„Thomas von Trattner“ – Versionsunterschied

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Durch Fürsprache von [[Gerard van Swieten]], des Leibarztes der Kaiserin [[Maria Theresia]], wurde Trattner 1752 zum Hofbuchdrucker ernannt. Dieses Amt trat er noch im selben Jahr als Nachfolger seines Lehrherrn Ghelen an. Verbunden mit diesem Amt war das kaiserliche Privileg, alle in Österreich benötigten Schul- und Lehrbücher herstellen zu dürfen. In den nächsten Jahren konnte Trattner seine Firma zu einem "Konzern" ausbauen, da er Papiermühlen, Bleigießereien, Buchbindereien als Filialen im ganzen Kaiserreich aufkaufte oder selbst gründete.
Durch Fürsprache von [[Gerard van Swieten]], des Leibarztes der Kaiserin [[Maria Theresia]], wurde Trattner 1752 zum Hofbuchdrucker ernannt. Dieses Amt trat er noch im selben Jahr als Nachfolger seines Lehrherrn Ghelen an. Verbunden mit diesem Amt war das kaiserliche Privileg, alle in Österreich benötigten Schul- und Lehrbücher herstellen zu dürfen. In den nächsten Jahren konnte Trattner seine Firma zu einem "Konzern" ausbauen, da er Papiermühlen, Bleigießereien, Buchbindereien als Filialen im ganzen Kaiserreich aufkaufte oder selbst gründete.


Schon zuvor hatte Trattner, bedingt durch die politische Lage in den deutschsprachigen Ländern, kostengünstig die Werke deutscher und schweizerischer Schriftsteller, wie [[Johann Wolfgang von Goethe]], [[Friedrich Schiller]], [[Johann Gottfried Herder]], [[Gotthold Ephraim Lessing]], [[Christoph Martin Wieland]] u.a nachgedruckt. Nicht nur dass diese Autoren keinerlei [[Tantiemen]] bekamen, viele dieser Werke wurden von Trattner nach der österreichischen [[Zensur]] "entschärft" und damit z.T. erheblich entstellt. Damit machte sich Trattner besonders in den norddeutschen Gebieten erhebliche Feinde unter den dortigen [[Buchhandel im 18. Jahrhundert|Buchhändlern]] und [[Verleger]]n, die durch Trattners [[Nachdruck]]e deutliche finanzielle Verluste hinnehmen mussten. Zu seinen erbittersten Gegnern gehörte der Leiziger Verleger [[Philipp Erasmus Reich]], der Mitte des [[18. Jahrhundert]]s gegen den Nachdruck seiner und anderer erfolgreichen sächsischen Werke vorging. Im weiteren gehörte Trattner den [[Reichsbuchhändler]]n an, die gegen die Einführung des in [[Leipzig]] durch Reich initierten [[Nettohandel]]s im deutschen Buchwesen des 18. jahrhunderts aktiv vorgingen, indem sie die nun deutlich teureren, aber auch begehrteren Werke der nordddeutschen Verleger nachdruckten und eine neue [[Konditionshandel|Handelsform]] für den Buchhandel forderten.
Schon zuvor hatte Trattner, bedingt durch die politische Lage in den deutschsprachigen Ländern, kostengünstig die Werke deutscher und schweizerischer Schriftsteller, wie [[Johann Wolfgang von Goethe]], [[Friedrich Schiller]], [[Johann Gottfried Herder]], [[Gotthold Ephraim Lessing]], [[Christoph Martin Wieland]] u.a nachgedruckt. Nicht nur dass diese Autoren keinerlei [[Tantiemen]] bekamen, viele dieser Werke wurden von Trattner nach der österreichischen [[Zensur]] "entschärft" und damit z.T. erheblich entstellt. Damit machte sich Trattner besonders in den norddeutschen Gebieten erhebliche Feinde unter den dortigen [[Buchhandel im 18. Jahrhundert|Buchhändlern]] und [[Verleger]]n, die durch Trattners [[Nachdruck (Buch)|Nachdrucke]] deutliche finanzielle Verluste hinnehmen mussten. Zu seinen erbittersten Gegnern gehörte der Leiziger Verleger [[Philipp Erasmus Reich]], der Mitte des [[18. Jahrhundert]]s gegen den Nachdruck seiner und anderer erfolgreichen sächsischen Werke vorging. Im weiteren gehörte Trattner den [[Reichsbuchhändler]]n an, die gegen die Einführung des in [[Leipzig]] durch Reich initierten [[Nettohandel]]s im deutschen Buchwesen des 18. jahrhunderts aktiv vorgingen, indem sie die nun deutlich teureren, aber auch begehrteren Werke der nordddeutschen Verleger nachdruckten und eine neue [[Konditionshandel|Handelsform]] für den Buchhandel forderten.


Kritikern gegenüber verwies Trattner immer auf die spezielle Rechtslage in Österreich, welche ihm den Nachdruck erlaube, bzw. eben nicht unter Strafe stellte.
Kritikern gegenüber verwies Trattner immer auf die spezielle Rechtslage in Österreich, welche ihm den Nachdruck erlaube, bzw. eben nicht unter Strafe stellte.

Version vom 3. Mai 2007, 03:48 Uhr

Johann Thomas von Trattner (* 20. Dezember 1719 in Jormannsdorf im Burgenland (damals Ungarn), † 31. Juli 1798 in Wien) war ein österreichischer Buchdrucker, Buchhändler und Verleger.

Trattner stammte aus einfachen Verhältnissen und war der Sohn eines Landwirtes. Seine Mutter starb bei seiner Geburt, sein Vater verstarb zwei Jahre darauf. Trattner wurde bei Verwandten aufgezogen und lernte in der Schule nur die Grundelemente des Lesens, Schreibens und Rechnens. Nachdem er einige Jahre bei seinen Verwandten auf dem Bauernhof gearbeitet hatte, konnte er mit 16 Jahren 1733 bei einem Buchdrucker in die Lehre gehen.

Auf Empfehlung seines Lehrherrn bekam Trattner sofort nach seiner Lehre 1739 beim Hofbuchdrucker Peter van Ghelen in Wien eine Anstellung als Schriftsetzer. Nach einigen Jahren konnte sich Trattner als Verleger selbstständig machen, indem er 1748 die Druckerei von Johann Jakob Jahn erwarb. Durch sein geschäftliches Geschick hatte er daraus bald ein blühendes Unternehmen gemacht. Durch Dumping-Angebote schaffte es Trattner in den nächsten Jahren, dass der Orden der Jesuiten beinahe alle ihre Lehrbücher und Traktakte bei ihm drucken ließ.

Durch Fürsprache von Gerard van Swieten, des Leibarztes der Kaiserin Maria Theresia, wurde Trattner 1752 zum Hofbuchdrucker ernannt. Dieses Amt trat er noch im selben Jahr als Nachfolger seines Lehrherrn Ghelen an. Verbunden mit diesem Amt war das kaiserliche Privileg, alle in Österreich benötigten Schul- und Lehrbücher herstellen zu dürfen. In den nächsten Jahren konnte Trattner seine Firma zu einem "Konzern" ausbauen, da er Papiermühlen, Bleigießereien, Buchbindereien als Filialen im ganzen Kaiserreich aufkaufte oder selbst gründete.

Schon zuvor hatte Trattner, bedingt durch die politische Lage in den deutschsprachigen Ländern, kostengünstig die Werke deutscher und schweizerischer Schriftsteller, wie Johann Wolfgang von Goethe, Friedrich Schiller, Johann Gottfried Herder, Gotthold Ephraim Lessing, Christoph Martin Wieland u.a nachgedruckt. Nicht nur dass diese Autoren keinerlei Tantiemen bekamen, viele dieser Werke wurden von Trattner nach der österreichischen Zensur "entschärft" und damit z.T. erheblich entstellt. Damit machte sich Trattner besonders in den norddeutschen Gebieten erhebliche Feinde unter den dortigen Buchhändlern und Verlegern, die durch Trattners Nachdrucke deutliche finanzielle Verluste hinnehmen mussten. Zu seinen erbittersten Gegnern gehörte der Leiziger Verleger Philipp Erasmus Reich, der Mitte des 18. Jahrhunderts gegen den Nachdruck seiner und anderer erfolgreichen sächsischen Werke vorging. Im weiteren gehörte Trattner den Reichsbuchhändlern an, die gegen die Einführung des in Leipzig durch Reich initierten Nettohandels im deutschen Buchwesen des 18. jahrhunderts aktiv vorgingen, indem sie die nun deutlich teureren, aber auch begehrteren Werke der nordddeutschen Verleger nachdruckten und eine neue Handelsform für den Buchhandel forderten.

Kritikern gegenüber verwies Trattner immer auf die spezielle Rechtslage in Österreich, welche ihm den Nachdruck erlaube, bzw. eben nicht unter Strafe stellte.

Der Nachdruck eines Werkes ist eben nur eine Sache des Handels (Kauf und Verkauf), also ein ... bloßes Negotium, das keinem braven Drucker verwehrt werden könne.

Darüber hinaus konnte er sich durch seine Privilegien der Protektion des Hofs in Wien sicher sein. Als mit der Zeit auch österreichische Schriftsteller unter diesem Missbrauch zu leiden begannen, ließ Aloys Blumauer auf das Titelblatt seiner Travestirten Aeneide eine Vignette setzen, welche ein Rudel Hunde zeigt, das sich über einen menschlichen Kopf hermacht. Einer der Hunde trägt ein Halsband mit den Buchstaben "T.v.T.". Im Text der "Aeneide" wird das Bild erläutert: die Hunde seien Nachdrucker, die sich an einem Dichterhaupt vergehen.

1764 wurde Trattner in den Reichsritterstand erhoben und nannte sich seitdem Johann Thomas, Edler von Trattner. Im Alter von 80 Jahren starb der Verleger Thomas von Trattner am 31. Juli 1798 in Wien. Trattner war neben Joseph Gerold und Peter van Ghelen einer großen Verleger seiner Zeit in Österreich.

Vignette auf dem Titelblatt von Alois Blumauers "Aeneis", Band 2, 1785

Literatur

  • Cloeter, Hermine: Johann Thomas Trattner. Ein Großunternehmer im Theresianischen Wien. - Graz : Böhlau, 1952
  • Giese, Ursula: Johann Thomas Edler von Trattner. Seine Bedeutung als Buchdrucker, Buchhändler und Herausgeber. - in: Archiv für Geschichte des Buchwesens (AGB) 3(1961), Sp. 1013-1454.
  • Jaklin, Ingeborg : Das österreichische Schulbuch im 18. Jahrhundert. Aus dem Wiener Verlag Trattner und dem Schulbuchverlag. - Wien : Ed. Praesens, 2003. (Buchforschung; 3) - ISBN 3-7069-0213-3
  • Lehmstedt, Mark: Ein Strohm der alles überschwemmet. Dokumente zum Verhältnis von Philipp Erasmus Reich und Johann Thomas von Trattner. Ein Beitrag zur Geschichte des Nachdrucks in Deutschland im 18. Jahrhundert. - in: Bibliothek und Wissenschaft 25(1991) S. 176-267.
  • Wittmann, Reinhard: Geschichte des deutschen Buchhandels. Beck'sche Reihe, München 1991.