Robert West

Robert Culbertson West (* 18. März 1928 in Glen Ridge (New Jersey); † 12. Oktober 2022 in Madison (Wisconsin)) war ein US-amerikanischer Chemiker und Hochschullehrer.

Leben

West begann seine berufliche Laufbahn als Teenager im metallurgischen Labor des Manhattan Projects in New Jersey. Anschließend studierte er Chemie an der Cornell University, wo er 1950 den Bachelor-Abschluss erhielt.[1] Es folgte der Wechsel an die Harvard University, wo er 1954 bei Eugene Rochow mit Forschungen zur Synthese und Charakterisierung von neuen Silizium- und Germanium-Verbindungen promoviert wurde. Nach einem kurzen Aufenthalt an der Lehigh University (Pennsylvania) setzte er an der University of Wisconsin–Madison seine akademische Laufbahn fort, übernahm dort 1980 die Eugene-G.-Rochow-Professur und war Direktor des Organosilicon Research Centers.[2]

Neben seiner akademischen Karriere war West Mitbegründer des Unternehmens Siatronix, um seine Arbeiten auf dem Gebiet der Siliziumchemie in die Praxis zu überführen – beispielsweise zur Verbesserung von Lithiumbatterien.[3]

West interessierte sich für die Themen Bevölkerungswachstum, ungewollte und ungeplante Schwangerschaften und Frauen in Notlagen. Er war 1972 Mitbegründer des Women’s Medical Fund in Wisconsin, dessen Vorstand er bis zu seinem Tod angehörte.[2] West war verheiratet und hatte zwei Söhne.[3]

Wissenschaftliches Werk

Zu Beginn seiner wissenschaftlichen Laufbahn beschäftigte sich West mit der Struktur und Reaktivität von Organolithium-Verbindungen und prägte 1963 den Begriff der Oxokohlenstoffe.[4] 1976 gelang ihm die erste Synthese des kleinsten Vertreters der Oxokohlensstoffe, der Dreiecksäure.[5]

West gelangen grundlegende Entdeckungen auf dem Gebiet der Organosiliciumverbindungen. So konnte 1981 mit Tetramesityldisilen[S 1] die erste stabile Verbindung mit einer Si=Si-Doppelbindung synthetisiert werden, die im Widerspruch zur Doppelbindungsregel steht.[6][7] 1994 publizierte West die Synthese der ersten stabilen stickstoffheterocyclischen Silylene, Silizium-analoge Verbindungen zu den N-heterocyclischen Carbenen.[8]

Insgesamt veröffentlichte West 485 wissenschaftliche Publikationen und war über zwei Jahrzehnte der weltweit meistzitierte Chemiker.[2]

Auszeichnungen (Auswahl)

Einzelnachweise

  1. Robert C. West, Eugene G. Rochow Professor Emeritus (Memento vom 30. Oktober 2022 im Internet Archive)
  2. a b c Matthias Driess, Yitzhak Apeloig: Robert C. West (1928–2022): A Giant in Organosilicon Chemistry, Cosmopolitan, Mountain Climber and Pilot. In: Angewandte Chemie. Band 135, Nr. 20, 2023, doi:10.1002/ange.202302969.
  3. a b Robert West Obituary. In: Wisconsin State Journal. 30. Oktober 2022, abgerufen am 2. April 2024.
  4. Robert. West, David L. Powell: New Aromatic Anions. III. Molecular Orbital Calculations on Oxygenated Anions. In: Journal of the American Chemical Society. Band 85, Nr. 17, 1963, S. 2577–2579, doi:10.1021/ja00900a010.
  5. David Eggerding, Robert West: Synthesis and properties of deltic acid (dihydroxycyclopropenone) and the deltate ion. In: Journal of the American Chemical Society. Band 98, Nr. 12, 1976, S. 3641–3644, doi:10.1021/ja00428a043.
  6. Robert West, Mark J. Fink, Josef Michl: Tetramesityldisilene, a Stable Compound Containing a Silicon-Silicon Double Bond. In: Science. Band 214, Nr. 4527, 1981, S. 1343–1344, doi:10.1126/science.214.4527.1343.
  7. Robert West: Chemie der Silicium‐Silicium‐Doppelbindung. In: Angewandte Chemie. Band 99, Nr. 12, 1987, S. 1231–1241, doi:10.1002/ange.19870991204.
  8. Michael Denk, Robert Lennon, Randy Hayashi, Robert West, Alexander V. Belyakov, Hans P. Verne, Arne Haaland, Matthias Wagner, Nils Metzler: Synthesis and Structure of a Stable Silylene. In: Journal of the American Chemical Society. Band 116, Nr. 6, 1994, S. 2691–2692, doi:10.1021/ja00085a088.
  9. Frederic Stanley Kipping Award in Silicon Chemistry. Recipients. American Chemical Society, abgerufen am 2. April 2024.
  10. Past Hoover Medal Recipients. The American Society of Mechanical Engineers, abgerufen am 2. April 2024.
  11. Chemical Pioneer Award Winners. American Institute of Chemists, abgerufen am 2. April 2024.
  12. Wacker-Forschungspreise. Bisherige Preisträger des WACKER Siliconpreises. Wacker Chemie AG, abgerufen am 2. April 2024.

Anmerkungen

  1. Externe Identifikatoren von bzw. Datenbank-Links zu Tetramesityldisilen: CAS-Nummer: 80785-72-4, PubChem: 11071553, ChemSpider: 9246705, Wikidata: Q82275444.