Doppelkupplungsgetriebe
![](https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/b/b8/VW_DSG_transmission_DTMB.jpg/220px-VW_DSG_transmission_DTMB.jpg)
Ein Doppelkupplungsgetriebe ist ein automatisiertes Schaltgetriebe, das mittels zweier Teilgetriebe einen vollautomatischen Gangwechsel ohne Zugkraftunterbrechung ermöglicht. Die Getriebesteuerung wählt die Gänge selbsttätig oder nach Fahrerwunsch (Schaltwippen/Wählhebel) im Rahmen der zugelassenen Drehzahlbereiche. Im Gegensatz zu Automatikgetrieben mit hydraulischem Drehmomentwandler erfolgt die Übertragung des Moments über eine von zwei Kupplungen, die zwei Teilgetriebe mit dem Antrieb verbinden. Wie beim automatischen Getriebe mit hydraulischem Drehmomentwandler ermöglicht auch dieses Prinzip einen Gangwechsel ohne Zugkraftunterbrechung. Hier, indem gleichzeitig eine Kupplung schließt, während die andere öffnet. In Großserie wurde ein Doppelkupplungsgetriebe erstmals unter der Bezeichnung Direktschaltgetriebe (DSG) von VW im Jahr 2003 eingeführt. Hersteller der nasslaufenden Doppelkupplung ist der Zulieferer BorgWarner. Seit 2008 kommen bei VW auch trockenlaufende 7-Gang-Direktschaltgetriebe für kleinere Volumenmotoren bis 125 kW und Drehmomente bis 250 Nm zum Einsatz.[1] 2009 folgte mit dem DQ500 ein weiteres Modell, das in größeren Fahrzeugen bis zu 500 Nm angeboten wird.[2]
![](https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/b/b9/Doppelkupplungsgetriebe-A.svg/350px-Doppelkupplungsgetriebe-A.svg.png)
Wie das Prinzipbild rechts zeigt, besteht das Doppelkupplungsgetriebe aus zwei automatisierten Teilgetrieben mit jeweils einer Kupplung. Ein Teilgetriebe trägt die geraden Gänge (grau dargestellt), das andere die ungeraden Gänge (blau dargestellt). Der Rückwärtsgang (hier nicht dargestellt) kann je nach Getriebekonzept dem geraden oder ungeraden Teilgetriebe zugeordnet sein. Vom Radsatzprinzip entsprechen die Teilgetriebe einem manuellen Fahrzeuggetriebe, diese werden daher hier nicht näher beschrieben. Eine Besonderheit ist der Getriebeausgang. Die beiden Teilgetriebe arbeiten auf einem gemeinsamen Getriebeausgang.
Ablauf der Schaltvorgänge
Eine elektronische Getriebesteuerung entscheidet entsprechend den Schaltprogrammen, (vor allem) der Drehzahl beziehungsweise Geschwindigkeit und der Anforderung des Fahrers (Gaspedal, Wählhebel) über die Gangwahl und steuert die Schaltvorgänge. Die integrierte Aktorik betätigt die Teilgetriebe und die Kupplungen elektromechanisch oder hydraulisch.
Vor dem Schalten wird zunächst im lastfreien Zweig der zu schaltende Gang eingelegt (Vorwahl). Dann wird die Kupplung des vorgewählten Ganges geschlossen und die des bisher belasteten Ganges gleichzeitig geöffnet (Momentenübergabe). Durch elektronisch aufeinander abgestimmtes „Schleifen“ der beiden Kupplungen geschieht in dieser Phase die Anpassung der Motordrehzahl an die neue Getriebeübersetzung. Es wird somit ohne Zugkraftunterbrechung geschaltet. Die Dauer dieser Phase wird, um einen deutlichen Ruck zu vermeiden, vom Drehzahlunterschied abhängig gemacht und beträgt einige Hundertstel- bis Zehntelsekunden. Das Fahrzeug wirkt deutlich agiler und beschleunigt besser.
Ohne Zugkraftunterbrechung kann dabei allerdings nur von einem geraden in einen ungeraden Gang und umgekehrt geschaltet werden. Die Steuerung wählt aus diesem Grund situationsabhängig einen vorübergehenden Stützgang aus dem anderen Teilgetriebe aus. Ist beispielsweise bei Fahrt im dritten Gang mit relativ niedriger Drehzahl und relativ hoher Last mechanisch auch der zweite Gang eingelegt, so muss nur die Doppelkupplung betätigt werden, um das Moment tatsächlich über den vorgewählten Stützgang (in diesem Fall der Zweite) zu übertragen und dessen Übersetzung wirksam werden zu lassen. Wird in der Beispielsituation aber manuell oder durch Kick-down (Durchtreten des Gaspedals) der erste Gang angefordert, schaltet das Getriebe trotzdem kurz in den Zweiten und erst dann in den Ersten.
Bedienung
Das Doppelkupplungsgetriebe ist ein automatisches Getriebe. Die Bedienung des Getriebes entspricht weitestgehend der Handhabung anderer vollautomatischer Getriebe. Eingriffe des Fahrers sind nur in Form von Betätigungen des Wählhebels bei Fahrtantritt, zum Rückwärtsfahren und Parken erforderlich oder in besonderen Situationen, wie ein zu hoher Gang bei starkem Gefälle, empfohlen. Wünscht der Fahrer die manuelle Gangwahl, kann er dies beispielsweise über Schaltwippen am Lenkrad oder durch Tippen (nach vorn oder hinten) des Wählhebels einer zweiten Gasse auslösen.
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Varianten der Aktorik
Wie auch beim automatisierten Schaltgetriebe existieren verschiedene Konzepte, mit dem Einsatz unterschiedlicher Aktoren zur Ausführung des Schaltvorgangs sowie zur Betätigung der Kupplung: hydraulische Aktorik bzw. elektromechanische Aktorik. Beide Prinzipien haben sowohl Vor- als auch Nachteile. So ist die hydraulische Aktorik, die mit integrierten Hydraulikzylindern arbeitet, z. B. schneller, während die elektromechanische Aktorik, die mit integrierten Elektromotoren arbeitet, energiesparender ist.
Geschichte und Markennamen
Im Jahr 1939 meldete der französische Erfinder Adolphe Kégresse und 1940 der Darmstädter Professor Rudolf Franke erste Patente für eine Art Doppelkupplungsgetriebe an. Doch erst in den 1980er-Jahren wurde es von Porsche unter dem Namen PDK (Porsche Doppelkupplungsgetriebe) vorgestellt. Die ersten Studien zum PDK gingen auf das Jahr 1969 zurück, als der für Porsche tätige Ingenieur Imre Szodfridt das PDK anregte. Daraus ergab sich das Porsche-Getriebe Typ 919, dessen Entwicklung vom damaligen Porsche-Technikchef Ferdinand Piëch unterstützt wurde, das aber aufgrund zu ruppiger Schaltvorgänge nicht in die Serienfertigung gelangte. Im Zuge der Entwicklung des Porsche 956/962 wurde das PDK wieder aktuell und mehrfach von Porsche im Rennsport eingesetzt.
Bei Volkswagen gibt es seit 2003 das Direktschaltgetriebe (DSG) in Serie.
Namen bzw. Marken bei Fahrzeugherstellern und Zulieferern:
- Audi Quattro S1 (Rallysporttourenwagen) Durch den Audi Quattro S1 hat das DK-Getriebe viel an Bedeutung gewonnen
- Nissan
- GT-R (in Transaxle-Bauweise)
- Hyundai Motor Company
- Fiat Powertrain Technologies – DDCT
- Alfa Romeo – TCT (Twin Clutch Transmission) im MiTo, Giulietta und 4C
- Getrag – Getrag PowerShift bzw. DCT (Dual Clutch Transmission)
- BMW – M DKG Drivelogic (seit März 2008 im M3, seit September 2008 im 335i Coupé/Cabrio und im Z4 sDrive35i, seit März 2010 im 135i Coupé/Cabrio, seit September 2011 im BMW M5 und seit Anfang 2012 im BMW M6 verfügbar)
- Chrysler – PowerShift (Vorstellung auf der IAA 2007 im Dodge Journey in Kombination mit 2,0-l-Turbodiesel)
- Ferrari – (seit Januar 2009, 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe im California, 458 Italia und F12berlinetta; im Ferrari FF mit Allradantrieb 4RM)
- Ford – Powershift (Markteinführung Frühjahr 2008)
- Mercedes-Benz – Speedshift DCT (7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe im SLS AMG)
- Mitsubishi – Twin Clutch SST (Sport Shift Transmission, Vorstellung November 2007 im Lancer Evolution X)
- Peugeot 4007
- Renault – EDC (Efficient Dual Clutch)
- Volvo – Powershift (Mai 2008 bis Mai 2010 im C 30, S 40 und V 50 sowie später im C 70 in Kombination mit dem 2,0-l-Turbodiesel; weitere Anwendungen: XC60 in Kombination mit dem 2.0T-Benzinmotor; V70, S80, S60 in Kombination mit den T4- und T5-Benzinmotoren)
- Kia Motors – Direktschaltgetriebe (Seit 2012 beim neuen Kia Ceed-Modell)
- LuK – PSG (Parallelschaltgetriebe)
- Mercedes-Benz - 7-G F-DCT (Hauseigenes 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe für frontgetriebene Fahrzeuge der A-Klasse, B-Klasse, CLA-Klasse, GLA-Klasse)
- Porsche – PDK (1984 im Rennsport-Porsche 956/962)
- Ricardo Engineering
- Volkswagen – DSG (Direktschaltgetriebe)
- Artega – DSG (Vorstellung im Artega GT, 6-Gang-DSG von VW)
- Audi – S tronic (bis Mitte 2005 unter der Bezeichnung DSG; neben dem DSG für Quermotoren nun auch 7-Gang-DSG (DL501, erstes und einziges DSG für Differential-gesteuerten Allradantrieb) bis 550 Nm für Längsmotoren im A4, A5, A6, A7 und Q5)
- Porsche - PDK (Variante des DL501, ab 2014 im Porsche Macan mit Anpassungen an Software und Allradantrieb)[3]
- Seat – DSG (6-Gang-DSG im Altea seit 2004, im Leon und Ibiza (ab 2006), 7-Gang-DSG im León, Altea, Altea XL seit 2009)
- Škoda – DSG (6-Gang-DSG seit 2004, 7-Gang-DSG seit Februar 2009, erhältlich in den Modellreihen Octavia II, Octavia III, Superb II, Fabia II, Fabia III, Rapid, Roomster und Yeti)
- Volkswagen – DSG (6-Gang-DSG (Nasskupplung) seit 2003, erhältlich für Motoren bis 380 Nm (DQ 250); 7-Gang-DSG (Nasskupplung) seit 2009 bis 600 Nm (DQ 500), erhältlich im T5; 7-Gang-DSG (Trockenkupplung) seit 2007 bis 250 Nm (DQ 200), erhältlich in verschiedenen Modellen)
- Volkswagen Nutzfahrzeuge – DSG (7-Gang-DSG (nasslaufende Doppelkupplung) seit September 2009 im T5GP mit 2,0-l-TDI erhältlich)
- ZF Friedrichshafen
- Porsche – PDK (seit Juli 2008 im Porsche 911, ab Februar 2009 im Cayman und Boxster, ab Oktober 2009 auch im Panamera sowie 911 Turbo und Turbo Cabrio), 2014 im Macan erschienen.
- Oerlikon Graziano
- Honda
- erstes Doppelkupplungsgetriebe (DCT) für Motorräder 2010 in der neuen Honda VFR1200F
- (DCT) als Option für die NC 700S (RC61), den Maxi Roller NC 700D Integra (RC62) und die Honda NC700X (RC63)
Rückrufaktionen und bekannte Probleme im Serieneinsatz
Doppelkupplungsgetriebe des Volkswagen-Konzerns waren in einigen Ländern der Welt Gegenstand von Rückrufaktionen wegen technischer Probleme. So wurden im Jahr 2009 in den USA 13.500 Fahrzeuge mit DSG wegen Problemen in die Werkstätten zurückgerufen.[4]
2013 musste Volkswagen in China etwa 384.000 Fahrzeuge zurückrufen, da es zu Problemen mit Doppelkupplungsgetrieben gekommen war.[5][6] Nach Volkswagen-Angaben stehen diese Probleme in Verbindung mit extremen Witterungsbedingungen (Hitze und Kälte) und hohem Verkehrsaufkommen (Stop-and-Go-Verkehr).
In Japan wurden 2013 etwa 91.000 Fahrzeuge zurückgerufen.[7]
Im November 2013 rief der Volkswagen-Konzern weltweit 1,6 Millionen Fahrzeuge mit trockenlaufendem 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe zurück, 257.000 davon in Deutschland. Betroffen sind die Marken von Volkswagen, Audi, Seat und Skoda.[8][9]
In Schweden wurde 2012 der Verkauf von Taxen vom Typ VW Passat mit DSG eingestellt, da es wiederholt zu Problemen im Taxibetrieb gekommen war.[10]
Hybridantrieb über Teilgetriebe
Wird an der Eingangswelle eines der beiden Teilgetriebe ein Startergenerator montiert, kann ein Hybridantrieb realisiert werden, der neben den Betriebsarten des Parallelhybrids zusätzliche Betriebsarten erlaubt, die sonst eine zusätzliche Kupplung erfordern, die im Doppelkupplungsgetriebe ja bereits integriert ist. Ein so angeordneter Startergenerator kann jedoch nicht die Schwungscheibe ersetzen, wie dies Parallelhybride und Kurbelwellen-Startgeneratoren erlauben. Ist der Startergenerator durch die geöffnete Kupplung vom stillstehenden, also schleppverlustfreien Verbrennungsmotor getrennt, erlaubt dies einen elektrischen Fahrzeugantrieb, Bremsenergierückgewinnung und elektrischen Betrieb der Klimaanlage. Ist der Startergenerator über die geschlossene Kupplung des Teilgetriebes mit dem laufenden Verbrennungsmotor verbunden, so kann dieser elektromotorisch unterstützt oder zur Batterieladung belastet und sein Arbeitspunkt beeinflusst werden. Ist hierbei das andere Teilgetriebe auf Grund der Gangwahl ebenfalls mit dem Motor verbunden, so muss das erste Teilgetriebe in Neutralstellung sein. Voraussetzungen sind neben den zwei bereits vorhanden Kupplungen, den zwei bereits vorhandenen Teilgetrieben und der Möglichkeit, das Teilgetriebe in Neutralstellung zu betreiben, für die jeweilige Funktion ausreichende Eigenschaften der Batterie und des Startergenerators.
Literatur
- Karl Ludvigsen: Porsche – Excellence Was Expected. Bentley Publishers, Cambridge/Massachusetts 2003, S. 917 ff.
Weblinks
- Dual Clutch Transmission – DCT Facts
- kfztech.de, Schnitt durch ein Direktschaltgetriebe
- Pressemitteilung der Volkswagen AG: Weltweit erstes Getriebe mit Doppelkupplung im Serien-Pkw (2002)
- Audi Effizienztechnologien – S tronic Animation
- kfz-tech.de, Animiertes Getriebeschema
- kfz-tech.de, DSG
- Getriebestrukturen zwischen Automatik- und Doppelkupplungsgetrieben (PDF;403KB)
- Hybridantrieb durch Kombination mit Startergenerator
- Das 7-Gang-DSG von VW
- VDC (Variable Double Clutch) – Doppelkupplungsgetriebe für Off-Highway
- Doppelkupplung: Getriebe-Revolution aus Wolfsburg
- Motorrad-DKG
Einzelnachweise
- ↑ Pressemitteilung. Volkswagen Media Service, abgerufen am 28. März 2013.
- ↑ Pressemitteilung. Volkswagen Media Service, abgerufen am 28. März 2013.
- ↑ AUTOMOBIL-PRODUKTION - verlag moderne industrie: Porsche-Entwicklungsvorstand Wolfgang Hatz: "Einen Vierzylinder werden wir beim Macan sicherlich machen". In: automobil-produktion.de.
- ↑ FOCUS Online: Pkw: US-Rückruf bei VW. In: FOCUS Online. 18. Juli 2013 .
- ↑ http://www.tagesschau.de/wirtschaft/vwrueckruf100.html
- ↑ Automobilwoche 25. März 2013: Die deutschen Autobauer bekommen Schwierigkeiten in China - ist das ein Zufall oder Absicht der Regierung?
- ↑ Volkswagen ruft in Japan 91.000 Autos wegen DSG-Problemen zurück. In: autozeitung.de.
- ↑ Andre Tauber: Rückruf: Volkswagen erleidet schweren Getriebeschaden - DIE WELT. In: DIE WELT. 14. November 2013 .
- ↑ SPIEGEL ONLINE, Hamburg, Germany: Rückrufaktion: Was betroffene VW-Kunden jetzt wissen müssen. In: SPIEGEL ONLINE. 14. November 2013 .
- ↑ Volkswagen Passat slut som taxi. In: Teknikens Värld.