Geruchsfetischismus

Riechen an getragenen Unterhosen ist eine klassische Form des Geruchsfetischismus.

Geruchsfetischismus oder Olfaktophilie (lat. olfacere - „riechen“ und griech. philos - der Freund) ist eine sexuelle Devianz,[1] bei der die sexuelle Erregung durch allgemein als unerfreulich angesehene Geruchsempfindungen hervorgerufen wird. Zu den am häufigsten verbreiteten olfaktophilen Praktiken gehört das Riechen an Füßen, an getragenen Socken, Schuhen oder benutzter Unterwäsche. Nach der medizinisch-psychologischen Definition kann die Olfaktophilie als Störung der Sexualpräferenz (Paraphilie) in der "Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme" (ICD) unter der Schlüsselnummer F65.0, dem sexuellen Fetischismus eingruppiert werden.[2] Im Rahmen der sexualmedizinischen Diagnostik oder der Psychoanalyse werden solche Störungen aber erst dann als behandlungsbedürftig verstanden, wenn der Fetisch als vollständiger Ersatz für die partnerschaftliche Sexualität dient, die sexuelle Befriedigung ohne Verwendung des Fetisch erschwert ist oder unmöglich erscheint und bei dem Betroffenen dadurch ein entsprechender Leidensdruck entsteht.[3]

Die Abgrenzung zu quasi-fetischistischen Verhaltensweisen ist schwierig, beispielsweise das Riechen an der Unterwäsche des Partners, um sich diesen bei der Masturbation besser vorstellen zu können (pars pro toto), wird nicht zwangsläufig der Olfaktophilie zugeordnet, kann aber Ausdruck der latenten Neigung zum Geruchsfetischismus sein.

Kulturelles Auftreten

Historische Anekdoten

Moderne Formen

  • Sexshops bieten zum Teil getragene Unterwäsche an, darüber hinaus werden im Internet durch einzelne Anbieter und spezialisierte Online-Versandhandlung benutzte Unterwäsche, getragene Strümpfe, Nylons, Socken und Schuhe zum Verkauf angeboten.
  • Spezialisierte Online Portale, auf denen Frauen eigene benutzte Unterwäsche und andere Geruchsfetisch-Artikel anbieten können, gibt es seit 2005. Dieser Trend fand seinen Ursprung in den Vereinigten Staaten von Amerika.
  • In Japan wurde 1993 der Versuch unternommen, Verkaufsautomaten für getragene Unterwäsche (hauptsächlich Mädchenslips) aufzustellen, die Betreiber wurden jedoch wegen gesetzlicher Verstöße verhaftet und die Automaten wieder abgebaut.[4] Obwohl es seither immer wieder Berichte über angebliche Sichtungen solcher Automaten in Japan gibt, die sich meist als tatsächlich existierende Automaten für frische, unbenutzte Unterwäsche herausstellen, dürften die so genannten „Mädchenschlüpfer-Automaten“ mittlerweile als Urban Legend einzustufen sein.
  • Kunden und Anbieterinnen von getragener Wäsche finden heutzutage überwiegend in eigens dafür vorgesehenen sozialen Netzwerken zusammen. Das größte deutschsprachige Netzwerk "Crazyslip" besteht seit 2005 und verzeichnet laut Betreiber rund 150.000 Mitglieder.

Einzelnachweise

  1. Klaus M. Beier, Hartmut A. G. Bosinski, Kurt Loewit: Sexualmedizin. Elsevier GmbH, 2005, ISBN 3-437-22850-1, S. 494.
  2. Originaltext des ICD-10-GM 2007 F65.0
  3. Katarina Bobkova, A. K. Ludwig, A. Münch: Sexualmedizinische Diagnostik. GRIN Verlag, 2007, ISBN 978-3-638-66280-2, S. 6.
  4. Bericht über die japanischen Unterwäscheautomaten bei snopes.com