Bahnstrecke Husum–Bad St. Peter-Ording

Husum–Bad St. Peter-Ording
Datei:Eiderstedt-Bahn.jpg
Strecke der Bahnstrecke Husum–Bad St. Peter-Ording
Streckennummer:1204 / 1205
Kursbuchstrecke (DB):135, ex 124, ex 112f
Streckenlänge:44 km
Spurweite:1435 mm (Normalspur)
von Westerland
0,0Husum
zum NOB-BW-Husum u. nach Kiel
4,6Abzweig Hörn zur Marschbahn
5,6Platenhörn
9,9Büttel
11,8Witzwort Bedarfshalt
15,4Harblek Bedarfshalt
ehem. Fähre nach Karolinenkoog
21,2Tönning Kopfbahnhof
25,6Kating Bedarfshalt
28,4Katharinenheerd
31,5Garding
33,2Sandwehle Bedarfshalt
35,1Heisternest
36,5Tating
40,9Bad St Peter Süd
Deichdurchlass
43,6Bad St Peter-Ording

Die Bahnstrecke Husum–Bad Sankt Peter-Ording (auch Eiderstedter Strecke genannt), ist eine 44 km lange, eingleisige, nicht elektrifizierte Nebenbahn in Schleswig-Holstein. Die Strecke verbindet die nordfriesische Kreisstadt Husum mit allen wichtigen Orten der Halbinsel Eiderstedt, wie Tönning, Garding und St. Peter-Ording, in Ost-West-Richtung. Betrieben wird der Personenverkehr von der Nord-Ostsee-Bahn, einer Tochter der Veolia Verkehr, im Stundentakt.

Geographie

Ein Zug der NOB in Tating

Vom Bahnhof Husum aus wird zunächst ein Streckenstück der Marschbahn bis zum Abzweig Hörn befahren. Da es dort nur noch eine Weiche gibt, wird in Richtung Husum links – also als Falschfahrt – gefahren. Die Strecke durchquert im weiteren Verlauf flaches, überwiegend landwirtschaftlich genutztes Marschland der Eiderstedter Landschaft, bis sie zusammen mit dem Ast aus Bad St. Peter in den nördlichen Bahnhofskopf des Kopfbahnhofs Tönning eingeführt wird. Dieser Bahnhof dient als Begegnungsstation der sich hier im Stundentakt kreuzenden Züge.

Nach Verlassen des Bahnhofs Tönning bilden wenige Sielbrücken und der Deichdurchlass bei St. Peter-Ort die einzigen Kunstbauwerke an der Strecke.

Die große Entfernung einiger Stationen zum eigentlichen Ortskern (beispielsweise Kating und Witzwort) wird mit der im 19. Jahrhundert vorherrschenden Angst der Eiderstedter, dass durch die Bahnverbindung „schlechte Leute ins Dorf kämen“, erklärt. Daneben dürften für die Bahnverwaltungen Baukosten, Interessen von Landbesitzern und die Abwicklung des Güterverkehrs eine wichtige Rolle gespielt haben.[1]

Betrieb und Geschichte

Historisch gesehen entstand die Bahnstrecke aus zwei Streckenteilen: Den Abschnitt von Tönning nach Husum, der schon Mitte des 19. Jahrhunderts als Teil der Strecke Tönning–Flensburg gebaut wurde (Eröffnung 1854) und den Streckenteil von Tönning nach Garding (Eröffnung 1892) und weiter nach St. Peter-Ording (Eröffnung 1932). Die Marschbahn wurde 1886 zwischen dem Friedrichstädter Bahnhof Büttel und dem Abzweig bei Platenhörn an die Strecke angebunden und 1902 im Husumer Gebiet in die heutige Lage umgebaut.

Tönning weist daher einen Kopfbahnhof auf, was in ländlichen Gegenden selten ist. Früher führte eine Hafenbahn zwecks Viehverladung in Richtung Großbritannien über das Kopfende hinaus. So konnte im Tönninger Hafen schon recht früh Fracht nach Großbritannien verladen werden. Außerdem gab es die Möglichkeit, in Tönning mittels einer Fähre nach Karolinenkoog überzusetzen, von wo aus Anschlüsse nach Heide und weiter nach Hamburg bestanden. Bis 1886 war diese Kombination aus Eisenbahn- und Schiffsverkehr die schnellste Möglichkeit, Hamburg von Husum aus zu erreichen, da zu diesem Zeitpunkt die Marschbahn Hamburg–Heide–Husum–Niebüll noch nicht komplett fertiggestellt war.[1]

Die Weiterführung der Strecke über Garding hinaus nach St. Peter geschah aus Kostengründen erst 78 Jahre nach der Eröffnung der Strecke bis Tönning. Vorher wurden die Kurgäste und Touristen vom Streckenende in Garding aus mit Fuhrwerken und Postautos zum wegen des breiten Sandstrandes beliebten Nordseebad transportiert. Nachdem die Übernachtungszahlen in den Orten St. Peter und Ording in den 1920er und 1930er Jahren stark angestiegen waren, entschloss man sich, die Strecke zu verlängern. Die Bewohner der beiden Orte stritten sich um die Stationsnamen. Die damals noch eigenständigen Ortschaften Ording und St. Peter sahen schließlich ihre Interessen im Stationsnamen Bad St. Peter-Ording vereint – damit wurde in den 1930er Jahren schon der Begriff Bad St. Peter-Ording geprägt, welcher 1967 bei der Zusammenlegung der Gemeinden auch als offizieller Ortsname zur Verwendung kam. Um dem Ort St. Peter-Dorf keinen allzu provinziellen Charakter zu geben, führte er entgegen der offiziellen Bezeichnung Dorf als Stationsnamen Bad St. Peter-Süd.[2]

Nachkriegszeit und Niedergang

Um die Kriegsschäden des Zweiten Weltkriegs beseitigen zu können, wurde die Strecke 1945 im Abschnitt Bad St. Peter-Ording–Garding betrieblich stillgelegt, ehe sie ab 1947 wieder wieder regelmäßig befahren werden konnte.

In den Anfängen wurde die Strecke mit Dampfzügen, danach mit DB Baureihe V 36 und roten Donnerbüchsen betrieben. Zum Winterfahrplan 1960 wurde der Betrieb auf Triebwagen der Baureihen VT 95–98 (mit bis zu sechs Einheiten) umgestellt. Später wurden die Personenzugleistungen mit Akkutriebwagen erbracht.

Wie auf vielen Nebenstrecken ging es auf der Eiderstedter Strecke ab Mitte der 1950er Jahre bergab: Schrittweise wurde der Personenverkehr reduziert, der Güterverkehr eingestellt, Gleisanlagen wurden zurückgebaut und die Anschlusszeiten in Husum verschlechtert. Die Aufgabe der Gepäckabfertigung und der Einsatz von unwirtschaftlichen Zuggarnituren (DB Baureihe V 100 mit Silberling-Steuerwagen) läuteten den zwischenzeitlichen Niedergang der Strecke ein.

Zuletzt stand die Gesamtstilllegung der Strecke zur Diskussion, denn durch die Stilllegung von schwach frequentierten Strecken wollte die damals hoch verschuldete Bundesbahn aus den roten Zahlen kommen. Deshalb unterbreitete die DB dem Verkehrsministerium um 1976 und um 1983 Vorschläge zur Stilllegung der Eiderstedter Strecke, was auf Unmut und Kritik bei den Kommunen des Landkreises Nordfriesland, welche die Strecke als unverzichtbar für den Tourismus sahen, stieß. Durch das große Engagement in der Region Nordfriesland scheiterten so die Stilllegungsbemühungen der DB.[1]

Renaissance und neuer Betreiber

Motiviert durch das Land Schleswig-Holstein investierte die Bundesbahn seit Anfang der 1990er Jahre wieder in die Strecke. Mit der Einführung der Regional-Schnellbahn und des Stundentakts bestimmten moderne Triebwagen der DB Baureihe 628 das Bild auf der Strecke. Der Betrieb wurde dadurch wirtschaftlicher, schneller und attraktiver [3].

Im Jahr 2000 übernahm die Nord-Ostsee-Bahn (NOB) nach gewonnener Ausschreibung den Verkehr mit Alstom LHB Coradia LINT-Triebwagen und Bombardier Talent-Triebwagen. Diese Bahngesellschaft war es auch, die einen konsequenten Taktverkehr vom frühen Morgen bis zum späten Abend initiierte, und das „Gleisradio“, ein spezielles Fahrgastinformationssystem, das per GPS über Besonderheiten der Strecke informiert, einführte.[4] Teilweise werden die Züge via Husum, Schleswig und Rendsburg nach Kiel Hauptbahnhof durchgebunden.

Der Bahnhof Bad St Peter-Ording
LINT in der Nähe von St. Peter

Zusätzlich gibt sich die NOB regionalbetont: So wurde ein LINT-Triebzug, in welchem auf anschauliche Art und Weise der Lebenslauf von Theodor Mommsen aufbereitet wurde, auf den Namen dieses Mannes getauft. Zeitgleich erhielten die Gardinger Stationsschilder den Zusatz „Mommsen-Stadt“.[5] Des Weiteren wurden alle kleineren Stationen im Rahmen eines Sofortprogramms der DB Station und Service mit modernen Unterständen und Schildern ausgestattet. Der Bahnhof von Tönning erhielt einen neuen Anstrich, der Endpunkt in Ording wurde umfassend modernisiert; dort entstand ein neuer Bahnsteig mit einem neuen Zuweg, eine neue Bushaltestelle und ein Taxistreifen. Das bis dato geschlossene Bahnhofsgebäude wurde aus dem „Dornröschenschlaf“ geholt und aufwändig restauriert – neben einem Bistro und einem beheiztem Wartesaal steht dort den Fahrgästen auch wieder ein Schalter zur Verfügung.

Für die Belange der Fahrgäste setzt sich der am 8. Mai 2001 (im Rahmen eines Pilotprojektes des Landes Schleswig-Holstein) gegründete Streckenbeirat ein; es finden regelmäßige Treffen mit Fahrgästen und Verantwortlichen an Orten entlang der Strecke statt und es erscheint zwei Mal im Jahr die Zeitung StreckenSchnack.[6]

Die Strecke hat so heute vor allem Bedeutung für den Tourismus und stellt einen wichtigen Zubringer zum Nordseebad Bad St. Peter-Ording dar. Doch auch der Schüler- und Berufsverkehr sind nicht zu unterschätzen. Daher ergeben sich in den Sommermonaten sehr hohe Fahrgastzahlen von bis zu 3000 Personen und im Winter Fahrgastzahlen von etwa 1600 Personen pro Tag. Fahrkartenschalter befinden sich in Husum, Tönning und Bad St. Peter-Ording.

Die Gesamtstrecke wird von einem elektromechanischem Fahrdienstleiterstellwerk im Bahnhof Tönning aus gesteuert. Für den östlichen Streckenteil bis zum Abzweig Hörn (Husum) gilt eine Anpassung an das ESTW in Husum. Die Strecke von Tönning nach Bad St. Peter-Ording wird im Stichstreckenblockbetrieb bedient.[7]

Weiterführende Informationen

Literatur

Commons: Westküstenbahn – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c Streckenzeitung 1/1. September 2001
  2. Streckenzeitung 1/2. Dezember 2001
  3. RSBs (Br 628) in Bad St. Peter-Ording
  4. trainstories.de
  5. Streckenzeitung 2/2. Juli 2002
  6. Streckenbeirat auf stationsbuero.de
  7. Seite zum Bahnhof Tönning

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