Ken Follett

Ken Follett, ca. 2017

Kenneth Martin „Ken“ Follett, CBE[1] (* 5. Juni 1949 in Cardiff, Wales) ist ein britischer Schriftsteller, der seine Werke im Stil der klassischen Thriller-Dramaturgie verfasst. Follett wurde durch seinen Roman Die Nadel bekannt, der in 30 Sprachen übersetzt wurde. Dieses Werk verkaufte sich rund zwölf Millionen Mal, wurde mit dem Edgar Award ausgezeichnet und mit Donald Sutherland in der Hauptrolle verfilmt.

Leben

Ken Follett wurde als erstes von drei Kindern des Ehepaares Veenie und Martin Follett geboren. Als er zehn Jahre alt war, zog seine Familie nach London. Sein Vater war Steuerbeamter, seine Mutter Hausfrau.[2] Die streng religiösen Eltern erlaubten ihren Kindern weder Fernsehen noch Radio, daher lernte Follett schon früh zu lesen und vertiefte sich in die Geschichten und Erzählungen seiner Mutter. Viel Freude bereiteten ihm Bücher, die Bücherei wurde zu seinem Lieblingsort. In London beendete er später seine Schullaufbahn. Anschließend studierte er Philosophie am University College London, da er als Teenager zunächst sehr an Religion interessiert war, doch bald sagte er sich davon los. Heute bezeichnet er sich als Atheist.[3] Er hoffte, mit Hilfe der Philosophie die Frage der Existenz Gottes und seines Glaubens daran beantworten zu können.[4] Als seine Freundin Mary schwanger geworden war, heiratete das junge Paar zum Ende von Folletts erstem Universitätsemester. Im Juli 1968 kam ihr Sohn Emanuele zur Welt. Während des Vietnamkrieges entdeckte Follett seine Leidenschaft für Politik und besuchte im September 1970, gleich nach der Universität, einen dreimonatigen Journalistenkurs, der ihn langsam auf die Laufbahn des Schriftstellers brachte. Vorerst arbeitete Ken Follett jedoch als Reporter für die Zeitung South Wales Echo in Cardiff. Nach der Geburt seiner Tochter Marie-Claire 1973 arbeitete er als Kolumnist für die Evening News in London.

Ken Follett mit seinem Roman Eisfieber, der deutschen Ausgabe von Whiteout, Oktober 2005.

Als Follett realisierte, dass er es im Journalismus nicht zum „Starreporter“ und „Enthüllungsjournalisten“ bringen würde, begann er an den Abenden und Wochenenden Kurzgeschichten und Romane zu schreiben.[5] Im Jahre 1974 verließ er das Zeitungsgeschäft und nahm bei dem kleinen Londoner Verlag Everest Books eine Stellung an. Seine Feierabend-Schriftstellerei führte zwar zur Veröffentlichung einiger Bücher, von denen sich aber keines gut verkaufte. Dann machte 1978 sein Roman Die Nadel Follett zum Bestseller-Autor. Der Erfolg ermöglichte es ihm, seinen bisherigen Beruf aufzugeben, eine Villa in Frankreich zu mieten und sich völlig seinem nächsten Roman Dreifach zu widmen. Drei Jahre später zog Follett mit seiner Familie nach Surrey, wo er sich bei der Beschaffung von Geldern und der Wahlkampagne der Labour Party engagierte. Hier traf er Barbara Broer, damals Sekretärin des lokalen Parteibüros, in die er sich verliebte und die er 1985 nach seiner Scheidung heiratete. Sie stieg zur Abgeordneten des britischen Unterhauses sowie Kultur- und Tourismusministerin auf. Das Ehepaar zog in ein altes Pfarrhaus in Hertfordshire, und Follett spielte in der Band „Damn Right I’ve Got the Blues“ Bassgitarre. In den folgenden Jahren verfasste Ken Follett weitere Romane und übernahm nebenbei auch soziale Aufgaben in verschiedenen Vereinen und Verbänden. Das Paar lebt daneben im Londoner Stadtteil Chelsea.

Arbeitsweise und Schreibstil

Ken Follett wird in der Literaturszene bezüglich Auflage und Umsatz neben Stephen King, Dan Brown, John Grisham oder Michael Crichton als einer der international erfolgreichsten „Schreib- und Epenunternehmer“ gesehen.[6] Dank seines einfachen und allgemeinverständlichen Satzbaus konnten die Romane in viele Sprachen übersetzt werden, was maßgeblich zu seinem Erfolg beigetragen hat.

Er arbeitet mit einem zwanzigköpfigen Mitarbeiterstab zusammen, den er als Follett Office bezeichnet. Während Follett für die kreative Arbeit des Schreibens zuständig ist, erledigen seine persönlichen Berater, Agenten, Rechercheure und Historiker administrative Aufgaben, die den Buchprojekten Struktur geben. Follett gibt für seine Projekte acht Monate für Recherche und Planung, acht Monate für den ersten Entwurf und weitere acht Monate für die Überarbeitung an. Danach wird fristgerecht an den Verlag geliefert. In seinen Werken, die aus verschiedenen Perspektiven erzählt werden, liefert Follett dem Leser Interpretationsmodelle für die Gegenwart. Ziel seiner Romantrilogie Sturz der Titanen, Winter der Welt und Kinder der Freiheit ist es, das welthistorische Ganze zu erfassen und eine Art Globalliteratur zu schreiben. Zu seinen Grundsätzen gehört neben größtmöglicher Sorgfalt und Planung im Vorfeld eine akkurate historische Recherche, wobei er die Handlung seiner Geschichte an den historischen Rahmen anpasst und nicht umgekehrt. Zu seiner Schreibphilosophie gehört das Ansprechen einer möglichst breiten Leserschaft. Um das Interesse des Lesers aufrechtzuerhalten, baut er in bestimmten Abständen Wendepunkte in seinen Geschichten ein. Ein guter Roman muss, so Follett, fünfzig dramatische Szenen enthalten.[7] Neben der Erzählperspektive springt die Geschichte zwischen verschiedenen Personen und Handlungssträngen hin und her, wobei die individuellen Hintergründe der Figuren näher und ausführlich beleuchtet werden.

Seine Charaktere sind zumeist junge, charismatische Helden, wobei Follett eine Präferenz für starke Frauenfiguren hat, die gegen die Hemmnisse ihrer jeweiligen Zeit anzukämpfen haben. Kritisiert wird dabei häufig, dass Follett einen starken Fokus auf Sex (z. B. in seinem Buch Eisfieber) und explizite Gewaltdarstellung legt. Zu seinen stilistischen Markenzeichen gehören „kenntnisreiche Solidität und substantielle Sachlichkeit, jeweils in leicht verständlicher Sprache dargeboten, also mit einem Minimum an Fachvokabular“.[8]

Auszeichnungen

Follett-Statue in Vitoria-Gasteiz, Spanien

Ernennungen

Preise

Ehrendoktortitel

  • 2007: Honorary D. Litt. doctorate from University of Glamorgan, Wales
  • 2007: Honorary Degree of Doctor of Letters from Saginaw Valley State University
  • 2008: Honorary D. Litt. doctorate from the University of Exeter

Werke

– geordnet nach den Veröffentlichungsjahren (in Klammern die englischen Originaltitel) –

Verfilmungen

Hörspiele

Spiele

Literatur

  • Albert Zuckerman: Bestseller: Der Agent von Ken Follett über die Kunst und das Handwerk, einen Bestseller zu schreiben. Lübbe, 2000. ISBN 978-3-404-94008-0.
Commons: Ken Follett – Sammlung von Bildern

Quellen

  1. a b Jessica Walford, Robert Dalling, Robert Harries, Caitlin O’Sullivan, Oliver Roderick, Christie Bannon & Anna Lewis: The full list of people in Wales recognised in the Queen’s Birthday Honours List. The awards are a recognition of a person’s contribution to society. Artikel in der MediaWales-Webrepräsentation walesonline.co.uk vom 8. Juni 2018. Letztes Update vom 9. Juni 2018. Abgerufen am 29. Juli 2019.
  2. Viva!, Heft 6/2014, S. 106.
  3. Jeder von uns möchte sich in einer anderen Welt verlieren. Interview mit Petra Pluwatsch. In: Frankfurter Rundschau vom 12. September 2017, S. 20–21
  4. Jakob Buhre: Interview mit Ken Follett. In: planet-interview.de. Planet Interview GbR, 9. April 2008, abgerufen am 25. Oktober 2010.
  5. Ken Follett bei Bastei Lübbe.
  6. Jochen Hieber: Ken Follett zum Sechzigsten: Seine Erzählqualitäten dulden keine Zweifel. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Feuilleton. 5. Juni 2009, abgerufen am 13. Oktober 2015.
  7. Paul Ingendaay: Ken Follett hält Hof. Wendepunkt auf Seite sechs. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Feuilleton. 11. September 2012, abgerufen am 13. Oktober 2015.
  8. Jochen Hieber: Der neue Follett: Krieg, Sex und andere Katastrophen. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Feuilleton. 18. September 2012, abgerufen am 13. Oktober 2015.
  9. Ken Follett: Biografie und Bibliografie. September 2020.
  10. Preisträger 2023 Historische Romane. Abgerufen am 9. Dezember 2023.
  11. Laut Angabe auf dem Klappentext, deutsche Veröffentlichung von Bastei-Lübbe
  12. Auszeichnungen für Musikverkäufe: DE
  13. 250.000 Exemplare von Ken Folletts "Never", boersenblatt.net, erschienen und abgerufen am 9. November 2021
  14. kosmos.de: Ken Follett - Kingsbridge