Siremar

Siremar

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RechtsformSocietà per Azioni
Gründung1976
SitzPalermo
Mitarbeiterzahl500, davon 200 saisonal[1]
BrancheTransport
Websitecarontetourist.it/it/siremar

Die Siremar (Sicilia Regionale Marittima) ist eine italienische Fährschiff-Reederei mit Sitz in Palermo, die die ehemaligen Postschifflinien zu den kleineren Inseln um Sizilien bedient.

Geschichte

Tragflügelboot Platone bei Lipari

Die Siremar wurde 1975 als Nachfolgeunternehmen der Gesellschaften Sirena und Navisarma gegründet, um den Fährverkehr zu den kleineren Inseln rund um Sizilien sicherzustellen.[2] Seit ihrer Gründung ist die Gesellschaft eine Tochter der Staatslinie Tirrenia di Navigazione, die zu Beginn 51 % des Kapitals der Siremar hielt.[3] Der italienische Staat hat die Fährlinien zu den Inseln in allen Regionen jahrzehntelang stark subventioniert; im Jahr 1994 betrugen die Subventionen 55 Milliarden Lire und im Jahr 2009, ein Jahr vor der Privatisierung, 60 Millionen € bei einem Umsatz von ca. 100 Millionen €.[4][5] Als die EU verlangte, in Zukunft größere öffentliche Aufträge grundsätzlich auszuschreiben (zu denen auch die sogenannte territoriale Kontinuität, d. h. Fährlinien in staatlichem Auftrag, gehören), entschied der italienische Staat, die bisher in Staatsbesitz stehende Tirrenia und ihre Töchter zu privatisieren. Die staatlich festgelegten und garantierten Fährlinien sollten ursprünglich Ende 2008 auslaufen; dies wurde während des Privatisierungsprozesses jedoch zweimal, schließlich bis Ende 2010, verlängert.[6] In Vorbereitung auf die Liberalisierung des Marktes übernahm die Tirrenia 2009 100 % der Siremar und der anderen regionalen Fährlinien. Im selben Jahr entschied der Staat, die regionalen Linien den jeweiligen Regionen zu übertragen, die dann die Privatisierung in Eigenregie durchführen sollten. Die Region Sizilien lehnte als einzige die Übertragung ab, was zur Folge hatte, dass die Tirrenia und die Siremar schließlich gemeinsam privatisiert wurden.[7]

Vorgängerunternehmen

Nach dem Zweiten Weltkrieg war der Fährverkehr zunächst mit Dampfschiffen aus der Vorkriegszeit wieder aufgenommen worden. Am 1. Januar 1954 übernahm die neugegründete Navisarma aus Messina den Verkehr zu den Äolischen Inseln, während die anderen Inseln von der Si.Re.Na bedient wurden. Diese staatlich subventionierten Fährverkehre waren nach dem Gesetz über die Postdienste von 1953 ausgeschrieben worden. Im Jahr 1974 übernahm die Si.Re.Na alle bisher von der Naivsarma angebotenen Dienste. 1975 gingen dann alle Dienste auf die neu gegründete Regionallinie SIREMAR über, die auch zunächst die meisten Schiffe übernahm.[3]

Insolvenz

Am 5. August 2010 meldete die Tirrenia und ihre einzige verbliebene Tochtergesellschaft Insolvenz an. Das zuständige Gericht gibt in seinem Bericht u. a. folgende Ursachen für die Finanzprobleme an:[7]

  • Die Personalkosten der Reedereien im Staatsbesitz waren in den letzten Jahren deutlich höher als bei den konkurrierenden Privatlinien
  • Die Tirrenia und ihre Tochtergesellschaft konnten wegen der mit dem Staat vertraglich festgelegten Preise nicht schnell genug auf Marktveränderungen reagieren
  • Die Entscheidung, die Flotte der Tirrenia und der Siremar mit sehr schnellen High Speed Craft zu modernisieren, führte zu hohen Investitionen in der Größenordnung von 1 Milliarde € mit entsprechend hohen Finanzierungskosten
  • kurz nach Indienststellung der neuen Schnellfähren explodierten die Treibstoffkosten um insgesamt 270 € pro Tonne, während die Auslastung wegen der Wirtschaftskrise und der zunehmenden privaten Konkurrenz zurückging

Privatisierung

2011 wurde die Gesellschaft verkauft und befindet sich zu Zeit im Besitz der Compagnia delle Isole, an der sowohl die Region Sizilien als auch regionale Unternehmen sowie die Lauro-Gruppe aus Neapel beteiligt sind. 2014 entschied der regionale Verwaltungsgerichtshof des Latium (TAR Lazio), dass die Ausschreibung zur Privatisierung fehlerhaft war und wiederholt werden muss.[8]

Fahrgebiet

HSC Isola di Vulcano in Vulcano
Tragflügelboot Antioco in Milazzo
Fähre Filippo Lippi im Hafen von Lipari
Fähre Laurana vor Lipari
Fähre Paolo Veronese in Trapani

Die Siremar versorgt die kleineren Inselgruppen rund um Sizilien: die Äolischen Inseln, Ägadischen Inseln, Pelagischen Inseln, Pantelleria sowie Ustica. Entsprechend der Lage der Inseln bewegen sich die Fahrzeiten zwischen ca. 30 Minuten und mehreren Stunden. Der Verkehr erfolgt mit klassischen Autofähren, High Speed Craft sowie Tragflügelbooten.

Routen

Die Reederei unterhält folgende Routen, die alle ganzjährig mit unterschiedlichen Frequenzen befahren werden:[9]

Äolische Inseln

  • Neapel – StromboliPanareaSalinaLipariVulcanoMilazzo (ca. 17h, 2× wöchentlich, Fähre)
  • Milazzo – Vulcano – Lipari – Salina (4h, täglich, HSC)
  • Milazzo – Vulcano – Lipari – Salina – FilicudiAlicudi (6h, 4× wöchentlich, Fähre)
  • Milazzo – Vulcano – Lipari – Salina – Filicudi – Alicudi (3h, täglich, Tragflügelboot)
  • Milazzo – Vulcano – Lipari – Salina – Panarea – Stromboli (6h, 2× wöchentlich, Fähre)
  • Milazzo – Vulcano – Lipari – Salina – Panarea – Stromboli (3h, täglich, Tragflügelboot)

Ustica

  • Palermo – Ustica (3h, täglich, Fähre)
  • Palermo – Ustica (1.5h, täglich, Tragflügelboot)

Ägadische Inseln

Pantelleria

  • Trapani – Pantelleria (6h, täglich, Fähre)

Pelagische Inseln

  • Porto Empedocle – Linosa – Lampedusa (11h, täglich, Fähre)

Flotte

Die Siremar unterhält eine Flotte von klassischen Autofähren, High Speed Craft, und Tragflügelbooten, letztere alle aus der Werft Rodriquez Cantieri Navali in Messina. Viele Schiffstypen sind in mehreren Gesellschaften der Tirrenia-Gruppe im Einsatz; vielfach wurden und werden auch Schiffe nach Bedarf an andere Regionalgesellschaften abgegeben oder hinzugechartert; Angaben nach.[10][11]

Fähren

NameTypStamm- streckeBRZBaujahrAntrieb (kW)Geschw. knPassagiere / BettplätzePKWBemerkungen
LauranaAutofähreNeapel – Äolische Inseln – Milazzo109771992706017752/348276seit 2004 gechartert von Adriatica di Navigazione S.p.A.;
PalladioAutofährePorto Empedocle – Pelagische Inseln109771992706017752/348276seit 2004 gechartert von Adriatica di Navigazione S.p.A.
Filippo LippiAutofähreTrapani – Ägadische Inseln15551990426618,51250/-76
Paolo VeroneseAutofähreTrapani – Pantelleria28941986556119700/-93
Pietro NovelliAutofähreMilazzo – Äolische Inseln19401979556118700/-93Schwesterschiffe: Oglasa, Marmorica (beide Toremar)
Isola di StromboliHSCMilazzo – Äolische Inseln460019991560028800/-170
Isola di VulcanoHSC Acquastrada TMV70Milazzo – Äolische Inseln19251999940032544/-57Schwesterschiffe: Isola di Capraia, Isola di Procida, Isola di Capri (alle Caremar)

Tragflügelboote

NameTyp1Stammstrecke2BRZBaujahrAntrieb (kW)Geschw. knPassagiereQuellen / Bemerkungen
MasaccioRHS 160k. A.224268536210[12][13]
MantegnaRHS 160k. A.224268536210[13]
TizianoFoilmasterUstica25919942× 200040242[14]
AtanisFoilmasterÄolische Inseln1942× 200040238[14]
PlatoneFoilmasterÄolische Inseln1942× 200040238[14]
EraclideFoilmasterÄolische Inseln19420052× 200040238[15][14]
EschiloFoilmasterÄolische Inseln1942× 200040238[14]
AntiocoFoilmasterÄolische Inseln1942× 200040238[14]
CalypsoFoilmasterEgadische Inseln1942× 200040238[14]
FabriciaRHS160Egadische Inseln2241987268534210[16] Bis 2013 bei Toremar

1) Alle Tragflügelboote der Siremar stammen von den Rodriquez Cantieri Navali
2) lt. Fahrplan 2014[9]

Ehemalige Schiffe der Siremar

(Auswahl, nach[11])

  • Caravaggio (1975–1991), ex Maren Mols, 1966 in Aalborg gebaut, 2010 in Indien verschrottet
  • La Valletta (1976–1989), 1971 für Tirrenia gebaut, 2005 in der Türkei verschrottet
  • Piero della Francesca (1979–2007), 1979 für Siremar gebaut
  • Giotto (1980–1986), ex Julle, 1962 in Bremen gebaut, 2003 in Pakistan verschrottet
  • Giovanni Bellini (1985–2005), 1985 für Siremar gebaut, jetzt bei Toremar
  • Ettore Carpaccio (1992–2006), ex El Arish, 1980 in Bergen gebaut
  • Guizzo (2002) HSC (40 Knoten, 3439 BRZ), 1993 für Tirrenia gebaut, 2012 in der Türkei verschrottet
  • Sansovino (2003–2007), Schwesterschiff von Laurana und Palladio

Einzelnachweise

  1. CdI investe 40 milioni in Siremar, Il sole 24ore v. 3. August 2012 (italienisch).
  2. Siremar: Chi siamo (Memento des Originals vom 21. August 2014 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.siremar.it (italienisch).
  3. a b Siremar S.p.a. Navi e Armatori (italienisch).
  4. Privatizzazioni. Nominato il nuovo amministratore unico – Finisce dopo 26 anni l’era di Pecorini, Il sole 24ore 25. Juli 2010 (italienisch).
  5. Piccolo manuale per affossare le privatizzazioni, Il sole 24 ore, 8. August 2010 (italienisch).
  6. Blog von Andrea d’Ambra:Bruxelles: Mai chiesto all’Italia di privatizzare Tirrenia. (Memento desOriginals vom 10. April 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.andreadambra.eu
  7. a b tirrenia-in-as.it Relazione sulle cause di insolvenza (…) Per Tirrenia di Navigazione S.p.A in a.s. Tribunale Civile di Roma, Mai 2011 (italienisch).
  8. economiaweb: Siremar, privatizzazione da rifare (italienisch).
  9. a b Siremar Orari 2014 (italienisch).
  10. Siremar: La Flotta (italienisch)
  11. a b Faktaomfartyg: Siremar (schwedisch).
  12. Faktaomfartyg: Masaccio (schwedisch)
  13. a b foils.org: Rodriques RHS160 (Memento desOriginals vom 4. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.foils.org (englisch)
  14. a b c d e f g Rodriquez Cantieri Navali: Foilmaster (Memento desOriginals vom 27. Februar 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.intermarine.it (italienisch)
  15. Navi e Capitani: Eraclide@1@2Vorlage:Toter Link/www.naviecapitani.it (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (italienisch)
  16. Faktaomfartyg: Fabricia (schwedisch)