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'''Virginia Livia Frege''', geb. ''Gerhardt'' (* [[13. Juni]] [[1818]] in [[Gera]]; † [[22. August]] [[1891]] in [[Abtnaundorf]]) war eine deutsche Sängerin (Sopran), Salonière und [[Mäzen]]in.
'''Virginia Livia Frege''', geb. ''Gerhardt'' (* [[13. Juni]] [[1818]] in [[Gera]]; † [[22. August]] [[1891]] in [[Abtnaundorf]]) war eine deutsche Sängerin (Sopran), Salonière und [[Mäzen]]in und Mitbegründerin des Leipziger Bachvereins.<ref>Mirjam Gerber: ''Zwischen Salon und musikalischer Geselligkeit: Henriette Voigt, Livia Frege und Leipzigs bürgerliches Musikleben'', Hildesheim u. a. Olms 2016, S. 140.</ref>


== Leben ==
== Leben ==
Livia Frege geb. Gerhardt ist die Tochter des Kaufmanns Johann Christian Gerhardt (1764–1839) und Anna Christiane Friederike Bartholomäi.<ref>Mirjam Gerber: ''Zwischen Salon und musikalischer Geselligkeit: Henriette Voigt, Livia Frege und Leipzigs bürgerliches Musikleben'', Hildesheim u. a. Olms 2016, S. 99.</ref>
Livia Frege bildete sich bei [[Christian August Pohlenz]] zur [[Sopran]]istin aus. 1834 nahm sie in Dresden Unterricht bei der Sängerin [[Wilhelmine Schröder-Devrient]], um ihre Fähigkeiten zu vervollkommnen. Sie wurde ihrer Zeit als „Königin des Leipziger romantischen Liedgesangs“<ref>Ute Tartz: „Livia Virginia Frege“. Webseite zu Frauenpersönlichkeiten in Leipzig. Uni Leipzig 2011, https://research.uni-leipzig.de/agintern/frauen/frege.htm</ref> bezeichnet.


Livia Frege bildete sich bei [[Christian August Pohlenz]] in Leipzig zur [[Sopran]]istin aus. 1834 nahm sie in Dresden Unterricht bei der Sängerin [[Wilhelmine Schröder-Devrient]], um ihre Fähigkeiten zu vervollkommnen. Sie wurde zu ihrer Zeit als „Königin des Leipziger romantischen Liedgesangs“<ref>Ute Tartz: „Livia Virginia Frege“. Webseite zu Frauenpersönlichkeiten in Leipzig. Uni Leipzig 2011, https://research.uni-leipzig.de/agintern/frauen/frege.htm</ref> bezeichnet.
In den 1830ern trat sie unter ihrem Mädchennamen auf und erscheint als Livia Gerhardt auch in mehreren Lexika des 19. Jahrhunderts.<ref>Mirjam Gerber: ''Zwischen Salon und musikalischer Geselligkeit: Henriette Voigt, Livia Frege und Leipzigs bürgerliches Musikleben'', Hildesheim u. a. 2016, S. 90.</ref> Sie debütierte am 9. Juli 1832 im Alter von 15 Jahren im [[Gewandhaus (Leipzig)|Leipziger Gewandhaus]] in einem Konzert von [[Clara Schumann|Clara Wieck]]. 1835 wurde sie am [[Königsstädtisches Theater|Königsstädtischen Theater]] in Berlin engagiert, ging jedoch nach ihrer Heirat 1836 mit dem Juristen [[Woldemar Frege]] zurück nach [[Leipzig]] und beendete ihre Bühnenkarriere. Ihr Mann kam aus einer sehr wohlhabenden und bedeutenden Leipziger Kaufmannsfamilie. Livia Frege trat nach ihrer Heirat nur noch vereinzelt in Leipzig auf und sang 1843 die Rolle der Peri in der Uraufführung von [[Robert Schumann|Robert Schumanns]] Oratorium ''Das Paradies und die Peri'' op. 50.<ref>Wolfgang Seibold: ''Familie, Freunde, Zeitgenossen. Die Widmungsträger der Schumannschen Werke'' (= Schumann-Studien 5), Sinzig 2008, S. 78.</ref> Sie war mit [[Felix Mendelssohn Bartholdy]], Robert und Clara Schumann sowie [[Ferdinand David]] befreundet und stand auch in einem regen Briefwechsel mit [[Franz Liszt]]. Robert Schumann, der einige ihrer Leipziger Auftritte rezensierte, gab ihr in seinem „[[Davidsbündler|Davidsbund]]“ den Namen Giulietta.


In den 1830ern trat sie unter ihrem Mädchennamen auf und erscheint ab 1834 als Livia Gerhardt auch in mehreren Lexika des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts.<ref>Mirjam Gerber: ''Zwischen Salon und musikalischer Geselligkeit: Henriette Voigt, Livia Frege und Leipzigs bürgerliches Musikleben'', Hildesheim u. a. 2016, S. 90.</ref> Sie trat ab 1833<ref>Mirjam Gerber: ''Zwischen Salon und musikalischer Geselligkeit: Henriette Voigt, Livia Frege und Leipzigs bürgerliches Musikleben'', Hildesheim u. a. Olms 2016, S. 104.</ref> vor allem als Opernsängerin auf und war eine bedeutende Konzert- und Oratoriensängerin der Werke [[Felix Mendelssohn Bartholdy|Felix Mendelssohn Bartholdys]].<ref>Mirjam Gerber: ''Zwischen Salon und musikalischer Geselligkeit: Henriette Voigt, Livia Frege und Leipzigs bürgerliches Musikleben'', Hildesheim u. a. Olms 2016, S. 91, 149–151.</ref> Ihr Gesangsrepertoire enthielt Lieder von Heinrich Marschner, Franz Schubert, [[Robert Schumann]] und Mendelssohn.<ref>Mirjam Gerber: ''Zwischen Salon und musikalischer Geselligkeit: Henriette Voigt, Livia Frege und Leipzigs bürgerliches Musikleben'', Hildesheim u. a. Olms 2016, S. 144.</ref>
Freges wohnten in der Bahnhofstraße 6 (heute Georgiring), in ihrem Haus versammelte sich regelmäßig ein Chor mit 50 Mitgliedern zum Singen mit Livia Frege.<ref>{{Literatur |Autor=Lothar Kreiser |Titel=Gottlob Frege: Leben - Werk - Zeit |Auflage=1 |Verlag=Meiner Verlag |Ort=Hamburg |Datum=2004 |ISBN=3-7873-1668-X |Seiten=13 |Online=<!--{{Google Buch | BuchID=nXKzAQAAQBAJ | Seite=13}}-->}}</ref> Ihr Sommersitz befand sich in Abtnaundorf, hier trafen ebenfalls Musiker und Künstlerfreunde zusammen, darunter [[Woldemar Bargiel]] oder [[Hans von Bülow]], eine Neffe Livia Freges. Zur Goldenen Hochzeit 1886 erhielt die Familie Frege von Sachsens König Albert den erblichen Adelstitel.


Livia Gerhardt debütierte am 9. Juli 1832 im Alter von 14 Jahren im [[Gewandhaus (Leipzig)|Leipziger Gewandhaus]] in einem Konzert von [[Clara Schumann|Clara Wieck]] mit einer Arie und einem Duett von [[Ferdinando Paër]]. Im Oktober 1832 erhielt Livia Gerhardt die Position der zweiten Konzertsängerin des Gewandhauses in Leipzig.<ref>Mirjam Gerber: ''Zwischen Salon und musikalischer Geselligkeit: Henriette Voigt, Livia Frege und Leipzigs bürgerliches Musikleben'', Hildesheim u. a. Olms 2016, S. 100, 102.</ref> Im Frühjahr 1835 gastierte sie am Weimarer Theater und erhielt im Juli 1835 ein Engagement am [[Königsstädtisches Theater|Königsstädtischen Theater]] in Berlin,<ref>Mirjam Gerber: ''Zwischen Salon und musikalischer Geselligkeit: Henriette Voigt, Livia Frege und Leipzigs bürgerliches Musikleben'', Hildesheim u. a. Olms 2016, S. 107f.</ref> ging jedoch nach ihrer Heirat 1836 mit dem Juristen [[Woldemar Frege]] zurück nach [[Leipzig]] und beendete ihre Bühnenkarriere mit 18 Jahren. Ihr Mann kam aus einer sehr wohlhabenden und bedeutenden Leipziger Kaufmannsfamilie. Livia Frege trat nach ihrer Heirat nur noch gelegentlich auf, mehrheitlich auf Wohltätigkeits- und Kirchenkonzerten<ref>Mirjam Gerber: ''Zwischen Salon und musikalischer Geselligkeit: Henriette Voigt, Livia Frege und Leipzigs bürgerliches Musikleben'', Hildesheim u. a. Olms 2016, S. 118.</ref> und sang 1843 die Rolle der Peri in der Uraufführung von Robert Schumanns Oratorium [[Das Paradies und die Peri|''Das Paradies und die Peri'' op. 50]].<ref>Wolfgang Seibold: ''Familie, Freunde, Zeitgenossen. Die Widmungsträger der Schumannschen Werke'' (= Schumann-Studien 5), Sinzig 2008, S. 78.</ref> Sie war mit Felix Mendelssohn Bartholdy, Robert und Clara Schumann sowie [[Ferdinand David]] befreundet und stand auch in einem regen Briefwechsel mit [[Franz Liszt]]. Robert Schumann, der einige ihrer Leipziger Auftritte rezensierte, gab ihr in seinem „[[Davidsbündler|Davidsbund]]“ den Namen Giulietta, benannt nach ihrer äußerst erfolgreichen Rolle als Julia in [[Vincenzo Bellini|Vincenzo Bellinis]] [[I Capuleti e i Montecchi|„I Capuleti e i Montecchi“]].
Die Liviastraße im Leipziger [[Waldstraßenviertel]] wurde 1889 nach ihr benannt.<ref>[http://leipzig-lexikon.de/reg/fr.htm#fregel André Loh-Kliesch: Leipzig-Lexikon online.]</ref>

Freges wohnten in der Bahnhofstraße 6 (heute Georgiring) in Leipzig, in ihrem Haus versammelte sich in den 1850ern und 1860ern regelmäßig eine Chorvereinigung mit etwa 50 Mitgliedern. Für Auftritte ihres Gesangvereins nutzte Livia Frege auch die Paulinerkirche.<ref>{{Literatur |Autor=Lothar Kreiser |Titel=Gottlob Frege: Leben - Werk - Zeit |Auflage=1 |Verlag=Meiner Verlag |Ort=Hamburg |Datum=2004 |ISBN=3-7873-1668-X |Seiten=13 |Online=<!--{{Google Buch | BuchID=nXKzAQAAQBAJ | Seite=13}}-->}}</ref><ref>Mirjam Gerber: ''Zwischen Salon und musikalischer Geselligkeit: Henriette Voigt, Livia Frege und Leipzigs bürgerliches Musikleben'', Hildesheim u. a. Olms 2016, S. 138–142.</ref> Auch gab Livia Frege regelmäßig musikalische Gesellschaften, bei denen u.a. Mendelssohn, Clara Schumann, Joseph Joachim, David, [[Niels Wilhelm Gade|Niels Gade]], [[Sophie Schloß]], [[Ernst Rudorff]] und [[Julius Klengel]] anwesend waren.<ref>Mirjam Gerber: ''Zwischen Salon und musikalischer Geselligkeit: Henriette Voigt, Livia Frege und Leipzigs bürgerliches Musikleben'', Hildesheim u. a. Olms 2016, S. 121–127, 131.</ref> Darüber hinaus wurden in dem Musiksaal des Hauses größere Werke (ur-)aufgeführt, so u.a. Schumanns ''Szenen aus Goethes Faust'' WoO 3 und ''Requiem'' op. 148 sowie Mendelssohns Singspiel ''Die Heimkehr aus der Fremde'' op. 89 und das Opernfragment ''Loreley'' op. 98 sowie [[Christoph Willibald Gluck|Glucks]] ''Orpheus und Eurydike''.<ref>Mirjam Gerber: ''Zwischen Salon und musikalischer Geselligkeit: Henriette Voigt, Livia Frege und Leipzigs bürgerliches Musikleben'', Hildesheim u. a. Olms 2016, S. 135, 137.</ref> Der Sommersitz des Ehepaares befand sich in Abtnaundorf, hier trafen ebenfalls Musiker und Künstlerfreunde zusammen, darunter [[Woldemar Bargiel]] oder [[Hans von Bülow]], eine Neffe Livia Freges.

Zur Goldenen Hochzeit 1886 erhielt die Familie Frege von Sachsens König Albert den erblichen Adelstitel.

Livia und Woldemar Frege hatten einen gemeinsamen Sohn, [[Arnold Woldemar von Frege-Weltzien|Arnold Woldemar von Frege-Weltzin]], der später Abgeordneter des Sächsischen Landtages und Reichstages wurde,<ref>Mirjam Gerber: ''Zwischen Salon und musikalischer Geselligkeit: Henriette Voigt, Livia Frege und Leipzigs bürgerliches Musikleben'', Hildesheim u. a. Olms 2016, S. 91.</ref> der erste Sohn Viktor verstarb 1841 im Kleinkindalter.<ref>Mirjam Gerber: ''Zwischen Salon und musikalischer Geselligkeit: Henriette Voigt, Livia Frege und Leipzigs bürgerliches Musikleben'', Hildesheim u. a. Olms 2016, S. 116.</ref>

Die Liviastraße im Leipziger [[Waldstraßenviertel]] wurde 1889 nach Livia Frege benannt.<ref>[http://leipzig-lexikon.de/reg/fr.htm#fregel André Loh-Kliesch: Leipzig-Lexikon online.]</ref>


==Widmungen==
==Widmungen==
Livia Frege sind mehrere Werke gewidmet, darunter:
Livia Frege sind mehrere Werke gewidmet, darunter:
* Felix Mendelssohn Bartholdy, [[Liste der Werke von Felix Mendelssohn Bartholdy#Werke für eine Singstimme und Klavier|Sechs Lieder op. 57]],
* Felix Mendelssohn Bartholdy, [[Liste der Werke von Felix Mendelssohn Bartholdy#Werke für eine Singstimme und Klavier|Sechs Lieder op. 57]],
* [[Heinrich Marschner]], ''Der Gefangene'' ''für eine Singstimme mit Begleitung des Pianoforte'' op. 141 (Erstausgabe 1849),
* [[Heinrich Marschner]], ''Der Gefangene'', ''nach dem Russischen des Shukowsky'' ''für eine Singstimme mit Begleitung des Pianoforte'' op. 141 (Erstausgabe 1849),
* [[Robert Schumann]], ''Sechs Gedichte aus [[Robert Reinick|Robert Reinicks]] Lieder eines Malers für eine Sopran- oder Tenorstimme'' op. 36 (1840 komponiert, Erstausgabe 1842),
* [[Robert Schumann]], ''Sechs Gedichte aus [[Robert Reinick|Robert Reinicks]] Lieder eines Malers für eine Sopran- oder Tenorstimme'' op. 36 (1840 komponiert, Erstausgabe 1842),
* Robert Schumann, ''Vier Gesänge für eine Singstimme und Klavier'' op. 142 (1852 komponiert, Erstausgabe 1858),
* Robert Schumann, ''Vier Gesänge für eine Singstimme und Klavier'' op. 142 (1852 komponiert, Erstausgabe 1858),
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== Literatur ==
== Literatur ==
* [http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834/K/damenconvle-004-0397 <nowiki>„Gerhard [sic], Livia“</nowiki>]. Damenconversationslexikon, Leipzig 1835, S. 397f.
* Friedrich Schmidt: ''Das Musikleben der bürgerlichen Gesellschaft Leipzigs im Vormärz (1815-1848)''. Dissertation, Leipzig 1908.
* Willibald Gurlitt u.&nbsp;a. (Hrsg.): ''Riemann Musik Lexikon''. 12. Aufl. Schott, Mainz 1972, ISBN 3-7957-0013-2 (Bd. 3: ''Personenteil A–K'', S. 546).
* Willibald Gurlitt u.&nbsp;a. (Hrsg.): ''Riemann Musik Lexikon''. 12. Aufl. Schott, Mainz 1972, ISBN 3-7957-0013-2 (Bd. 3: ''Personenteil A–K'', S. 546).
* Elisabeth Forbes: „Livia Frege“. In: Stanley Sadie (Hrsg.), ''New Grove Dictionary of Music and Musicians'', Band 9, London 1980, S. 225.
* [[Bernhard R. Appel]]: „Robert Schumanns Szenen aus Goethes Faust im Leipziger Salon Livia Freges.“ In: Bernhard R. Appel, Karl W. Geck und Herbert Schneider (Hrsg.), ''Musik und Szene. Festschrift für Werner Braun zum 75. Geburtstag'' (= Saarbrücker Studien zur Musikwissenschaft. Neue Folge, Bd. 9), Saarbrücken 2001, S. 317–331.
* Wolfgang Seibold: ''Familie, Freunde, Zeitgenossen. Die Widmungsträger der Schumannschen Werke'' (= Schumann-Studien 5), Sinzig 2008, S. 77–80.
* Wolfgang Seibold: ''Familie, Freunde, Zeitgenossen. Die Widmungsträger der Schumannschen Werke'' (= Schumann-Studien 5), Sinzig 2008, S. 77–80.
* Brigitte Richter: ''Frauen um Felix Mendelssohn Bartholdy'', Leipzig 2014, S. 155–162.
* Brigitte Richter: ''Frauen um Felix Mendelssohn Bartholdy'', Leipzig 2014, S. 155–162.
* Mirjam Gerber: ''Zwischen Salon und musikalischer Geselligkeit: Henriette Voigt, Livia Frege und Leipzigs bürgerliches Musikleben'' (Dissertation), Hildesheim u. a. Olms 2016, ISBN 978-3-487-15407-7
* <u>Mirjam Gerber</u>: ''Zwischen Salon und musikalischer Geselligkeit: Henriette Voigt, Livia Frege und Leipzigs bürgerliches Musikleben''. Dissertation, Hildesheim u. a. Olms 2016, ISBN 978-3-487-15407-7
* Anselm Hartinger, Petra Dießner: ''Spaziergänge durch das musikalische Leipzig. Bach, Mendelssohn und Schumanns'', Leipzig 2020, S. 107–109.
* Anselm Hartinger, Petra Dießner: ''Spaziergänge durch das musikalische Leipzig. Bach, Mendelssohn und Schumanns'', Leipzig 2020, S. 107–109.



Version vom 10. Oktober 2020, 22:44 Uhr

Livia Frege

Virginia Livia Frege, geb. Gerhardt (* 13. Juni 1818 in Gera; † 22. August 1891 in Abtnaundorf) war eine deutsche Sängerin (Sopran), Salonière und Mäzenin und Mitbegründerin des Leipziger Bachvereins.[1]

Leben

Livia Frege geb. Gerhardt ist die Tochter des Kaufmanns Johann Christian Gerhardt (1764–1839) und Anna Christiane Friederike Bartholomäi.[2]

Livia Frege bildete sich bei Christian August Pohlenz in Leipzig zur Sopranistin aus. 1834 nahm sie in Dresden Unterricht bei der Sängerin Wilhelmine Schröder-Devrient, um ihre Fähigkeiten zu vervollkommnen. Sie wurde zu ihrer Zeit als „Königin des Leipziger romantischen Liedgesangs“[3] bezeichnet.

In den 1830ern trat sie unter ihrem Mädchennamen auf und erscheint ab 1834 als Livia Gerhardt auch in mehreren Lexika des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts.[4] Sie trat ab 1833[5] vor allem als Opernsängerin auf und war eine bedeutende Konzert- und Oratoriensängerin der Werke Felix Mendelssohn Bartholdys.[6] Ihr Gesangsrepertoire enthielt Lieder von Heinrich Marschner, Franz Schubert, Robert Schumann und Mendelssohn.[7]

Livia Gerhardt debütierte am 9. Juli 1832 im Alter von 14 Jahren im Leipziger Gewandhaus in einem Konzert von Clara Wieck mit einer Arie und einem Duett von Ferdinando Paër. Im Oktober 1832 erhielt Livia Gerhardt die Position der zweiten Konzertsängerin des Gewandhauses in Leipzig.[8] Im Frühjahr 1835 gastierte sie am Weimarer Theater und erhielt im Juli 1835 ein Engagement am Königsstädtischen Theater in Berlin,[9] ging jedoch nach ihrer Heirat 1836 mit dem Juristen Woldemar Frege zurück nach Leipzig und beendete ihre Bühnenkarriere mit 18 Jahren. Ihr Mann kam aus einer sehr wohlhabenden und bedeutenden Leipziger Kaufmannsfamilie. Livia Frege trat nach ihrer Heirat nur noch gelegentlich auf, mehrheitlich auf Wohltätigkeits- und Kirchenkonzerten[10] und sang 1843 die Rolle der Peri in der Uraufführung von Robert Schumanns Oratorium Das Paradies und die Peri op. 50.[11] Sie war mit Felix Mendelssohn Bartholdy, Robert und Clara Schumann sowie Ferdinand David befreundet und stand auch in einem regen Briefwechsel mit Franz Liszt. Robert Schumann, der einige ihrer Leipziger Auftritte rezensierte, gab ihr in seinem „Davidsbund“ den Namen Giulietta, benannt nach ihrer äußerst erfolgreichen Rolle als Julia in Vincenzo Bellinis „I Capuleti e i Montecchi“.

Freges wohnten in der Bahnhofstraße 6 (heute Georgiring) in Leipzig, in ihrem Haus versammelte sich in den 1850ern und 1860ern regelmäßig eine Chorvereinigung mit etwa 50 Mitgliedern. Für Auftritte ihres Gesangvereins nutzte Livia Frege auch die Paulinerkirche.[12][13] Auch gab Livia Frege regelmäßig musikalische Gesellschaften, bei denen u.a. Mendelssohn, Clara Schumann, Joseph Joachim, David, Niels Gade, Sophie Schloß, Ernst Rudorff und Julius Klengel anwesend waren.[14] Darüber hinaus wurden in dem Musiksaal des Hauses größere Werke (ur-)aufgeführt, so u.a. Schumanns Szenen aus Goethes Faust WoO 3 und Requiem op. 148 sowie Mendelssohns Singspiel Die Heimkehr aus der Fremde op. 89 und das Opernfragment Loreley op. 98 sowie Glucks Orpheus und Eurydike.[15] Der Sommersitz des Ehepaares befand sich in Abtnaundorf, hier trafen ebenfalls Musiker und Künstlerfreunde zusammen, darunter Woldemar Bargiel oder Hans von Bülow, eine Neffe Livia Freges.

Zur Goldenen Hochzeit 1886 erhielt die Familie Frege von Sachsens König Albert den erblichen Adelstitel.

Livia und Woldemar Frege hatten einen gemeinsamen Sohn, Arnold Woldemar von Frege-Weltzin, der später Abgeordneter des Sächsischen Landtages und Reichstages wurde,[16] der erste Sohn Viktor verstarb 1841 im Kleinkindalter.[17]

Die Liviastraße im Leipziger Waldstraßenviertel wurde 1889 nach Livia Frege benannt.[18]

Widmungen

Livia Frege sind mehrere Werke gewidmet, darunter:

  • Felix Mendelssohn Bartholdy, Sechs Lieder op. 57,
  • Heinrich Marschner, Der Gefangene, nach dem Russischen des Shukowsky für eine Singstimme mit Begleitung des Pianoforte op. 141 (Erstausgabe 1849),
  • Robert Schumann, Sechs Gedichte aus Robert Reinicks Lieder eines Malers für eine Sopran- oder Tenorstimme op. 36 (1840 komponiert, Erstausgabe 1842),
  • Robert Schumann, Vier Gesänge für eine Singstimme und Klavier op. 142 (1852 komponiert, Erstausgabe 1858),
  • Clara Schumann, Sechs Lieder aus Jucunde von Hermann Rollett für eine Singstimme mit Begleitung des Pianofortes op. 23 (1853 komponiert, Erstausgabe 1856).

Literatur

  • „Gerhard [sic], Livia“. Damenconversationslexikon, Leipzig 1835, S. 397f.
  • Friedrich Schmidt: Das Musikleben der bürgerlichen Gesellschaft Leipzigs im Vormärz (1815-1848). Dissertation, Leipzig 1908.
  • Willibald Gurlitt u. a. (Hrsg.): Riemann Musik Lexikon. 12. Aufl. Schott, Mainz 1972, ISBN 3-7957-0013-2 (Bd. 3: Personenteil A–K, S. 546).
  • Elisabeth Forbes: „Livia Frege“. In: Stanley Sadie (Hrsg.), New Grove Dictionary of Music and Musicians, Band 9, London 1980, S. 225.
  • Bernhard R. Appel: „Robert Schumanns Szenen aus Goethes Faust im Leipziger Salon Livia Freges.“ In: Bernhard R. Appel, Karl W. Geck und Herbert Schneider (Hrsg.), Musik und Szene. Festschrift für Werner Braun zum 75. Geburtstag (= Saarbrücker Studien zur Musikwissenschaft. Neue Folge, Bd. 9), Saarbrücken 2001, S. 317–331.
  • Wolfgang Seibold: Familie, Freunde, Zeitgenossen. Die Widmungsträger der Schumannschen Werke (= Schumann-Studien 5), Sinzig 2008, S. 77–80.
  • Brigitte Richter: Frauen um Felix Mendelssohn Bartholdy, Leipzig 2014, S. 155–162.
  • Mirjam Gerber: Zwischen Salon und musikalischer Geselligkeit: Henriette Voigt, Livia Frege und Leipzigs bürgerliches Musikleben. Dissertation, Hildesheim u. a. Olms 2016, ISBN 978-3-487-15407-7
  • Anselm Hartinger, Petra Dießner: Spaziergänge durch das musikalische Leipzig. Bach, Mendelssohn und Schumanns, Leipzig 2020, S. 107–109.

Einzelnachweise

  1. Mirjam Gerber: Zwischen Salon und musikalischer Geselligkeit: Henriette Voigt, Livia Frege und Leipzigs bürgerliches Musikleben, Hildesheim u. a. Olms 2016, S. 140.
  2. Mirjam Gerber: Zwischen Salon und musikalischer Geselligkeit: Henriette Voigt, Livia Frege und Leipzigs bürgerliches Musikleben, Hildesheim u. a. Olms 2016, S. 99.
  3. Ute Tartz: „Livia Virginia Frege“. Webseite zu Frauenpersönlichkeiten in Leipzig. Uni Leipzig 2011, https://research.uni-leipzig.de/agintern/frauen/frege.htm
  4. Mirjam Gerber: Zwischen Salon und musikalischer Geselligkeit: Henriette Voigt, Livia Frege und Leipzigs bürgerliches Musikleben, Hildesheim u. a. 2016, S. 90.
  5. Mirjam Gerber: Zwischen Salon und musikalischer Geselligkeit: Henriette Voigt, Livia Frege und Leipzigs bürgerliches Musikleben, Hildesheim u. a. Olms 2016, S. 104.
  6. Mirjam Gerber: Zwischen Salon und musikalischer Geselligkeit: Henriette Voigt, Livia Frege und Leipzigs bürgerliches Musikleben, Hildesheim u. a. Olms 2016, S. 91, 149–151.
  7. Mirjam Gerber: Zwischen Salon und musikalischer Geselligkeit: Henriette Voigt, Livia Frege und Leipzigs bürgerliches Musikleben, Hildesheim u. a. Olms 2016, S. 144.
  8. Mirjam Gerber: Zwischen Salon und musikalischer Geselligkeit: Henriette Voigt, Livia Frege und Leipzigs bürgerliches Musikleben, Hildesheim u. a. Olms 2016, S. 100, 102.
  9. Mirjam Gerber: Zwischen Salon und musikalischer Geselligkeit: Henriette Voigt, Livia Frege und Leipzigs bürgerliches Musikleben, Hildesheim u. a. Olms 2016, S. 107f.
  10. Mirjam Gerber: Zwischen Salon und musikalischer Geselligkeit: Henriette Voigt, Livia Frege und Leipzigs bürgerliches Musikleben, Hildesheim u. a. Olms 2016, S. 118.
  11. Wolfgang Seibold: Familie, Freunde, Zeitgenossen. Die Widmungsträger der Schumannschen Werke (= Schumann-Studien 5), Sinzig 2008, S. 78.
  12. Lothar Kreiser: Gottlob Frege: Leben - Werk - Zeit. 1. Auflage. Meiner Verlag, Hamburg 2004, ISBN 3-7873-1668-X, S. 13.
  13. Mirjam Gerber: Zwischen Salon und musikalischer Geselligkeit: Henriette Voigt, Livia Frege und Leipzigs bürgerliches Musikleben, Hildesheim u. a. Olms 2016, S. 138–142.
  14. Mirjam Gerber: Zwischen Salon und musikalischer Geselligkeit: Henriette Voigt, Livia Frege und Leipzigs bürgerliches Musikleben, Hildesheim u. a. Olms 2016, S. 121–127, 131.
  15. Mirjam Gerber: Zwischen Salon und musikalischer Geselligkeit: Henriette Voigt, Livia Frege und Leipzigs bürgerliches Musikleben, Hildesheim u. a. Olms 2016, S. 135, 137.
  16. Mirjam Gerber: Zwischen Salon und musikalischer Geselligkeit: Henriette Voigt, Livia Frege und Leipzigs bürgerliches Musikleben, Hildesheim u. a. Olms 2016, S. 91.
  17. Mirjam Gerber: Zwischen Salon und musikalischer Geselligkeit: Henriette Voigt, Livia Frege und Leipzigs bürgerliches Musikleben, Hildesheim u. a. Olms 2016, S. 116.
  18. André Loh-Kliesch: Leipzig-Lexikon online.