„Heidentum“ – Versionsunterschied

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* http://www.das-schwarze-netz.de/ - Nachschlagewerk zum Thema
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Version vom 29. August 2004, 20:51 Uhr

Der Ausdruck Heidentum und der Begriff Heide werden in verschiedenen kultur- und religionsgeschichtlichen Zusammenhängen verwendet. Er kann bezeichnen

Etymologisch wird er der Begriff von germanisch haithio (unbebautes, wildgrünendes Land, Waldgegend, Heide) abgeleitet . Die englische Entsprechung ist heathen oder pagan, von lat. paganus (Bewohner des unbebauten Landes). Da die Landbevölkerung zuletzt vom Christentum erreicht wurde, wurde die Bezeichnung für die Landbevölkerung auch zur Bezeichnung von Nichtchristen. Bereits in der christlichen Antike wurde das Wort paganus in der Bedeutung von Nichtchrist verwendet.

Die Juden unterschieden zwischen dem Volk Israel und den Gojim (Einzahl Goj), was in der Septuaginta mit ΕΘΝΟΣ (ethnos) übersetzt wurde. Gojim war für die Juden mit der Vorstellung von Götzendienst und sittlicher Verdorbenheit verbunden.

Die Griechen hatten die zuerst wertfreie, mit der Zeit abwertender werdende Bezeichnung ΒΑΡΒΑΡΟΣ barbaros für fremde, (nicht unbedingt weniger gebildete) Völker, Barbaros bezieht sich auf die Unverständlichkeit der fremden Sprachen („Bar bar“ entspricht ungefähr dem heutigen „Bla bla“). Aber auch ΕΘΝΟΣ (ethnos, eigentlich: Volk), wurde im Sinn von Ausländer, Nichtgrieche ebenfalls abwertend verwendet.

Im Neuen Testament wird der Begriff ΕΘΝΟΣ (ethnos = Nationen) oft im alttestamentlichen Sinn für Nichtjuden verwendet. Er kann aber auch die neutrale Bedeutung Volk (einschließlich Israel) haben. Bei Apostel Paulus sind damit oft die Anhänger des griechischen und römischen Polytheismus gemeint, in einigen Fällen aber auch zum Christentum bekehrte Nichtjuden. Es wird unterschieden zwischen Judenchristen (zum Christentum bekehrten Juden) und Heidenchristen (zum Christentum bekehrten Anhänger ursprünglicher einheimischer Religionen). Paulus von Tarsus bezeichnet sich als Apostel der Heiden (Nationen) - er ist also beauftragt, Nichtisraeliten zu lehren.

Im Christentum wird das Heidentum außerhalb der eigenen Kultur lokalisiert, als Aberglaube abgetan oder zum Missionsobjekt.

Auch der Islam unterscheidet zwischen den Religionen des Buchs (Christentum und Judentum), denen ein eingeschränktes Wissen und eine gewisse Toleranz zugestanden wird und den Ungläubigen, die zu bekehren und der Herrschaft des Islam zu unterwerfen sind. In der Kultur der islamischen Länder gibt es einige Beispiele von Epochen des friedlichen Zusammenlebens zwischen Angehörigen ganz verschiedener Religionen, die Tür an Tür miteinander lebten.

Für eine Wesensbeschreibung der klassischen Heiden aus ihrem Selbstverständnis heraus scheint die Bezeichnung heute nicht mehr sinnvoll. Zur Selbstbezeichnung wurde der Begriff am Beginn und nochmals am Ende des 20. Jahrhunderts, als im Zuge einer allgemeinen Neubewertung der Natur das Heidentum als Glaubens- und Lebenspraxis wiederentdeckt wurde. Die sogenannten Neuheiden nehmen heidnisches, oftmals animistisches Brauchtum, Rituale, und Traditionen vorchristlicher Kulturen der eigenen Region oder fremder Naturreligionen (Animismus), vor allem der keltischen Überlieferung, unter den Bedingungen heutiger Kultur wieder auf. Sie werden heute noch oft eher der esoterischen Szene (Esoterik) und / oder animistischen Sekten zugeordnet. Allerdings ist seit 1973 heidnische Religion (Asatru) in Island wieder eine staatlich anerkannte Religion. Auch in Norwegen und Dänemark ist Asatru heute offiziell anerkannt.

Während der Zeit des Nationalsozialismus in Deutschland wurde von den Machthabern, insbesondere von Himmler und dessen Frau das (germanische) Heidentum glorifiziert und anti-semitisch verklärt; vorherrschend blieb aber in der NS-Hierarchie eine christliche Ausrichtung und auch heidnische Gruppierungen wurden während der NS-Zeit verfolgt. So urteilte etwa der NS-Chefideologe Alfred Rosenberg über die matriarchalisch/heidnische Philosophie von Ludwig Klages, dies sei „ungefähr das tollste, was sich ein sektiererisches Gehirn auszudenken vermag“ [Alfred Rosenberg: Gestalt und Leben. Halle 1938.]

Die heute übliche Bezeichnung für Weltanschauungen außerhalb der großen Weltreligionen und aufgeklärter Weltanschauungen ist Animismus oder Naturreligion.

Hochfeste

Bestimmte neuheidnische Gruppen in Mitteleuropa haben aus verschiedenen Quellen einen eigenen Festkalender entwickelt. Als Hochfeste (gelegentlich auch Sabbate) werden von ihnen die folgenden hohen Feiertage im Jahreskreis bezeichnet:

Datum (Zirka-Angabe)¹ germanisch keltisch/Wicca Anmerkungen Sonnen-/Mondfest²
27. - 31. Oktober Winternacht Samhain -
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21. - 23. Dezember Jul, Mittwinter keine keltische Entsprechung Wintersonnenwende
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2. - 5. Februar Fasnacht Imbolc, Brigid Ursprung des heutigen Karnevals
Datei:20px-Mondfest.png
19. - 23. März Ostern keine keltische Entsprechung Ursprung des heutigen Osterfests, Frühlings-Tag-und-Nachtgleiche
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um den 1. Mai herum (je nach Vollmondstand) Maifest, Hohen Maien Beltane -
Datei:20px-Mondfest.png
20. - 23. Juni Mittsommer Litha³ traditioneller Termin für das Allþing
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31. Juli - 1. August Leinernte Lammas, Lughnasadh -
Datei:20px-Mondfest.png
20. - 23. September Herbstfest Mabon³ Herbst-Tag-und-Nachtgleiche
Datei:20px-Sonnenfest.png

Legende:
¹) Die Termine richten sich traditionell nach dem Stand von Sonne (Äquinoxen, Sonnenwenden) und Mond (Vollmond) und sind so nie eindeutig an festen Terminen im Jahr festzulegen.
²) Datei:20px-Sonnenfest.png bezeichnet ein Sonnenfest, z.B. an einem Äquinoktikum oder einer Sonnenwende, Datei:20px-Mondfest.png bezeichnet ein Mondfest an einem Vollmondtermin
³) die keltischen Feiertage Litha und Mabon sind nicht unumstritten, da es eigentlich keine überlieferten Hochfeste an Sonnenterminen im keltischen Kalender gab. Nichtsdestotrotz sind diese sowie die ursprünglich germanischen Feste Jul und Ostara in vielen Wiccazirkeln nicht weniger beliebt als die überlieferten Festtermine Samhain, Imbolc, Beltane und Lughnasadh.

Siehe auch

Literatur

  • Robin Lane Fox: Pagans and Christians, New York 1987. Standardwerk. Es beleuchtet das Zusammenwirken des Heidentums und der Christen bis zur konstantinischen Wende im 4. Jahrhundert.
  • Thomas von Aquin: Summe gegen die Heiden (Summa contra gentiles) Lateinisch – Deutsch, hrsg. und übersetzt von Karl Albert und Paulus Engelhardt unter Mitarbeit von Leo Dümpelmann, Sonderausgabe, Darmstadt 2001