Bügeleisen

Hausmädchen beim Bügeln, 1908
Bügelnde plaudernde Frau, DDR 1951
Indischer Bügelservice mit Holzkohlebügeleisen, 2010
„Plätterei“ in Cottbus
Bügeleisensammlung

Ein Bügeleisen, Plätteisen oder Glätteisen[1] ist ein Gerät zum Glätten (Bügeln, ndd.: Plätten) und In-Form-Bringen von Textilien, vor allem von Kleidungs­stücken, Tisch- und Bettwäsche. Für diesen Vorgang werden Druck, Wärme und manchmal auch Feuchtigkeit genutzt.

Beschaffenheit

Jedes Bügeleisen besteht aus einem Griff und einer heizbaren Platte, die durch die sogenannte Bügelsohle mit dem zu bügelnden Stoff in Kontakt tritt.

Die Beheizung des Bügeleisens erfolgt heute fast ausschließlich durch elektrische Heizelemente. Die für den jeweiligen Stoff geeignete Temperatur lässt sich dabei über einen Wahlschalter einstellen. Normalerweise sind auf der Reglerskala drei Stufen gekennzeichnet, die den Textilpflegesymbolen für die Bügeltemperatur entsprechen. Die Temperatur der Bügelsohle beträgt dabei bei der Einstellung auf einen Punkt ca. 110 °C, auf zwei Punkte ca. 150 °C und auf drei Punkte ca. 220 °C. Zur Vermeidung einer Überhitzung und zur Temperaturregelung dient ein Thermostat mit Bimetallstreifen.

Daneben gibt es auch Bügeleisen, die mit Hilfe von Chemikalien Wärme erzeugen.

Moderne Dampfbügeleisen besitzen einen Wassertank. Der an der Sohle des Bügeleisens ausströmende Dampf erleichtert das Bügeln. Eine Weiterentwicklung ist die Dampfbügelstation. Dabei wird Dampf aus einem separaten Dampferzeuger (auf dem Tisch oder unter dem Bügelbrett) durch einen Schlauch zum Bügeleisen geleitet.[2]

Großflächige Textilien wie Bettwäsche und Tischdecken können auch mit Bügelmaschinen geglättet werden. Die gewerblichen Großbügelmaschinen, sogenannte Heißmangeln mit einem Durchlauf in der Breite von Bettbezügen, wurden früher häufig auch in eigenen Betrieben zur Selbstbedienung zur Verfügung gestellt.

Verwendung

Ein Bügeleisen braucht einige Minuten, um auf Betriebstemperatur zu kommen. Dann werden die platt ausgelegten Textilien mehrfach mit dem heißen Bügeleisen überstrichen, um sie zu glätten.[3] Dabei ist zu beachten, dass unterschiedliche Materialien bei verschiedenen Temperaturen zu bügeln sind. Dabei helfen die Textilpflegesymbole. Drucke und Applikationen sind besonders vorsichtig zu behandeln. Das Bügeln wird erleichtert, wenn die Wäsche noch etwas feucht ist.[4] Auch die Verwendung von Wäschestärke erleichtert das Glätten der Wäsche.

Dampfbügeleisen

Leicht feuchte Wäsche lässt sich leichter glätten als trockene. Ein Dampfbügeleisen gibt Wasserdampf, der im Gerät erzeugt wird, während des Bügelns durch die Bügelsohle ins Wäschestück. Die Dampfmenge und der erzeugte Druck sind dabei nicht sehr groß, da das Bügeleisen sonst unhandlich würde.

Dampfbügelstationen

Bei Dampfbügelstationen sind Wassertank und Dampferzeuger vom Bügeleisen getrennt und der Dampf wird durch einen Schlauch zum Bügeleisen geleitet. Es gibt Dampfbügelstationen, deren Wassertank auf einem Bügeltisch abgestellt wird. Größere Modelle, die mehr Dampf und mehr Druck erzeugen können, sind in den Bügeltisch integriert. Oft sind solche Bügeltische zusätzlich mit einem Gebläse ausgestattet, das es erleichtert, die Wäschestücke vor dem Bügeln glatt auszubreiten. Gewerbliche Bügelstationen sind für den Dauerbetrieb ausgelegt, haben oft eine höhenverstellbare Arbeitsfläche und Einrichtungen, um Kondenswasser abzuleiten, damit es nicht die gebügelte Wäsche befeuchtet.[5]

Geschichte

Die ersten Bügeleisen sind aus dem 15. Jahrhundert bekannt. Sie bestanden aus einer massiven Metallplatte mit Griff, die auf einer heißen Ofenplatte erhitzt werden musste. Aus dem späten 17. und dem 18. Jahrhundert sind hohle Plätteisen (auch Kasteneisen, in Österreich Stagleisen) erhalten, die meist aus Messing bestanden. Von der durch eine Klappe verschlossenen Rückseite her wurde eine im Feuer erhitzte eiserne Platte (oder Stagl) in den Hohlraum eingeführt, um die Sohle zu erhitzen. Solche Eisen wurden bis ins 19. Jahrhundert hinein benutzt.

  • Eine Weiterentwicklung im späteren 19. Jahrhundert war die Ochsenzunge: Hier wird ein Eisenstück – nach seiner Form oft als „Ochsenzunge“ bezeichnet – von hinten in das Bügeleisen eingeschoben und mit einer Klappe verschlossen.
  • Im späten 19. Jahrhundert trat daneben das Kohle-Bügeleisen, in dessen vergrößerten Hohlraum glühende Kohlen oder Briketts gefüllt wurden.
  • Des Weiteren gab es sogenannte Wechselgriffbügeleisen. Bei ihnen wurde der Griff des erkalteten Bügeleisens abgenommen und auf ein zweites, auf dem Ofen erwärmtes Eisen eingeklinkt, das kalte Eisen auf dem heißen Ofen abgestellt usw. (siehe Bild Schneiderofen).
  • Auch Gasbügeleisen waren im 19./20. Jahrhundert im Einsatz. Manche wurden direkt über Schläuche an die Gasleitung angeschlossen und wurden vor allem in Bügelstuben verwendet; sie brachten ein allerdings das Risiko mit sich, dass der Zuleitungsschlauch aufgrund der mechanischen Bügelbewegung undicht werden konnte.[6] Andere wurden durch einen Gasbrenner erhitzt.
  • Es gab auch Bügeleisen, die durch kleine Spiritusbrenner befeuert werden konnten.

Mit der Elektrifizierung des Haushalts wurde auch das Bügeleisen elektrisch beheizt. Die elektrischen Bügeleisen verfügen über einen Thermostat mit Drehrad. Für das Gehäuse wurde bis in die 1960er Jahre Bakelit verwendet, danach ABS-Kunststoff. Der Haltegriff des Geräts war früher vorne offen, beim Acosta Version aus den 1970er Jahren erstmals an der Rückseite offen. Eine Weiterentwicklung ist das Dampfbügeleisen, das Wasserfach hat hier meist ein Sichtfenster für den Füllstand.

Siehe auch

Tonaufnahme eines Dampfbügeleisens

Literatur

  • Marianne Strobel: Alte Bügelgeräte: eine Kulturgeschichte des Bügelns. 2., überarbeitete und stark erweiterte Auflage. Strobel, München 1987, ISBN 3-9800848-1-7.
Commons: Bügeleisen – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Bügeleisen – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Glätteisen auf duden.de, abgerufen am 15. April 2014.
  2. Artikel Dampfbügelstation, besucht am 23. Oktober 2012
  3. Der Artikel Bügeln von Flachwäsche beschreibt das Glätten eines Geschirrtuchs. Dort gibt es auch ein Video. Abgerufen am 13. März 2013
  4. Allgemeine Erläuterungen zum Bügeln
  5. Artikel Gewerblicher Bügelplatz, Link geprüft am 19. Januar 2013
  6. Wolfgang König: Geschichte der Konsumgesellschaft, VSWG Beihefte, Franz Steiner Verlag Stuttgart, 2000, ISBN 3-515-07650-6, S. 225