Cinestar

CineStar
CMS Cinema Management Services GmbH & Co. KG[1]

Logo
RechtsformGmbH & Co. KG
Gründung1948
SitzLübeck, Deutschland
LeitungMathew Duff, Gregory Dean, Oliver Fock (Geschäftsführer)
BrancheKinobetreiber
Websitewww.cinestar.de
Stand: 23. Juli 2020
Lichtspiele Hoffnung, 1949–2004 Stammhaus der Kiefts in Lübeck
CineStar in der Stadthalle Lübeck
CineStar Metropolis in Frankfurt am Main

CineStar ist ein Betreiber von 51 Kinos, und mit 406 Leinwänden und 91.454 Plätzen Marktführer in Deutschland.

Unternehmensgeschichte

Kieft & Kieft Filmtheater

Die Gruppe wurde als Privatunternehmen von Hilma und Albert Kieft gegründet und unter dem Namen Kieft & Kieft Filmtheater geführt. Stammhaus war bis 2004 das 1948 eröffnete Kino Lichtspiele Hoffnung in Lübeck. 1975 bzw. 1979 traten Marlis und Heiner Kieft, zwei von Alberts fünf Kindern, in den Betrieb des Vaters ein und vergrößerten ihn kontinuierlich. Der Aufstieg des Familienunternehmens begann nach der deutschen Wiedervereinigung mit der Übernahme zahlreicher Kinos der früheren DDR. Mit Anbruch der Großkino-Ära baute die Kieft-Gruppe 1993 die Lübecker Stadthalle, den traditionellen Hauptaustragungsort der Nordischen Filmtage Lübeck, zum Multiplex-Kino auf und geben ihm den Namen CineStar – Der Filmpalast.[2]

Der nächste CineStar Filmpalast wurde 1995 in Wismar eröffnet. Besondere Ehrung erfuhr die Kieft-Gruppe 1997 mit dem Erhalt des International Exhibitor of the Year Awards, des bedeutendsten Preises für Kinobetreiber. Das Preiskomitee der National Association of Theatre Owners (NATO) würdigte auf der ShoWest in Las Vegas sowohl die Qualität der Kinos als auch die der Programmauswahl.[2] 1998 beteiligte sich der größte australische Kinobetreiber Greater Union durch seine Tochtergesellschaft Amalgamated Holdings Limited (AHL) im Rahmen eines Joint Venture mit 50 Prozent an der Kieft & Kieft Filmtheater GmbH. In den Jahren danach folgten bedeutende Neueröffnungen – wie 2000 das CineStar Original im Sony Center, Berlin, das sich auf Filme in englischer Originalsprache spezialisierte und ein IMAX-3D-Kino beheimatete. Das CineStar in Leipzig (2001) etablierte sich schnell als Veranstaltungsort diverser Festivals wie das Wave-Gotik-Treffen oder das DOK Leipzig. Einige Partnerkinos, u. a. die Village Cinemas, gehören ebenfalls zur CineStar-Gruppe.

Neue Filmpalast

Am 1. April 2003 übernahmen Kieft & Kieft zusammen mit dem Fürther Kinowerbevermarkter RoWo 37 der 37 Ufa-Kinos.[3] Die gemeinsame Auffanggesellschaft nannten sie Neue Filmpalast GmbH. Mit beiden Gesellschaften betrieben Kieft & Kieft nun 94 Kinos mit insgesamt 611 Sälen und waren damit Marktführer unter den deutschen Kinobetreibern.[4]

Greater Union Filmpalast

Die Übernahme der maroden Ufa-Theatergruppe erwies sich als Fehlentscheidung; die schwere finanzielle Krise der Ufa brachte das zu großen Teilen familiär geführte Unternehmen an seine finanziellen Grenzen. Die Folge: Der bisherige Joint-Venture-Partner AHL übernahm 2004 die Geschäftsanteile der Geschwister Kieft – und hielt damit 100 Prozent an der Kieft & Kieft Filmtheater GmbH sowie 50 Prozent an der Neuen Filmpalast GmbH & Co. KG. Marlis und Heiner Kieft blieben vorerst als Geschäftsführer neben David Seargeant (AHL) im Management tätig. Das neue Unternehmen firmierte fortan als Greater Union Filmpalast GmbH.[5]

Die Greater Union retournierte einen Teil der Ufa-Kinos an den Ufa-Insolvenzverwalter. Am 1. Januar 2005 fiel die rautenförmige Ufa-Marke an den Eigentümer, die RTL-Group, zurück. Die verbleibenden Kinos wurden in CineStar umbenannt.[6] Der australische Entertainmentkonzerns AHL betreibt unter den Markennamen Greater Union, Birch Carroll & Coyle sowie CineStar Kinos in Australien, Europa und im Nahen Osten. Als Marlis Kieft das größte deutsche Kinounternehmen Ende 2010 verließ, zählte es 73 Kinos an 62 Standorten.[7]

Für die Beschäftigten in den CineStar-Kinos in Deutschland trat zum 1. Januar 2013 ein einheitlicher Tarifvertrag in Kraft.[8] Um die Verhandlungen voranzubringen, wurde seit Dezember 2011 in mehreren Filmtheatern immer wieder die Arbeit niedergelegt.[9][10][11] Die Beschäftigten wurden dabei durch die Gewerkschaft ver.di unterstützt.

Event Hospitality & Entertainment Ltd

Im Dezember 2015 nahm die Besitzerin AHL eine Umfirmierung in Event Hospitality & Entertainment Limited vor. 2017 ging David Seargeant als Geschäftsführer in den Ruhestand; seine Nachfolge trat Jane Hastings an.

Im Oktober 2018 wurde der Verkauf der Kinokette an den britischen CinemaxX-Eigner Vue Entertainment bekanntgegeben.[12] Das Bundeskartellamt gab die Fusion am 2. März 2020 frei – unter der Bedingung, innerhalb von sechs Monaten fünf CineStar-Kinos und ein CinemaxX-Kino an andere Betreiber zu veräußern, um ein Monopol in den sechs Städten zu verhindern. Anvisiert waren die CineStar-Kinos in Augsburg, Bremen, Gütersloh, Magdeburg und Remscheid sowie das CinemaxX-Kino in Mülheim an der Ruhr.[13]

Stand zum Ende des Jahres 2020: Der australische Mutterkonzern der CineStar-Kinogruppe hat die Fusionspläne mit CinemaxX vorerst abgesagt. Vue Entertainment wird vorgeworfen, die bereits mehrmals verlängerte Verkaufsfrist nicht eingehalten zu haben. Neue Bedingungen verstießen außerdem gegen den bestehenden Kaufvertrag. Die rechtlichen Optionen würden nun geprüft.[14] Nur in Gütersloh konnte der Kinobetrieb verkauft werden: an den Besitzer der Immobilie.[15]

CineStar Original und IMAX im Sony Center am Potsdamer Platz in Berlin hatten ihre Pforten bereits am 1. Januar 2020 geschlossen.[16] Das CineStar Bielefeld vollzog seine Schließung nach 20 Jahren am 13. März 2020.[17]

Kino-Standorte

StadtKinoSäleSitzplätzedavon RollstuhlplätzeAnmerkungen
AugsburgCineStar Augsburg091.595
Berlin – Alexanderplatz/MitteCineStar – CUBIX Filmpalast092.45114
Berlin – HellersdorfCineStar – Der Filmpalast071.46208Mit 12 Sälen eröffnet
Berlin – Prenzlauer BergKino in der KulturBrauerei081.58308
Berlin – TegelCineStar – Der Filmpalast092.31811
Berlin – TreptowCineStar – Der Filmpalast092.40918
BonnStern Lichtspiele030.520
BremenCineStar Kristall-Palast113.339
ChemnitzCineStar – Der Filmpalast am Roten Turm112.30222
DortmundCineStar – Der Filmpalast143.69116
DüsseldorfCineStar – Der Filmpalast092.534
EmdenCineStar – Der Filmpalast060.92307
ErfurtCineStar – Der Filmpalast082.15808
ErlangenCineStar – Der Filmpalast101.97610
Frankfurt (Oder)CineStar – Der Filmpalast061.39211
Frankfurt am MainCineStar – Der Filmpalast081.91824
Frankfurt am MainCineStar Metropolis123.49819
FuldaCineStar – Der Filmpalast081.68318
GarbsenCineStar – Der Filmpalast092.28410
GreifswaldCineStar – Der Filmpalast060.94408
HagenCineStar – Der Filmpalast082.10718
IngolstadtCineStar – Der Filmpalast101.74911
JenaCineStar – Der Filmpalast081.43409
KarlsruhePartnerkino Filmpalast am ZKM123.53224
KonstanzPartnerkino CineStar – Der Filmpalast091.43910
LeipzigCineStar – Der Filmpalast082.42020
LübeckCineStar – Filmpalast Stadthalle071.426
LübeckFilmhaus030.375
LudwigshafenCineStar – Der Filmpalast112.02720
MagdeburgCineStar – Der Filmpalast092.22122
MainzCineStar – Der Filmpalast102.72025
NeubrandenburgCineStar – Der Filmpalast081.734
NeumünsterCineStar Neumünster071.191
OberhausenCineStar – Der Filmpalast092.529
RemscheidCineStar Remscheid061.094
RostockCineStar – Der Filmpalast071.864
RostockCineStar Capitol Filmpalast041.08921
SaarbrückenCineStar – Der Filmpalast112.51612
SiegenCineStar – Der Filmpalast091.83606
StadeCineStar – Der Filmpalast050.95604
StralsundCineStar – Der Filmpalast061.17306
Villingen-SchwenningenCineStar – Der Filmpalast071.65807
Waren (Müritz)CineStar – Der Filmpalast030.46602
WeimarCineStar im Atrium020.386
WeimarCineStar – Der Filmpalast060.98406
WildauCineStar – Der Filmpalast102.18209
WismarCineStar – Der Filmpalast040.652
WolfenbüttelCineStar – Der Filmpalast061.10404
Insgesamt:48 Standorte377 Säle85.844 Sitzplätze448 Rollstuhlplätze

Stand: März 2023

Ehemalige Standorte

StadtKinoSäleSitzplätzedavon RollstuhlplätzeBemerkungen
Berlin – MitteCineStar – IMAX010.537 (328)Geschlossen seit 31. Dezember 2019. Wurde 01/2000 eröffnet und war von 03/2011 bis 06/2013 geschlossen.
Berlin – MitteCineStar Potsdamer Platz – Sony Center082.279Geschlossen seit 1. Januar 2020
BielefeldCineStar - Der Filmpalast102.315Geschlossen seit 13. März 2020
ChemnitzCineStar Luxor - Der Filmpalast122.402Geschlossen seit 19. Mai 2011. Kino 12 (Studio 50 Pl.)
ChemnitzCineStar – Der Filmpalast Vitacenter3
CrimmitschauCineStar – Der Filmpalast030.441Geschlossen am 29. Juni 2022
GüstrowCineStar – Schauburg Filmpalast030.597Geschlossen im Jahr 2005 und ab 2006 mit neuem Betreiber als Moviestar eröffnet
GüterslohCineStar – Der Filmpalast081.315Geschlossen im März 2020 und dann verkauft. 11/2021 Neueröffnung als Filmwerk
MeissenCineStar – Die Filmbühne040.690Seit 2013 als Filmpalast weiter betrieben
OsnabrückCineStar – Der Filmpalast072.07807Am 23. Juni 2019 geschlossen, Neueröffnung als Hall of Fame mit neuem Betreiber am 18. Dezember 2019.
SchwedtCineStar – Der Filmpalast040.765Seit 26. Oktober 2006 neuer kommunaler Betreiber (FilmforUM Schwedt)
ZwickauCineStar Astoria Filmpalast71.420 (*1.230)Der Filmpalast Astoria wird von 2003 bis 2013 als CineStar Astoria Filmpalast betrieben (*Sitze 2013)

CineStar im Ausland

Bis 2002 gab es auch in Österreich CineStar-Kinos, danach zog sich das Unternehmen vom österreichischen Markt zurück. Die Gebäude wurden von Cineplexx übernommen.[18] Erst im Jahr 2001 hatte das CineStar in Österreich das zweite Kino in Wien eröffnet.[19] In der Schweiz existiert ein CineStar-Kino in Lugano. Dazu kommen 13 Kinos in Tschechien, darunter das größte Kino des Landes im Prager Stadtteil Smíchov.[20] Zudem führt CineStar Kinos in Kroatien sowie in Bosnien und Herzegowina.

Commons: CineStar – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. https://www.cinestar.de/impressum
  2. a b Kieft & Kieft. In: Lexikon der Filmbegriffe. 31. Juli 2011, abgerufen am 13. Februar 2021.
  3. Kieft & Kieft kauft die Ufa-Kette. In: Spiegel Online. 17. Februar 2003, abgerufen am 23. Juli 2020.
  4. Der deutsche Marktführer: WELT. In: DIE WELT. 25. September 2003, archiviert vom Original am 5. Oktober 2016;.
  5. Eine Kinoqueen tritt ab. In: mediabiz.de. 17. Dezember 2010, archiviert vom Original am 23. Oktober 2018; abgerufen am 23. Juli 2020.
  6. CineStar verzichtet auf den Namen Ufa – Blickpunkt:Film In: mediabiz.de, 22. Dezember 2004, abgerufen am 12. Februar 2021.
  7. Marlis Kieft verlässt CineStar. In: Blickpunkt:Film. 4. November 2010, archiviert vom Original am 8. April 2022; abgerufen am 13. Februar 2021.
  8. kinonetzwerk.verdi.de: Tarifverträge in der Kinobranche
  9. Mike Fiebig: Cinestar-Mitarbeiter in Hagen streiken weiter. In: DerWesten.de. 14. November 2012, abgerufen am 23. Juli 2020.
  10. Anja Schröder: Vier Tage Streik an der Kinokasse im Cinestar Dortmund – Vorstellungen ausgefallen. In: DerWesten.de. 9. Januar 2012, abgerufen am 23. Juli 2020.
  11. Anja Schröder: Erste "Quittungen" für langen Streik im Cinestar Dortmund. In: DerWesten.de. 29. Mai 2012, abgerufen am 23. Juli 2020.
  12. Tagesschau, 22. Oktober 2018.
  13. Marc Mensch: Bundeskartellamt gibt grünes Licht für CineStar-Übernahme – unter Auflagen. In: Blickpunkt: Film. 2. März 2020, abgerufen am 2. März 2020.
  14. Kinomarkt: Fusion von Cinemaxx und CineStar gerät ins Stocken. In: new business. 22. Dezember 2020, abgerufen am 13. Februar 2021.
  15. Kinobetrieb in Gütersloh verkauft - Zukunft noch ungewiss. In: radio Gütersloh. 21. August 2020, abgerufen am 14. Februar 2021.
  16. CineStar im Sony Center schließt: Ein Verlust für die Stadt. In: Berliner Morgenpost. 30. Dezember 2019, abgerufen am 13. Februar 2021.
  17. Das Cinestar ist Geschichte. In: Westfalen-Blatt. 14. März 2020, abgerufen am 13. Februar 2021.
  18. Kino am Wienerberg eröffnet am 12. Dezember wieder. In: Der Standard. 12. November 2002, abgerufen am 23. Juli 2020.
  19. Cinestar eröffnet zweites Kino in Österreich. In: Blickpunkt:Film. 1. Juni 2001, abgerufen am 23. Juli 2020.
  20. CineStar Praha – Anděl. In: Prague.eu The Official Tourist Website for Prague. Abgerufen am 23. Juli 2020 (englisch).