St. Marien (Stöckey)

Kirche Stöckey (2010)

Die evangelische Dorfkirche St. Marien steht im Ortsteil Stöckey der Landgemeinde Sonnenstein im Landkreis Eichsfeld in Thüringen. Sie gehört zum Kirchenkreis Südharz der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.

Das Baugeschehen

Hochzeitsplatte über dem Nebeneingang St. Mariens

Die Kirche St. Marien zu Stöckey wurde in der Hagen'schen Ära erbaut. Sie ist das letztliche Resultat des dürftigen Ausbaus einer Kapelle zur Kirche. Jene Kirche befand sich in einem schlechten Zustand. Aufgrund dessen nahm sich Friedrich Philipp Freiherr vom Hagen ihrer an.

Der Bauplan sah vor, dass das Gotteshaus auf seine Grundmauer zurückzubauen und erneut zur besseren Form zu rekonstruieren sei. So entstand ein massives Kirchenschiff mit fachwerkbewehrtem Glockenturm und einem Seitenschiff im reinen Fachwerk-Stil. Dieses Seitenschiff wurde in der späteren Mitte des 20. Jahrhunderts abgebaut, da fortwährend kein Gutsherr mehr auf dem Rittergut einziehen würde und jenes Objekt als einsturzgefährdet angesehen wurde. In der Folge der Baumaßnahmen wurde eine Verschieferung des Fachwerks und Neubeschindelung des Gesamtbaues angefügt.

Innenausstattung

Ansicht des Altarraums St. Mariens, Stöckey um 2000

Im Inneren ist die Kirche im Barock ausgestattet. Ein Hochaltar dominiert den Raum, er zeigt einen Bildzyklus und integriert einen Beichtstuhl zur Seiten und eine Hochkanzel im Altarkopf. Ein Kreuzgang unterführt den Altarkorpus. Ein sehr alter Massivaltar aus Stein befindet sich vor der Altarfront. Zur Linken zeigt eine Grabplatte den Erbauer der Kirche. Dahinter sollen dessen Gebeine vermauert sein.

Im Altarraum befindet sich ein Ambo aus Holz, der mit Porträts der Evangelisten geschmückt ist. Der Ambo und Altar wurde mit einem Bordeauxrot bemalt und mittels Wischtechnik mit Weiß verschliert. Zu der Zeit, als der Altarraum noch in weißer Farbe ausgestaltet war, war der Ambo noch zentral in ein zaunähnliches Holzelement integriert, das nicht mehr existiert. Der Hinterbereich des Kirchenschiff ist mit einem Hochherrenstuhl bebaut. Darüber befindet sich eine Barock-Orgel, welche nicht mehr spielbar ist.

Name der Kirche

Die Kirche berief sich auf eine zur Kirche ausgebauten Kapelle, die den Namen Sankt Gallus trug. Nach dem Ausbau zur heutigen Kirche verfiel der Name zu Gunsten derer vom Hagen. Sie setzten den Namen Sankt Marien ein, solang sie hier Regenten waren. Sie waren Katholiken und ihnen unterstand eine evangelische Gemeinde, daher die Betonung auf die Benennungsdauer. Nach ihrem Abzug um 1871 verwiesen sie auf die belegte Klausel. Fortan durfte der alte Name wieder verwendet werden, dies trat jedoch nicht ein, der etablierte Name wurde beibehalten.[1]

Die Glocken

Die Kirche zu Stöckey beherbergte einst zwei Glocken. Es war eine große Hauptglocke und eine außen angebrachte Schlagglocke. Im Jahre 1924 spendete der damals neu zugezogene Gutsbesitzer Gustav Holland eine weitere Glocke für die Kirche.

Während des Zweiten Weltkriegs verschwanden über Nacht zwei der Glocken. Eine von ihnen wurde als Metallspende zur Rüstungsproduktion eingeschmolzen. Die andere wurde nach dem Zweiten Weltkrieg in Hamburg am Hafen auf einem sogenannten Glockenfriedhof aufgefunden und nach Stöckey zurückgebracht.

Friedhof

Einst umrahmte ein Friedhof die Marienkirche, dort gab es im Jahr 1834 Platzmangel. In der Folge wurde der Friedhof im selben Jahr verlegt, Pfarrer Friedrich Theodor Karl Abel weihte ihn am Ewigkeitssonntag an heutiger Stelle ein.

1876 wurde unter Pfarrer Friedrich Wilhelm Hermann der obere Teil des Friedhofes vergrößert. 1952 wurde die heutige Leichenhalle unter Pfarrer Friedrich Eduard Ernst Grollmus feierlich eingeweiht.

Pfarrer

Antritts­jahrAbtritts­jahrPfarrerBemerkung
16001623Johann Heinrich Herbst† 18. August 1626 (Pestjahr) in Stöckey; auch Henricus Autumnus oder Hencius Antomnus; gegenwärtig leben noch ca. 70 Nachfahren seiner beiden ältesten Töchter in Stöckey
16231624Michael Johann MadlungVakanz in Stöckey
16251683Johannes Engel
16831683Johannes WoldershausenVakanz in Stöckey
16831724Johann Georg Heintz
17241765Andreas Henning Ibe
17651808Huldreich Christof Hesse
18081822Christian Friedrich ObermannVater der in Stöckey geborenen Pfarrer Friedrich Carl sen. und Wilhelm Eduard Obermann sowie Großvater des Pfarrers Friedrich Carl Obermann jun.
18221831August Julius Karl/Carl Stamm* 23. Mai 1791 in Hainrode; Bruder des Pfarrers Heinrich August Wilhelm Stamm
18311836Friedrich Theodor Karl/Carl Abel* 12. August 1805 in Möckern; † 4. Dezember 1888; Sohn des Pfarrer August Theodor Abel und somit Bruder des Pfarrers Gottwald August Wilhelm Abel sowie Vater des Pfarrers August Theodor Adalbert Abel
18361844Karl Eduard Ferdinand Lambrecht* 24. Mai 1806 in Berßel; auch Eduard Karl Ferdinand Lambrecht
18441846Friedrich Ludwig Karl/Carl Eduard Wehrenberg* 27. Januar 1812 in Schönebeck; † 1846 in Stöckey; auch Wahrenberg
18461859Heinrich Adolf/Adolph Kegel* 26. Mai 1813 in Gangloffsömmern
18591863Dagobert Eduard Ferdinand Gaudig* 22. August 1830 in Halle; Superintendent in Bleicherode und Oschersleben; Vater des in Stöckey geborenen Reformpädagogen Friedrich Eduard Hugo Gaudig sowie von dessen Bruder Pfarrer Otto Emil Maximilian Gaudig
18641874Friedrich Andreas Albert Peine* 16. Juni 1835 in Quedlinburg; † 1. April 1891 in Magdeburg; Vater des Theologiekandidaten Karl Gustav Wilhelm Paul Peine
18741877Friedrich Wilhelm HermannVakanz in Stöckey; * 14. August 1840 in Friesdorf; jüngerer Bruder der Pfarrer Theodor Hermann Robert, Julius Carl Gebhardt und Heinrich Wilhelm Johannes Hermann
18771879Karl/Carl Louis Wilhelm WiethanVakanz in Stöckey; * 19. Dezember 1852 in Benneckenstein; Diakon in St. Stephani zu Aschersleben
18791884Carl Wilhelm Gustav Schultze* 21. November 1851 in Burg; Diakon zu Bleicherode, Superintendent zu Groß Salze und Rektor in Schönebeck
18841886Hermann SteineckeVakanz in Stöckey; * 21. Oktober 1858 in Rehungen
18861928Kurt Hermann Hoffmann* 13. Mai 1860 in Heinrichs; † 1928 in Stöckey; Prädikant in Stöckey
19291953Friedrich Eduard Ernst Grollmus* 8. Mai 1896 in Halle; † 24. Februar 1953 in Stöckey; sein Grab ist in Stöckey noch erhalten; wurde sehr durch seine Frau Katharina (geb. Enke) im Amt unterstützt, welche auch nach seinem Tod die Geschicke für die vakanten Pastoren entscheidend beeinflusste
19531957Hermann Paul Fritz FührVakanz in Stöckey; * 28. Februar 1904 in Halberstadt; † 21. Juli 1963 in Berlin; Mitglied der BK; Superintendent und Propst des Kirchenkreises Nordhausen; Generalsuperintendent in Berlin; Vizepräses der EKD-Synode
19571960Pastor GrüneisenVakanz in Stöckey
19601961Robert TreutlerVakanz in Stöckey zusammen mit Pastor Müller; * 5. April 1912 Komarno; † 3. Juli 2001 in Nordhausen; Heimatforscher und Mitglied der BK; Sohn des Pfarrers Oskar Treutler; Superintendent in St. Maria in Nordhausen
19611964Rudolph GlatzVakanz in Stöckey
19641967Pastor AbelVakanz in Stöckey
19671995Johann Nehez
19951997Martin LandVakanz in Stöckey; * 21. November 1960 in Halle; † 15. Dezember 2012 in Haldensleben
19972000Markus WegnerVakanz in Stöckey
20002019Ralph Schwerdtfeger
20202022Thomas ReimVakanz in Stöckey
20222023Marina MönnichVakanz in Stöckey; * 1961 in Wulften
2023Thomas ReimVakanz in Stöckey

Zwischen 1579 und 1588 – gesichert ist die Angabe vor 1. Mai 1587 – verstarb der Mitstreiter Luthers und Vertraute von Justus Jonas Anton Otto (auch Ant[h]onius Ot[t]ho) als amtierender Pastor in Stöckey. Zuvor hatte der Theologe nach seiner Dienstentlassung in Nordhausen das Amt des Hauspredigers bei der Familie derer vom Hagen auf der Wasserburg zu Deuna inne, von wo aus er zeitnah ins Dorf kam.

Ebenso verstarben im Dienst die Pastoren Johannes Heinrich Herbst (Henricus Autumnus, ?–1623), Friedrich Ludwig Carl Eduard Wehrenberg (1812–1846), Kurt Hermann Hoffmann (1860–1928) und Friedrich Eduard Ernst Grollmus (1896–1953) in Stöckey.

Förderung der Sanierung

Die Stiftung zur Bewahrung kirchlicher Baudenkmäler in Deutschland (Stiftung KiBa) unterstützte die Sanierung dieser Kirche:

  • 2022: komplexe Instandsetzung am Kirchenschiffdach, gefördert mit 10.000 Euro
  • 2023: komplexe Instandsetzung des Kirchenschiffdaches gefördert mit 20.000 Euro (Drittmittelförderung 10.000 Euro mdr-Sendung)
  • 2024: komplexe Dachinstandsetzung, gefördert mit 20.000 Euro (Drittmittelförderung 10.000 Euro Dr. Hans und Marianne Raue-Stiftung)[2]
Commons: Kirche Stöckey – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. aus der Chronik zu Stöckey
  2. https://www.stiftung-kiba.de/kirchen/st-marien-stoeckey, abgerufen am 14. Januar 2024

Koordinaten: 51° 32′ 3″ N, 10° 30′ 9,9″ O