„Werner Jörg Lüddecke“ – Versionsunterschied

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'''Werner Jörg Lüddecke''' (* [[10. Juni]] [[1912]] in [[Hannover]]; [[8. Mai]] [[1986]] in [[Ascona]]) war ein [[Deutschland|deutscher]] [[Schriftsteller]] und [[Drehbuchautor]].
'''Werner Jörg Lüddecke''' (geboren [[10. Juni]] [[1912]] in [[Hannover]];<ref name="Nichtarisch?">Daniel Uziel: ''PK Organization to 1942'', in ders.: ''The Propaganda Warriors. The Wehrmacht and the Consolidation of the German Home Front'', Oxford; Bern; Berlin; Bruxelles; Frankfurt am Main; New York, NY; Wien: Lang, 2008, ISBN 978-3-03911-532-7, S. 106ff.; hier: S. 131; [https://books.google.de/books?id=1pKnPzrPD7sC&pg=PA131 Vorschau] über Google-Bücher</ref> gestorben [[8. Mai]] [[1986]] in [[Ascona]]) war ein [[Deutschland|deutscher]] [[Schriftsteller]] und [[Drehbuchautor]].


== Leben ==
== Leben ==
Zur [[Zeit des Nationalsozialismus]] galt Werner Jörg Lüddecke [[Propaganda]]-Spezialist. Anfang des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] lebte er in [[Kassel]], wo er als Schriftsteller arbeitete. Am 1. Februar 1940 wurde er von der [[Wehrmacht]] eingezogen und am 9. April 1940 - zeitgleich mit der [[Unternehmen Weserübung|Invasion in Norwegen]] - als Presse- und [[Propaganda]]-Reporter zur [[Kriegsmarine]] abkommandiert. Er wurde der „MPK West“ zugeordnet und auf Spezialmission nach [[Trondheim]] geschickt, um die Berichte der Presse und die Radiosendungen entsprechend dem Verlauf der deutschen Besatzung zu kontrollieren. In der Folge erhielt er als [[Sonderführer]] eine Stellung ähnlich dem Rang eines [[Offizier]]s und wurde „Fachprüfer Wort“.<ref name="Nichtarisch?" />

Im September 1941 wurde Lüddecke auf eine Spezialmission an Bord des Blockade-Brechers [[Rio Grande (Schiff, 1939)|Rio Grande]] nach [[Japan]] gesandt; auf dieser Mission verblieb er bis Ende Juni 1942.<ref name="Nichtarisch?" />

Im August 1942 wurde er auf eine Schulung als [[Reserveoffizier]] geschickt, um ihm den Offiziersrang zu verleihen. Dabei fanden die Trainings-Inspektoren jedoch heraus, dass er ein „Nicht-[[Arier]]“ war, ein sogenannter „[[Jüdischer Mischling|Mischling zweiten Grades]]“, zu 25 Prozent [[Jude]]. Obwohl Lüddecke zuvor erklärt hatte, dass er nur „arische“ Vorfahren gehabt habe, hatten die Inspektoren herausgefunden, dass sein Großvater mütterlicherseits als Jude geboren worden und später [[Konversion (Religion)|konvertiert]] war. Möglicherweise hatte Lüddecke das nicht gewusst - seine Offiziersschulung und sein Rang als Sonderführer wurde jedoch sofort gestrichen. Am 3. September 1942 wurde ihm befohlen, der „PEA“ Bericht zu erstatten. Obwohl er seine Aufgabe innerhalb der Propaganda-Truppen schon verloren hatte, bescheinigte ihm seine Einheit einen für seinen geleisteten „Kampfdienst“ begünstigenden Bericht, der [[Adolf Hitler]] zur Entscheidung vorgelegt werden sollte. Ungeklärt ist der weitere Fortgang des Falles; geklärt ist sein Überleben und die Fortführung seiner Karriere als Schriftsteller in der [[Schweiz]],<ref name="Nichtarisch?" />


Lüddecke arbeitete als Reporter und Zeitungsredakteur in Kassel und Dresden sowie als [[Verlagslektor|Lektor]] in Berlin. Nach Kriegsdienst und Gefangenschaft wurde er Autor und Redakteur beim [[Nordwestdeutscher Rundfunk|NWDR]]. Er schrieb ab 1943 zahlreiche Romane, darunter ''Morituri'', der 1963 verfilmt wurde, sowie zwei Hörspiele.
Lüddecke arbeitete als Reporter und Zeitungsredakteur in Kassel und Dresden sowie als [[Verlagslektor|Lektor]] in Berlin. Nach Kriegsdienst und Gefangenschaft wurde er Autor und Redakteur beim [[Nordwestdeutscher Rundfunk|NWDR]]. Er schrieb ab 1943 zahlreiche Romane, darunter ''Morituri'', der 1963 verfilmt wurde, sowie zwei Hörspiele.
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* [http://www.krimilexikon.de/lueddeck.htm Werner Jörg Lüddecke bei krimilexikon.de]
* [http://www.krimilexikon.de/lueddeck.htm Werner Jörg Lüddecke bei krimilexikon.de]
* [http://www.geschichte-projekte-hannover.de/filmundgeschichte/niedersaechsische_filmgeschichte/filmschaffende/l/luddecke-werner-jorg.html Biografie mit Foto]
* [http://www.geschichte-projekte-hannover.de/filmundgeschichte/niedersaechsische_filmgeschichte/filmschaffende/l/luddecke-werner-jorg.html Biografie mit Foto]

== Einzelnachweise ==
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Version vom 6. März 2023, 23:24 Uhr

Werner Jörg Lüddecke (geboren 10. Juni 1912 in Hannover;[1] gestorben 8. Mai 1986 in Ascona) war ein deutscher Schriftsteller und Drehbuchautor.

Leben

Zur Zeit des Nationalsozialismus galt Werner Jörg Lüddecke Propaganda-Spezialist. Anfang des Zweiten Weltkrieges lebte er in Kassel, wo er als Schriftsteller arbeitete. Am 1. Februar 1940 wurde er von der Wehrmacht eingezogen und am 9. April 1940 - zeitgleich mit der Invasion in Norwegen - als Presse- und Propaganda-Reporter zur Kriegsmarine abkommandiert. Er wurde der „MPK West“ zugeordnet und auf Spezialmission nach Trondheim geschickt, um die Berichte der Presse und die Radiosendungen entsprechend dem Verlauf der deutschen Besatzung zu kontrollieren. In der Folge erhielt er als Sonderführer eine Stellung ähnlich dem Rang eines Offiziers und wurde „Fachprüfer Wort“.[1]

Im September 1941 wurde Lüddecke auf eine Spezialmission an Bord des Blockade-Brechers Rio Grande nach Japan gesandt; auf dieser Mission verblieb er bis Ende Juni 1942.[1]

Im August 1942 wurde er auf eine Schulung als Reserveoffizier geschickt, um ihm den Offiziersrang zu verleihen. Dabei fanden die Trainings-Inspektoren jedoch heraus, dass er ein „Nicht-Arier“ war, ein sogenannter „Mischling zweiten Grades“, zu 25 Prozent Jude. Obwohl Lüddecke zuvor erklärt hatte, dass er nur „arische“ Vorfahren gehabt habe, hatten die Inspektoren herausgefunden, dass sein Großvater mütterlicherseits als Jude geboren worden und später konvertiert war. Möglicherweise hatte Lüddecke das nicht gewusst - seine Offiziersschulung und sein Rang als Sonderführer wurde jedoch sofort gestrichen. Am 3. September 1942 wurde ihm befohlen, der „PEA“ Bericht zu erstatten. Obwohl er seine Aufgabe innerhalb der Propaganda-Truppen schon verloren hatte, bescheinigte ihm seine Einheit einen für seinen geleisteten „Kampfdienst“ begünstigenden Bericht, der Adolf Hitler zur Entscheidung vorgelegt werden sollte. Ungeklärt ist der weitere Fortgang des Falles; geklärt ist sein Überleben und die Fortführung seiner Karriere als Schriftsteller in der Schweiz,[1]

Lüddecke arbeitete als Reporter und Zeitungsredakteur in Kassel und Dresden sowie als Lektor in Berlin. Nach Kriegsdienst und Gefangenschaft wurde er Autor und Redakteur beim NWDR. Er schrieb ab 1943 zahlreiche Romane, darunter Morituri, der 1963 verfilmt wurde, sowie zwei Hörspiele.

Zusammen mit Wolfgang Staudte lieferte er 1951 den Entwurf zu der Literaturverfilmung Das Beil von Wandsbek und verfasste ab 1953 Filmdrehbücher. Seine Drehbücher zu den während des Nationalsozialismus spielenden Produktionen Der 20. Juli (1955) und Nachts, wenn der Teufel kam (1957) brachten ihm jeweils einen Bundesfilmpreis ein.

Auszeichnungen

Werke

  • 1943: Damals am Kap Coross, Roman, Aufwärts Verlag
  • 1947: Schatten, Roman, Hamburg: Mölich
  • 1948: Hokuspokus im Busch, Hannover: Degener
  • 1952: Der Totosieger, Roman, Berlin: Staneck
  • 1961: Der Hund vom anderen Stern, Roman, Ehrenwirth
  • 1963: Morituri, Roman, Hestia Verlag (1965 von Bernhard Wicki verfilmt)
  • 1964: Donnerstag im Morgengrauen, Heyne 1143
  • 1964: Herrenpartie, Filmerzählung, Henschelverlag
  • 1965: Leben und leben lassen, Kriegsroman, Sigbert Mohn, Gütersloh
  • 1970: Blockadebrecher, Köln: Lingen (Neuausgabe von "Morituri")
  • 1971: Kreuzfahrt, kelter 197
  • 1974: Heimsuchung in Florenz, Bastei 14011
  • 1977: Lotos und Asche, Bergisch Gladbach: Bastei-Lübbe
  • 1981: Büffeltage, Bastei 14121
  • 1981: Westfront, Frankfurt am Main: Röderberg
  • 1983: Sardischer Sommer, Bastei 10270

Filmografie

Literatur

  • Rolf Aurich, Susanne Fuhrmann, Pamela Müller (Red.): Lichtspielträume. Kino in Hannover 1896–1991. Katalog zur gleichnamigen Ausstellung im Theater am Aegi vom 6. Oktober bis zum 24. November 1991. Gesellschaft für Filmstudien, Hannover 1991, S. 168f.
  • Kay Weniger: Das große Personenlexikon des Films. Die Schauspieler, Regisseure, Kameraleute, Produzenten, Komponisten, Drehbuchautoren, Filmarchitekten, Ausstatter, Kostümbildner, Cutter, Tontechniker, Maskenbildner und Special Effects Designer des 20. Jahrhunderts. Band 5: L – N. Rudolf Lettinger – Lloyd Nolan. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2001, ISBN 3-89602-340-3, S. 127 f.

Einzelnachweise

  1. a b c d Daniel Uziel: PK Organization to 1942, in ders.: The Propaganda Warriors. The Wehrmacht and the Consolidation of the German Home Front, Oxford; Bern; Berlin; Bruxelles; Frankfurt am Main; New York, NY; Wien: Lang, 2008, ISBN 978-3-03911-532-7, S. 106ff.; hier: S. 131; Vorschau über Google-Bücher