„Livia Frege“ – Versionsunterschied

[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Literatur hinzugefügt
KKeine Bearbeitungszusammenfassung
 
(29 dazwischenliegende Versionen von 13 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
[[Datei:Livia Frege.jpg|mini|hochkant=1.1|Livia Frege]]
[[Datei:Livia Frege.jpg|mini|hochkant=1.1|Livia Frege]]
'''Virginia Livia Frege''', geb. ''Gerhardt'' (* [[13. Juni]] [[1818]] in [[Gera]]; † [[22. August]] [[1891]] in [[Abtnaundorf]]) war eine deutsche Sängerin (Sopran) und [[Mäzen]]in.
'''Virginia Livia Frege''', geb. ''Gerhardt'' (* [[13. Juni]] [[1818]] in [[Gera]]; † [[22. August]] [[1891]] in [[Abtnaundorf]]) war eine deutsche Sängerin ([[Sopran]]), [[Literarischer Salon|Salonnière]] und [[Mäzen]]in und Mitbegründerin des Leipziger Bachvereins.<ref>Mirjam Gerber: ''Zwischen Salon und musikalischer Geselligkeit: Henriette Voigt, Livia Frege und Leipzigs bürgerliches Musikleben'', Hildesheim u. a. Olms 2016, S. 140.</ref>


== Leben ==
== Leben ==
Livia Frege geb. Gerhardt war die Tochter des Kaufmanns Johann Christian Gerhardt (1764–1839) und dessen Frau Anna Christiane Friederike geb. Bartholomäi.<ref>Mirjam Gerber: ''Zwischen Salon und musikalischer Geselligkeit: Henriette Voigt, Livia Frege und Leipzigs bürgerliches Musikleben'', Hildesheim u. a. Olms 2016, S. 99.</ref>
Livia Frege bildete sich bei [[Christian August Pohlenz]] zur [[Sopran]]istin aus. Sie gilt als Königin des Leipziger romantischen Liedgesangs.


Livia Frege bildete sich bei [[Christian August Pohlenz]] in Leipzig zur [[Sopran]]istin aus. 1834 nahm sie in Dresden Unterricht bei der Sängerin [[Wilhelmine Schröder-Devrient]], um ihre Fähigkeiten zu vervollkommnen. Sie wurde zu ihrer Zeit als „Königin des Leipziger romantischen Liedgesangs“<ref>Ute Tartz: „Livia Virginia Frege“. Webseite zu Frauenpersönlichkeiten in Leipzig. Uni Leipzig 2011, https://research.uni-leipzig.de/agintern/frauen/frege.htm</ref> bezeichnet.
Sie debütierte 1832 im Alter von 15 Jahren im [[Gewandhaus (Leipzig)|Leipziger Gewandhaus]] bei einem Konzert von [[Clara Schumann|Clara Wieck]], der späteren Gattin [[Robert Schumann]]s. 1835 wurde sie an der [[Staatsoper Unter den Linden|Königlichen Oper Berlin]] engagiert, ging jedoch nach ihrer Heirat 1836 mit dem Juristen [[Woldemar Frege]] zurück nach [[Leipzig]]. Sie war mit [[Felix Mendelssohn Bartholdy]], Robert Schumann und [[Ferdinand David]] befreundet. Sie stand auch in einem regen Briefwechsel mit [[Franz Liszt]].


In den 1830ern trat sie unter ihrem Mädchennamen auf und erscheint ab 1835 als Livia Gerhardt auch in mehreren Lexika des 19. und Anfang des 20.&nbsp;Jahrhunderts.<ref>Mirjam Gerber: ''Zwischen Salon und musikalischer Geselligkeit: Henriette Voigt, Livia Frege und Leipzigs bürgerliches Musikleben'', Hildesheim u. a. 2016, S. 90.</ref> Ihr Gesangsrepertoire enthielt Lieder von [[Heinrich Marschner]], [[Franz Schubert]], [[Robert Schumann]] und [[Felix Mendelssohn Bartholdy]].<ref>Mirjam Gerber: ''Zwischen Salon und musikalischer Geselligkeit: Henriette Voigt, Livia Frege und Leipzigs bürgerliches Musikleben'', Hildesheim u. a. Olms 2016, S. 144.</ref>
Freges wohnten am Georgiring, in ihrem Haus versammelte sich regelmäßig ein Chor mit 50 Mitgliedern zum Singen mit Livia Frege.<ref>{{Literatur |Autor=Lothar Kreiser |Titel=Gottlob Frege: Leben - Werk - Zeit |Auflage=1 |Verlag=Meiner Verlag |Ort=Hamburg |Datum=2004 |ISBN=3-7873-1668-X |Seiten=13 |Online=<!--{{Google Buch | BuchID=nXKzAQAAQBAJ | Seite=13}}-->}}</ref>


Livia Gerhardt debütierte am 9. Juli 1832 im Alter von 14 Jahren im [[Gewandhaus (Leipzig)|Leipziger Gewandhaus]] in einem Konzert von [[Clara Schumann|Clara Wieck]] mit einer Arie und einem Duett von [[Ferdinando Paër]]. Im Oktober 1832 erhielt Livia Gerhardt die Position der zweiten Konzertsängerin des Gewandhauses in Leipzig.<ref>Mirjam Gerber: ''Zwischen Salon und musikalischer Geselligkeit: Henriette Voigt, Livia Frege und Leipzigs bürgerliches Musikleben'', Hildesheim u. a. Olms 2016, S. 100, 102.</ref> Ab 1833<ref>Mirjam Gerber: ''Zwischen Salon und musikalischer Geselligkeit: Henriette Voigt, Livia Frege und Leipzigs bürgerliches Musikleben'', Hildesheim u. a. Olms 2016, S. 104.</ref> trat sie vor allem als Opernsängerin auf und war eine bedeutende Konzert- und Oratoriensängerin der Werke Felix Mendelssohn Bartholdys.<ref>Mirjam Gerber: ''Zwischen Salon und musikalischer Geselligkeit: Henriette Voigt, Livia Frege und Leipzigs bürgerliches Musikleben'', Hildesheim u. a. Olms 2016, S. 91, 149–151.</ref> Im Frühjahr 1835 gastierte sie am Weimarer Theater und erhielt im Juli 1835 ein Engagement am [[Königsstädtisches Theater|Königsstädtischen Theater]] in Berlin,<ref>Mirjam Gerber: ''Zwischen Salon und musikalischer Geselligkeit: Henriette Voigt, Livia Frege und Leipzigs bürgerliches Musikleben'', Hildesheim u. a. Olms 2016, S. 107f.</ref> ging jedoch nach ihrer Heirat 1836 mit dem Juristen [[Woldemar Frege]] zurück nach [[Leipzig]] und beendete ihre Bühnenkarriere mit 18&nbsp;Jahren.
Die Liviastraße im Leipziger [[Waldstraßenviertel]] wurde 1889 nach ihr benannt.<ref>[http://leipzig-lexikon.de/reg/fr.htm#fregel André Loh-Kliesch: Leipzig-Lexikon.]</ref>
Ihr Mann kam aus einer sehr wohlhabenden und bedeutenden Leipziger Kaufmannsfamilie. Livia Frege trat nach ihrer Heirat nur noch gelegentlich auf, mehrheitlich auf Wohltätigkeits- und Kirchenkonzerten,<ref>Mirjam Gerber: ''Zwischen Salon und musikalischer Geselligkeit: Henriette Voigt, Livia Frege und Leipzigs bürgerliches Musikleben'', Hildesheim u. a. Olms 2016, S. 118.</ref> und sang 1843 die Rolle der Peri in der Uraufführung von Schumanns Oratorium [[Das Paradies und die Peri|''Das Paradies und die Peri'' op.&nbsp;50]].<ref>Wolfgang Seibold: ''Familie, Freunde, Zeitgenossen. Die Widmungsträger der Schumannschen Werke'' (= Schumann-Studien 5), Sinzig 2008, S. 78.</ref> Sie war mit Felix Mendelssohn Bartholdy, Robert und Clara Schumann sowie [[Ferdinand David]] befreundet und stand auch in einem regen Briefwechsel mit [[Franz Liszt]]. Robert Schumann, der einige ihrer Leipziger Auftritte rezensierte, gab ihr in seinem „[[Davidsbündler|Davidsbund]]“ den Namen Giulietta, benannt nach ihrer äußerst erfolgreichen Rolle als Julia in [[Vincenzo Bellini]]s „[[I Capuleti e i Montecchi]]“.


Freges wohnten in der Bahnhofstraße 6 (heute Georgiring) in Leipzig, in ihrem Haus versammelte sich in den 1850ern und 1860ern regelmäßig eine Chorvereinigung mit etwa 50&nbsp;Mitgliedern. Für Auftritte ihres Gesangvereins nutzte Livia Frege auch die [[Paulinerkirche (Leipzig)|Paulinerkirche]].<ref>{{Literatur |Autor=Lothar Kreiser |Titel=Gottlob Frege: Leben - Werk - Zeit |Auflage=1 |Verlag=Meiner Verlag |Ort=Hamburg |Datum=2004 |ISBN=3-7873-1668-X |Seiten=13 |Online=<!--{{Google Buch | BuchID=nXKzAQAAQBAJ | Seite=13}}-->}}</ref><ref>Mirjam Gerber: ''Zwischen Salon und musikalischer Geselligkeit: Henriette Voigt, Livia Frege und Leipzigs bürgerliches Musikleben'', Hildesheim u. a. Olms 2016, S. 138–142.</ref> Auch gab Livia Frege regelmäßig musikalische Gesellschaften, bei denen u.&nbsp;a. Mendelssohn, Clara Schumann, Joseph Joachim, David, [[Niels Wilhelm Gade|Niels Gade]], [[Sophie Schloß]], [[Ernst Rudorff]] und [[Julius Klengel]] anwesend waren.<ref>Mirjam Gerber: ''Zwischen Salon und musikalischer Geselligkeit: Henriette Voigt, Livia Frege und Leipzigs bürgerliches Musikleben'', Hildesheim u. a. Olms 2016, S. 121–127, 131.</ref> Darüber hinaus wurden in dem Musiksaal des Hauses größere Werke (ur-)aufgeführt, so u.&nbsp;a. Schumanns ''Szenen aus Goethes Faust'' WoO&nbsp;3 und ''Requiem'' op.&nbsp;148 sowie Mendelssohns Singspiel ''Die Heimkehr aus der Fremde'' op.&nbsp;89 und das Opernfragment ''Loreley'' op.&nbsp;98 sowie [[Christoph Willibald Gluck|Glucks]] ''Orpheus und Eurydike''.<ref>Mirjam Gerber: ''Zwischen Salon und musikalischer Geselligkeit: Henriette Voigt, Livia Frege und Leipzigs bürgerliches Musikleben'', Hildesheim u. a. Olms 2016, S. 135, 137.</ref> Der Sommersitz des Ehepaares befand sich in Abtnaundorf, hier trafen ebenfalls Musiker und Künstlerfreunde zusammen, darunter [[Woldemar Bargiel]] oder [[Hans von Bülow]], eine Neffe Livia Freges.
==Widmungen==

Zur Goldenen Hochzeit 1886 erhielt die Familie Frege von Sachsens König Albert den erblichen Adelstitel.

Livia und Woldemar Frege hatten einen gemeinsamen Sohn, [[Arnold Woldemar von Frege-Weltzien]], der später Abgeordneter des Sächsischen Landtages und Reichstages wurde,<ref>Mirjam Gerber: ''Zwischen Salon und musikalischer Geselligkeit: Henriette Voigt, Livia Frege und Leipzigs bürgerliches Musikleben'', Hildesheim u. a. Olms 2016, S. 91.</ref> der erste Sohn Viktor verstarb 1841 im Kleinkindalter.<ref>Mirjam Gerber: ''Zwischen Salon und musikalischer Geselligkeit: Henriette Voigt, Livia Frege und Leipzigs bürgerliches Musikleben'', Hildesheim u. a. Olms 2016, S. 116.</ref>

Die Liviastraße im Leipziger [[Waldstraßenviertel]] wurde 1889, der [[Liviaplatz]] 2024 nach Livia Frege benannt.<ref>[http://leipzig-lexikon.de/reg/fr.htm#fregel André Loh-Kliesch: Leipzig-Lexikon online.]</ref>

== Widmungen ==
Livia Frege sind mehrere Werke gewidmet, darunter:
Livia Frege sind mehrere Werke gewidmet, darunter:
* Felix Mendelssohn Bartholdy, [[Liste der Werke von Felix Mendelssohn Bartholdy#Werke für eine Singstimme und Klavier|Sechs Lieder op. 57]],
* [[Albert Dietrich (Musiker)|Albert Dietrich]], ''Fünf Lieder aus dem Spanischen von [[Emanuel Geibel]] und [[Paul Heyse]] für eine Singstimme mit Begleitung des Pianoforte'', op. 7 (Erstausgabe Leipzig 1855)
* [[Heinrich Marschner]], ''Der Gefangene'' op. 141,
* [[Heinrich Marschner]], ''Der Gefangene'', ''nach dem Russischen des Shukowsky'' ''für eine Singstimme mit Begleitung des Pianoforte'' op.&nbsp;141 (Erstausgabe 1849),
* Felix Mendelssohn Bartholdy, [[Liste der Werke von Felix Mendelssohn Bartholdy#Werke für eine Singstimme und Klavier|Sechs Lieder op.&nbsp;57]],
* [[Robert Schumann]], ''Sechs Gedichte'' op. 36 (1840),
* [[Clara Schumann]], ''Sechs Lieder aus Jucunde von [[Hermann Rollett]]'' ''für eine Singstimme mit Begleitung des Pianofortes'' op.&nbsp;23 (1853 komponiert, Erstausgabe 1856).
* Robert Schumann, ''Vier Gesänge'' op. post. 142 (1840),
* [[Clara Schumann]], ''Sechs Lieder aus „Jucunde“ von [[Hermann Rollett]]'' (1856).
* [[Robert Schumann]], ''Sechs Gedichte aus [[Robert Reinick]]s Lieder eines Malers für eine Sopran- oder Tenorstimme'' op.&nbsp;36 (1840 komponiert, Erstausgabe 1842),
* Robert Schumann, ''Vier Gesänge für eine Singstimme und Klavier'' op.&nbsp;142 (1852 komponiert, Erstausgabe 1858)


== Literatur ==
== Literatur ==
* [http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834/K/damenconvle-004-0397 <nowiki>„Gerhard [sic], Livia“</nowiki>]. Damenconversationslexikon, Leipzig 1835, S. 397f.
* Friedrich Schmidt: ''Das Musikleben der bürgerlichen Gesellschaft Leipzigs im Vormärz (1815-1848)''. Dissertation, Leipzig 1908.
* Willibald Gurlitt u.&nbsp;a. (Hrsg.): ''Riemann Musik Lexikon''. 12. Aufl. Schott, Mainz 1972, ISBN 3-7957-0013-2 (Bd. 3: ''Personenteil A–K'', S. 546).
* Willibald Gurlitt u.&nbsp;a. (Hrsg.): ''Riemann Musik Lexikon''. 12. Aufl. Schott, Mainz 1972, ISBN 3-7957-0013-2 (Bd. 3: ''Personenteil A–K'', S. 546).
* Elisabeth Forbes: „Livia Frege“. In: Stanley Sadie (Hrsg.), ''New Grove Dictionary of Music and Musicians'', Band 9, London 1980, S. 225.
* Mirjam Gerber: ''Zwischen Salon und musikalischer Geselligkeit: Henriette Voigt, Livia Frege und Leipzigs bürgerliches Musikleben'' (Dissertation), Hildesheim u. a. 2016, ISBN 978-3-487-15407-7
* [[Bernhard R. Appel]]: „Robert Schumanns Szenen aus Goethes Faust im Leipziger Salon Livia Freges.“ In: Bernhard R. Appel, Karl W. Geck und Herbert Schneider (Hrsg.), ''Musik und Szene. Festschrift für Werner Braun zum 75. Geburtstag'' (= Saarbrücker Studien zur Musikwissenschaft. Neue Folge, Bd. 9), Saarbrücken 2001, S. 317–331.
* Wolfgang Seibold: ''Familie, Freunde, Zeitgenossen. Die Widmungsträger der Schumannschen Werke'' (= Schumann-Studien 5), Sinzig 2008, S. 77–80.
* Brigitte Richter: ''Frauen um Felix Mendelssohn Bartholdy'', Leipzig 2014, S. 155–162.
* Mirjam Gerber: ''Zwischen Salon und musikalischer Geselligkeit: Henriette Voigt, Livia Frege und Leipzigs bürgerliches Musikleben''. Dissertation, Hildesheim u. a. Olms 2016, ISBN 978-3-487-15407-7
* Anselm Hartinger, Petra Dießner: ''Spaziergänge durch das musikalische Leipzig. Bach, Mendelssohn und Schumanns'', Leipzig 2020, S. 107–109.

== Weblinks ==

* Julia M. Nauhaus: [https://www.schumann-portal.de/livia-frege.html Artikel zu Livia Frege] auf dem Schumann-Portal des Schumann-Netzwerkes Bonn, hrsg. von Ingrid Bodsch
* Ute Tartz: [https://research.uni-leipzig.de/agintern/frauen/frege.htm „Livia Virginia Frege“]. Webseite zu Frauenpersönlichkeiten in Leipzig. Universität Leipzig 2011
* Doris Mundus: [https://www.leipzig.de/jugend-familie-und-soziales/frauen/1000-jahre-leipzig-100-frauenportraets/detailseite-frauenportraets/projekt/frege-livia-virginia-geborene-gerhardt/ „Frege, Livia Virginia (geborene Gerhardt)“]. Leipziger Frauenporträts auf der Webseite der Stadt Leipzig 2015


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references />
<references />


{{Normdaten|TYP=p|GND=116749253|VIAF=32756490}}
{{Normdaten|TYP=p|GND=116749253|LCCN=nb2016009973|VIAF=32756490}}


{{SORTIERUNG:Frege, Livia}}
{{SORTIERUNG:Frege, Livia}}
[[Kategorie:Sänger]]
[[Kategorie:Sopran]]
[[Kategorie:Sopran]]
[[Kategorie:Person (Leipzig)]]
[[Kategorie:Musiker (Leipzig)]]
[[Kategorie:Person um Robert und Clara Schumann]]
[[Kategorie:Person um Robert und Clara Schumann]]
[[Kategorie:Deutscher]]
[[Kategorie:Deutscher]]

Aktuelle Version vom 2. Juli 2024, 23:01 Uhr

Livia Frege

Virginia Livia Frege, geb. Gerhardt (* 13. Juni 1818 in Gera; † 22. August 1891 in Abtnaundorf) war eine deutsche Sängerin (Sopran), Salonnière und Mäzenin und Mitbegründerin des Leipziger Bachvereins.[1]

Leben

Livia Frege geb. Gerhardt war die Tochter des Kaufmanns Johann Christian Gerhardt (1764–1839) und dessen Frau Anna Christiane Friederike geb. Bartholomäi.[2]

Livia Frege bildete sich bei Christian August Pohlenz in Leipzig zur Sopranistin aus. 1834 nahm sie in Dresden Unterricht bei der Sängerin Wilhelmine Schröder-Devrient, um ihre Fähigkeiten zu vervollkommnen. Sie wurde zu ihrer Zeit als „Königin des Leipziger romantischen Liedgesangs“[3] bezeichnet.

In den 1830ern trat sie unter ihrem Mädchennamen auf und erscheint ab 1835 als Livia Gerhardt auch in mehreren Lexika des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts.[4] Ihr Gesangsrepertoire enthielt Lieder von Heinrich Marschner, Franz Schubert, Robert Schumann und Felix Mendelssohn Bartholdy.[5]

Livia Gerhardt debütierte am 9. Juli 1832 im Alter von 14 Jahren im Leipziger Gewandhaus in einem Konzert von Clara Wieck mit einer Arie und einem Duett von Ferdinando Paër. Im Oktober 1832 erhielt Livia Gerhardt die Position der zweiten Konzertsängerin des Gewandhauses in Leipzig.[6] Ab 1833[7] trat sie vor allem als Opernsängerin auf und war eine bedeutende Konzert- und Oratoriensängerin der Werke Felix Mendelssohn Bartholdys.[8] Im Frühjahr 1835 gastierte sie am Weimarer Theater und erhielt im Juli 1835 ein Engagement am Königsstädtischen Theater in Berlin,[9] ging jedoch nach ihrer Heirat 1836 mit dem Juristen Woldemar Frege zurück nach Leipzig und beendete ihre Bühnenkarriere mit 18 Jahren. Ihr Mann kam aus einer sehr wohlhabenden und bedeutenden Leipziger Kaufmannsfamilie. Livia Frege trat nach ihrer Heirat nur noch gelegentlich auf, mehrheitlich auf Wohltätigkeits- und Kirchenkonzerten,[10] und sang 1843 die Rolle der Peri in der Uraufführung von Schumanns Oratorium Das Paradies und die Peri op. 50.[11] Sie war mit Felix Mendelssohn Bartholdy, Robert und Clara Schumann sowie Ferdinand David befreundet und stand auch in einem regen Briefwechsel mit Franz Liszt. Robert Schumann, der einige ihrer Leipziger Auftritte rezensierte, gab ihr in seinem „Davidsbund“ den Namen Giulietta, benannt nach ihrer äußerst erfolgreichen Rolle als Julia in Vincenzo BellinisI Capuleti e i Montecchi“.

Freges wohnten in der Bahnhofstraße 6 (heute Georgiring) in Leipzig, in ihrem Haus versammelte sich in den 1850ern und 1860ern regelmäßig eine Chorvereinigung mit etwa 50 Mitgliedern. Für Auftritte ihres Gesangvereins nutzte Livia Frege auch die Paulinerkirche.[12][13] Auch gab Livia Frege regelmäßig musikalische Gesellschaften, bei denen u. a. Mendelssohn, Clara Schumann, Joseph Joachim, David, Niels Gade, Sophie Schloß, Ernst Rudorff und Julius Klengel anwesend waren.[14] Darüber hinaus wurden in dem Musiksaal des Hauses größere Werke (ur-)aufgeführt, so u. a. Schumanns Szenen aus Goethes Faust WoO 3 und Requiem op. 148 sowie Mendelssohns Singspiel Die Heimkehr aus der Fremde op. 89 und das Opernfragment Loreley op. 98 sowie Glucks Orpheus und Eurydike.[15] Der Sommersitz des Ehepaares befand sich in Abtnaundorf, hier trafen ebenfalls Musiker und Künstlerfreunde zusammen, darunter Woldemar Bargiel oder Hans von Bülow, eine Neffe Livia Freges.

Zur Goldenen Hochzeit 1886 erhielt die Familie Frege von Sachsens König Albert den erblichen Adelstitel.

Livia und Woldemar Frege hatten einen gemeinsamen Sohn, Arnold Woldemar von Frege-Weltzien, der später Abgeordneter des Sächsischen Landtages und Reichstages wurde,[16] der erste Sohn Viktor verstarb 1841 im Kleinkindalter.[17]

Die Liviastraße im Leipziger Waldstraßenviertel wurde 1889, der Liviaplatz 2024 nach Livia Frege benannt.[18]

Widmungen

Livia Frege sind mehrere Werke gewidmet, darunter:

  • Albert Dietrich, Fünf Lieder aus dem Spanischen von Emanuel Geibel und Paul Heyse für eine Singstimme mit Begleitung des Pianoforte, op. 7 (Erstausgabe Leipzig 1855)
  • Heinrich Marschner, Der Gefangene, nach dem Russischen des Shukowsky für eine Singstimme mit Begleitung des Pianoforte op. 141 (Erstausgabe 1849),
  • Felix Mendelssohn Bartholdy, Sechs Lieder op. 57,
  • Clara Schumann, Sechs Lieder aus Jucunde von Hermann Rollett für eine Singstimme mit Begleitung des Pianofortes op. 23 (1853 komponiert, Erstausgabe 1856).
  • Robert Schumann, Sechs Gedichte aus Robert Reinicks Lieder eines Malers für eine Sopran- oder Tenorstimme op. 36 (1840 komponiert, Erstausgabe 1842),
  • Robert Schumann, Vier Gesänge für eine Singstimme und Klavier op. 142 (1852 komponiert, Erstausgabe 1858)

Literatur

  • „Gerhard [sic], Livia“. Damenconversationslexikon, Leipzig 1835, S. 397f.
  • Friedrich Schmidt: Das Musikleben der bürgerlichen Gesellschaft Leipzigs im Vormärz (1815-1848). Dissertation, Leipzig 1908.
  • Willibald Gurlitt u. a. (Hrsg.): Riemann Musik Lexikon. 12. Aufl. Schott, Mainz 1972, ISBN 3-7957-0013-2 (Bd. 3: Personenteil A–K, S. 546).
  • Elisabeth Forbes: „Livia Frege“. In: Stanley Sadie (Hrsg.), New Grove Dictionary of Music and Musicians, Band 9, London 1980, S. 225.
  • Bernhard R. Appel: „Robert Schumanns Szenen aus Goethes Faust im Leipziger Salon Livia Freges.“ In: Bernhard R. Appel, Karl W. Geck und Herbert Schneider (Hrsg.), Musik und Szene. Festschrift für Werner Braun zum 75. Geburtstag (= Saarbrücker Studien zur Musikwissenschaft. Neue Folge, Bd. 9), Saarbrücken 2001, S. 317–331.
  • Wolfgang Seibold: Familie, Freunde, Zeitgenossen. Die Widmungsträger der Schumannschen Werke (= Schumann-Studien 5), Sinzig 2008, S. 77–80.
  • Brigitte Richter: Frauen um Felix Mendelssohn Bartholdy, Leipzig 2014, S. 155–162.
  • Mirjam Gerber: Zwischen Salon und musikalischer Geselligkeit: Henriette Voigt, Livia Frege und Leipzigs bürgerliches Musikleben. Dissertation, Hildesheim u. a. Olms 2016, ISBN 978-3-487-15407-7
  • Anselm Hartinger, Petra Dießner: Spaziergänge durch das musikalische Leipzig. Bach, Mendelssohn und Schumanns, Leipzig 2020, S. 107–109.

Einzelnachweise

  1. Mirjam Gerber: Zwischen Salon und musikalischer Geselligkeit: Henriette Voigt, Livia Frege und Leipzigs bürgerliches Musikleben, Hildesheim u. a. Olms 2016, S. 140.
  2. Mirjam Gerber: Zwischen Salon und musikalischer Geselligkeit: Henriette Voigt, Livia Frege und Leipzigs bürgerliches Musikleben, Hildesheim u. a. Olms 2016, S. 99.
  3. Ute Tartz: „Livia Virginia Frege“. Webseite zu Frauenpersönlichkeiten in Leipzig. Uni Leipzig 2011, https://research.uni-leipzig.de/agintern/frauen/frege.htm
  4. Mirjam Gerber: Zwischen Salon und musikalischer Geselligkeit: Henriette Voigt, Livia Frege und Leipzigs bürgerliches Musikleben, Hildesheim u. a. 2016, S. 90.
  5. Mirjam Gerber: Zwischen Salon und musikalischer Geselligkeit: Henriette Voigt, Livia Frege und Leipzigs bürgerliches Musikleben, Hildesheim u. a. Olms 2016, S. 144.
  6. Mirjam Gerber: Zwischen Salon und musikalischer Geselligkeit: Henriette Voigt, Livia Frege und Leipzigs bürgerliches Musikleben, Hildesheim u. a. Olms 2016, S. 100, 102.
  7. Mirjam Gerber: Zwischen Salon und musikalischer Geselligkeit: Henriette Voigt, Livia Frege und Leipzigs bürgerliches Musikleben, Hildesheim u. a. Olms 2016, S. 104.
  8. Mirjam Gerber: Zwischen Salon und musikalischer Geselligkeit: Henriette Voigt, Livia Frege und Leipzigs bürgerliches Musikleben, Hildesheim u. a. Olms 2016, S. 91, 149–151.
  9. Mirjam Gerber: Zwischen Salon und musikalischer Geselligkeit: Henriette Voigt, Livia Frege und Leipzigs bürgerliches Musikleben, Hildesheim u. a. Olms 2016, S. 107f.
  10. Mirjam Gerber: Zwischen Salon und musikalischer Geselligkeit: Henriette Voigt, Livia Frege und Leipzigs bürgerliches Musikleben, Hildesheim u. a. Olms 2016, S. 118.
  11. Wolfgang Seibold: Familie, Freunde, Zeitgenossen. Die Widmungsträger der Schumannschen Werke (= Schumann-Studien 5), Sinzig 2008, S. 78.
  12. Lothar Kreiser: Gottlob Frege: Leben - Werk - Zeit. 1. Auflage. Meiner Verlag, Hamburg 2004, ISBN 3-7873-1668-X, S. 13.
  13. Mirjam Gerber: Zwischen Salon und musikalischer Geselligkeit: Henriette Voigt, Livia Frege und Leipzigs bürgerliches Musikleben, Hildesheim u. a. Olms 2016, S. 138–142.
  14. Mirjam Gerber: Zwischen Salon und musikalischer Geselligkeit: Henriette Voigt, Livia Frege und Leipzigs bürgerliches Musikleben, Hildesheim u. a. Olms 2016, S. 121–127, 131.
  15. Mirjam Gerber: Zwischen Salon und musikalischer Geselligkeit: Henriette Voigt, Livia Frege und Leipzigs bürgerliches Musikleben, Hildesheim u. a. Olms 2016, S. 135, 137.
  16. Mirjam Gerber: Zwischen Salon und musikalischer Geselligkeit: Henriette Voigt, Livia Frege und Leipzigs bürgerliches Musikleben, Hildesheim u. a. Olms 2016, S. 91.
  17. Mirjam Gerber: Zwischen Salon und musikalischer Geselligkeit: Henriette Voigt, Livia Frege und Leipzigs bürgerliches Musikleben, Hildesheim u. a. Olms 2016, S. 116.
  18. André Loh-Kliesch: Leipzig-Lexikon online.