„Kluger Hans“ – Versionsunterschied

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== Wissenschaftliche Sensation oder Betrug? ==
== Wissenschaftliche Sensation oder Betrug? ==


Hans beantwortete die Aufgaben seines „Lehrers“ mit dem Klopfen eines Hufes oder durch Nicken/Schütteln des Kopfes. Derart konnte Hans arithmetische Aufgaben lösen, ferner auch buchstabieren und Gegenstände oder Personen abzählen. Von Osten war offenbar von seinem Lehrerberuf und seinen Fähigkeiten dermaßen überzeugt, dass er glaubte, seine pädagogischen Methoden auch auf sein Pferd anwenden zu können. In seinem später veröffentlichten Buch über den Klugen Hans bezeichnete [[Oskar Pfungst]] von Osten als ''„scharfsinnig in der Unterrichtsmethode und doch wieder ohne Verständnis für die elementarsten Formen wissenschaftlicher Untersuchung“.''
Hans beantwortete die Aufgaben seines „Lehrers“ mit dem Klopfen eines Hufes oder durch Nicken/Schütteln des Kopfes. Derart konnte Hans arithmetische Aufgaben lösen, ferner auch buchstabieren und Gegenstände oder Personen abzählen. Von Osten war offenbar von seinem Lehrerberuf und seinen Fähigkeiten dermaßen überzeugt, dass er glaubte, seine pädagogischen Methoden auch auf seine Pferde - vor dem Klugen Hans hatte er schon einen ''Hans I.'' besessen und trainiert - anwenden zu können. In seinem später veröffentlichten Buch über den Klugen Hans bezeichnete [[Oskar Pfungst]] von Osten als ''„scharfsinnig in der Unterrichtsmethode und doch wieder ohne Verständnis für die elementarsten Formen wissenschaftlicher Untersuchung“.''


Schließlich wurde im September [[1904]] tatsächlich eine 13-köpfige wissenschaftliche Kommission unter Leitung von [[Carl Stumpf]], einem Philosophie-Professor und Mitglied der [[Preußische Akademie der Wissenschaften|Preußischen Akademie der Wissenschaften]], aus der deutschen Reichshauptstadt eingesetzt, um dem Phänomen auf den Grund zu kommen.
Schließlich wurde im September [[1904]] tatsächlich eine 13-köpfige wissenschaftliche Kommission unter Leitung von [[Carl Stumpf]], einem Philosophie-Professor und Mitglied der [[Preußische Akademie der Wissenschaften|Preußischen Akademie der Wissenschaften]], aus der deutschen Reichshauptstadt eingesetzt, um dem Phänomen auf den Grund zu kommen.
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== Folgen für den „Klugen Hans“ ==
== Folgen für den „Klugen Hans“ ==


Die Spur des Pferdes, das einst „der Kluge Hans“ genannt wurde, verliert sich auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs.
Nachdem von der Osten 1909 gestorben war, ging der Kluge Hans in den Besitz des Kaufmanns Karl Krall über, der weitere Experimente mit ihm anstellte und auch andere Pferde trainierte. Die ''rechnenden Pferde von Elberfeld'' wurden zum Einsatz im Ersten Weltkrieg herangezogen. Die Spur des schwarzen [[Orlow-Traber|Orlow-Trabers], der einst „der Kluge Hans“ genannt wurde, verliert sich auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==


*[[Zahlenverständnis bei Tieren]]
*[[Zahlenverständnis bei Tieren]]

== Weblinks ==
* [http://www.comnet.ca/~pballan/C2P1.htm Bericht über die Experimente mit dem Klugen Hans und zahlreiche Bilder]


== Literatur ==
== Literatur ==

Version vom 26. Juli 2008, 19:35 Uhr

Vorstellung des Klugen Hans

Der Kluge Hans war ein Pferd, welches angeblich rechnen und zählen konnte. In den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg erregte der Schulmeister und Mathematiklehrer Wilhelm von Osten mit Hans' einzigartigem Können erhebliches Interesse.

Wissenschaftliche Sensation oder Betrug?

Hans beantwortete die Aufgaben seines „Lehrers“ mit dem Klopfen eines Hufes oder durch Nicken/Schütteln des Kopfes. Derart konnte Hans arithmetische Aufgaben lösen, ferner auch buchstabieren und Gegenstände oder Personen abzählen. Von Osten war offenbar von seinem Lehrerberuf und seinen Fähigkeiten dermaßen überzeugt, dass er glaubte, seine pädagogischen Methoden auch auf seine Pferde - vor dem Klugen Hans hatte er schon einen Hans I. besessen und trainiert - anwenden zu können. In seinem später veröffentlichten Buch über den Klugen Hans bezeichnete Oskar Pfungst von Osten als „scharfsinnig in der Unterrichtsmethode und doch wieder ohne Verständnis für die elementarsten Formen wissenschaftlicher Untersuchung“.

Schließlich wurde im September 1904 tatsächlich eine 13-köpfige wissenschaftliche Kommission unter Leitung von Carl Stumpf, einem Philosophie-Professor und Mitglied der Preußischen Akademie der Wissenschaften, aus der deutschen Reichshauptstadt eingesetzt, um dem Phänomen auf den Grund zu kommen.

Natürlich wurde ein Trick oder Betrug seitens des Mathematiklehrers vermutet, das Pferd beantwortete Aufgaben aber auch richtig, wenn ein Fremder die Fragen stellte und von Osten abwesend war.

Endlich löste Oskar Pfungst, der zu dieser Zeit noch Student von Stumpf war, das Rätsel: Hans beherrschte zwar nicht die Mathematik, konnte dafür aber feinste Nuancen in Gesichtsausdruck und Körpersprache seines menschlichen Gegenübers deuten. Unwillkürlich nahmen die Fragesteller vor dem entscheidenden „korrekten“ Hufklopfen des Pferdes eine gespannte Haltung ein, nach der „richtigen Antwort“ drückten sie mit ihrer Körpersprache unbeabsichtigt Signale der Erleichterung aus, die „der Kluge Hans“ in etwa 90 Prozent aller Fälle wahrnahm. Dies funktionierte natürlich nur, wenn der Fragesteller die Antwort auch selbst wusste.

Von Osten war nach Abschluss der Untersuchungen über das Ergebnis sehr aufgebracht. Richtete sich sein Ärger zunächst gegen das Pferd, so gewann es doch schon bald das alte Vertrauen zurück und von Osten erlaubte keinerlei weitere Experimente. Das von ihm aufgebaute Weltbild wurde rasch wiederhergestellt und alle unleugbaren Tatsachen, die diesem widersprachen, wurden ignoriert.

Folgen für die Wissenschaft

Der sogenannte „Kluge-Hans-Effekt“ ging als wichtige Erkenntnis – nicht nur der Tierpsychologie – in die Wissenschaftsgeschichte ein, er verhalf der experimentellen Psychologie zum Durchbruch. Der Effekt kann durch Verwendung des Forschungsdesigns der sogenannten Doppelblindstudie oder von „unaufdringlichen Messungen“ vermieden werden. Auch in die Sozialforschung ist der „Kluge-Hans-Effekt“ als Reaktivität (des Befragten auf Verhalten, Äußeres und unterstellte Werthaltungen des Befragers sowie auf die Situation des Interviews, vgl. Interviewereffekt) eingegangen.

Folgen für den „Klugen Hans“

Nachdem von der Osten 1909 gestorben war, ging der Kluge Hans in den Besitz des Kaufmanns Karl Krall über, der weitere Experimente mit ihm anstellte und auch andere Pferde trainierte. Die rechnenden Pferde von Elberfeld wurden zum Einsatz im Ersten Weltkrieg herangezogen. Die Spur des schwarzen [[Orlow-Traber|Orlow-Trabers], der einst „der Kluge Hans“ genannt wurde, verliert sich auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkriegs.

Siehe auch

Literatur

  • Oskar Pfungst: Der Kluge Hans: Ein Beitrag zur nichtverbalen Kommunikation. Frankfurt am Main, 3. Auflage 1983, Frankfurter Fachbuchhandlung für Psychologie (Neuauflage des Originals von 1907)
  • Helmut E. Lück, Rudolf Miller: Illustrierte Geschichte der Psychologie 2005 Beltz Verlag, Weinheim und Basel
  • Paul Watzlawick: Wie wirklich ist die Wirklichkeit? Wahn, Täuschung, Verstehen, München, 1978

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