Samojede (Hunderasse)

Samoyeden (Samoiedskaïa Sabaka, Samojede; gelegentlich auch unkorrekt als "Samoyedenspitz" bezeichnet) sind eine mittelgroße nordische Gebrauchshundrasse, die vor langer Zeit im Westen Sibiriens vom Volk der Samojeden gezüchtet wurden; nach diesem Volk wurde die Hunderasse auch später benannt, als Ernest Kilburn-Scott ab 1894 erste Exemplare nach England brachte und mit dem Züchten der ab 1913 offiziell anerkannten Rasse begann.

Rassestandard

Foto vom Kopf eines weiblichen Samoyeden im Alter von ca. einem Jahr, aufgenommen im Juli 2003 in Deutschland

Die Rasse der Samoyeden ist unter der FCI-Nummer 212 (FCI-Standard-Nr. 212 / 22.07.1997 / D) in der Gruppe 5, Spitze und Hunde vom Urtyp, Sektion 1.2, Nordische Schlittenhunde registriert. Der Rassestandard beschreibt das allgemeine Erscheinungsbild eines Samoyeden als ein Tier, das "den Eindruck von Kraft, Ausdauer, Geschmeidigkeit, Würde und Selbstvertrauen gepaart mit Charme vermittelt". Als charakteristisches Merkmal wird das so genannte "Lächeln" des Samoyeden genannt; dieser für Hunde ungewöhnliche Gesichtsausdruck wird erzeugt durch die Kombination der Augenform und -stellung mit den in sanfter Kurve nach oben gerichteten Lefzenwinkeln.

Der Rassestandard beschreibt den Charakter des Samoyeden als "freundlich, aufgeschlossen, munter und lebhaft mit sehr gering ausgeprägtem Jagdinstinkt" und "sehr gesellig"; Samoyeden sollen keinesfalls scheu oder aggressiv auftreten. Trotz ihrer früheren Nutzung gelten sie heute als ungeeignet in der Funktion als Wachhund.

Der Kopf soll kräftig und keilförmig, der Hals kräftig und mittellang sein. Der Körper ist etwas länger als hoch; tief und kompakt, dabei jedoch geschmeidig. Die Rute soll ziemlich hoch angesetzt sein und wird "in der Bewegung oder in aufmerksamer Haltung [..] vom Ansatz an über den Rücken oder zur Seite gebogen getragen, darf aber in Ruhestellung herabhängen".

Ein besonderes Merkmal des Samoyeden ist das Haarkleid, das "üppig, dick, elastisch und dicht" sein soll; es diente ursprünglich als natürlicher Schutz im Polarklima. Das Fell ist rein weiß, weiß und beige oder cremefarben. Die ursprünglichen Samoyeden-Hunde traten auch in anderen Fellfärbungen wie braun oder schwarz auf, dies entspricht jedoch nicht dem heutigen Zuchtstandard.

Die ideale Widerristhöhe eines Samoyeden liegt bei 57 cm (Rüden) bzw. 53 cm (Hündinnen), wobei jeweils eine Abweichung von 3 cm nach oben oder nach unten toleriert wird. Der Rüde wiegt zwischen 20 und 25 Kilogramm, die Hündin zwischen 16 und 20 Kilogramm.

Einige ausschließende Fehler disqualifizieren Individuen vom Zuchstandard; dazu gehören beispielsweise blaue oder verschiedenfarbene Augen, nicht aufrecht stehende Ohren, eine standardwidrige Fellfarbe oder eine scheue oder aggressive Veranlagung.

Der amerikanische Zuchtstandard (AKC Standard des American Kennel Club) entspricht in etwa den FCI-Richtlinien.

Einen leicht abweichenden Zuchtstandard gibt es in Großbritannien; der UK Samoyed Standard des Kennel Club beschreibt etwas kompaktere Tiere mit einer Widerristhöhe von 51-56 cm (20-22 ins, Rüden) bzw. 46-51 cm (18-20 ins, Hündinnen).

Züchtung und Nutzung

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Foto von einem Samoyeden, aufgenommen im Juli 2002, Spanien

Samoyeden-Hunde wurden von dem Volksstamm der Samojeden ursprünglich verwendet als Arbeitshunds, Schlittenhunde, Hütehunde und Wachhunde. Erna Bossi beschreibt in Ihrem Buch Der Samojede die frühere Nutzung dieser nordischen Hunderasse: "Sie hüteten ihre Rentierherden, verteidigten sie gegen angreifende Wölfe und Bären und waren ihre Jagdgefährten. Manchmal wurden sie auch vor die Schlitten gespannt. [...] Mensch und Tier waren aufeinander angewiesen und lebten in engster Gemeinschaft miteinander [...]. Nachts durften die Hunde auch mit ins Zelt und dienten als Bettwärmer. Sie galten als vollwertige Mitglieder der Familie".

Im 19. und 20. Jahrhundert wurden Samoyeden-Hunde von europäischen und amerikanischen Forschern in Arktis und Antarktis als Schlittenhunde genutzt. Eine frühe Erwähnung der Vorfahren heutiger Samoyeden findet sich in den Berichten zur gescheiterten Nordpol-Expedition von Fritjof Nansen von 1894; die Tiere werden als sehr ausdauernd beschrieben, sie könnten 95 Kilometer in einer Strecke zurücklegen, ohne gefüttert zu werden. Bei der Expedition von Roald Amundsen von 1911 erlangte der Samoyeden-Hund erstmals eine gewisse Berühmtheit: Er war das erste Nutztier, das den Südpol erreichte. In der konkurrierenden Südpol-Expedition von Robert Falcon-Scott von 1991 wurden vor allem Ponys verwendet, was als einer der Gründe für das Scheitern dieser Expedition angesehen wird.

R. F. Scotts Bruder, Ernest Kilburn-Scott, brachte 1894 erste Exemplare nach England und begann mit dem Züchten; Kilburn-Scott gilt daher auch als Begründer der Samoyedenzucht; sein Entwurf für einen Rassestandard sah zwei Typen von Samoyeden vor: Der eine war etwas hochbeinig, aber stabil gebaut, das Fell war schneeweiß; der andere war ein bärenhafter Typ mit kleinen, gut behaarten Ohren und kräftigen Pfoten mit dicken Ballen. Diese Grundtypen finden sich, im Rahmen des durch den Zuchtstandard zulässigen, in Grundzügen auch heute noch.

Erste Exemplare gelangen etwa 1904 in die Vereinigten Staaten. 1913 wurden Samoyeden offiziell als Hunderasse anerkannt. 1923 wurde in den USA als erster Zuchtverein der Samoyed Club of America gegründet. Eine intensive Zucht begann in den ersten Nachkriegsjahren etwa ab 1946, die Popularität der Samoyeden nahm jedoch erst ab etwa 1956 in nennenswertem Ausmaß zu.

In Deutschland ist der 1968 gegründete Deutsche Club nordischer Hunderassen (DCNH) für die Einhaltung der Zuchtstandards zuständig.

Samoyeden werden auch in Australien, Dänemark, Finnland, Deutschland, den Niederlanden, Irland, Italien, Neuseeland, Spanien, Schweden, Norwegen, Dänemark und seit einiger Zeit auch in Spanien in grösserem Umfang gezüchtet. Sogar in Zimbabwe gibt es einen kleinen Zwinger; die dort gezüchteten Tiere sollen sich den klimatischen Gegebenheiten erstaunlich gut angepasst haben.

Obwohl Samoyeden eigentlich Arbeitshunde sind, werden sie heute hauptsächlich als Haus-, Familien- oder Ausstellungshunde sowie gelegentlich im Hundesport, beispielsweise in Agility, mit gutem Erfolg eingesetzt. Seltener werden sie als Schlittenhunde bei Schlittenhunderennen (Mushing) verwendet, da sie zwar sehr ausdauerd, aber weniger schnell als Huskys und weniger kräftig als Malamutes sind.

Samoyeden können sowohl die Begleithunde- als auch die Rettungshundeprüfung ablegen und als Sanitätshunde oder Lawinenhunde eingesetzt werden, sie sind jedoch als Wach- oder Schutzhunde eher ungeeignet, da sie auch fremden Menschen gegenüber freundlich und aufgeschlossen sind.

Quellen

  • Erna Bossi: Der Samoyede. Idealer Familienhund und unermüdlicher Schlittenhund. Sein Ursprung und seine Geschichte. Verlag Erna Bossi (2000) - das einzige deutschsprachige Buch zu Samoyeden.
  • Betsy Sikora Siino: Samoyeds. Everything About Purchase, Care, Nutrition, Grooming, Behavior, and Training (Barron's Educational Series; 1998), ISBN: 0764101757 (englischsprachig).
  • Pamela Taylor: The Samoyed Today. Howell Books (2000), ISBN: 076456112X (englischsprachig).
  • Eva-Maria Krämer: Der neue Kosmos-Hundeführer. Kosmos (4. Auflage, 2000), S. 185, ISBN: 3-440-07772-1.