„Phenmetrazin“ – Versionsunterschied

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Das Beispiel 1 des Patents gibt nur die Synthese von α-Phenyl-α-ethylessigsäure-(2-phenyl-3-methyltetrahydro-1,4-oxazin)-''N''-ethylester wieder. Zur Synthese von Phenmetrazin siehe Beispiel 5.
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== Synthese ==
== Synthese ==
500 g von 1-Phenyl-2-propin-1-ol werden in 500 cm³ Methanol gelöst und dann langsam in eine 100 cm³ BF3-Methanol-Lösung dazugegeben, die zu 50 % ihrer Masse [[Bortrifluorid]] und 5 g [[Quecksilber(II)-oxid]], das in 1250 cm³ Methanol gelöst wurde, enthält. Dabei entsteht 1-Phenyl-2,2,-dimethoxy-1-propanol als Nebenprodukt und wird abgetrennt, währenddessen die Lösung mit wässrig-methanolischer [[Salzsäure]]lösung zum Sieden gebracht und anschließend durch Zugabe von festem [[Natriumcarbonat]] neutralisiert wird. Die Lösung wird gefiltert und in Anwesenheit von [[Raney-Nickel]] und [[Monoethanolamin]] mithilfe von Wasserstoff bei 90 °C und 100 [[Technische Atmosphäre#atü|atü]] [[Hydrierkatalysatoren|katalytisch hydriert]]. Nach beendeter Hydrierung wird der Katalysator durch Zentrifugieren entfernt und das Lösungsmittel von der Lösung durch Verdampfen abgetrennt.
2-Phenyl-3-methyl-4-(B-Hydroxyethyl)-tetrahydro-1,4-oxazin reagiert mit a-Phenyl-u-Ethylessigsäurechlorid. Anschließend erfolgt eine Vakuumdestillation. Die Ausbeute liegt bei 90,5 %.<ref name="google-018222">{{Internetquelle|autor=mixtures |url=https://patents.google.com/patent/US3018222 |titel=US3018222A - Central stimulant and appetite depressant composition - Google Patents |werk=patents.google.com | sprache=en |datum=1956-08-28 |abruf=2020-08-19}}</ref>

Nach Zugabe von [[Ether]] enthält man 468 g von 1-Phenyl-2-(hydroxyethyl)amino-1-propanol in kristalliner Form. Diese Verbindung wird mit 468 g konzentrierter [[Schwefelsäure]] bei einer Temperatur von 95 °C erwärmt. Die Lösung wird anschließend basisch gemacht, indem während des Abkühlens solange verdünnte [[Natriumhydroxid]]lösung hinzugegeben wird, bis der [[pH-Wert]] 12 beträgt. Anschließend wird die basische Lösung mit Ether extrahiert. Nach Verdampfen des Lösungsmittels erhält man durch Destillieren bei der Siedetemperatur von 108 °C das 2-Phenyl-3-methyltetrahydro-1,4-oxazin (Phenmetrazin) in Form eines farblosen, leicht viskosen Öls. Die Ausbeute beträgt 412 g.<ref>{{Patent |Land = US |V-Nr = 3018222A |Titel = Central stimulant and appetite depressant composition |A-Datum = 1956-08-28 |V-Datum = 1962-01-23 |Erfinder = Siemer Harm, Hengen Otto}}</ref>


== Handelsnamen ==
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Version vom 20. August 2020, 13:35 Uhr

Strukturformel
Stukturformel von Phenmetrazin
Allgemeines
Name Phenmetrazin
Andere Namen
  • 2-Phenyl-3-methylmorpholin
  • Fenmetrazin
  • Delgaxit
  • Delgotrix
  • Gracidin
  • Linotrazine
  • Mefolin
  • Phenmetrazinum
Summenformel C11H15NO
Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 134-49-6
ECHA-InfoCard 100.004.677
PubChem 4762
ChemSpider 4598
DrugBank DB00830
Wikidata Q3329406
Eigenschaften
Molare Masse 177,25 g·mol−1
Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung
keine Einstufung verfügbar[1]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa).

Phenmetrazin ist eine chemische Verbindung aus der Gruppe der Amphetamine und der Morpholine. Es wurde früher als Appetitzügler verwendet, ist jedoch nicht mehr erhältlich. Daneben wurde es wegen seiner stimulierenden Wirkung als Droge verwendet.

Eigenschaften

Phenmetrazin wurde 1952 von Boehringer Ingelheim patentiert.[2][3] Im Jahr 1954 wurden pharmakologische Eigenschaften beschrieben.[4] Ziel der Entwicklung war ein Apetitzügler ohne die typischen Nebenwirkungen der Amphetamine.[5] Klinische Studien wurden 1954 in Europa durchgeführt.[6]

Wirkung

Im Vergleich zu anderen Amphetaminen erzeugt Phenmetrazin weniger Nervosität, Erregbarkeit, Euphorie, Schlaflosigkeit[7] und einen geringeren Anstieg des Pulses. In einer Studie wurde es von Kindern gut vertragen.[5] In einer Studie zum Vergleich von Phenmetrazin und Dextroamphetamin wurde bei Phenmetrazin eine geringfügig höhere Wirksamkeit zur Gewichtsminderung festgestellt.[8]

Phenmetrazin verstärkt die Freisetzung von Norepinephrin und Dopamin mit einer EC50 von 50,4 ± 5,4 nM bzw. 131 ± 11 nM.[9] Die Wirkung auf die Freisetzung von Serotonin ist vernachlässigbar bei einer EC50 von 7,765 ± 610 nM.[9] Nach oraler Einnahme werden innerhalb 24 Stunden 70 % des Phenmetrazins ausgeschieden. Davon sind etwa 19 % unverstoffwechselt.[10] Während in Tierversuchen an Ratten nach subkutaner Injektion beide Stereoisomere gleich wirksam bei der Nahrungsaufnahme waren, wirkt die Levoform stärker nach oraler Gabe. Hinsichtlich der Stimulation des zentralen Nervensystems ist die Levoform etwa viermal stärker bei beiden Applikationswegen.[11] Phenmetrazin ähnelt strukturell Ethcathinon, den aktiven Metaboliten des Apetitzüglers Amfepramon (Diethylpropion), der aber selektiv nur auf die Freisetzung von Norepinephrin wirkt.

Verwendung als Droge

Phenmetrazin wurde in vielen Ländern als Droge verwendet. Als der Konsum von Stimulanzien in Schweden in den 1950er Jahren erstmals gehäuft auftrat, wurde Phenmetrazin von den Konsumenten gegenüber Amphetamin und Methamphetamin bevorzugt.[12] In dem autobiographischen Roman Rush von Kim Wozencraft wird intravenöses Phenmetrazin als das euphorischste und pro-sexuellste der vom Autor verwendeten Stimulanzien beschrieben. Phenmetrazin wurde 1959 in Schweden als Betäubungsmittel eingestuft und 1965 vollständig vom Markt genommen. Die illegale Nachfrage wurde zunächst durch Schmuggel aus Deutschland, später auch aus Spanien und Italien befriedigt. Zuerst wurden Preludin-Tabletten geschmuggelt, doch schon bald begannen die Schmuggler, rohes Phenmetrazin-Pulver einzuführen. Schließlich wurde Amphetamin aufgrund seiner größeren Verfügbarkeit zum dominierenden Stimulans des Missbrauchs.

Phenmetrazin wurde von den Beatles zu Beginn ihrer Karriere eingenommen. Ein bekannter Anwender war Paul McCartney. McCartneys Einführung in die Drogenwelt begann in Hamburg und Deutschland. Die Beatles mussten stundenlang spielen, und sie bekamen die Droge (als „Prellies“ bezeichnet) oft von dem Hausmädchen, das ihre Wohnung sauber machte, von deutschen Kunden oder von Astrid Kirchherr (deren Mutter sie gekauft hat). McCartney nahm normalerweise eine, aber John Lennon nahm oft vier oder fünf.[13] Hunter Davies behauptete 1968 in seiner Biografie über die Band,[14] dass ihr damaliger Gebrauch solcher Stimulanzien eher eine Reaktion auf ihr Bedürfnis war, wach zu bleiben und weiter zu arbeiten, als einfach nur ein Wunsch nach Kicks.

Jack Ruby sagte, dass er zum Zeitpunkt seines Mordes an Lee Harvey Oswald auf Phenmetrazin war.[15]

Preludin wurde in den USA in den 1960er und frühen 1970er Jahren auch in der Freizeit verwendet. Es konnte in Wasser zerkleinert, erhitzt und injiziert werden. Der Straßenname für die Droge in Washington, DC, lautete „Bam“.[16] Phenmetrazin wird weiterhin auf der ganzen Welt verwendet und missbraucht, unter anderem in Ländern wie Südkorea.[17]

Synthese

500 g von 1-Phenyl-2-propin-1-ol werden in 500 cm³ Methanol gelöst und dann langsam in eine 100 cm³ BF3-Methanol-Lösung dazugegeben, die zu 50 % ihrer Masse Bortrifluorid und 5 g Quecksilber(II)-oxid, das in 1250 cm³ Methanol gelöst wurde, enthält. Dabei entsteht 1-Phenyl-2,2,-dimethoxy-1-propanol als Nebenprodukt und wird abgetrennt, währenddessen die Lösung mit wässrig-methanolischer Salzsäurelösung zum Sieden gebracht und anschließend durch Zugabe von festem Natriumcarbonat neutralisiert wird. Die Lösung wird gefiltert und in Anwesenheit von Raney-Nickel und Monoethanolamin mithilfe von Wasserstoff bei 90 °C und 100 atü katalytisch hydriert. Nach beendeter Hydrierung wird der Katalysator durch Zentrifugieren entfernt und das Lösungsmittel von der Lösung durch Verdampfen abgetrennt.

Nach Zugabe von Ether enthält man 468 g von 1-Phenyl-2-(hydroxyethyl)amino-1-propanol in kristalliner Form. Diese Verbindung wird mit 468 g konzentrierter Schwefelsäure bei einer Temperatur von 95 °C erwärmt. Die Lösung wird anschließend basisch gemacht, indem während des Abkühlens solange verdünnte Natriumhydroxidlösung hinzugegeben wird, bis der pH-Wert 12 beträgt. Anschließend wird die basische Lösung mit Ether extrahiert. Nach Verdampfen des Lösungsmittels erhält man durch Destillieren bei der Siedetemperatur von 108 °C das 2-Phenyl-3-methyltetrahydro-1,4-oxazin (Phenmetrazin) in Form eines farblosen, leicht viskosen Öls. Die Ausbeute beträgt 412 g.[18]

Handelsnamen

Der Handelsname für Phenmetrazin-Hydrochlorid war Preludin in den USA.

Einzelnachweise

  1. Dieser Stoff wurde in Bezug auf seine Gefährlichkeit entweder noch nicht eingestuft oder eine verlässliche und zitierfähige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden.
  2. Boehringer, Albert; Boehringer, Ernst. "Improvements in or relating to the preparation of substituted morpholines" (GB773780).
  3. methods: US2835669A - Process for the production of substi- - Google Patents. In: patents.google.com. 29. Juni 1953, abgerufen am 19. August 2020 (englisch).
  4. O Thomä, H Wick: Über einige Tetrahydro-1,4-oxazine mit sympathicomimetischen Eigenschaften. In: Arch. Exp. Pathol. Pharmakol. 222. Jahrgang, 1954, S. 540.
  5. a b Antonio Martel: Preludin (Phenmetrazine) in the Treatment of Obesity. In: Can. Med. Assoc. J. 76. Jahrgang, Nr. 2, 1957, S. 117–20, PMID 13383418, PMC 1823494 (freier Volltext).
  6. Oriana Josseau Kalant: The Amphetamines: Toxicity and Addiction. 1966, ISBN 0-398-02511-8.
  7. Phenmetrazine Hydrochloride. In: J. Am. Med. Assoc. 163. Jahrgang, Nr. 5, 1957, S. 357.
  8. Hampson, J, J.A. Loraine, J.A. Strong: Phenmetrazine and Dexamphetamine in the Management of Obesity. In: The Lancet. 275. Jahrgang, Nr. 7137, 1960, S. 1265–7, doi:10.1016/S0140-6736(60)92250-9, PMID 14399386.
  9. a b Rothman RB, Baumann MH: Therapeutic potential of monoamine transporter substrates. In: Current Topics in Medicinal Chemistry. 6. Jahrgang, Nr. 17, 2006, S. 1845–59, doi:10.2174/156802606778249766, PMID 17017961 (bentham-direct.org).
  10. Anthony C Moffat, M David Osselton and Brian Widdop: Clarke's Analysis of Drugs and Poisons. ISBN 0-85369-473-7.
  11. Engelhardt, A: Studies of the Mechanism of the Anti-Appetite Action of Phenmetrazine. In: Biochem. Pharmacol. 8. Jahrgang, Nr. 1, 1961, S. 100, doi:10.1016/0006-2952(61)90520-2.
  12. Brecher, Edward M: The Swedish Experience. Abgerufen am 31. Oktober 2009.
  13. Barry Miles: Paul McCartney: Many Years from Now. 1998, ISBN 0-8050-5248-8, 66–67 (archive.org).
  14. Hunter Davies: The Beatles: The Authorized Biography. 1968. ISBN 0-07-015457-0, S. 78.
  15. Jack Ruby: Testimony of Jack Ruby. Band 5. US Government Printing Office, 1964, S. 198–99.
  16. Leon Dash: Rosa Lee. HarperCollins, 1996, S. 109.
  17. Choi H, Baeck S, Jang M, Lee S, Choi H, Chung H: Simultaneous analysis of psychotropic phenylalkylamines in oral fluid by GC-MS with automated SPE and its application to legal cases. In: Forensic Science International. 215. Jahrgang, Nr. 1–3, 10. Februar 2012, S. 81–87, doi:10.1016/j.forsciint.2011.02.011, PMID 21377815.
  18. Patent US3018222A: Central stimulant and appetite depressant composition. Angemeldet am 28. August 1956, veröffentlicht am 23. Januar 1962, Erfinder: Siemer Harm, Hengen Otto.

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