Adolph Woermann

Adolph Woermann 1905

Adolph Woermann (* 10. Dezember 1847 in Hamburg; † 4. Mai 1910 auf dem Grönwohld-Hof bei Trittau) war ein Hamburger Kaufmann, Reeder und Politiker, der maßgeblich an der Einrichtung der deutschen Kolonien in Afrika beteiligt war.

Leben

Adolph Woermann, besuchte die Gelehrtenschule des Johanneums in Hamburg und absolvierte eine kaufmännische Ausbildung, bevor er 1874 Teilhaber der väterlichen Handelsfirma C. Woermann wurde.

Die Firma C. Woermann war 1837 von seinem Vater gegründet worden und war hauptsächlich im Afrikahandel aktiv. 1854 wurde ihre erste Handelsniederlassung in Monrovia gegründet, 1862 weitere in Gabun und 1868 in Kamerun. C. Woermann tauschte hauptsächlich Branntwein und Waffen aus dem Deutschen Reich gegen Palmöl und Kautschuk. Palmöl war damals sehr begehrt, da es den knapp werdenden Waltran als Schmierstoff und als Margarine-Grundstoff (Palmin) ersetzte.

1879 wurde Adolph Woermann in die Hamburger Handelskammer berufen, der er bis 1908 angehörte, davon 1884 sowie von 1899 bis 1902 als Präses. 1880 übernahm er die väterliche Firma C. Woermann, die er bis 1910 führte. Von 1880 bis 1904 war er außerdem Mitglied der Hamburger Bürgerschaft und von 1884 bis 1890 einer von drei Reichstagsabgeordneten aus Hamburg, er gehörte der Nationalliberalen Fraktion an. 1890 wurde er in den Kolonialrat berufen, ein Beratungsgremium für koloniale Fragen, welcher die Grundzüge der deutschen Kolonialpolitik mitbestimmte.

Die Entstehung der Kolonien

An den ehemaligen Sklavenverkaufsplätzen an der afrikanischen Westküste entstanden ab 1840 hanseatische Handelsniederlassungen. Meistens waren es ausgediente Schiffe, so genannte Hulks, die als Warenlager und Wohnort der Europäer dienten. Die Vertriebssystematik der afrikanischen Güter könnte man mit der Sklaverei vergleichen: Einheimische Händler bekamen europäische Waren als Kredit, meist Alkohol, und mussten zu einem bestimmten späteren Zeitpunkt die vereinbarten Tauschwaren Palmöl oder Kautschuk liefern. Es kam auch zu Überfällen auf die hanseatischen Handelsniederlassungen, die daraufhin Schutz wünschten. Von Anfang der 1860 Jahre waren hanseatische Kaufleute an der westafrikanischen Küste führend, auch in den englisch regierten Häfen. Erst Ende der 1870er Jahre wurden die Handelsbedingungen für die hanseatischen Kaufleute schlechter und die Forderung nach einer staatlich getragenen Kolonialisierung lauter. Als im März 1883 das Sierra-Leone-Abkommen in Deutschland bekannt wurde, in dem die Kolonialmächte England und Frankreich ihre jeweiligen Einflussgebiete in Westafrika abstimmten, brach Panik aus. Drauf verfasste Adolph Woermann im Juni 1883 eine Denkschrift an die Reichsregierung, in der sich der hanseatische Handel für eine neue Afrikapolitik einsetzte. Neben der Sicherung des Handels vor englischer und französischer Konkurrenz, der Ausschaltung des afrikanischen Binnenhandels wurde ferner die "Erwerbung eines Küstenstriches in West-Afrika zur Gründung einer Handelkolonie" gefordert.

Aufgrund seiner hohen Reputation gelang Adolph Woermann die Durchsetzung dieser Positionen und Ziele, wobei er teilweise auch persönliche Gespräche mit dem Reichskanzler Bismarck führte. Deswegen wurde zum Schutz des deutschen Handels im Dezember 1883 ein Kriegsschiff nach Westafrika entsandt. Am 24. April 1884 konnten die Besitzungen des Bremer Kaufmanns Adolf Lüderitz in Angra Pequena (heutiges Lüderitzbucht in Namibia) unter "Reichsschutz" gestellt werden. Dieser Tag markiert den Beginn der deutschen Kolonialherrschaft. Am 12. Juli 1884 wurden Gebiete in Kamerun in den Besitz der Firma C. Woermann und der Firma Jantzen & Thormälen gebracht und zur Sicherung (des Palmölhandels) auch unter den Schutz des Reiches gestellt. Um die Aufteilung Afrikas zwischen den Großmächten verbindlich zu regeln, wurde vom 15. November 1884 bis 23. Februar 1885 in Berlin die Kongo-Konferenz abgehalten, an der Adolph Woermann teilnahm.

Entstehung der Woermann-Linie

Der Firma C. Woermann gehörten 1880, als Adolph Woermann sie übernahm, zwölf Segelschiffe und ein Dampfschiff. Diese dienten ausschließlich dem Transport der eigenen Handelsware. Im Laufe der nächsten Jahre wurden die Segelschiffe nach und nach verkauft und durch weitere Dampfer ersetzt. Mit diesen Dampfern, den so genannten „Woermanndampfern“, wurde ab 1884 ein regelmäßige Verbindung nach Kamerun aufgebaut.

1885 wurden alle Schiffe in eine eigene Firma ausgegliedert, der Afrikanischen Dampfschiffs-Aktiengesellschaft, Woermann-Linie. 1896 richtete die Woermann-Linie, in der Kurzform wurde sie allgemein bekannt, einen Liniendienst entlang der ganzen Westküste Afrikas ein. Adolph Woermann war auch 1890 an der Gründung der Deutschen Ost-Afrika Linie (DOAL) beteiligt. Adolph Woermann besaß zwölf Prozent der Firmenanteile der DOAL, dennoch war die Firmenleitung eng mit der Woermann-Linie verbunden, so dass Adolph Woermann dort auch regierte.

Die DOAL war gegründet worden, um in den Genuss von Subventionen zu gelangen, die eine regelmäßige Postverbindung nach Deutsch-Ostafrika sicherstellen sollten. Auf Grund des hohen Konkurrenzdruckes 1907 im Afrikageschäft, es war die feindlich gesonnene Hamburg-Bremer-Afrika-Linie entstanden, musste Woermann mit der HAPAG, der damals größten Reederei des Reiches, zusammengehen und Anteile abgeben.

So wurde die Krise überwunden, 1914 bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges hatte die Woermann-Reederei einen Bestand von 29 Schiffen für die West- und Südwestafrikafahrt und 11 Küstenschiffe. Die DOAL hatte zu diesem Zeitpunkt 23 Dampfer.

Ein Skandal

Am 11. Januar 1904 brach der Aufstand der Hereros im damaligen Deutsch-Südwestafrika, aus. Die einzige Reederei, die einen regelmäßige Verbindung nach Südwestafrika anbot, war die Woermann-Linie. So wurden faktisch alle Militärtransporte, während des Krieges insgesamt 15.000 Soldaten und 11.000 Pferde fast ausschließlich über die Woermann Reederei abgewickelt. Als im Reichstag im März 1906 über das Budget des Krieges debattiert wurde, deckte der Abgeordnete Zentrumspartei Matthias Erzberger auf, dass die Woermann-Linie während des Krieges rund 6 Millionen Reichsmark an überhöhten Frachtgeldern und unstimmigen Liegegebühren vom Reich kassiert hatte.

Damit wäre Adolph Woermann einer der größten Kriegsgewinnler des Krieges gegen die Herero gewesen. Albert Ballin, Direktor der HAPAG, nahm Adolph Woermann in Schutz und behauptete, die höheren Gebühren wären durch außerordentliche Kosten berechtigt gewesen. Kaiser Wilhelm II. wollte Adolph Woermann darauf bei seinen Besuchen in Hamburg nicht mehr empfangen.

Literatur

  • Franklin Kopitzsch (Hrsg.): Hamburgische Biographie, Christians-Verlag, Hamburg
  • Heiko Möhle (Hrsg.): Branntwein, Bibeln und Bananen. Der deutsche Kolonialismus eine Spurensuche in Hamburg, Verlag Libertäre Assoziation, Hamburg 1999, ISBN 3-922611-72-9
  • Hans B. Moltmann: Geschichte der deutschen Handelsschiffahrt, Verlag Hanseatischer Merkur, Hamburg 1981, ISBN 3-922-857-02-7
  • Ulrich Van der Heyden, Joachim Zeller (Hrsg.): Kolonial Metropole Berlin. Eine Spurensuche, Berlin Edition, Berlin 2002, ISBN 3-8148-0092-3