„Gudrun Ensslin“ – Versionsunterschied

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'''Gudrun Ensslin''' (* [[15. August]] [[1940]] in [[Bartholomä]]; † [[18. Oktober]] [[1977]] in [[Stuttgart]]) war einer der Köpfe und Gründungsmitglied der [[Linksextremismus|linksextremistischen]] [[Terrororganisation]] [[Rote Armee Fraktion]] (RAF). Sie war an fünf Bombenanschlägen mit vier Todesopfern beteiligt, wurde 1972 verhaftet und starb 1977 in der [[Todesnacht von Stammheim]]
'''Gudrun Ensslin''' (* [[15. August]] [[1940]] in [[Bartholomä]]; † [[18. Oktober]] [[1977]] in [[Stuttgart]]) war einer der Köpfe und Gründungsmitglied der [[Linksextremismus|linksextremistischen]] [[Terrororganisation]] [[Rote Armee Fraktion]] (RAF). Sie war an fünf Bombenanschlägen mit vier Todesopfern beteiligt, wurde 1972 verhaftet und starb 1977 in der [[Todesnacht von Stammheim]].


== Leben ==
== Leben ==

Version vom 1. März 2008, 14:18 Uhr

Gudrun Ensslin (* 15. August 1940 in Bartholomä; † 18. Oktober 1977 in Stuttgart) war einer der Köpfe und Gründungsmitglied der linksextremistischen Terrororganisation Rote Armee Fraktion (RAF). Sie war an fünf Bombenanschlägen mit vier Todesopfern beteiligt, wurde 1972 verhaftet und starb 1977 in der Todesnacht von Stammheim.

Leben

Grabstätte von Baader, Raspe und Ensslin

Gudrun Ensslin war das vierte von insgesamt sieben Kindern einer evangelischen Pfarrersfamilie und wuchs in Tuttlingen auf. Ihr Vater Helmut Ensslin hatte in Tübingen an der Eberhard-Karls-Universität studiert und war Anhänger der oppositionellen Bekennenden Kirche. In Tübingen war er in der Verbindung Normannia und Bundesbruder des späteren Generalbundesanwalts Kurt Rebmann, der in dieser Position zum direkten „Gegenspieler“ von Gudrun Ensslin wurde. Während ihrer Schulzeit verbrachte sie ein Jahr als Austauschschülerin in den Vereinigten Staaten. Nach ihrem Abitur 1960 an einer katholischen Schule studierte sie von 1960 bis 1963 an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen Anglistik, Germanistik und Pädagogik, anschließend wechselte sie an die Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd, wo sie 1964 ihr Staatsexamen zur Volksschullehrerin machte. Im Anschluss studierte sie an der Freien Universität Berlin. Während ihrer Studienzeit gründete sie 1963 zusammen mit dem politischen Schriftsteller Bernward Vesper einen eigenen Kleinverlag, das „Studio für neue Literatur”, dem allerdings nur eine einzige Veröffentlichung beschieden sein sollte. 1964 bewarb sie sich bei der Studienstiftung des deutschen Volkes für ein Promotionsstipendium. Während des Bundestagswahlkampfs 1965 arbeiteten Ensslin und Vesper im "Wahlkontor Deutsche Schriftsteller" für die Kandidatur Willy Brandts. Mit Vesper hatte Ensslin einen gemeinsamen Sohn, Felix Ensslin. Kurz nach dessen Geburt lernte sie Andreas Baader kennen und verließ im Januar 1968 Vesper und ihren Sohn, der nach dem Selbstmord seines Vaters 1971 zu Pflegeeltern kam.

Involviert in die Studentenunruhen der ausgehenden 1960er, engagierte sich Ensslin zunehmend in der Außerparlamentarischen Opposition und verfasste linksgerichtete agitatorische Schriften.

Nachdem der Student Benno Ohnesorg während des Besuchs des Schahs von Persien in Berlin am 2. Juni 1967 von einem Polizisten erschossen worden war, rief sie im Büro des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes zur „Gewalt gegen einen gewaltbereiten Staat” auf.

Nach politisch motivierten Kaufhaus-Brandstiftungen am 2. April 1968 wurde Ensslin verhaftet und gemeinsam mit Andreas Baader, Thorwald Proll und Horst Söhnlein zu drei Jahren Haft verurteilt. Nach der Verurteilung kamen die Angeklagten wegen der eingelegten Revision zunächst auf freien Fuß.

Nachdem der BGH die Revision der Angeklagten verworfen hatte und das Urteil aus dem Kaufhausbrandprozess damit rechtskräftig geworden war, tauchte Ensslin im September 1969 unter und flüchtete mit Baader und Proll nach Frankreich.

Ensslin und Meinhof planten die Befreiung Baaders, die am 14. Mai 1970 stattfand. Ein fingierter Interviewtermin wurde zur Flucht genutzt. Dies gilt als Gründungsaktion der RAF. Ensslin nahm nicht persönlich an der Befreiungsaktion teil, bei der ein Bibliotheksmitarbeiter schwer verletzt wurde.

Es folgten zahlreiche Banküberfälle, um die folgenden Aktionen zu finanzieren. Die Gruppe reiste verdeckt in ein palästinensisches Camp in Jordanien, um sich militärisch ausbilden zu lassen. Nach der Rückkehr in die BRD wurden zahlreiche Banküberfälle und fünf Sprengstoffanschläge verübt. Gudrun Ensslin war an mehreren Anschlägen der RAF beteiligt, bei denen vier Menschen ums Leben kamen.

Gudrun Ensslin wurde am 7. Juni 1972 in einer Hamburger Modeboutique verhaftet. Die Geschäftsführerin hatte Ensslins Waffe entdeckt und die Polizei gerufen.

Es folgten langjährige Prozesse gegen Ensslin und die anderen Mitglieder der RAF. Inhaftiert wurde Gudrun Ensslin im Hochsicherheitstrakt der JVA Stuttgart. Sie beging ebenso wie Andreas Baader und Jan-Carl Raspe am 18. Oktober 1977 nach offiziellen Erkenntnissen Selbstmord, indem sie sich mit Hilfe eines Lautsprecherkabels erhängte.

Gudrun Ensslin wurde am 27. Oktober 1977 in einem Gemeinschaftsgrab zusammen mit Andreas Baader und Jan-Carl Raspe auf dem Dornhaldenfriedhof in Stuttgart beigesetzt.

Irmgard Möller, die einzige Überlebende der sogenannten Todesnacht von Stammheim, und die Anwälte der Gefangenen behaupteten, dass es sich nicht um kollektiven Selbstmord gehandelt habe, sondern um staatlich angeordnete Morde. Außer diesen Behauptungen gibt es hierfür jedoch keine Belege.

Die Eltern von Gudrun Ensslin, der Pfarrer Helmut Ensslin (1909-1984) und seine Frau Ilse Ensslin, haben sich nie von ihrer Tochter abgewandt.

Wirkung

Der deutsche Komponist Helmut Lachenmann vertont in seiner Oper "Das Mädchen mit den Schwefelhölzern" (1990-1996) u.a. auch einen Text Gudrun Ensslins. Die Oper wurde 1997 in Hamburg, 2000 in Tokyo und 2002 auf den Salzburger Festspielen aufgeführt.[1]

Die österreichische Schriftstellerin und Literatur-Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek verwendet Tagebuchaufzeichnungen Ensslins in ihrem Montage-Text „Wolken.Heim“.

Die deutsche Schriftstellerin Christine Brückner lässt Ensslin in ihrem Buch "Wenn du geredet hättest, Desdemona. Ungehaltene Reden ungehaltener Frauen" in einem fiktiven Monolog zu Wort kommen ("Kein Denkmal für Gudrun Ensslin. Rede gegen die Wände von Stammheim").

Film

Literatur

  • Ulf G. Stuberger: Die Tage in Stammheim - Als Augenzeuge beim RAF-Prozess, Herbig Verlag, München 2007, ISBN 978-3-7766-2528-8
  • Ulf G. Stuberger: "Die Akte RAF - Taten und Motive. Täter und Opfer, Herbig-Verlag, München 2008, ISBN 978-3-7766-2554-7
  • Ulf G. Stuberger (Hg.): In der Strafsache gegen Andreas Baader, Ulrike Meinhof, Jan-Carl Raspe, Gudrun Ensslin wegen Mordes u.a. - Dokumente aus dem Prozess.. Europäische Verlangsanstalt Hamburg, 2. Aufl. 2007 (1. Aufl. Syndikat Buchgesellschaft, Frankfurt am Main 1977), ISBN 978-3-434-50607-2
  • Ulrike Meinhof, Eberhard Itzenplitz, Klaus Wagenbach: Bambule. Fürsorge – Sorge für wen? (1971), ISBN 3-8031-2428-X
  • Gudrun Ensslin u.a.: Zieht den Trennungsstrich jede Minute - Briefe an ihre Schwester Christiane und ihren Bruder Gottfried aus dem Gefängnis 1972-1973. (2005); Herausgeber von Christiane Ensslin und Gottfried Ensslin; Konkret Literatur Verlag Hamburg, ISBN 3-89458-239-1
  • Michael Kapellen: Doppelt leben. Bernward Vesper und Gudrun Ensslin. Die Tübinger Jahre (2005); Verlag Klöpfer & Meyer, Tübingen, ISBN 3-937667-65-2
  • Gerd Koenen, Vesper, Ensslin, Baader (2001); Fischer Taschenbücher, ISBN 3-596-15691-2
  • Klaus Pfileger: Die Rote Armee Fraktion (2004); Nomos Verlag, ISBN 3-8329-0533-2
  • Stefan Aust: Der Baader-Meinhof Komplex (1998); Goldmann, ISBN 3-442-12953-2
  • Astrid Proll: Hans und Grete. Bilder der RAF 1967–1977. Aufbau-Verlag, Berlin 2004, ISBN 3-351-02597-1
  • Susanne Bressan und Martin Jander: Gudrun Ensslin, in: Wolfgang Kraushaar (Hrsg.), Die RAF und der linke Terrorismus, Hamburg 2006, Bd. 1, S. 398 - 429
  • Alban Lefranc: Des foules, des bouches, des armes. (Melville, Léo Scheer, 2006). Roman über Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Bernward Vesper und die Entstehung der RAF, ISBN 2-915341-38-9, (Interview über den Roman mit RFI Deutschland)
  • Christine Brückner: Wenn du geredet hättest Desdemona. Kein Denkmal für Gudrun Ensslin (Rede gegen die Wände der Stammheimer Zelle), ISBN 3-455-00366-4

Tondokument des Stammheim-Prozesses

Im Landesarchiv Baden-Württemberg befinden sich Tonbänder, die zwischen August 1975 und Februar 1977 während des Prozesses in Stuttgart-Stammheim aufgenommen worden waren und den Gerichtsschreibern bei ihrer Arbeit helfen sollten. Die mittlerweile zum Teil veröffentlichten Tondokumente umfassen u. a. eine Erklärung von Gudrun Ensslin zu Anschlägen der RAF. [2] [3]

Einzelnachweise

  1. Radikales Experiment und lustvolles Abenteuer. Helmut Lachenmann über die Musik nach dem Ende der Musik bei Freunde der Salzburger Festspiele e.V. (2002)
  2. Tondokument auf der Website des SWR
  3. Infoseite des Landesarchivs Baden-Württemberg über Umfang und Nutzung der Tonbänder