Buschtěhrader Eisenbahn

Streckennetz der Buschtěhrader Eisenbahn
Genuss-Schein der Buschtěhrader Eisenbahn vom 1. Juli 1870

Die Buschtěhrader Eisenbahn, kurz: B.E.B. (tschechisch: Buštěhradská dráha; BD) war eine private Eisenbahngesellschaft in Österreich und dessen Nachfolgestaat Tschechoslowakei. Die Gesellschaft betrieb von 1855 bis 1922 ein Streckennetz in Nordwestböhmen. Durch die Bahngesellschaft wurden das Erzgebirge und der Egergraben mit Prag verbunden.

Geschichte

Grenzbahnhof der Buschtěhrader Eisenbahn in Weipert (Vejprty)
Bahnhof Křimov, stillgelegte Strecke nach Reitzenhain (2007)
Die Brauerei Krušovice beförderte ihr Bier in Kühlwagen der B.E.B. (Eisenbahnmuseum Lužná u Rakovníka; 2008)

Der Aufschwung des Kohlebergbaus im Raum Kladno in der Mitte des 19. Jahrhunderts machte an Stelle der Pferdebahn Prag–Lana ein zeitgemäßes Verkehrsmittel für den Abtransport der Kohle erforderlich. Aus diesem Grunde konstituierte sich 1852 die Buschtěhrader Eisenbahngesellschaft (tschechisch: Buštěhradská železniční společnost), der am 1. Januar 1855 die Konzession zum Betrieb einer Dampfeisenbahn erteilt wurde. Ihr Name leitete sich von dem seinerzeit den Fürstenbergern gehörigen und gesellschaftlich bedeutsamen Schloss Buštěhrad bei Buckov her.

Die Gesellschaft nahm am 5. November 1855 ihre erste Strecke in Betrieb, die von Alt-Kladno (Staré Kladno) über 20,5 km nach Nordosten bis Kralup an der Moldau führte, von wo aus eine Verschiffung auf der Moldau und Elbe möglich wurde. Gleichzeitig wurde die alte Trasse der Pferdebahn zwischen Alt-Kladno und Vejhybka (Kladno–Výhybka) übernommen und ausgebaut. 1863 erhielt die Gesellschaft auch die Konzession zum Umbau des Teilstücks der Pferdebahn zwischen Prag und Vejhybka auf Dampfbetrieb, der 1867 noch die für den Streckenabschnitt Vejhybka–Lana folgte. Dabei wurde der Trassenverlauf teilweise neu konzipiert.

Auf Grund des Bedarfs einer Eisenbahnanbindung der Zuckerfabriken und Hopfenproduzenten im Raum Saaz und Laun, als auch der aufkommenden Braunkohlengruben im nordböhmischen Becken entwickelte sich die Bahn zu einem regionalen Verkehrsunternehmen, das bald auch das böhmische Erzgebirge erschloss. Am 4. Februar 1871 erweiterte die Bahngesellschaft ihr Streckennetz mit der zweigleisigen Verbindung zwischen Lana über Priesen bis Komotau mit einer Länge von 83,8 km maßgeblich und stellte damit eine Direktverbindung zwischen Prag und Komotau her. In Komotau entstand ein eigener Bahnhof, der gemeinsam mit der Aussig-Teplitzer Eisenbahn genutzt wurde.

Die nächste Strecke der Buschtiehrader Eisenbahn war die am 1. August 1872 eingeweihte eingleisige Verbindung über 57,7 km auf den Kamm des Erzgebirges von Komotau nach Weipert (Bahnstrecke Chomutov–Vejprty/Reitzenhain) mit der in Krima-Neudorf anschließenden Strecke (Zweigbahn bzw. Flügelbahn) über Sebastiansberg zum sächsischen Eisenbahnnetz in Reitzenhain.[1][2] Der Bau dieser äußerst kurvenreichen Verbindung gilt wegen des am steilen Südhang des Gebirges zu bewältigenden Höhenanstieges als eine technische Meisterleistung.

Am 1. März 1873 erfolgte die Inbetriebnahme der 12 km langen Strecke von Komotau nach Kaaden-Brunnersdorf.

Auch in den Folgejahren erfuhr das Streckennetz der Gesellschaft ständige Erweiterungen. Es erreichte 1891 mit 465 km seine größte Ausdehnung.

Schon vor dem Ersten Weltkrieg war eine Verstaatlichung der BEB vorgesehen gewesen. Nach 1918 lagen die Strecken der BEB auf dem Staatsgebiet der neugegründeten Tschechoslowakei, die eine möglichst schnelle Verstaatlichung aller privaten Bahnen favorisierte.

Am 1. Januar 1923 wurde die Buschtěhrader Eisenbahn per Gesetz verstaatlicht und Teil der Tschechoslowakischen Staatsbahnen ČSD. Der Buschtěhrader Bahnhof in Komotau verschmolz mit den Bahnhöfen weiterer ehemaliger Privatbahnen zum Komotauer Hauptbahnhof und ist der heutige Personenbahnhof.

Fahrbetriebsmittel

Einige Lokomotiven der Buschtěhrader Eisenbahn blieben bis heute als Exponate des Technischen Nationalmuseums in Prag erhalten. Die Lokomotive KLADNO von 1855 ist heute die älteste erhaltene Lokomotive in Tschechien und die einzige erhalten gebliebene Engerth-Lokomotive österreichischen Ursprungs. Die ehemalige IIIa 272 (ČSD 324.391) sowie die Ia 419 (ČSD 300.619) sind als nicht betriebsfähige Museumslokomotive im Eisenbahnmuseum Lužná u Rakovníka ausgestellt.

Dampflokomotiven der BEB
ReiheBahn-Nr.BauartBaujahrHerstellerČSD-Nr.Bild
I101–105C2' n2t1855–1861Lokomotivfabrik der StEG
Ia401–422C n2t1890–1906Wiener Neustadt, Floridsdorf, Böhmisch-Mährische Maschinenfabrik300.601–623
II106–112C n21863–1868Lokomotivfabrik der StEG
III113–170C n21870–1873Lokomotivfabrik der StEG, Floridsdorf322.201–254
IIIa180–277C n21887–1907Wiener Neustadt, Lokomotivfabrik der StEG324.301–396
IV201–203 (bis 1887)
301–306
D n21884, 1890Wiener Neustadt412.001–006
IVa351–355D n21909Böhmisch-Mährische Maschinenfabrik413.101–105
V1–201B n21870–1872Sächsische Maschinenfabrik/Chemnitz232.201–220
Va501–5061'E1' n2t1918Böhmisch-Mährische Maschinenfabrik524.101–106
VI81–841B n21873Kessler/Karlsruhe
VII90–962'B n21887–1897Wiener Neustadt253.301–307
VIII51–732'C n21898–1914Lokomotivfabrik der StEG354.425–447

Strecken der Buschtěhrader Eisenbahn

StreckeBaulänge[3]
(in km)
erste
Eröffnung
Fertig-
stellung
Anmerkung
Dubny–Alt Kladno002,6905. November 1855nur Güterverkehr; Lokalbahnbetrieb
Wejhybka (Kladno)–Kralupp024,81323. Februar 185623. Februar 1872 
Prag (Bubna)–Komotau
Komotau–Eger
237,8194. November 18631. März 1873 
Lužna-Lischan–Rakonitz009,3945. Juni 18715. März 1873Lokalbahnbetrieb
Priesen–Kaaden-Brunnersdorf010,2519. November 1871 
Tirschnitz–Franzensbad004,1299. Dezember 1871 
Prag (Smíchov)–Hostivice019,3343. März 1872Lokalbahnbetrieb
Komotau–Krima–Grenze (–Reitzenhain)036,24312. Mai 187223. August 1875Strecke Grenze–Reitzenhain im Eigentum der Kgl. Sächs. Staatseisenbahnen, gepachtet
Krima–Weipert–Grenze035,14412. Mai 1872Lokalbahnbetrieb; Strecke Weipert–Grenze an Kgl. Sächs. Staatseisenbahnen verpachtet
Falkenau–Grenze (–Klingenthal)027,7861. Juni 18761. Oktober 1886Lokalbahnbetrieb; Strecke Grenze–Klingenthal im Eigentum der Kgl. Sächs. Staatseisenbahnen
Krupa–Kolleschowitz012,31115. September 1883Lokalbahn
Summe:419,914um 1910 betrug die gesamte Betriebslänge einschließlich der Kohlen- und Industriebahnen (61,50 km) ~481 km

Für Rechnung der Eigentümer betriebene Strecken

Siehe auch

Literatur

Einzelnachweise

  1. Gesetz vom 28. Juni 1872, in Betreff der Herstellung einer von der Hauptlinie der privilegirten Buschtěhrader Eisenbahn bei Krima abzweigenden, an die böhmisch-sächsische Gränze bei Raizenhain führenden Eisenbahnlinie. R. G. Bl. Nr. 100/1872
  2. Concessionsurkunde vom 12. November 1872, für die Locomotiv-Eisenbahn von Krima an die böhmisch-sächsische Gränze bei Raizenhain. R. G. Bl. Nr. 1/1873
  3. Geschichte der Eisenbahn der österreichisch-ungarischen Monarchie, IV. Band, k.u.k. Hofbuchhandlung & k.u.k. Hofbuchdruckerei Karl Prochaska, Wien-Techen-Leipzig, 1899, Seiten 331–332