Hans Grundig

Hans Grundig. Foto von Hugo Erfurth (1946)
Bildnis Hans Grundig (1955), Radierung von Lea Grundig
Hans Grundig bei der Verleihung des Heinrich-Mann-Preises 1958
Grab von Lea und Hans Grundig auf dem Dresdner Heidefriedhof

Hans Grundig (* 19. Februar 1901 in Dresden; † 11. September 1958 ebenda) war ein von den Nationalsozialisten verfolgter deutscher Maler und Grafiker.

Leben und Werk

Bernhard Hans Grundig wurde am 19. Januar 1901 als Sohn des Dekorationsmalers Bernhard Moritz Grundig und der Theresia Martha Paul auf der Dornblüthstraße 28 in Dresden geboren.[1] Er absolvierte zunächst bei seinem Vater eine Lehre als Dekorationsmaler. Von 1915 bis 1919 studierte er in Dresden, von 1920 bis 1921 an der dortigen Kunstgewerbeschule bei Max Frey. 1922 wechselte er an die Akademie für Bildende Künste, an welcher er bis 1927 bei Otto Gussmann und Otto Hettner studierte.[2] Seine künstlerischen Werke waren stark von den Arbeiten Otto Dix’ beeinflusst. Er engagierte sich politisch und trat 1926 der KPD bei. Im Jahr 1928 heiratete er die Malerin Lea Langer, mit der er 1929 zu den Gründungsmitgliedern der Dresdner Assoziation revolutionärer bildender Künstler gehörte. Sein Schaffen wandelte sich vom neuen sachlichen Nachwuchskünstler hin zu einem Vertreter einer betont proletarisch-revolutionären Kunst. In Moskau beteiligte er sich 1932 an der Ausstellung Revolutionäre Kunst in den Ländern des Kapitalismus.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten erhielt Grundig 1934 ein Berufsverbot. Trotz des Verbotes setzte er sein künstlerisches Schaffen fort. Von 1934 bis 1939 entstanden die Kaltnadelradierungen der Folge Tiere und Menschen. Zwischen 1935 und 1938 schuf er das Triptychon Das Tausendjährige Reich, jetzt im Albertinum in Dresden zu sehen. Seine Werke bedienten sich einer realistisch-expressiven Darstellung und hatten starke politische Bezüge.

1937 wurden im Rahmen der deutschlandweiten konzertierten Aktion „Entartete Kunst“ Werke Grundigs aus öffentlichen Sammlungen beschlagnahmt. Am 2. Mai 1938 wurden Lea und Hans Grundig verhaftet. Er kam nach sechs Monaten wieder frei.[3] 1940 wurde Grundig im KZ Sachsenhausen interniert; 1942 wurde er in das KZ-Außenlager Berlin-Lichterfelde verlegt und dort im Baubüro als technischer Zeichner eingesetzt. Im Jahr 1944 meldete er sich zusammen mit anderen politischen KZ-Häftlingen zum Fronteinsatz in der berüchtigten SS-Sondereinheit Dirlewanger und nahm so am Zweiten Weltkrieg teil. Bereits kurz danach gelang es ihm, zur Roten Armee überzulaufen. Er kehrte 1946 nach Dresden zurück und wurde Professor und Rektor der Dresdner Hochschule für Bildende Künste. 1948 musste er seine Funktionen aus gesundheitlichen Gründen wieder aufgeben. In den Jahren 1955 und 1956 entstand seine Autobiographie Zwischen Karneval und Aschermittwoch. In der Nachkriegszeit fand eine weitgehende Vereinnahmung Grundigs durch die SED-Kulturpolitik statt, die ihn als „Helden des antifaschistischen Widerstands“ hofierte. Seine Arbeiten gehören jedoch zu den wesentlichen Arbeiten der realistischen deutschen Kunst im 20. Jahrhundert.

Grundig hatte nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges eine bedeutende Anzahl von Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen, darunter 1946, u. a. mit dem Bild Totaler Krieg[4], die Kunstausstellung Sächsischer Künstler, zu deren Jury er auch gehörte, und die Allgemeine Deutsche Kunstausstellung und die Deutschen Kunstausstellungen 1949, 1953 und 1958/1959 in Dresden und 1951/1952 Künstler schaffen für den Frieden in Berlin.

Das Grab von Hans Grundig befindet sich neben dem seiner Frau Lea Grundig auf dem Heidefriedhof in Dresden.

Ehrungen

Hans Grundig Preis (DDR)

Die Hochschule für Bildende Künste Dresden (DDR) stiftete zur Würdigung „Hervorragender Leistungen in der Diplom-Arbeit an der Hochschule für Bildende Künste Dresden“ einen "Hans Grundig Preis". Nach ihm wurde die 64. Mittelschule in Dresden-Laubegast benannt. Von 1982 bis 1989 vergab der Verband Bildender Künstler der DDR die Hans-Grundig-Medaille an namhafte bildende Künstler, Kulturpolitiker und Kunstwissenschaftler. Die Hans-und-Lea-Grundig-Stiftung vergibt alle zwei Jahre den Hans-und-Lea-Grundig-Preis.

Darstellung Grundigs in der bildenden Kunst der DDR

1937 nachweislich in der Aktion „Entartete Kunst“ beschlagnahmte Werke

(Quelle: [6])

  • Pferde und Hund (Radierung; Lindenau-Museum Altenburg/Thüringen; zerstört)
  • Heideschonung im Mondschein (Öl; Lindenau-Museum Altenburg/Thüringen; zerstört)
  • Landschaft (Öl; Stadtmuseum Bautzen; Verbleib ungeklärt)
  • Landschaft (Öl; Staatliche Gemäldegalerie Dresden; zerstört)
  • Mutter (Öl; Staatliche Gemäldegalerie Dresden; 1938 in fünf Städten in der Ausstellung „Entartete Kunst“ vorgeführt; Verbleib ungeklärt)
  • Knabenbildnis (Öl; Staatliche Gemäldegalerie Dresden; 1938 in der Ausstellung „Entartete Kunst“ in Berlin vorgeführt; Verbleib ungeklärt)
  • Knabe mit gebrochenem Arm (Öl, um 1928; Stadtmuseum Dresden; zerstört)
  • Mädchen (Zeichnung; Stadtmuseum Dresden; zerstört)

Publikationen

  • Francis Villon. Das Kleine und das Große Testament. Mit 77 Zeichnungen von Hans Grundig. Verlag Philipp Reclam jun. Leipzig 1976.
  • Hans Grundig: Zwischen Karneval und Aschermittwoch: Erinnerungen eines Malers. Dietz Verlag, Berlin 1986, DNB 860779890 (Erstausgabe: 1957, DNB 451701372).

Literatur

  • Eckhart Gillen (Hrsg.): Deutschlandbilder. Kunst aus einem geteilten Land. Katalog zur Ausstellung der 47. Berliner Festwochen im Martin-Gropius-Bau, 7. September 1997 bis 11. Januar 1998. DuMont, Köln 1997, ISBN 3-7701-4173-3 (Katalogausgabe).
  • Lea Grundig: Über Hans Grundig und die Kunst des Bildermachens. Verlag Volk und Wissen, Berlin 1978, DNB 790732408.
  • Grundig, Hans. In: Dietmar Eisold (Hrsg.): Lexikon Künstler in der DDR. Verlag Neues Leben, Berlin 2010, ISBN 978-3-355-01761-9, S. 289, 290.
  • Hans Grundig. In: Birgit Dalbajewa (Hrsg.): Neue Sachlichkeit in Dresden. Sandstein Verlag, Dresden 2011, ISBN 978-3-942422-57-4, S. 221–225.
  • Maria Heiner (Hrsg.): Hans Grundig – Tiere und Menschen. Ausstellungskatalog. Galerie Mitte, Dresden 2021, ISBN 978-3-941209-74-9.
  • Kathleen Krenzlin (Hrsg.): „Schreibe mir nur immer viel“. Der Briefwechsel zwischen Hans und Lea Grundig. Ein Werkstattbericht. Deutscher Kunstverlag, Berlin 2022, ISBN 978-3-422-80060-1.
  • Kunst als Widerspruch. Der Hans-und-Lea-Grundig-Preis 2011 – 2021. Rosa-Luxemburg-Stiftung, 2021, ISBN 978-3-948250-44-7, (PDF;1,45 MB).
  • Anke Scharnhorst: Hans Grundig. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 1. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
  • Reinhild Tetzlaff: Hans-Grundig-Ausstellung in Wilhelm-Pieck-Stadt Guben (4. April – 23. Mai 1985). In: Bildende Kunst, 1985, S. 284.
  • Manfred Tschirner: Tiere und Menschen – Untiere und Unmenschen: Hans Grundigs Radierungen (1933–1938) als Studioausstellung im Otto-Nagel-Haus. In: Bildende Kunst, 1983, S. 560–561.
  • Erhard Frommhold: Hans Grundig „Das Tausendjährige Reich“. In: Beilage zu Bildende Kunst, Berlin, 9/1983, S. 1–10.
  • Stephan Weber, Erhard Frommhold: Hans Grundig: Schaffen im Verborgenen. In: Phantasos III. Schriftenreihe für Kunst und Philosophie der Hochschule für Bildende Künste Dresden. Hrsg. von Rainer Beck und Constanze Peres. Verlag der Kunst Dresden (Philo Fine Arts), Amsterdam/Dresden 2001, ISBN 90-5705-164-8.
  • Gabriele Werner: Zwischen Karneval und Aschermittwoch: Hommage für Hans Grundig (1901–1958); zur Ausstellung vom 23. Februar bis 16. April 2001 im Albertinum. In: Dresdener Kunstblätter, 45.2001, S. 111–114, ISSN 0418-0615.
Commons: Hans Grundig – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Stadtarchiv Dresden, Zivilstandsunterlagen der Stadt Dresden, Geburten 1876–1907, Ancestry
  2. Grundig, Hans. In: Hans Vollmer (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des XX. Jahrhunderts. Band 5: V–Z. Nachträge: A–G. E. A. Seemann, Leipzig 1961, S. 545 (Textarchiv – Internet Archive – Leseprobe).
  3. Rosemarie Schuder: Vision eines Malers - Hans Grundig und das brennende Dresden, Freitag vom 10. Februar 1995, S. 13.
  4. Kunstausstellung Sächsische Künstler (28. März – 30. Juni 1946). slub-dresden.de, abgerufen am 18. Dezember 2021.
  5. Bildindex der Kunst und Architektur; Bildende Kunst, Berlin, 12/58, S. 789 (Abbildung).
  6. Datenbank zum Beschlagnahmeinventar der Aktion "Entartete Kunst", Forschungsstelle "Entartete Kunst", FU Berlin