„Pupienus“ – Versionsunterschied

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Die kurze Regierungszeit der beiden Kaiser war geprägt von gegenseitigem Misstrauen und dem Misstrauen des römischen Volkes ihnen gegenüber, was sich aus der Zeit des Pupienus als hart durchgreifender Stadtpräfekt begründen lässt. Nach ihrer Ernennung mussten die beiden das [[Kapitol (Rom)|Kapitol]], geschützt von einer schnell improvisierten Leibwache, verlassen, um sich vor dem Volkszorn zu schützen.
Die kurze Regierungszeit der beiden Kaiser war geprägt von gegenseitigem Misstrauen und dem Misstrauen des römischen Volkes ihnen gegenüber, was sich aus der Zeit des Pupienus als hart durchgreifender Stadtpräfekt begründen lässt. Nach ihrer Ernennung mussten die beiden das [[Kapitol (Rom)|Kapitol]], geschützt von einer schnell improvisierten Leibwache, verlassen, um sich vor dem Volkszorn zu schützen.


Pupienus, der in seinem hohen Alter als ständig mürrisch und schlecht gelaunt beschrieben wird, übernahm im Folgenden die Leitung des Kampfs gegen die Aufständischen, während Balbinus die Staatsgeschäfte organisierte. Doch noch bevor Pupienus überhaupt die dazu nötigen Truppen ausheben konnte, erreichte ihn die Nachricht, dass Maximinus Thrax von den eigenen Soldaten ermordet worden sei. Daraufhin eilte er sofort nach [[Ravenna]], den Ort des Geschehens, und beendete den Bürgerkrieg, indem er einfach die Armeen beider Seiten auflöste und die Soldaten nach Hause schickte. Im folgenden Triumphzug durch die Hauptstadt wurde Pupienus frenetisch empfangen. Diese Ovationen waren dann auch der Anlass zum Bruch zwischen den beiden Kaisern. Hinter dem Konflikt stand als tiefere Ursache ein strukturelles Problem: Das Römische Reich war zu dieser Zeit eine Monarchie, in der ein Mehrkaisertum nur funktionieren konnte, wenn (wie bei [[Marc Aurel]] und [[Lucius Verus]]) eindeutig geklärt war, welcher Herrscher den höchsten Rang und das letzte Wort hatte. An diesem Problem waren einige Jahre zuvor bereits [[Caracalla]] und Geta gescheitert. Und auch die Rivalität zwischen Pupienus und Balbinus eskalierte, sobald der gemeinsame Feind Maximinus tot war. Doch zunächst ließen sie sich nichts anmerken und regierten in scheinbarem Einverständnis weiter.
Pupienus, der in seinem hohen Alter als ständig mürrisch und schlecht gelaunt beschrieben wird, übernahm im Folgenden die Leitung des Kampfs gegen die Aufständischen, während Balbinus die Staatsgeschäfte organisierte. Doch noch bevor Pupienus überhaupt die dazu nötigen Truppen ausheben konnte, erreichte ihn die Nachricht, dass Maximinus Thrax von den eigenen Soldaten ermordet worden sei. Daraufhin eilte er sofort nach [[Ravenna]], den Ort des Geschehens, und beendete den Bürgerkrieg, indem er einfach die Armeen beider Seiten auflöste und die Soldaten nach Hause schickte. Im folgenden Triumphzug durch die Hauptstadt wurde Pupienus frenetisch empfangen. Diese Ovationen waren dann auch der Anlass zum Bruch zwischen den beiden Kaisern. Hinter dem Konflikt stand als tiefere Ursache ein strukturelles Problem: Das Römische Reich war zu dieser Zeit eine Monarchie, in der ein Mehrkaisertum nur funktionieren konnte, wenn (wie bei [[Mark Aurel]] und [[Lucius Verus]]) eindeutig geklärt war, welcher Herrscher den höchsten Rang und das letzte Wort hatte. An diesem Problem waren einige Jahre zuvor bereits [[Caracalla]] und Geta gescheitert. Und auch die Rivalität zwischen Pupienus und Balbinus eskalierte, sobald der gemeinsame Feind Maximinus tot war. Doch zunächst ließen sie sich nichts anmerken und regierten in scheinbarem Einverständnis weiter.


=== Tod ===
=== Tod ===

Version vom 18. März 2015, 06:10 Uhr

Pupienus

Marcus Clodius Pupienus Maximus (* um 167; † Juli 238 in Rom) war von April 238 bis zu seinem Tod einer von zwei gleichzeitig regierenden römischen Kaisern.

Leben

Karriere

Über Pupienus’ Herkunft ist kaum etwas bekannt, und auch viele Details seiner Karriere bleiben im Dunkeln. Als eine wichtige, aber sehr problematische (und oft absolut unzuverlässige) Quelle dient seine Vita in der spätantiken und heftig umstrittenen Historia Augusta.[1] Als eine weitere Quelle dient das Werk Herodians (Buch 8), das aber ebenfalls nicht immer zuverlässig ist.

Mit ziemlicher Sicherheit wurden die meisten, wenn nicht gar fast alle Angaben über seine militärische Laufbahn erfunden. Heute gehen die meisten Historiker davon aus, dass Pupienus (was übrigens ein überaus seltener Name war, der in der ganzen römischen Geschichte nur dreimal auftaucht) zunächst Statthalter in einer der germanischen Provinzen war und später vielleicht auch in Kleinasien.

Im Jahr 234 bekleidete er sein zweites Konsulat (sein Erstes ist nicht greifbar, vielleicht ca. 205 oder 217), ab etwa 234 leitete Pupienus als praefectus urbi die Verwaltung der Stadt Rom. In dieser Position griff er vor allem in der Sicherheitspolitik außerordentlich hart durch. Zuletzt ist gesichert, dass Pupienus in den Bürgerkriegswirren mit Maximinus Thrax Mitglied eines Gremiums zur Verteidigung Inneritaliens war. Nach dem Tod der beiden Gordiane wurde er vom Senat gemeinsam mit Balbinus zum neuen Kaiser gewählt.

Herrschaft

Sesterz des Pupienus

Die kurze Regierungszeit der beiden Kaiser war geprägt von gegenseitigem Misstrauen und dem Misstrauen des römischen Volkes ihnen gegenüber, was sich aus der Zeit des Pupienus als hart durchgreifender Stadtpräfekt begründen lässt. Nach ihrer Ernennung mussten die beiden das Kapitol, geschützt von einer schnell improvisierten Leibwache, verlassen, um sich vor dem Volkszorn zu schützen.

Pupienus, der in seinem hohen Alter als ständig mürrisch und schlecht gelaunt beschrieben wird, übernahm im Folgenden die Leitung des Kampfs gegen die Aufständischen, während Balbinus die Staatsgeschäfte organisierte. Doch noch bevor Pupienus überhaupt die dazu nötigen Truppen ausheben konnte, erreichte ihn die Nachricht, dass Maximinus Thrax von den eigenen Soldaten ermordet worden sei. Daraufhin eilte er sofort nach Ravenna, den Ort des Geschehens, und beendete den Bürgerkrieg, indem er einfach die Armeen beider Seiten auflöste und die Soldaten nach Hause schickte. Im folgenden Triumphzug durch die Hauptstadt wurde Pupienus frenetisch empfangen. Diese Ovationen waren dann auch der Anlass zum Bruch zwischen den beiden Kaisern. Hinter dem Konflikt stand als tiefere Ursache ein strukturelles Problem: Das Römische Reich war zu dieser Zeit eine Monarchie, in der ein Mehrkaisertum nur funktionieren konnte, wenn (wie bei Mark Aurel und Lucius Verus) eindeutig geklärt war, welcher Herrscher den höchsten Rang und das letzte Wort hatte. An diesem Problem waren einige Jahre zuvor bereits Caracalla und Geta gescheitert. Und auch die Rivalität zwischen Pupienus und Balbinus eskalierte, sobald der gemeinsame Feind Maximinus tot war. Doch zunächst ließen sie sich nichts anmerken und regierten in scheinbarem Einverständnis weiter.

Tod

Beide Kaiser scheinen geplant zu haben, den anderen durch militärischen Ruhm zu übertreffen. Pupienus plante offenbar einen Perserfeldzug, während Balbinus gegen die Germanen ziehen sollte.[2] Allerdings wurde ihm zum Verhängnis, dass er seit seiner Zeit als Statthalter in Germanien sich stets einen Trupp von Germanen als Leibwache hielt. Dies verärgerte die Prätorianer, die sich ohnehin ins Abseits gedrängt fühlten. Sie profitierten offenbar davon, dass die beiden Kaiser einander inzwischen fundamental misstrauten. Während eines lautstarken Streits zwischen den beiden Kaisern drangen die Gardisten in den kaiserlichen Palast ein. Pupienus soll sich geweigert haben, die germanische Leibwache des Balbinus herbeizurufen, weil er glaubte, sein Kollege wolle ihn ermorden lassen. Stattdessen brachten die Prätorianer beide Kaiser in ihre Gewalt und brachten sie grausam um.

Nach einer nur 99 Tage dauernden Regentschaft der beiden senatorischen Kaiser hatte sich gezeigt, dass der Senat sich im Kampf um die Macht im Reich nicht gegen das Militär behaupten konnte, und dass das Gremium weder die Republik wiederherstellen noch einen Alleinherrscher bestimmen konnte.

Nach dem Tod der beiden Senatskaiser ging die Macht auf Gordian III. über, der kurz nach dem Tode seines Onkels und seines Großvaters (Gordian II. und Gordian I.) von den Kaisern adoptiert und zum Caesar erhoben worden war. Die Prätorianer riefen ihn zum neuen alleinigen Augustus aus.

Literatur

Siehe auch die Angaben im Artikel zur Reichskrise des 3. Jahrhunderts.

Commons: Pupienus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Anmerkungen

  1. Vgl. den grundlegenden Kommentar von Hartwin Brandt. Die große Problematik liegt darin begründet, dass sich dabei nicht immer Wahrheit von fiktiven Erzählungen trennen lässt. Dennoch finden sich hier auch einige wertvolle Hinweise.
  2. HA, Maximi et Balbini 13,5, wo anachronistisch von Parthern gesprochen wird; vgl. auch Brandt, Kommentar, S. 213f. Die Aussage in der Historia Augusta wird auch durch Münzfunde bestätigt, vgl. Hartwin Brandt: Facts and Fictions – die Historia Augusta und das 3. Jahrhundert. In: K.-P. Johne u. a. (Hgg.): Deleto paene imperio Romano. Transformationsprozesse des Römischen Reiches und ihre Rezeption in der Neuzeit. Stuttgart 2006, S. 11–23, hier S. 20f.

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