„Normalspur“ – Versionsunterschied

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[[Datei:01 462 Bf Oschatz, Dreischienengleis Richtung Mügeln.jpg|mini|An dieser Verzweigung einer gemeinsamen Normalspurstrecke und einer [[Schmalspurbahn]] mit 750-mm-Gleis in [[Oschatz]] zeigt sich deutlich der Systemunterschied im Bereich des Dreischienengleises]]
[[Datei:S1824 Oberbau W (umspurbar), Regelspurstellung.jpg|mini|hochkant|Auf [[Iberische Breitspur]] (1668 mm) umspurbares Gleis in Regelspurstellung]]
[[Datei:S1824 Oberbau W (umspurbar), Regelspurstellung.jpg|mini|hochkant|Gleis in Normalspur auf umspurbaren Schwellen, die auch für die [[Iberische Breitspur]] (1668 mm) genutzt werden können]]


Als '''Normalspur''', '''Regelspur''' oder '''Vollspur''' bezeichnet man bei [[Eisenbahn]]en eine [[Spurweite (Bahn)|Spurweite]] mit einem Nennmaß von 1435 Millimetern (4′ 8,5″) zwischen den Innenkanten der Schienenköpfe. In der Anfangszeit des Eisenbahnverkehrs wurde diese Spurweite auch als '''Stephenson-Spur''' bezeichnet.
Die '''Normalspur''', auch '''Regelspur''' bzw. veraltet '''Vollspur''' ist eine [[Spurweite (Bahn)|Spurweite]] mit einem Nennmaß von 1435 Millimetern (4 [[Fuß (Einheit)|Fuß]]&#x202f;8½ [[Zoll (Einheit)|Zoll]] / 4′&#x202f;8½″) zwischen den Innenkanten der [[Eisenbahnschiene|Schienenköpfe]] bei [[Eisenbahn]]en. In der Anfangszeit des Eisenbahnverkehrs wurde diese Spurweite auch als '''Stephenson-Spur''' bezeichnet – der Wissenschaftler [[Karl Thiess]] nannte sie aufgrund ihrer schon damals weiten Verbreitung bereits 1913 '''Weltspur'''.<ref>Karl Thiess: ''Die Weltspur der Eisenbahnen'' In: ''[[Review of World Economics|Weltwirtschaftliches Archiv]]'', Springer-Verlag 1913, S. 67–80</ref> Kleinere Spurweiten werden üblicherweise als [[Schmalspur]], größere als [[Breitspur]] bezeichnet.


Die Normalspur ist in [[Europa]], [[Nordafrika]] und dem [[Naher Osten|Nahen Osten]] sowie in [[Nordamerika]] und der [[Eisenbahnverkehr in China|Volksrepublik China]] die Standardspurweite. Außerdem findet man diese Spurweite (neben weiteren Spurweiten) in [[Schienenverkehr in Australien|Australien]], bei [[Shinkansen|japanischen Hochgeschwindigkeitsstrecken]] und in Teilen [[Südamerika]]s: im Nordosten von [[Argentinien]] ([[Ferrocarril General Urquiza]]), sowie in [[Schienenverkehr in Uruguay|Uruguay]], [[Schienenverkehr in Paraguay|Paraguay]] und [[Schienenverkehr in Peru|Peru]]. In [[Ostafrika]] werden Strecken in Normalspur neu gebaut.
Kleinere Spurweiten werden generell als [[Schmalspur]], größere als [[Breitspur]] bezeichnet.


Neben der Normalspur sind insbesondere die schmalere [[Kapspur]] und die breitere [[Russische Breitspur|Russische Spur]] weltweit bedeutend.
Die Normalspur ist in [[Europa]], [[Nordafrika]] und dem [[Naher Osten|Nahen Osten]] sowie in [[Nordamerika]] und der [[Eisenbahnverkehr in China|Volksrepublik China]] die Standardspurweite. Außerdem findet man diese Spurweite in [[Schienenverkehr in Australien|Australien]], bei [[Shinkansen|japanischen Hochgeschwindigkeitsstrecken]], im Nordosten von [[Argentinien]] ([[Ferrocarril General Urquiza]]), in [[Schienenverkehr in Uruguay|Uruguay]], [[Schienenverkehr in Paraguay|Paraguay]] und [[Schienenverkehr in Peru|Peru]]. Mehrere normalspurige Strecken in [[Ostafrika]] sind in Bau.


== Geschichte ==
== Geschichte ==
Als 1822 der Bau der ersten öffentlichen Eisenbahn der Welt von [[Stockton and Darlington Railway|Stockton nach Darlington]] begann, wurden deren Gleise mit der Spurweite von 1435 mm (4 [[Fuß (Einheit)|Fuß]] 8½ [[Zoll (Einheit)|Zoll]]) ausgelegt, was in der Folge von vielen Ländern als Regelspurweite übernommen wurde.
Als 1822 der Bau der ersten öffentlichen Eisenbahn der Welt von [[Stockton and Darlington Railway|Stockton nach Darlington]] begann, wurden deren Gleise mit der Spurweite von 4 [[Fuß (Einheit)|Fuß]] 8½ [[Zoll (Einheit)|Zoll]] (1435 mm) ausgelegt. In der Folge wurde von vielen Ländern diese Spurweite als nationale Regelspurweite übernommen, was zur Bezeichnung ''Normalspur'' geführt hat.


Der Ursprung der Regelspur von 4 Fuß und {{Bruch|8|1|2}} Zoll = 1435 mm ist nicht völlig klar.<ref>A. Haarmann: ''Das Eisenbahngleis.'' 2 Bände. Verlag Wilhelm Engelmann, Leipzig 1899/1902.</ref> Die erste mit einer ähnlichen Spurweite ausgeführte Bahn war die den Plymouth Iron Works in [[Merthyr Tydfil]] gehörige, 1800 eröffnete Strecke Merthyr-Tydfil-Aberdeen-Junction. Die hier angewandten gusseisernen [[Winkelschiene]]n, deren senkrechte, aufwärtsstehende und nach der Gleismitte zu liegende Schenkel als Spurränder dienten, hatten ein Lichtmaß von 1294 und ein Außenmaß von 1524 mm, passten demnach für die damaligen englischen Straßenfuhrwerke, deren Räder 4 Fuß und 6 Zoll = 1372 mm lichten Abstand besaßen. Gibt man solchen Rädern unter Belassung des lichten Abstandes Spurkränze von einem Zoll Stärke und nach jeder Seite ein [[Spiel (Technik)|Spiel]] von ¼ Zoll, so ergibt sich eine Spurweite von 4 Fuß und {{Bruch|8|1|2}} Zoll. George Stephenson hat die 1825 eröffnete [[Stockton and Darlington Railway]] mit dieser Spurweite ausgeführt.<ref>[http://www.zeno.org/Roell-1912/A/Spur ''Spur.''] In: Frh. v. Röll: ''Enzyklopädie des Eisenbahnwesens.'' Band 9, Berlin/ Wien 1921, S. 121–126.</ref>
Der Ursprung der Normalspur von 4 Fuß 8½ Zoll (1435 mm) ist nicht völlig klar.<ref>A. Haarmann: ''Das Eisenbahngleis.'' 2 Bände. Verlag Wilhelm Engelmann, Leipzig 1899/1902.</ref> Die erste mit einer ähnlichen Spurweite ausgeführte Bahn war die den Plymouth Iron Works in [[Merthyr Tydfil]] gehörige, 1800 eröffnete Strecke Merthyr-Tydfil-Aberdeen-Junction. Die hier angewandten gusseisernen [[Winkelschiene]]n, deren senkrechte, aufwärtsstehende und nach der Gleismitte zu liegende Schenkel als Spurränder dienten, hatten ein Lichtmaß von 1294 mm (1,5 mm weniger als 4{{Bruch|1|4}} Fuß) und ein Außenmaß von 5 Fuß (1524 mm), passten demnach für die damaligen englischen Straßenfuhrwerke, deren Räder 4½ Fuß (4 Fuß 6 Zoll 1372 mm) lichten Abstand besaßen. Gibt man solchen Rädern unter Belassung des lichten Abstandes Spurkränze von einem Zoll Stärke und nach jeder Seite ein [[Spiel (Technik)|Spiel]] von ¼ Zoll, so ergibt sich eine Spurweite von 4 Fuß 8½ Zoll. [[George Stephenson]] hat die 1825 eröffnete [[Stockton and Darlington Railway]] mit dieser Spurweite ausgeführt.<ref>[http://www.zeno.org/Roell-1912/A/Spur ''Spur.''] In: Frh. v. Röll: ''Enzyklopädie des Eisenbahnwesens.'' Band 9, Berlin/Wien 1921, S. 121–126.</ref>


Einer anderen Deutung zufolge hatte Stephenson die Gleise von Stockton nach Darlington zunächst mit der Spurweite von 1422 mm (4 Fuß, 8 Zoll) ausgelegt. Dieses Maß entstand daraus, dass es bereits bei den „Tramroad“-Schienenwegen der Kohleminen der englischen Grafschaft [[County Durham|Durham]] sehr verbreitet war, und damit die Gleise der neuen Eisenbahn auch die Benutzung durch die bereits existierenden Fuhrwerke zuließen.<ref>[http://www.culture.gov.uk/images/publications/WHAF_Brunel_s_Great_Western_report.pdf ''The Great Western World Heritage Site.''] 2010, S. 6: ''The S&DRs track gauge was required to accommodate the horse-drawn wagons used in the older wagonways serving coal mines. This influence appears to be the main reason that 4ft 8 ½ was subsequently adopted as standard gauge.''</ref> Bei der 1830 eröffneten [[Liverpool and Manchester Railway|Eisenbahn von Liverpool nach Manchester]] wurde von [[George Stephenson]] zur Verbesserung der Laufeigenschaften eine um ½ Zoll weitere Spurweite, also die heutige Normalspur von 1435 mm (4 Fuß, {{Bruch|8|1|2}} Zoll), vorgesehen. Auf diesem Weg vergrößerte Stephenson das Spurspiel, ohne das Spurmaß an den Fahrzeugen ändern zu müssen. Später wurde auch die Eisenbahn von Stockton nach Darlington auf diese Spurweite umgebaut.
Einer anderen Deutung zufolge hatte Stephenson die Gleise von Stockton nach Darlington zunächst mit der Spurweite von 4 Fuß 8 Zoll (1422 mm) ausgelegt. Dieses Maß entstand daraus, dass es bereits bei den „Tramroad“-Schienenwegen der Kohleminen der englischen Grafschaft [[County Durham|Durham]] sehr verbreitet war, und damit die Gleise der neuen Eisenbahn auch die Benutzung durch die bereits existierenden Fuhrwerke zuließen.<ref>[http://www.culture.gov.uk/images/publications/WHAF_Brunel_s_Great_Western_report.pdf ''The Great Western World Heritage Site.''] 2010, S. 6: ''The S&DRs track gauge was required to accommodate the horse-drawn wagons used in the older wagonways serving coal mines. This influence appears to be the main reason that 4ft 8 ½ was subsequently adopted as standard gauge.''</ref> Bei der 1830 eröffneten [[Liverpool and Manchester Railway|Eisenbahn von Liverpool nach Manchester]] wurde von Stephenson zur Verbesserung der Laufeigenschaften eine um ½ Zoll weitere Spurweite, also die heutige Normalspur von 4 Fuß, 8½ Zoll (1435 mm), vorgesehen. Auf diesem Weg vergrößerte Stephenson das Spurspiel, ohne das Spurmaß an den Fahrzeugen ändern zu müssen. Später wurde auch die Eisenbahn von Stockton nach Darlington auf diese Spurweite umgebaut.


Anzumerken ist hierzu, dass George Stephenson ab 1812 Maschinenmeister („enginewright“) bei der im County Durham gelegenen Kohlenmine [[Killingworth (England)|Killingworth]] war, deren Grubenbahngleise ebendiese Spurweite von 4 Fuß und 8 Zoll hatten.
Anzumerken ist hierzu, dass Stephenson ab 1812 Maschinenmeister („enginewright“) bei der im County Durham gelegenen Kohlenmine [[Killingworth (England)|Killingworth]] war, deren Grubenbahngleise ebendiese Spurweite von 4{{Bruch|2|3}} Fuß (4 Fuß 8 Zoll) hatten.


=== Verbreitung ===
=== Verbreitung ===
2013 wurde bei archäologischen Arbeiten am Fluss [[Tyne (England)|Tyne]] in England eine „Tramroad“ mit noch erhaltenen Holzschienen ausgegraben, die bereits in Normalspur ausgeführt wurden und schon Ende des 18. Jahrhunderts errichtet wurden. Diese Bahn gilt nun als die älteste nachgewiesene Bahnstrecke in Normalspur.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.thejournal.co.uk/news/north-east-news/river-tyne-200-year-old-5325105 |text=''200-year-old railway discovered along banks of River Tyne.'' |wayback=20160305234831}} 26. Juli 2013.</ref>
2013 wurde bei archäologischen Arbeiten am Fluss [[Tyne (England)|Tyne]] in England eine „Tramroad“ mit noch erhaltenen Holzschienen ausgegraben, die bereits in Normalspur ausgeführt wurden und schon Ende des 18. Jahrhunderts errichtet wurden. Diese Bahn gilt nun als die älteste nachgewiesene Bahnstrecke in Normalspur.<ref>{{Webarchiv |url=http://www.thejournal.co.uk/news/north-east-news/river-tyne-200-year-old-5325105 |text=''200-year-old railway discovered along banks of River Tyne.'' |wayback=20160305234831}} 26. Juli 2013.</ref>
[[Datei:Rail gauge world.png|mini|Spurweiten weltweit (Normalspur: blau).]]
[[Datei:Rail gauge world.png|mini|Spurweiten weltweit; {{Farbindex|548DD1|2=s}} Normalspur]]
1846 wurde die Spurweite 1435 mm für [[Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Irland|Großbritannien]] (in Fuß und Zoll) als Standard-Spurweite gesetzlich vorgeschrieben.<ref>[http://www.railwaysarchive.co.uk/documents/HMG_Act_Reg1846.pdf Britisches Gesetz zur Regulierung der Spurweiten von 1846] (engl. pdf; 452 kB)</ref> Zusammen mit der Technik der Lokomotiv-Eisenbahn wurde auch die Spurweite von Großbritannien aus in viele Teile der Welt exportiert.
1846 wurde die Spurweite von 4 Fuß 8½ Zoll (1435 mm) für [[Vereinigtes Königreich von Großbritannien und Irland|Großbritannien]] als Standard-Spurweite gesetzlich vorgeschrieben.<ref>[http://www.railwaysarchive.co.uk/documents/HMG_Act_Reg1846.pdf Britisches Gesetz zur Regulierung der Spurweiten von 1846] (engl. pdf; 452 kB)</ref> Zusammen mit der Technik der Lokomotiv-Eisenbahn wurde auch die Spurweite von Großbritannien aus in viele Teile der Welt exportiert.


In den USA wurde im „Pacific Railroad Act“ von 1863 die Normalspur als Spurweite für die erste transkontinentale Eisenbahn festgelegt.<ref>[http://www.cprr.org/Museum/Pacific_Railroad_Acts.html#1863 „Pacific Railroad Act“ von 1863]</ref> 1886 wurden die Eisenbahnstrecken der Südstaaten, wo bis dahin 1524-mm-Breitspur vorherrschend war, in einer der größten [[Umspurung (Oberbau)|Umspuraktionen]] der Eisenbahngeschichte auf annähernd Normalspur, das heißt 4 Fuß 9 Zoll (1448&#x202f;mm), umgebaut.<ref>{{Internetquelle |url=http://southern.railfan.net/ties/1966/66-8/gauge.html |titel=The Days They Changed the Gauge |werk=Southern Railfan |kommentar=dt. ''Der Tag, an dem sie die Spurweite änderten.'' |abruf=2020-02-29}}</ref> Der Grund für die Abweichung war, dass sich zuvor die [[Pennsylvania Railroad]] als größte und bedeutsamste Eisenbahngesellschaft auf diese Spurweite festgelegt hatte.<ref name="Management_eines_Mammutprojekts">{{Internetquelle |autor=Moritz Förster |url=https://www.heise.de/newsticker/meldung/Missing-Link-Vom-Management-eines-Mammutprojekts-das-klappte-und-deshalb-vergessen-wurde-4665086.html? |titel=Missing Link: Vom Management eines Mammutprojekts, das klappte und deshalb vergessen wurde |werk=heise.de |datum=2020-02-23 |abruf=2020-02-29}}</ref> Erst im darauffolgenden Jahrzehnt wurde die Spurweite nach und nach auf allen Strecken auch noch um das letzte halbe Zoll verkleinert, sodass auch in den Südstaaten die Normalspur vorherrschend war.<ref name="Management_eines_Mammutprojekts" />
In den USA wurde im „Pacific Railroad Act“ von 1863 die Normalspur als Spurweite für die erste transkontinentale Eisenbahn festgelegt.<ref>[http://www.cprr.org/Museum/Pacific_Railroad_Acts.html#1863 „Pacific Railroad Act“ von 1863]</ref> 1886 wurden die Eisenbahnstrecken der Südstaaten, wo bis dahin 5 Fuß (1524 mm) Breitspur vorherrschend war, in einer der größten [[Umspurung (Oberbau)|Umspuraktionen]] der Eisenbahngeschichte auf 4{{Bruch|3|4}} Fuß (4 Fuß 9 Zoll = 1448&#x202f;mm) und somit annähernd Normalspur umgebaut.<ref>{{Internetquelle |url=http://southern.railfan.net/ties/1966/66-8/gauge.html |titel=The Days They Changed the Gauge |werk=Southern Railfan |kommentar=dt. ''Der Tag, an dem sie die Spurweite änderten.'' |abruf=2020-02-29}}</ref> Der Grund für die Abweichung war, dass sich zuvor die [[Pennsylvania Railroad]] als größte und bedeutsamste Eisenbahngesellschaft auf diese Spurweite festgelegt hatte.<ref name="Management_eines_Mammutprojekts">{{Internetquelle |autor=Moritz Förster |url=https://www.heise.de/newsticker/meldung/Missing-Link-Vom-Management-eines-Mammutprojekts-das-klappte-und-deshalb-vergessen-wurde-4665086.html? |titel=Missing Link: Vom Management eines Mammutprojekts, das klappte und deshalb vergessen wurde |werk=heise.de |datum=2020-02-23 |abruf=2020-02-29}}</ref> Erst im darauffolgenden Jahrzehnt wurde die Spurweite nach und nach auf allen Strecken auch noch um das letzte halbe Zoll verkleinert, sodass auch in den Südstaaten die Normalspur vorherrschend war.<ref name="Management_eines_Mammutprojekts" />


1886 wurde in Bern von Vertretern aus Deutschland, Frankreich, der Schweiz, Italien, Österreich und Ungarn die [[Technische Einheit im Eisenbahnwesen]] ausgearbeitet. Dabei wurden die bereits vorherrschende Spurweite von 1435&#x202f;mm sowie Spurweiten, Toleranzen und viele weitere Details für den internationalen Verkehr festgelegt. Weltweit sind heute ca. 60 % aller Eisenbahnstrecken normalspurig. Auf keiner anderen Spurweite verkehren längere, schwerere oder schnellere Züge.
1886 wurde in Bern von Vertretern aus Deutschland, Frankreich, der Schweiz, Italien, Österreich und Ungarn die [[Technische Einheit im Eisenbahnwesen]] ausgearbeitet. Dabei wurden die bereits vorherrschende Spurweite von 1435&#x202f;mm sowie Spurweiten, Toleranzen und viele weitere Details für den internationalen Verkehr festgelegt. Weltweit sind heute ca. 60 % aller Eisenbahnstrecken normalspurig.


== Trivia ==
== Trivia ==
Eine populäre [[moderne Sage]] sieht den Grund für dieses ungerade Spurweitenmaß in der angeblich zwei Pferdehinterteile umfassenden Fahrspur-Breite der [[Römerstraße|Straßen]] des [[Römisches Reich|Römischen Reiches]], die bis nach [[England]] reichten. Im Wesentlichen wird dabei der Ursprung des Spurmaßes englischer Bergwerkgleise auf die Breite römischer Straßen zurückgeführt.<ref>{{Webarchiv | url=https://standards.nasa.gov/documents/RomanChariots.pdf | wayback=20150222121110 | text=''Roman chariots, railroad tracks, milspecs, and urban legends.''}} (englisch).</ref>
Eine populäre [[moderne Sage]] sieht den Grund für dieses ungerade Spurweitenmaß in der angeblich zwei Pferdehinterteile umfassenden Fahrstreifen-Breite der [[Römerstraße|Straßen]] des [[Römisches Reich|Römischen Reiches]], die bis nach [[England]] reichten. Im Wesentlichen wird dabei der Ursprung des Spurmaßes englischer Bergwerkgleise auf die Breite römischer Straßen zurückgeführt.<ref>{{Webarchiv | url=https://standards.nasa.gov/documents/RomanChariots.pdf | wayback=20150222121110 | text=''Roman chariots, railroad tracks, milspecs, and urban legends.''}} (englisch).</ref>
<!--Tatsächlich waren die Römerstraßen unterschiedlich breit, wenn es auch eine Richtlinie, die ''latitudo legitima'', für 8 römische Fuß, entsprechend 2,4 Meter gab. Dies lässt sich nicht mit den 1422 Millimetern der Bergwerkgleise in Einklang bringen. Die Spurbreite von Kutschen und Karren bewegte sich aber schon in der Römerzeit um 1,5 Meter, mit Abweichungen im Dezimeterbereich. Es gab zu keiner Zeit eine einheitliche Breite, da anders als bei Gleisen dazu keine Notwendigkeit bestand. Die moderne Sage berichtet zudem oft von „römischen [[Streitwagen]]“, welche aber für das römische Militär nicht belegt sind. Folglich wurden die Römerstraßen auch nicht für Streitwagen ausgelegt.-->
<!--Tatsächlich waren die Römerstraßen unterschiedlich breit, wenn es auch eine Richtlinie, die ''latitudo legitima'', für 8 römische Fuß, entsprechend 2,4 Meter gab. Dies lässt sich nicht mit den 1422 Millimetern der Bergwerkgleise in Einklang bringen. Die Spurbreite von Kutschen und Karren bewegte sich aber schon in der Römerzeit um 1,5 Meter, mit Abweichungen im Dezimeterbereich. Es gab zu keiner Zeit eine einheitliche Breite, da anders als bei Gleisen dazu keine Notwendigkeit bestand. Die moderne Sage berichtet zudem oft von „römischen [[Streitwagen]]“, welche aber für das römische Militär nicht belegt sind. Folglich wurden die Römerstraßen auch nicht für Streitwagen ausgelegt.-->


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* [[Schmalspurbahn]]
* [[Breitspurbahn]]
* [[Liste der Spurweiten]]
* [[Liste der Spurweiten]]


== Weblinks ==
== Weblinks ==
{{Commonscat|1435 mm track gauge|Normalspur}}
* [http://www.zeno.org/Meyers-1905/A/Spurweite ''Spurweite.''] In: ''Meyers Großes Konversations-Lexikon.'' Band 18, Leipzig 1909, S. 801.
* [http://www.zeno.org/Meyers-1905/A/Spurweite ''Spurweite.''] In: ''Meyers Großes Konversations-Lexikon.'' Band 18, Leipzig 1909, S. 801.
* [http://www.zeno.org/Roell-1912/A/Spur ''Spur.''] In: [[Victor von Röll|Frh. v. Röll]]: ''Enzyklopädie des Eisenbahnwesens.'' Band 9, Berlin/ Wien 1921, S. 121–126.
* [http://www.zeno.org/Roell-1912/A/Spur ''Spur.''] In: [[Victor von Röll|Frh. v. Röll]]: ''Enzyklopädie des Eisenbahnwesens.'' Band 9, Berlin/Wien 1921, S. 121–126.


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Aktuelle Version vom 4. Juni 2024, 21:09 Uhr

An dieser Verzweigung einer gemeinsamen Normalspurstrecke und einer Schmalspurbahn mit 750-mm-Gleis in Oschatz zeigt sich deutlich der Systemunterschied im Bereich des Dreischienengleises
Gleis in Normalspur auf umspurbaren Schwellen, die auch für die Iberische Breitspur (1668 mm) genutzt werden können

Die Normalspur, auch Regelspur bzw. veraltet Vollspur ist eine Spurweite mit einem Nennmaß von 1435 Millimetern (4 Fuß 8½ Zoll / 4′ 8½″) zwischen den Innenkanten der Schienenköpfe bei Eisenbahnen. In der Anfangszeit des Eisenbahnverkehrs wurde diese Spurweite auch als Stephenson-Spur bezeichnet – der Wissenschaftler Karl Thiess nannte sie aufgrund ihrer schon damals weiten Verbreitung bereits 1913 Weltspur.[1] Kleinere Spurweiten werden üblicherweise als Schmalspur, größere als Breitspur bezeichnet.

Die Normalspur ist in Europa, Nordafrika und dem Nahen Osten sowie in Nordamerika und der Volksrepublik China die Standardspurweite. Außerdem findet man diese Spurweite (neben weiteren Spurweiten) in Australien, bei japanischen Hochgeschwindigkeitsstrecken und in Teilen Südamerikas: im Nordosten von Argentinien (Ferrocarril General Urquiza), sowie in Uruguay, Paraguay und Peru. In Ostafrika werden Strecken in Normalspur neu gebaut.

Neben der Normalspur sind insbesondere die schmalere Kapspur und die breitere Russische Spur weltweit bedeutend.

Geschichte

Als 1822 der Bau der ersten öffentlichen Eisenbahn der Welt von Stockton nach Darlington begann, wurden deren Gleise mit der Spurweite von 4 FußZoll (1435 mm) ausgelegt. In der Folge wurde von vielen Ländern diese Spurweite als nationale Regelspurweite übernommen, was zur Bezeichnung Normalspur geführt hat.

Der Ursprung der Normalspur von 4 Fuß 8½ Zoll (1435 mm) ist nicht völlig klar.[2] Die erste mit einer ähnlichen Spurweite ausgeführte Bahn war die den Plymouth Iron Works in Merthyr Tydfil gehörige, 1800 eröffnete Strecke Merthyr-Tydfil-Aberdeen-Junction. Die hier angewandten gusseisernen Winkelschienen, deren senkrechte, aufwärtsstehende und nach der Gleismitte zu liegende Schenkel als Spurränder dienten, hatten ein Lichtmaß von 1294 mm (1,5 mm weniger als 414 Fuß) und ein Außenmaß von 5 Fuß (1524 mm), passten demnach für die damaligen englischen Straßenfuhrwerke, deren Räder 4½ Fuß (4 Fuß 6 Zoll – 1372 mm) lichten Abstand besaßen. Gibt man solchen Rädern unter Belassung des lichten Abstandes Spurkränze von einem Zoll Stärke und nach jeder Seite ein Spiel von ¼ Zoll, so ergibt sich eine Spurweite von 4 Fuß 8½ Zoll. George Stephenson hat die 1825 eröffnete Stockton and Darlington Railway mit dieser Spurweite ausgeführt.[3]

Einer anderen Deutung zufolge hatte Stephenson die Gleise von Stockton nach Darlington zunächst mit der Spurweite von 4 Fuß 8 Zoll (1422 mm) ausgelegt. Dieses Maß entstand daraus, dass es bereits bei den „Tramroad“-Schienenwegen der Kohleminen der englischen Grafschaft Durham sehr verbreitet war, und damit die Gleise der neuen Eisenbahn auch die Benutzung durch die bereits existierenden Fuhrwerke zuließen.[4] Bei der 1830 eröffneten Eisenbahn von Liverpool nach Manchester wurde von Stephenson zur Verbesserung der Laufeigenschaften eine um ½ Zoll weitere Spurweite, also die heutige Normalspur von 4 Fuß, 8½ Zoll (1435 mm), vorgesehen. Auf diesem Weg vergrößerte Stephenson das Spurspiel, ohne das Spurmaß an den Fahrzeugen ändern zu müssen. Später wurde auch die Eisenbahn von Stockton nach Darlington auf diese Spurweite umgebaut.

Anzumerken ist hierzu, dass Stephenson ab 1812 Maschinenmeister („enginewright“) bei der im County Durham gelegenen Kohlenmine Killingworth war, deren Grubenbahngleise ebendiese Spurweite von 423 Fuß (4 Fuß 8 Zoll) hatten.

Verbreitung

2013 wurde bei archäologischen Arbeiten am Fluss Tyne in England eine „Tramroad“ mit noch erhaltenen Holzschienen ausgegraben, die bereits in Normalspur ausgeführt wurden und schon Ende des 18. Jahrhunderts errichtet wurden. Diese Bahn gilt nun als die älteste nachgewiesene Bahnstrecke in Normalspur.[5]

Spurweiten weltweit; ! Normalspur

1846 wurde die Spurweite von 4 Fuß 8½ Zoll (1435 mm) für Großbritannien als Standard-Spurweite gesetzlich vorgeschrieben.[6] Zusammen mit der Technik der Lokomotiv-Eisenbahn wurde auch die Spurweite von Großbritannien aus in viele Teile der Welt exportiert.

In den USA wurde im „Pacific Railroad Act“ von 1863 die Normalspur als Spurweite für die erste transkontinentale Eisenbahn festgelegt.[7] 1886 wurden die Eisenbahnstrecken der Südstaaten, wo bis dahin 5 Fuß (1524 mm) Breitspur vorherrschend war, in einer der größten Umspuraktionen der Eisenbahngeschichte auf 434 Fuß (4 Fuß 9 Zoll = 1448 mm) und somit annähernd Normalspur umgebaut.[8] Der Grund für die Abweichung war, dass sich zuvor die Pennsylvania Railroad als größte und bedeutsamste Eisenbahngesellschaft auf diese Spurweite festgelegt hatte.[9] Erst im darauffolgenden Jahrzehnt wurde die Spurweite nach und nach auf allen Strecken auch noch um das letzte halbe Zoll verkleinert, sodass auch in den Südstaaten die Normalspur vorherrschend war.[9]

1886 wurde in Bern von Vertretern aus Deutschland, Frankreich, der Schweiz, Italien, Österreich und Ungarn die Technische Einheit im Eisenbahnwesen ausgearbeitet. Dabei wurden die bereits vorherrschende Spurweite von 1435 mm sowie Spurweiten, Toleranzen und viele weitere Details für den internationalen Verkehr festgelegt. Weltweit sind heute ca. 60 % aller Eisenbahnstrecken normalspurig.

Trivia

Eine populäre moderne Sage sieht den Grund für dieses ungerade Spurweitenmaß in der angeblich zwei Pferdehinterteile umfassenden Fahrstreifen-Breite der Straßen des Römischen Reiches, die bis nach England reichten. Im Wesentlichen wird dabei der Ursprung des Spurmaßes englischer Bergwerkgleise auf die Breite römischer Straßen zurückgeführt.[10]

Siehe auch

Commons: Normalspur – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Spurweite. In: Meyers Großes Konversations-Lexikon. Band 18, Leipzig 1909, S. 801.
  • Spur. In: Frh. v. Röll: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. Band 9, Berlin/Wien 1921, S. 121–126.

Einzelnachweise

  1. Karl Thiess: Die Weltspur der Eisenbahnen In: Weltwirtschaftliches Archiv, Springer-Verlag 1913, S. 67–80
  2. A. Haarmann: Das Eisenbahngleis. 2 Bände. Verlag Wilhelm Engelmann, Leipzig 1899/1902.
  3. Spur. In: Frh. v. Röll: Enzyklopädie des Eisenbahnwesens. Band 9, Berlin/Wien 1921, S. 121–126.
  4. The Great Western World Heritage Site. 2010, S. 6: The S&DRs track gauge was required to accommodate the horse-drawn wagons used in the older wagonways serving coal mines. This influence appears to be the main reason that 4ft 8 ½ was subsequently adopted as standard gauge.
  5. 200-year-old railway discovered along banks of River Tyne. (Memento vom 5. März 2016 im Internet Archive) 26. Juli 2013.
  6. Britisches Gesetz zur Regulierung der Spurweiten von 1846 (engl. pdf; 452 kB)
  7. „Pacific Railroad Act“ von 1863
  8. The Days They Changed the Gauge. In: Southern Railfan. Abgerufen am 29. Februar 2020 (dt. Der Tag, an dem sie die Spurweite änderten.).
  9. a b Moritz Förster: Missing Link: Vom Management eines Mammutprojekts, das klappte und deshalb vergessen wurde. In: heise.de. 23. Februar 2020, abgerufen am 29. Februar 2020.
  10. Roman chariots, railroad tracks, milspecs, and urban legends. (Memento vom 22. Februar 2015 im Internet Archive) (englisch).