Lawinenwarndienst Tirol

Der Lawinenwarndienst Tirol (kurz: LWD Tirol) ist ein Fachbereich der Abteilung für Zivil- und Katastrophenschutz der Tiroler Landesregierung und wurde im Dezember 1960[1] gegründet. Er ist reines Dienstleistungsmedium und informiert folglich die Bevölkerung über die derzeitige Schnee- und Lawinensituation mittels einer Lawinenvorhersage[2]. Diese kann als Warnung interpretiert werden.

Die vom Fachbereich während der Wintersaison täglich erstellte Lawinenvorhersage, bildet mittlerweile nicht mehr nur einen unverzichtbaren Bestandteil zum vorbeugenden Katastrophenschutz, sondern auch für den Wintertourismus.[1] Derzeitiger Leiter des Lawinenwarndienstes ist Rudi Mair, sein Stellvertreter Patrick Nairz.[3]

Organisation

Die Warnung vor Lawinen wird auf Ebene des Bundeslandes Tirol vom Lawinenwarndienst übernommen, während auf Gemeindeebene häufig Lawinenkommissionen eingerichtet werden.[1] Diese sind für die Beurteilung der Lawinenlage vor Ort verantwortlich und beraten politische Entscheidungsträger beim Setzten von Maßnahmen zum Schutz der Bevölkerung.

Der LWD Tirol ist darüber hinaus Mitglied der Arbeitsgruppe der Europäischen Lawinenwarndienste (EAWS).

Hauptaufgaben

Zentraler Bestandteil des Lawinenwarndienstes ist die tägliche Veröffentlichung (17:00 Uhr) einer Gesamttirol betreffenden Lawinenvorhersage für den darauf folgenden Tag. Dies geschieht seit dem Winterbeginn 2018 in Kooperation mit den Lawinenwarndiensten der Europaregionen Südtirol und Trentino und ist unter https://avalanche.report/ abrufbar.[4]

Zusätzlich zu den Informationen im Online-Lawinenbulletin, werden mindestens einmal wöchentlich mittels Blog Details zum aktuellen Schneedeckenaufbau, zu Lawinenunfällen oder Präventionsmaßnahmen veröffentlicht.

Neben der Warnung der Bevölkerung, der Wintersportler und der Politik, übernimmt der LWD Tirol die Dokumentation von Lawinenereignissen in ganz Tirol (mit oder ohne Personenbeteiligung).[1] Zu Saisonende werden die gesammelten Daten statistisch ausgewertet und unter anderem im jährlichen Bericht der Österreichischen Lawinenwarndienste publiziert.

Als Dienstleister übernimmt der Lawinenwarndienst zudem beratende Tätigkeiten, erstellt Gutachten und schafft Grundlagendaten für Schnee- und Lawinenkunde.

Erstellen der Lawinenvorhersage

Infopyramide der EAWS

Am Anfang einer Lawinenprognose steht die Analyse verschiedenster Datenquellen (z. B. Wetter, Beobachtungen, im Gelände, Rückmeldungen von Wintersportlern etc.), um sich so ein möglichst detailliertes Bild über den vorherrschenden Schneedeckenaufbau zu schaffen.[1] Erst dann können die jeweiligen Gefahrenstufen für vordefinierte Teilregionen innerhalb des Bundeslandes bestimmt werden. Die Herausforderung darin besteht aus der Fülle von Daten jene herauszufiltern, die für die Erstellung der Vorhersage von zentraler Bedeutung sind.

Zudem führen die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Lawinenwarndienstes wöchentlich Geländeerkundungen durch, um anhand von Schneedeckenuntersuchungen (z. B. Schaufeltests, Rutschblock, Schneeprofile etc.) ein Bild der realen Schneedeckenzusammensetzung zu erhalten.[1] Letztendlich ist der LWD Tirol auch auf eine Vielzahl externer Beobachtungen im Tiroler Gebirge angewiesen.

Vor 2018 wurde Tirol in 12 Teilregionen eingeteilt, für die jeweils eine Gefahrenstufe mit einem Begleittext für ganz Tirol ausgegeben wurde. Mit der Wintersaison 2018/19 wurden die Regionen aufgeteilt und somit mehr als verdoppelt. Dadurch kann der Lawinenwarndienst Tirol eine noch detailliertere Lawinenvorhersage für schlussendlich 29 Teilregionen anbieten. Bei einer ähnlichen Lawinensituation können die zuständige Lawinenwarner einzelne Regionen zu einer Großregion mit dem selben Lawinenproblem bzw. Gefahrenmuster zusammenfassen und mittels Beschreibungstext spezifisch auf die Lawinensituation der einzelnen Großregionen eingehen. Dies kann innerhalb der Europaregion auch grenzüberschreitend passieren.

Besonderes Augenmerk wird dabei einerseits auf die Art der Vermittlung von relevanten Inhalten, andererseits auf deren Visualisierung gelegt. Dementsprechend gilt es dem Endverbraucher das wichtigste Detail - die Gefahrenstufe - als erstes zu vermitteln.[2] Erst dann folgen Informationen über z. B. Exposition und Höhe möglicher Lawinenprobleme und Gefahrenmuster etc.

Dargestellt werden diese anhand von innerhalb der EAWS einheitlich gehaltenen Piktogrammen.

Messstationen

Um überhaupt eine Lawinenvorhersage treffen zu können, ist die Sammlung und Auswertung relevanter Informationen zur Bildung von Lawinen nötig. Eine wesentliche Rolle hierbei spielen die digitalen Wetterstationen, wobei auch noch auf Daten von analogen Messstationen zurückgegriffen wird und aus Gründen der Datenkonsistenz auch werden muss. Das Tiroler Messnetz ist eines der weltweit dichtesten[1], dessen Messwerte auch online unter abgerufen werden können.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g Astrid Tangl, Dagmar Unterberger, Christoph Mitterer, Georg Kronthaler, Harald Riedl, Hermann Brugger, Johann Seiwald, Jürg Schweizer, Michael WInkler, Norbert Hofer, Patrick Nairz, Paul Kößler Paul Maier, Peter Paal, Peter Plattner, Robert Horntrich, Rudi Mair, Siegfried Sauermoser, Simon RAuch, Walter Würtl, Walter Zörer, Werner Beikircher: Lawinenwarnung und Lawinenprognose. In: Amt der Tiroler Landesregierung, Abteilung für Zivil- und Katastrophenschutz, Lawinenkommissionsangelegenheiten (Hrsg.): Ausbildungshandbuch der Tiroler Lawinenkommissionen. 4. Auflage. Innsbruck 2018, S. 441.
  2. a b EAWS: Inhalt und Aufbau des Lawinenlageberichts (Lawinenbulletin). In: http://www.avalanches.org/. EAWS, abgerufen am 21. Januar 2019.
  3. Tamara Kainz: Rudi Mair – der Stubaier, der mit den Lawinen tanzt! In: https://www.meinbezirk.at/hall-rum. Bezirksblätter Tirol GmbH, 24. November 2010, abgerufen am 21. Januar 2021.
  4. Euregio Europaregion - Tirol, Südtirol,Trentino: Euregio Lawinenlagebericht ALBINA. In: http://www.europaregion.info. 30. November 2018, abgerufen am 21. Januar 2019.