Gymnasium Seligenthal

Gymnasium Seligenthal
Schullogo
Gymnasium Seligenthal an der gleichnamigen Zisterzienserinnenabtei
Schulform Gymnasium
Schulnummer 0148
Gründung 1838 als „Erziehungsinstitut Seligenthal in Landshut“,
1951 als Gymnasium
Adresse

Bismarckplatz, 14, 84034, Landshut

Ort Landshut
Land Bayern
Staat Deutschland
Koordinaten 48° 32′ 31″ N, 12° 8′ 52″ OKoordinaten: 48° 32′ 31″ N, 12° 8′ 52″ O
Träger Schulstiftung Seligenthal Landshut
Schüler 822(Stand: Schuljahr 2020/2021)[1]
Lehrkräfte 66 hauptamtliche (Stand: Schuljahr 2020/2021)[1]
Leitung Ursula Weger
Website www.gymnasium.seligenthal.de
Gymnasium Seligenthal an der gleichnamigen Zisterzienserinnenabtei

Das Gymnasium Seligenthal ist ein privates, staatlich anerkanntes Gymnasium in Landshut (bis zum Schuljahr 2008/2009 nur für Mädchen), das in einem sprachlichen (SG), einem sozialwissenschaftlichen (WSG-S) und einem musischen Zweig (MG)[1] zur allgemeinen Hochschulreife führt. Es ist, trotz der langen Geschichte, das jüngste der drei Gymnasien in Landshut und ist benannt nach dem Kloster Seligenthal, das seit Gründung das Gymnasium zusammen mit weiteren Schulen der Schulstiftung Seligenthal betreibt. Seit 2014 zählt es zu den „Fairtrade-Schools“.[2] Die Schülerzahl lag im Schuljahr 2018/2019 bei 808.[3] Zum Schuljahr 2019/2020 haben sich 119 Schüler angemeldet.[4]

Geschichte

Ursprünge

Das Kloster Seligenthal wurde 1232 von Herzogin Ludmilla als Zisterzienserinnenkonvent gegründet und als Grablege der Wittelsbacher bestimmt.

Im Zeitalter der Säkularisation wurde es für das kontemplative Kloster immer schwerer zu bestehen, so dass die Schwestern 1782, als die Bildungssituation für Mädchen noch sehr schlecht war, eine Mädchenschule eröffneten, um ihre Nützlichkeit für das Gemeinwesen zu beweisen. Diese Schule wurde von den Nonnen auch nach Aufhebung des Klosters im Jahr 1803 bis 1820 weitergeführt und als König Ludwig I 1835 die Wiedereröffnung des Klosters gestattete (fünf Schwestern lebten noch), geschah das mit der Verpflichtung, sich auch weiterhin um die „Erziehung der weiblichen Jugend“ Landshuts zu kümmern. Darum gilt die Mädchenerziehung heute als zweiter Stiftungszweck des Klosters Seligenthal[5] und so wurden z. B. auch die Zeiten der Chorgebete an diese für Zisterzienser ungewöhnliche Aufgabe angepasst.[6]

Aus diesen Ursprüngen entwickelten sich bis heute die pädagogischen Einrichtungen des Schulzentrums Seligenthal, so auch die höheren Schulen: Die Trivialschule wurde weiterentwickelt zur Höheren-Töchterschule, dann kamen das Lyzeum und auch eine Grundschule hinzu, gleichzeitig wurde aus der Lehrerinnenbildungsanstalt schließlich die Fachakademie für Sozialpädagogik.[7] Die Anzahl der Schülerinnen wuchs dabei, nur mit Unterbrechungen 1820–1835 und 1938–1945, von etwa 100 im Jahr 1780 bis auf 1750 im Jahr 1982.[8]

Entwicklung der Höheren Schulen

Die Entwicklung der Höheren Mädchenschulen Seligenthals ist, wie die übrige Schullandschaft Bayerns in dieser Zeit, geprägt von Diversität, Umwandlungen und Umbenennungen von Schultypen, Schuldauern und Fremdsprachenfolgen.[9][10]

1838 wurde das „Erziehungsinstitut Seligenthal in Landshut“ für Pensionärinnen von 6–16 Jahren eröffnet, ab 1873 sind auch Halbpensionärinnen nachgewiesen. Die ersten gedruckten Jahresberichte wurden 1885 herausgegeben, dort wird die Schule zum ersten Mal als „Höhere Töchterschule“ bezeichnet. Ab 1911 wird sie in eine sechsklassige „Höhere Mädchenschule“ mit der Pflichtfremdsprache Französisch umgewandelt und ab 1925 in ein „Mädchenlyceum“ mit den Pflichtfremdsprachen Englisch und Französisch.

Im Zuge der Aufhebung aller Klosterschulen durch die Nationalsozialisten wurde die Schule 1938 an die Stadt Landshut übergeben, doch bereits 1945 als achtklassige Oberschule wieder zurückgegeben. Dabei bestanden zunächst nur die Klassen 5–8, ein Jahr später wurden die Klassen 9–12 eröffnet und die Schule in „Oberrealschule“ umbenannt und wiederum ein Jahr später das erste Abitur geschrieben. Die Oberrealschule bot sowohl einen sprachlichen als auch einen mathematisch-naturwissenschaftlichen Zweig an. Gleichzeitig hatten sich die Ausbildungseinrichtungen für Lehrerinnen seit 1838 weiterentwickelt und 1949 wurden sie in eine siebenjährige „Oberrealschule in Kurzform“ überführt, die zusätzlich zur regulären Oberrealschule bestand. 1951 wurde die Ausbildung aller höherer Schulen auf neun Jahre verlängert und der sprachliche Zweig der Oberrealschule wurde gleichzeitig in ein „Mädchenrealgymnasium“ mit der Fremdsprachenfolge Englisch, Latein, Französisch umgewandelt, 1954 wurde die Oberschule in Kurzform in „Deutsches Gymnasium“ umbenannt.

Ab 1965 wird die Oberrealschule abgebaut und das „Sozialwissenschaftliche Gymnasium“ aufgebaut. Die neue Bezeichnung der Schule lautet „Neusprachliches, Musisches (in Kurzform) und Sozialwissenschaftliches Gymnasium der Cistercienserinnen“, doch wird auch das Musische Gymnasium ab 1968 abgebaut. Aufgeschlossen gegenüber neuen Unterrichtskonzepten nahm Seligenthal ab 1970 am Schulversuch Kollegstufe teil, die später in ganz Bayern eingeführt wurde. Mit dem Schuljahr 2008/09 wurde wieder ein Musisches Gymnasium eingeführt. Seit dem Schuljahr 2009/10 ist das Gymnasium auch für Jungen geöffnet.

Seit 2011 läuft die Generalsanierung des Gymnasiums im Kloster Seligenthal. Diese wird vom Regierungsbezirk Niederbayern mit insgesamt 200.000 Euro bezuschusst.[11]

Finanzierung

Die Trägerschaft ging 2000 vom Kloster Seligenthal auf die Schulstiftung Seligenthal über, die durch die Erträge des Stiftungsvermögens den Bestand u. a. des Gymnasiums Seligenthal sichern soll. Wie für alle staatlich anerkannten Privatschulen zahlt der Freistaat Bayern für Schüler ein „staatliches Schulgeld“, das die Kosten jedoch nicht deckt. Zusätzlich müssen die Eltern Schulgeld entrichten (40 €/Monat, für das Musische Gymnasium 50 €/Monat).

Für die Nutzung des landkreiseseigenen Schulgebäudes in der Seligenthaler Straße gewährte der Landkreis Landshut 2014 der Schulstiftung Seligenthal einen monatlichen Zuschuss in Höhe von 8888,55 €.[12] Im Schuljahr 2015/2016 belief sich der Betriebskostenzuschuß auf 460.260 € (2014: 451.300 €) für die insgesamt 442 Landkreiskinder (1. Oktober 2013: 491) auf dem Gymnasium sowie die 159 (153) Landkreiskinder in der Wirtschaftsschule.[12][13] Dieser errechnet sich jeweils aus 80 Prozent Gastschulbeitrages von 825 € für Gymnasiasten und 1325 € Wirtschaftsschüler.[13]

Seit 2001 existiert ein Schulförderverein, der Mittel für besondere Zwecke z. B. Schulsozialarbeit, Ausstattung der Schule (z. B. Lehrmaterial, Computer u. Ä.) und Zuschüsse zu schulischen Veranstaltungen bereitstellt.

Ausbildungsrichtungen

Die Erziehung wird besonders vom christlichen Menschenbild und Grundhaltung geprägt. Zum Schulbild gehören ganzheitliche Erziehung, die Vermittlung fundierten Wissens, das Entdecken und Fördern kreativer Talente in Musik, Sport und Kunst sowie die Stärkung sozialer Kompetenzen um die Jugendlichen zu befähigen, ihre individuellen Persönlichkeiten zu entfalten und selbstbewusst ihre Verantwortung in der Gesellschaft zu übernehmen und ihr Leben erfüllt zu gestalten.

Ab dem Schuljahr 2009/2010 öffnete sich das Gymnasium für Buben. Die Schule bietet drei Ausbildungsrichtungen koedukativ an:

  • Sprachliches Gymnasium (SG) mit der Sprachenfolge Englisch, Latein und Französisch,
  • Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Gymnasium (WSG-S) mit sozialwissenschaftlichem Profil mit der Sprachenfolge Englisch und Französisch oder Latein, u. a. mit mehrwöchigem sozialpflegerischem Praktikum,
  • Musisches Gymnasium (MG) mit Musik als Hauptfach/Vorrückfach und der Sprachenfolge Englisch, Latein. Das Erlernen eines Instruments ab der 5. Klasse ist verpflichtend.

Im sprachlichen wie auch im sozialwissenschaftlichen Zweig ist in der Unterstufe die Wahl folgender Schwerpunkte möglich: Chor oder Fußball. Über alle Zweige als Wahlfach belegbar ist Dramatisches Gestalten/Theater.[14] Die Zweige MG und WSG-S gibt es bezogen auf die Landshut Stadt und dem Landkreis Landshut ausschließlich am Gymnasium Seligenthal. Als spätbeginnende Fremdsprache wird Zweig übergreifend ab der zehnten Klasse Spanisch angeboten. In Wahlkursen können zudem Kenntnisse in Italienisch und Chinesisch erworben werden. Allen Schülern der Unter- und Mittelstufe steht die Teilnahme an der offenen Ganztagsbetreuung (Tagesheim) offen.[15] Das Angebot umfasst neben dem Mittagessen eine individuelle Freizeitgestaltung und eine Hausaufgabenbetreuung.

Schulleben

Es gibt eine Schülerzeitung, diese nennt sich „Pieper Magazin“.[16]

Im Schuljahr 2013/2014 kamen mit 491 Schülern 55 Prozent aus dem Landkreis Landshut.[12] Im Schuljahr 2015/2016 waren dies 442 Schüler, was einem Anteil von 52 Prozent entspricht.[13]

Entwicklung der Schülerzahlen[17]

Schuljahr Anzahl der Schüler
2003/2004 828
2004/2005 830
2005/2006 855
2006/2007 875
2007/2008 884
2008/2009 877
2009/2010 923
2010/2011 994
2011/2012 912[3]
2012/2013 912[3]
2013/2014 881[3]
2014/2015 869[3]
2015/2016 858[3]
2016/2017 901[3]
2017/2018 861[3]
2018/2019 808[3]

Wegen der gestiegenen Anmeldezahlen startet man fünfzügig ins Schuljahr 2016/2017.[18]

Entwicklung der Anmeldezahlen

Schuljahr Anzahl der Schüler
2014/2015 106[19]
2015/2016 83[20]
2016/2017 98[21]
2017/2018 104[21]
2018/2019 104[22]
2019/2020 119[4]

Entwicklung der Abiturientenzahlen

Schuljahr Anzahl der Schüler
2013/2014 87[23]
2016/2017 106[24]

Schlossen das Gymnasium Seligenthal bisher nur Abiturientinnen ab, gab es erstmals zum Schuljahr 2016/2017 auch Abiturienten.[24]

Als Leuchtturmprojekt der Bildungsregion Landshut gibt es seit September 2015[25] den Brückenkurs mit Deutsch als Zweitsprache (DaZ), an dem derzeit 37 Schüler aus 16 Ländern teilnehmen.[26]

Schüleraustausch

Schulpartnerschaften und regelmäßiger Schüleraustausch bestehen mit

Auszeichnungen

Am 19. November 2014 wurden das Gymnasium und die Wirtschaftsschule Seligenthal von Fairtrade Deutschland als „Fairtrade-School“ ausgezeichnet. Besonders gewürdigt wurde der Eine-Welt-Kiosk, der im Rahmen eines Wahlfaches geführt wird.[2]

Im Februar 2016 hat die Schülerzeitung den zweiten Platz beim Schülerzeitungswettbewerb belegt und wurde mit dem Sonderpreis „EinSatz für eine bessere Gesellschaft“ bedacht, der vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend ausgelobt worden war.[16]

Bekannte ehemalige Schülerinnen

Bekannte (ehemalige) Lehrer

  • M. Assumpta Schenkl (1924–2009), Lehrerin für Deutsch und Latein 1962–1992, Kollegstufenbetreuerin 1976–1985

Literatur

  • Dr. Franz Niehoff: seligenthal.de: anders leben seit 1232. In: Isar-Post. Auflage: 1 (11. April 2008), ISBN 978-3-924943-57-8.
  • Barbara Köhler: Mädchenbildung im Kloster der Zisterzienserinnen in Seligenthal. 2005 (gedruckt; Sammelwerksbeitrag)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Gymnasium der Schulstiftung Seligenthal Landshut in der Schuldatenbank des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus, abgerufen am 5. Juli 2021.
  2. a b Landshuter Zeitung: Traum einer gerechteren Welt, 25. November 2014.
  3. a b c d e f g h i Gymnasium Seligenthal. In: www.landshut.de. Stadt Landshut, archiviert vom Original am 8. Dezember 2015; abgerufen am 16. September 2019.  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.landshut.de
  4. a b Landshuter Zeitung: Trend: weniger Schüler – aber nicht überall. 3. Juni 2019.
  5. Landshuter Zeitung: Weiter sehen – Zukunftsort Seligenthal in Landshut (I): Vom seligen Tal aus strömen heute kundige Frauen in die Welt. 23. Januar 2009.
  6. Max Tewes: Von der städtischen Abtei zum Schulkloster – Anmerkungen zur Seligenthaler Wirtschaftsgeschichte. Vortrag, 26. April 2008.
  7. Im Interview: Äbtissin M. Petra Articus von der Zisterzienserinnen-Abtei Seligenthal. Archiviert vom Original; abgerufen am 5. Juli 2021.
  8. Jahresbericht 81/82 Landshut-Seligenthal – 750 Jahre Kloster, 200 Jahre Schule. Cistercienserinnenabtei Seligenthal, S. 77.
  9. Jahresbericht 81/82 Landshut-Seligenthal – 750 Jahre Kloster, 200 Jahre Schule. Cistercienserinnenabtei Seligenthal, S. 75 f.
  10. Seligenthal 1838/1988–150 Jahre Höhere Schulen für Mädchen. (Jahresbericht 1987/88), Cistercienserinnenabtei Seligenthal, S. 3–5.
  11. Landshuter Zeitung: Von Denkmalpflege bis Jugendkultur, 7. März 2016.
  12. a b c Landshuter Zeitung: Landkreis unterstützt kirchliche Schulen. 21. Februar 2015.
  13. a b c Landshuter Zeitung: Kirchliche Schulen erhalten 824260 Euro. 10. Juni 2016.
  14. Landshuter Zeitung: Eine Schule stellt sich vor, 14. April 2016.
  15. Landshuter Zeitung: Tag der offenen Tür im Gymnasium Seligenthal, 6. April 2016.
  16. a b Landshuter Zeitung: Seligenthal gewinnt Schülerzeitungspreis. 20. Februar 2016.
  17. Stadt Landshut: Statistischer Jahresbericht (Memento des Originals vom 8. Dezember 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.landshut.de. Online auf www.landshut.de. Abgerufen am 27. November 2015.
  18. Landshuter Zeitung: Gymnasien in der Region sind gewappnet. 2. Juni 2016.
  19. Landshuter Zeitung: Direktoren können mit Anmeldezahlen leben. 17. Mai 2014.
  20. Landshuter Zeitung: HLG in Schülergunst weiter vorne. 19. Mai 2015.
  21. a b Landshuter Zeitung: Ansturm auf Gymnasien hält unvermindert an. 23. Mai 2017.
  22. Landshuter Zeitung: Gymnasien legen zu. 18. Mai 2018.
  23. Landshuter Zeitung: Mit dem Geist behutsam umgehen – 87 Abiturientinnen sagen „Servus, Seligenthal“, 30. Juni 2014.
  24. a b Landshuter Zeitung: „Ein wahrlich historischer Jahrgang“. 3. Juli 2017.
  25. Landshuter Zeitung: Ein Bildungsbericht ist nicht zu schultern, 18. März 2016.
  26. Landshuter Zeitung: Der Zuspruch ist überwältigend, 17. März 2016.
  27. Jahresbrief Seligenthal 1990. Cistercienserinnen-Abtei Seligenthal