Bodo Sperling

Bodo Sperling (2010)
Bodo Sperling (rechts) mit Hilmar Hoffmann (links)

Bodo Sperling (* 6. Mai 1952 in Hanau) ist ein deutscher Maler und Konzeptkünstler.

Leben

Bodo Sperlings Bemalung eines Teils der Berliner Mauer
Crystal Object, Objectivism, 8°36'44" 49°43'33" 19:00h

Bodo Sperling absolvierte die Aufnahmeprüfung an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste – Städelschule Frankfurt, entschied sich dann jedoch für ein Kunstgeschichtsstudium an der Universität Tübingen.

Ab 1980 entstanden erste Bilder aus Kristallen und Kristalltafeln. Seit 1985 setzt er Computer als Gestaltungswerkzeug ein. Zwei seiner Computermalereien sind im Museum für Neue Kunst in Karlsruhe zu sehen.[1][2]

Im November 1989 war Sperling als Vorstandssprecher des Bundesverbandes Bildender Künstler im Zuge der Verhandlungen über den Zusammenschluss der beiden deutschen Künstlerverbände BBK und VBK in Berlin Mitinitiator der East Side Gallery. Ein bekanntes, öffentlich zugängliches Werk war der von ihm bemalte Abschnitt des längsten erhaltenen Berliner Mauerabschnittes mit dem Titel Die Transformierung des Pentagramms zu einem Friedensstern in einem großen Europa ohne Mauern (East Side Gallery, Bild 18).

1992 fand der 1. Gesamtdeutsche Künstlerkongress in Potsdam statt, zu dem Sperling als offizieller Vertreter des Bundeslandes Hessen delegiert war.

1991 schuf er auf der Landesausstellung in Kassel eine Video-Installation, die den Betrachter nach Aussage des Philosophen Thomas Metzinger mit der „objektiven Dokumentation von Raum-Zeit konfrontierte“.[3] Dabei wurde auf einem tonnenschweren Steinaltar ein Stahlbassin installiert, in dem sich aus einer kochenden Lösung Kristalle bildeten. Der gesamte Vorgang wurde über mehrere Wochen von einer automatischen Kamera dokumentiert.

1992 installierte er auf dem 1. Gesamtdeutschen Künstlerkongress in Potsdam ein fünf Meter hohes Mobile, das, durch Diaprojektoren angestrahlt, den Eindruck eines sich ständig weiter verändernden 3D-Films erzeugte.

Im Zuge der Renovierung der East Side Gallery stellte sich Sperling 2009 an die Spitze eines Widerstands (Gründerinitiative East Side) der Künstler, deren Werke an der Mauer entfernt wurden, und kritisierte die mangelnde Transparenz und geringe finanzielle Ausstattung der Künstler sowie die Verletzung von Urheberrechten bei der geplanten Wiederherstellung der Kunstwerke.[4][5][6][7] Im Mai 2011 erhob Sperling Klage gegen das Land Berlin.[8][9][10] Das Landgericht hat die Klage abgewiesen. Sperling hatte sich von seiner Klage eine Vorbildfunktion für andere Künstler erhofft. Sein Anwalt sprach in diesem Zusammenhang von kultureller Erpressung.[11]

Ausstellungen (Auswahl)

  • 1983: Gustav-Siegle-Haus/Stuttgart
  • 1986: Frankfurter Kunstverein Steinernes Haus, Frankfurt,DAS AKTFOTO Ästhetik Geschichte Ideologie, Museum des 20. Jahrhunderts, Wien. Klebeaktion: 15 Jahre vor 2000 -- die Darstellung von Gewalt und Brutalität hat noch immer ein Vorrecht vor der Darstellung der Sexualität und Erotik
  • 1990: East Side Gallery/Berlin, Mitbegründer von November 1989, Bild 18 „Die Transformierung des Pentagramms in einem Europa ohne Mauern“ 10 m × 3,60 m auf Berliner Mauer
  • 1990: The Pleasures within Distance, W.I.N.D.O.W./Sydney College of the Arts, Sydney, Australien
  • 1991: Hessische Landesausstellung ’91 BBK Hessen/Kassel
  • 1992: Kunsthalle Darmstadt. Einzelausstellung, Kunstpreis der DAG-Bildungseinrichtung, Kunsthalle Hamburg
  • 1993: Goethe-Institut/Prag, Tschechien
  • 1994: Museum Wiesbaden. Hessiale ’94 Landeskunstausstellung des Bundesverband Bildender Künstler, Hessen

Sammlungen, Auftragsarbeiten, Kunst im öffentlichen Raum

  • Museum für Neue Kunst ZKM Karlsruhe, B3, 1991, Computermalerei auf Silber-Fotoleinwand, 100 × 140 cm · B7, 1991, Computermalerei auf Silber-Fotoleinwand, 100 × 140 cm, Karlsruhe
  • Computer Associates, Umsetzung des Architektonischen Entwurfes des CA-Firmengebäudes in ein Wandbild für die Eingangshalle 1,60 m × 3,60 m, Acryl auf Leinwand und Entwurfsgrundlage des East Side Galley Bildes auf der Berliner Mauer von 1990, Darmstadt
  • Banca Monte dei Paschi di Siena, Umsetzung des „Dom von Siena“, Acryl auf Leinwand 2,20 m × 90 cm, Frankfurt / Siena

Auszeichnungen

  • 1992: Kunstpreis der DAG-Bildungseinrichtungen
  • 2010: Sonderpreis „Gelebte Einheit“ des Wettbewerbs „365 Orte im Land der Ideen“, unter Schirmherrschaft des deutschen Bundespräsidenten Horst Köhler.[12]
  • 2016: Publikumspreis 4. Internationalen André Evard Preis[13]

Literatur

  • Thomas Metzinger: Bodo Sperling, Transparenz des Bewußtseins: 19. September – 31. Oktober 1997 in der DigitalArt Gallery, Frankfurt am Main, Verlag Videor Art Foundation, 1997. Länge 45 Seiten[14]
  • Hessiale’91, Landeskunstausstellung Kassel, (Katalog)
  • Bodo Sperling 1992, Kunsthalle Hamburg / Kunsthalle Darmstadt (Katalog)
  • Hessiale’94, Landeskunstausstellung Landesmuseum Wiesbaden, ISBN 3-9804024-0-1 (Katalog)
  • Zylvia Auerbach (ed.): The Pleasures within Distance, Sydney 1990, ISBN 0-646-01536-2 (Katalog)
Commons: Bodo Sperling – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Information zu Bodo Sperling bei ZKM (Memento vom 17. Juni 2011 im Internet Archive)
  2. ZKM | Museum für Neue Kunst (Memento vom 30. Juli 2010 im Internet Archive)
  3. Thomas Metzinger: Bodo Sperling, Transparenz des Bewußtseins: 19. September - 31. Oktober 1997 in der DigitalArt Gallery, Frankfurt am Main, Verlag Videor Art Foundation, 1997
  4. Das gefälschte Denkmal - Geschichte simulieren: Warum Berlin das berühmteste Teilstück der Mauer einfach neu bemalen ließ. Peter Geimer - Frankfurter Allgemeine Zeitung, Feuilleton 1. Dezember 2009, Nr. 279, S. 34 (Memento vom 23. März 2010 im Internet Archive) Mit freundlicher Genehmigung der Frankfurter Allgemeine Zeitung
  5. Bruderkuss lässt auf sich warten.TAZ 1. Mai 2009
  6. art-magazin.de: Kunst unter Wasserdampf (Memento vom 25. März 2010 im Internet Archive)
  7. Fresque du Mur de Berlin: 20 ans après, des artistes réclament un bon cachet (Memento vom 9. September 2009 im Internet Archive). LeParisien.fr, 1. April 2009
  8. Warum Künstler Bodo Sperling Berlin verklagt. In: berliner-rundfunk.de. 4. Mai 2011, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 31. August 2022.@1@2Vorlage:Toter Link/www.berliner-rundfunk.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  9. Künstler Bodo Sperling verklagt Berlin. In: 3sat.de. 6. Mai 2011, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 31. August 2022.@1@2Vorlage:Toter Link/www.3sat.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  10. Die Kulturzeit-Nachrichten: Künstler Bodo Sperling verklagt Berlin. In: ard.de. 6. Mai 2011, abgerufen am 31. August 2022.
  11. Kulturelle Erpressung. In: sueddeutsche.de. 8. Februar 2012, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 31. August 2022.@1@2Vorlage:Toter Link/www.sueddeutsche.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  12. Die längste Open-Air-Galerie der Welt. welt.de, 22. November 2009, abgerufen am 26. April 2024.
  13. Neuigkeiten | messmer museum. In: www.kunsthallemessmer.de. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 18. Mai 2016; abgerufen am 18. Mai 2016.
  14. Bodo Sperling auf der Seite der video art foundation