„Willensnation“ – Versionsunterschied

[ungesichtete Version][ungesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Mannerheim (Diskussion | Beiträge)
KKeine Bearbeitungszusammenfassung
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 1: Zeile 1:
Als '''Willensnation''' kann ein [[Staat]] bezeichnet werden, deren ansässige Bürger zwar
Als '''Willensnation''' (auch '''Staatsnation''') ist ein [[Staat]] im Sinne einer gewollten Gemeinschaft von ansässigen Bürgern unterschiedlicher ethnischer Herkunft zu bezeichnen. Das verbindende „Zusammengehörigkeits- und Identitätsgefühl” ([[Gemeinschaftsgefühl]]) hat sich dabei nach sozialpsychologischen Gesichtspunkten entwickelt. Es ist somit kein Indiz für ein [[Volk]], das durch gemeinsame Sprache und Kultur miteinander verbunden ist. In einer ''Willensnation'' leben zwar ethnisch verschiedene einheimische Volksgruppen, die sich aber dem gemeinsamen Staatswesen, dem [[Vielvölkerstaat]], zugehörig fühlen.
unterschiedlicher ethnischer Herkunft sind, die aber über ein verbindendes „Zusammengehörigkeits- und Identitätsgefühl” ([[Gemeinschaftsgefühl]]) verfügen, das sich nach sozialpsychologischen Gesichtspunkten entwickelt hat. Es ist somit kein Indiz für ein [[Volk]], das durch gemeinsame Sprache und Kultur miteinander verbunden ist. In einer ''Willensnation'' leben zwar ethnisch verschiedene einheimische Volksgruppen, die sich aber dem gemeinsamen Staatswesen, dem [[Vielvölkerstaat]], in besonderer Weise zugehörig fühlen.


Dagegen bezeichnen sich typische [[Immigration|Einwanderer]]<nowiki></nowiki>staaten wie [[Kanada]] oder die [[Vereinigte Staaten|USA]] usw. als „[[Nation]]en”, obgleich sie die Voraussetzungen für den Begriff einer ''Nation'' nicht erfüllen, sondern auch hier steht die Bezeichnung für „Willensnationen bzw. Willensgemeinschaften”. Auch diese Staaten sind nicht durch ethnische Gemeinsamkeit ihrer Bürger geprägt, sondern sehen ihre Daseinsberechtigung allein aus dem Willen der Bürger nach einem gemeinsamen Staatswesen.
Dagegen bezeichnen sich typische [[Immigration|Einwanderer]]<nowiki></nowiki>staaten wie [[Kanada]] oder die [[Vereinigte Staaten|USA]] usw. als „[[Nation]]en”, obgleich sie die Voraussetzungen für den Begriff einer ''Nation'' nicht erfüllen, sondern auch hier steht die Bezeichnung für „Willensnationen bzw. Willensgemeinschaften”. Auch diese Staaten sind nicht durch ethnische Gemeinsamkeit ihrer Bürger geprägt, sondern sehen ihre Daseinsberechtigung allein aus dem Willen der Bürger nach einem gemeinsamen Staatswesen.


Die ethnische [[Inhomogenität]] spielt für den Begriff der ''Staatsnation'' eine untergeordnete Rolle. Das Konzept der Staatsnation wurde – zumindest auch in der Rückschau – auf die Ereignisse der [[Französische Revolution|Französischen Revolution]] für [[Frankreich]] entwickelt.<ref>vgl. Ernest Renan, ''Qu’est-ce qu’une nation?''</ref> Frankreich gilt daher als Musterbeispiel einer Staatsnation ([[Französische Sprache|franz.]] ''État-nation''), obwohl bereits 1789 die ethnische Integration in Frankreich weit fortgeschritten war.
Die Verwendung der Bezeichnung ''Nation'' besitzt hier eher psychologischen Charakter, denn damit sollen die unterschiedlichen Ethnien ein Gemeinschafts- und ein „[[Wir-Gefühl]]” für den Staat entwickeln und somit gegenteilige Kräfte bändigen und damit den Fortbestand des Staates garantieren.
Die Verwendung der Bezeichnung ''Nation'' besitzt hier eher psychologischen Charakter, denn damit sollen die unterschiedlichen Ethnien ein Gemeinschafts- und ein „[[Wir-Gefühl]]” für den Staat entwickeln und somit gegenteilige Kräfte bändigen und damit den Fortbestand des Staates garantieren.


Zeile 9: Zeile 9:
einer [[Ethnie|ethnischen Gemeinschaft]] von Menschen, die sich durch Sprach- und Kulturgemeinschaft auszeichnet, aber nicht unbedingt vor Staatsgrenzen haltmacht, sondern an kulturellen Eigenarten der Bevölkerungsteile, gebunden ist und von relevanten Faktoren wie Sprache, kulturgeographischen Ähnlichkeiten, gemeinsamer Kunst- und Geistesgeschichte usw. bestimmt wird.
einer [[Ethnie|ethnischen Gemeinschaft]] von Menschen, die sich durch Sprach- und Kulturgemeinschaft auszeichnet, aber nicht unbedingt vor Staatsgrenzen haltmacht, sondern an kulturellen Eigenarten der Bevölkerungsteile, gebunden ist und von relevanten Faktoren wie Sprache, kulturgeographischen Ähnlichkeiten, gemeinsamer Kunst- und Geistesgeschichte usw. bestimmt wird.


In der [[Schweiz]] wird der Begriff „Willensnation“ benutzt, um damit die Verbundenheit aller ansässigen Schweizer Bürger auszudrücken, obgleich die Schweizer verschiedenen sprachlichen, konfessionellen und kulturellen Gruppen zugeordnet werden können.
In der [[Schweiz]] wird der Begriff „Willensnation“ benutzt, um damit die Verbundenheit aller ansässigen Schweizer Bürger auszudrücken, obgleich die Schweizer verschiedenen sprachlichen, konfessionellen und kulturellen Gruppen zugeordnet werden können.

In [[Österreich]] wird manchmal der Begriff „Willensnation“ benutzt, auch um damit die östrreichische Verbundenheit aller ansässigen Bürger auszudrücken, obgleich die Österreicher zu fast 90% einer gemeinsamen sprachlichen (deutschen), konfessionellen und kulturellen Gruppe zugeordnet werden können.


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Version vom 1. Dezember 2007, 22:22 Uhr

Als Willensnation kann ein Staat bezeichnet werden, deren ansässige Bürger zwar unterschiedlicher ethnischer Herkunft sind, die aber über ein verbindendes „Zusammengehörigkeits- und Identitätsgefühl” (Gemeinschaftsgefühl) verfügen, das sich nach sozialpsychologischen Gesichtspunkten entwickelt hat. Es ist somit kein Indiz für ein Volk, das durch gemeinsame Sprache und Kultur miteinander verbunden ist. In einer Willensnation leben zwar ethnisch verschiedene einheimische Volksgruppen, die sich aber dem gemeinsamen Staatswesen, dem Vielvölkerstaat, in besonderer Weise zugehörig fühlen.

Dagegen bezeichnen sich typische Einwandererstaaten wie Kanada oder die USA usw. als „Nationen”, obgleich sie die Voraussetzungen für den Begriff einer Nation nicht erfüllen, sondern auch hier steht die Bezeichnung für „Willensnationen bzw. Willensgemeinschaften”. Auch diese Staaten sind nicht durch ethnische Gemeinsamkeit ihrer Bürger geprägt, sondern sehen ihre Daseinsberechtigung allein aus dem Willen der Bürger nach einem gemeinsamen Staatswesen.

Die Verwendung der Bezeichnung Nation besitzt hier eher psychologischen Charakter, denn damit sollen die unterschiedlichen Ethnien ein Gemeinschafts- und ein „Wir-Gefühl” für den Staat entwickeln und somit gegenteilige Kräfte bändigen und damit den Fortbestand des Staates garantieren.

Die Willensnation steht im Gegensatz zur Kulturnation, der eigentlichen Nation, also einer ethnischen Gemeinschaft von Menschen, die sich durch Sprach- und Kulturgemeinschaft auszeichnet, aber nicht unbedingt vor Staatsgrenzen haltmacht, sondern an kulturellen Eigenarten der Bevölkerungsteile, gebunden ist und von relevanten Faktoren wie Sprache, kulturgeographischen Ähnlichkeiten, gemeinsamer Kunst- und Geistesgeschichte usw. bestimmt wird.

In der Schweiz wird der Begriff „Willensnation“ benutzt, um damit die Verbundenheit aller ansässigen Schweizer Bürger auszudrücken, obgleich die Schweizer verschiedenen sprachlichen, konfessionellen und kulturellen Gruppen zugeordnet werden können.

In Österreich wird manchmal der Begriff „Willensnation“ benutzt, auch um damit die östrreichische Verbundenheit aller ansässigen Bürger auszudrücken, obgleich die Österreicher zu fast 90% einer gemeinsamen sprachlichen (deutschen), konfessionellen und kulturellen Gruppe zugeordnet werden können.

Einzelnachweise