„Generalgouvernement Mittelrhein“ – Versionsunterschied

[gesichtete Version][gesichtete Version]
Inhalt gelöscht Inhalt hinzugefügt
Wischmat (Diskussion | Beiträge)
KKeine Bearbeitungszusammenfassung
Wischmat (Diskussion | Beiträge)
KKeine Bearbeitungszusammenfassung
Zeile 1: Zeile 1:
Das '''Generalgouvernement Mittelrhein''' war eine provisorische [[Verwaltungseinheit]] und Teil des [[Zentralverwaltungsdepartement]]s, die vom 2. Februar bis 15. Juni 1814 bestand. Das Verwaltungsgebiet erstreckte sich zunächst auf die auf dem [[Linkes Rheinufer|Linken Rheinufer]] liegenden, vorher [[Erstes Kaiserreich|französchischen]] [[Département|Departements]] [[Département du Mont-Tonnerre|Donnersberg]], [[Département de Rhin-et-Moselle|Rhein und Mosel]] und [[Département de la Sarre|Saar]]. Am 9. März 1814 kam das [[Département Forêts|Departement der Wälder]] hinzu. Als Generalgouverneur wurde [[Justus Gruner]] eingesetzt. Sitz war erst [[Trier]], später war die Verwaltung in [[Koblenz]] und schließlich in [[Mainz]] angesiedelt.<ref name="sammlung" /><ref name="schlickeysen" />
Das '''Generalgouvernement Mittelrhein''' war eine provisorische [[Verwaltungseinheit]] und Teil des [[Zentralverwaltungsdepartement]]s, die vom [[2. Februar]] bis [[15. Juni]] [[1814]] bestand. Das Verwaltungsgebiet erstreckte sich zunächst auf die auf dem [[Linkes Rheinufer|Linken Rheinufer]] liegenden, vorher [[Erstes Kaiserreich|französchischen]] [[Département|Departements]] [[Département du Mont-Tonnerre|Donnersberg]], [[Département de Rhin-et-Moselle|Rhein und Mosel]] und [[Département de la Sarre|Saar]]. Am 9. März 1814 kam das [[Département Forêts|Departement der Wälder]] hinzu. Als Generalgouverneur wurde [[Justus Gruner]] eingesetzt. Sitz war erst [[Trier]], später war die Verwaltung in [[Koblenz]] und schließlich in [[Mainz]] angesiedelt.<ref name="sammlung" /><ref name="schlickeysen" />


== Geschichte ==
Nachdem die Alliierten im Januar 1814 das Gebiet des [[Linkes Rheinufer|Linken Rheinufers]], das nach 1794 im [[Erster Koalitionskrieg|Ersten Koalitionskrieg]] von [[Französische Revolution|französischen Revolutionstruppen]] besetzt und von [[Erste Französische Republik|Frankreich]] [[Annexion|annektiert]] worden war, wieder in Besitz nahmen, wurden auch hier Generalgouvernements eingerichtet, die Teile des bereits 1813 entstandenen [[Zentralverwaltungsdepartement]] waren. Der südliche Teil des Linken Rheinufers war dem Generalgouvernement Mittelrhein mit den [[Département|Departements]] [[Département du Mont-Tonnerre|Donnersberg]], [[Département de Rhin-et-Moselle|Rhein und Mosel]] und [[Département de la Sarre|Saar]] zugeordnet. Nach der Beschreibung in der Bekanntmachung der Übernahme erstreckte sich die Zuständigkeit vorläufig auch über alle, nicht näher beschriebenen, von der Schlesischen Armee eroberten französischen Provinzen. Der von den Alliierten ernannte Generalgouverneur war [[Justus Gruner]], der zu der Zeit als Etatsrat in den Diensten des russischen [[Zar]]en [[Alexander I. (Russland)|Alexander I.]] stand.<ref name="sammlung" /> Im gesamten Generalgouvernement lebten 774.000 Einwohner.<ref name="kentenich" />
Nachdem die Alliierten im Januar 1814 das Gebiet des linken Rheinufers, das nach 1794 im [[Erster Koalitionskrieg|Ersten Koalitionskrieg]] von [[Französische Revolution|französischen Revolutionstruppen]] besetzt und von [[Erste Französische Republik|Frankreich]] [[Annexion|annektiert]] worden war, wieder in Besitz nahmen, wurden auch hier Generalgouvernements eingerichtet, die Teile des bereits 1813 entstandenen [[Zentralverwaltungsdepartement]] waren. Der südliche Teil des Linken Rheinufers war dem Generalgouvernement Mittelrhein mit den Departements Donnersberg, Rhein und Mosel sowie Saar zugeordnet. Nach der Beschreibung in der Bekanntmachung der Übernahme erstreckte sich die Zuständigkeit vorläufig auch über alle, nicht näher beschriebenen, von der Schlesischen Armee eroberten französischen Provinzen. Der von den Alliierten ernannte Generalgouverneur war [[Justus Gruner]], der zu der Zeit als Etatsrat in den Diensten des russischen [[Zar]]en [[Alexander I. (Russland)|Alexander I.]] stand.<ref name="sammlung" /> Im gesamten Generalgouvernement lebten 774.000 Einwohner.<ref name="kentenich" />


Um die Innere Verwaltung sicherzustellen, wurde in jedem Departement ein „General-Gouverneurs-Commissair“ eingesetzt, der alle Funktionen der entflohenen Oberpräfekten übernahm. Für das Rhein- und Mosel-Departement wurde Freiherr von [[Vincke (Adelsgeschlecht)|Vincke]] mit Sitz in [[Koblenz]] bestimmt. Das Donnersberg-Departement übernahm Baron von Otterstädt mit Sitz in [[Worms]] und nach Aufhebung der [[Belagerung von Mainz (1814)|Blockade]] in [[Mainz]]. „Commissair“ des Saar-Departements wurde Herr Athenstädt, Sitz war Trier. Die Unterpräfekte der Bezirke (Arrondissements), soweit diese noch im Denst waren, wurden vorerst in ihrer Funktion bestätigt.<ref name="sammlung" />
Um die Innere Verwaltung sicherzustellen, wurde in jedem Departement ein „General-Gouverneurs-Commissair“ eingesetzt, der alle Funktionen der entflohenen Oberpräfekten übernahm. Für das Rhein- und Mosel-Departement wurde [[Vincke (Adelsgeschlecht)|Freiherr von Vincke]] mit Sitz in [[Koblenz]] bestimmt. Das Donnersberg-Departement übernahm Baron von Otterstädt mit Sitz in [[Worms]] und nach Aufhebung der [[Belagerung von Mainz (1814)|Blockade]] in [[Mainz]]. „Commissair“ des Saar-Departements wurde Herr Athenstädt, Sitz war Trier. Die Unterpräfekte der Bezirke (Arrondissements), soweit diese noch im Denst waren, wurden vorerst in ihrer Funktion bestätigt.<ref name="sammlung" />


Am 25. Februar 1814 verfügte Gruner, dass die bisherige Gerichts- und Verwaltungsorganisation vorläufig unverändert blieb. Die Bezeichnungen der Beamten wurden durch deutsche Amtstitel ersetzt: die Unterpräfekten wurden nun Kreisdirektoren genannt, der Maire wurde Bürgermeister und in den Hauptstädten Oberbürgermeister, ein Adjoint wurde Adjunkt bzw. „Beygeordneter“ und ein „Munizipalrath“ wurde in Städten umbenannt in „Stadtrath“ und in den Landgemeinden in „Schöffe“.<ref name="sammlung" />
Am 25. Februar 1814 verfügte Gruner, dass die bisherige Gerichts- und Verwaltungsorganisation vorläufig unverändert blieb. Die Bezeichnungen der Beamten wurden durch deutsche Amtstitel ersetzt: die Unterpräfekten wurden nun Kreisdirektoren genannt, der Maire wurde Bürgermeister und in den Hauptstädten Oberbürgermeister, ein Adjoint wurde Adjunkt bzw. „Beygeordneter“ und ein „Munizipalrath“ wurde in Städten umbenannt in „Stadtrath“ und in den Landgemeinden in „Schöffe“.<ref name="sammlung" />
Zeile 10: Zeile 11:
Am 9. März 1814 wurde das Departement der Wälder mit dem Generalgouvernement Mittelrhein vereinigt und den Einwohnern des ehemaligen [[Herzogtum Luxemburg|Herzogtums Luxemburg]] und der [[Grafschaft Chiny]] bekannt gemacht.<ref name="nahmer" />
Am 9. März 1814 wurde das Departement der Wälder mit dem Generalgouvernement Mittelrhein vereinigt und den Einwohnern des ehemaligen [[Herzogtum Luxemburg|Herzogtums Luxemburg]] und der [[Grafschaft Chiny]] bekannt gemacht.<ref name="nahmer" />


Im [[Erster Pariser Frieden|Pariser Frieden]] vom 30. Mai 1814 wurde u.&nbsp;a. die Wiederherstellung der französischen Grenzen vom 1. Januar 1792 bestimmt. Am Folgetag beschlossen die Verbündeten, über die an Deutschland zurückgegebenen Länder vorläufig noch nicht zu verfügen, sondern sie militärisch besetzt zu lassen und jedes Land von der Macht, welcher die militärische [[Besatzungsrecht|Besetzung]] anvertraut wurde, vorläufig administrieren zu lassen. Am 16. Juni 1814 wurden die beiden linksrheinischen Generalgouvernements aufgelöst bzw. das Gesamtgebiet neu aufgeteilt. Das Generalgouvernement Mittelrhein wurde geteilt, die Grenze bildete die [[Mosel]]. Das Gebiet links der Mosel wurde mit dem [[Generalgouvernement Niederrhein]] vereinigt und daraus das [[Generalgouvernement Nieder- und Mittelrhein]] mit Sitz in [[Aachen]] gebildet, das direkt der [[Preußen|preußischen]] Verwaltung unterstellt wurde. Die rechts der Mosel liegende Stadt [[Koblenz]] wurde ebenfalls dem neuen Generalgouvernement Nieder- und Mittelrhein zugeordnet.<ref name="nahmer" />
Im [[Erster Pariser Frieden|Pariser Frieden]] vom 30. Mai 1814 wurde u.&nbsp;a. die Wiederherstellung der französischen Grenzen vom 1. Januar [[1792]] bestimmt. Am Folgetag beschlossen die Verbündeten, über die an Deutschland zurückgegebenen Länder vorläufig noch nicht zu verfügen, sondern sie militärisch besetzt zu lassen und jedes Land von der Macht, welcher die militärische [[Besatzungsrecht|Besetzung]] anvertraut wurde, vorläufig administrieren zu lassen. Am 16. Juni 1814 wurden die beiden linksrheinischen Generalgouvernements aufgelöst bzw. das Gesamtgebiet neu aufgeteilt. Das Generalgouvernement Mittelrhein wurde geteilt, die Grenze bildete die [[Mosel]]. Das Gebiet links der Mosel wurde mit dem [[Generalgouvernement Niederrhein]] vereinigt und daraus das [[Generalgouvernement Nieder- und Mittelrhein]] mit Sitz in [[Aachen]] gebildet, das direkt der [[Preußen|preußischen Verwaltung]] unterstellt wurde. Die rechts der Mosel liegende Stadt [[Koblenz]] wurde ebenfalls dem neuen Generalgouvernement Nieder- und Mittelrhein zugeordnet.<ref name="nahmer" />
<!-- und gleichzeitig das Zentralverwaltungsdepartement aufgelöst. -->
<!-- und gleichzeitig das Zentralverwaltungsdepartement aufgelöst. -->


Das Gebiet rechts der Mosel, mit Ausnahme der Stadt Koblenz, wurde der [[Gemeinschaftliche Landes-Administrations-Kommission|Gemeinschaftlichen Landes-Administrations-Kommission]] mit Sitz in [[Bad Kreuznach|Kreuznach]] zugeordnet, die unter der Verwaltung von [[Kaisertum Österreich|Österreich]] und [[Königreich Bayern|Bayern]] stand.<ref name="schlickeysen" />
Das Gebiet rechts der Mosel, mit Ausnahme der Stadt Koblenz, wurde der [[Gemeinschaftliche Landes-Administrations-Kommission|Gemeinschaftlichen Landes-Administrations-Kommission]] mit Sitz in [[Bad Kreuznach|Kreuznach]] zugeordnet, die unter der Verwaltung von [[Kaisertum Österreich|Österreich]] und [[Königreich Bayern|Bayern]] stand.<ref name="schlickeysen" />


Auf dem [[Wiener Kongress]] (1814/1815) erfolgte eine Neuaufteilung des linksrheinischen Gebiete. Bezogen auf das vormalige Generalgouvernement Mittelrhein wurde im Hauptvertrag vom 8. Juni 1815 folgende Vereinbarungen getroffen:<ref name="hauptakte" />
Auf dem [[Wiener Kongress]] (1814/1815) erfolgte eine Neuaufteilung des linksrheinischen Gebiete. Bezogen auf das vormalige Generalgouvernement Mittelrhein wurde im Hauptvertrag vom [[8. Juni]] [[1815]] folgende Vereinbarungen getroffen:<ref name="hauptakte" />

# Das [[Königreich Preußen]] erhielt den nördlichen Teil des vormaligen Generalgouvernements Mittelrhein, dessen Grenze im Wesentlichen vom [[Flusslauf]] der [[Nahe (Rhein)|Nahe]] und des [[Glan (Nahe)|Glans]] bestimmt wurde (Artikel 25). Im Westen verlief die Grenze entlang der [[Sauer (Mosel)|Sauer]] und der [[Our]]. Preußen ordnete dieses Gebiet der [[Provinz Großherzogtum Niederrhein]] und 1822 der [[Rheinprovinz]] zu.
# Das [[Königreich Preußen]] erhielt den nördlichen Teil des vormaligen Generalgouvernements Mittelrhein, dessen Grenze im Wesentlichen vom [[Flusslauf]] der [[Nahe (Rhein)|Nahe]] und des [[Glan (Nahe)|Glans]] bestimmt wurde (Artikel 25). Im Westen verlief die Grenze entlang der [[Sauer (Mosel)|Sauer]] und der [[Our]]. Preußen ordnete dieses Gebiet der [[Provinz Großherzogtum Niederrhein]] und [[1822]] der [[Rheinprovinz]] zu.
# Das [[Großherzogtum Hessen]] erhielt vom ehemaligen [[Departement Donnersberg]] eine Länderfläche mit 140.000 Einwohnern (Artikel 47). Hieraus entstand am 8. Juli 1816 die hessische [[Provinz Rheinhessen]]
# Das Herzogtum [[Sachsen-Coburg-Saalfeld|Sachsen-Coburg]] sowie das [[Großherzogtum Oldenburg]] erhielt vom ehemaligen [[Saardepartement]] jeweils ein Gebiet mit 20.000 Einwohnern (Artikel 49). Aus dem sachsen-coburgischen Gebiet entstand am 11. September 1816 das [[Fürstentum Lichtenberg]], aus dem oldenburgischen Gebiet am 16. April 1817 das [[Fürstentum Birkenfeld]].
# Das [[Großherzogtum Hessen]] erhielt vom ehemaligen [[Departement Donnersberg]] eine Länderfläche mit 140.000 Einwohnern (Artikel 47). Hieraus entstand am [[8. Juli]] [[1816]] die hessische [[Provinz Rheinhessen]]
# Das Herzogtum [[Sachsen-Coburg-Saalfeld|Sachsen-Coburg]] sowie das [[Großherzogtum Oldenburg]] erhielt vom ehemaligen [[Saardepartement]] jeweils ein Gebiet mit 20.000 Einwohnern (Artikel 49). Aus dem sachsen-coburgischen Gebiet entstand am [[11. September]] 1816 das [[Fürstentum Lichtenberg]], aus dem oldenburgischen Gebiet am [[16. April]] [[1817]] das [[Fürstentum Birkenfeld]].
# Der [[Kaisertum Österreich|Kaiser von Österreich]] erhielt in den ehemaligen Departements der Saar und des Donnersbergs das Gebiet innerhalb der im Ersten Pariser Frieden festgelegten Grenzen (Artikel 51). Dieses Gebiet wurde 1. Mai 1816 aufgrund eines [[Vertrag von München (1816)|Staatsvertrages]] an das [[Königreich Bayern]] [[Abtretung (Völkerrecht)|abgetreten]]. Hieraus entstand 1816 der [[bayerische Rheinkreis|Rheinkreis]].
# Der [[Kaiser von Österreich]] erhielt in den ehemaligen Departements der Saar und des Donnersbergs das Gebiet innerhalb der im Ersten Pariser Frieden festgelegten Grenzen (Artikel 51). Dieses Gebiet wurde 1. Mai 1816 aufgrund eines [[Vertrag von München (1816)|Staatsvertrages]] an das [[Königreich Bayern]] [[Abtretung (Völkerrecht)|abgetreten]]. Hieraus entstand [[1816]] der [[bayerische Rheinkreis|Rheinkreis]].


== Weblinks ==
== Weblinks ==

Version vom 2. April 2015, 16:07 Uhr

Das Generalgouvernement Mittelrhein war eine provisorische Verwaltungseinheit und Teil des Zentralverwaltungsdepartements, die vom 2. Februar bis 15. Juni 1814 bestand. Das Verwaltungsgebiet erstreckte sich zunächst auf die auf dem Linken Rheinufer liegenden, vorher französchischen Departements Donnersberg, Rhein und Mosel und Saar. Am 9. März 1814 kam das Departement der Wälder hinzu. Als Generalgouverneur wurde Justus Gruner eingesetzt. Sitz war erst Trier, später war die Verwaltung in Koblenz und schließlich in Mainz angesiedelt.[1][2]

Geschichte

Nachdem die Alliierten im Januar 1814 das Gebiet des linken Rheinufers, das nach 1794 im Ersten Koalitionskrieg von französischen Revolutionstruppen besetzt und von Frankreich annektiert worden war, wieder in Besitz nahmen, wurden auch hier Generalgouvernements eingerichtet, die Teile des bereits 1813 entstandenen Zentralverwaltungsdepartement waren. Der südliche Teil des Linken Rheinufers war dem Generalgouvernement Mittelrhein mit den Departements Donnersberg, Rhein und Mosel sowie Saar zugeordnet. Nach der Beschreibung in der Bekanntmachung der Übernahme erstreckte sich die Zuständigkeit vorläufig auch über alle, nicht näher beschriebenen, von der Schlesischen Armee eroberten französischen Provinzen. Der von den Alliierten ernannte Generalgouverneur war Justus Gruner, der zu der Zeit als Etatsrat in den Diensten des russischen Zaren Alexander I. stand.[1] Im gesamten Generalgouvernement lebten 774.000 Einwohner.[3]

Um die Innere Verwaltung sicherzustellen, wurde in jedem Departement ein „General-Gouverneurs-Commissair“ eingesetzt, der alle Funktionen der entflohenen Oberpräfekten übernahm. Für das Rhein- und Mosel-Departement wurde Freiherr von Vincke mit Sitz in Koblenz bestimmt. Das Donnersberg-Departement übernahm Baron von Otterstädt mit Sitz in Worms und nach Aufhebung der Blockade in Mainz. „Commissair“ des Saar-Departements wurde Herr Athenstädt, Sitz war Trier. Die Unterpräfekte der Bezirke (Arrondissements), soweit diese noch im Denst waren, wurden vorerst in ihrer Funktion bestätigt.[1]

Am 25. Februar 1814 verfügte Gruner, dass die bisherige Gerichts- und Verwaltungsorganisation vorläufig unverändert blieb. Die Bezeichnungen der Beamten wurden durch deutsche Amtstitel ersetzt: die Unterpräfekten wurden nun Kreisdirektoren genannt, der Maire wurde Bürgermeister und in den Hauptstädten Oberbürgermeister, ein Adjoint wurde Adjunkt bzw. „Beygeordneter“ und ein „Munizipalrath“ wurde in Städten umbenannt in „Stadtrath“ und in den Landgemeinden in „Schöffe“.[1]

Am 9. März 1814 wurde das Departement der Wälder mit dem Generalgouvernement Mittelrhein vereinigt und den Einwohnern des ehemaligen Herzogtums Luxemburg und der Grafschaft Chiny bekannt gemacht.[4]

Im Pariser Frieden vom 30. Mai 1814 wurde u. a. die Wiederherstellung der französischen Grenzen vom 1. Januar 1792 bestimmt. Am Folgetag beschlossen die Verbündeten, über die an Deutschland zurückgegebenen Länder vorläufig noch nicht zu verfügen, sondern sie militärisch besetzt zu lassen und jedes Land von der Macht, welcher die militärische Besetzung anvertraut wurde, vorläufig administrieren zu lassen. Am 16. Juni 1814 wurden die beiden linksrheinischen Generalgouvernements aufgelöst bzw. das Gesamtgebiet neu aufgeteilt. Das Generalgouvernement Mittelrhein wurde geteilt, die Grenze bildete die Mosel. Das Gebiet links der Mosel wurde mit dem Generalgouvernement Niederrhein vereinigt und daraus das Generalgouvernement Nieder- und Mittelrhein mit Sitz in Aachen gebildet, das direkt der preußischen Verwaltung unterstellt wurde. Die rechts der Mosel liegende Stadt Koblenz wurde ebenfalls dem neuen Generalgouvernement Nieder- und Mittelrhein zugeordnet.[4]

Das Gebiet rechts der Mosel, mit Ausnahme der Stadt Koblenz, wurde der Gemeinschaftlichen Landes-Administrations-Kommission mit Sitz in Kreuznach zugeordnet, die unter der Verwaltung von Österreich und Bayern stand.[2]

Auf dem Wiener Kongress (1814/1815) erfolgte eine Neuaufteilung des linksrheinischen Gebiete. Bezogen auf das vormalige Generalgouvernement Mittelrhein wurde im Hauptvertrag vom 8. Juni 1815 folgende Vereinbarungen getroffen:[5]

  1. Das Königreich Preußen erhielt den nördlichen Teil des vormaligen Generalgouvernements Mittelrhein, dessen Grenze im Wesentlichen vom Flusslauf der Nahe und des Glans bestimmt wurde (Artikel 25). Im Westen verlief die Grenze entlang der Sauer und der Our. Preußen ordnete dieses Gebiet der Provinz Großherzogtum Niederrhein und 1822 der Rheinprovinz zu.
  2. Das Großherzogtum Hessen erhielt vom ehemaligen Departement Donnersberg eine Länderfläche mit 140.000 Einwohnern (Artikel 47). Hieraus entstand am 8. Juli 1816 die hessische Provinz Rheinhessen
  3. Das Herzogtum Sachsen-Coburg sowie das Großherzogtum Oldenburg erhielt vom ehemaligen Saardepartement jeweils ein Gebiet mit 20.000 Einwohnern (Artikel 49). Aus dem sachsen-coburgischen Gebiet entstand am 11. September 1816 das Fürstentum Lichtenberg, aus dem oldenburgischen Gebiet am 16. April 1817 das Fürstentum Birkenfeld.
  4. Der Kaiser von Österreich erhielt in den ehemaligen Departements der Saar und des Donnersbergs das Gebiet innerhalb der im Ersten Pariser Frieden festgelegten Grenzen (Artikel 51). Dieses Gebiet wurde 1. Mai 1816 aufgrund eines Staatsvertrages an das Königreich Bayern abgetreten. Hieraus entstand 1816 der Rheinkreis.

Einzelnachweise

  1. a b c d Sammlung der unter dem Generalgouvernement des Mittelrheins erschienenen Verordnungen, Speyer, 1819, S. 1 ff (Google Books)
  2. a b F. W. A. Schlickeysen: Repertorium der Gesetze und Verordnungen für die königl. preußischen Rheinprovinzen, Trier : Leistenschneider, 1830, S. 13 ff (dilibri.de)
  3. Gottfried Kentenich: Wie das Moselland an Preußen kam in Trierische Chronik, Trier 1914, S. 105 (dilibri.de)
  4. a b Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts, Band 3, Frankfurt: Sauerländer, 1832, S. 201 ff (Google Books)
  5. Die Wiener Kongressakte vom 8. Juni 1815