„Camargue“ – Versionsunterschied

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Die Camargue als Landschaftseinheit, [[Französische Sprache|franz.:]] ''Plaine de la Camargue'', darf nicht mit dem [[Regionaler Naturpark Camargue|Regionalen Naturpark Camargue]] ([[Französische Sprache|franz.:]] ''Parc naturel régional de Camargue'') verwechselt werden. Die ''Plaine de la Camargue'' oder '''Grande Camargue''' wird von den beiden Rhônearmen begrenzt. Von der Mitte nach Süden, wohin also wenig [[Sedimentation|Flusssedimente]] gelangt sind, ist sie durch zahlreiche Lagunen, deren größte [[Étang de Vaccarès]] heißt, in kleine Halbinseln und Inseln zergliedert.
Die Camargue als Landschaftseinheit, [[Französische Sprache|franz.:]] ''Plaine de la Camargue'', darf nicht mit dem [[Regionaler Naturpark Camargue|Regionalen Naturpark Camargue]] ([[Französische Sprache|franz.:]] ''Parc naturel régional de Camargue'') verwechselt werden. Die ''Plaine de la Camargue'' oder '''Grande Camargue''' wird von den beiden Rhônearmen begrenzt. Von der Mitte nach Süden, wohin also wenig [[Sedimentation|Flusssedimente]] gelangt sind, ist sie durch zahlreiche Lagunen, deren größte [[Étang de Vaccarès]] heißt, in kleine Halbinseln und Inseln zergliedert.


In einer erweiterten Definition (etwa in der französischen Wikipedia) wird die [[Kleine Camargue]] westlich des Deltas mit hinzugerechnet, und ein Landstreifen am Ostufer der Großen Rhone (''le [[Grand Rhône]]'') mit dem ''Plan du Bourg'' und dem Sumpfgebiet ''Marais du Viguerat''. Zu den Rhônearmen hin ist die Camargue völlig eingedeicht, die früher üblichen und zur Bildung der Landschaft beitragenden Überschwemmungen finden somit nicht mehr statt. Daraus resultieren zum Teil Probleme mit der Versalzung der Böden. Die Flora in der südlichen Camargue, wo keine landwirtschaftliche Nutzung mehr erfolgt, ist von Pflanzen bestimmt, die mit [[Brackwasser]] zurechtkommen, wie [[Röhricht|Schilf]], [[Tamarisken]] und dem [[Queller]] (''salicorne''). gehört fast vollständig zum Gemeindegebiet von [[Arles]], wodurch Arles zur flächenmäßig größten [[Gemeinde (Frankreich)|Gemeinde Frankreichs]] geworden ist.
In einer erweiterten Definition (etwa in der französischen Wikipedia) wird die [[Kleine Camargue]] westlich des Deltas mit hinzugerechnet, und ein Landstreifen am Ostufer der Großen Rhone (''le [[Grand Rhône]]'') mit dem ''Plan du Bourg'' und dem Sumpfgebiet ''Marais du Viguerat''. Zu den Rhônearmen hin ist die Camargue völlig eingedeicht, die früher üblichen und zur Bildung der Landschaft beitragenden Überschwemmungen finden somit nicht mehr statt. Daraus resultieren zum Teil Probleme mit der Versalzung der Böden. Die Flora in der südlichen Camargue, wo keine landwirtschaftliche Nutzung mehr erfolgt, ist von Pflanzen bestimmt, die mit [[Brackwasser]] zurechtkommen, wie [[Röhricht|Schilf]], [[Tamarisken]] und dem [[Queller]] (''salicorne''). Sie gehört fast vollständig zum Gemeindegebiet von [[Arles]], wodurch Arles zur flächenmäßig größten [[Gemeinde (Frankreich)|Gemeinde Frankreichs]] geworden ist.


== Wirtschaft ==
== Wirtschaft ==
Der größte Teil der Camargue wird landwirtschaftlich zum [[Gemüse]]-, [[Obst]]- und [[Reis]]anbau sowie zur [[Viehzucht]] genutzt. Seit dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] gibt es einigen [[Reis]]­anbau auf Flächen, die früher mit [[Röhricht]] bestanden waren. Der hauptsächlich aus [[Marsch (Schwemmland)|Schwemmland]] bestehende Boden bietet günstige Bedingungen dafür. Südlich von [[Salin-de-Giraud]] wird fast das gesamte Gebiet von [[Meersalz|Meerwassersaline]]n, die sich bereits im Jahr 1856 zum Verband der ''Salins-du-Midi'' zusammengeschlossen haben, belegt. Bekannt ist diese auch für die Gewinnung des [[Fleur de Sel]].
Der größte Teil der Camargue wird landwirtschaftlich zum [[Gemüse]]-, [[Obst]]- und [[Reis]]anbau sowie zur [[Viehzucht]] genutzt. Seit dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] wird Reis auf Flächen, die früher mit [[Röhricht]] bestanden waren, angebaut. Der hauptsächlich aus [[Marsch (Schwemmland)|Schwemmland]] bestehende Boden bietet günstige Bedingungen dafür. Südlich von [[Salin-de-Giraud]] wird fast das gesamte Gebiet von [[Meersalz|Meerwassersaline]]n, die sich bereits im Jahr 1856 zum Verband der ''Salins-du-Midi'' zusammengeschlossen haben, belegt. Bekannt ist diese auch für die Gewinnung des [[Fleur de Sel]].


== Naturschutzgebiet ==
== Naturschutzgebiet ==
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Touristische Attraktionen sind die wildlebenden Herden der weißen [[Camargue-Pferd]]e, einer nur hier vorkommenden Pferderasse, sowie die teilweise sehr großen Herden der Camargue-Stiere. Diese werden bei den größtenteils unblutigen [[Stierkampf#Stierkampf in Frankreich (Courses de taureaux = Stierrennen)|Stierkämpfe]] in den Arenen der Provence eingesetzt. Ihr Fleisch (französisch ''taureau'', auch ''toro'') ist eine Spezialität der provenzalischen Küche. Pferde und Stiere leben im Freien, sie haben aber Besitzer und tragen entsprechende Brandzeichen; es sind also keine wilden Tiere.
Touristische Attraktionen sind die wildlebenden Herden der weißen [[Camargue-Pferd]]e, einer nur hier vorkommenden Pferderasse, sowie die teilweise sehr großen Herden der Camargue-Stiere. Diese werden bei den größtenteils unblutigen [[Stierkampf#Stierkampf in Frankreich (Courses de taureaux = Stierrennen)|Stierkämpfe]] in den Arenen der Provence eingesetzt. Ihr Fleisch (französisch ''taureau'', auch ''toro'') ist eine Spezialität der provenzalischen Küche. Pferde und Stiere leben im Freien, sie haben aber Besitzer und tragen entsprechende Brandzeichen; es sind also keine wilden Tiere.


Einen Überblick über die [[Fauna]] der Camargue kann man sich verschaffen im ''[[Museum der Camargue|Musée de la Camargue]]'' an der Straße von Arles nach Les Saintes-Maries-de-la-Mer, oder aber in der Beobachtungsstation ''La Capelière'' am Ostufer des Étang de Vaccarès. Dort kann man in verdeckten Unterständen Vögel und andere Wildtiere beobachten, soweit die Jahreszeit und das Klima die flachen Weiher nicht ausgetrocknet haben.
Einen Überblick über die [[Fauna]] der Camargue kann man sich im ''[[Museum der Camargue|Musée de la Camargue]]'' an der Straße von Arles nach Les Saintes-Maries-de-la-Mer, oder aber in der Beobachtungsstation ''La Capelière'' am Ostufer des Étang de Vaccarès verschaffen. Dort kann man in verdeckten Unterständen Vögel und andere Wildtiere beobachten, soweit die Jahreszeit und das Klima die flachen Weiher nicht ausgetrocknet haben.


== Geschichte ==
== Geschichte ==
Das Sumpfgebiet der Camargue war in antiker und mittelalterlicher Zeit kaum besiedelt; Hirten weideten dort manchmal Schafe und Ziegen. Möglichkeiten zur agrarischen Nutzung der Böden wurden erst im 19. Jahrhundert erkannt; Kanäle wurden ausgehoben und entwässerten das Flachland. Über die teilweise sehr elenden Lebensbedingungen der Viehhirten in alten Zeiten und andere kulturelle Aspekte der Camargue kann man sich im ''Museon Arlaten'' in Arles informieren (z. Z. wegen Renovierung geschlossen, vorgesehene Neueröffnung: 2018). Die Hirten mussten in den ''[[Cabane]]s'' leben, kleinen, riedgedeckten Schuppen, die man vereinzelt heute noch sieht.
Das Sumpfgebiet der Camargue war in antiker und mittelalterlicher Zeit kaum besiedelt; Hirten weideten dort manchmal Schafe und Ziegen. Die Möglichkeiten zur agrarischen Nutzung der Böden wurden erst im 19. Jahrhundert erkannt; Kanäle wurden ausgehoben und entwässerten das Flachland. Über die teilweise sehr elenden Lebensbedingungen der Viehhirten in alten Zeiten und andere kulturelle Aspekte der Camargue kann man sich im ''Museon Arlaten'' in Arles informieren (z. Z. wegen Renovierung geschlossen, vorgesehene Neueröffnung: 2018). Die Hirten mussten in den ''[[Cabane]]s'' leben, kleinen, riedgedeckten Schuppen, die man vereinzelt heute noch sieht.


== Kulturelle Sehenswürdigkeiten ==
== Kulturelle Sehenswürdigkeiten ==

Version vom 14. Mai 2017, 21:35 Uhr

Camargue und Petite Camargue

Die Camargue ist eine je nach Definition ca. 600 km², 930 km² oder 1500 km² große Schwemmlandebene in der Provence (genauer in der Basse-Provence) im Süden Frankreichs. Nach der engeren Definition ist sie nur das von den beiden Mündungsarmen des Rhône-Deltas begrenzte Gebiet,[1] dann liegt die Camargue im Rhonedelta, oder umfasst auch mehr oder weniger große Flächen westlich und östlich davon, dann liegt das Rhonedelta in der Camargue.

Geografie

Landschaft der Camargue

Die Camargue als Landschaftseinheit, franz.: Plaine de la Camargue, darf nicht mit dem Regionalen Naturpark Camargue (franz.: Parc naturel régional de Camargue) verwechselt werden. Die Plaine de la Camargue oder Grande Camargue wird von den beiden Rhônearmen begrenzt. Von der Mitte nach Süden, wohin also wenig Flusssedimente gelangt sind, ist sie durch zahlreiche Lagunen, deren größte Étang de Vaccarès heißt, in kleine Halbinseln und Inseln zergliedert.

In einer erweiterten Definition (etwa in der französischen Wikipedia) wird die Kleine Camargue westlich des Deltas mit hinzugerechnet, und ein Landstreifen am Ostufer der Großen Rhone (le Grand Rhône) mit dem Plan du Bourg und dem Sumpfgebiet Marais du Viguerat. Zu den Rhônearmen hin ist die Camargue völlig eingedeicht, die früher üblichen und zur Bildung der Landschaft beitragenden Überschwemmungen finden somit nicht mehr statt. Daraus resultieren zum Teil Probleme mit der Versalzung der Böden. Die Flora in der südlichen Camargue, wo keine landwirtschaftliche Nutzung mehr erfolgt, ist von Pflanzen bestimmt, die mit Brackwasser zurechtkommen, wie Schilf, Tamarisken und dem Queller (salicorne). Sie gehört fast vollständig zum Gemeindegebiet von Arles, wodurch Arles zur flächenmäßig größten Gemeinde Frankreichs geworden ist.

Wirtschaft

Der größte Teil der Camargue wird landwirtschaftlich zum Gemüse-, Obst- und Reisanbau sowie zur Viehzucht genutzt. Seit dem Zweiten Weltkrieg wird Reis auf Flächen, die früher mit Röhricht bestanden waren, angebaut. Der hauptsächlich aus Schwemmland bestehende Boden bietet günstige Bedingungen dafür. Südlich von Salin-de-Giraud wird fast das gesamte Gebiet von Meerwassersalinen, die sich bereits im Jahr 1856 zum Verband der Salins-du-Midi zusammengeschlossen haben, belegt. Bekannt ist diese auch für die Gewinnung des Fleur de Sel.

Naturschutzgebiet

Flamingos in der Camargue
Camargue-Pferde
Camargue-Stiere

Bekannt ist die Camargue vor allem als Naturschutzgebiet. Während fast die gesamte Camargue (im deutschen Sinn) Landschaftsschutzgebiet (1970: Regionaler Naturpark Camargue, 86.300 ha) ist, besteht das Naturschutzgebiet (1927: réserve naturelle nationale, 13.117 ha) nur aus dem Étang de Vaccarès und dem südlich davon liegenden Streifen zum Meer. Im Naturschutzgebiet lebt eine mit 400 Arten reiche Wasservogelwelt (z. B. Großer Flamingo). Der Étang de Vaccarès ist der größte der zahlreichen sehr flachen Seen (französisch étang), die die für die Camargue typische Landschaft prägen.

Touristische Attraktionen sind die wildlebenden Herden der weißen Camargue-Pferde, einer nur hier vorkommenden Pferderasse, sowie die teilweise sehr großen Herden der Camargue-Stiere. Diese werden bei den größtenteils unblutigen Stierkämpfe in den Arenen der Provence eingesetzt. Ihr Fleisch (französisch taureau, auch toro) ist eine Spezialität der provenzalischen Küche. Pferde und Stiere leben im Freien, sie haben aber Besitzer und tragen entsprechende Brandzeichen; es sind also keine wilden Tiere.

Einen Überblick über die Fauna der Camargue kann man sich im Musée de la Camargue an der Straße von Arles nach Les Saintes-Maries-de-la-Mer, oder aber in der Beobachtungsstation La Capelière am Ostufer des Étang de Vaccarès verschaffen. Dort kann man in verdeckten Unterständen Vögel und andere Wildtiere beobachten, soweit die Jahreszeit und das Klima die flachen Weiher nicht ausgetrocknet haben.

Geschichte

Das Sumpfgebiet der Camargue war in antiker und mittelalterlicher Zeit kaum besiedelt; Hirten weideten dort manchmal Schafe und Ziegen. Die Möglichkeiten zur agrarischen Nutzung der Böden wurden erst im 19. Jahrhundert erkannt; Kanäle wurden ausgehoben und entwässerten das Flachland. Über die teilweise sehr elenden Lebensbedingungen der Viehhirten in alten Zeiten und andere kulturelle Aspekte der Camargue kann man sich im Museon Arlaten in Arles informieren (z. Z. wegen Renovierung geschlossen, vorgesehene Neueröffnung: 2018). Die Hirten mussten in den Cabanes leben, kleinen, riedgedeckten Schuppen, die man vereinzelt heute noch sieht.

Kulturelle Sehenswürdigkeiten

Neben der von Ludwig dem Heiligen anlässlich der Planungen für den 6. Kreuzzug in der Mitte des 13. Jahrhunderts ausgebauten Festungsstadt Aigues Mortes (ca. 8.500 Einwohner) ist der Wallfahrtsort Saintes-Maries-de-la-Mer (ca. 2.500 Einwohner) die größte Stadt in der Camargue. Hier steht eine alte Kirche, deren Gründungsgeschichte bis ins 9. Jahrhundert zurückreicht, die aber erst im 14. Jahrhundert gegen Übergriffe maurischer Piraten zu einer imposanten Wehrkirche umgebaut wurde; diese birgt angeblich die Reliquien der hl. Maria Jakobäa und der hl. Maria Salome. Daneben gibt es ein Theater und drei kleinere Museen.

Sonstiges

  • Vincent van Gogh, der von Februar 1888 bis Mai 1889 in Arles lebte und arbeitete, hat im Jahr 1888 mehrere Bilder und Zeichnungen in Saintes-Maries-de-la-Mer angefertigt.
  • Die Camargue ist die Heimat mehrerer Musiker-Familien, zum Beispiel die der Reyes und die der Baliardo. Am bekanntesten sind Manitas de Plata und die Gipsy Kings.
  • Das Buch Duell in Vaccares von Alistair MacLean und die gleichnamige Verfilmung, in denen die Wallfahrt der Roma nach Saintes-Maries-de-la-Mer ein plottragendes Element ist, spielen teilweise in der Camargue.

Literatur

  • Gregor Faller: Die Camargue – Rosa Flamingos, weiße Pferde, schwarze Stiere. Wolf, Magdeburg 2015, ISBN 978-3894322717.
Commons: Camargue – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wikivoyage: Camargue – Reiseführer

Einzelnachweise

  1. Larousse: Camargue – Région de Provence (Bouches-du-Rhône), comprise entre les deux bras principaux du delta du Rhône.

Koordinaten: 43° 37′ N, 4° 33′ O