Chemin de fer Orbe–Chavornay

Chavornay–Orbe
Zug des Typs GT8-100, ursprünglich von der
Albtal-Verkehrs-Gesellschaft, im Bahnhof Orbe.
Links der Be 2/2 14
Zug des Typs GT8-100, ursprünglich von der
Albtal-Verkehrs-Gesellschaft, im Bahnhof Orbe.
Links der Be 2/2 14
Strecke der Chemin de fer Orbe–Chavornay
Streckennummer (BAV):211
Fahrplanfeld:211
Streckenlänge:3,898 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
Stromsystem:750 Volt =
Maximale Neigung: 30 
Jurafusslinie von Lausanne
0,0 Chavornay (Keilbahnhof) 447 m ü. M.
Jurafusslinie nach Olten
2,5 Les Granges (Orbe) 445 m ü. M.
3,5 St-Eloi 470 m ü. M.
3,9 Orbe 473 m ü. M.

Die Chemin de fer Orbe–Chavornay – abgekürzt OC, deutsch: Orbe-Chavornay-Bahn – ist eine ehemalige Bahngesellschaft und eine Eisenbahnstrecke; sie war die erste elektrische Normalspurbahn der Schweiz.

Geschichte

Bahnhof Orbe mit Triebwagen Be 2/2 14 am Hausbahnsteig
Haltestelle St-Eloi, 2003
Bahnhof Orbe – der BDe 4/4 13 (vorn) ist seit 2017 bei der Buckower Kleinbahn im Einsatz

Schon seit Mai 1856 fuhren die Züge der Compagnie de l’Ouest Suisse durch die Orbe-Ebene und hielten in Chavornay. Der circa vier Kilometer abseits gelegene Bezirkshauptort Orbe aber hatte keinen Bahnanschluss. Als sich dort die Industrie mit Mühlen und einer Nestlé-Fabrik vergrösserte, musste ein geeigneter Anschluss an das Eisenbahnnetz gefunden werden. So wurde am 17. April 1894 die Stichbahn nach Chavornay eröffnet. Da das Trassee vor dem Endbahnhof Orbe auf kurzer Distanz mit 30 Promille ansteigt, entschied man sich für die elektrische Traktion. Man wählte Gleichstrom mit 750 Volt. Die drei Triebwagen des Typs CFe 2/2 bezogen ihren Strom zunächst mit Rollenstromabnehmern von der Oberleitung, und ihre zwei Motoren leisteten 70 Pferdestärken (51,5 kW). Der Personenverkehr war bescheiden, aber der starke Güterverkehr verlangte schnell noch stärkere Triebfahrzeuge. 1902 beschaffte man daher einen doppelt so leistungsfähigen Gütertriebwagen.

Am 1. Juni 2003 übernahmen die Travys die Geschäftsleitung der Chemin de fer Orbe–Chavornay und kauften in der Folge die Aktien von den Usines de l’Orbe (Orbe-Kraftwerke). Von diesen wird auch der Bahnstrom bezogen. Im Jahre 2008 wurde die Gesellschaft durch Fusion vollständig in das Unternehmen Travys integriert.

Umelektrifizierung

Im Jahr 2021 wollten die Travys die Strecke von 750 Volt Gleichspannung auf 15 000 Volt 16,7 Hertz Wechselspannung umstellen. Das Projekt verzögerte sich durch mehrere Rekurse. Der einzige Personentriebwagen Be 2/2 erlitt 2021 einen Schaden und konnte nicht mehr eingesetzt werden. Seit Juli 2022 wickeln die Travys den Personenverkehr zwischen Orbe und Chavornay mit zwei von der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft übernommenen Triebwagen der Reihe GT8-100C/2S ab, den Güterverkehr mit zwei Elektrolokomotiven und einer Diesellokomotive.

Im Zusammenhang mit der Umstellung der Stromversorgung wird die Strecke so in den Bahnhof Chavornay eingebunden, dass direkte Züge des RER Vaud von Lausanne nach Orbe verkehren können. Dazu wird die Strecke auf etwa einem Kilometer neu trassiert und zweigleisig ausgebaut. Die Stationen Les Granges, St-Eloi und Orbe erhalten 110 Meter lange Perrons. Die Bauarbeiten beginnen im Sommer 2024 und dauern bis Ende 2026.[1]

Rollmaterial

Triebwagen Be 2/2 14 in Les Granges (Orbe), 2003
Fe 2/2 32 im Bahnhof Orbe, 2009
Rangierlokomotive Ee 2/2 2 im Bahnhof Orbe
Gesellschaftswagen Br 26 in Orbe, 2003
Triebwagen und Gepäcktriebwagen

Steuerwagen

  • Bt 51 La Sihl (1960/2006), ehemals Sihltal-Zürich-Uetliberg-Bahn Bt 912, ursprünglich Uetlibergbahn Bt 17

Personenwagen

  • C2 22–23 (1895/1862), ehemals SBB A 251 und 253, ehemals Jura-Simplon-Bahn A 11 und 13, Abbruch 1958
  • Br4 26 (1955/1987/1994), ehemals B 26, ehemals SBB B 20-33 024, ehemals SBB 5937, 2007 Verkauf an Verein RVT-Historique

Rangierlokomotiven

  • Ee 2/2 1–2 (1970), (vorgesehene Nummern Ee 927 601–927 602)
  • Em 3/3 3 (1985), (vorgesehene Nummer Em 837 603), neu 98 85 5837 803-6 CH-TVYS, Diesellokomotive Henschel DHG 700 C Fabrik-Nr. 32724

Historische Fahrzeuge

  • CFe 2/2 11 (1895), ehemals 1, Reserve-Rangiertriebwagen bis 1970, seit 1974 ausgestellt im Verkehrshaus, im Ursprungszustand
  • C2 12 (1894), ehemals C 21, 1980 verkauft an Rive-Bleue Express, nach dessen Liquidation 2005 an den Verein Historische Mittel-Thurgau-Bahn abgegeben
  • De 2/2 32 (1902), weitgehend im Ursprungszustand, 2020 an Wagimuseum Schlieren
  • C2 21 (1894) 1980 verkauft an Rive-Bleue Express, 2005 an Verein historische Mittelthurgaubahn, Weiterverkauf an Privat, abgestellt seit ca. 2014 im Locorama Romanshorn, desolater Zustand
  • C2 24 (1894, Umbau 1918), ehemals Ce 2/2 1 (1894), 1980 verkauft an Rive-Bleue Express, nach dessen Liquidation 2005 an den Verein Historische Mittel-Thurgau-Bahn abgegeben, Weiterverkauf an Privat, abgestellt seit ca. 2014 im Locorama Romanshorn, desolater Zustand
  • C2 25 (1892/1950), ehemals SiTB C 22, 1986 verkauft an Rive-Bleue Express, nach dessen Liquidation 2005 an die Zürcher Museums-Bahn (ZMB) abgegeben

Dienstfahrzeuge

  • X2 41 (1902), Lore für die Schneeräumung
  • X2 42 (1948), Lore für Unkrautvertilgung
  • X3 43 (1910/1970/1997), Begleitwagen zu Br 26, ehemals SBB-Mannschaftswagen (Rottenküche) X 40 85 96 32 237-5, ehemals SBB 95564

Infrastruktur

In Orbe befinden sich ein Depot und eine Werkstätte, in Les Granges (Orbe) eine einfache Remise.

Weblinks

Commons: Chemin de fer Orbe–Chavornay – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Mathias Rellstab: Gründes Licht für Orbe – Chavornay. In: Schweizer Eisenbahn-Revue. Nr. 4/2024, S. 150.
  2. Bilder der Überführung am 10. Juni 2022