„Gymnasium Wasagasse“ – Versionsunterschied
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Das ''Wasagymnasium'' wurde nach Plänen von [[Heinrich von Ferstel]] 1869 bis 1871 an der Adresse Wasagasse 10 (noch im Bereich der Wiener [[Stadterweiterungsfonds|Stadterweiterungszone]]) errichtet und am 16. Oktober 1871 als das ''K. K. Real- und Obergymnasium im | Das ''Wasagymnasium'' wurde nach Plänen von [[Heinrich von Ferstel]] 1869 bis 1871 an der Adresse Wasagasse 10 (noch im Bereich der Wiener [[Stadterweiterungsfonds|Stadterweiterungszone]]) errichtet und am 16. Oktober 1871 als das ''K. K. Real- und Obergymnasium im IX. Bezirke in Wien'' eröffnet. Der Gebäudekomplex, ein Rohziegelbau, umfasst auch ein anschließendes Miethaus. Von 1877 bis 1895 hieß das Gymnasium offiziell ''K. K. Staatsgymnasium im IX. Bezirke Wiens'', ab 1895 ''Maximilians-Gymnasium''. | ||
Es war über Jahrzehnte einer der Sammelpunkte der Söhne des kultivierten jüdischen Bürgertums. Um 1900 waren 70 % der Schüler jüdisch; 1938 waren es 50 %. Mit dem Beginn der [[Österreich in der Zeit des Nationalsozialismus|NS-Herrschaft]] im Jahr 1938 wurde dem ein Ende gesetzt. Ins Gebäude zog die [[Gauleiter|Gauleitung]] von [[Reichsgau Niederdonau|Niederdonau]] ein. (1938 bis 1945 wurden die Schulräumlichkeiten des aufgehobenen [[Schottengymnasium]]s vom Gymnasium Wasagasse verwendet.) Der dritte Stock, in dem Büros untergebracht wurden, wurde erst Jahrzehnte später wieder zu Schulzwecken verwendet: 1938–1945 befanden sich hier Büros der [[NSDAP]], 1945–1953 hatte hier das Zentralkomitee der [[KPÖ]], der Kommunistischen Partei Österreichs, seinen Sitz. (Die KPÖ errichtete für sich später das Gebäude des [[Globus-Verlag]]s.) | Es war über Jahrzehnte einer der Sammelpunkte der Söhne des kultivierten jüdischen Bürgertums. Um 1900 waren 70 % der Schüler jüdisch; 1938 waren es 50 %. Mit dem Beginn der [[Österreich in der Zeit des Nationalsozialismus|NS-Herrschaft]] im Jahr 1938 wurde dem ein Ende gesetzt. Ins Gebäude zog die [[Gauleiter|Gauleitung]] von [[Reichsgau Niederdonau|Niederdonau]] ein. (1938 bis 1945 wurden die Schulräumlichkeiten des aufgehobenen [[Schottengymnasium]]s vom Gymnasium Wasagasse verwendet.) Der dritte Stock, in dem Büros untergebracht wurden, wurde erst Jahrzehnte später wieder zu Schulzwecken verwendet: 1938–1945 befanden sich hier Büros der [[NSDAP]], 1945–1953 hatte hier das Zentralkomitee der [[KPÖ]], der Kommunistischen Partei Österreichs, seinen Sitz. (Die KPÖ errichtete für sich später das Gebäude des [[Globus-Verlag]]s.) | ||
2003 wurde auf Initiative der Lehrerin Renate Mercsanits und ihrer Schüler das Schulprojekt ''Erinnern'' gestartet, um unter anderem die Schicksale ehemaliger jüdischer Schüler zu erforschen. Das Projekt führte unter anderem zu einer Buchveröffentlichung<ref>Renate Mercsanits (Hrsg.): ''Umgeschult. Von der Ausgrenzung und Vertreibung der jüdischen Schüler, Schülerinnen und Lehrer am Wasagymnasium 1938. Projektdokumentation und Erinnerungstexte.'' 193 S., BG Wien 9, Wien 2007</ref><ref>Reinhard Linke: [https://www.tagblatt-wienerzeitung.at/nachrichten/chronik/wien-chronik/263147-Ueber-Nacht-umgeschult-und-vogelfrei.html Über Nacht umgeschult und vogelfrei]. In: ''Wiener Zeitung'' vom 25. Februar 2008, abgerufen am 13. Dezember 2021</ref> und zur Anbringung einer Gedenktafel für die unter dem Nationalsozialismus vertriebenen, verfolgten und ermordeten Schüler und Lehrer der Schule.<ref>[https://www.wien.gv.at/presse/2006/03/22/brandsteidl-bei-gedenktafel-enthuellung-in-der-ahs-wasagasse ''Brandsteidl bei Gedenktafel-Enthüllung in der AHS Wasagasse'']. In: ''Rathauskorrespondenz'' vom 22. März 2006 (abgerufen am 6. Januar 2010).</ref> | |||
2003 wurde auf Initiative der Lehrerin Renate Mercsanits und ihrer Schüler das Schulprojekt ''Erinnern'' gestartet, um unter anderem die Schicksale ehemaliger jüdischer Schüler zu erforschen. | |||
⚫ | Nachdem der langjährige Direktor Michael Sörös zum [[Bildungssystem in Österreich#Schulaufsicht|Landesschulinspektoren]] ernannt worden war, folgte auf ihn als provisorischer Direktor Helmut Langegger.<ref>{{Webarchiv|text=PDF-Elternbrief zum Direktorenwechsel |url=http://www.bg9.at/fileadmin/direktion/elternbriefe/bg9-elternbrief-01.pdf |wayback=20160115173238 }}</ref> Seit dem Schuljahr 2009/10 ist Johannes Bauer Schulleiter. | ||
Im Jahr 2007 prüfte der Stadtschulrat für Wien Vorfälle am Wasagymnasium. Ein Schüler aus der dritten Klasse habe gedroht, eine Schusswaffe in die Schule mitzubringen und quäle Mitschüler. Infolge trat sein Vater, Georg Zakrajsek, Pressesprecher der Österreichischen Notariatskammer, von seiner Funktion zurück. Der Dreizehnjährige lerne von seinem Vater das Schießen. Kurz nach diesem Vorfall wechselte der Schüler die Schule.<ref>[http://www.diepresse.com/home/panorama/oesterreich/342885/Privatfehde-um-Waffe-an-Wiener-Schule Vorfälle am Wasagymnasium I – Diepresse.com]</ref><ref>[http://diepresse.com/home/panorama/oesterreich/343536/Wasagymnasium_WaffenLobbyist-legt-Kammerjob-zurueck?from=suche.intern.portal Vorfälle am Wasagymnasium II – Diepresse.com]</ref> | |||
⚫ | Nachdem der langjährige Direktor Michael Sörös zum [[Bildungssystem in Österreich#Schulaufsicht|Landesschulinspektoren]] ernannt worden war, folgte auf ihn als provisorischer Direktor Helmut Langegger.<ref> | ||
== Bekannte Schüler == | == Bekannte Schüler == | ||
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* [[Carl Junker (Historiker)]] (1864–1928), Journalist | * [[Carl Junker (Historiker)]] (1864–1928), Journalist | ||
* [[Fritz Kalmar]] (1911–2008), Autor, Bühnenkünstler | * [[Fritz Kalmar]] (1911–2008), Autor, Bühnenkünstler | ||
* [[Felix Kammerer]] (* 1995), Film- und Theaterschauspieler | |||
* [[Erich Kleiber]] (1890–1956), Dirigent | * [[Erich Kleiber]] (1890–1956), Dirigent | ||
* [[Otto Koenig (Verhaltensforscher)]] (1914–1992), Zoologe, Publizist | * [[Otto Koenig (Verhaltensforscher)]] (1914–1992), Zoologe, Publizist | ||
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* [[Josef Krips]] (1902–1974), Dirigent | * [[Josef Krips]] (1902–1974), Dirigent | ||
* [[Otto Leichter]] (1897–1973), Sozialist, Journalist, Autor | * [[Otto Leichter]] (1897–1973), Sozialist, Journalist, Autor | ||
* [[Paulus Manker]] (* 1958), Schauspieler und Regisseur | |||
* [[Peter Nagy (Regisseur)|Peter Nagy]] (* 1955), TV-Regisseur und Produzent | * [[Peter Nagy (Regisseur)|Peter Nagy]] (* 1955), TV-Regisseur und Produzent | ||
* [[Hans Georg Nenning]] (1946), Schauspieler, Autor | |||
* [[Robert Neumann (Schriftsteller)|Robert Neumann]] (1897–1975), Schriftsteller, Publizist | * [[Robert Neumann (Schriftsteller)|Robert Neumann]] (1897–1975), Schriftsteller, Publizist | ||
* [[Heinz Politzer]] (1910–1978), Schriftsteller, Literaturwissenschaftler | * [[Heinz Politzer]] (1910–1978), Schriftsteller, Literaturwissenschaftler | ||
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* [[Jakob Hegner]] (1882–1962), Drucker, Verleger, Übersetzer | * [[Jakob Hegner]] (1882–1962), Drucker, Verleger, Übersetzer | ||
* [[Martin Jäggle]] (* 1948), Theologe | * [[Martin Jäggle]] (* 1948), Theologe | ||
* [[Peter Karner (Theologe)|Peter Karner]] ( | * [[Peter Karner (Theologe)|Peter Karner]] (1937–2022), Theologe, Journalist, Autor | ||
* [[Karl Anton Klammer]] (1879–1959), österreichischer k.u.k. Offizier, literarischer Übersetzer | * [[Karl Anton Klammer]] (1879–1959), österreichischer k.u.k. Offizier, literarischer Übersetzer | ||
* [[Helmut Krätzl]] ( | * [[Helmut Krätzl]] (1931–2023), Weihbischof | ||
* [[Karl Luick]] (1865–1935), Anglist | * [[Karl Luick]] (1865–1935), Anglist | ||
* [[Ignaz Maybaum]] (1897–1976), Rabbiner | * [[Ignaz Maybaum]] (1897–1976), Rabbiner | ||
* [[Beate Meinl-Reisinger]] (* 1978), Politikerin | * [[Beate Meinl-Reisinger]] (* 1978), Politikerin | ||
<!-- kein eigener WP-Artikel* Michael Neumann (1945–1999), Facharzt für Lungenkrankheiten und Präsidenten der Österreichischen Ärztekammer--> | |||
* [[Rainer Nowak]] (* 1972), Journalist, [[Chefredakteur]] der österreichischen Tageszeitung ''[[Die Presse]]''<ref>[[Diepresse.com]]: [ | * [[Rainer Nowak]] (* 1972), Journalist, [[Chefredakteur]] der österreichischen Tageszeitung ''[[Die Presse]]''<ref>[[Diepresse.com]]: [https://www.diepresse.com/1276714/presse-redaktion-bestatigt-rainer-nowak-als-chefredakteur?_vl_backlink=%2Fhome%2Findex.do ''„Presse“-Redaktion bestätigt Rainer Nowak als Chefredakteur.''] Abgerufen am 9. August 2012.</ref> | ||
* [[Ari Rath]] (1925–2017), Journalist, | * [[Ari Rath]] (1925–2017), Journalist, Chefredakteur der ''[[The Jerusalem Post|Jerusalem Post]]'' | ||
* [[Herbert Otto Roth]] (1917–1994), Sozialist, Bibliothekar, Historiker | * [[Herbert Otto Roth]] (1917–1994), Sozialist, Bibliothekar, Historiker | ||
* [[Walter Schiff]] (1866–1950), Statistiker, Soziologe, politischer Ökonom | * [[Walter Schiff]] (1866–1950), Statistiker, Soziologe, politischer Ökonom | ||
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== Bekannte Lehrer == | == Bekannte Lehrer == | ||
* [[Friedrich Cerha]] ( | * [[Friedrich Cerha]] (1926–2023), Komponist | ||
* [[Karl Exner (Physiker)|Karl Exner]] (1842–1914), Mathematiker, Physiker | * [[Karl Exner (Physiker)|Karl Exner]] (1842–1914), Mathematiker, Physiker | ||
* [[Josef Golling]] (1848–1916), Pädagoge, Altphilologe | * [[Josef Golling]] (1848–1916), Pädagoge, Altphilologe | ||
* Franz Joseph Grobauer, Historiker und Altphilologe | <!-- kein eigener WP-Artikel vorhanden * Franz Joseph Grobauer, Historiker und Altphilologe--> | ||
* [[Friedrich Hirth (Komparatist)]] (1878–1952), Komparatist | * [[Friedrich Hirth (Komparatist)]] (1878–1952), Komparatist | ||
* [[Adalbert Horawitz]] (1840–1888), Historiker, Philologe und Altphilologe | * [[Adalbert Horawitz]] (1840–1888), Historiker, Philologe und Altphilologe | ||
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* [[Karl Penka]] (1847–1912), Philologe und Anthropologe<ref>''Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien'' (Anthropologischen Gesellschaft in Wien, 1912, S. 222)</ref> | * [[Karl Penka]] (1847–1912), Philologe und Anthropologe<ref>''Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien'' (Anthropologischen Gesellschaft in Wien, 1912, S. 222)</ref> | ||
* [[Karl Prinz (Altphilologe)]] (1872–1945), Klassischer Philologe | * [[Karl Prinz (Altphilologe)]] (1872–1945), Klassischer Philologe | ||
* Wilhelm Sanz, Germanist | <!-- kein eigener WP-Artikel* Wilhelm Sanz, Germanist--> | ||
* [[Karl von Spieß]] (1880–1957), Botaniker, Volkskundler | * [[Karl von Spieß]] (1880–1957), Botaniker, Volkskundler | ||
* [[Edgar Zilsel]] (1891–1944), Philosoph, Soziologe | * [[Edgar Zilsel]] (1891–1944), Philosoph, Soziologe | ||
== Bildungsangebot und Aktivitäten == | == Bildungsangebot und Aktivitäten == | ||
Das Wasagymnasium war seit seiner Gründung ein [[humanistisches Gymnasium]], an dem [[Latein]] und [[Altgriechische Sprache|Altgriechisch]] unterrichtet wurde. Auch heute noch werden diese Sprachen als zweite und dritte Fremdsprachen angeboten, neben Englisch als obligatorischer erster sowie [[Französische Sprache|Französisch]] als zweiter oder dritter und Italienisch als möglicher vierter Fremdsprache. Im Realgymnasium besteht zudem die Möglichkeit, Spanisch als zweite Fremdsprache zu wählen. | |||
[[Datei:Bildungsangebot-BG9-Wasagymnasium.png|mini|Grafik des Bildungsangebotes]] | |||
Das Wasagymnasium ist seit seiner Gründung ein humanistisches Gymnasium, an dem [[Latein]] und [[Altgriechisch]] unterrichtet werden. Zur Wahl steht aber auch neusprachliche Zweig (mit Latein und [[Französische Sprache|Französisch]] als zweite und dritte Fremdsprache) und das Realgymnasium. | |||
Regelmäßig nehmen Schüler des Wasagymnasiums an verschiedenen Wettbewerben teil, wie z. B. dem Wiener Englisch/Französisch-Redewettbewerb und der Latein- und Griechischolympiade. | Regelmäßig nehmen Schüler des Wasagymnasiums an verschiedenen Wettbewerben teil, wie z. B. dem Wiener Englisch/Französisch-Redewettbewerb und der Latein- und Griechischolympiade. | ||
Ungefähr 90 % der Schüler | Ungefähr 90 % der Schüler treten nach der gymnasialen Unterstufe in die Oberstufe über. | ||
Das Gymnasium nutzt die Möglichkeiten der Autonomieverordnung von Dezember 2003 und hat neue Oberstufenmodelle entwickelt und umgesetzt. | Das Gymnasium nutzt die Möglichkeiten der Autonomieverordnung von Dezember 2003 und hat neue Oberstufenmodelle entwickelt und umgesetzt. | ||
Das Wasagymnasium dient auch als Gastschule für chinesische Kinder in Wien | Das Wasagymnasium dient auch als Gastschule für chinesische Kinder in Wien; das Freifach Chinesisch wird ebenfalls unterrichtet. | ||
Die Schule besitzt einen kleinen und einen großen Turnsaal, letzterer befindet sich in der Wasagasse 20. | Die Schule besitzt einen kleinen und einen großen Turnsaal, letzterer befindet sich in der Wasagasse 20. | ||
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== Weblinks == | == Weblinks == | ||
{{Commonscat|Gymnasium Wasagasse}} | {{Commonscat|Gymnasium Wasagasse|audio=0|video=0}} | ||
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* [http://www.wien.gv.at/vtx/vtx-rk-xlink?SEITE=%2F2006%2F0322%2F012.html ''Gedenktafel-Enthüllung in der AHS Wasagasse'']. In: ''Rathauskorrespondenz'' vom 22. März 2006 (abgerufen am 6. Januar 2010). | |||
<!-- * [http://www.wienerzeitung.at/DesktopDefault.aspx?TabID=3902&Alias=wzo&cob=330208¤tpage=0 ''Über Nacht umgeschult und vogelfrei'']. In: ''[[Wiener Zeitung]]'' vom 26. Februar 2008 (abgerufen am 6. Januar 2010). --> | |||
* [http://www.erinnern.at/bundeslaender/wien/schulprojekte/gedenktafel-wasagasse/ Zum Schulprojekt „Erinnern“] | |||
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== Einzelnachweise == | == Einzelnachweise == |
Aktuelle Version vom 21. Januar 2024, 15:46 Uhr
Gymnasium Wasagasse | |
---|---|
Schulform | Allgemeinbildende höhere Schule (Gymnasium) |
Schulnummer | 909016 |
Gründung | 1871 |
Adresse | Wasagasse 10 |
Ort | Wien |
Bundesland | Wien |
Staat | Österreich |
Koordinaten | 48° 13′ 0″ N, 16° 21′ 42″ O |
Träger | Republik Österreich |
Schüler | etwa 650 |
Lehrkräfte | 64 (Stand 2019/20) |
Leitung | Johannes Bauer |
Website | www.bg9.at |
![](https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/3/3d/Gymnasium_Wasagasse_01.jpg/220px-Gymnasium_Wasagasse_01.jpg)
Das Gymnasium Wasagasse (Bundesgymnasium Wien IX, kurz BG9 oder Wasagymnasium) ist eine Schule im 9. Wiener Gemeindebezirk Alsergrund.
Geschichte
![](https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/c/c6/Gymnasium_Wasagasse_02.jpg/220px-Gymnasium_Wasagasse_02.jpg)
Das Wasagymnasium wurde nach Plänen von Heinrich von Ferstel 1869 bis 1871 an der Adresse Wasagasse 10 (noch im Bereich der Wiener Stadterweiterungszone) errichtet und am 16. Oktober 1871 als das K. K. Real- und Obergymnasium im IX. Bezirke in Wien eröffnet. Der Gebäudekomplex, ein Rohziegelbau, umfasst auch ein anschließendes Miethaus. Von 1877 bis 1895 hieß das Gymnasium offiziell K. K. Staatsgymnasium im IX. Bezirke Wiens, ab 1895 Maximilians-Gymnasium.
Es war über Jahrzehnte einer der Sammelpunkte der Söhne des kultivierten jüdischen Bürgertums. Um 1900 waren 70 % der Schüler jüdisch; 1938 waren es 50 %. Mit dem Beginn der NS-Herrschaft im Jahr 1938 wurde dem ein Ende gesetzt. Ins Gebäude zog die Gauleitung von Niederdonau ein. (1938 bis 1945 wurden die Schulräumlichkeiten des aufgehobenen Schottengymnasiums vom Gymnasium Wasagasse verwendet.) Der dritte Stock, in dem Büros untergebracht wurden, wurde erst Jahrzehnte später wieder zu Schulzwecken verwendet: 1938–1945 befanden sich hier Büros der NSDAP, 1945–1953 hatte hier das Zentralkomitee der KPÖ, der Kommunistischen Partei Österreichs, seinen Sitz. (Die KPÖ errichtete für sich später das Gebäude des Globus-Verlags.)
2003 wurde auf Initiative der Lehrerin Renate Mercsanits und ihrer Schüler das Schulprojekt Erinnern gestartet, um unter anderem die Schicksale ehemaliger jüdischer Schüler zu erforschen. Das Projekt führte unter anderem zu einer Buchveröffentlichung[1][2] und zur Anbringung einer Gedenktafel für die unter dem Nationalsozialismus vertriebenen, verfolgten und ermordeten Schüler und Lehrer der Schule.[3]
Nachdem der langjährige Direktor Michael Sörös zum Landesschulinspektoren ernannt worden war, folgte auf ihn als provisorischer Direktor Helmut Langegger.[4] Seit dem Schuljahr 2009/10 ist Johannes Bauer Schulleiter.
Bekannte Schüler
![](https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/5/54/Gymnasium_Wasagasse_03.jpg/220px-Gymnasium_Wasagasse_03.jpg)
Kulturschaffende
- Muhammad Asad (1900–1992), islamischer Gelehrter, Diplomat, Journalist
- Andre Asriel (1922–2019), Komponist
- Gustav Bamberger (1861–1936), Maler, Architekt
- Ernst Benedikt (1882–1973), Journalist, Schriftsteller, Maler, Publizist
- Josef Bergauer (1880–1947), Schauspieler, Schriftsteller
- Felix Braun (1885–1973), Schriftsteller, Dichter, Dramatiker
- Robert Braun (1896–1972), Dichter, Essayist
- Oskar Maurus Fontana (1889–1969), Schriftsteller
- Ernst Décsey (1870–1941), Schriftsteller, Musiker
- Max Deutsch (1892–1982), Komponist, Dirigent, Musikpädagoge
- Paul Deutsch (1873–1958), Journalist
- Birgit Doll (1956–2015), Schauspielerin
- Georg Drozdowski (1899–1987), Schriftsteller, Journalist, Übersetzer, Schauspieler
- Andrea Maria Dusl (* 1961), Filmregisseurin, Autorin, Zeichnerin
- Robert Eisler (1882–1949), Kunsthistoriker
- Otto von Falke (1862–1942), Kunsthistoriker
- Erich Fried (1921–1988), Lyriker, Übersetzer, Essayist
- Albert Fuchs (1905–1946), Kulturhistoriker
- Hans Gál (1890–1987), Komponist
- Gustav Glück (1871–1952), Kunsthistoriker
- Ernest Gold (1921–1999), Komponist, Oscarpreisträger
- Felix Grafe (1888–1942), Lyriker, Übersetzer
- Wilhelm Grosz (1894–1939), Komponist, Dirigent, Musikwissenschaftler
- Peter Hammerschlag (1902–1942), Dichter, Schriftsteller, Kabarettist, Graphiker
- Eva-Maria Höhle (* 1948), Kunsthistorikerin
- Heinrich Eduard Jacob (1889–1967), Journalist, Schriftsteller
- Carl Junker (Historiker) (1864–1928), Journalist
- Fritz Kalmar (1911–2008), Autor, Bühnenkünstler
- Felix Kammerer (* 1995), Film- und Theaterschauspieler
- Erich Kleiber (1890–1956), Dirigent
- Otto Koenig (Verhaltensforscher) (1914–1992), Zoologe, Publizist
- Franz von Krauß (Architekt) (1865–1942), Architekt
- Josef Krips (1902–1974), Dirigent
- Otto Leichter (1897–1973), Sozialist, Journalist, Autor
- Paulus Manker (* 1958), Schauspieler und Regisseur
- Peter Nagy (* 1955), TV-Regisseur und Produzent
- Hans Georg Nenning (1946), Schauspieler, Autor
- Robert Neumann (1897–1975), Schriftsteller, Publizist
- Heinz Politzer (1910–1978), Schriftsteller, Literaturwissenschaftler
- Marcel Prawy (1911–2003), Dramaturg, Opernkenner, Opernkritiker
- Heinrich Reif-Gintl (1900–1974), Intendant, Direktor der Wiener Staatsoper
- Felix Salten (1869–1945), Schriftsteller
- Fritz Saxl (1890–1948), Kunsthistoriker
- Harry Seidler (1923–2006), Architekt
- Adalbert Seligmann (1862–1945), Maler, Kunstkritiker
- Heinz Sichrovsky (* 1954), Journalist, Moderator
- Götz Spielmann (* 1961), Filmregisseur, Drehbuchautor
- Fritz Stiedry (1883–1968), Dirigent
- Sophie Stockinger (* 1997), Schauspielerin
- Daniela Strigl (* 1964), Literaturwissenschaftlerin
- Friedrich Torberg (1908–1979), Schriftsteller, Journalist, Herausgeber
- Diego Viga (1907–1997), Mediziner, Schriftsteller
- Egid Filek von Wittinghausen (1874–1949), Schriftsteller
- Stefan Zweig (1881–1942), Schriftsteller
Wissenschaftler
- Michael Haberlandt (1860–1940), Volkskundler, Indologe
- Richard Wettstein (1863–1931), Botaniker
- Armin Ehrenzweig (1864–1935), Rechtswissenschaftler
- Gustav von Arthaber (1864–1943), Paläontologe
- Ludo Hartmann (1865–1924), Historiker, Politiker
- Karl Landsteiner (1868–1943), Pathologe, Serologe, Nobelpreisträger
- Max Haitinger (1868–1946), Mikroskopiker
- Julius Tandler (1869–1936), Arzt, Politiker
- Hans Benndorf (1870–1953), Physiker
- Hermann von Schrötter (1870–1928), Mediziner, Physiologe
- Arthur Szarvassi (1873–1919), Physiker
- Emil Abel (1875–1958), Chemiker
- Ludwig Adler (1876–1958), Gynäkologe
- Felix Maria von Exner-Ewarten (1876–1930), Meteorologe, Geophysiker
- Lukas Waagen (1877–1959), Geologe
- Felix Ehrenhaft (1879–1952), Physiker
- Hanns Sachs (1881–1947), Jurist, Psychoanalytiker, Mitglied der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung
- Eduard Helly (1884–1943), Mathematiker
- Philipp Frank (1884–1966), Physiker, Mathematiker, Philosoph
- Ernst Kurth (Musikwissenschaftler) (1886–1946), Musiktheoretiker und Musikpsychologe
- Franz Selety (1893–1933?), Philosoph und Kosmologe
- Erwin Chargaff (1905–2002), Chemiker
- Otto Koenig (Verhaltensforscher) (1914–1992), Zoologe, Publizist
- Gerald Holton (* 1922), Wissenschaftshistoriker
- Norbert Leser (1933–2014), Politikwissenschaftler, Sozialphilosoph, Jurist
Personen aus anderen Bereichen
- Alfred Braunthal (1897–1980), Sozialdemokrat, Gewerkschafter, Sozialwissenschaftler
- Walter Breisky (1871–1944), Politiker, ehem. österreichischer Vizekanzler und Bundeskanzler
- Siegmund Feilbogen (1858–1928), Jurist, Nationalökonom, Schriftsteller, Übersetzer
- Otto Fend (* 1938), ehemaliger österreichischer Politiker
- Hans von Frisch (1875–1941), Jurist
- Walter Grab (1919–2000), Historiker
- Robert Hecht (1881–1938), Jurist und Beamter im österreichischen Ständestaat
- Jakob Hegner (1882–1962), Drucker, Verleger, Übersetzer
- Martin Jäggle (* 1948), Theologe
- Peter Karner (1937–2022), Theologe, Journalist, Autor
- Karl Anton Klammer (1879–1959), österreichischer k.u.k. Offizier, literarischer Übersetzer
- Helmut Krätzl (1931–2023), Weihbischof
- Karl Luick (1865–1935), Anglist
- Ignaz Maybaum (1897–1976), Rabbiner
- Beate Meinl-Reisinger (* 1978), Politikerin
- Rainer Nowak (* 1972), Journalist, Chefredakteur der österreichischen Tageszeitung Die Presse[5]
- Ari Rath (1925–2017), Journalist, Chefredakteur der Jerusalem Post
- Herbert Otto Roth (1917–1994), Sozialist, Bibliothekar, Historiker
- Walter Schiff (1866–1950), Statistiker, Soziologe, politischer Ökonom
- Herbert Steiner (1923–2001), Politiker, Historiker
- Henry Strakosch (1871–1943), Bankier, Geschäftsmann
- Hans Thalberg (1916–2003), Diplomat, Widerstandskämpfer
- Richard Wagner (1887–1974), Kinderarzt
- Karl Wahle (1887–1970), Richter
- Otto Zsigmondy (1860–1917), Zahnarzt, Bergsteiger
- Emil Zsigmondy (1861–1885), Arzt, Bergsteiger
- Paul Zulehner (* 1939), Theologe, Priester
Bekannte Lehrer
- Friedrich Cerha (1926–2023), Komponist
- Karl Exner (1842–1914), Mathematiker, Physiker
- Josef Golling (1848–1916), Pädagoge, Altphilologe
- Friedrich Hirth (Komparatist) (1878–1952), Komparatist
- Adalbert Horawitz (1840–1888), Historiker, Philologe und Altphilologe
- Eduard Hula (1862–1902), Archäologe
- Hugo Jurenka (1858–1920), Klassischer Philologe
- Ernst Kalinka (1865–1946), Klassischer Philologe
- Alfred Kappelmacher (1876–1932), Klassischer Philologe
- Gottfried Kinsky-Weinfurter (* 1958), Komponist und Autor
- Heinrich Krause (1885–1983), Maler
- Wilhelm Kühnert (1900–1980), Kirchenhistoriker
- Friedrich Lessky (* 1934), Chorleiter, Musikpädagoge
- Joseph Machold (1824–1889), Maler
- Max Margules (1856–1920), Meteorologe
- Hans Molisch (1856–1937), Botaniker
- David Ernst Oppenheim (1881–1943), Pädagoge, Psychologe
- Karl Penka (1847–1912), Philologe und Anthropologe[6]
- Karl Prinz (Altphilologe) (1872–1945), Klassischer Philologe
- Karl von Spieß (1880–1957), Botaniker, Volkskundler
- Edgar Zilsel (1891–1944), Philosoph, Soziologe
Bildungsangebot und Aktivitäten
Das Wasagymnasium war seit seiner Gründung ein humanistisches Gymnasium, an dem Latein und Altgriechisch unterrichtet wurde. Auch heute noch werden diese Sprachen als zweite und dritte Fremdsprachen angeboten, neben Englisch als obligatorischer erster sowie Französisch als zweiter oder dritter und Italienisch als möglicher vierter Fremdsprache. Im Realgymnasium besteht zudem die Möglichkeit, Spanisch als zweite Fremdsprache zu wählen.
Regelmäßig nehmen Schüler des Wasagymnasiums an verschiedenen Wettbewerben teil, wie z. B. dem Wiener Englisch/Französisch-Redewettbewerb und der Latein- und Griechischolympiade.
Ungefähr 90 % der Schüler treten nach der gymnasialen Unterstufe in die Oberstufe über.
Das Gymnasium nutzt die Möglichkeiten der Autonomieverordnung von Dezember 2003 und hat neue Oberstufenmodelle entwickelt und umgesetzt.
Das Wasagymnasium dient auch als Gastschule für chinesische Kinder in Wien; das Freifach Chinesisch wird ebenfalls unterrichtet.
Die Schule besitzt einen kleinen und einen großen Turnsaal, letzterer befindet sich in der Wasagasse 20.
Seit 2007 ist das Wasagymnasium ein Veranstaltungsort der Nox Latina, der Langen Nacht des Lateinischen.
Literatur
- Felix Czeike (Hrsg.): Wasagymnasium. In: Historisches Lexikon Wien. Band 5, Kremayr & Scheriau, Wien 1997, ISBN 3-218-00547-7, S. 598 (Digitalisat).
Weblinks
- Webauftritt der Schule
- Wasagymnasium im Wien Geschichte Wiki der Stadt Wien
Einzelnachweise
- ↑ Renate Mercsanits (Hrsg.): Umgeschult. Von der Ausgrenzung und Vertreibung der jüdischen Schüler, Schülerinnen und Lehrer am Wasagymnasium 1938. Projektdokumentation und Erinnerungstexte. 193 S., BG Wien 9, Wien 2007
- ↑ Reinhard Linke: Über Nacht umgeschult und vogelfrei. In: Wiener Zeitung vom 25. Februar 2008, abgerufen am 13. Dezember 2021
- ↑ Brandsteidl bei Gedenktafel-Enthüllung in der AHS Wasagasse. In: Rathauskorrespondenz vom 22. März 2006 (abgerufen am 6. Januar 2010).
- ↑ PDF-Elternbrief zum Direktorenwechsel ( vom 15. Januar 2016 im Internet Archive)
- ↑ Diepresse.com: „Presse“-Redaktion bestätigt Rainer Nowak als Chefredakteur. Abgerufen am 9. August 2012.
- ↑ Mitteilungen der Anthropologischen Gesellschaft in Wien (Anthropologischen Gesellschaft in Wien, 1912, S. 222)