„Geschichte des Landes Salzburg“ – Versionsunterschied

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Fürsterzbischof [[Leopold Anton Graf von Firmian]] regierte das Erzstift Salzburg von 1727 bis 1740. Während seiner Regentschaft wurden 1731-1732 im Zuge der [[Gegenreformation]] 22.000 Salzburgerinnen und Salzburger - vorwiegend aus dem [[Pongau]] und dem [[Pinzgau]] - des Landes verwiesen. Zwei Drittel aller Bauernhöfe in den beiden Gebirgsgauen blieben verwaist zurück, was den größten Bevölkerungsverlust bedeutete, den Salzburg je erfahren hatte und im Widerspruch zum [[Westfälischer Frieden|Westfälischen Frieden]] von 1648 stand. Viele [[Salzburger Exulanten|Exulanten]] fanden Aufnahme in einigen [[Freie Reichsstadt|Freien Reichsstädten]] und in den [[Niederlande|Niederlanden]]. 15.000 Salzburger und Salzburgerinnen fanden Aufnahme bei König [[Friedrich Wilhelm I. (Preußen)|Friedrich Wilhelm von Preußen]], der sie in [[Ostpreußen]] ansiedelte, andere emigrierten nach Nordamerika und beteiligten sich an der Gründung der Kolonie [[Georgia]]. 1732 wurden auch die beiden Pferdeschwemmen in der Altstadt in ihre heutige Form gebracht. Außerdem ließ Erzbischof Firmian das Schloss Kleßheim umbauen und im Süden der Stadt das Schloss [[Leopoldskron]] errichten. 1743 stellte der Erzbischof [[Leopold Mozart]], der 1737 als Student aus [[Augsburg]] nach Salzburg gekommen war, in der fürsterzbischöflichen Hofkapelle ein. Das mit Wasser betriebene "Mechanische Theater" bei den Wasserspielen in [[Schloss Hellbrunn|Hellbrunn]] ging zwischen 1748 und 1760 in Betrieb. Zur selben Zeit erhielt die Stadt Salzburg ihre erste Stadtbeleuchtung (''zwei Pechpfannen und fünf Laternen'').
Fürsterzbischof [[Leopold Anton Graf von Firmian]] regierte das Erzstift Salzburg von 1727 bis 1740. Während seiner Regentschaft wurden 1731-1732 im Zuge der [[Gegenreformation]] 22.000 Salzburgerinnen und Salzburger - vorwiegend aus dem [[Pongau]] und dem [[Pinzgau]] - des Landes verwiesen. Zwei Drittel aller Bauernhöfe in den beiden Gebirgsgauen blieben verwaist zurück, was den größten Bevölkerungsverlust bedeutete, den Salzburg je erfahren hatte und im Widerspruch zum [[Westfälischer Frieden|Westfälischen Frieden]] von 1648 stand. Viele [[Salzburger Exulanten|Exulanten]] fanden Aufnahme in einigen [[Freie Reichsstadt|Freien Reichsstädten]] und in den [[Niederlande|Niederlanden]]. 15.000 Salzburger und Salzburgerinnen fanden Aufnahme bei König [[Friedrich Wilhelm I. (Preußen)|Friedrich Wilhelm von Preußen]], der sie in [[Ostpreußen]] ansiedelte, andere emigrierten nach Nordamerika und beteiligten sich an der Gründung der Kolonie [[Georgia]]. 1732 wurden auch die beiden Pferdeschwemmen in der Altstadt in ihre heutige Form gebracht. Außerdem ließ Erzbischof Firmian das Schloss Kleßheim umbauen und im Süden der Stadt das Schloss [[Leopoldskron]] errichten. 1743 stellte der Erzbischof [[Leopold Mozart]], der 1737 als Student aus [[Augsburg]] nach Salzburg gekommen war, in der fürsterzbischöflichen Hofkapelle ein. Das mit Wasser betriebene "Mechanische Theater" bei den Wasserspielen in [[Schloss Hellbrunn|Hellbrunn]] ging zwischen 1748 und 1760 in Betrieb. Zur selben Zeit erhielt die Stadt Salzburg ihre erste Stadtbeleuchtung (''zwei Pechpfannen und fünf Laternen'').


Am 27. Jänner 1756 erblickte der wohl berühmteste Salzburger das Licht der Welt - [[Wolfgang Amadeus Mozart]]. Er verbrachte jedoch nur ein Drittel seines kurzen Lebens in der Stadt Salzburg, besonders seine frühe Kindheit und Jugend. Zehn Jahre lebte er in [[Wien]] und die übrige Zeit war er auf Reisen in [[Italien]], [[Deutschland]], der [[Schweiz]], [[Frankreich]], [[England]], den [[Niederlande]]n und in den Kronländern der [[Habsburgermonarchie]].
Am 27. Jänner 1756 erblickte der wohl berühmteste Salzburger das Licht der Welt - [[Wolfgang Amadeus Mozart]]. Er verbrachte jedoch nur ein Drittel seines kurzen Lebens in der Stadt Salzburg, besonders seine frühe Kindheit und Jugend. Zehn Jahre lebte er in [[Wien]] und die übrige Zeit war er auf Reisen in [[Italien]], im Teutschen Reich [[HRRDN]], der [[Schweiz]], [[Frankreich]], [[England]], den [[Niederlande]]n und in den Kronländern der [[Habsburgermonarchie]].
[[Bild:Mozart.birth.500pix.jpg|thumb|right|Geburtshaus in Salzburg]][[Bild:Wolfgang-amadeus-mozart 2.jpg|thumb|left|W. A. [[Wolfgang Amadeus Mozart|Mozart]] [1763] in Hofkleidung. Vater Mozart in einem Brief am 19. Oktober 1762: ''„...Wollen Sie wissen wie des Wolferl Kleid aussieht? – Es ist solches vom feinsten Tuch liloa=Farb....Es war für den Prinz Maximilian gemacht...“'']]
[[Bild:Mozart.birth.500pix.jpg|thumb|right|Geburtshaus in Salzburg]][[Bild:Wolfgang-amadeus-mozart 2.jpg|thumb|left|W. A. [[Wolfgang Amadeus Mozart|Mozart]] [1763] in Hofkleidung. Vater Mozart in einem Brief am 19. Oktober 1762: ''„...Wollen Sie wissen wie des Wolferl Kleid aussieht? – Es ist solches vom feinsten Tuch liloa=Farb....Es war für den Prinz Maximilian gemacht...“'']]
In Salzburg fühlte er sich nach diesen vielen Reisen beengt und konnte mit dem rigiden, kleinbürgerlichen Leben im Erzstift und der Stellung am erzbischöflichen Hof nichts anfangen. Erzbischof [[Sigismundus Christoph von Schrattenbach|Sigismund III. Graf Schrattenbach]] 1753-1771 war ein Förderer W. A. Mozarts, der die Reisen des Vaters mit seinem "Wunderkind" - teilweise auch mit der gesamten Familie - befürwortete. Während seiner Regierungszeit wurde für 20.000 Gulden das so genannte [[Neutor (Salzburg)|Sigmundstor]] oder [[Neutor (Salzburg)|Neutor]] durch den [[Mönchsberg]] geschlagen, einer der seltenen Tunnelbauten dieser Zeit in Europa. Zwischen 1770 und 1772 litten die Menschen in halb Europa - so auch im Erzstift Salzburg - an Hungersnot aufgrund wetterbedingter Ernteausfälle.
In Salzburg fühlte er sich nach diesen vielen Reisen beengt und konnte mit dem rigiden, kleinbürgerlichen Leben im Erzstift und der Stellung am erzbischöflichen Hof nichts anfangen. Erzbischof [[Sigismundus Christoph von Schrattenbach|Sigismund III. Graf Schrattenbach]] 1753-1771 war ein Förderer W. A. Mozarts, der die Reisen des Vaters mit seinem "Wunderkind" - teilweise auch mit der gesamten Familie - befürwortete. Während seiner Regierungszeit wurde für 20.000 Gulden das so genannte [[Neutor (Salzburg)|Sigmundstor]] oder [[Neutor (Salzburg)|Neutor]] durch den [[Mönchsberg]] geschlagen, einer der seltenen Tunnelbauten dieser Zeit in Europa. Zwischen 1770 und 1772 litten die Menschen in halb Europa - so auch im Erzstift Salzburg - an Hungersnot aufgrund wetterbedingter Ernteausfälle.

Version vom 15. September 2007, 22:57 Uhr

Das Land Salzburg (auch "Salzburger Land") ist ein Bundesland Österreichs. Seine historische Entwicklung ist in vielen Bereichen eine besondere. Sie ist mit der Geschichte der anderen österreichischen Bundesländer zwar eng verbunden, hatte jedoch bis 1815 eine ganz eigene Stellung als selbständiges Fürstentum im Staatsverband des Teutschen Reiches (Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation). Erst nach dem Wiener Kongress kam das Land Salzburg zu Österreich und teilte dessen historische Entwicklung von der Habsburgermonarchie bis heute.

Von den Anfängen bis zum Salzbergbau der Kelten

Die Anwesenheit von Menschen im Raum des heutigen Landes Salzburg (aber noch keine Siedlungsspuren) lässt sich bis in das Paläolithikum (Altsteinzeit) zurückverfolgen. Funde von Knochen, Steinwerkzeugen und Resten von Holzkohle in der Schlenken-Durchgangshöhle (Gemeinde Vigaun im Tennengau) können auf ein Alter von 40.000 Jahren datiert werden. Damals ging die letzte Eiszeit allmählich zu Ende und nach dem etappenweisen Rückzug der Gletscher war es den altsteinzeitlichen Jägern und Sammlern möglich, das Land zu durchstreifen.

Für das Mesolithikum (14000 - 4000 v. Chr.) sind in Salzburg ebenfalls noch keine Siedlungsfunde bekannt, jedoch weisen die Entdeckungen von Geräten aus Feuerstein in Maxglan (Stadtteil in der Stadt Salzburg) bzw. die eines Kindergrabes in Elsbethen (Flachgau) auf die fortwährende Anwesenheit von Menschen hin.

Die klimatischen Veränderungen des Neolithikums (4000 - 2000 v. Chr.), die die eiszeitliche Prägung der Landschaften des Landes Salzburg offen legten, gestatteten den Menschen der Jungsteinzeit einen uneingeschränkten Zugang im gesamten Land. Zu besonders beliebten Siedlungsstandpunkten wurden die Inselberge im Salzburger Becken (z. B. Rainberg, Hellbrunner Berg, Adneter Riedl, Georgenberg bei Kuchl, etc.) zwischen der heutigen Landeshauptstadt und der Gemeinde Golling (Tennengau). Aber auch in den Gauen "inner Gebirg" gibt es erste Siedlungsspuren (z. B. am Götschenberg bei Bischofshofen im Pongau bzw. am Biberg bei Saalfelden am Steinernen Meer im Pinzgau). Damals wurde auch eine erste Salzgewinnung aus Solequellen bekannt.

In der Bronzezeit (ca. 1900 - 900 v. Chr.) erlangte das heutige Land Salzburg erstmals eine überregionale Bedeutung im mitteleuropäischen Raum. Die Kupfervorkommen in der Grauwackenzone um Bischofshofen und Mühlbach am Hochkönig machten die Region zum größten Kupfer-Bronze-Produzenten der Ostalpen mit weitreichenden Handelsbeziehungen innerhalb Europas. Besonders in den Bergbaugebieten des Pongaus (auch in St. Johann im Pongau), aber auch des Pinzgaus (Stuhlfelden, Viehhofen) erhöhte sich die Bevölkerungsdichte beträchtlich. Sowohl mit Rohkupfer als auch Halbfertigwaren (z. B. Reifen aus Bronze) wurde reger Handel betrieben. Dabei spielte die Siedlung am Rainberg in der heutigen Stadt Salzburg (damals die größte Siedlung der Region) als Handelszentrum die bedeutendste Rolle.

In der Hallstattzeit (Ältere Eisenzeit von 900 - 400 v. Chr.) geriet der Kupferbergbau allmählich wieder in Vergessenheit aufgrund des neuen Werkstoffes Eisen. Es kam zu einem Bevölkerungsrückgang in den Gebirgsgauen des Landes. Neues Zentrum wurde das Salzburger Becken - allen voran der Dürrnberg bei Hallein - durch den Salzbergbau, der erstmals - wie in Hallstatt (Oberösterreich) - als Untertagbau betrieben wurde.

Vom Salzbergbau der Kelten bis zum Auftreten des hl. Rupert

Ab dem 5. Jahrhundert v. Chr. (La-Tène-Zeit oder Jüngere Eisenzeit im 5. - 1. Jh. v. Chr.) wanderten die Kelten in den Raum des heutigen Landes Salzburg ein. Sie vermischten sich mit der ansässigen Urbevölkerung und brachten die Salzgewinnung am Dürrnberg zur wirtschaftlichen Hochblüte, die bereits industrielle Formen erreichte. In den Hohen Tauern wurde Gold im Waschverfahren gewonnen. Auf Salzburger Boden wurden die Namen zweier keltischer Stämme bekannt: die Alaunen im Salzburger Becken und die Ambisonten im Raum von Saalfelden, von denen sich der Name "Pinzgau" ableitet. Viele Orts-, Gewässer- und Flurnamen im Land Salzburg sind keltischen Ursprungs: Anif, Adnet, Gnigl, Lammer, Enns, Fritzbach, Gastein, Rauris und auch Iuvavum, der ursprüngliche Name der Stadt Salzburg, der bis ins Frühmittelalter verwendet wurde. Mit den Römern in Italien pflegten die Kelten regen Handel und gingen mit diesen auch Bündnisse ein oder unterzeichneten Schutzverträge.

Seit der Gründung der Stadt Aquileia (181 v. Chr.) in der Provinz Venetien am Adriatischen Meer intensivierten sich die Handelsverbindungen zwischen den Kelten im Alpenraum und den Römern. Salz, Gold, Eisen, Pelze, Lederwaren und Speik wurden über die alten Saumpfade exportiert, während die keltische Oberschicht sich am Olivenöl, am Wein, den Gewürzen und den Luxuswaren aus der Handelsstadt am Mittelmeer erfreute. Mit der Besetzung des Alpenraumes 15 v. Chr. begann im Salzburger Raum die 500-jährige Herrschaft der Römer. Die keltische Urbevölkerung bewahrte sich einerseits viele ihrer Traditionen und wurde andererseits romanisiert.

Silber-Denar des Claudius

Viele keltische Höhensiedlungen wurden während der pax romana (s. "Die frühe Kaiserzeit - Prinzipat") aufgelassen. Die Menschen siedelten sich in den Tälern in neuen römischen Orten an (z. B. Ani, Immurium, Vocario, Cucullae, Tarnantum), die ab dem 1. Jahrhundert allmählich entstanden. Unter Kaiser Claudius (41-54 n. Chr.) erhielt das keltische Königreich Norikum (Hauptstadt: Virunum am Magdalensberg in Kärnten) den Status einer römischen Provinz. Iuvavum wurde Municipalstadt und verwaltete einen Stadtbezirk, der größer war als das heutige Bundesland Salzburg und auch Teile des Chiemgaus, des Attergaus und Gebiete im westlichen Tirol umfasste. Nur der Lungau gehörte zu Binnennorikum. Die Gebirgstäler waren damals sehr dünn besiedelt, doch im Salzburger Becken wurden zahlreiche römische Gutshöfe errichtet (z. B. Loig am Stadtrand von Salzburg).

170 n. Chr. wurde die "pax romana" (s. o.) erstmals durch die Verwüstungen in den Markomannen-Kriegen gestört. Die Bevölkerung hatte schwer unter den Kriegswirren und einer Pestepidemie zu leiden. Iuvavum wurde zerstört. Über das erneuerte römische Straßennetz konnte in kurzer Zeit der alte Wohlstand wiederhergestellt werden. Das Zentrum des römischen Iuvavum - das Forum - wird heute zwischen Kaigasse und Domplatz vermutet. In der jetzigen Kaigasse stand außerdem ein großer Tempel und am Residenzplatz ein Ehrenbogen. Besonders bedeutend ist der Fund eines Fragments einer römischen Wasseruhr. Die beiden Salzachufer waren schon in der Römerzeit durch eine Brücke verbunden. Die Straße über den Radstädter Tauern, die an dieser Brücke ihren Ausgang fand, verband Virunum (s. o.) mit Iuvavum. Um 200 n. Chr. ließ Kaiser Septimius Severus auch einen Weg über die Leisitzhöhe (östlich des Katschbergs) nach Teurnia ausbauen. Die norisch-rätische Voralpenstraße verband Iuvavum mit Augusta Vindelicorum (dem heutigen Augsburg) im Westen und Ovilava (Wels) im Osten. Im 3. und 4. Jahrhundert wurde Norikum vor allem durch die Einfälle der Alemannen verwüstet. Kaiser Diokletian (287-305 n. Chr.) teilte die Provinz in Ufernorikum (Noricum Ripense) und Binnennorikum (Noricum Mediterraneum). Der nördlich der Alpen gelegene Stadtbezirk Iuvavum gehörte zu Ufernoricum. Ab 350 breitete sich das Christentum über die städtischen Zentren auch im Stadtbezirk Iuvavum aus.

Im 5. Jahrhundert wurde die Situation in Norikum durch die Einfälle der Goten, Vandalen, Alanen und Hunnen sehr drückend. Die Landbevölkerung Norikums unternahm auch einen Aufstand gegen die immer höher werdenden Steuerlasten, der 430 oder 431 niedergeschlagen wurde. Das Wirken des hl. Severin von Noricum (ca. 455-482), der auch nach Cucullae (Kuchl) und Iuvavum (Salzburg) kam, verhinderte noch einmal den Zusammenbruch der römischen Herrschaft. 488 befahl der Heerführer Odoaker den Abzug der römischen Bevölkerung nach Italien, doch blieb ein Großteil der romanisierten Bevölkerung in Norikum. Die Salzburger Romania erstreckte sich zwischen der Altstadt von Salzburg bis über den Pass Lueg in den nördlichen Pongau. Romanische Siedlungsinseln im Norden von Iuvavum sind als "Walchen"-Orte erkennbar (z. B. Seewalchen, Straßwalchen, Wals).

Ende des 5. Jahrhunderts erfolgte die bayerische Zuwanderung erstmals in den heutigen Flachgau, den Rupertiwinkel und das Saalfeldner Becken. Mit der Salzburger Romania nahmen die Bayern freundschaftliche Kontakte auf. Frühbayrische Ortsnamen enden auf die Silben "-ing", "-ham" oder "-heim" (z. B. Anthering, Siezenheim etc.). Zur gleichen Zeit erfasste den Lungau, den Ennspongau, die beiden Arltäler, das Gasteiner und das Rauriser Tal eine slawische Siedlungswelle. Berg-, Flur- und Ortsnamen wie Gurpitschek, Granitzl, Göriach, Lessach, Stranach und Weißpriach sind slawischer Herkunft.

Vom Auftreten des hl. Rupert bis zur Erhebung Salzburgs zum Erzbistum

Hl. Rupert von Salzburg. Dargestellt mit dem Salzfass in der Hand.

696 kam der fränkische Missionar Rupert über Regensburg, Lauriacum (Lorch) und Seekirchen am Wallersee nach Iuvavum. Nach seinem erfolgreichen Wirken in der bayrischen Hauptstadt Regensburg (Castra Regina) entsandte ihn der bayrische Herzog Theodo II., um eine geeignete Stadt für die Errichtung eines Missionsklosters zu finden. Lauriacum (Lorch) an der Enns lag an der Grenze zu den Awaren, wo Rupert die Lage für sein Unternehmen wahrscheinlich als zu gefährlich empfand. Als er Richtung Salzburg zog, verweilte er für kurze Zeit in Seekirchen am Wallersee. Dort gründete er erstmals eine Kirche auf Salzburger Boden. Die nur zum Teil verlassene Municipalstadt Iuvavum erschien Rupert als geeignetster Ort für seine Mission. Mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit gab es in der großteils zerstörten Stadt Romanen, die auf der Oberen Burg lebten (heute an der Stelle des Klosters Nonnberg) und eine Mönchsgemeinschaft im Schutze des Mönchsberges in der heutigen Altstadt. Dieses Kloster erneuerte Rupert und ließ eine neue Kirche errichten. Herzog Theodo II. stattete das reformierte Kloster mit reichen Gütern im Salzburggau (heute Flachgau und Tennengau) und im Chiemgau aus, im Besonderen mit Solequellen und Salzpfannen in Reichenhall, die Iuvavum im Laufe der Zeit den neuen Namen "Salzburg" einbrachten.

Zwischen Rupert und der Salzburger Romania (s. o.) - die großteils ihr Christentum aus der römischen Antike bewahrt hatte - entwickelte sich eine Kooperation. Die Romanen - allen voran die Familie de Albina im heutigen Oberalm - waren den Bayern zwar untertan, gleichzeitig kannten sie aber die Gegebenheiten des Salzburger Raums. Bei einer missionarischen Tätigkeit im Auftrag Ruperts beobachteten zwei Mitglieder dieser familia - Ledi und Tonazan - südlich des Pass Lueg im heutigen Pongau eine romanische Bevölkerungsgruppe bei einer kultischen Handlung ("merkwürdige Lichter und wunderbare Düfte" - vielleicht Kerzen und Weihrauch). Daraufhin begab sich Rupert 711 selbst in den Pongau und gründete zu Ehren des hl. Maximilian die Maximilianszelle in der Ortschaft Pongo (heute: Bischofshofen). Um 713 veranlasste Rupert die Gründung eines Frauenklosters auf dem Salzburger Nonnberg und setzte (wahrscheinlich) seine Nichte Erintrudis als erste Äbtissin ein. Sowohl das Kloster Nonnberg als auch das Kloster St. Peter sind die ältesten noch heute bestehenden Klostergemeinschaften nördlich der Alpen.

716 oder 718 starb der hl. Rupert, wahrscheinlich aber nicht in Salzburg. 720 zerstörten Slawen aus dem Ennspongau die Maximilianszelle in Pongo (Bischofshofen), die jedoch bald wieder aufgebaut wurde. Das Verbrüderungsbuch von St. Peter nennt bis 745 sechs Nachfolger des Salzburger Landespatrons Rupert, fünf von ihnen mit romanischen Namen. 739 wurde Salzburg - neben Regensburg, Passau, Freising und Säben - durch die Kirchenreform des hl. Bonifatius zum Bistum erhoben. Rupert hatte in seiner Tätigkeit alle Bedingungen zur Installierung einer bischöflichen Diözese erfüllt. 740 wurde die Cella in Bisontia (heute: Zell am See) ebenfalls von Salzburg aus gegründet.

Kirche in Maria Saal, an deren Stelle Mitte des 8. Jh. durch Virgilius von Salzburg eine der ersten Kirchen Kärntens errichtet wurde.

Zwischen 745 und 784 wirkte der irische Missionar Virgil im heutigen Salzburg. Anfangs begegnete ihm der hl. Bonifatius mit Skepsis, weil Virgil von der Kugelgestalt der Erde sprach und an die Theorie der Antipoden glaubte. Trotz Bonifatius' Kritik wurde Virgil jedoch 755 Bischof von Salzburg. Unter seiner Herrschaft wurde Salzburg zu einem Zentrum der Wissenschaft und Kultur in Europa (Schreibschule, Literatur, Tassilokelch, Cutbercht Codex etc.). Außerdem war Virgil ab 743 Organisator der Mission im slawischen Karantanien. Trotz einiger Rückschläge gelang die Gründung der Missionskirchen in Maria Saal und Teurnia (heute bei Spittal an der Drau). Virgil gründete auch die Klöster Otting (im Rupertigau) und Mattsee (im Flachgau). Am 24. September 774 weihte Virgil in Salzburg den ersten Dom des neuen Bistums ein. Dieses Bauwerk war eines der größten seiner Zeit (66 m lang, 33 m breit, dreischiffig mit einem Atrium vor der Westfassade und einem Baptisterium). Im Zuge der Einweihung der Bischofskirche wurden die Reliquien des hl. Rupert von Worms nach Salzburg übergeführt. Nach weiteren zehn Jahren erfolgreicher Tätigkeit im Bistum Salzburg starb der hl. Virgil am 27. November 784.

Von der Erhebung Salzburgs zum Erzbistum bis zum Investiturstreit

Auch der Nachfolger Virgils war eine für Salzburg bedeutende Persönlichkeit. 785 wurde Arno (arn = der Adler) auf Betreiben Karls des Großen Abt von St. Peter und Bischof von Salzburg. Mit ihm erweiterte sich die Missionstätigkeit Salzburgs über Karantanien hinaus bis an den Plattensee in Pannonien (im heutigen Ungarn). Nach der Absetzung des letzten Agilolfingers - des Bayernherzogs Tassilo III. 788 - bestätigte Karl der Große 790 der Salzburger Kirche alle von Bayern bis dahin verliehenen Güter in der Notitia Arnonis (dem Arnonischen Güterverzeichnis). Am 20. April 798 erhob Papst Leo III. Arno zum Erzbischof von Salzburg und damit von Bayern. Aufgrund der intensiveren Missionstätigkeit und der reicheren Ausstattung lief Salzburg damals der bayrischen Hauptstadt Regensburg den Rang ab. In Unterpannonien - zwischen Drau und Donau - errichteten die Salzburger Missionare in den folgenden Jahren 30 Kirchen und das Erzbistum Salzburg mit seinen vier Suffraganbistümern (s. o.) wurde nach dem Erzbistum Mainz die größte Erzdiözese im und über das Karolingerreich hinaus (das Privileg der Installierung der vier Eigenbistümer - s. u. - vergrößerte die Macht der Salzburger Kirche noch weiter). Das Bistum Passau missionierte donauabwärts die später österreichischen Länder und Oberpannonien, während das Patriarchat Aquileia in Friaul den heute slowenischen Raum christianisierte. 811 wurde zwischen dem Erzbistum Salzburg und dem Patriarchat Aquileia die Drau als Grenze festgelegt. 845 zerstörte ein Brand den Virgildom in der Stadt Salzburg, der aber durch Erzbischof Liupram (s. u.) wieder hergestellt wurde.

Die Gebietsaufteilung im Vertrag von Verdun 843

Unter den Erzbischöfen Adalram (821-836), Liupram (836-859), Adalwin (859-873) und Theotmar/Dietmar I. (873-907) entfaltete sich die Salzburger Missionstätigkeit im damals noch slawischen Unterpannonien - in den heutigen Komitaten Vas und Zala - besonders intensiv. Den slawischen Fürsten Pribina und seinem Sohn Kocel wurde mit der Hilfe Salzburger Handwerker und Künstler in Zalavar/Moosburg am Plattensee eine Residenz errichtet. Der ostfränkische König Ludwig der Deutsche machte der Salzburger Kirche 860 zur Ausstattung der 30 Missionskirchen (s. o.) die größte Schenkung, die das Erzbistum je empfing. Unzählige Güter zwischen Kärnten, der Steiermark, dem heutigen Burgenland, Niederösterreich und Ungarn verblieben zum Teil bis ins 19. Jahrhundert beim Salzburger Metropolitanverband. Immer noch nicht ganz geklärt sind die Gründe, warum ab 866 auf Betreiben des Papstes die byzantinischen Missionare Kyrill und Method die Mission im slawischen Fürstentum in Pannonien übernahmen und so die Salzburger Kirche ihren Einflussbereich vor der Ankunft der Magyaren allmählich verlor. Doch mit der "Landnahme" durch die Magyaren (Ungarn) wurde die Missionstätigkeit im pannonischen Raum ohnehin unterbrochen. 907 fiel in der Schlacht von Pressburg - im Kampf der Bayern gegen die Magyaren (Ungarnkriege) - der Salzburger Erzbischof Theotmar/Dietmar I.

Salzachschleife mit der Halbinsel Laufens, gegenüber liegt Oberndorf

Ab dem 10. Jahrhundert waren die Salzburger Erzbischöfe Kanzler ("Erzkaplan") erst von Bayern, später vom gesamten Ostfrankenreich und ihre Tätigkeiten konzentrierten sich wieder mehr auf das eigene Land. 923 wurde im Lungau als Mutterpfarre eine erste Kirche in Mariapfarr errichtet und ab der Regierungszeit Erzbischof Hartwigs (991-1023) setzte die zweite Kolonisation des Landes - besonders in den Gebirgsgauen ein. Viele Nebentäler von Salzach, Saalach, Enns und Mur wurden damals für die landwirtschaftliche Nutzung erschlossen. 996 verlieh Kaiser Otto III. der Stadt Salzburg einen täglichen Markt und dazu auch das Maut- und Münzrecht. 1002 übergab König Heinrich II. ein Gut mit Mauten und Tavernen - das spätere Mauterndorf - an Erzbischof Hartwig unter der Bedingung es nach seinem Tode dem Salzburger Domkapitel zu übertragen. Ab 1026 - während der Regentschaft von Erzbischof Theotmar/Dietmar II. (1025-1041) - wurden die Salzburger Erzbischofe zu Legaten des Apostolischen Stuhles erhoben. Um 1050 wurde Laufen an der Salzach erstmals als Stadt erwähnt und entwickelte sich in den folgenden Jahrhunderten zum Hauptsitz der Salzverfrachtung auf Salzach und Inn.

Hohenwerfen: Blick auf den Festungshof

Vom Investiturstreit bis zur Landeswerdung Salzburgs

Die Regierungszeit von Erzbischof Gebhard (1060-1088) fällt in die Periode des Investiturstreits mit der Parteinahme Gebhards für das Papsttum. 1072 gründete er in Gurk in Kärnten das erste Salzburger Eigenbistum. Die Bedrohung des Landes wurde durch die Opposition Gebhards zum deutschen König- bzw. Kaisertum im Investiturstreit immer gravierender, weshalb er 1077 begann, die drei bedeutendsten Burgen des Erzbistums Salzburg zu errichten: die Festungen Hohensalzburg und Hohenwerfen und die Petersburg in Friesach, der bedeutendsten Salzburger Stadt nach der Metropole im heutigen Kärnten. Im selben Jahr musste Gebhard jedoch Salzburg verlassen, weil er sich gegen König Heinrich IV. stellte, und bis 1086 in Schwaben und Sachsen im Exil bleiben. Nach seiner Rückkehr ins Erzstift gründete er das Kloster Admont in der Steiermark. Er stattete es mit großen Waldgebieten im Pongauer Fritztal aus, die im 8. Jahrhundert als Schenkung an die Maximilianszelle in "Pongo" (Bischofshofen) vergeben wurden. 1088 starb Gebhard auf der Burg Hohenwerfen. Die Erzbischöfe Berthold von Moosburg (1085-1106) und Thiemo (1090-1101) waren jeweils von den gegnerischen Parteien des Investiturstreits eingesetzt, weshalb sie im Wechsel jeweils entweder Vertriebene oder Regierende waren.

Datei:Mesto Ptuj 2.jpg
das alte Pettau an der Drau, heute Ptuj (slowenisch), einst zum Erzbistum von Salzburg gehörend

Erst Erzbischof Konrad I. von Abensberg (1106-1147) wurde zum großen Reorganisator des Erzstiftes. Er ließ in den weit verstreuten Salzburger Besitzungen neue Burgen errichten (z. B. Reichenburg an der Save bei Brezice/Rann und Ptuj/Pettau an der Drau, s. Abb. rechts) oder weiter ausbauen (z. B. Hohensalzburg, Hohenwerfen und die Petersburg in Friesach. - s. o.) und besetzte sie mit verlässlichen Dienstmannen (Ministerialen). Im Zuge der großangelegten Augustiner-Chorherren-Reform wurden 17 Klöster des Erzbistums reformiert oder neu gegründet (u. a. Berchtesgaden, Baumburg, Höglwörth, Bischofshofen, Zell am See, Reichersberg etc.). In der Stadt Salzburg erweiterte Konrad I. den Dom durch ein Westwerk mit zwei mächtigen Türmen und verlegte die erzbischöfliche Residenz in die unmittelbare Nachbarschaft der Bischofskirche. Außerdem wurden die ersten Spitäler in der Stadt gegründet und mit dem Durchschlag durch den Mönchsberg für den Almkanal (künstliche Wasserversorgung der Stadt) ließ Konrad eine technische Meisterleistung des Hochmittelalters verwirklichen.

Friedrich I. Barbarossa

Nach der Regierungszeit Erzbischof Eberhards I., der in Europa höchstes Ansehen genoss, verhängte Kaiser Friedrich I. Barbarossa über das weiterhin papsttreue Erzbistum Salzburg 1166 die Reichsacht. Für Salzburg wurde dies eine Zeit furchtbarer Verwüstungen und Zerstörungen. Die ganze Stadt wurde von den Grafen von Plain im Auftrag Barbarossas in der Nacht vom 4. auf den 5. April 1167 niedergebrannt und blieb lange Zeit ein Ruinenfeld. Am Hoftag in Salzburghofen (Freilassing) 1169 entzog Barbarossa Erzbischof Adalbert III. von Böhmen (1168-1177 und 1183-1200) die Herrschaft über das Erzstift. Konrad III. von Wittelsbach (1177-1183) wurde der kaisertreue Gegen-Erzbischof von Adalbert. Ab 1179 wurden die Salzburger |Erzbischöfe zu den "Ständigen Legaten des Apostolischen Stuhles" ernannt (s. o.). Noch Erzbischof Konrad begann 1181 nach dem Dombrand mit dem Bau des großartigen romanischen Doms in Salzburg und Adalbert vollendete das Meisterwerk. Dieser Dom - mit fünf Schiffen und fünf Türmen - war größer als das heutige frühbarocke Werk Solaris. Mit der Wiederaufnahme des Salzbergbaus am Dürrnberg bei Hallein 1190 kam es zusätzlich noch zum Konflikt mit den Bayernherzögen um die Verteilung der Rechte über alle Salzpfannen zwischen Reichenhall, Berchtesgaden und Dürrnberg. Erzbischof Adalbert ließ Reichenhall in Brand stecken und schränkte die Rechte der bayrischen Salzherren ein. Seit dem 7. Jahrhundert besaß das Erzbistum Salzburg einige Solequellen in Reichenhall und Berchtesgaden. Im Laufe der Zeit konnten die Erzbischöfe dieses Monopol gegenüber Bayern jedoch nicht halten. Mit der Wiederentdeckung der keltischen Salzbergwerke am Dürrnberg errang das Erzstift gegenüber seinen Nachbarn die wirtschaftliche Vorherrschaft im mitteleuropäischen Salzhandel wieder zurück.

Von der Landeswerdung Salzburgs bis zur Ablösung von Bayern

Datei:Krypta-gurk.jpg
Krypta im Dom des ehemaligen Eigenbistums Gurk

Der Nachfolger Adalberts Erzbischof Eberhard II. von Regensberg (1200-1246) war kaiserlich gesinnt und ein entschiedener Parteigänger der Staufer. Er war der letzte Erzbischof Salzburgs, der in der Politik des Heiligen Römischen Reichs eine größere Rolle spielte, und gleichzeitig gilt er als der Begründer des Landes Salzburgs. Ihm gelang es während seiner Regentschaft aus Grafschaften, Gerichten und Vogteien ein geschlossenes erzbischöfliches Herrschaftsgebiet aufzubauen. Weiters erwirkte Eberhard II. (nach der Installierung des Eigenbistums Gurk durch Erzbischof Gebhard 1072) die Gründung dreier weiterer Eigenbistümer: Bistum Chiemsee (1216), Bistum Seckau (1218) und Bistum Lavant (1226). Das Bistum Chiemsee sollte ursprünglich auf der Herreninsel im Chiemsee errichtet werden. Da aber die Mönche des dort befindlichen Klosters Bedenken gegen die Bistumsgründung beim Papst anmeldeten, wurde der Bischof von Chiemsee u. a. mit dem damals baulich erweiterten und vergrößerten Augustiner-Chorherrenstift in (Bischofs-)Hofen (der ehemaligen Maximilianszelle von "Pongo") ausgestattet. Die Bischöfe von Chiemsee übernahmen bald die Funktion des Weihbischofs der Salzburger Erzbischöfe und waren damit deren Stellvertreter. Sie residierten abwechselnd in der Stadt Salzburg bzw. in ihrem Bischofssitz in (Bischofs-)Hofen, nicht aber auf der unter bayerischer Landeshoheit stehenden Insel Herrenchiemsee.

1213 kam im Rahmen des Landesausbaus durch Erzbischof Eberhard II. der gesamte Lungau in den Besitz verschiedener kirchlicher "Institutionen" (Kloster Nonnberg, Domkapitel) des Landes Salzburg. Eberhard II. zog auch - wo immer er Gelegenheit dazu hatte - im Laufe seiner Regierungszeit viele Vogteirechte von Klöstern oder anderen Vasallen ein und überführte sie in den Besitz der Salzburger Kirche. 1228 kamen auf diese Weise viele noch fehlende Gebiete des Pinzgaus zum Erzbistum Salzburg. Eberhard II. war durch seine politischen Geschicke bald mehr weltlicher Fürst als geistlicher Bischof und wurde wegen seiner Kaisertreue 1226 vom Papst exkommuniziert. Unter seinen Nachfolgern erweiterte sich das Territorium Salzburgs noch durch Landerwerbungen im Chiemgau (1254), jedoch konnten diese nicht mehr zu einem geschlossenen Herrschaftsgebiet verbunden werden, mit Ausnahme der bestehenden Besitzungen und Erwerbungen im Rupertiwinkel.

Schifffahrt in den Laufener Flussschlingen

Während der Krisenzeiten im Herzogtum Österreich (Erlöschen der Babenberger und Machtübernahme Premysl Otakars II.) stellte Papst Urban IV. 1263 das Salzburger Erzstift unter den Schutz des Böhmenkönigs. Erzbischof Wladyslaw von Schlesien übertrug das Recht des Warentransports auf Salzach und Inn den Schiffseignern selbst. Diese profitierten nun vom Salzhandel und wurden im Laufe der Zeit zu adeligen Unternehmern, während die Laufener Bevölkerung in deren Dienstbotenschaft geriet. Mit Friedrich II. von Walchen (1270-1284) wurde erstmals ein Salzburger selbst zum Erzbischof geweiht. Er war ein treuer Anhänger Rudolfs von Habsburg und beteiligte sich auch durch die Entsendung seiner Truppen nach Österreich am Kampf Rudolfs gegen Premysl Otakar II. 1278 bestätigte Rudolf von Habsburg dem Erzbischof die Blutgerichtsbarkeit für das gesamte Erzstift, was neben dem territorialen Ausbau unter Eberhard II. (s. o.) zusätzlich die Landeshoheit der Salzburger Erzbischöfe stärkte.

Blick vom Ortsteil Angertal auf Bad Hofgastein nach Norden. Vordergrund: Ortsteil Hundsdorf; Hintergrund: Hauptort mit Kirche

1286 wurde Radstadt planmäßig gegründet und der ursprüngliche "alte Markt" Rastatt (heute: Altenmarkt im Pongau), der schon in der Römerzeit als Poststation Ani bestand, verlor sowohl seinen Namen als auch seine Stellung im Ennspongau. Die Stadterhebung Radstadts erfolgte 1289. Im Sühnebrief der Stadt Salzburg, der bald für alle Salzburger Städte zwischen Mühldorf am Inn und Pettau an der Drau seine Gültigkeit hatte, schlichtete Erzbischof Rudolf von Hoheneck den Streit zwischen den alteingesessenen Patriziern der Stadt und den neu zugewanderten Bürgern. Damit stellt der Sühnebrief das erste schriftliche Stadtrecht Salzburgs dar. Mit dem Kauf des Gasteinertals von Bayern 1297 vervollständigte sich das Territorium Salzburgs erneut. Die Bischöfe von Chiemsee (s. o.) fanden im 1304 errichteten Chiemseehof im Kaiviertel der Landeshauptstadt eine adäquate Residenz zu ihren Besitztümern in (Bischofs-)Hofen. Schon mit der endgültigen Anerkennung der Grenzen durch den Bayernherzog im Zweiten Erhartinger Vertrag von 1275 begann auch die letzte Phase der Ablösung des Erzstiftes Salzburg vom bayerischen Herzogtum. Während der Regentschaft von Friedrich III. von Leibnitz kam es gegen Bayern 1322 zur Schlacht bei Mühldorf am Inn, die für Salzburg große menschliche und finanzielle Verluste bedeutete. Der Handelsplatz Tittmoning ging an Bayern verloren. 1323 übernahm der Erzbischof - nach dem Gasteinertal - auch die Blutgerichtsbarkeit von Taxenbach und dem Rauriser Tal. Um Tittmoning an der Salzach wieder zurückkaufen zu können und die Kriegsschulden Salzburgs zu begleichen, benötigte Friedrich III. die Zustimmung der Salzburger Prälaten und des Adels (der Landstände), die er sich bei einer ersten Landesversammlung bestätigen ließ. Mit dem Erlass der ersten Salzburger Landesordnung 1328 auf Drängen des Salzburger Adels, die das bis dahin geltende bayerische Landfriedensrecht ersetzte, wurden Friedrich III. die finanziellen Mittel zugesichert um Tittmoning von Bayern zurückzukaufen und gleichzeitig trennte sich das Erzstift damit vom ursprünglichen Mutterland Bayern, aus dem es seit dem 7. Jahrhundert hervorgegangen war. Tittmoning wurde 1234 zur Stadt erhoben, in der Friedrich III. gegen Bayern eine mächtige Burgfestung errichtete, und Salzburg wurde zum weitgehend selbständigen Staat innerhalb des Heiligen Römischen Reiches.

Von der Ablösung von Bayern bis zu den ersten Bauernaufständen

Ausbreitung der Pest in Europa zwischen 1347 und 1351

Ab dem zweiten Drittel des 14. Jahrhunderts wurde das Bergbauwesen des Fürsterzbistums Salzburg stark erweitert. Der Abbau von Arsen im Lungau (Ramingstein, Rotgülden bei Muhr) diente der damals medizinischen Versorgung, aber auch für die Erzeugung von Stimulanzien. Im Gasteiner und im Rauriser Tal begann allmählich der Untertagbau zur Silber- und Goldgewinnung, das bisher (s. o.: Ledi und Tonazan) im Waschverfahren gewonnen wurde. Besonders Hofgastein wurde zum Wohnsitz vieler bedeutender Gewerkenfamilien im Land Salzburg. Diese zusätzlichen Einnahmequellen führten zu einem wirtschaftlichen Aufschwung des Erzstiftes. 1342 wurde durch Erzbischof Heinrich von Pirnbrunn (1338-1343) die erste Bergwerksordnung für das Gasteiner Tal erlassen, in der auch erstmals vom Land Salzburg die Rede ist. Eine Heuschreckenplage 1340 und die Große Pestepidemie zwischen 1348 und 1350 führten zu einer hohen Dezimierung der Bevölkerungszahl durch Hunger, Krankheit und Tod. Allein in der Salzburger Stadt Mühldorf am Inn starben innerhalb von zwei Jahren 1400 Menschen.

Michael Wening: Kloster Gars, Anfang 18. Jh.

Unter Erzbischof Pilgrim II. von Puchheim - er war vielleicht der bis heute unbekannte Minnesänger Mönch von Salzburg - erreichte das Erzstift Salzburg seine je größte territoriale Ausdehnung: Neben dem heutigen Flachgau, Tennengau, Pongau, Pinzgau und Lungau reichte das Salzburger Territorium über den Felber Tauern nach Matrei in Osttirol und zu Besitzungen im Virgental zur Beherrschung dieses wichtigen Alpenpasses. Die Gebiete um die Gerichte Zell am Ziller und Kropfsberg im Zillertal - wo sich schon in der Römerzeit die Grenze zwischen Norikum und Rätien befand - gehörten seit dem 8. Jahrhundert zum Erzbistum Salzburg, das auch heute noch die kirchliche Oberhoheit über sie innehat. Westlich von Kitzbühel war das Pflegegericht Itter Teil der Salzburger Kirche. Die „bayrischen“ Besitzungen Salzburgs im Chiemgau, im Isengau und am Inn (z. B. Mühldorf am Inn oder Gars) konnten mit dem Hauptterritorium Salzburgs nicht vereint werden, lediglich der Rupertiwinkel mit Laufen, Lebenau, Tittmoning, Tettelham, Halmberg, Raschenberg und Stauffenegg schlossen sich an den "Salzburggau" (heute Flach- und Tennengau) an.

Hofarnsdorf

An der Donau in der Wachau versorgten die Gerichte Arnsdorf, Wölbling und Traismauer Salzburg mit hervorragendem Wein. Die Besitzungen in der heutigen Steiermark - Haus im Ennstal, Gröbming, Baierdorf, Neumarkt, Deutschlandsberg, Straßgang, Leibnitz und Arnfels - und Kärnten - Friesach, Althofen, Hüttenberg, Taggenbrunn, Reisberg, Lichtenberg, Maria Saal, St. Andrä, Stein, Löschental und Lavamünd - bildeten sich aus den verbliebenen Schenkungen des 9. Jahrhunderts im Zuge der Missionstätigkeit Salzburgs in Karantanien und Pannonien. Die Güter Stall, Sachsenburg und Lengberg im Oberkärntner Drau- bzw. Mölltal und das Territorium um die Stadt Gmünd bis auf die Passhöhe des Katschberges, über die Rauchenkatsch mit dem Lungau verbunden war, waren Versuche des Erzbistums Salzburgs, die Pässe Richtung Süden zu sichern. Am weitesten entfernt von der Metropole Salzburg lagen die Besitzungen in der Untersteiermark (heute: Slowenien), das seit der Antike bedeutende Ptuj/Pettau an der Drau und Brežice/Rann an der Save mit den in seiner Umgebung liegenden Burgen Sevnica/Lichtenwald, Brestanica/Reichenburg und Pischätz. Viele dieser "Auswärtigen Besitzungen" des Erzbistums Salzburg gingen im Laufe des Spätmittelalters an die Habsburger verloren oder verblieben bis zur Säkularisation des Erzstiftes am Beginn des 19. Jahrhunderts in dessen Besitz.

Blick auf Tamsweg von der Wallfahrtskirche St. Leonhard aus.

Auch wurden 1368 während der Ära Erzbischof Pilgrims II. von Puchheim viele Teile des Salzburger Stadtrechts, die zu unterschiedlichen Zeiten entstanden waren, schriftlich fixiert. Dieses Salzburger Stadtrecht galt auch für alle anderen Salzburger Städte, von denen jedoch - bis auf Hallein und Radstadt - heute alle in Slowenien (Ptuj/Pettau), Bayern (Laufen, Tittmoning, Mühldorf am Inn) oder anderen österreichischen Bundesländern (Traismauer, Gmünd, Friesach, Leibnitz) liegen. Für das geschlossene Territorium Salzburgs begnügte man sich in den meisten zentralen Orten lediglich mit dem Landrecht und dem Marktrecht. Ab 1400 wurden die Machtansprüche der Salzburger Erzbischöfe immer größer. Unter anderem kauften die Landesherren die Schiffsrechte in Laufen wieder an und es kam zu ersten Konfrontationen zwischen den regierenden Erzbischöfen und den adeligen Rittern bzw. den Bürgern der Salzburger Städte, die sich im „Igelbund“ verbündeten, deren Forderungen aber von der Salzburger Kirche ignoriert wurden. Ausdruck dieser Machtansprüche war die Errichtung und Ausstattung der St.-Leonhards-Kirche in Tamsweg im Lungau, die eine der meist besuchten Wallfahrtskirchen Salzburgs wurde.

Blick vom Gaisberg auf die Festung Hohensalzburg.

Von den ersten Bauernaufständen bis zum Großen Bauernkrieg

1462 kam es in den Salzburger Gebirgsgauen zu ersten Bauernunruhen aufgrund der drückenden Steuern, die von Erzbischof Burkhard von Weißpriach (1461-1466) erhoben wurden. Den Ausgleich zwischen Erzbischof Burkhard und den Bauern vermittelte Herzog Ludwig von Bayern, der den Anführer der Aufstände - Ulrich Dienstl - zum Pfleger in Goldegg erhob. Im darauffolgenden Jahr (1463) unterdrückte Dienstl selbst in seiner neuen Funktion die Erhebungen. Aber die eigentlichen Konflikte blieben ungelöst. Die Festungen der Erzbischöfe - besonders die Festung Hohensalzburg - wurden zu ihrer heutigen Mächtigkeit ausgebaut. Erzbischof Bernhard von Rohr (1466-1482) verbündete sich - wie auch viele österreichischen Städte und Grafschaften - mit dem ungarischen König Matthias Corvinus gegen Kaiser Friedrich III. Corvinus (1490) residierte in Wien, während Kaiser Friedrich seine Residenz nach Linz verlegt hatte. Viele Salzburger Orte nördlich des Pass Lueg wurden vom Kaiser besetzt. Die Bürger der Stadt Salzburg stellten sich auf die Seite Friedrichs, der ihnen im Salzburger Ratsbrief (1481) besondere Rechte zugestand, die von den Erzbischöfen ständig verwehrt wurden. Corvinus drang über die Steiermark bis nach Kärnten, aber auch in den Lungau vor, wo es zu kriegerischen Auseinandersetzungen mit den türkischen Osmanen kam, die Corvinus 1478 besiegen konnte.

Karte des Reiches mit den Reichskreisen und den kreisfreien Gebieten, Stand etwa 1512.
In brauner Farbe der Bairische Reichskreis, zu dem Salzburg gehörte

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Nach dem Tode Corvinus' (1490) räumten die Ungarn die innerösterreichischen Kronländer - und auch den Lungau - wieder. 1493 folgte dem ungeliebten Friedrich Kaiser Maximilian I. auf den Thron. Durch seine Machtübernahme gingen die Salzburger Städte Ptuj/Pettau und Brežice/Rann in der Untersteiermark an ihn verloren, während die Vizedomämter Friesach in Kärnten und Leibnitz in der Steiermark von Erzbischof Friedrich V. von Schaunberg (1489-1494) zurückgekauft wurden. Wurde Kaiser Maximilian I. als der "Letzte Ritter" bezeichnet, so galt dieser Terminus ebenfalls für Erzbischof Leonhard von Keutschach (1495-1519). Er war verantwortlich für den Entzug der Privilegien der Salzburger Bürgerschaft und der Judenverfolgung in der Stadt. Bezeichnenderweise verlegte er seinen Wohnsitz - über der Stadt thronend - auf die Festung Hohensalzburg, wo ihm die Ausstattung der prächtigen Fürstenzimmer zu verdanken ist. Für kurze Zeit - zwischen 1506 und 1565 - erweiterte das Mondseeland das Salzburger Territorium. 1511 nahm Leonhard die Salzburger Ratsherren gefangen und entzog ihnen endgültig ihre von Friedrich III. verliehenen Rechte, die teilweise als eine Grundlage für den Status als Freie Reichsstadt interpretiert wurden.

Unter Erzbischof Matthäus Lang von Wellenburg (1519-1540), der das Erzstift Salzburg erstmals im absolutistischen Sinne regierte, gesellten sich zu den Konflikten mit den Bauern "inner Gebirg" und den Bürgern der Salzburger Städte noch das Auftreten der Wiedertäufer und die Einflüsse der Lehren Martin Luthers. 43 Wiedertäufer wurden unter der Regentschaft Langs im Erzbistum Salzburg hingerichtet, doch immer wieder tauchten neue Prediger im Erzstift auf. Der Erzbischof beschnitt immer drastischer die Rechte der Bürgerschaft und erließ eine umfangreiche Stadt- und Polizeiordnung.

Vom Großen Bauernkrieg bis zur ersten Protestantenausweisung

Ausbreitung der Aufstände

Parallel zur Mobilität neuer religiöser Strömungen (Protestantismus, Reformation) des 16. Jahrhunderts wurde auch die Straße über den Radstädter Tauernpass, die zuletzt in der römischen Antike ausgebaut worden war und während des Mittelalters allmählich zu einem Saumpfad für den Transport mit Tragtieren verfiel, wieder für den Wagenverkehr ausgebaut. Diese Investition öffnete das Erzstift Salzburg wieder für den intensiven Verkehr auf einer Nord-Süd-Verbindung durch die Ostalpen, was gleichzeitig durch die so entstandenen wirtschaftlichen Anreize zu einem höheren Selbstbewusstsein der Landbevölkerung führte.

Durch die Hinrichtung zweier Pongauer Bauernsöhne, die man der Abkehr vom katholischen Glauben bezichtigte, wurde 1526 der Große Salzburger Bauernkrieg ausgelöst, der anfangs von den Gewerken in Gastein und Rauris organisiert wurde. Auch die Bevölkerung der Stadt Salzburg verbündete sich mit den Aufständischen (Gewerken und Bauern) und Erzbischof Lang musste mit seinem Gefolge auf die Festung Hohensalzburg flüchten. 14 Wochen wurde die Burg von den Aufständischen belagert und der Erzbischof war schon fast bereit, als weltlicher Fürst abzudanken, doch erkaufte er sich die Hilfe des Schwäbischen Bundes. Am 31. August 1526 wurde ein Waffenstillstand zwischen den Konfliktparteien vermittelt und Herzog Ernst von Bayern zum Koadjutor des Erzbistums gewählt. Währenddessen mobilisierten Gefährten des Tiroler Bauernführers Michael Gaismair die Pinzgauer Bauern zur Unterstützung gegen die habsburgisch-österreichischen Truppen, die - über die Steiermark kommend und mit Einverständnis des Erzbischofs - die Salzburger Gebirgsgaue queren mussten, um in Tirol eingreifen zu können. Bei der Belagerung von Radstadt zeigten die Aufständischen noch im Mai und Juni 1526 Anfangserfolge, doch musste Gaismair schließlich nach einer Niederlage bei Zell am See seine Truppen nach Venetien führen. Damit ging die entscheidende Schlacht bei Radstadt am 2. Juli für die Salzburger Bauern verloren. Viele von ihnen wurden in einem Strafgericht verurteilt und hingerichtet. Die finanziellen Verluste glich Erzbischof Lang durch strenge Sparmaßnahmen aus.

Theophrastus Bombastus v. Hohenheim (1493-1541) Paracelsus.

Aufgrund der steigenden Fördermengen an Gold und Silber in den Hohen Tauern wurde 1534 auch ins Gasteiner Tal eine Fahrstraße gebaut. In dieser Zeit fertigte der damals im Erzstift weilende Arzt und Naturwissenschafter Theophrastus Paracelsus ein erstes Gutachten über die Thermalquellen in Gastein an. Nach dem Tod Erzbischof Langs 1540 wählte das Domkapitel Ernst, Herzog von Bayern, zum neuen Erzbischof und Administrator. Da dieser aber die höheren Weihen durch den Papst nicht annahm, musste er 1554 abgesetzt werden. Zwischen 1550 und 1560 erreichte der Goldbergbau im Gasteiner Tal seinen Höhepunkt. Die Abbaumengen waren damals die größten in ganz Mitteleuropa. In dieser Zeit starb jedoch der reichste Gasteiner Gewerke Christoph Weitmoser, der große Organisator der Infrastruktur zur Förderung des Edelmetalls. U. a. ließ Weitmoser die Flößereianlagen an der Salzach (z. B. in Lend) errichten, die die Unmengen an Holz zur Verhüttung des Goldes für die Hochöfen lieferten. Durch die Erschöpfung der leicht zugänglichen Erzgänge, den rücksichtslosen Raubbau nach dem Tode Christoph Weitmosers und wegen der wachsenden Lohnkosten für die Bergknappen (Hofgastein war damals die zweitgrößte Siedlung des Erzstifts Salzburg) setzte sehr schnell der Rückgang des Goldabbaus ein.

Der beschwerliche Zugang ins Großarler Tal und zu den dort an Bedeutung gewinnenden Kupferabbaustätten entschärfte sich durch den Bau einer Fahrstraße über die Liechtensteinklamm, bei dem erstmals eine Wegtrasse in die Felsen gesprengt wurde. Zur selben Zeit (1564 und 1565) kam es zu einer neuerlichen Bauernrevolte im Pongau. Hans Stainer und Wilhelm Egger, zwei Bauernführer aus Bischofshofen, wurden als Anführer hingerichtet. Ihre Nachkommen bzw. Erben auf deren Höfen mussten bis 1811 den "Blutwidderdienst" leisten, einen Sühnedienst, bei dem alljährlich zum üblichen Zehent zwei Widder dazukamen, die mit einem roten Tuch bedeckt waren, als Symbol für den Mantel des Erzbischofs.

Von der ersten Protestantenausweisung bis zur Großen Emigration

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Hohensalzburg, vom Mirabellgarten aus
Salome Alt

Unter der Regentschaft Fürsterzbischofs Wolf Dietrich von Raitenau (1587-1612) kam es zu großen politischen und kulturellen Umwälzungen im Erzstift Salzburg. 1588 wurden erstmals im größerem Umfang die protestantisch gesinnten Bürger der Stadt ausgewiesen und gegen Anhänger der Lehre Luthers in den ländlichen Gebieten des Erzbistums umfassendere gegenreformatorische Maßnahmen geplant. Dazu holte der Erzbischof 1594 die Kapuziner ins Land. Auf dem heutigen Kapuzinerberg (früher: Imberg) errichtete man den Mönchen ein Stammkloster. In Werfen, Radstadt und Tamsweg gründete man Kapuzinerklöster zur Kontrolle der religiösen Gesinnung der Bevölkerung in den Gebirgsgauen. Den protestantischen Bestrebungen der Bergknappen am Dürrnberg wurde dort mit der Errichtung der frühbarocken Wallfahrtskirche begegnet.

Wolf Dietrich von Raitenau war auch der erste absolutistisch regierende Fürst des Erzstifts. Er entmachtete die Landstände, führte ein straffes Beamtentum ein und zentralisierte die Verwaltung des Landes durch die Zusammenlegung der Urbarämter und Pflegegerichte. Ausdruck seiner "Alleinherrschaft" wurden seine baulichen Maßnahmen: Für den Neubau der Residenz ließ Wolf Dietrich 100 Bürgerhäuser abreißen, um den Salzburger Dom, die Residenz und das Domkapitel im Lichte offener Plätze erstrahlen zu lassen. Im Süden der Stadt begann er mit der Entwässerung der Moore, um das dort verkehrstechnisch unzugängliche Land besser nutzen zu können. 1597 und 1598 kam es zum Brand des alten Chiemseehofs bzw. des monumentalen romanischen Doms, was zusätzlich die architektonische Umgestaltung Salzburgs ermöglichte. Wolf Dietrich wurde in diesem Zusammenhang oft Brandstiftung nachgesagt, die aber nicht bewiesen werden kann. Im Zuge dessen wurde der Domfriedhof 1603 in der Altstadt aufgelassen und Wolf Dietrich ließ sich am Sebastiansfriedhof am anderen Salzachufer sein Mausoleum - die Gabrielskapelle - errichten. Zwischen 1605 und 1607 wurden das Residenz-Neugebäude - in dem im Jahr 2007 das neue Salzburger Landesmuseum Carolino Augusteum eröffnet werden wird - und das heutige Schloss Mirabell für Wolf Dietrichs Frau Salome Alt und ihre Kinder errichtet. Zur politischen Abgrenzung Salzburgs von seinen Nachbarn wurde 1606 vom Domkapitel beschlossen ("Ewiges Statut", das auch eingehalten werden konnte), nie einen bayrischen Prinzen oder einen österreichischen Erzherzog zum Erzbischof von Salzburg zu wählen. Ab 1610 residierten die Bischöfe von Chiemsee - als Weihbischöfe die Stellvertreter des Salzburger Erzbischofs - ständig in der Metropole im neu errichteten Chiemseehof. 1611 geriet Wolf Dietrich wegen des Salzhandels in Konflikt mit dem Herzogtum Bayern und ließ die Propstei Berchtesgaden besetzen. Als die Bayern in die Stadt Salzburg einrückten, flüchtete der Erzbischof mit seiner Familie über die Radstädter Tauern, wurde aber gefangen genommen und im Kloster Nonnberg inhaftiert. Wolf Dietrich resignierte und wurde abgesetzt.

Salzburger Dom im Stadtensemble

Sein Nachfolger Markus Sittikus von Hohenems (1612-1619) wurde während der bayerischen Besatzung vom Domkapitel gewählt. 1614 kam es zur Grundsteinlegung des heutigen Salzburger Doms nach Plänen von Santino Solari. Er war auch der Baumeister des in der damaligen Zeit außergewöhnlichen Schlosses Hellbrunn einschließlich der Wasserspiele und des Schlossparks samt Jagdgarten und Steintheater und sowie des umgebenden Landschaftsgartens mit der zentralen Hellbrunner Allee. 1616 fanden dort und in der Residenz die ersten Aufführungen von Opern außerhalb Italiens statt.

Zwischen 1619 und 1653 - also 34 Jahre lang - regierte Erzbischof Paris Graf Lodron - einer der bedeutendsten Landesfürsten - das Erzstift Salzburg. Durch sein politisches Geschick und militärische Vorkehrungen gelang es ihm das Erzbistum Salzburg aus den Wirren des Dreißigjährigen Krieges herauszuhalten.

Steinrelief mit dem Wappen von Paris Lodron

Er gründete die Universität Salzburg (die auch seinen Namen trägt) und vollendete den frühbarocken Solari-Dom, den ersten seiner Art nördlich der Alpen. War die Stadt Salzburg bisher nur durch die beiden Stadtberge, den Fluss und die Moore (in Salzburg "Moos" genannt) geschützt, so ließ Paris Lodron daraus eine Festungsstadt bauen. Besonders im ungeschützten Nordosten der Neustadt (rechtes Salzachufer), im Bogen um das Schloss Mirabell und die Linzergasse, wurden - ebenfalls von Santino Solari - mächtige Festungsanlagen mit Wassergräben errichtet, die Einfallsstraßen mit Stadttoren gesichert und auch der Kapuzinerberg zwischen dem Kloster auf der Stadtseite und Solaris Franziskischlössl befestigt. Im Westfälischen Frieden von 1648, dem Ende des Dreißigjährigen Krieges, wurde das Fürsterzbistum Salzburg als souveränes Fürstentum innerhalb des Heiligen Römischen Reiches anerkannt.

Mit der Errichtung der beiden Türme am Dom und dem Residenzbrunnen am größten Platz der Altstadt ist die Regierungszeit von Erzbischof Guidobald Graf von Thun (1654-1668) verbunden.

Während der Regentschaft von Erzbischof Kardinal Max Gandolph Graf Kuenberg (1668-1687) erlebte das Erzstift Salzburg - immer noch im Geiste der Gegenreformation gefangen - den Höhepunkt der grausamen Zauberer- und Hexenprozesse mit 133 Hinrichtungen. Außerdem kam es zu den ersten Vertreibungen protestantischer Bauern aus dem Defereggental bei Matrei in Osttirol, das damals zum Erzstift Salzburg gehörte. Viele evangelische Bergknappen gingen freiwillig mit den Vertriebenen mit. Von 1687 bis 1709 übernahm Erzbischof Johann Ernst Graf von Thun die Regierung des Erzstiftes. Damals erreichte der Eisenerzabbau bei Tenneck und in der Flachau im Pongau seine Hochblüte. Erste frühindustrielle Manufakturen konnten sich im Erzstift trotz Fördermaßnahmen nicht halten, bis auf die Messingerzeugung in Oberalm und in der Ebenau. Weiterhin blieb, neben der Land- und Forstwirtschaft, der Bergbau - allen voran der Salzbergbau am Dürrnberg - der Wirtschaftsträger des Landes. Während der Regentschaft von Johann Ernst Graf von Thun wurde Johann Bernhard Fischer von Erlach Hofarchitekt des Erzbischofs, der den Mirabellgarten neu gestaltete (1690) und die Kollegienkirche (1694-1707), das St. Johannsspital (1695-1704), das Schloss Kleßheim (1694-1709) und die Ursulinenkirche (vollendet 1707) erbaute. Zur Zeit von Erzbischof Franz Anton Fürst Harrach (1709-1727) hatte die Stadt Salzburg ca. 14.300 Einwohner. Zum letzten Mal tauchte im Land Salzburg, im nördlichen Flachgau, die Pest (1713-1715) auf.

Von der Großen Emigration bis zur Säkularisation des Erzstifts Salzburg

Gemälde in Schloß Leopoldskron

Fürsterzbischof Leopold Anton Graf von Firmian regierte das Erzstift Salzburg von 1727 bis 1740. Während seiner Regentschaft wurden 1731-1732 im Zuge der Gegenreformation 22.000 Salzburgerinnen und Salzburger - vorwiegend aus dem Pongau und dem Pinzgau - des Landes verwiesen. Zwei Drittel aller Bauernhöfe in den beiden Gebirgsgauen blieben verwaist zurück, was den größten Bevölkerungsverlust bedeutete, den Salzburg je erfahren hatte und im Widerspruch zum Westfälischen Frieden von 1648 stand. Viele Exulanten fanden Aufnahme in einigen Freien Reichsstädten und in den Niederlanden. 15.000 Salzburger und Salzburgerinnen fanden Aufnahme bei König Friedrich Wilhelm von Preußen, der sie in Ostpreußen ansiedelte, andere emigrierten nach Nordamerika und beteiligten sich an der Gründung der Kolonie Georgia. 1732 wurden auch die beiden Pferdeschwemmen in der Altstadt in ihre heutige Form gebracht. Außerdem ließ Erzbischof Firmian das Schloss Kleßheim umbauen und im Süden der Stadt das Schloss Leopoldskron errichten. 1743 stellte der Erzbischof Leopold Mozart, der 1737 als Student aus Augsburg nach Salzburg gekommen war, in der fürsterzbischöflichen Hofkapelle ein. Das mit Wasser betriebene "Mechanische Theater" bei den Wasserspielen in Hellbrunn ging zwischen 1748 und 1760 in Betrieb. Zur selben Zeit erhielt die Stadt Salzburg ihre erste Stadtbeleuchtung (zwei Pechpfannen und fünf Laternen).

Am 27. Jänner 1756 erblickte der wohl berühmteste Salzburger das Licht der Welt - Wolfgang Amadeus Mozart. Er verbrachte jedoch nur ein Drittel seines kurzen Lebens in der Stadt Salzburg, besonders seine frühe Kindheit und Jugend. Zehn Jahre lebte er in Wien und die übrige Zeit war er auf Reisen in Italien, im Teutschen Reich HRRDN, der Schweiz, Frankreich, England, den Niederlanden und in den Kronländern der Habsburgermonarchie.

Geburtshaus in Salzburg
W. A. Mozart [1763] in Hofkleidung. Vater Mozart in einem Brief am 19. Oktober 1762: „...Wollen Sie wissen wie des Wolferl Kleid aussieht? – Es ist solches vom feinsten Tuch liloa=Farb....Es war für den Prinz Maximilian gemacht...“

In Salzburg fühlte er sich nach diesen vielen Reisen beengt und konnte mit dem rigiden, kleinbürgerlichen Leben im Erzstift und der Stellung am erzbischöflichen Hof nichts anfangen. Erzbischof Sigismund III. Graf Schrattenbach 1753-1771 war ein Förderer W. A. Mozarts, der die Reisen des Vaters mit seinem "Wunderkind" - teilweise auch mit der gesamten Familie - befürwortete. Während seiner Regierungszeit wurde für 20.000 Gulden das so genannte Sigmundstor oder Neutor durch den Mönchsberg geschlagen, einer der seltenen Tunnelbauten dieser Zeit in Europa. Zwischen 1770 und 1772 litten die Menschen in halb Europa - so auch im Erzstift Salzburg - an Hungersnot aufgrund wetterbedingter Ernteausfälle.

Der letzte zwischen 1772 und 1803 regierende Erzbischof von Salzburg war Hieronymus Graf von Colloredo. Damals hatte die Stadt Salzburg ca. 16.000 Einwohner. Colloredo regierte das Fürsterzbistum weiterhin wie ein absolutistischer Fürst der frühen Neuzeit und erließ strenge Gesetze (z. B. die Zensur im Pressegesetz 1773). Auch Wolfgang Amadeus Mozart verließ 1781 aufgrund vieler Konflikte mit seinem Landesherren das Erzstift für immer und verdiente sich von da an als freischaffender Künstler seinen Lebensunterhalt in Wien. Immer wieder kam es in diesen Tagen zu schweren Unwettern, die zu Hochwasser (1775 in Bischofshofen - 16 Tote) und Vermurungen führten. Zwischen 1794 und 1800 stauten sich zwischen Lend und Taxenbach und zwischen Niedernsill und Mittersill durch Muren Seen auf, die sich erst über Jahre hinweg wieder entleerten. Die Reformen Colloredos brachten aber auch ein Wiederaufleben des Goldbergbaus im Gasteiner und Rauriser Tal und mit der Schulreform im Erzstift im Sinne der josephinischen Aufklärung die Eröffnung eines Lehrerseminars. 1797-1798 verbrachte der Gelehrte Alexander von Humboldt den Winter über in Salzburg, das er - gemeinsam mit Neapel und Konstantinopel - als eine der drei schönsten Gegenden der Welt bezeichnete - ein Attribut, dessen sich Salzburg heute noch rühmt (Tourismus, Weltkulturerbe).

Von der Säkularisierung des Erzstifts Salzburg zur Erhebung zum kaiserlichen Kronland

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Ferdinand III., Großherzog der Toskana

Der Geist der Französischen Revolution und die Umgestaltung Europas durch Napoléon Bonaparte wirkten sich besonders auch auf das Fürsterzbistum Salzburg aus. Am 15. Dezember 1800 rückte die französische Armee in Salzburg ein und übernahm in der Schlacht am Walserfeld in Wals-Siezenheim vor den Toren der Stadt Salzburg die Herrschaft über das Erzstift. Bis zum Reichsdeputationshauptschluss und danach erlebte das Land Salzburg zwischen 1803 und 1816 seine einschneidendsten politischen Umwälzungen, die dem Land eine schwere Identitätskrise einbrachten. Bereits 1800 flüchtete Erzbischof Hieronymus Graf von Colloredo vor den herannahenden französischen Truppen nach Wien in Österreich. Er blieb zwar bis zu seinem Tode 1812 Erzbischof von Salzburg, kehrte jedoch nie mehr in "sein" Erzstift zurück. Am 11. Februar 1803 trat er die Herrschaft als Fürstregent ab. Das Land Salzburg wurde gemeinsam mit der Propstei Berchtesgaden, den Pfründen des Hochstifts Passau und der Herrschaft des Bistums Eichstätt (nördlich der Donau, östlich von Regensburg) als Kurfürstentum Salzburg im Austausch mit dem Großherzogtum Toskana die Entschädigung für Großherzog/Kurfürst Ferdinand III. Er nahm dieses neu geschaffene politische Gebilde am 29. April 1803 in Besitz, beließ die funktionierende Verwaltung der Ländereien und gestaltete durch sehr einfühlsame Reformen aus dem ehemals geistlichen Erzstift ein säkularisiertes, weltliches Fürstentum innerhalb des Heiligen Römischen Reiches. Die Stadt Mühldorf am Inn fiel, als nicht mit dem Territorium verbundener Besitz, 1803 an Bayern.

Matrei als Teil Salzburgs am Beginn des 19. Jahrhunderts

Im Zuge der Besetzung des Habsburgerreichs innerhalb der napoleonischen Koalitionskriege verließ Kurfürst Ferdinand das Land. Marschall Bernadotte und Marschall Ney lösten mit der Besatzung von 60.000 Mann das Kurfürstentum Salzburg auf und es kam durch die Beschlüsse des Friedens von Pressburg 1805 gemeinsam mit Berchtesgaden zu Österreich. Passau und Eichstätt wurden Bayern zugesprochen. Salzburg verlor damals seine staatliche Selbständigkeit und erlitt neben dieser Identitätskrise auch aufgrund der viel zu hohen Kontributionszahlungen für das Französische Kaiserreich schwerste wirtschaftliche Schäden. 1806 wurde das Bistum Chiemsee aufgelöst und der Goldbergbau verstaatlicht.

Nach dem Sieg Napoléons über Österreich in der Schlacht bei Wagram 1809 trennte man Salzburg erneut von Österreich ab und wieder gelangte das ehemalige Erzstift für zwei Jahre unter französische Verwaltung. Wie in Tirol wehrte man sich auch in den Salzburger Gebirgsgauen gegen Napoléon. Im September 1809 organisierte Joseph Struber, Wirt in Stegenwald, die Kämpfe gegen die bayrisch-französischen Truppen am Pass Lueg und behinderte so die Besatzer an der Okkupation des Pongaus. Auch Peter Sieberer aus Pfarrwerfen, Anton Wallner aus Matrei in Osttirol, Kaspar Steger aus Altenmarkt im Pongau und Jakob Strucker aus Lofer kämpften an strategischen Punkten im Pinzgau und Pongau. Ein Plan, die Landesteile im Gebirge vom Salzburggau und der Metropole zu trennen und so das Land Salzburg zwischen Österreich und Bayern aufzuteilen, wurde nicht umgesetzt.

Lage der Stadt Bad Reichenhall - einst Teil der ältesten Schenkung für Salzburg (696) - heute Landkreis Berchtesgadener Land

Am 12. September 1810 wurde die französische Verwaltung aufgelöst und das Land Salzburg wurde Teil Bayerns. Salzburg war der größte Teil des damaligen Salzachkreises, der auch Kitzbühel, Traunstein und Ried im Innkreis umfasste. Mühldorf am Inn verblieb im Isarkreis und Matrei in Osttirol kam 1811 - nach jahrhundertelanger Zugehörigkeit zu Salzburg - zur nördlichsten Illyrischen Provinz, der Präfektur Villach. Damals versank Salzburg in der Provinzialität zwischen Bayern und Österreich und im Zuge dessen wurden u. a. die Ständevertretung und die Universität aufgelöst. Viele ehemals "staatliche" Besitzungen in Stadt und Land gingen in private Hände über. Der bayrische Kronprinz Ludwig residierte ständig im Schloss Mirabell. Als Teil Bayerns und damit des Rheinbundes wurden die Festungsbauten der Stadt Salzburg gegen Österreich hin umfunktioniert.

Zwischen 1816/1818 und 1822 wurde Leopold Maximilian Graf von Firmian kirchlicher Administrator des Landes. Durch die Beschlüsse des Wiener Kongresses am Ende der napoleonischen Ära Europas kam das Land Salzburg am 1. Mai 1816 endgültig zu Österreich, das sich immer um eine territoriale Verbindung zwischen Oberösterreich, der Steiermark und Kärnten mit Tirol bemüht hatte. Allerdings verblieben die ehemaligen Besitzungen links der Salzach - Waging am See, Tittmoning, Laufen, Staufeneck und Teisendorf - also der Rupertiwinkel und die Fürstpropstei Berchtesgaden mit Reichenhall bei Bayern. Salzburg wurde jedoch keine eigenständige Provinz im Kaiserreich Österreich, sondern lediglich fünfter Landkreis des Erzherzogtums Oberösterreich mit Verwaltungssitz in Linz an der Donau. Dies führte nach dem Verlust der jahrhundertelangen Machtposition des Landes im süddeutschen Raum zu einer schweren Identitätskrise, die sich in den massiven wirtschaftlichen Einbußen und dem drastischen Bevölkerungsrückgang im gesamten "Salzachkreis" zeigten. Dazu kam noch ein verheerender Brand in der Stadt Salzburg, der 93 Gebäude vernichtete und in dem über 1000 Menschen ihr Hab und Gut verloren. Vielleicht drückt das damals 1818 erstmals erklingende Weihnachtslied "Stille Nacht, heilige Nacht" von Joseph Mohr und Franz Xaver Gruber in der Oberndorfer St. Nikolauskirche diese elegische Stimmung im Land am besten aus.

Mozartdenkmal am Mozartplatz in Salzburg

Unter Erzbischof Augustin Gruber (1823-1835) wurde das geistliche Erzbistum Salzburg wiedererrichtet. Der Geist der Romantik machte Salzburg in seinem Dornröschenschlaf zu einem der beliebtesten Reiseziele seiner Zeit. 1826 kam es zur Erstbesteigung des Hochkönigs und ein Jahr später wurden in sehr sagenhafter Weise die Kupfervorkommen am Mitterberg bei Mühlbach am Hochkönig wiederentdeckt, die zu Beginn der Hallstattzeit (s. o.) in Vergessenheit geraten waren. Mit einem außerordentlich besonderen Panoramabild der Stadt Salzburg und ihres Umlandes ging der Maler Johann Michael Sattler (1786-1847) ab 1829 auf Reisen und unterstützte auf diese Weise die romantische Verherrlichung der Stadt Salzburg. Im Zuge des aufkommenden Fremdenverkehrs wurde im Gasteiner Tal eine Thermalwasserleitung von Badgastein nach Bad Hofgastein errichtet. Erzbischof Friedrich Johannes Jacob Cölestin von Schwarzenberg (1836-1850) trug als leidenschaftlicher Alpinist und Naturfreund viel zur Erschließung der Salzburger Bergwelt bei. Am 3. September 1841 wurde der höchste Berg des Landes - der Großvenediger mit 3674 m (s. Abbildung ganz oben) - zum ersten Mal in Form einer Expedition bestiegen. Auch historische Interessen wurden damals Teil des Bildungshungers der Bürgerschaft, die die Entdeckung der römischen Mosaikböden in Loig bei Salzburg (Gemeinde Wals-Siezenheim) und des Bronzehelms am Pass Lueg aus der Hallstattzeit feierte. 1842 wurde nach dem Tode von Constanze Nissen, der Witwe von W. A. Mozart, die sich zeitlebens um den Nachlass ihres ersten Mannes gekümmert hatte, das weltberühmte Mozartdenkmal von Ludwig von Schwanthaler enthüllt.

Sattler-Panorama im SMCA

Von der Erhebung zum kaiserlichen Kronland bis zum Ersten Weltkrieg

Karte Österreich-Ungarns
Karte Österreich-Ungarns

Landkarte Österreich-Ungarn 1867:
Cisleithanien: 1. Böhmen, 2. Bukowina, 3. Kärnten, 4. Krain, 5. Dalmatien, 6. Königreich Galizien und Lodomerien, 7. Küstenland, 8. Österreich unter der Enns (Niederösterreich), 9. Mähren, 10. Salzburg, 11. Österreichisch-Schlesien, 12. Steiermark, 13. Tirol, 14. Österreich ob der Enns (Oberösterreich), 15. Vorarlberg;
Transleithanien: 16. Ungarn (mit Vojvodina und Siebenbürgen), 17. Kroatien und Slawonien; 18. Bosnien und Herzegowina

1848 wurde in Salzburg wieder eine eigene Landesverwaltung hergestellt, regiert wurde das Land jedoch weiterhin von den Kreishauptleuten. Von den Unruhen des Revolutionsjahres 1848 war in Salzburg kaum etwas zu spüren. Die Witwe von Kaiser Franz I. - Caroline Augusta - zog sich in das ruhige, nach den politischen Umwälzungen fast vergessene Land Salzburg zurück und residierte von 1848 bis 1872 in der Stadt, der sie ein große Wohltäterin wurde. 1849 nahm man die Telegraphenlinie Wien - Salzburg - München in Betrieb. Sie war eine der ersten im österreichisch-bayerischen Raum. Obwohl Salzburg 1850 endgültig zum Kronland innerhalb des österreichischen Kaiserreiches erhoben wurde, verblieb die Verwaltung des Landes weiterhin in Linz an der Donau. Damals lebten im Land Salzburg 146.000 Einwohner, davon 17.000 in der Stadt Salzburg.

Caroline Augusta, die Witwe von Kaiser Franz I., die von 1848-1873 in Salzburg residierte.

Kardinal Maximilian Josef von Tarnóczy war zwischen 1850 und 1876 Erzbischof von Salzburg, der anfangs (bis 1865) im Schloss Mirabell sein Amt ausübte.

Bis zum Ersten Weltkrieg kam es in der Folge zu einem stetigen wirtschaftlichen Aufschwung.

Vom Ersten Weltkrieg bis heute

Aus dem Kronland Salzburg entstand 1918 das Bundesland Salzburg als Teil der Republik Österreich. Der schon vorher bedeutende Fremdenverkehr erhielt nach dem Ende des Ersten Weltkriegs mit den Salzburger Festspielen weiteren Auftrieb. Die Wirtschaftsförderprogramme des Landeshauptmanns Franz Rehrl, Landeshauptmann von Salzburg 1922 bis 1938, halfen der von Krisen betroffenen Wirtschaft. Der Fremdenverkehr wurde aber nach 1934 von der Blockadepolitik des Deutschen Reichs (Tausendmarksperre) schwer getroffen. Am 12. März 1938 erfolgte der Einmarsch deutscher Truppen in Salzburg im Zuge des Anschlusses von Österreich. Die Nationalsozialisten fanden in Salzburg durchaus breite Zustimmung. Mit dem Gesetz über den Aufbau der Verwaltung in der Ostmark wurde 1939 der Reichsgau Salzburg gegründet, der bis 1945 existierte. Im Zweiten Weltkrieg wurden neben der Stadt Salzburg auch die Industriebetriebe in Hallein heftigst bombardiert, an die 15.000 Menschen starben. Im Mai 1945 wurde Salzburg von amerikanischen Truppen befreit.

Am 23./24. September und 9. Oktober 1945 fanden in Salzburg Länderkonferenzen statt, in denen die westlichen Bundesländer ihren Beitritt zur Republik Österreich unter der Regierung von Karl Renner erklärten. Das Bundesland Salzburg wurde so wieder Teil der Republik Österreich. 1955 kam mit dem Staatsvertrag das Ende der amerikanischen Besatzung. Der anhaltende Erfolg des Fremdenverkehrs und u.a. der Salzburger Festspiele brachten Salzburg und dem Salzburger Land nach Kriegsende einen gesicherten Wohlstand. Die Erhebung des Mozarteums zur Hochschule und die Wiederbegründung der Universität Salzburg 1962 intensivierten das geistige und künstlerische Leben in der Stadt Salzburg. Von der Entstehung von Fachhochschulen seit den 1990er Jahren profitierte auch das Salzburger Umland. Seit 1. Jänner 1995 ist das Land Salzburg mit Österreich ein Teil der Europäischen Union, der Abbau der Grenzkontrollen zu Bayern war eine der Folgen. 1997 wurde die Altstadt von Salzburg in die Welterbe-Liste der UNESCO aufgenommen.

Siehe auch