„Vertrag von Limerick“ – Versionsunterschied

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Der '''Vertrag von Limerick''' ({{EnS|''Treaty of Limerick''}}, {{GaS|''Conradh Luimnigh''}}) wurde am 3. Oktober 1691 in [[Limerick]] von [[Patrick Sarsfield, 1. Earl of Lucan]] im Namen von König [[Jakob II. (England)|Jakob II.]] und [[Godert de Ginkell, 1. Earl of Athlone|Godert de Ginkell]], im Namen von [[Wilhelm III. (Oranien)|Wilhelm&nbsp;III.]] (Wilhelm von Oranien) unterzeichnet. Der Vertrag beendete den Krieg zwischen den [[Jakobiten]] und Wilhelm&nbsp;III. und damit auch die Belagerung von Limerick durch die Truppen Wilhelm&nbsp;III. Der Krieg ist auch als „Wilhelminischer Krieg“, „Jacobinischer Krieg“ oder „der Krieg der zwei Könige“ (Cogadh an Dá Rí) bekannt.<ref>Simms, S. 505–508.</ref>
{{Quelle}}
Der '''Vertrag von Limerick''' ({{EnS|''Treaty of Limerick''}}, {{GaS|''Conradh Luimnigh''}}) wurde am 3. Oktober 1691 in [[Limerick]] von [[Patrick Sarsfield, 1. Earl of Lucan]] im Namen von König [[Jakob II. (England)|Jakob II.]] und [[Godert de Ginkell, 1. Earl of Athlone|Godert de Ginkell]], im Namen von [[Wilhelm III. (Oranien)|Wilhelm&nbsp;III.]] (Wilhelm von Oranien) unterzeichnet. Der Vertrag beendete den Krieg zwischen den [[Jakobiten]] und Wilhelm&nbsp;III. und damit auch die Belagerung von Limerick durch die Truppen Wilhelm&nbsp;III. Der Krieg ist auch als „Wilhelminischer Krieg“, „Jacobinischer Krieg“ oder „der Krieg der zwei Könige“ (Cogadh an Dá Rí) bekannt.


==Hintergrund==
==Hintergrund==
Nach der [[Rückeroberung Irlands]] durch [[Oliver Cromwell]] Mitte des 17. Jahrhunderts verschoben sich die Machtverhältnisse in Irland zugunsten neuer englischer Siedler und protestantischer Landbesitzer, die von den Beschlagnahmungen der unterlegenen katholischen Landbesitzer profitierten.<ref>Trench, S. 15–16.</ref> Nach der Konvertierung Jakobs II. zum katholischen Glauben und der 1697 erfolgten Ernennung des katholischen [[Richard Talbot, 1st Earl of Tyrconnell|Earl of Tyrconnell]] zum [[Lord Deputy of Ireland]] verschärfte sich das Spannungsfeld zwischen den protestantischen Landbesitzern, die ihre Rechte nicht genügend abgesichert sahen, und den Katholiken, die auf eine zumindest teilweise Rückgabe des verlorenen Landbesitzes hofften. Beide Seiten sahen die Nachfolge Jakobs II. mit Sorge. Die Protestanten hofften zunächst, dass die protestantisch erzogene [[Maria II. (England)|Maria Stuart]] und mit Wilhelm III. verheirate Tochter Jakobs II. auf den Thron folgen würde. Mit dem 1688 geborenen [[James Francis Edward Stuart|James]] aus Jakobs II. zweiter Ehe mit der katholischen [[Maria Beatrice d’Este (1658–1718)|Maria von Modena]] drohte jedoch überraschend eine katholische Thronfolge. Dies war einer der wesentlichen auslösenden Faktoren der [[Glorious Revolution|Glorreichen Revolution]], bei der Jakob II. nach Frankreich flüchtete und William III. und Maria zusammen 1689 den englischen Thron bestiegen.<ref>Simms, S. 481–483.</ref>
Für die [[Niederlande]] war das Jahr 1672 ein Katastrophenjahr in dem sie von allen Seiten - Köln, Münster, Frankreich und England - angefallen wurden. Wilhelm&nbsp;III. wurde zum Statthalter der Provinz Holland, Zeeland, Utrecht, Overijssel, Groningen en Westerwolde ernannt und konnte zu einem Friedensschluss kommen. Wilhelm war mit [[Maria II. (England)|Maria Stuart]], der ältesten Tochter von König Jacob&nbsp;II. von England verheiratet. Bis zur Geburt ihres Bruders war sie die Erbin der drei Throne von England, Schottland und Irland. Ihr Vater war katholisch und strebte die absolute [[Monarchie]] an.


Der sich im Anschluss daran ergebende Krieg der zwei Könige in Irland war in erster Linie eine Auseinandersetzung um den Landbesitz, da politischer Einfluss und Macht in erster Linie davon abhing. Die Religionszugehörigkeit des Königs war dabei sekundär.<ref>Trench, S. 15.</ref> Trotz aller Bemühungen und auch der Unterstützung mit französischen Truppen durch [[Ludwig XIV.]], der im November 1688 den Niederlanden den Krieg erklärte hatte,<ref>Simms, S. 485.</ref> unterlagen die Jakobiter 1690 in der [[Schlacht am Boyne]], worauf Jakob II. Irland verließ und die [[Jakobiten|jakobitischen]] Truppen sich zunächst nach Dublin und schließlich nach Limerick zurückzogen.<ref>Trench, S. 23.</ref> Limerick wurde anschließend sowohl [[Belagerung von Limerick (1690/1691)|1690 als auch 1691 belagert]]. Die Einnahme von Limerick war nicht unmöglich, wurde aber zunehmend schwierig, da der Winter nahte, so dass es ab dem 23. September 1691 zwischen Sarsfield und Ginkell zu Kapitulationsverhandlungen kam, die zu dem Vertrag von Limerick führten.<ref name="simms-505">Simms, S. 505.</ref>
Inzwischen hatte [[Ludwig XIV.]] der Republik der Niederlande ökonomisch den Krieg erklärt. [[Leiden (Stadt)|Leiden]] konnte seine Waren nicht mehr nach Frankreich verkaufen. Da die Gefahr bestand, dass England die Seite Frankreichs wählen würde, wurde beschlossen England zum Bundesgenossen zu machen.


==Der Vertrag==
Wilhelm und Maria Stuart zogen mit einem Heer mit 14000 Niederländern und 7000 Soldaten anderer Nationalitäten, darunter Engländer, Schotten und Hugenotten 1688 nach England. Die [[Armada]] von Wilhelm war vier Mal größer als die Spanische Armada von 1588. Schnell wurde deutlich, dass sein Heer stärker war als das seines Schwiegervaters. Da Jacob&nbsp;II. außerdem noch zögerliche und falsche Entschlüsse fasste, musste er aufgeben und am 18. Dezember 1688 marschierte Wilhelm mit Maria in London ein.
Das Hauptziel Sarsfields bei den Verhandlungen war die Freiheit, mit seinen Truppen, soweit diese es wollten, nach Frankreich gehen zu können. Dieses Ziel wurde mit den militärischen Artikeln zur Zufriedenheit erreicht. Bezüglich der rechtlichen Situation der Katholiken und der Jakobiter war Ginkell zu sehr viel weniger Zugeständnissen bereit. Er lehnte die Vorschläge der Gegenseite ab, die die Katholiken noch besser als zu den Zeiten [[Karl II. (England)|Karl II.]] gestellt hätten, und schlug zwölf Punkte vor, die aus seiner Sicht das maximal Mögliche darstellten, das er glaubte, der protestantischen Seite zumuten zu können.<ref name="simms-505" />


Der Vertragstext gliedert sich in 13 zivile und 29 militärische Artikel.<ref>Siehe Digitalisat bei [[#CELT|CELT]].</ref>
Allerdings blieb seine Position bis zur Schlacht am Boyne in Irland 1690 schwach, da es viel Unterstützung für Jacob&nbsp;II. im Land und vor allem in Irland und Schottland gab. Nur mit Hilfe der englischen und schottischen Soldaten konnte Wilhelm schließlich siegen und so wurde 1691 der Vertrag von Limerick unterzeichnet.


=== Zivile Artikel ===
Wilhelms Befehlshaber Ginkel hatte den Katholiken viele Vorteile versprochen, denen allerdings später nicht nachgekommen werden sollte. Damit nahmen die irischen Protestanten Rache für die Ereignisse von 1641, als sie von den Katholiken belagert worden waren. „König Billy“ ist bis heute der Held der protestantischen Unionisten geblieben.
Der erste und wichtigste Artikel sichert den Katholiken die religiösen Freiheiten zu, die ihnen entsprechend der irischen Gesetze zustehen oder wie sie sie unter Karl II. genossen. Diese ausgesprochen offene und unpräzise Formulierung wurde dann noch ergänzt mit dem Hinweis, das ein in der Zukunft zusammentretendes irisches Parlament weitere Regelungen zum Schutz der Katholiken treffen könne.


Der zweite Artikel betrifft die Rechte der Jakobiter, die in Irland bleiben und bereit sind, einen [[Treueid]] auf William III. zu leisten. Sie konnten ihre Besitztümer behalten, ihren Beruf oder Handel weiter ausüben, und im Falle katholischer Adliger war das Tragen von Waffen weiterhin gestattet. Diese Regelung betraf nicht nur die Jakobiter in Limerick, sondern auch die jakobitischen Truppen, die sich noch in den Counties [[County Limerick|Limerick]], [[County Clare|Clare]], [[County Kerry|Kerry]], [[County Cork|Cork]] und [[County Mayo|Mayo]] aufhielten.<ref>Die Aufzählung der Counties wurde dem digitalisierten Vertragstext entnommen, S. 298.</ref> Die Aufzählung dieser Counties entfiel jedoch in der Vertragsfassung, die unterzeichnet wurde und nach London ging. Sarsfield setzte sich für die Wiederaufnahme ein, die zunächst auf Widerstand stieß, aber letztlich auf die Bitte von Ginkel bei William III. hin letztlich akzeptiert wurde mit der Begründung, dass diese versehentlich entfallen sei. Als jedoch das [[Irish House of Commons|irische Parlament]] den Vertrag ratifizieren sollte, wurde die Aufzählung wieder entfernt.<ref name="simms-506">Simms, S. 506.</ref>
==Der Vertrag==

Angeblich wurde der Vertrag auf dem sog. ''Treaty Stone'' („Vertragsstein“) unterzeichnet - einem unförmigen Block aus [[Kalkstein]], der einst als Hilfe zum [[Aufsitzen|Aufsteigen]] auf Pferde verwendet wurde. Dieser Stein kann noch heute in Limerick auf einem Podest besichtigt werden. Der Vertrag war in zwei Sektionen unterteilt, eine regelte militärische Angelegenheiten, die andere zivile Dinge.
=== Militärische Artikel ===
Diese Artikel beschäftigten sich mit der Behandlung der zerschlagenen Jakobitenarmee. Nach dem Vertrag hatten die Soldaten der Jakobiten die Möglichkeit, das Land in Richtung [[Frankreich]] zu verlassen, um dort unter Jakob II. in der [[Irische Brigade (Frankreich)|Irischen Brigade]] zu dienen. Etwa 12.000 Soldaten nahmen diese Möglichkeit an und verließen zusammen mit Sarsfield das Land, häufig unter Begleitung ihrer Frauen und Kinder. Diese Fahrt wurde als [[Wild Geese|Flucht der Wildgänse]] bekannt. Um die tausend Soldaten nahmen das Angebot an, der Armee von Wilhelm beizutreten.<ref>Simms, S. 506–507.</ref>

=== Kritik und weitere Entwicklung ===
Sehr heftige Kritik kam von beiden Seiten, die sich jeweils übervorteilt fühlten. Auf der Seite der Jakobiter wurde die Mehrdeutigkeit und die Lücken der Artikel bemängelt. Hervorgehoben wurde die nicht ausreichende Zusicherung der Freiheit, den katholischen Glauben ausüben zu können, und das Versäumnis, sich um die Rechte der Kriegsgefangenen und der Waisenkinder zu kümmern. Die protestantische Gegenseite sah den Vertrag hingegen vielfach als zu großzügig an, so dass es schon an das Verschenken des Siegs grenze, wie es etwa 1691 in der in London veröffentlichten ''The British muse'' zum Ausdruck kam:<ref>Zitiert von Gillespie, S. 296, der verweist auf: ''The British muse: including a smart poem on the generous articles of Limerick and Galway (London, 1691).''</ref>

<poem style="margin-left:2em;">
Hard fate that still attends our Irish war,
The conquerors lose, the conquered gainers are,
Their pen's the symbol of our sword's defeat,
We fight like heroes but like fools we treat.
</poem>

Der anglikanische Bischof von Meath, [[Anthony Dopping]] (†1697),<ref>{{Literatur |Herausgeber=E. B. Fryde, D. E. Greenway, S. Porter, I. Roy |Titel=Handbook of British Chronology |Verlag=Cambridge University Press |Ort=Cambridge |Jahr=1996 |ISBN=0-521-56350-X |Seite=402}}</ref> predigte sogar offen gegen den Vertrag mit der Begründung, dass auf die Versprechen der Iren nicht vertraut werden könne.<ref name="simms-507">Simms, S. 507.</ref>

Erst 1697 wurde der Vertrag durch das irische Parlament bestätigt, wobei aber wichtige Artikel fehlten. Aber den sich aus dem Vertrag ergebenden Ansprüchen auf Landbesitz für die Jakobiter wurde weitgehend stattgegeben. 1694 gab es vor dem ''Irish Privy Council'' insgesamt 491 Anträge, von denen 483 akzeptiert wurden. Nach 1697 wurden 781 weitere Anträge gestellt, von denen 773 stattgegeben wurden.<ref>Gillespie, S. 296–297.</ref>

In den folgenden Jahren wurde eine Serie von Gesetzen verabschiedet, die zusammengefasst als [[Penal Laws]] bezeichnet werden, die die Katholiken in immer größeren Maße benachteiligten und im Widerspruch zu dem Geist und teilweise auch dem Wortlaut der zivilen Artikel standen. Limerick wurde deswegen von den Katholiken als Stadt des Vertragsbruchs genannt (''city of the broken treaty'').<ref name="simms-507" />

== Vertragsstein ==
[[Datei:Treaty-Stone-Limerick-2012.JPG|miniatur|Der Vertragsstein mit dem Shannon und King John's Castle im Hintergrund]]
Der Vertragsstein ({{enS|''treaty stone''}}) gilt traditionell als der Stein, auf dem der Vertrag unterzeichnet wurde. Diese Tradition lässt sich zurückverfolgen bis zu einem Tagebucheintrag von John Harden im Jahr 1797.<ref name="niah">[[#NIAH|NIAH-Eintrag 21507007]]</ref> Spellissy sieht diese Tradition mit Skepsis, da es ihm unwahrscheinlich erscheint, dass kein geeigneter Tisch für die Unterzeichnung eines so wichtigen Vertrags zur Verfügung gestanden habe. Eher geht Spellissy davon aus, dass der Stein nur in der Nähe des Orts der Vertragsunterzeichnung lag und/oder möglicherweise die militärischen Artikel auf ihm unterzeichnet worden sind. Bei dieser Unterzeichnung waren die Franzosen beteiligt, jedoch nicht bei der Unterzeichnung der zivilen Artikel.<ref name="spellissy-292">Spellissy, S. 292.</ref> Der Stein lag dann in der Nähe des [[Pub]]s ''Black Bull'' beim Thomond Gate, wo er Reitern dazu diente, Pferde zu besteigen. Von dort wurde er dann 1865 auf die südliche Seite der Brücke verlagert und auf ein von William Edward Corbett gestaltetes [[Piedestal]] erhoben. Da es an dieser Position durch den zunehmenden Verkehr zum Hindernis wurde, musste der Vertragsstein 1990 etwas weiter nach Süden verlagert werden, wo er jetzt am Ufer des [[Shannon]] an Clancy's Strand etwa auf der Höhe der Mass Lane steht. Der heutige Stein hat im Vergleich zu der Darstellung auf einer 1836 angefertigten Zeichnung von Edward Jones sehr viel seiner ursprünglichen Größe eingebüßt.<ref name="spellissy-292" /><ref name="niah" />

== Literatur ==
* {{Literatur |Autor=J. G. Simms |Titel=The war of the two kings, 1685–91 |Seiten=478–508 |Sammelwerk=Early Modern Ireland 1534–1691 |Herausgeber=T. W. Moody, F. X. Martin, F. J. Byrne |Verlag=Oxford University Press |ISBN=978-0-19-956252-7 |Ort=Oxford |Jahr=1976}}
* {{Literatur |Autor=Charles Chenevix Trench |Titel=Grace's Card |TitelErg=Irish Catholic Landlords 1690–1800 |Verlag=Mercier Press |Ort=Cork |Jahr=1997 |ISBN=1-85635-163-7}}
* {{Literatur |Autor=Seán Spellissy |Titel=The History of Limerick City |Verlag=The Celtic Bookshop |Ort=Limerick |Jahr=1998 |ISBN=0-9534683-1-3}}
* {{Literatur |Autor=Raymond Gillespie |Titel=Seventeenth Century Ireland |TitelErg=Making Ireland Modern |Verlag=Gill & Macmillan | Ort=Dublin |Jahr=2006 |ISBN=978-0-7171-3946-0}}


== Weblinks ==
===Die militärischen Artikel===
* {{Anker|CELT}}[http://www.ucc.ie/celt/published/E703001-010/ Digitalisat des Vertragstextes]
Diese Artikel beschäftigten sich mit der Behandlung der zerschlagenen Jakobitenarmee. Nach dem Vertrag hatten die Soldaten der Jakobiten die Möglichkeit, das Land in Richtung [[Frankreich]] zu verlassen, um dort unter Jakob II. in der [[Irische Brigade (Frankreich)|Irischen Brigade]] zu dienen. Die Mehrzahl der Soldaten nahm diese Möglichkeit an und verließ - oft zusammen mit Frau und Kindern - von [[Cork]] aus das Land. Diese Fahrt wurde als [[Flucht der Wildgänse]] <small>([[:en:Flight of the Wild Geese|en]])</small> bekannt. Die Soldaten hatten ebenfalls die Möglichkeit, der Armee von Wilhelm beizutreten, - und auch dies taten einige. Eine der erfolgreichste "[[Wild Geese|Wildgänse]]" im Dienste von Russland war [[Peter von Lacy|Peter Graf von Lacy]].
* {{Anker|NIAH}}[http://www.buildingsofireland.ie/niah/search.jsp?type=record&county=LI&regno=21507007 NIAH-Eintrag 21507007 zum Vertragsstein]


===Die zivilen Artikel===
== Anmerkungen ==
<references />
Diese Artikel schützten die Rechte der unterlegenen Jakobiten, die sich entschlossen hatten, in Irland zu bleiben. Deren Besitz wurde nicht konfisziert, solange sie Loyalität zu Wilhelm III. schworen. [[Katholisch]]en Adligen war es sogar gestattet, weiter Waffen zu tragen. Die zivilen Artikel hatten allerdings nicht lange Bestand. Schon 1695 begann die Regierung unter Wilhelm weitere [[Penal Laws]] (also Strafgesetze gegen Andersgläubige) gegen die katholische Bevölkerung zu verabschieden. Aus diesem Grund sagt man über den Vertrag auch, ''dass die Tinte noch nicht trocken war, als die Engländer begannen, ihn zu brechen'' (''the ink was not dry on the treaty before the English started to break it'').


[[Kategorie:Geschichte Irlands in der Frühen Neuzeit]]
[[Kategorie:Geschichte Irlands in der Frühen Neuzeit]]

Version vom 30. Juli 2013, 23:10 Uhr

Der Vertrag von Limerick (englisch Treaty of Limerick, irisch Conradh Luimnigh) wurde am 3. Oktober 1691 in Limerick von Patrick Sarsfield, 1. Earl of Lucan im Namen von König Jakob II. und Godert de Ginkell, im Namen von Wilhelm III. (Wilhelm von Oranien) unterzeichnet. Der Vertrag beendete den Krieg zwischen den Jakobiten und Wilhelm III. und damit auch die Belagerung von Limerick durch die Truppen Wilhelm III. Der Krieg ist auch als „Wilhelminischer Krieg“, „Jacobinischer Krieg“ oder „der Krieg der zwei Könige“ (Cogadh an Dá Rí) bekannt.[1]

Hintergrund

Nach der Rückeroberung Irlands durch Oliver Cromwell Mitte des 17. Jahrhunderts verschoben sich die Machtverhältnisse in Irland zugunsten neuer englischer Siedler und protestantischer Landbesitzer, die von den Beschlagnahmungen der unterlegenen katholischen Landbesitzer profitierten.[2] Nach der Konvertierung Jakobs II. zum katholischen Glauben und der 1697 erfolgten Ernennung des katholischen Earl of Tyrconnell zum Lord Deputy of Ireland verschärfte sich das Spannungsfeld zwischen den protestantischen Landbesitzern, die ihre Rechte nicht genügend abgesichert sahen, und den Katholiken, die auf eine zumindest teilweise Rückgabe des verlorenen Landbesitzes hofften. Beide Seiten sahen die Nachfolge Jakobs II. mit Sorge. Die Protestanten hofften zunächst, dass die protestantisch erzogene Maria Stuart und mit Wilhelm III. verheirate Tochter Jakobs II. auf den Thron folgen würde. Mit dem 1688 geborenen James aus Jakobs II. zweiter Ehe mit der katholischen Maria von Modena drohte jedoch überraschend eine katholische Thronfolge. Dies war einer der wesentlichen auslösenden Faktoren der Glorreichen Revolution, bei der Jakob II. nach Frankreich flüchtete und William III. und Maria zusammen 1689 den englischen Thron bestiegen.[3]

Der sich im Anschluss daran ergebende Krieg der zwei Könige in Irland war in erster Linie eine Auseinandersetzung um den Landbesitz, da politischer Einfluss und Macht in erster Linie davon abhing. Die Religionszugehörigkeit des Königs war dabei sekundär.[4] Trotz aller Bemühungen und auch der Unterstützung mit französischen Truppen durch Ludwig XIV., der im November 1688 den Niederlanden den Krieg erklärte hatte,[5] unterlagen die Jakobiter 1690 in der Schlacht am Boyne, worauf Jakob II. Irland verließ und die jakobitischen Truppen sich zunächst nach Dublin und schließlich nach Limerick zurückzogen.[6] Limerick wurde anschließend sowohl 1690 als auch 1691 belagert. Die Einnahme von Limerick war nicht unmöglich, wurde aber zunehmend schwierig, da der Winter nahte, so dass es ab dem 23. September 1691 zwischen Sarsfield und Ginkell zu Kapitulationsverhandlungen kam, die zu dem Vertrag von Limerick führten.[7]

Der Vertrag

Das Hauptziel Sarsfields bei den Verhandlungen war die Freiheit, mit seinen Truppen, soweit diese es wollten, nach Frankreich gehen zu können. Dieses Ziel wurde mit den militärischen Artikeln zur Zufriedenheit erreicht. Bezüglich der rechtlichen Situation der Katholiken und der Jakobiter war Ginkell zu sehr viel weniger Zugeständnissen bereit. Er lehnte die Vorschläge der Gegenseite ab, die die Katholiken noch besser als zu den Zeiten Karl II. gestellt hätten, und schlug zwölf Punkte vor, die aus seiner Sicht das maximal Mögliche darstellten, das er glaubte, der protestantischen Seite zumuten zu können.[7]

Der Vertragstext gliedert sich in 13 zivile und 29 militärische Artikel.[8]

Zivile Artikel

Der erste und wichtigste Artikel sichert den Katholiken die religiösen Freiheiten zu, die ihnen entsprechend der irischen Gesetze zustehen oder wie sie sie unter Karl II. genossen. Diese ausgesprochen offene und unpräzise Formulierung wurde dann noch ergänzt mit dem Hinweis, das ein in der Zukunft zusammentretendes irisches Parlament weitere Regelungen zum Schutz der Katholiken treffen könne.

Der zweite Artikel betrifft die Rechte der Jakobiter, die in Irland bleiben und bereit sind, einen Treueid auf William III. zu leisten. Sie konnten ihre Besitztümer behalten, ihren Beruf oder Handel weiter ausüben, und im Falle katholischer Adliger war das Tragen von Waffen weiterhin gestattet. Diese Regelung betraf nicht nur die Jakobiter in Limerick, sondern auch die jakobitischen Truppen, die sich noch in den Counties Limerick, Clare, Kerry, Cork und Mayo aufhielten.[9] Die Aufzählung dieser Counties entfiel jedoch in der Vertragsfassung, die unterzeichnet wurde und nach London ging. Sarsfield setzte sich für die Wiederaufnahme ein, die zunächst auf Widerstand stieß, aber letztlich auf die Bitte von Ginkel bei William III. hin letztlich akzeptiert wurde mit der Begründung, dass diese versehentlich entfallen sei. Als jedoch das irische Parlament den Vertrag ratifizieren sollte, wurde die Aufzählung wieder entfernt.[10]

Militärische Artikel

Diese Artikel beschäftigten sich mit der Behandlung der zerschlagenen Jakobitenarmee. Nach dem Vertrag hatten die Soldaten der Jakobiten die Möglichkeit, das Land in Richtung Frankreich zu verlassen, um dort unter Jakob II. in der Irischen Brigade zu dienen. Etwa 12.000 Soldaten nahmen diese Möglichkeit an und verließen zusammen mit Sarsfield das Land, häufig unter Begleitung ihrer Frauen und Kinder. Diese Fahrt wurde als Flucht der Wildgänse bekannt. Um die tausend Soldaten nahmen das Angebot an, der Armee von Wilhelm beizutreten.[11]

Kritik und weitere Entwicklung

Sehr heftige Kritik kam von beiden Seiten, die sich jeweils übervorteilt fühlten. Auf der Seite der Jakobiter wurde die Mehrdeutigkeit und die Lücken der Artikel bemängelt. Hervorgehoben wurde die nicht ausreichende Zusicherung der Freiheit, den katholischen Glauben ausüben zu können, und das Versäumnis, sich um die Rechte der Kriegsgefangenen und der Waisenkinder zu kümmern. Die protestantische Gegenseite sah den Vertrag hingegen vielfach als zu großzügig an, so dass es schon an das Verschenken des Siegs grenze, wie es etwa 1691 in der in London veröffentlichten The British muse zum Ausdruck kam:[12]

Hard fate that still attends our Irish war,
The conquerors lose, the conquered gainers are,
Their pen's the symbol of our sword's defeat,
We fight like heroes but like fools we treat.

Der anglikanische Bischof von Meath, Anthony Dopping (†1697),[13] predigte sogar offen gegen den Vertrag mit der Begründung, dass auf die Versprechen der Iren nicht vertraut werden könne.[14]

Erst 1697 wurde der Vertrag durch das irische Parlament bestätigt, wobei aber wichtige Artikel fehlten. Aber den sich aus dem Vertrag ergebenden Ansprüchen auf Landbesitz für die Jakobiter wurde weitgehend stattgegeben. 1694 gab es vor dem Irish Privy Council insgesamt 491 Anträge, von denen 483 akzeptiert wurden. Nach 1697 wurden 781 weitere Anträge gestellt, von denen 773 stattgegeben wurden.[15]

In den folgenden Jahren wurde eine Serie von Gesetzen verabschiedet, die zusammengefasst als Penal Laws bezeichnet werden, die die Katholiken in immer größeren Maße benachteiligten und im Widerspruch zu dem Geist und teilweise auch dem Wortlaut der zivilen Artikel standen. Limerick wurde deswegen von den Katholiken als Stadt des Vertragsbruchs genannt (city of the broken treaty).[14]

Vertragsstein

Der Vertragsstein mit dem Shannon und King John's Castle im Hintergrund

Der Vertragsstein (englisch treaty stone) gilt traditionell als der Stein, auf dem der Vertrag unterzeichnet wurde. Diese Tradition lässt sich zurückverfolgen bis zu einem Tagebucheintrag von John Harden im Jahr 1797.[16] Spellissy sieht diese Tradition mit Skepsis, da es ihm unwahrscheinlich erscheint, dass kein geeigneter Tisch für die Unterzeichnung eines so wichtigen Vertrags zur Verfügung gestanden habe. Eher geht Spellissy davon aus, dass der Stein nur in der Nähe des Orts der Vertragsunterzeichnung lag und/oder möglicherweise die militärischen Artikel auf ihm unterzeichnet worden sind. Bei dieser Unterzeichnung waren die Franzosen beteiligt, jedoch nicht bei der Unterzeichnung der zivilen Artikel.[17] Der Stein lag dann in der Nähe des Pubs Black Bull beim Thomond Gate, wo er Reitern dazu diente, Pferde zu besteigen. Von dort wurde er dann 1865 auf die südliche Seite der Brücke verlagert und auf ein von William Edward Corbett gestaltetes Piedestal erhoben. Da es an dieser Position durch den zunehmenden Verkehr zum Hindernis wurde, musste der Vertragsstein 1990 etwas weiter nach Süden verlagert werden, wo er jetzt am Ufer des Shannon an Clancy's Strand etwa auf der Höhe der Mass Lane steht. Der heutige Stein hat im Vergleich zu der Darstellung auf einer 1836 angefertigten Zeichnung von Edward Jones sehr viel seiner ursprünglichen Größe eingebüßt.[17][16]

Literatur

  • J. G. Simms: The war of the two kings, 1685–91. In: T. W. Moody, F. X. Martin, F. J. Byrne (Hrsg.): Early Modern Ireland 1534–1691. Oxford University Press, Oxford 1976, ISBN 978-0-19-956252-7, S. 478–508.
  • Charles Chenevix Trench: Grace's Card. Irish Catholic Landlords 1690–1800. Mercier Press, Cork 1997, ISBN 1-85635-163-7.
  • Seán Spellissy: The History of Limerick City. The Celtic Bookshop, Limerick 1998, ISBN 0-9534683-1-3.
  • Raymond Gillespie: Seventeenth Century Ireland. Making Ireland Modern. Gill & Macmillan, Dublin 2006, ISBN 978-0-7171-3946-0.

Anmerkungen

  1. Simms, S. 505–508.
  2. Trench, S. 15–16.
  3. Simms, S. 481–483.
  4. Trench, S. 15.
  5. Simms, S. 485.
  6. Trench, S. 23.
  7. a b Simms, S. 505.
  8. Siehe Digitalisat bei CELT.
  9. Die Aufzählung der Counties wurde dem digitalisierten Vertragstext entnommen, S. 298.
  10. Simms, S. 506.
  11. Simms, S. 506–507.
  12. Zitiert von Gillespie, S. 296, der verweist auf: The British muse: including a smart poem on the generous articles of Limerick and Galway (London, 1691).
  13. E. B. Fryde, D. E. Greenway, S. Porter, I. Roy (Hrsg.): Handbook of British Chronology. Cambridge University Press, Cambridge 1996, ISBN 0-521-56350-X.
  14. a b Simms, S. 507.
  15. Gillespie, S. 296–297.
  16. a b NIAH-Eintrag 21507007
  17. a b Spellissy, S. 292.