sollten. Besserung ist nicht in Sicht. Pikanterweise kennt aus der Community eigentlich kaum jemand die GNU FDL. Erschreckend, welche Kritik kommerziellen Nachnutzern entgegenschlägt. Die Diskussion um WP 1.0 ging nicht etwa um die sachlichen Fragen, was der Verlag uns dafür bietet dass wir bei A anfangen und uns nicht mehr um Z kümmern und ob sich das lohnt, sondern viele Leute fragten, ob wir das dem Verlag eigentlich erlauben sollten.

Fachleute

Es ist zwar nicht so, dass in großem Stile mutwillig Falschinformationen in die WP eingetragen werden, zu viel ist aber einfach nur Halbwissen. Was wir brauchen sind Fachleute. Artikel sind irgendwie so lala, bis dann mal jemand vorbeikommt, der sich richtig auskennt. Zwar kommt immer wieder das Argument "Wir brauchen ja auch Leute, die Tippfehler korrigieren und Schreibfehler verbessern" ist völlig richtig. Allerdings können auch das Fachleute machen. Ein Historiker kann einem Mathematiker gut erklären, wo etwas unverständlich ist. Zum anderen: wieviele von der Sorte brauchen wir wirklich? Mit Fachleuten, die Inhalte vollständig durchdrungen haben, steht und fällt das gesamte Projekt. Die werden aber von uns ganz und gar nicht beschützt. Wer einen Artikel geschrieben hat, muss ihn verteidigen. Gegen Leute, die meinen, auch was zu wissen und nach unserer Philosophie genauso das Recht haben, einen Artikel zu editieren. Versuche, dies zu verbessern, wurden mit Blick auf das heilige Wiki-Prinzip "Jeder hier hat das Recht, Artikel zu editieren, sogar dann wenn klar wäre, dass der Artikel nur noch von fünf Leuten auf dem Planeten verbessert werden kann", abgeschmettert. Was für ein Irrsinn. Die jetzige Community zieht, soweit ich das sehen kann, auch kaum noch neue Fachleute an. Statt dessen wächst die andere Gruppe. Ein Kreislauf, den diese Community aus eigener Kraft nicht stoppen kann.

Löschkandidaten

Die Löschdiskussionen sind das Grauen aus dem All. Auf unterstem Niveau wird da täglich über mittlerweile weit über 100 Artikel diskutiert, die allesamt grenzwertige Relevanz haben. Täglich kann man da ein Bestof der dümmsten Argumente, übelsten Unterstellungen und abseitigsten Beiträge erstellen, das einem die Tränen in die Augen treibt. Funktionieren tut das ganze nur, weil die Admins die tatsächlich die Löschdiskussionen abarbeiten gute Arbeit machen. Die Nachwehen des ganzen auf den Diskussionsseiten der Leute und den Wiederherstellungswünschen sind dann allerdings wieder Zeitverschwendung en masse.

Verlässlichkeit

Sind Wikipedia-Inhalte verlässlich? Für mich schon. Ich gucke mir einen Artikel an und schaue dann in die History. Für außenstehende? Eher nicht. "Ja, also in den Naturwissenschaften sind die Artikel sehr gut, außer die beiden, da steht nur Müll drin. Da und da sieht das ganz anders aus, außer die beiden Artikel, die sind exzellent." Verteidigt der betreuende Fachmann den Artikel oder ist er gerade im Urlaub? Dieses Wissen haben außenstehende nicht. Medienkompetenz hin oder her, befriedigend ist das nicht. Auch hier sehe ich nicht, wie diese Community diese Problem lösen kann. Wikipedia ist toll, um einen ersten Einstieg in ein Thema zu kriegen und Literatur zu finden. Enzyklopädie ist das nicht. Es ist etwas neues. Insbesondere tue ich mich mittlerweile schwer, da wirklich hinterzustehen. Klar können schlechte Artikel verbessert werden, aber schon in meinem eigenen Bereich kommt so viel Halbwissen nach, das bringt alles keinen Spaß.